Vermisst im Martelltal - Kh Beyer - E-Book

Vermisst im Martelltal E-Book

Kh Beyer

0,0

Beschreibung

Pilzsammler finden am Stausee von Martell einen verunglückten Motorradfahrer. Kommissar Marco und sein Südtiroler Kollege, Toni, ermitteln.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 110

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Der Fund

Die Ermittlung beginnt

Die zweite Spur

Die Motive

Die Beweise

Die Aufklärung

Epilog

Der Fund

Wie gewohnt in den Septembertagen, steht Thomas, ein Bauer, zeitig auf, um die schönsten Pilze zu finden. Das Wettrennen um die schönsten Pilze ist nicht nur auf die

einheimische Bevölkerung begrenzt. Unsere italienischen Landsleute fahren oft um diese Zeit in den Pilzurlaub. Mitunter fahren sie im Dunkeln in die Nähe des vermeintlichen Pilzfleckes, ruhen im Auto und durchkämmen anschließend den Platz zahlreich und recht lautstark. Thomas hat deshalb die Möglichkeit, die ankommenden Sammler zeitig zu orten und ihnen aus dem Weg zu gehen. Beim Ausweichen trifft er seinen Nachbar, Heiner. Beide haben nicht die Absicht, zusammen suchen zu gehen. Etwas Konkurrenz gibt es bei den Pilzsammlern schon im Tal. Spätestens am Stammtisch vergleichen sie dann ihre Funde. Der Verlierer zahlt dann den fälligen Schoppen, nachdem sie die Pilze dem Gastwirt verkauft haben.

Kurz nachdem sich ihre Wege trennen, entdeckt Thomas einen Menschen mit Helm auf dem Bauch liegend unweit von einem Motorrad. Die Straße ist oberhalb des Platzes. Das Motorrad kommt ihm sofort bekannt vor. 'Das kann doch nur Alfred, der Koch sein', denkt er sich. Thomas traut sich nicht, dem Opfer den Helm abzunehmen. Er hat gehört, man soll das nicht tun wegen der Verletzungen. Wie üblich, geht Thomas mit dem Handy in die Pilze. Er kann sofort die Rettung anrufen. In den Bergen passieren ziemlich oft Unfälle beim Pilze suchen und Wandern. Der Südtiroler Rettungsdienst ermahnt regelmäßig die Bevölkerung, bei Wanderungen in den Bergen, das aktivierte Handy mit zu nehmen. Die Ortung ist damit etwas leichter. Jede Minute zählt. Neben der Rettung treffen natürlich auch die örtlichen Carabinieri ein. Im Martelltal gibt es einen Stützpunkt. Der Weg ist nicht zu weit.

Die Carabinieri schauen sich das Opfer etwas genauer an und rufen sofort den Kommissar Marco. Sie scherzen etwas untereinander, weil Marco mit Familiennamen, Scemonelli heißt. Wir würden das mit Dummkopf übersetzen. Marco ist jedoch das ganze Gegenteil von seinem Familiennamen. Er ist gewissenhaft und ziemlich pingelig.

Der Hubschrauber landet und Marco steigt aus. Seine Kollegen scherzen wieder. Marco kommt im Trainingsanzug. Er hasst Anzüge. Vielleicht hat er auch das Uniform tragen satt. Manchmal trifft er am Fundort auch im Radfahrerlook ein. Rad fährt er leidenschaftlich. Sein Vorbild ist leider schon tot. Marco Pantani.

Marco schaut sich zuerst das Opfer genau an. Dann das Motorrad. Beides macht ihn misstrauisch. Er ordnet Laboruntersuchungen an. Alfred, findet er, ist schon ziemlich lange tot.

Bei der Benachrichtigung der Familie durch die Gemeindepolizei, fällt auf, dass Alfred seit drei Tagen abkömmlich ist. Die Familie hat es nicht gemeldet. Alfred schlief oft im Hotel in Naturns, in dem er arbeitete. Vor allem bei schlechtem Wetter oder wenn er Etwas getrunken hat. Ein anderer Grund, warum er ziemlich selten zu Hause war, heißt Karin. Seine Freundin. Sie arbeitet im gleichen Hotel als Bedienung. Karin ist sehr schön. Dazu verfügt sie über eine Eigenschaft, die in Südtirol eher selten zu finden ist. Sie ist nicht dominant. Das erklärt uns auch, warum sie als Bedienung so erfolgreich ist. Sie bellt ihre Gäste nicht so an oder heuchelt eine übertriebene Freundlichkeit. Karin scheint den Beruf tatsächlich zu lieben. Alfred gefiel ihr Charakter und ihr Auftreten. Kein Mann kann so einer Frau widerstehen auf Dauer.

