Star Trek - Deep Space Nine: Die Belagerung - Peter David - E-Book

Star Trek - Deep Space Nine: Die Belagerung E-Book

DAVID PETER

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Beschreibung

Eine brutale Mordserie erschüttert DS9

Als das Wurmloch in der Nähe von Deep Space Nine instabil wird, lässt Commander Sisko den Transfer in den Gamma-Quadranten so lange unterbrechen, bis die Subraum-Kompressionen vorbei sind. Dadurch sitzt auch eine Gruppe religiöser Eiferer vom Planeten Edeman auf der Station fest, die ihre Überzeugungen mit großem Nachdruck auf dem Promenadendeck verbreitet. Doch dann wird einer der Missionare Opfer eines brutales Mordanschlags. Die Edemaner fordern Rache und schicken ein Kriegsschiff zur Station, um der Forderung Nachdruck zu verleihen. Aber der Mörder schlägt erneut zu, diesmal reißt er einen Cardassianer in Stücke. Und die wollen den Fanatikern in puncto Rachegelüste in nichts nachstehen.

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Als das Wurmloch in der Nähe von Deep Space Nine instabil wird, lässt Commander Sisko den Transit in den Gamma-Quadranten unterbinden. Die Passagiere müssen in der Raumstation auf das Ende der Subraum-Kompressionen warten. Unter ihnen befindet sich auch eine Gruppe religiöser Eiferer vom Planeten Edema, die nun ihre heilige Botschaft mit großem Nachdruck auf dem Promenadendeck verbreiten.

Doch dann wird einer der Missionare Opfer eines grauenvollen Mordanschlags. Mas Marko, das Oberhaupt der frommen Gemeinschaft, fordert Rache. Bald taucht ein waffenstarrendes Kriegsschiff der Edemaner vor Deep Space Nine auf, um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen.

PETER DAVID

DIE BELAGERUNG

Star Trek™

Deep Space Nine

Paullinas Fernseher gewidmet.

Prolog

Das Raumschiff mit dem Mörder an Bord glitt durchs All.

Es handelte sich um ein kleines Schiff, das über ein recht großes energetisches Potenzial verfügte. Mit hoher Geschwindigkeit flog es durch die schwarze Leere, dem nicht mehr weit entfernten Ziel entgegen.

Bald.

Bald war es soweit.

Bald begann es. Bald nahm alles seinen Lauf.

In dieser Hinsicht erwartete der Mörder keine Schwierigkeiten. Und selbst wenn sich Probleme ergaben – er würde sie lösen.

Viele Erfolge lagen hinter ihm. Er suchte jeden beliebigen Ort auf. Er verhielt sich so, wie er es für richtig und angemessen erachtete. Niemand konnte vorausahnen, was er unternahm. Niemand konnte ihn aufhalten.

Er brachte Schrecken und ging seinen Angelegenheiten nach. Anschließend brach er wieder auf, wenn das seinem Wunsch entsprach.

Niemand würde sich ihm in den Weg stellen. Niemand war dazu imstande.

Er wandte sich vom Fenster ab und gab die gegenwärtige Gestalt auf. Der Körper verwandelte sich in eine zähflüssige Masse, bildete eine Lache auf dem Boden und gewann dann eine neue Struktur.

Er verwandelte sich in einen unscheinbaren Koffer.

Der Mörder schlief und träumte vom Töten.

Niemand würde ihn sehen …

Kapitel 1

»Pass jetzt gut auf.«

Miles O'Brien – er hatte ein kantiges Kinn und lockiges Haar, genoss in Deep Space Nine den Ruf, sich durch eine ›aggressive Geduld‹ auszuzeichnen – grinste über das ganze Gesicht. Auf eine andere Art und Weise schien er überhaupt nicht lächeln zu können. In seinen Augen blitzte es schelmisch. So hatte er vor Jahren eine gewisse Botanikerin an Bord der USS Enterprise angesehen, als er ihr zum ersten Mal im Gesellschaftsraum des zehnten Vorderdecks begegnete. Die betreffende Dame empfand jenen Blick als unschuldig, sogar ein wenig verspielt. Sie nahm eine Mischung wahr, die sie als recht angenehm empfand: die Seele eines Jungen im Körper eines Mannes.

Vier Jahre waren seitdem vergangen.

Jetzt weckte das Grinsen Ärger in ihr.

