Steinschlag im Suldnertal - Kh Beyer - E-Book

Steinschlag im Suldnertal E-Book

Kh Beyer

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Beschreibung

Der Inhalt ist eigentlich leicht erklärt. Es handelt sich um einen Radrennfahrer, der tot im Suldnertal liegt. Das Suldnertal ist der Name, den Ortsansässige für das untere Stilfser Joch verwenden. Wie üblich bekommen Sie bei mir Einblicke in die Saisonarbeit. Besonders in die der Gastronomie und des Baugewerbes. Die Obstpflücker sind etwas später dran in einem anderen Krimi. Etwas oberflächlich thematisiere ich das Thema Doping und Sponsoring im Profisport. Damit auch den Streit um Patente und Erfindungen. Es gibt jedenfalls reichlich Betätigungsfeld für chronisch Kriminelle. Wie gewohnt bei mir, gestalte ich Krimis etwas durcheinander. Ich möchte, dass Sie den Krimi öfter lesen und Ihre Freude an dem Werk haben. Trotzdem lege ich Ihnen eine Spur. Wenn Sie aufmerksam lesen, werden Sie die Spur finden.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Der Unfall

Der Zweifel

Die ersten Motive

Die Spuren

Die Spurenauswertung

Die Aufklärung

Vorwort

Alle Namen von Betrieben und Personen sind von mir frei erfunden. Bestimme Personen und Betriebe, vor allem jene, die mir freundlich gesinnt waren, nenne ich, mit deren Einverständnis, bei ihrem wahren Namen. Sonstige Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen sind reiner Zufall.

Der Unfall

Marco P. kommt mit seinem Techniker Frederico, regelmäßig nach Prad. Sie möchten hier für den Giro d‘Italia trainieren. Ganz speziell, für die Etappe über das Stilfser Joch. Wie üblich, stehen verschiedene Reifen und Felgen auf dem Trainingsprogramm.

Louis, ein Radrennfahrer aus Lana, trifft sich regelmäßig mit Marco P und Federico. Er will heute Marco P bei Luise und Reinhold im Hotel abholen.

Frederico sagt Louis, Marco P ist bereits abgefahren.

Er will oben am Stilfser Joch warten.

Louis bricht allein auf. Er glaubt nicht, Marco P einholen zu können.

Kaum sitzt Louis auf dem Rad, kommt ein Auto auf den Hotelparkplatz gefahren. Gerhard, ein Elektriker aus Sulden, springt aufgeregt aus dem Auto.

„Oben liegt ein toter Rennfahrer. Ich glaube, es ist Marco P.“

Luise steht noch an der Tür und will gerade Louis verabschieden.

„Hast du schon die Carabinieri angerufen?“

„Oben ist kein Empfang. Das musst du jetzt tun.“

Luise ruft an. Dann ruft sie Reinhold im Haus, der etwas schwerhörig ist.

„Der Marco P liegt oben. Fahr mal hin!“

Reinhold fährt sofort los. Kurz vor einer Stilfser Brücke über den Suldenbach, geht linker Hand ein Wanderweg entlang. Wie scheint, wollte Marco P dort ein kleines Geschäft verrichten. Ein Steinschlag hat ihn dabei erwischt. Er hatte die Hose teilweise herunter gezogen dafür.

Reinhold kennt die Stelle. Dort gibt es reichlich Steinschläge. Auf dem Weg sieht er die Steine zahlreich da liegen.

Kaum ist Reinhold bei Marco P, treffen schon die Carabinieri und das Weiße Kreuz ein. Mit einem Hubschrauber können sie dort nicht landen. Sie kommen mit Martinshorn gefahren.

Kommissar Marco ist auch wieder zugegen. Allein.

Toni und Monika sind nicht mehr bei ihm. Ihre Abteilung wurde aufgelöst. Kosteneinsparung, wurde ihnen gesagt. Die Beiden trifft es nicht besonders hart. Die haben ihre Hütte. Das ist alle Mal besser, als versetzt zu werden. Marco spricht sie nur an, wenn er viel Arbeit hat oder ein Fall zu kompliziert erscheint.

