Star Trek - Classic: Die Enterbten - Peter David - E-Book

Star Trek - Classic: Die Enterbten E-Book

DAVID PETER

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Beschreibung

Kann die Enterprise den Bau einer Superwaffe verhindern?

Die Föderationskolonien in den Xaridia-Systemen werden angegriffen und gnadenlos verwüstet. Als die Enterprise eintrifft, kommt es zum Kampf, doch Captain Kirk muss die bittere Erfahrung machen, dass sein Raumschiff den kleinen Flitzern und ihren Kamikaze-Piloten nicht gewachsen ist. Spock entdeckt, dass eine der angegriffenen Kolonien vor der Zerstörung geplündert wurde. Dabei wurde Technologie entwendet, die zum Bau einer gefährlichen Waffe benutzt werden kann.

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Die Föderationskolonien in den Xaridia-Systemen werden von Aliens angegriffen und gnadenlos verwüstet. Als die Enterprise eintrifft, kommt es zum Kampf. Doch Captain Kirk muss die bittere Erfahrung machen, dass sein Raumschiff den kleinen Flitzern und ihren Kamikaze-Piloten kaum gewachsen ist.

Währenddessen erfüllt Lieutenant Uhura mit der Crew der Lexington einen Sonderauftrag: Sie fungiert bei den Verhandlungen auf dem Planeten Rithra als Dolmetscherin. Dabei kommt sie dem großen Tabu der Rithrim auf die Spur. Und plötzlich schlägt die freundliche Atmosphäre in Feindseligkeit um. Spock entdeckt, dass eine der angegriffenen Kolonien vor der Zerstörung geplündert wurde. Dabei wurde Starfleet-Technologie entwendet, die zur Konstruktion einer gefährlichen Waffe verwendet werden kann …

PETER DAVID & MICHAEL J. FRIEDMAN & ROBERT GREENBERGER

DIE ENTERBTEN

Star Trek™

Classic

Kapitel 1

»Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens.« Jak Eisman bedachte den Mann, der dies gerade gesagt hatte, mit einem schiefen Grinsen. Dann deutete er mit dem Finger auf ihn. »Und du, Delacort«, sagte er, »bist ein Neidhammel.«

Delacort machte einen Schritt zurück und tat so, als habe ihm jemand ins Herz geschossen. Er war zwar ein paar Jahrzehnte älter als Jak, aber dies hinderte ihn nicht daran, sich wie ein Junge aufzuführen. Er schüttelte seine weiße Mähne und legte mit ernster Miene eine Hand auf Jaks Schulter. »Wir haben zusammengearbeitet, und ich habe dich ausgebildet«, erwiderte er. »Ich habe mich bemüht, dich alle Werte zu lehren, die mich durchs Leben gebracht haben. Und was passiert? Du heiratest trotzdem.«

Jak schüttelte den Kopf und tätschelte den vor Delacort stehenden Computerbildschirm. »Glaubst du nicht auch«, sagte er, »dass es besser wäre, wenn du jetzt anfängst zu arbeiten? Wir haben heute eine Menge zu erledigen.« Seine blauen Augen blinzelten heiter. Sein langes rotes Haar war zu einem Zopf gebunden, den er noch nicht lange trug. Zwar hatte der Zopf ihm einige Kommentare seitens der übrigen Angehörigen der kolonialen Forschungsgruppe von Gamma Xaridia eingetragen, aber es störte ihn nicht. Für ihn zählte im Grunde nur eins: dass er L'rita gefiel. Ihrer Ansicht nach wirkte er mit dem Zopf und seinem viereckigen Kinn irgendwie heldenhaft – fast wie ein Pirat aus alter Zeit. Der Klang ihrer Worte hatte ihm gefallen. Jak Eisman, der piratenhafte Adjutant des administrativen Leiters der Kolonie Gamma Xaridia. Klang das nicht toll?