Keiko – so hieß die verärgerte Botanikerin und Ehefrau – sah nicht von den Unterrichtsplänen auf, die sie für den nächsten Tag zusammenstellte.

Auf den ersten (und auch auf den zweiten) Blick betrachtet, schienen Keiko und O'Brien nicht zueinander zu passen. Das offene, heitere Wesen des Iren bildete einen starken Kontrast zur Zurückhaltung der Asiatin Keiko.

Wenn O'Brien einen emotionalen Höhenflug erlebte, konnte ihn nicht einmal ein besonders schwerer Anker aus Gold und Latinum auf den Boden zurückholen. Und wenn er in tiefen Depressionen steckte, war auch ein Lastengleiter nicht imstande, ihn aus dem Morast der Niedergeschlagenheit zu ziehen.

In dieser Hinsicht erwies sich Keiko als weitaus stabiler. Sie wurde nicht vom einen Augenblick zum anderen zornig, sondern ganz langsam. O'Brien verglich sie manchmal mit einem Ventil: An der einen Seite nahm der Druck immer mehr zu, während an der anderen zunächst nichts geschah – bis der Druck ein kritisches Maß überschritt.

Sie hatte helle Haut, und er neigte zu einem etwas dunkleren Teint. Keikos Statur war zart, während O'Brien einen eher grobknochigen Körperbau besaß. Seine Frau sprach in diesem Zusammenhang von Yin und Yang, und er meinte, sie sei Abbott und er Costello. Diesen Hinweis verstand sie natürlich nicht, ebenso wenig wie jene anderen, die aus den ›archaischen‹ Epochen der terranischen Geschichte stammten.

Nach vier Jahren Ehe gab es noch immer erstaunlich viele Dinge, die ihr ein Rätsel blieben.

Zum Beispiel konnte sie nicht verstehen, warum er Poker liebte – ein Spiel, bei dem man mit Hilfe von Täuschung und Tricks gewann, bei dem das Glück oft eine größere Rolle spielte als persönliches Geschick.

Manchmal fragte sie sich, warum ausgerechnet sie ihr Leben auf eine so drastische Weise ändern musste, warum sie ihrem Mann zu einer gottverlassenen Raumstation gefolgt war. Ihrer Meinung nach befand sich Deep Space Nine nicht mitten im Nichts, sondern am Rand davon. Der Begriff ›Abgelegenheit‹ bekam dadurch eine ganz neue Bedeutung.

Sie wunderte sich auch über O'Briens Entschlossenheit, ihr erstes Kind ›Elvis‹ zu nennen, falls es ein Junge sein sollte. Es kam nur deshalb nicht zu einer Auseinandersetzung, weil ein Mädchen geboren wurde, und zwar während einer besonders turbulenten Phase ihres Lebens an Bord der Enterprise.

Vor allem verstand Keiko nicht, warum er sie nicht verstand.

»Bitte …«, sagte sie und rieb sich die Schläfen – ein erstes Warnsignal, das ihrem Mann mitteilte, es nicht zu übertreiben. »Ich bin derzeit sehr beschäftigt.«

O'Brien achtete nur selten auf irgendwelche warnenden Hinweise, und diese ganz persönliche Tradition setzte er nun fort. »Es dauert nur eine Minute.«

»Miles …«

Ich vermisse die Enterprise und mein früheres Leben. Es fällt mir sehr schwer, in den Kindern Interesse am Schulunterricht zu wecken, denn sie stellen viel lieber irgendwelchen Unsinn an. Außerdem wollte ich nie Lehrerin sein – ich bin Botanikerin. Es war nie meine Absicht, Molly an einem so schrecklichen Ort aufwachsen zu lassen. Ich verabscheue es, dass sie hier leben muss. Himmel, ich verabscheue diese verdammte Raumstation. Ich verabscheue es, dauernd gereizt zu sein. Ich verabscheue alle Aspekte der gegenwärtigen Situation …

»Belastet dich etwas, Schatz?«, fragte O'Brien.

Keiko hob den Kopf und musterte ein Gesicht, das sie aus irgendeinem Grund an ein liebes Hündchen erinnerte. Diese Assoziation entlockte ihr ein Lächeln. »Ich habe nie nach kleinen Tieren getreten«, sagte sie leise.

