Staatl. Fachingen. Seit 275 Jahren. - Georg Schwedt - E-Book

Staatl. Fachingen. Seit 275 Jahren. E-Book

Georg Schwedt

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Beschreibung

Die Berichte zum FACHINGER MINERALWASSER beginnen mit dem Gutachten des Amtsphysikus Dr. FORELL im Oktober 1742 an die Dillenburger Regierung. Seit dem 18. Jahrhundert haben zahlreiche bedeutende Mediziner, u.a. Christoph Wilhelm HUFELAND (1820) und Emil PFEIFFER (1905), sowie Chemiker Karl Gustav BISCHOF (1826; Geochemiker der Universität Bonn) und Carl Remigius FRESENIUS (1857), Gründer des gleichnamigen Institutes, ausführlich über das FACHINGER MINERALWASSER berichtet. Aus ihren Veröffentlichungen und aus enzyklopädischen bzw. balneologischen Werken bis zum ersten Deutschen Bäderbuch von 1907 werden Texte zitiert und ausführlich erläutert.

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Inhalt.

VORWORT

J. F. EBERHARD

Entdeckung und Beschreibung des berühmten

Fachinger Sauerbrunnens (o.J.)

1749 J. C. W. MOGEN

1752 J. P. BURGGRAVE

1768 J. F. ZÜCKERT

1791 M. G. THILENIUS

1793 K. A. ZWIERLEIN

1799 F. DIEL

1820 CH. W. HUFELAND

1820 M. SCHAD (Gedicht)

1824 J. G. KRÜNITZ: Enzyklopädie

1826 K. G. BISCHOF

1834 Nachrichten von dem Fachinger Mineralwasser

1857 C. R. FRESENIUS

1905 E. PFEIFFER

1907 Deutsches Bäderbuch

LITERATUR

Vorwort.

Das älteste Dokument über die Fachinger Mineralquellen ist das Gutachten vom Amtsphysikus Dr. FORELL im Oktober 1742 an die Dillenburger Regierung.

Wenige Jahre später erschien eine Dissertation, angefertigt in der Universität Jena, über die Wirkungen dieses Mineralwassers. Es folgten noch im 18. Jahrhundert weitere Berichte über aktuelle Untersuchungen – u.a. verbunden mit dem Namen SENCKENBERG in Frankfurt am Main. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Wasseranalytik ganz entscheidend, so dass die Ergebnisse der Analysen zuverlässiger wurden.

An Namen sind vor allem der Chemieprofessor BISCHOF von der Universität Bonn und Professor Remigius FRESENIUS mit seinem bis heute bestehenden Institut – damals in Wiesbaden – zu nennen.

Berichte bedeutender Ärzte – u.a. vom Erfinder der Hoffmanns-Tropfen, des Professors Friedrich HOFFMANN von der Universität Halle – werden ebenso zitiert wie Beschreibungen aus sehr verbreiteten Enzyklopädien dieser Zeit.

Auch die „Abschrift aus den Akten des Oranien-Nassauischen Geh. Regierungsrates Jakob Friedrich EBERHARD“ (1722-1791) über die „Entdeckung und Beschreibung des berühmten Fachinger Sauerbrunnens“ ist Teil dieses Buches – 275 Jahre nach dem eingangs genannten Gutachten von FORELL.

Im Oktober 2016 erhielt das Selterswasser Museum in Niederselters von einem niederländischen Taucher und Meeresarchäologen von der Insel Texel mehrere etwa 200 Jahre alte Mineralwasser-Krüge, darunter auch einen Krug mit der Umschrift FACHINGEN. Aus den folgenden Berichten geht hervor, dass solche Krüge von Holland u.a. bis nach Ostindien verschickt wurden – und zur Überprüfung der Haltbarkeit des Wassers auch nach Holland zurückkehrten.