Hier sieht er nach dem Beschau einen Unfall. Er lässt trotzdem ein paar Steine einpacken zur Untersuchung. Unter den Steinen ist kein frisch abgeschlagener dabei. Und das macht ihn etwas stutzig. Bei einem Steinschlag oder bei einer Lawine, sind Steine dabei, die während des Abganges, abgeschlagen oder vom Boden abgelöst werden.

Unter den Steinen um Marco P, ist kein einziger mit diesen Merkmalen.

Marco ruft sofort Toni an. Monika hört mit.

„Da stimmt was nicht“, sagt sie. Marco hört das und lacht.

„Wir kommen“, sagt Toni.

„Wir treffen uns bei Luise und Reinhold im Hotel Prad“, antwortet Marco. Er hat bereits bei Luise einen Stützpunkt eingerichtet. Von hier aus sollen die Zwei die Ermittlung führen. Monika und Toni sollen die Anlieger dieses Viertels befragen. Derweil organisiert Marco den Stützpunkt am Zinggweg in Prad. Die Kollegen dort sind gut organisiert und haben reichlich Erfahrung mit Unfällen jeder Art.

Zuerst wollen Marco, Toni und Monika die Wirtsleute vom Hotel Prad befragen. Luise wirkt stark erschüttert. Sie ist zu Aussagen noch nicht bereit. Toni geht in der Zwischenzeit mit Monika das Zimmer von Marco P durchsuchen. Marco verabschiedet sich von Luise, der Wirtin.

„Die Untersuchung hier wird von Toni und Monika durchgeführt. Wir bringen erst mal alle Funde ins Labor.“

Reinhold ist bereits dabei, das Rennrad und die Sachen von Marco P zu packen, die nicht im Labor sind. Er hat die Familie von Marco P benachrichtigt.

Eigentlich würde Luise in den kommenden Tagen einen Bus mit Touristen erwarten. Sie muss das absagen.

„Ich denke, Marco ‘s Familie und sicher auch ein paar Freunde werden hier her kommen.“

Frederico kommt wieder gefahren. Louis ist bei ihm.

Sie waren in Sulden und anschließend in Prad. Beide fahren in anderen Teams, die alle in Prad und Sulden sind. Deren Räder sehen gut aus. Die Trikots sind mit Reflektoren versehen. Ganz vorschriftsmäßig.

Die Hoteliers aus der Gegend sind dankbar für die Veranstaltungen. Neben den Mannschaften, finden sich auch reichlich Fans ein. Im Tross dieser Profis sind aber auch reichlich Amateure, die eventuell mit diesem Beruf liebäugeln.

Auf den größeren Parkplätzen stehen Lastwagen mit den Namen der Teams. Einige sehen aus wie rollende Labore. Andere, wie Reisebusse. Nur deren Fahrer schlafen im Bus. Die Passagiere sind alle zu Gast in den örtlichen Hotels.

Monika sieht viel Arbeit auf sie zukommen. Die Carabinieri können das allein gar nicht schaffen ohne reichlich Verstärkung.

Dazu liegt die Vermutung nahe, dass die Teams die Gegend in den kommenden Tagen verlassen. Dann wird eine eventuelle Spur kalt.

Neben dem Trubel gibt es auch reichlich Feinde dieser Veranstaltungen. Die Radfahrer als auch deren Fans, schmeißen nicht wenig Müll in die Gegend. Die Bauern und der Straßendienst beklagen sich regelmäßig über ruinierte Maschinen, die bei der Säuberung der Straßenränder kaputt gehen. Die leicht bewachsenen Ecken und ohnehin spärliche Natur, ist an verdeckten Stellen die Toilette der Fangemeinde. Neben übermäßig benutzter Unterwäsche, Tampons, Slipeinlagen, Taschen- und Handtüchern im Zelluloseformat, finden sich in den abgesonderten Darminhalten, Verpackungen von Arzneimitteln, Spritzen und Ersatzteilen. Kein Mensch kann das ohne Vollschutz beräumen. Es sei denn, er möchte sich täglich nach der Beräumung, einem kompletten Gesundheitstest unterziehen. Schließlich wäre damit auch die menschliche Umgebung samt Familie stark gefährdet.