»Was?«

»Schon gut.« Keiko winkte ab und ließ die Datentafel sinken. »Du hast meine volle Aufmerksamkeit.«

»Ausgezeichnet.« O'Brien grinste erneut und schien es gar nicht für möglich zu halten, dass er die Geduld seiner Frau strapazierte. »Quark hat mir einige Zaubertricks gezeigt – ich könnte sie bei Mollys Geburtstagsfeier vorführen.«

»Miles …« Keiko seufzte innerlich. »Molly interessiert sich nicht für Zaubertricks. Du weißt, was sie sich wünscht: ein Pony. Und es soll genauso aussehen wie das in ihrem Buch. Sie möchte damit durch den Habitatring reiten.«

»Nun, diesen Wunsch können wir ihr kaum erfüllen, oder? Sie muss sich mit Zaubertricks begnügen. Pass jetzt gut auf …«

O'Brien streckte die Hand so aus, dass die Innenfläche nach oben zeigte. Eine Münze lag darauf.

Keiko wollte ihren Mann nicht enttäuschen und applaudierte.

»Das Kunststück kommt erst noch«, sagte Miles.

»Oh. Entschuldige. Ich dachte nur … Die Münze ist hübsch. Ein solches Exemplar sehe ich jetzt zum ersten Mal.«

»Es handelt sich um eine bei den Ferengi gebräuchliche Tri-esta … Und jetzt … Pass gut auf.«

»Du wiederholst dich.«

»Weil es wichtig ist«, erwiderte O'Brien und versuchte, nicht brummig zu klingen.

Er hielt die Münze in der linken Hand, streckte auch die rechte aus, schloss die Finger um das glänzende Objekt und hob den betreffenden Arm.

Zwei Sekunden später öffnete er die rechte Hand.

Die Münze war verschwunden.

»Ta-tah!«, triumphierte Miles.

Keiko sah ihn groß an.

»Nun?«, fragte O'Brien. »Was hältst du davon? Ich habe die Münze verschwinden lassen.«

»Sie befindet sich noch immer in der linken Hand«, entgegnete seine Frau schlicht.

Das Lächeln wich von seinen Lippen. »Nein.«

»Doch.« Sie griff nach der Faust ihres Mannes und öffnete sie. O'Brien rollte mit den Augen, als die Tri-esta im Licht der Lampen schimmerte. »Siehst du?« Als Miles schwieg, fügte sie unsicher hinzu: »Ta-tah.«

Er ruderte mit dem rechten Arm. »Du hättest diese Hand beobachten sollen.«

»Aber du hast die Münze in der linken Hand gehalten.«

»Eben. Die Aufgabe der rechten bestand darin, dich abzulenken.«

Verwirrungsfalten formten sich in Keikos Stirn. »Wenn ich mich recht entsinne, hast du mich mehrmals aufgefordert, gut aufzupassen. Was ich zum Anlass nahm, auf die Hand mit der Münze zu achten.«

»Du hättest glauben müssen, dass sie sich in der rechten Hand befand!«, stöhnte O'Brien.

Keiko massierte sich erneut die Schläfen. »Tut mir leid, Miles. Möchtest du den Zaubertrick noch einmal wiederholen? Ich verspreche dir, dass ich diesmal die falsche Hand beobachte.«

»Nein«, sagte er. »Vergiss die Sache. Streich sie einfach aus deinem Gedächtnis. Mach weiter mit … womit auch immer du bis eben beschäftigt gewesen bist.«

»Gut.« Keiko nickte kurz. »Es wartet noch eine Menge Arbeit auf mich.«

Miles zögerte. »He, ich glaube, ich weiß jetzt, warum es nicht geklappt hat. Ich muss schneller sein. Lass es uns noch einmal versuchen …«

Genau in diesem Augenblick piepte sein Insignienkommunikator. Er klopfte auf das kleine Gerät und meldete sich. »O'Brien.«

»Hier ist Dax, Chief«, erklang die Stimme einer Frau. »Könnten Sie zur Zentrale kommen? Irgend etwas scheint nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Ich weiß, dass es schon spät ist, aber …«

»Ich bin unterwegs«, sagte Miles knapp und wandte sich an Keiko. »Entschuldige bitte. Du klagst immer darüber, dass du mich nur selten siehst.«

»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, erwiderte die Asiatin rasch. »Ich vertreibe mir irgendwie die Zeit.«

»Danke, Keiko.« Er klopfte seiner Frau auf die Schulter und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Du bist wundervoll.«

O'Brien verließ das Quartier, und Keiko nahm Platz. Einige Sekunden lang lauschte sie der herrlichen Stille, griff dann wieder nach der Datentafel, um die Unterrichtsplanung fortzusetzen.