Prof. Georg Schwedt, Bonn, im Juni 2017

INHALT:

„Und die Erfahrenheit lehrt, daß öfters keine Cur,

Kein Mittel besser sey, als Wasser und Natur!“

Dieses vortreffliche Wasser wird dermalen durch ganz Europa, und gar bis in die anderen Weltteile verführet und hat an Geschmack und Gesundheit wenig seines gleichen. – Ich bin noch ein Augenzeuge von seiner Entdeckung und der ersten Einrichtung des Brunnens gewesen. Um so mehr halte ich es für Pflicht, die mir aufgetragen gewesene, bisher verhinderte Beschreibung davon zu machen. – Das Nassauische Land macht sich schon in den ältesten Zeiten, wie die Urkunden beweisen, in Ansehung der Bergwerke vor andern merkwürdig. Es enthält fast alle Arten von Metall, das seine Berge zeugen, woraus zugleich die herrlichsten Wasser entspringen, und die auch zum Theil vortreffliche Weine geben …. Ich gedenke vor allem des unvergleichbaren Gückinger rothen Weines, der in der Flasch von Natur, wie der Champagner müsiret, und sie oft gar mit großem Krachen wie ein Pistolenschuß zersprenget. Er unterscheidet sich in der Farbe, in dem Geschmack und der Stärke von allen Lahnweinen, und in guten Jahren glaubt man nicht, daß er da zu Hause sey. In dem Berge selbst will man bey der Anrottung kleine gediegene Goldkörner gefunden haben. Das durfte ich, nach der Glaubwürdigkeit des Zeugen, und zu Ehren der Landmannschaft, auch nicht verschweigen … Fachingen ist nun der Ort, da unser Gesundbrunnen dicht an der Lahn entspringt. Dieses Dorf liegt nahe dabei, und von demselben heißt es das

„Fachinger Wasser“.

Aber auch die Stadt Dietz ist von dem Gesundbrunnen, wenn man den schönen Fußpfad von Fachingen durch die Wiesen gehet, sodann über die Lahn fährt, und den Weg der Sträcke nach mit aller Bequemlichkeit fort nimmt, kaum eine Viertelstunde entfernt. Bleibt man aber diesseits der Lahn, und gehet über den Berg zu Lande nach Dietz, so bringt man nach der Gemächlichkeit damit eine ½ Stunde zu. Dieser Wechsel hat überaus viel angenehmes. Brunnengäste können aus der Stadt ganz zu Wasser bis an den Brunnen fahren, und daselbst aussteigen; oder, wenn sie zu Fuß gehen wollen, ohne sich zu erhitzen, den kürzesten Weg auf der Ebene zwischen Gärten und durch Wiesen – sehr angenehm dahin – und den längeren über den Berg durch den Wald bey dem Dorfe Birlenbach vorbey zurücknehmen. Man hat hier sowohl zur Gemächlichkeit, als Gesundheit die Wahl; und wenn die Kunst der Natur zu Hilfe kommt, so könnten alle die Wege noch weit annehmlicher gemacht, und ihnen soviel Bequemlichkeit, als Mannichfaltigkeit, und Verschönerung gegeben werden … Ohne von dem Dorf Fachingen, und seinen Altertümern, der Clause daselbst, einem ehemaligen Kloster, und seinem vortrefflichen Weinbau vorzeiten, den der Herr Brunnenverwalter Herborn wieder herzustellen suchte, noch von dem Flore, wohin dieser Ort vorhin gestanden, und den er wieder erlangen kann, weiter etwas zu erwähnen, muß ich bey der Stadt Dietz einige Bemerkungen von mehrerer Zweckdienlichkeit machen. Von ihr heißt unser Gesundbrunnen auch das Dietzer Wasser.