Der Gehilfe und damit Co-Kommissar, ist ein echter Südtiroler. Der Huber Toni. Toni ist leidenschaftlicher Motorradfahrer und kommt, wie zum Fundort? Er kommt natürlich auf einem Motorrad zum Ort des Geschehens. Er sieht das Opfer nicht mehr direkt.

Alfred ist schon verpackt und wird gerade weg geflogen. Das Motorrad liegt noch da.

Toni schaut sich ganz interessiert das Motorrad Alfreds an. Am Heck bemerkt er Spuren, die nicht zu dem Motorrad gehören. Farbspuren. Marco sagt ihm, er möchte das Motorrad untersuchen lassen. Toni drängt gerade zu darauf. "Mit dem Motorrad stimmt etwas nicht!"

Für Marcos Ermittlungen ist Toni ziemlich wichtig. Toni leitet die Zeugenbefragung der einheimischen Bevölkerung. Gegenüber italienischen Beamten, verschließen sich einige Südtiroler.

In der Gegend des vermeintlichen Unfalles gibt es keine unmittelbaren Zeugen. Einzelne Häuser sind zu weit weg von dem Ort. Keiner der Bewohner kann den Unfall gehört haben. Marco und Toni gehen, bis auf die Spuren am Motorrad, von einem Unfall aus. Sie lassen den Ort trotzdem, sicherheitshalber, absperren. Sie möchten die Laborergebnisse abwarten.

Toni nimmt die Gelegenheit wahr, die herrliche Luft im Tal zu atmen. Die Büroluft in Schlanders, Meran und Bozen, ist tagsüber einfach nicht zum auszuhalten. Er zieht kurz seine Kombi herunter, damit der Oberkörper frei ist. Er saugt die frische Luft wie ein Kompressor ein, die vom Ortler talabwärts strömt. Marco hat seinen Oberkörper auch frei gelegt. Sie suchen gemeinsam nach Spuren unterhalb der Straße. Die Straße befindet sich etwa dreißig bis vierzig Meter über dem Fundort.

Nach der Spurensuche fragt Marco seinen Freund Toni, ob er noch Appetit auf frischen Fisch hat. Toni lehnt das Angebot nicht ab. Er hat Alfred nicht gesehen.

Der Hubschrauberpilot gibt Marco einen Schutzhelm. Marco möchte mit Toni zusammen zurück ins Büro fahren. Vorher hängen sie noch das Motorrad Alfreds an den Hubschrauber an. Auf der Straße wartet schon der Transporter.

Gemeinsam fahren sie zu einheimischen Fischzüchtern im Tal. Deren Angebote reichen von Forelle und Zander bis zu Stör. Der Plimabach führt immer frisches Wasser vom Ortler. Ideal für den Hochgenuss. Beide entscheiden sich, einen Stör zu kaufen und sich den zu teilen. Marco überredet Toni, Stör einmal zu probieren. Es gehörte etwas Überredung dazu, Toni von diesem Fisch zu überzeugen. Der Fisch ist ziemlich teuer. Marco kennt den Geschmack von zu Hause. Fischzüchter am Po versuchen seit einiger Zeit, Kaviar zu produzieren. Sie züchten Stör aus dem Grund. Gelegentlich findet sich so ein Fisch auf den Tafeln der Landsleute wieder. Am kommenden Tag treffen sich die Zwei wieder am Unfallort. Sie möchten weiter Spuren verfolgen. Ein paar Einheimische helfen ihnen. Auch junge Leute, die von dem Tod Alfreds erfahren haben. In dem unglaublichen Müllaufkommen unter der Straße vermuten sie Beweisstücke. Neben weggeworfenen Flaschen, finden sie leere Dosen, Behälter und Verpackungen aus ganz Europa. Die meisten Fundstücke tragen deutsche und italienische Beschreibungen. Viele Fundstücke sammeln sie, verpacken sie und geben sie zur Laboruntersuchung. Ein Portemonnaie ist dabei. Geld ist keines mehr drinnen. Aber Zettel und Karten. Das Portemonnaie hat Alfred vermutlich bei seinem Sturz verloren. "Es muss schon jemand hier gewesen sein", sagt Toni.

