Star Trek – New Frontier: Rückkehr 1 - Peter David - E-Book

Star Trek – New Frontier: Rückkehr 1 E-Book

DAVID PETER

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Beschreibung

Captain Mackenzie Calhoun und die Crew der U.S.S. Excalibur sind zurück! Und es geht direkt nach den atemberaubenden Ereignissen in New Frontier: Mörderisches Spiel weiter. Calhoun hat bei seiner Suche auf Xenex keine Überlebenden gefunden und ist nun fest entschlossen, das Volk, das die Xenexianer getötet hat – die D'myurj und ihre Verbündeten, die Brüder – aufzuspüren und Rache an ihnen zu nehmen. Calhouns Suche führt die Besatzung der Excalibur in ein Taschenuniversum, wo er nicht nur die Heimatwelt der D'myurj entdeckt, sondern auch ein anderes Volk, das Calhouns Entschlossenheit teilt, seine Gegner auszulöschen. Aber ist dieses neue Volk wirklich ein Verbündeter … oder eine noch größere Bedrohung?

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STAR TREK

NEW FRONTIER™

Rückkehr

TEIL 1

PETER DAVID

Based onStar Trekcreated by Gene Roddenberry

Ins Deutsche übertragen vonHelga Parmiter & Claudia Kern

Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – NEW FRONTIER: RÜCKKEHR · TEIL 1

wird herausgegeben von Cross Cult, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.

Herausgeber: Andreas Mergenthaler, Übersetzung: Helga Parmiter & Claudia Kern; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Katrin Aust; Korrektorat: Peter Schild; Satz: Rowan Rüster; Cover Artwork: Doug Drexler.

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – NEW FRONTIER: THE RETURNED, PART 1

German translation copyright © 2022 by Cross Cult.

Original English language edition copyright © 2015 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

™ & © 2022 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

E-Book ISBN 978-3-96658-866-9 (Juni 2022)

WWW.CROSS-CULT.DE · WWW.STARTREKROMANE.DE · WWW.STARTREK.COM

INHALT

XENEX

IRGENDWO

RAUMSTATION BRAVO

EXCALIBUR

RAUMSTATION BRAVO

EXCALIBUR

NEU THALLON

EXCALIBUR

RAUMSTATION BRAVO

EXCALIBUR

THALLONIANISCHES KRIEGSSCHIFF

EXCALIBUR

NEU THALLON

EXCALIBUR

NEU THALLON

EXCALIBUR

DAS SCHIFF

XENEX

I

Es war ein äußerst merkwürdiges Gefühl für Elizabeth Shelby, als der Transportereffekt nachließ und sie auf der Oberfläche von Xenex absetzte. Diese Welt war ihr nicht fremd, sie war schon mehrmals hier gewesen. Aber das war immer gemeinsam mit ihrem Mann gewesen. Er fehlte spürbar an ihrer Seite, aber sie wagte nicht, sich damit zu befassen. Sie hatte wichtigere Dinge, um die sie sich kümmern musste.

Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihr aschblondes Haar und blinzelte gegen die stetige warme Brise an, die ihr ins Gesicht blies. Es war ein ganz anderes Gefühl als im Transporterraum, in dem sie sich gerade noch befunden hatte, und als in der gesamten Umgebung des Transportschiffs, das sie hierhergebracht hatte. Der Captain des Schiffs hatte ihr angeboten, sie zu begleiten. Sie hatte darauf bestanden, allein hinunterzubeamen, weil sie wusste, dass sie diese Angelegenheit allein erledigen musste.

Es war das erste Mal, dass sie seit der Katastrophe vor drei Monaten hier war: der Serie von Ereignissen, die zur Auslöschung der Xenexianer geführt hatte. Als Shelby in ihrem Büro auf der Raumstation Bravo davon erfahren hatte, war sie fassungslos gewesen. Ein ganzes Volk – Männer, Frauen, sogar Kinder – war einfach vernichtet worden. Ihr Leben war durch die Machenschaften einer heimtückischen Rasse, den D’myurj, ausgelöscht worden. Sie konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, was in den Köpfen derjenigen vorgehen musste, die so etwas planten.

Doch, das kannst du, dachte sie grimmig. Die Menschheit mochte im Laufe der Jahrhunderte bedeutende Fortschritte gemacht haben, aber Shelby war sich durchaus bewusst, dass es in der Geschichte ihrer Welt Individuen gegeben hatte, die eine Rassensäuberung angestrebt hatten. Das reichte von der Ausrottung von Ureinwohnern bis hin zu Weltkriegen. Es fiel ihr schwer, anzuerkennen, dass – ganz gleich welche abstoßenden Dinge außerirdische Völker begingen – die Menschen Ähnliches getan hatten, und vielleicht sogar noch erfolgreicher. Wenn sie darüber nachdachte, welche Art von Wesen es für akzeptabel oder sogar lobenswert halten würde, eine Spezies auszulöschen, musste sie leider nur in den nächsten Spiegel schauen, um eine Antwort zu erhalten.