Im Nebenzimmer erwachte Molly und begann zu weinen.

Keiko seufzte tief. In letzter Zeit seufzte sie ziemlich viel.

O'Briens Quartier gehörte zum sogenannten Habitatring, wie auch alle anderen Unterkünfte. Deep Space Nine bestand aus einigen Ringen, die untereinander durch speichenartige Streben verbunden waren. Horizontale und vertikale Turbolifte ermöglichten es, innerhalb kurzer Zeit jede beliebige Sektion zu erreichen. Der äußere Andockring enthielt Anlegestellen mit Gravo-Ankern, Shuttle-Hangars, Frachtkammern und Anlagen für die Verarbeitung von Rohstoffen aller Art – zu diesem Zweck war die Raumstation ursprünglich geschaffen worden. Hinzu kamen sechs lange Dockingmasten: Jeweils drei wölbten sich nach oben und unten.

Jenem ersten Ring folgte das Habitatsegment. Es wies nicht nur Unterkünfte für die etwa dreihundert permanenten Bewohner von Deep Space Nine auf – Keiko O'Brien hätte sicher hinzugefügt, dass sich nicht alle von ihnen darüber freuten, in der Station zu leben und zu arbeiten –, sondern auch Quartiere für Hunderte von Besuchern. Dadurch wurde DS Nine den Wünschen und Bedürfnissen der vielen Reisenden gerecht, die mit der Absicht kamen, Geschäftsvereinbarungen zu treffen, ihre Schiffe warten zu lassen oder sich ein wenig Entspannung zu gönnen.

Im Habitatring waren auch die Waffensysteme untergebracht. Die entsprechenden Türme verfügten über Starfleet-Phaser – Cardassianer hatten die ursprünglichen offensiven und defensiven Systeme vor ihrem Abzug demontiert und mitgenommen. Darüber hinaus gab es sechs mobile Plattformen: Sie dienten in erster Linie zum Transport kleiner, shuttleartiger Raumschiffe, die man Flitzer nannte und deren Hangar sich tief im Innern des Habitatrings befand.

Das Zentrum von Deep Space Nine nannte man allgemein ›Kern‹ oder ›Kernsegment‹. Das Operations- und Kontrollzentrum – kurz OPS genannt – war mit der Brücke eines Raumschiffs vergleichbar und beanspruchte den oberen Teil des Kerns. Von dort aus wurde DS Nine kontrolliert. Jener Ort schien inzwischen zu O'Briens zweiter Heimat geworden zu sein – eigentlich sogar zu seiner ersten.

Das Kernsegment beinhaltete die wichtigsten Einrichtungen der Station: Projektoren für Schilde, Fusionsreaktoren, Kommunikationsanlagen, und natürlich die Promenade, in der manche Leute das Herz von Deep Space Nine sahen. Mit ihren Geschäften, Cafés und anderen Etablissements diente sie als Geschäftszentrum.

Die Bemerkung, dass sie Abwechslung bot, kam einer Untertreibung gleich. Um nur ein Beispiel zu nennen: In der Promenade gab es unter anderem ein Spielkasino, das von einem skrupellosen Ferengi – »Diese Beschreibung gilt für alle Ferengi!«, soll der Sicherheitsoffizier einmal gesagt haben – namens Quark geleitet wurde. Er lieferte alles, von exotischen Getränken bis hin zu exotischem Sex in Holo-Kammern.

In einem anderen Teil der dreistöckigen Promenade bemühte sich Keiko O'Brien täglich, die Kinder und Jugendlichen von Deep Space Nine zu unterrichten oder sie wenigstens von Dummheiten abzuhalten. Es war keine leichte Aufgabe, denn für die unbeaufsichtigten Jungen und Mädchen in der großen Raumstation gab es weitaus interessantere Dinge als Schule und Bildung. Während Keiko geistige Gesundheit zu gewährleisten versuchte, kümmerte sich Dr. Julian Bashir in der von Cardassianern eingerichteten Krankenstation ums physische Wohl der Personen an Bord.