Delacort ließ sich mit einem Seufzer, der wie ein lauer Wind klang, hinter dem Schreibtisch nieder. Sein Büro war das größte nicht nur in diesem Gebäude, sondern auch auf dem gesamten Planeten. Die prächtige Sonne Gamma Xaridias kam gerade über den Horizont, ihre Strahlen fielen durch das Fenster und erhellten eine Vielzahl gläserner Nippsachen, die Delacort mit Hingabe sammelte. Sie standen in Massen in den Regalen, so dass der Morgen in seinem Büro wie üblich sehr beeindruckend ausfiel. Auf sämtlichen weißen Flächen schillerten Regenbogen. Obwohl Jak es nicht ausstehen konnte, so früh aufzustehen, um seinen Pflichten als rechte Hand Delacorts nachzukommen, hatte die Sache doch einigen ästhetischen Reiz.

Delacort warf einen Blick auf seinen Tagesplan. »Das gleiche wie gestern«, sagte er dumpf. »Und das gleiche wie vorgestern: Debatten, Diskussionen. Ich gehe jede Wette ein, dass heute sieben Komiteekonferenzen anstehen.«

»Acht«, korrigierte Jak ihn.

»Acht. Wie viele wissenschaftliche Komitees gibt es eigentlich in dieser Kolonie?«

Jak wusste ziemlich gut, dass Delacort die Antwort kannte, aber er sprach sie dennoch aus. »Dreiundachtzig.«

»Dreiundachtzig.« Delacort schüttelte ungläubig den Kopf. »Dreiundachtzig«, wiederholte er. »Weißt du was?«, sagte er dann und winkte Jak mit einem fleischigen Finger. »Als ich damals mit dieser Kolonie anfing …«

»Ja, das war noch in der guten alten Zeit«, erwiderte Jak mit äußerster Ernsthaftigkeit. »In der guten alten Zeit, als es noch keine Raumfahrt gab, als man von der Erde aus noch zu Fuß hierherkommen musste. Hundertzwanzig Millionen Kilometer, durch den Schnee. Und immer bergauf.«

»Stimmt«, sagte Delacort todernst. »Und die ganze Zeit über bissen einem die Dinosaurier in die Waden.« Er lächelte kurz und fuhr dann fort: »Aber im Ernst, Jak. Als wir damals hier anfingen, gab es genau ein Komitee. Ich habe es geleitet. Man nannte es ›das Komitee, das alles ankurbelt‹. Damals habe ich mir geschworen, dass wir nicht in diese Falle tappen – dass wir uns schneller teilen als eine Amöbe und jedes Komitee für etwas anderes verantwortlich ist. Und weißt du, was passiert ist?«

»Wir haben es trotzdem getan.«

»Genau«, brummte Delacort. Seine Hände machten eine vage Geste. »Hol's der Henker. In drei Monaten verlasse ich diesen Klotz, dann kannst du alles übernehmen. Dann gehört alles dir – und deiner süßen Braut.«

»Aber sicher«, sagte Jak. »Dann gehst du in Pension. Das hast du voriges und vorvoriges Jahr übrigens auch gesagt.«

Delacort setzte eine erschreckte Miene auf. »Was soll das heißen? Kannst du es etwa nicht erwarten, mich los zu sein?«

Jak machte eine abfällige Geste. Dann ertönte der Türsummer. »Herein«, rief Delacort.

Die Tür ging zischend auf, und L'rita lugte hindurch. Sie wusste, wie hoch Jak Delacort in Wahrheit einschätzte, auch wenn er es hinter seinem gutmütigen Gefrotzel zu verbergen wusste. Sie selbst war als Individuum zu offen, um ihre diesbezüglichen Gefühle zu verbergen. Wenn sie in seiner Nähe war, gab sie sich immer recht schüchtern.

»Störe ich etwa?«, fragte sie zögernd.