Das trug natürlich nicht dazu bei, dass sie sich wegen des Schicksals der Xenexianer besser fühlte. In Wahrheit machte sie sich keine Gedanken um sie. Eine harte Realität, aber so war es. Tatsache war, dass sie einfach nichts mehr für sie tun konnte. Sie konnte keinen Zauberstab schwingen und sie ins Leben zurückholen. Sie konnte nicht durch den Sand der Zeit greifen, um sie zu retten. Sie konnte nur versuchen, im besten Interesse eines der wenigen noch lebenden Xenexianer zu handeln: M’k’n’zy von Calhoun, besser bekannt als Mackenzie Calhoun, ihr Ehemann.

Shelby wusste, dass er irgendwo in der Nähe war.

»In der Nähe« war zu diesem Zeitpunkt eine tief hängende Gebirgskette. Der Boden war so verbrannt, dass er aufbrach. Hier konnte niemals etwas wachsen. Seltsamerweise hielt das kleine Tiere, die offenbar weder Nahrung noch Wasser brauchten, nicht davon ab, hin und wieder hervorzuhuschen, als befänden sie sich mitten in einem aufwendigen Ritual. Es waren merkwürdige kleine Kreaturen. Sie ähnelten Kaninchen, hatten aber Schuppen anstelle von Fell. Shelby wusste nicht recht, was sie von ihnen halten sollte. Sie hoffte, dass die Kreaturen keine Fleischfresser waren. Das Letzte, was sie brauchte, war, von xenexianischen Wildtieren angegriffen zu werden. Bisher schienen sie sich damit zu begnügen, ihr gelegentlich einen völlig desinteressierten Blick zuzuwerfen und sich dann wieder dem zu widmen, was immer sie gerade taten.

In der nahen Felswand gab es offenbar Höhlen. Für den Admiral schien das ein geeigneter Aufenthaltsort zu sein, vor allem weil die Hitze des Tages allem jegliche Feuchtigkeit entzog. Sie war sogar so stark, dass sie den Himmel orange färbte. Sie schirmte ihre Augen ab, so gut sie konnte, und beschloss dann, zur Sache zu kommen.

»Mac!«, rief sie.

Ihre Stimme hallte um sie herum. Sie rief ein zweites und dann ein drittes Mal, bekam aber keine Antwort. Sie hielt einen Moment inne und rief dann lauthals: »Ich weiß, dass du hier irgendwo bist! Wenn du dich versteckst, kann ich dich trotzdem finden!« Sie wartete auf eine Antwort von ihm und ging weiter, als er nicht antwortete. »Glaubst du ernsthaft, die Sensoren eines Schiffs wären nicht in der Lage, die Lebenszeichen des einzigen Lebewesens auf dieser Welt zu finden? Abgesehen von diesen dummen kleinen Kaninchendingern, meine ich.«

Immer noch nichts.

»Okay, gut!«, brüllte sie. »Ich nehme an, du bist in einer der Höhlen, und wenn ich jede verdammte Höhle nach dir durchsuchen muss, dann werde ich das tun. Ich habe alle Zeit der Welt. Du kannst dich also so lange verstecken, wie du …«

»Oh, um Himmels willen.«

Shelby blieb stehen. Die Worte waren nicht so geschrien worden, wie sie es aus vollem Halse getan hatte. Sie waren eher in leiser Verzweiflung gesprochen worden und doch schafften sie es irgendwie, die Distanz zwischen dem Sprecher und ihr zu überwinden. Sie konnte zunächst nicht genau feststellen, woher die Stimme kam, aber nachdem sie sich ein paar Sekunden umgesehen hatte, entdeckte sie eine Gestalt am Rand einer der Höhlen. Selbst aus dieser Entfernung wusste sie genau, wer es war.