Kein Mensch kann in dem orangenen Vollschutz länger als zwei Stunden am Stück arbeiten.

Offensichtlich ist es den Verantwortlichen auch nicht möglich, sich diese Arbeit an zu tun. Noch zu mal, die Entsorgung sicher zu dem problematischsten Teil des Unternehmens gehört.

Wer möchte schon gern Kinder oder Passanten mit diesem hoch giftigem Müll belasten? Eigentlich dürfte es reichen, bisweilen einen Radprofi an dem Zeug krepieren zu sehen. Von den Tieren der Umgebung ganz zu schweigen.

Am meisten freuen sich die örtlichen Tankwarte über die umweltschonenden Veranstaltungen. Diese umweltfreundlichen Umsätze bringen nicht mal die umweltschädlichen Motorradfahrer in den Hochsaisons ein. Erwin, der Tankwart, verkauft selten so viel Treibstoff wie an diesen Tagen. Daneben handelt er in diesen Tagen auch vermehrt mit Keilriemen, Ölen, Fetten und, man will es nicht glauben, mit Scheibenwischern. Selbst das Angebot an Sonnenbrillen muss extra erweitert werden. Die normalen Sonnenbrillen, die von Motorradfahrern bevorzugt werden, sind den Radfahrern zu billig. Die ziehen angeblich in den Augen.

Der Zweifel

Marco ruft Monika auf dem Aschbach an. An allen Steinen wurden Fingerabdrücke gefunden. Marco P. wurde von drei Steinen am Kopf getroffen. Das konnte er nicht überleben. Toni bekommt den Auftrag, die Personen zu finden, von denen die Fingerabdrücke stammen.

Bei der Untersuchung wurde auch festgestellt, Marco P. selbst ist auch durchsucht worden. Wahrscheinlich erst nach seinem Tod.

‚Wer durchsucht einen Toten und meldet es nicht?‘, fragt sich Toni. Mindestens eine Person hat den Trainingsanzug von Marco P. berührt. Das Labor in Bozen versucht, Genproben zu extrahieren. Eigentlich ist damit keine Schuld bewiesen. Vielleicht hat das Zimmermädchen oder Luise den Trainingsanzug berührt. Am Trainingsanzug sind Aufdrucke, welche die Fingerabdrücke konserviert haben. Marco freut sich darüber. In der Datenbank waren die Abdrücke aber nicht zu finden. Die Genproben dauern aber noch eine Weile. Die Proben können mit reichlich Datenmaterial verglichen werden. Zumindest, was die Südtiroler und Italienische Bevölkerung betrifft.

Monika und Toni sollen nun in den jeweiligen Hotels und Gaststätten, die Proben jener sammeln, die als Mörder Marco P‘s in Frage kämen. Eine Theorie haben sie noch nicht. Ein Motiv können sie beim besten Willen nicht erkennen.

Zuerst gehen sie zu Luise im Hotel Prad und suchen dort Spuren.

Zumindest erhoffen sie sich im Gepäck Marco P.‘s und im Zimmer schon gewisse Anhaltspunkte. Marco ist schon da. Er sammelt sämtliche Proben und Fingerabdrücke. Er hat viel zu tun. Dieses Mal haben die Labore alle Hände voll zu tun. Hunderte Proben sind schon angefallen. Wahrscheinlich müssen andere Labore mit arbeiten. Marco ruft vorsichtshalber die Krankenhäuser an, ob sie helfen können. Trotzdem müsste er in diese Labore spezielle Kriminologen zur Unterstützung schicken.

Die Fingerabdrücke auf den Steinen deuten etwas an.

Die Steine wurden von einer oder zwei Personen extra zusammen getragen. Mit dem Befund geht Marco jetzt offiziell von Mord oder vorsätzlicher Körperverletzung aus.