Deep Space Nine stellte eine sonderbare Mischung aus Erfordernissen, Zielen und Wünschen dar. Manchmal schien es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die Station einer Katastrophe zum Opfer fiel. Dafür kamen zwei Ursachen in Frage: ein fataler Defekt in den alles andere als zuverlässigen technischen Systemen, oder ein folgenschwerer Konflikt zwischen den Bewohnern beziehungsweise Besuchern, die sich so sehr voneinander unterschieden, dass sich Auseinandersetzungen kaum vermeiden ließen.

Lieutenant Jadzia Dax wahrte einen respektvollen Abstand, als O'Brien an der wissenschaftlichen Station arbeitete. »Ich bin Ihnen sehr dankbar dafür, dass Sie gekommen sind, Chief.«

Miles schwieg. Eigentlich arbeitete er nicht ›an‹ der wissenschaftlichen Station, sondern vielmehr darunter. Er hatte die untere Verkleidungsplatte abgenommen, lag auf dem Boden und verwendete mehrere spezielle Messinstrumente, um die Schaltkreise der Sensoren zu überprüfen.

Ein solcher Anblick war in der Zentrale von Deep Space Nine keineswegs ungewöhnlich. Es geschah immer wieder, dass irgendwelche Dinge repariert oder ausgetauscht werden mussten. Quark hatte einmal spöttisch bemerkt, es gebe Prostituierte, die weniger Zeit auf dem Rücken verbrachten als O'Brien. Miles konnte sich mit einer solchen Art von Humor kaum anfreunden, aber er musste zugeben, dass Quark nicht ganz unrecht hatte. Die technische Struktur der Station schien das Werk eines Bastlers zu sein: Nie funktionierte alles so, wie es funktionieren sollte. Manchmal wünschte sich O'Brien einen Zwillingsbruder, mit dem er die Arbeit teilen konnte, doch solche Gedanken verdrängte er sofort wieder – einen derartigen Dauerstress wünschte er niemandem.

Dax schien wie immer die Ausgeglichenheit selbst zu sein, als sie fragte: »Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Chief?«

»Treten Sie nur beiseite und lassen Sie mir genug Bewegungsfreiheit, Lieutenant.«

Dax stand bereits ein ganzes Stück entfernt und vermutete deshalb, dass O'Briens Worte nur eine metaphorische Bedeutung zum Ausdruck brachten. Ihr Haar war nach hinten gekämmt, und ganz deutlich konnte man den Bogen aus an ein Leopardenfell erinnernden Punkten sehen, der über die eine Stirnseite reichte. Sie wirkte in jeder Hinsicht wie eine selbstbewusste und sehr attraktive junge Frau.

Was einmal mehr die uralte Weisheit bestätigte, dass man nie dem Schein trauen sollte.

Nach einer Weile setzte sich O'Brien auf. »Ich verstehe Ihre Besorgnis, Lieutenant«, sagte er. »Aber diesmal ist mit den Instrumenten alles in Ordnung. Ich habe die Schaltkreise gleich zweimal kontrolliert, und sie lieferten genau die richtigen Testresultate. Woraus folgt: In diesem Fall liegt kein Defekt vor.«

»Erstaunlich.«

Dax wölbte die Brauen, drehte den Kopf und blickte zum Bildschirm.

Das Projektionsfeld schien nur schwarzes All zu zeigen, weiter nichts.

Auch dieser Eindruck täuschte.

»Danke, Chief«, sagte die vermeintliche junge Frau. Sie setzte sich in Bewegung, schritt zum Büro des Kommandanten Ben Sisko, um ihm Bericht zu erstatten. Sie hatte ihm etwas mitzuteilen, über das er sich bestimmt nicht freuen würde.

Miles brachte die Verkleidungsplatte wieder an, sah Dax nach und murmelte: »Da geht sie hin, die Trill. Für einen Wurm sieht sie gar nicht schlecht aus.«

»Wie bitte?«

O'Brien hob überrascht und auch verlegen den Kopf.

Odo stand neben ihm, die Hände auf den Rücken gelegt.