»Mac.« Sie gab sich keine Mühe, die Erleichterung in ihrer Stimme zu verbergen. Eigentlich hatte sie genau das Gegenteil tun wollen. Sie hatte streng klingen wollen, sogar über sein Verschwinden und seine völlige Vernachlässigung seiner Pflichten gegenüber der Sternenflotte schimpfen wollen. Aber dazu war sie nicht in der Lage. Im Geiste versetzte Shelby sich selbst einen Tritt, weil sie es vermasselt hatte, doch dann schrieb sie es der Hitze und der Situation zu. Sie straffte die Schultern, strich den Saum ihrer Uniformtunika glatt und wiederholte in förmlicherem Tonfall: »Mac.«

»Admiral«, rief er zurück. Er war zu weit von ihr entfernt, um Einzelheiten erkennen zu können, und bevor sie etwas sagen oder tun konnte, wandte sich Calhoun von ihr ab und ging in die Höhle.

Das war nicht nett. Sie war aus Liebe und Sorge um sein Wohlergehen den ganzen Weg hierhergekommen und das war seine Antwort? Konnte er nicht wenigstens aus der verdammten Höhle herunterkommen?

Einen Moment lang war sie versucht, das Schiff zu kontaktieren und den Befehl zu erteilen, sie wieder nach oben zu holen. Sie würde zur Raumstation Bravo zurückkehren und Calhoun könnte sich so lange vor der Rückkehr zur Sternenflotte drücken, wie er wollte. Zur Hölle mit ihm. Er kann hierbleiben, bis er verrottet.

All das ging ihr durch den Kopf, doch dann setzte sie sich mit einem tiefen Seufzer in Richtung der Höhle in Bewegung.

Sie brauchte zwanzig Minuten, um die Strecke zurückzulegen. Während sie den Weg entlangtrottete, dachte sie, sie sollte dankbar dafür sein, dass er überhaupt aufgetaucht war. Er hätte sich auch einfach verstecken können. Sie hätte verdammt viel Zeit damit zubringen müssen, jede Höhle zu durchsuchen. So aber hatte er ihr wenigstens die Arbeit erleichtert.

Wenn auch nur ein bisschen.

Sie schaffte es bis zum Fuß der Klippe und begann den Aufstieg. Er war nicht allzu steil und doch verlor sie mehrmals beinahe den Halt, während sie hinaufkletterte. Der trockene Schmutz sammelte sich unter ihren Fingernägeln, was nicht gerade angenehm war. Sie leckte sich über die Lippen und merkte, dass sie Wasser hätte mitnehmen sollen. Sie könnte sich immer noch etwas vom Schiff herunterbeamen lassen, aber sie kam sich so dumm vor, es vergessen zu haben, dass sie sich nicht überwinden konnte, darum zu bitten. Falscher Stolz. Du bist ein Idiot.

Ihr Kommunikator piepte. Sie tippte ihn an und rutschte dabei einen Meter nach unten. Sie murmelte einen Fluch.

»Admiral? Haben Sie ihn gefunden?«, erklang die Stimme des Captains des Transportschiffs.

»Ja, das habe ich.«

»Sollen wir ihn einfach hochbeamen?«

Sie überlegte einen Moment lang. »Wenn Sie versuchen, Mackenzie Calhoun hochzubeamen, versichere ich Ihnen, dass er sich innerhalb einer halben Stunde wieder heruntergebeamt hat und Ihr Schiff garantiert bewegungsunfähig im All hängt. Überlassen Sie ihn mir.«

»Ich glaube, wir würden mit ihm fertig, Admiral.«

»Vertrauen Sie mir. Das würden Sie nicht.«

»Wie Sie wünschen, Admiral.« Er klang ein wenig verstimmt über ihre Ablehnung. Shelby nahm an, sie sollte ihm seine Verärgerung nicht verübeln, aber sie durfte sich nicht zu viele Gedanken darum machen. Auch wenn es den Stolz des Captains verletzte, wusste sie, dass sie recht hatte. Wenn überhaupt, dann hatte sie untertrieben. Eine halbe Stunde? Calhoun würde innerhalb von zehn Minuten wieder auf Xenex sein, während das Transportschiff ohne Energie in der Umlaufbahn schwebte.

Sie lächelte kurz bei dem Gedanken, obwohl sie es nicht wahrhaben wollte. Sie gab es nur ungern zu, aber ihr gefiel der Gedanke, dass sie mit einem so beeindruckenden Mann verheiratet war.

Dann geriet sie ins Rutschen und stieß einen lauten Fluch aus, während sie sich mit den Fingern festhielt, um nicht abzustürzen. Sie brauchte ein paar Augenblicke, um sich zu beruhigen, und begann dann wieder mit dem Aufstieg.

Lange Minuten später hatte Shelby die Höhle erreicht, von der sie wusste, dass Mac sich dort versteckte. Zumindest nahm sie an, dass er noch dort war. Sie hielt es für möglich, dass es ein Netz von Höhlen und Gängen gab und er irgendwo anders Zuflucht suchte, während sie in einer leeren Höhle herumirrte.