Marco muss als Erstes heraus bekommen, ob Einheimische oder der Straßendienst, eventuell die Steine zusammen getragen haben. Kritische Stellen werden sehr oft beräumt, um Steinschläge zu vermeiden. Als Nächstes will Marco feststellen, ob dort in dem Gebiet, Forstarbeiten statt fanden. Im Rahmen dieser Arbeiten werden auch oft Steine bewegt. Seine Aufgabe konzentriert sich auf die Landesämter und deren Arbeitsaufträge. Leider werden gerade die jetzt auch an Privatunternehmen vergeben. Das macht die Ermittlung besonders schwer. Keine dieser Firmen wird jemals irgendeine Fehlhandlung zugeben. Das würde unweigerlich zur Pleite dieser Firma führen. Marco muss jede Firma direkt besuchen und dort nötigenfalls, Unterlagen konfiszieren.

Monika geht wieder in ihre Hütte. Die Hütte wird zur Ermittlungszentrale. Bei ihr laufen alle Erkenntnisse zusammen. Parallel zu Marcos Büro bei den Carabinieri. Toni meldet ihr die Ergebnisse seiner Befragungen und sonstige Erkenntnisse. Die Drei haben ein ziemlich gut funktionierendes System aufgebaut. Die zwei Inspektoren auf Abruf werden langsam zur ersten Ermittlungswaffe Marcos.

Toni geht als Erstes zu den Mannschaften der Radprofis. In Prad, im Hotel Mücke, findet er ein holländisches Team und dessen Fans. Das ist das Team von Louis. Louis aus Lana ist erst neu in das Team aufgenommen worden. Ins Team, Schoko. Bei Veranstaltungen im Gemeindesaal von Lana, gibt Louis den Besuchern reichlich Werbegeschenke in Form von Schokolade. Seine Anhängerschaft wächst dadurch ständig. Im Ort hängen auch schon verschiedene Plakate mit seinem Antlitz.

Louis versucht, Toni gleich mit den richtigen Ansprechpartnern bekannt zu machen. Neben dem Mannschaftsarzt ist das auch deren Trainer. Den Mannschaftsarzt finden die am Getränkebuffet. Er öffnet sich gerade eine Flasche Forst, naturtrüb. Louis stellt Toni vor und sagt dem Arzt, der sich mit Blendkopp vorstellt, seinen Namen und den Grund seines Besuches. Neben Herrn Blendkopp stehen noch zwei hübsche Damen. Eine wirkt etwas karibisch.

Blendkopp stellt Toni die Damen vor.

„Das sind unsere Masseusen, Heren und Kuiken.

Wollen sie auch eine Massage?“

Toni wird knallrot bei dem Anblick der Damen. Er will nicht fragen, was die Damen massieren.

„Kennen sie Marco P.?“

„Ja. Wie geht‘ s ihm?“

„Marco ist verunglückt. Er ist tot.“

„Ich kann es nicht fassen. Den wollten wir mal unter Vertrag nehmen.“

„Dann kennen sie auch das Gesundheitsprofil von Marco?“

„Aber sicher. Der Mann war topfit.“

„Und was war mit den Bluttests?“

„Ich kann Ihnen sogar Proben geben. Die waren alle sauber.“

„Nehmen sie auch Blutproben von ihrer Mannschaft?“

„Natürlich. Die sind alle sauber. Ich kann ihnen auch davon Proben geben. Die müssen sie aber über die Carabinieri anfordern.“

Toni lässt von der weiteren Befragung ab. Er verabschiedet sich von Mannschaftsarzt. Eigentlich hätte er den Arzt noch fragen können, wie viele Fahrer des Teams mit Sondergenehmigungen unterwegs sind. Die Fahrer mit dauerhaft erhöhtem Hämoglobinwerten haben sehr oft eine Sondergenehmigung.

Die Frage stellt er dem Arzt beim nächsten Mal. Er ist sich sicher, den Arzt noch öfter zu treffen.

Die zwei Masseusen stellen sich neben Toni. Sie nehmen ihn in die Mitte.

„Bleibst du noch heute Abend?“

Toni ist erstaunt von dem guten Deutsch, das die Damen sprechen.