Diese Stadt ist unstrittig eine der schönsten und regelmäßigsten weit und breit. In einem warmen, und fruchtbaren Thale hat ihr die Natur selbst ungemein viel Vorzüge gegeben, und sie reitzt jeden Frembden zum Aufenthalte. Sie theilet sich in die alte, und neue Stadt. Letztere ist zu Anfang dieses Jahrhunderts erbauet worden, und ich habe ihren Ursprung und Wachsthum noch größtenteils selbst gesehen. Erstere steiget in das entfernteste Alterthum. Sie hat noch Römisches Mauerwerk. Es sind Urnen, Steine mit Inschriften, Münzen und Römisches Werkzeug da gefunden worden. In einer merkwürdigen Urkunde beym Martene vom Jahre 790, worin auch Nassouga (Nassau) vorkommt, heißt sie Theodissa, und weiter fort das Dorf Dauborn oder wie es der Landmann noch recht ausspricht, Tabern, Tabernae, zum Zeichen des Römischen Ursprungs, wie dann auch das Dorf Altendiez auf der Höhe unweit der Stadt, so wie Altreipa an Rhein alta ripa, noch seine Römische Benennung hat und der Name Dietz, das in den ältesten Deutschen Urkunden Thedesse, und in den jungen Ditse heißt, endlich aus letzterem entstanden ist. – Man verzeihe mir diese Vaterländische Ausschweifung. – Ich komme nun wieder zum Fachinger oder Dietzer Wasser. Es lässet sich solches vorzüglich zu Dietz mit Gemächlichkeit, Vergnügen und Gesundheit, in dem Haine, oder Hahne, worin vermutlich ehedem ein Theut [allgemein: Denkmal] gestanden, dermalen einem der anmuthigsten Lustwälder gleich bey der Stadt, in seinen Alleen, und den andern schönen Spaziergängen trinken, und wird allda mit der besten Wirkung getrunken.

Die ganze Gegend ist eine der anmuthigsten und stellet allenthalben dem Natur und Geschichtsforscher einen nützlichen Gegenstand dar, dienet aber auch dem, der nicht denken und blos dem Wasser einen heilsamen Durchzug verschaffen will, zur Belustigung und Zerstreuung:

„Wie lange hat verdeckt der edle Trank geflossen,

Eh ihn ein Sterblicher zu seinem Heil genossen!

Mit frembden Wasser noch vermischt, und unbekannt,

Versenkte sich die Quell in lockern Kies und Sand.

Ihr Trieb u. freyen Lauf, ihr Ausbruch blieb gehemmet,

Und war mit Erde, Steine und Lette zugestemmet,

Doch zwang sie sich hindurch, und tröpfelte hervor,

Dem Auge Silberpracht, sanft rieselnd dem Ohr,

Bestrich, als wie mit Gold den Ranf der grauen Erde,

Und offenbarte sich nach ihrem innern Werthe.

So sprudelte die Quell am Ufer an der Lahn.

Und öffnete im Fluß weit stärker sich die Bahn.

Hier war der Schiffer es, der sie zuerst entdeckte,

Den dieser kühle Trunk, im Hut gefangen, schmeckte,

Der durstig und erhitzt ihn gierig zu sich nahm.

Und der auch noch vermischt ihm immer wohl bekam.

Ein solches Labsal war dies Wasser dem Gesunden.

Dem Kranken ward es auch bald heilerfüllt gefunden.