Aber nein, da war er. Sie hatte keine Ahnung gehabt, was sie erwarten würde, wenn sie ihn fand, und sie war tatsächlich ein wenig überrascht, als sie merkte, dass Mac sich anscheinend im Griff hatte. In seiner Höhle gab es kaum etwas: nur ein kleines Feuer brannte, über dem eine kleine tote Kreatur auf einem Stock brutzelte. Calhoun hockte in der Nähe und drehte ständig den Stock, offenbar um sicherzustellen, dass alles gleichmäßig gegart wurde. Der Kadaver war so verkohlt, dass Shelby nicht feststellen konnte, wie das Ding ausgesehen hatte, als es noch gelebt hatte. Sie konnte nicht einmal sicher sein, ob es eins der Kaninchendinger war.

»Willst du was?« Er klang normal.

»Nein, danke. Ich hatte schon eine namenlose Kreatur auf dem Schiff, bevor ich herkam.«

»Klingt köstlich.«

Shelby ging langsam über den felsigen Boden auf ihren Mann zu. Sie hatte das Gefühl, dass er sich bei einer plötzlichen Bewegung wie ein Kobold in Luft auflösen könnte. Es war eine lächerliche Vorstellung, das wusste sie, aber dennoch konnte sie den Gedanken nicht abschütteln.

Sie kauerte sich ihm gegenüber und musterte ihn eine Zeit lang. Nachdem Calhoun mit der Zubereitung des Dings fertig war, nahm er ein paar Bissen davon. Wenigstens schlang er es nicht hinunter. Er aß genauso, wie jeder andere Sternenflottenoffizier es wohl auch getan hätte.

Als er das Wort an sie richtete, geschah dies so plötzlich, dass Shelby kurz zusammenschrak.

»Willst du mir was sagen?«, fragte er.

Sie hatte eine Million Dinge, die sie sagen wollte. Was sie dann als Erstes sagte, überraschte sie allerdings selbst. »Ich liebe dich, Mac.«

»Ich liebe dich auch.« Er sagte es beiläufig und sachlich, als wüsste er, dass er es sagen sollte, aber nicht in der Lage wäre, es zu fühlen.

So darfst du nicht denken. Natürlich kann er es fühlen. Natürlich liebt er dich.

»Mac«, sagte sie und griff nach seiner Hand. Er ließ es zu, drückte sie aber nicht. »Wie lange soll das noch so weitergehen?«

»Bis ich andere Xenexianer finde«, sagte er mit schlichter Entschlossenheit.

»Es gibt keine mehr.«

»Ich bin noch nicht fertig mit der Suche.« Calhoun hielt einen kleinen Notizblock hoch und blätterte darin. »Ich gehe als Nächstes zu den Verfallenen Höhen. Das ist eine ganze Bauerngemeinde, die teilweise unterirdisch liegt. Dutzende von Leuten könnten dort auf unbestimmte Zeit überleben …«

»Mac …«

»Das ist nur einhundertvierzig Kilometer von hier entfernt. Ich sollte in der Lage sein, sie in …«

»Mac«, sagte sie dieses Mal eindringlicher, was seine Aufmerksamkeit erregte. Er kratzte kurz seinen Bart, starrte sie an und wartete darauf, dass sie weitersprach. »Mac«, sie senkte ihre Stimme zu einem sanfteren Ton, »da ist niemand.«

»Es wäre möglich …«

»Ist es nicht. Wir haben die gesamte Welt mit den Sensoren gescannt. Du bist das einzige Lebewesen, abgesehen von den Kreaturen, von denen du dich ernährst.«

»Das wissen wir nicht mit Sicherheit …«

»Doch, das tun wir. Die Sensoren können nicht getäuscht werden.«

»Man darf das Volk von Xenex nicht unterschätzen. Es ist möglich, dass …«

Shelby griff nach ihm und packte ihn fest an den Schultern. »Nein, das ist nicht möglich. Die Scanner haben jeden Zentimeter dieser Welt erfasst. Sie ist leer, Mac. Es gibt niemanden mehr. Es gibt nur dich, der Tag für Tag damit vergeudet, über diesen Felsen zu kriechen und nach etwas oder jemandem zu suchen, der nur in seinem Kopf existiert!«

Er sah aus, als wollte er ihr antworten. Sein Mund öffnete sich, schloss sich dann aber ohne ein Wort. Stattdessen starrte er sie nur an.