„Sie sprechen gut Deutsch.“

„Wir haben auch in Deutschland studiert.“

„Wie? In Hamburg?“

„Nein. An der Sporthochschule in Köln.“

„Ah. An der Geestemünder Straße?“

„Du Scherzbold. Du kennst dich gut aus.“

‚Also kennen die Damen die Geestemünder Straße in Köln,‘ denkt sich Toni.

„Das Auskennen ist mein Beruf.“

Kuiken zwickt Toni in den Hintern. Wenn das Monika gesehen hätte, würde das Kuiken jetzt eine Watschen kassieren. Monika ist da nicht zimperlich als gestandene Wirtin.

„Du könntest schon auch eine Massage gebrauchen.

Du bist ziemlich verkrampft“, sagt Kuiken zu Toni.

Toni wird etwas rot und überlegt, ob er das Angebot annehmen soll. Ermittlungsarbeit. Wenn das Monika erführe, würde er zu Hause die dreifache Ermittlung zu spüren bekommen. Monika würde das hierzulande sofort erfahren. Man kennt sich in Wirtskreisen. In Südtirol bleibt keine Nachricht dieser Kategorie länger als zwei Tage geheim. Bei entsprechender Brisanz, ist das Maul schneller als die Zeitung. Schließlich rennen wir täglich einkaufen und anschließend ins Cafe zum Viertel oder Gespritzten.

Toni geht mit Louis noch zum Trainer. Der redet noch etwas geheimnisvoller als der Arzt. Toni hört aber Etwas heraus. Louis ist selbst erschrocken. Die Mannschaftskollegen aus Belgien haben etwas gegen Italiener und Südtiroler. Jeder dieser Fahrer scheint einen persönlichen Arzt zu haben. Den nennen sie Fitnessmanager oder Personaltrainer. Und die machen sich und ihren Schützlingen das Mannschaftsleben schwer. Ganz nebenbei erfahren sie, Marco hatte auch so einen Manager.

Nach zehn Minuten hat der Trainer der Holländer, Mussle, in seinem Zimmer zu tun. Er entschuldigt sich und lässt Toni allein mit Louis. Kurz darauf kommt noch ein Kollege zu Louis. Er stellt sich mit Lackmus vor und wundert sich über Tonis Unkenntnis seines Namens betreffend. Den kennt schließlich jeder Rennfan. Toni bietet ihm ein Getränk an. Alkohol, Kaffee, Tee und Cola lehnt Lackmus ab. Er müsste noch zum Arzt.

Im Gespräch, das nicht lange dauert, erfährt Toni einige Neuigkeiten. Die Rennfahrer mögen sich untereinander nicht besonders. Kein Wunder, Radfahrer sind Einzelsportler. Selbst die Hilfe für den Spitzenfahrer des Teams muss bezahlt werden. In dem Fall von einem Team oder von einer Mannschaft zu reden, ist wohl unpassend. Mit Geld gründet man ganz sicher keine Mannschaft. Das soll dann der Trainer mit dem billigem Geschwätz von Heldentum richten. Wenn das nicht hilft, müssen die Mediziner eingreifen. Um diese Sportler schlägt sich eine gewaltige Drogenindustrie. Und wehe, einer schwätzt.

Louis sagt durch die Blume, der Lackmus schläft praktisch in einem Labor. Nebenbei erfährt Toni, Louis möchte damit aufhören und sich dem Amateursport zuwenden.

„Wenn du denkst, dort dopen sie nicht, scheint das ein guter Vorsatz zu sein.“

„Sobald es um ein Preisgeld geht, triffst du auch wieder die Dealer und ihre Kunden. Es geht um Beute.“

„Mit Sport hat das wenig zu tun. Ich glaube, Monika, ihre Kollegen und ich, wir sind echte Sportler.