Zur Untersuchung gab den Antrieb und die Spur,

Ein Wundarzt, und der Ruf von eines Fischers Cur.“

Der Ursprung der Dinge ist und bleibt mehrentheils verborgen. Sie sind Anfangs klein, und entziehen sich der Aufmerksamkeit. Endlich entdecket sie ein Zufall, und man erkennet bereits ihren Nutzen, ohne zu wissen, wie die Entdeckung geschehen, und wer sie gethan. Eben die Bewandnis hat es mit unserem Gesundbrunnen. Niemand achtet auf diese vortreffliche Quell. Hier und da zeigten sich ähnliche, die entstunden und wieder vergingen. Ja sogar zu Dietz an der Ahr [Aar, linker Nebenfluss der Lahn, entspringt in Taunusstein] hatte man eine solche mineralische Quelle eingefaßt, die, wie die Fachinger, einen eisenhaltigen Ocker anlegte, und ein angenehmes Sauerwasser war, das Kranken und Gesunden wohl bekam, aber nicht beständig, und stark genug floß. Dermalen ist nichts mehr davon zu sehen. Die Quelle zu Fachingen hielt an, und verlor sich zu keiner Zeit. Den ältesten Leuten war sie als ein vortreffliches Sauerwasser bekannt. Die Eigenthümer der Wiesen, und die vorbeifahrenden Schiffer labten sich oft an derselben. Nur war sie zu einer Zeit reiner und stärker, als zur andern, nachdem das Berg- und Lahnwasser sich mehr oder weniger mit ihr vermischte, und ihr den freyen Ausbruch lies. Endlich kam ein Schiffmann aus Cöln, der eine lange und beschwerliche Verstopfung des Leibes hatte, und trank in seinen Durst reichlich von diesem Wasser. Es schaffte ihm Oeffnung, und er pries es über alle Arzneien. Mehrere Kranke bedienten sich seiner und wurden gesund. - Der Gerichtsschöpfe und Chirurgus Bender zu Dietz trug nicht wenig zum Gebrauche und zur Aufraumung des Brunnens bey. Es entdeckten sich mehrere, und starke Quellen, die gut befunden wurden. Nun kam das „Fachinger Wasser“ in den Ruf. Es war leichter, und in Menge zu haben. Aber nun wollte es auch ein jeder trinken, und es ward von allen umliegenden Orten so stark geholet, daß der Brunnen vom Morgen bis in die Nacht nicht mehr leer war, und die Leute sich fast wie beym Teiche Bethesda zudrangen. Diese Beschaffenheit mit demselben hatte es in den Jahren 1745 und 46 Ausweis der erstatteten pflichtmäßigen Berichte. Das ist der Anfang, da dieser Gesundbrunnen, wo nicht entdecket, doch zuerst recht bekannt, und als ein Heilwasser gebraucht wurde. Besonders zeigte es seine Kraft in Brust- und Nierenbeschwehrungen, und vornähmlich in hartnäckigen Verstopfungen des Unterleibes. Eine Frau, die mit letzterem behaftet war, sagte zu seinem Ruhm: Das Fachinger Wasser verschaffte ihr eine solche Oeffnung, daß, wenn sie auf dem Guckenberge [die Anhöhe vor der Stadt, wenn man von Fachingen kommt], stünde, sie Bomben in Dietz werfen könnte. – Noch war das Wasser nicht ganz rein, und zeigte sich gleichwohl so wirksam. Man hatte Erde und Steine, welche den Brunnen verstopften, nur etwas weggeräumt; da brachen verschiedene Quellen hervor, die stark, aber doch immer mit wildem Wasser vermischt waren. Die Landesregierung verfügte nun die Probierung und Fassung des Brunnens. Dem Dr. Forell, einem erfahrenen Arzte, der verschiedene gute Einrichtungen zu Embs mit dem Bad- und Trinkwasser gemacht hatte, geschah der Auftrag; und er probierte den Fachinger Brunnen, wie er damals war. Aus 3 Schoppen brachte er auf dem Feuer 42 Gramm [oder Gran?] ächtes alcalisches Salz heraus, und eine weisgrauliche Erde 6 bis 7 Gramm schwehr, worin er damals kein Eisen- und Stahlteilchen entdecken konnte. Nach der Wasserwage war es überaus leicht, und sehr geistreich. Er fand etwas Weniges von Schwefel und mehr von einem heilsam, ätherisch flüchtigen Vitriol darin. Er schloß aus diesen Bestandtheilen auf seinen reitzenden angenehmen säuerlichen Geschmack, und seine vortreffliche eröffnende Kraft und hielt es für eines der besten Heilwasser in Deutschland.

„Nun spürte man recht nach, und fand die ächte Quell.

Sie theilte sich, und sprang doch immer stark und hell;

Nur daß sie in dem Lauf vom wilden Wasser litte,

Das ihr die Reinigkeit und Schärfe noch bestritte.

Ihr Ursprung senkte sich zur Erde tief hinein:

Daher umgrub man sie, um sie bequem, und rein

Vom andern Wasser frey, am rechten Ort zu fassen.

Allein man mußte bald die Arbeit unterlassen.

Es stieg aus dieser Höhl ein dicker Schwefelduft

und raubte jedem fast den Athem und die Luft.

Es traute keiner mehr, den Boden zu betreten,

Der Handwerksmann entfloh, und suchte sich zu retten.

Die Grube war schon groß, auch mancher unverzagt,