Shelby hatte in ihrem Leben schon Haie gesehen. Nie in freier Wildbahn, aber auf der Erde hatte sie einige in Ausstellungen gesehen. Was sie an ihnen immer auffällig gefunden hatte, war die Seelenlosigkeit in ihren Augen. Da war nur dieser leere schwarze Blick, der die Welt ohne einen Hauch von Leben anstarrte.

Das war es, was sie jetzt in Macs Augen sah. Sie waren natürlich lila und nicht schwarz, aber sie waren so seelenlos wie die eines Hais. Sie war nicht besorgt, dass er sie angreifen und verschlingen würde, aber es war dennoch beunruhigend, das Fehlen jeglichen Lebens in den Augen ihres Mannes zu sehen.

Entschlossen, eine menschliche Verbindung zu ihm aufzubauen, zog sie ihn zu sich heran. Er leistete keinen Widerstand und sie drückte ihn fest an sich. »Mac«, sagte sie leise, »ich weiß, was du tun willst.«

»Wirklich?«

»Ja. Du würdest gern einen Zauberstab schwingen. Du würdest gern durch die Zeit reisen und einen Weg finden, die D’myurj von ihren Taten abzuhalten. Aber das kannst du nicht. Du kannst es einfach nicht.«

»Warum nicht?«

Die Frage verwirrte sie. Sie rückte leicht von ihm ab und starrte ihn verwirrt an. »Was meinst du damit?«

»Warum nicht?«, wiederholte er. Zum ersten Mal schien echtes Interesse in seinen Augen aufzuflackern. »Wir sind schon einmal durch die Zeit gereist.«

»Ja, aber das war nur einmal«, sagte sie ungeduldig. »Es war ein praktisch unmöglicher Zufall. Und wir hatten Glück, dass wir da rausgekommen sind, ohne dass das gesamte Raum-Zeit-Kontinuum zusammengebrochen ist. Außerdem, was würdest du tun? Nach all dieser Zeit auf die Excalibur zurückkehren und sie bitten, dich in die Vergangenheit zu transportieren? Klingt das wie etwas, das sie tun würden?«

Noch während sie das sagte, kam ihr der Gedanke: Vielleicht würden sie. Die Loyalität, die die Besatzung der Excalibur gegenüber ihrem Captain empfand, war nicht zu unterschätzen. Innerlich musste sie sich eingestehen, es bestand durchaus die Möglichkeit, dass die Besatzung bereit wäre, alles Nötige zu tun, um ihren Captain glücklich zu machen. In der Zeit zurückreisen, Sir? Kein Problem. Wir werfen die Maschinen an und machen uns auf den Weg.

Doch zu ihrer Überraschung und sogar Erleichterung senkte er seinen Blick und sah weg. »Nein«, sagte er, sowohl zu sich selbst als auch zu ihr. »Nein, natürlich nicht.«

Shelby hielt ihn weiter fest. »Mac, es ist Zeit, diesen Ort zu verlassen. Du hast drei Monate lang auf einem Planetenfriedhof gelebt. Du siehst aus wie der wandelnde Tod. Du musst dreißig Pfund abgenommen haben. Es ist Zeit, nach Hause zu kommen. Es ist Zeit, auf die Excalibur zurückzukehren.«

»Die Excalibur«, schnaubte er spöttisch, »das ist verrückt. Die haben bestimmt schon einen neuen Captain.«

»Nein. Haben sie nicht. Burgoyne hat alles so gut es ging zusammengehalten.«

»Burgoyne?« Zum ersten Mal war Mac sichtlich überrascht. »Burgoyne hatte nie Interesse an einem Kommando.«

»Du hast ihn/sie zu deinem/r Stellvertreter/in gemacht, du hast ihm/ihr also nicht wirklich eine Wahl gelassen«, sagte sie. »Er/Sie hat die Excalibur durch verschiedene Missionen geführt und den Berichten zufolge hat er/sie sich recht gut geschlagen. Er/Sie ist in das Kommando hineingewachsen.«

»Vielleicht sollte ich ihn/sie dort lassen.«

Sie wich von ihm zurück, sodass er ihr verärgertes Gesicht sehen konnte. »Mach dich nicht lächerlich. Burgy würde sofort für dich zurücktreten. Er/Sie kommandiert, weil er/sie glaubt, dass du das willst, während du tust, was auch immer du gerade tust. Aber nur weil er/sie damit klarkommt, heißt das nicht, dass er/sie das auch will. Er/Sie wartet darauf, dass du zurückkommst. Das tun sie alle. Ganz zu schweigen von deinem Sohn, Moke. Hast du überhaupt mal an ihn gedacht?«

»Moke ist nicht mein Sohn«, sagte er kurz und knapp.