Vielleicht auch viele Bauern, Hirten und Gärtner hier in Südtirol.“

„Du meinst, ich solle mir lieber eine körperliche Arbeit suchen?“

„Ja.“

„Danke für deinen Tipp.“

„Denk dran: Profisport ist Mord. Profimassensport ist Massenmord. Ich muss jetzt in ein anderes Hotel. Wo die Belgier schlafen.“

„Die schlafen im Suldenklotz. Das ist nur ein paar Meter weg von hier.“

„Danke, Louis. Wir sehen uns wieder bei Bedarf.“

„Ich helfe dir gerne.“

„Nebenbei. Ich brauche mal ein paar benutzte Gläser oder Flaschen deiner Kollegen und der Leute, die mit euch zusammen sind. Ich rede noch mit den Wirtsleuten.“

„Die stellen wir gleich bei Seite. Noch vor dem Spülvorgang.“

„Wir holen die in der Nacht ab.“

„Wo schlafen denn die Italienischen Mannschaften?“

„Die sind nicht hier in Prad.“

Ich muss unbedingt heraus bekommen, wo die Italiener schlafen. Vielleicht weiß Luise, Näheres.

Bei Luise ruft Toni erst mal Monika an. Luise lässt ihr einen schönen Gruß ausrichten. Toni meldet seine Erkenntnisse. Monika erzählt von den ersten Laborergebnissen.

Der Großteil der Steine ist untersucht worden. Es gibt an fast allen, Fingerabdrücke von nur zwei Personen.

Toni schluckt. Jetzt muss er unbedingt erfahren, ob irgendwelche Baubetriebe dort zu tun hatten.

Eventuell auch im Zusammenhang mit der Brücke.

Die Gensequenzen vom Gentest sind zwar eindeutig aber schwer zu zuordnen. Dafür bräuchte es wirklich Gegenproben. Marco von den Carabinieri hat die europäischen Partner angefragt. Das wird jetzt einige Zeit dauern, bis dazu Ergebnisse vorliegen.

Bei Luise ist ein befreundeter Bauer des Ortes. Der holt im Sommer gern den Grünschnitt von Luise.

Luise bekommt dafür Eier und auch etwas Fleisch.

Schorsch, der Bauer meint, Bauern würden in diesen Berg nie einsteigen. Dort wäre es viel zu gefährlich.

Außerdem gibt es dort nichts zu holen. Den eventuell fälligen Baumschnitt macht die Feuerwehr.

Das Stichwort hat Toni noch gefehlt. Die Feuerwehr. Er muss jetzt heraus bekommen, wer dort wann, Bäume beschnitten hat. Toni geht davon aus, der Beschnitt wird mit einer Kranhebebühne gemacht. Mit einem Telestapler. Die Einzigen, die so Etwas griffbereit haben, sind die Feuerwehren. Toni muss nach Schlanders, um Genaueres zu erfahren. So viel er weiß, gibt es das auch in Schluderns. Das wäre näher.

Er ruft dort an.

Die Schludernser schicken Toni nach Schlanders. Ihr Gerät wäre aktuell in der Reparatur. Toni fällt ein, zur Not ginge auch eine Feuerwehrleiter. Er muss unbedingt den Platz erreichen. Vielleicht gibt es dort noch mehr Spuren. In Schlanders bekommt er die Hebebühne. Morgen Früh trifft man sich bei Luise.

Luise hat ein paar Gäste im Haus. Es gibt Rippelen.

Toni bleibt gleich hier. Ihm tropft der Zahn. Er wird von Louis begleitet. Jetzt kann er Louis noch ein paar Einzelheiten aus der Nase ziehen. Louis wirkt nicht besonders offen und gesprächsfreudig. Trotzdem erfährt er, Marco P. hatte auch viele Feinde in seiner Mannschaft. Heuchler, wäre wohl der bessere Begriff.

Marco ruft noch an. Er kommt am Morgen mit. Er möchte auch neueste Erkenntnisse mitbringen.

Außerdem weiß Marco, in welchen Hotels und Pensionen andere Mannschaften untergebracht sind.

Es sind reichlich. Er spricht von Dänen und von Teams, die selbst Toni nicht kennt. Toni ist aber auch kein ausgesprochener Fan der Dopingfestspiele. Er weiß nur von Marco, wie oft die Carabinieri wegen der Dopingsünden schon ausrücken mussten. Selbst bei Marco P. war ein kleines Blutlabor auf dem Zimmer.