In Miles regte sich immer ein Hauch Unbehagen, wenn er Odo ansah, denn sein Gesicht mit der glatten Stirn, den fehlenden Brauen und einer ›unfertigen‹ Nase wirkte irgendwie seltsam. Natürlich begegnete O'Brien nicht zum ersten Mal Angehörigen einer fremden Spezies, doch auch in dieser Hinsicht stellte Odo etwas Besonderes dar. Als Gestaltwandler gab er sich ganz bewusst das Erscheinungsbild eines Humanoiden. Es gelang ihm nicht, in allen Einzelheiten Perfektion zu erzielen, und vielleicht ging O'Briens Beklommenheit auf diesen Umstand zurück. Natürlich würde er sich früher oder später daran gewöhnen, aber es mochte noch eine Weile dauern.

»Nur ein kleiner Scherz, Constable«, sagte er.

Miles dachte an Data an Bord des Raumschiffs Enterprise: Das Gesicht des Androiden offenbarte immer so etwas wie kindliche Neugier, wenn er etwas nicht sofort verstand.

Wenn Odo es mit Dingen zu tun bekam, die zunächst in eine Aura des Rätselhaften gehüllt blieben, so reagierte er mit Ärger, insbesondere jenen Personen gegenüber, die mehr wussten als er – als hätten sie gar kein Recht, besser informiert zu sein.

Ein solches Empfinden spiegelte sich nun in seiner Miene wider.

»Ich dachte immer, dass Scherze bei Menschen ein Publikum erfordern«, erwiderte Odo. »Um den in ihnen enthaltenen Humor mit jemandem zu teilen.«

»Nun … Manchmal scherzen wir auch nur mit uns selbst, um das eigene Ich zu unterhalten und ihm zu beweisen, wie geistreich wir sind.«

»Und der Hinweis auf den ›Wurm‹ erfüllt einen solchen Zweck?«

O'Brien schüttelte den einen Fuß, der einzuschlafen drohte. »In gewisser Weise, ja.«

Odo lächelte nicht – er lächelte nie. Er schnitt jedoch eine Grimasse, was recht oft geschah.

»Sehr witzig«, kommentierte er mit unüberhörbarem Sarkasmus.

»Herzlichen Dank.« Miles stand auf, und plötzlich fiel ihm etwas ein. »He, ich möchte Ihnen etwas zeigen.«

»Was denn?« Odos Stimme klang wachsam und skeptisch.

O'Brien holte die glänzende Münze hervor, sagte leise und in einem verschwörerischen Tonfall: »Magie.«

Odo seufzte und versuchte, interessiert zu erscheinen. Er hatte dabei etwa ebensoviel Erfolg wie bei der Nachbildung einer menschlichen Nase.

Für O'Brien spielte das keine Rolle. »Passen Sie jetzt gut auf …«

Kapitel 2

Commander Benjamin Sisko saß an seinem Schreibtisch und sah sich die von Dax ermittelten Analysedaten auf einem Monitor an.

Normalerweise dienten jene Bildschirme dazu, Informationen von den einzelnen Stationsabteilungen visuell darzustellen, aber jetzt bekamen die Ergebnisse der jüngsten Sondierungen Priorität.

Dax saß ebenfalls in dem kleinen Büro, und neben ihr stand Major Kira Nerys. Eigentlich war Nerys der Vorname aus diesem Grund sprachen die meisten Leute sie mit Major Kira an.

Dax strahlte inneren Frieden aus, doch in Kira schien es ständig zu brodeln. Wenn sie etwas fragte, verlangte sie umgehend eine Antwort obwohl ihre Gesprächspartner nicht immer imstande waren, sofort Auskunft zu geben. Die Bajoranerin vertrat folgenden Standpunkt: Wenn sich andere Leute zuviel Zeit damit ließen, über mögliche Antworten nachzudenken, hatten sie die Frage wahrscheinlich gar nicht verstanden.

»Sind Sie sicher, Dax?«, erkundigte sie sich nun.

Die sitzende Frau nickte. »Zuerst habe ich einen technischen Defekt in Erwägung gezogen. Chief O'Brien hat die Schaltkreise der Sensoren inzwischen überprüft und dabei festgestellt, dass alles in Ordnung ist.«

Ben Sisko drehte den Sessel und sah den wissenschaftlichen Offizier an. Sein Gesichtsausdruck blieb wie so häufig neutral, bot keinen Hinweis darauf, was er dachte oder fühlte. »Ein ständiger Strom aus Neutrinopartikeln aus dem Wurmloch«, wiederholte er. »Und die entsprechende Aktivität nimmt zu.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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