"Wieso?", fragt Marco.

"Das Geld fehlt."

"Vielleicht hat er kein Geld mit gehabt."

"Ja. Aber hier ist ein Zettel mit der Unterschrift Alfreds, dass er heute einen Abschlag bekommen hat. Und das Geld fehlt."

"Wir müssen unbedingt in das Hotel fahren, in dem Alfred gearbeitet hat", sagt Marco.

"Morgen treffen wir uns dort. "Toni freut sich schon, endlich eine Spur zu haben. Er geht nicht gern ohne Grund im Trüben fischen.

Neben den Funden sehen sie auch, welche Strecke Alfred gefallen sein muss. Er muss ein ganzes Stück gekrochen sein bis zu seinem Fundort. Sie stecken die Spur ab und lassen die Spurensicherung kommen. Das würde immerhin erklären, warum Alfred auf dem Bauch lag. Um diese Zeit, in dieser Gegend zu stürzen, ist an sich schon mit einer hohen Lebensgefahr gleich zu setzen. In Saisonzeiten haben Arbeiter in der Gastronomie, kaum eine andere Möglichkeit als mit dem Zweirad zur Arbeit zu fahren. Sie würden drei Stunden täglich nur im Stau verbringen. Frei nach der Methode: Arbeiten und Schlafen. Irgendwie kommt uns das bekannt vor. Toni hat für seinen Chef einen Helm mit eingepackt. Marco probiert ihn. "Der passt gut!" Es ist kein Vollhelm. Aber so kommt er zumindest um ein Bußgeld herum,falls sie angehalten werden.

Beim nach Hause Trödeln, fahren sie noch an der Obstgenossenschaft vorbei. Frische Kartoffeln kaufen. Es gibt sogar noch Dessert in Form von frischen Erdbeeren. "Ein Paradies",schwärmt Marco. Er kann nicht warten. Die Erdbeeren wäscht und isst er gleich an Ort und Stelle.

In Goldrain angekommen, biegen sie in Richtung Latsch ab. Mit der Umgehungsstraße umfahren sie teilweise den Stau um diese Tageszeit. In Vezzan befindet sich ein Gewerbezentrum. Dort ist um diese Zeit Feierabend. Sie wollen noch rechtzeitig ins Büro nach Meran. Toni fragt Marco, warum sie nicht nach Schlanders fahren. "Morgen Früh fahren wir zuerst in das Hotel nach Naturns. Von Schlanders aus, dauert das zu lange."

Nach knapp zwei Stunden kommen sie in ihrem Büro in Meran an. "Soll ich die Zeitungen, den Rundfunk und das Fernsehen anrufen?", fragt Toni.

"Lass bitte im Büro die Anzeige fertig machen. Wir suchen Zeugen des Unfalls."

"Die Zeugen wären doch sicher da geblieben", sagt Toni.

"In Südtirol?", fragt Marco und lächelt dabei. Toni fühlt sich etwas angesprochen bei der Bemerkung. "Meine Nachbarn hätten alle angehalten."

"Es gibt schon Ausnahmen", antwortet Marco und lacht etwas lauter. "Die Betrunkenen halten sicher nicht an."

Jetzt lacht auch Toni mit.

Die Polizisten haben bereits Skizzen, Fotos und den Inhalt des abgerissenen Gepäckträgers ins Büro gelegt. Im Gepäckträger ist auch kein Geld. Nur benutzte Arbeitskleidung. Der war außerdem verschlossen. Den Schlüssel dazu hatte Alfred in der Hosentasche.

"Morgen, nach Mittag, haben wir schon die ersten Laborproben. Dann sehen wir weiter."

Am Morgen treffen sich die Zwei Kommissare im Hotel Gelbe Schwalbe in Naturns. Vor dem Hotel hat ihr Auto keinen Platz mehr. Sie nehmen die Tiefgarage und fahren mit dem Fahrstuhl direkt vor die Rezeption. Die Rezeptionistin stellt sich als Mira vor.

"Woher kommen Sie", fragt Marco. "Aus der Slowakei", antwortet Mira. "Kennen Sie Karin?"

"Das ist meine Zimmerfreundin. Sie kommt aus unserem Nachbarort."

"Ist sie auf Arbeit?"