Delacort winkte sie herein. »Überhaupt nicht«, sagte er. »Ich habe mich nur gerade mit dem armen Hund da unterhalten.«

»Mit dem armen Hund?« Sie blinzelte, schien ihn nicht ganz zu verstehen. L'rita war zwar absolut kompetent, wenn es galt, über Quantenastrophysik zu diskutieren, aber wenn unterschwelliger Humor und milder Sarkasmus angesagt waren, schien sie schwer von Begriff. »Meinen Sie etwa meinen Verlobten?«

Delacort zuckte die Achseln. »Ist doch das gleiche.«

»Ignoriere ihn einfach, Schätzchen«, sagte Jak. Er gab L'rita mit einer Handbewegung zu verstehen, sie solle zu ihm kommen. Als sie neben ihm stand, streichelte er mit der Hand zärtlich über ihren kahlen Schädel. Er ertastete ein paar Stoppeln und wusste, dass sie sich bald wieder rasieren würde. »Was ist denn?«

»Wir müssen noch ein paar Kleinigkeiten besprechen – wegen des Hochzeitsempfangs heute Abend.«

»Kleinigkeiten?«, sagte Delacort. »Mich trifft der Schlag. Wenn ihr noch länger wartet, besprecht ihr sie erst nach der« – er schüttelte sich leicht – »Hochzeit. Und wenn ich mir vorstelle, dass ich die Zeremonie als Leiter der Kolonie durchführen muss …«

L'rita neigte leicht den Kopf. Ihre pupillenlosen schwarzen Augen musterten Delacort eingehend. »Sie reagieren so negativ auf das Wort Hochzeit, Mr. Delacort«, sagte sie neugierig. »Warum eigentlich?«

»Weil die Ehe ein unnatürlicher Daseinszustand ist, meine Liebe«, erwiderte Delacort dröhnend. »Kennen Sie eigentlich den Unterschied zwischen Ehe und Tod?«

L'rita schaute von Delacort zu Jak. Da Jak den Witz nicht seiner Pointe berauben wollte, sagte er mit einem Seufzer: »Nein, wissen wir nicht. Was ist der Unterschied, Chef?«

»Ich kenne ihn auch nicht«, sagte Delacort. »Aber bevor ich es nicht weiß, habe ich nicht vor, eins von beidem auszuprobieren.«

In diesem Augenblick heulten die Sirenen auf.

L'rita schnappte nach Luft, trat instinktiv näher an Jak heran und drängte sich an ihn. Sie schaute sich verwirrt um. »Jak?«

Das kameradschaftliche Geplänkel brach augenblicklich ab. Delacort war sofort hinter dem Computerbildschirm. »Computer!«, rief er. »Bildschirm löschen, verdammt! Ich brauche einen umfassenden Report!«

Jak hatte sich an die Kom-Einheit an der Wand begeben und verlangte die aktuellen Zustandsmeldungen. In diesem Augenblick zischte die Tür ohne Vorwarnung auf, und die Wissenschaftler ergossen sich wie Lemminge in Delacorts Büro. Die Luft war von wirren Stimmen erfüllt, die entweder über den neuesten Stand der unerwarteten Situation berichteten oder wissen wollten, was überhaupt los war.

Auf dem Hof tief unterhalb von Delacorts Büro heulte die Sirene weiterhin. Verschiedene Kolonisten wankten in unterschiedlichen Stadien der Zerzaustheit auf die Plätze vor den Gebäuden und zupften an ihren Kleidern und Morgenmänteln, um ihre Schlafanzüge zu bedecken. Nur Irre wie Delacort und sein unmittelbarer Stab waren so verrückt, zu dieser frühen Stunde schon auf den Beinen zu sein.