»Vielleicht nicht, aber du bist für ihn das, was einem Vater am nächsten kommt. Ja, es gibt eine Menge Leute auf der Excalibur, die auf ihn aufpassen, aber du hast ihn im Stich gelassen. Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie schwer deine Abwesenheit für ihn ist?«

»Er schien nie besonders verrückt nach mir zu sein, als ich dort war.«

»So sind Kinder nun mal«, meinte sie schulterzuckend. »Es tut mir leid, dass du das nicht zu verstehen scheinst.«

»Wie sollte ich?« Er gab sich keine Mühe, die Bitterkeit aus seiner Stimme zu halten. »Ich war nicht für meinen echten Sohn da. Und Xyon hasst mich noch mehr als Moke. Er macht mich für den Verlust der Xenexianer verantwortlich. Er und ich sind die Einzigen, die noch übrig sind. Und warum sollte er mir auch nicht die Schuld geben? Ich tue es.«

Sie ergriff seine Rechte mit beiden Händen. »Es war nicht deine Schuld, Mac. Das war das Werk von Wahnsinnigen. Nur weil du sie nicht davon abhalten konntest, einen Völkermord zu begehen, ist es nicht deine Schuld. Mac. Du musst diesen Ort verlassen. Du kannst hier nicht bleiben. Es ist an der Zeit …«

Er beugte sich abrupt vor und küsste sie. Aber so hatte er sie noch nie geküsst. Der Kuss war voller Verzweiflung und Hunger und einem Bedürfnis nach Erlösung.

Sie erwiderte ihn mit einer Begierde, von der sie fast vergessen hatte, dass sie sie empfinden konnte. Als er seine Hand auf ihre Brust legte, keuchte sie in seinen Mund. Seine Zunge schnellte nach vorne und umspielte leicht die ihre.

Ihr Kommunikator piepte.

Sie schlug ungeduldig darauf. »Was?«

»Sind Sie in Ordnung, Admiral? Ihre Vitalzeichen schießen in die Höhe.«

»Mir geht es gut. Ich jogge gerade. Lassen Sie mich in Ruhe.« Sie hieb auf den Kommunikator, um ihn auszuschalten.

»Lass mich dir dabei helfen«, sagte Calhoun und zog am Oberteil ihrer Uniform.

Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sie es ausgezogen hatte, und dann war sie über ihm.

Die Minuten vergingen wie im Flug, als sie sich auf dem Boden der Höhle liebten. Sie nahm weder die Umgebung noch die verschiedenen Gerüche oder irgendetwas anderes wahr, außer der Anwesenheit ihres Mannes, dem Druck seiner Muskeln gegen ihre und seiner unglaublichen Stärke. Er mochte von der Trauer um sein Volk gebrochen sein, aber diese Trauer tat seiner Leistung keinen Abbruch. Sie küsste ihn wild und wälzte sich auf ihn, und als die Hitze in ihr explodierte, drohte diese, sie zu verzehren.

Als es vorbei war, sackte sie erschöpft auf den Boden. Es war harter, unnachgiebiger Stein, aber das war ihr egal. Stattdessen lag ihr Kopf an Macs Schulter. Sie konnte spüren, wie sein Herz in seiner Brust pochte und gerade erst anfing, etwas langsamer zu werden. »Verdammt«, seufzte sie und streichelte seine Brust. »Ist schon … eine Weile her.«

»Du hast niemanden gefunden, der die Lücke in meiner Abwesenheit füllen konnte?«

»Ich bin eine verheiratete Frau, Calhoun. Das bedeutet mir etwas.« Sie gähnte und fuhr mit ihrer Hand über seine Brust, die bemerkenswert glatt war. »Das hat mir gefehlt.«

»Mir auch.«

Sie spürte, wie große Müdigkeit über sie hereinbrach. Ihre Augen begannen, sich zu schließen. Einen Moment lang versuchte sie, sie offen zu halten, aber dann gab sie auf. Sie merkte, dass sie in letzter Zeit nicht besonders viel geschlafen hatte, und nun übernahm die Erschöpfung die Kontrolle über ihren Geist. Trotz aller gegenteiligen Bemühungen driftete sie in den Schlaf.

Was machst du denn da? Hast du den Verstand verloren?! Das ist es, was er will! Wach auf! Wach auf, verdammt!

Shelbys Kopf schnellte hoch, als sie die Augen öffnete. Sie dachte, sie hätte nur ein paar Sekunden gedöst, doch dann erkannte sie, dass die Dunkelheit hereingebrochen war. Die glühende Sonne war untergegangen und es wurde kühl in der riesigen Wüste von Xenex.

Mackenzie Calhoun war verschwunden.