Luise dachte, das würde bei Unfällen oder Schwächeanfällen zur ersten Hilfe benötigt. Toni hat ihr das ein bisschen erklärt. Die Fans von Marco sind davon unbeeindruckt. Sie sind der Meinung, das gehört dazu.

An sich ist das Radfahren, auch unter Doping, eine extreme Belastung. Zumindest so, wie es aktuell, professionell betrieben wird. Gesund kann das nicht sein. Es grenzt eher an eine schwere Körperverletzung.

Luise sagt zu Toni, im Kühlhaus im Keller steht noch eine Kühlbox von Marco P..

„Die schau ich mir später an“, antwortet Toni. Er wartet auf den Morgen, um die Box, Marco, dem Kommissar zu übergeben.

Jetzt, nach dem Essen und den Gesprächen, hätte Toni eigentlich noch Lust, seine Monika zu besuchen. Er ruft an, ob sie noch auf ist. Sie ist aber nicht auf dem Aschbach, sondern auf ihrer Hütte. Das würde wirklich zu lange dauern. Toni verabschiedet sich von dem Wunsch und geht auf sein Zimmer.

Luise weckt Toni mit dem Telefon. Es ist halb Sieben.

„Marco und die Feuerwehr aus Schlanders sind angekommen.“

„Ich komme sofort.“

Luise hat schon Rührei, Brot und Aufschnitt gedeckt.

Reinhold hat frische Brötchen von Bäcker geholt.

Nach dem Frühstück gehen alle Beteiligten los zur Unfallstelle. Sie müssen die Straße halbseitig sperren.

Die Talbewohner schimpfen etwas.

„Ausgerechnet zu der Zeit, zu der wir auf Arbeit müssen.“

Die Verspätungen werden in den jeweiligen Firmen schon Schäden hinterlassen. Im Raum um Prad und im Müstairtal, sind reichlich Firmen angesiedelt. Auch die Pendler, die in der Schweiz und im Grenzbereich arbeiten, schimpfen. Marco hat den Zeitpunkt schlecht geplant. Zumal das Tageslicht eh etwas auf sich warten lässt an der sehr dunklen Stelle des Tales.

Das Einrichten der Technik dauert etwas. An den Korb der Arbeitsbühne müssen noch Scheinwerfer montiert werden. Den Stromgenerator hat die Feuerwehr gleich mit gebracht.

Toni wirkt etwas unsicher auf der Plattform. Der Kollege von der Feuerwehr lacht ihn fast aus:

„Bist du nicht gewohnt. Keine Angst. Da passiert nichts.“

Sie kommen an der Stelle an, von der sich die Steine gelöst haben sollen. Bisher war das eine Vermutung.

Hier ist die einzige Schanze, auf der sich eine derartige Menge an Steinen sammeln konnte.

Volltreffer. Die Steine haben tatsächlich hier gelegen.

Den Zweien wird umgehend klar, von allein können die sich unmöglich gelöst haben. Es bleibt zu klären, wie sich die Leute, welche die Steine lösten, bis hier her bewegen konnten. Toni sucht Hilfsmittel und Vorrichtungen, die das ermöglichen. Tatsächlich sind an kleinen Bäumchen, an Grasnarben und im Moos, Spuren zu sehen. Toni zieht auch davon Proben.

Vielleicht ergibt sich eine Spur auf die verwendeten Hilfsmittel. An bestimmten Steinen sind Scheuerstellen sichtbar. Von diesen Stellen zieht Toni auch Proben. Etwas weiter oben findet Toni Reste von Textilien. Und kurz bevor sie zurück wollen, sieht Toni tatsächlich eine Tube mit Vaseline. Rüdiger, der Feuerwehrmann lacht.

„Die gleichen Funde haben wir bei Wohnungsbränden.“

An zwei - drei kleinen Birken zieht Toni noch Fingerabdrücke.

„Das muss jetzt reichen“, sagt er.

Die Feuerwehr samt Carabinieri ziehen ab. Ein paar Schaulustige sind stehen geblieben. Deren Fragen beantwortet Toni etwas wässrig.

„Wir untersuchen einen Unfall.“

Das reicht für die Passanten.