Delacort schwenkte die Arme. »Klappe halten!«, schrie er aufgeregt. »Klappe halten! Alle Mann!« Da er die Meldung des Computers nicht hören konnte, musste er brüllen. »Computer – wiederholen!«

»Im Umkreis des Planeten sind sechs Schiffe aus dem Warp gekommen«, sagte die Computerstimme mit tiefem Bariton. »Sie nähern sich mit hoher Geschwindigkeit. Die vorläufige Sensorabtastung zeigt, dass ihre Waffen scharf und feuerbereit sind. Allgemeine Größe und Konfiguration der Schiffe besagt mit dreiundneunzig Prozent Wahrscheinlichkeit, dass es sich um die gleichen handelt, die in den vergangenen vier Monaten die Systeme Alpha und Beta Xaridia angegriffen haben.«

»Nächstes planetares Verteidigungssystem?«, fragte Delacort.

»Station Bravo.«

»Direkte Kom-Verbindung«, sagte Delacort. »Sofort!«, fügte er hinzu, als könne sein Gebrüll die Verarbeitungsgeschwindigkeit des Computers beschleunigen.

Kurz darauf meldete sich über Interkom eine schleppende Stimme. »Hier ist Sloan, Station Bravo«, sagte der Mann. »Klingeln Sie an, um mir zu sagen, dass Sie Besuch bekommen haben, Großer Häuptling?«

Delacort wischte sich urplötzlich entstandenen Schweiß von der Oberlippe und sandte ein stummes Dankgebet an Kolkers beschützenden Geist. Sloan war der erfahrenste Mann, den die planetaren Verteidigungsstationen aufzuweisen hatten. Wenn sie wirklich angegriffen wurden, hätte er es nicht besser treffen können. »Yeah, Sloan. Haben Sie schon was?«

»Ich bin ihnen auf der Spur«, sagte Sloan. »Die haben wirklich Laufschuhe an … Es ist aber nichts, womit ich nicht fertig werden könnte. In etwa vier Sekunden haben wir die Zielinformationen.«

Delacort nickte und warf einen raschen Blick auf die in seinem Büro versammelte Menge. Seine Leute. Ihre Gesichter zeigten alle die gleiche Kalkfarbe. Sein Gesicht sah wahrscheinlich nicht anders aus. Da er Jak nirgendwo sah, rief er »Jak, schick einen Notruf an die Flotte! Sag ihnen …«

»Hab ich gerade gemacht«, sagte Jak. »Dachte mir schon, dass es besser wäre. Für den Fall …« Er schaute L'rita an, die einen Arm um seine Taille geschlungen hatte. Sie zitterte; er spürte es deutlich. »… dass es hier Ärger gibt.«

Dies hatte er ursprünglich natürlich nicht sagen wollen. Delacort wusste sehr genau, wie sein Satz hätte enden sollen … dass wir nicht überleben.

Aber so weit würde es nicht kommen.

»Sagen Sie doch was, Sloan«, sagte Delacort.

Eine ganze Weile verging, in der Delacort sein Leben an sich vorbeiziehen sah, dann dröhnte Sloans beruhigende Stimme erneut durch das Büro. »Ziel erfasst«, sagte er. »Wir haben positive Feuersignatur.«

Delacorts Reaktion war kurz und bündig. Nach dem, was schon auf Alpha und Beta Xaridia passiert war, durfte man kein Risiko eingehen. Keine Vermutungen äußern. Und wenn die Eindringlinge nur feindselig rochen – man musste davon ausgehen, dass sie es auch waren.

Er befeuchtete seine Lippen. »Schicken Sie sie in die Hölle«, sagte er.

»Schaut!«

Einer der Komiteevorsitzenden deutete durch Delacorts großes Erkerfenster. Weit, sehr weit im Osten, konnte man kleine Feuerbälle sehen, die den Himmel erhellten. Die am Boden postierten Phasergeschütze ließen ihre ganze Kraft auf den sich nähernden Feind los. Kurz darauf wurde der Anblick des Geschützfeuers von einem Krachen begleitet, das aber über die Kom-Leitung des Computers kam. Das schrille Winseln der Bodenphaser hatte Delacort früher stets Kopfschmerzen bereitet, doch nun erzeugten sie das herrlichste Geräusch, das er je vernommen hatte.