»Mac!«, rief sie, setzte sich auf und sah sich um. Ihr Herz wurde schwer, als sie sah, dass die Höhle leer war. Die wenigen Habseligkeiten, die er bei sich gehabt hatte, waren verschwunden. Er hatte sich mühelos von ihrer schlummernden Gestalt befreit, sich angezogen, seine Sachen zusammengepackt und war gegangen, ohne sie zu wecken.

»Verdammter Mistkerl«, knurrte sie, während sie nach ihren Sachen griff. Sie zog sich, so schnell sie konnte, an und murmelte dabei vor sich hin. »Wie konnte ich nur so dumm sein? Er weiß, dass ich nach dem Sex immer einschlafe. Er wusste, wie er mich ausschalten kann, und hat sich aus dem Staub gemacht, ohne mich zu wecken. So ein Mistkerl.« Als sie ihre Tunika anzog, tippte sie auf den Kommunikator.

»Ja, Admiral?«, kam die forsche Stimme des Captains.

»Scannen Sie das Gebiet. Finden Sie Calhoun.«

Der Captain klang verwirrt. »Ich dachte, er wäre bei Ihnen.«

»Er ist entkommen.«

»Wie ist er ent…?«

»Würden Sie bitte einfach die verdammte Gegend scannen?«

»Einen Moment, bitte. Scan wird ausgeführt.«

Die Sekunden schienen sich unendlich zu dehnen. Endlich meldete er sich wieder. »Er ist nicht da.«

»Erweitern Sie die Suche.«

»Nein, Sie verstehen nicht, Admiral. Er ist nicht auf dem Planeten. Er hat Xenex verlassen.«

Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. »Wie zum Teufel konnte er Xenex verlassen, ohne dass Sie ihn gesehen haben?«

»Wenn er mit einem Tarnkappenschiff von der anderen Seite des Planeten losgeflogen ist …«

»Wie sollte er auf die andere Seite des …?« Dann brach sie ab, als sie ihre eigene Frage beantwortete. »Er muss ein Schiff mit einem Ein-Personen-Transporter haben. Er hat sich aufs Schiff gebeamt und dann die Welt verlassen.«

»Aber wohin hätte er gehen sollen?«

»Wie ich ihn kenne? In der Zeit zurück.«

Es entstand eine Pause, in der der Captain offensichtlich versuchte, zu begreifen, wovon sie sprach. »Sagten Sie …?«

»Ja, und ich hoffe, dass ich mich irre. Denn wenn man bedenkt, welchen Schaden Mackenzie Calhoun anrichten kann, möchte ich nicht daran denken, wozu er imstande wäre, wenn er in der Zeit losgelassen wird. Glücklicherweise bezweifle ich, dass er die Excalibur wirklich davon überzeugen kann, sich durch die Zeit schleudern zu lassen, sodass die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass er …«

»Admiral? Admiral, was ist …?«

»Ich weiß, wo er hinwill«, sagte sie. »Beamen Sie mich rauf, sofort. Wir müssen ihnen Bescheid geben, bevor es zu spät ist … was vielleicht schon der Fall ist.«

IRGENDWO

I

Lieutenant Arras Nuevo nahm seine Aufgabe ernst. Sehr ernst. Denn er wusste, dass die Sicherheit von Zeit und Raum von ihm und seiner Einheit abhing.

Nuevo diente seit zwanzig Jahren und hatte jedes einzelne dieser Jahre stolz im Korps der Sternenflotten-Marines absolviert. Er und seine Kameraden hatten einen Großteil ihres Lebens damit verbracht, an Orten abgesetzt zu werden, die für die vielgerühmten Raumschiffe viel zu heiß waren. Er schnaubte verächtlich, wann immer er einen Grund hatte, auch nur einen Gedanken an Personen wie die Sicherheitsleute der Sternenflotte zu verschwenden. Für ihn war ein Raumschiffsicherheitsoffizier jemand, der die Kampfausbildung hinter sich gelassen und einfach einen Posten angenommen hatte, der es ihm ermöglichte, etwas aus seinem Leben zu machen … vorausgesetzt, er lebte lange genug, um etwas zu erreichen.

Die Marines waren von einem ganz anderen Schlag als die Sicherheitskräfte. Ihre Treffsicherheit war beispiellos: Wenn sie auf ein Ziel feuerten, trafen sie es. Sie besaßen eine umfassende Nahkampfausbildung. Und was am wichtigsten war, sie waren in allen bekannten Angriffstechniken, die ein Feind gegen sie einsetzen konnte, gründlich geschult. Sie waren schlicht und ergreifend eine Kampfelite.