Und dann hörte er etwas, das weniger lieblich war.

»Gottverdammt!«, sagte Sloan wütend. »Wie schnell die kleinen Wichser sind! Ich geb's ihnen! Stoner! Dini! Ziel neu erfassen, verdammt! Schnappt sie euch, bevor …«

Dann tauchte an der Horizontlinie, wo die Station Bravo auf die sich nähernden Schiffe schoss, plötzlich ein Feuerball auf und jagte in die Höhe, als wolle er den Himmel ergreifen und ihn mit glühenden Hitzefingern berühren. Man hörte nichts – nur einen plötzlichen statischen Ausbruch über die Kom-Leitung.

»Verbindung abgebrochen«, sagte der Computer mit leidenschaftsloser Gelassenheit.

Zuerst sagte niemand etwas, dann brachte Delacort eine Frage heraus. »Grund für den Abbruch?«

»Vernichtung der Station Bravo.«

Die Anwesenden im Büro hatten kaum Zeit, die knappe Information zu verdauen, dann sahen sie sie schon: Es hatte den Anschein, als kämen die Angreifer direkt aus der nun aufgehenden Sonne. Es war, als schössen sie geradewegs aus dem Tor zur Hölle hervor.

Jak, der hinten stand, sagte mit einer Lautstärke, die kaum mehr als ein Flüstern war: »Del … Was tun wir jetzt?«

Als Delacort antwortete, hatte er den Eindruck, mit der Stimme eines Fremden zu sprechen. Und aus einer Million Kilometer Entfernung.

»Jak … Auf allen Frequenzen senden, damit diese Hundesöhne uns hören können.«

»Bereit, Chef.«

Delacort sagte mit lauter Stimme: »Hier spricht Administrator Delacort. Brechen Sie den Angriff sofort ab. Die Flotte wurde über Ihre feindlichen Aktivitäten informiert. Sie haben keine Chance. Bitte, antworten Sie.«

Er wartete auf eine Reaktion – auf irgend etwas. Auf Prahlereien. Drohungen. Forderungen. Irgend etwas.

Doch er hörte nur das Kreischen der Luft, denn nun flogen die Schiffe tiefer. Sie fegten niedrig über ihnen dahin, so dass die Wände bebten und die stille Morgenluft um sie herum donnerte. Der Boden unter Delacorts Füßen erbebte; seine Glas- und Kristallsouvenirs fielen scheppernd aus den Halterungen. Der Raum war vom Geräusch zerbrechender Dinge erfüllt. Skulpturen, dachte Delacort. Und Träume.

Die Schiffe wendeten, und diesmal eröffneten sie im Anflug das Feuer. Delacort schloss die Augen. Aber er konnte die Ohren nicht verschließen, als das Krachen der Strahler den Hof draußen erfüllte. Aus der Tiefe kamen die Schreie seiner Leute – jener Leute, die er nicht hatte beschützen können. Auch sein Büro war von Rufen und Schreien erfüllt, vom Gedonner der Füße und dem Geruch nach Schweiß und Tod. Er hörte Gebäude zusammenkrachen, die unter dem Angriff zerbarsten. Er trat ans Fenster und presste sich an die Scheibe, als wolle er das größtmögliche Ziel darstellen.

Unter ihm stand die Kolonie in Flammen. Er sah Mütter, die sich an die zerfetzten Leiber ihrer Kinder klammerten, dann kippten die Gebäude nach vorn und begruben sie unter sich. Er sah Jahrzehnte seines Lebens in brennenden Ruinen vergehen. Tränen liefen über seine Wangen, und als er sich umdrehte, war sein Büro bis auf Jak und L'rita leer. L'rita hatte das Gesicht an Jaks Brust vergraben; sie weinte so heftig, dass sie sich schüttelte. Jak nagte an seiner Unterlippe, streichelte ihren Kopf und gab sich Mühe, ihr zu sagen, dass alles schon irgendwie in Ordnung kommen würde.

Delacort schaute die beiden an.

Auch dieses Mal sagte er mit einer Stimme, die einem anderen zu gehören schien: »Willst du, Jak, L'rita zu deiner rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen und sie lieben und ehren, bis dass der Tod euch scheidet?«

Die beiden schauten zu ihm auf, als hätte er den Verstand verloren. Delacort lächelte. »Nun?«

»Del … Bist du …«

»Ich glaube, wir haben nicht mehr viel Zeit«, sagte Delacort sanft drängend.

»Ja, er will«, sagte L'rita schnell. »Und ich will es auch.«

Jak schaute auf sie hinab. Eine Sekunde später küsste er sie hungrig und verzweifelt, wie ein Ertrinkender.

»Dann erkläre ich euch kraft des mir verliehenen …«, sagte Delacort.

Die Fensterscheibe zersplitterte, und rings um sie her kochte die Luft. Die Explosion warf Delacort nach vorn, und er wunderte sich über den stechenden Schmerz in seiner Brust. Er blickte nach unten und sah, dass eine riesige Glasscherbe aus ihm herausragte. Er starrte sie verblüfft an. Dann fiel er zu Boden.

Jak machte einen Schritt auf ihn zu, doch dann wurde das Gebäude erneut getroffen. Dieses Mal war der Einschlag stärker. Nun explodierte die Decke; Trümmer regneten auf ihn hinab. L'rita schrie seinen Namen und warf sich in seine Arme. Dann fiel die Decke an einem Stück auf sie herab. Der Boden brach unter ihnen ein und sackte fünf Stockwerke in die Tiefe.

Die fremden Schiffe kreuzten noch fünf Minuten über der Kolonie. Sie schossen auf alles, was sich bewegte. Sie zogen immer wieder über den Gebäuden dahin, bis sich nirgendwo mehr etwas regte.

Und dann …

Dann nahmen sie …

Nichts.

Die Aggressoren umkreisten ihr Werk lediglich. Ihre schlanken, dreieckigen Schiffe glitzerten im Morgenlicht, das Delacort so sehr geliebt hatte. Sie jagten zur aufgehenden Sonne empor und ließen Tod und Zerstörung zurück, aber nicht das geringste Motiv für das Massaker.

Der Notruf war längst zur Flotte unterwegs. Aber er war den unbekannten Angreifern nicht besonders wichtig.

Ihnen waren andere Dinge wichtig.

Und dann, vom Tod umgeben, trennten sie sich.

Kapitel 2

Die Kom-Einheit an Uhuras Wand piepste einmal. Sie ging zu ihr hinüber und drückte mit der Handkante auf den Knopf. »Lieutenant Uhura«, sagte sie.

»Lieutenant, kommen Sie kurz in mein Quartier, damit wir die letzten Einzelheiten Ihres Einsatzes durchgehen können?«

»Jawohl, Captain«, sagte sie. »Sofort.«

»Nehmen Sie sich Zeit, Lieutenant. Wir begegnen der Lexington erst in fünf Stunden.«

»Jawohl, Sir.«

Uhura trat in den Gang hinaus und machte sich auf den Weg zur Kabine des Captains. Dabei nickte sie lächelnd den Mannschaftsangehörigen zu, die ihr begegneten. Sie tat dies auf eine Art, die die anderen dazu brachte, sich fast auf der Stelle zu entspannen.

Doch dann runzelte sie die Stirn, denn sie vernahm etwas, das man in den Gängen der Enterprise nur sehr selten hörte das Geräusch laufender Füße. Einen kurzen, albernen Augenblick lang nahm sie an, das Schiff stünde unter Alarmstufe Rot und sie habe das Signal aus irgendwelchen Gründen einfach übersehen. Doch nein, auch die anderen, denen sie begegnete, hörten die Schritte und tauschten leicht überraschte Blicke mit ihr aus.

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