Deshalb war Nuevo anfangs sehr verärgert gewesen, als er dem Sicherheitsdienst des Hüters der Ewigkeit zugeteilt worden war.

Zugegeben, er war verletzt worden. Ein verirrter Disruptorstoß während eines großen Feuergefechts auf Hangis III hatte sein rechtes Bein zerstört. Durch den Einsatz von Klontechniken war ihm ein neues Bein gewachsen, aber er war sich sicher, dass es nicht so gut wie das alte war. Die Ärzte behaupteten, er bildete sich das alles nur ein und dass das Bein identisch mit dem war, das er verloren hatte. Und vielleicht stimmte das. Dennoch fühlte sich das Ersatzbein für ihn steif und »falsch« an. Schließlich war er vom Kampfeinsatz abgezogen worden. Die Sternenflotte hatte ihn ursprünglich auf einen Schreibtischposten versetzen wollen, aber Nuevo hatte sich gegen diese Idee gesträubt. Er war ein Kämpfer, kein Schreibtischhengst. Lieber wäre er aus der Truppe geflogen, als hinter einem Schreibtisch festzusitzen.

Als man ihm die Verantwortung für die Sicherheit des Hüters der Ewigkeit übertragen hatte, war er zunächst der Meinung gewesen, dass dies eine völlig sinnlose Aufgabe sei. Er kannte zwar die Geschichte des Hüters, aber sie hatte nicht viel Bedeutung für ihn. Es handelte sich lediglich um ein riesiges Zeitportal, in dem Trupps von Wissenschaftlern ständig herumstöberten und es untersuchten, um verschiedene Zeitperioden in verschiedenen Welten zu beobachten. Was hatte er mit seiner fortgeschrittenen Kampfausbildung dort zu suchen?

Aber bei einem Treffen mit Admiral Caldwell von der Sternenflotte und einem Doktor Periskoff vom Daystrom-Institut hatte er sich sehr schnell eines Besseren belehren lassen. Caldwell war dabei gewesen, um zu betonen, dass die Sternenflotte Nuevo für den Posten haben wollte, aber es war Periskoff gewesen, der ihm die Wichtigkeit dieser Aufgabe klargemacht hatte.

»Sie haben keine Ahnung«, hatte Periskoff mit seinem sanften russischen Akzent gesagt, »wie gefährlich der Hüter sein kann. Wenn die falsche Person hindurchgeht und in die Vergangenheit reist, kann ein solches Unterfangen buchstäblich das gesamte Raum-Zeit-Kontinuum durcheinanderbringen.«

»Durcheinanderbringen, wie?«, hatte Nuevo gefragt.

»Es gibt Hunderte von Möglichkeiten, wie das passieren könnte«, hatte Periskoff ihm erklärt. »Möglichkeiten, die wir uns nicht einmal ansatzweise vorstellen können. Wenn nur ein Ereignis rückgängig gemacht wird, zieht sich das durch die ganze Geschichte wie eine Art Schmetterlingseffekt.«

Nuevo hatte davon gehört. Die Auffassung, dass die Tötung eines zufälligen Schmetterlings in irgendeiner prähistorischen Ära die gesamte Menschheitsgeschichte umschreiben könnte. Er hatte dieser Vorstellung nie viel Bedeutung beigemessen, aber angesichts der Ernsthaftigkeit von Periskoffs Verhalten begann er zu glauben, dass doch etwas dran war.

»Wir wollen, dass Sie ein Spitzenteam zusammenstellen«, hatte Caldwell gesagt. »Die Besten, mit denen Sie im Lauf Ihrer Karriere zusammengearbeitet haben. Sie werden Sie bei der Sicherung des Hüters unterstützen. Jeder, der ihn besichtigen will, muss alle Einzelheiten mit Ihnen abklären. Niemand wird die Möglichkeit haben, ihn zu inspizieren, es sei denn, Sie geben Ihr Einverständnis dazu.«

»Man betraut Sie damit«, hatte Periskoff betont, »die Stabilität des Universums aufrechtzuerhalten. Es gibt keine wichtigere Aufgabe als diese.«

Das hatte ausgereicht, um Nuevo die Bedeutung seiner Aufgabe zu verdeutlichen, und er hatte sie von da an ernst genommen. Er hatte Kontakt zu anderen Marinesoldaten aufgenommen, mit denen er zusammengearbeitet hatte, und auch sie waren zunächst skeptisch gewesen. Aber Nuevo hatte es geschafft, sie zu überzeugen, und dem Hüter der Ewigkeit war nun ein Dutzend Soldaten zugewiesen, die das