"Nein. Sie ist schon den dritten Tag krank. Heute müsste die Krankmeldung kommen."

"Schläft sie bei Ihnen auf dem Zimmer."

"Sie schläft oft außer Haus. Sie hat mit ihrem Freund ein Zimmer im Ort."

"Also, ist sie da oder in dem Zimmer außerhalb?"

"Sie ist seit fast einer Woche außerhalb."

"Wo ist ihre Wohnung?"

Mira erklärt den Zweien den Weg. Toni ist sofort im Bilde.

Am Haus angekommen, klingelt Toni. Marco hält sich etwas zurück. Eine ältere Frau öffnet die Tür. Toni hält seine Marke hin und stellt sich und Marco vor. "Was ist passiert? Ich will keinen Ärger!"

Marlies, die Vermieterin, vermietet etwas schwarz nebenbei. Ihre Rente ist zu gering. Sie will sich so, etwas dazu verdienen.

"Wir kommen wegen einer Mieterin zu Ihnen", sagt Toni.

"Sie sind nicht von der Finanz!"

"Nein", antwortet Toni. "Wir suchen nur Karin."

"Ist die auf den Strich gegangen? Die ist eigentlich nicht so."

"Nein. Ist sie da?"

Sie gehen nach Oben, klopfen und Karin meldet sich. Die Kommissare stellen sich wieder vor. Karin wird etwas misstrauisch. "Kommen Sie wegen mir?"

"Nein." Toni führt das Gespräch. Marco hört aufmerksam zu.

"Dürfen wir rein kommen?"

"Gerne."

Das Zimmer glänzt und ist aufgeräumt. Die Waschmaschine läuft gerade. Im Bad hängt etwas Unterwäsche von Karin. Toni rollt mit den Augen. Er stellt sich gerade die Füllung vor.

"Wir sind wegen Alfred hier."

"Hat der etwas gemacht?"

"Nein. Er hatte einen Unfall."

"Mein Gott. Ist ihm etwas Schlimmes passiert?"

"Ja. Er ist am Unfallort verstorben."

Karin weint. "Das liegt an mir. Ich habe mich mit ihm gestritten." Karin kann gar nicht aufhören. Marco muss sie trösten. "Das tut uns sehr leid. Wollen Sie Etwas trinken?"

Toni lässt hier Marco vor. Er kann das mit dem Trösten nicht so gut. Es dauert sehr lange, ehe sie Karin beruhigt haben. Toni hat inzwischen einen Kaffee gebrüht. Karin geht an den Schrank und holt sich eine Flasche Slivovitz. "Wollen Sie auch einen?" Toni sagt nicht Nein. Marco möchte ihn auch probieren. Zusammen trinkt es sich besser.

"Wir haben gestritten wegen seiner Familie", sagt sie, nach dem sie das Gläschen ausgetrunken hat. "Warum?"

"Die Familie hat Schulden und Alfred sollte deswegen die Tochter der Nachbarn heiraten." "Wollte er das?"

"Nein. Er wollte mit mir gehen. Ich habe ihm davon abgeraten wegen des Friedens im Ort."

"Ist Ihnen sein Fehlen nicht aufgefallen?"

"Er war eingeschnappt. Ich wollte ihm Bedenkzeit geben."

"Sie waren krank?"

"Der Streit hat mich etwas mitgenommen. An der Rezeption konnte ich deswegen nicht arbeiten. Unsere Gäste würden das sofort bemerken und sich über mein Verhalten beschweren."

"Hat Ihnen Alfred Geld gegeben?", fragt Toni. "Er hat mir Geld für die Miete gegeben."

"Wie viel?"

"Dreihundert Euro."

"Sind Sie morgen wieder auf Arbeit?"

"Der Hausarzt hat mich nicht krank geschrieben. Ich muss morgen wieder auf Arbeit gehen."

"In Ihrem Zustand?"

"Ich kann das nicht ändern."

Die zwei Kommissare verabschieden sich. "Wir müssen noch einmal ins Hotel, Marco", sagt Toni. Marco ruft gleich die Rezeption an. Der Chefkoch soll sich bereit halten.

Im Hotel angekommen, treffen sie sich mit dem Chefkoch. Er ist ein Sachse. Christian ist sein Name. Die beiden Kommissare amüsieren sich über seinen Dialekt. Damit ist die Frage seiner Herkunft betreffend, schon mal überflüssig.

Allgemein sind sie das gewohnt, in der Gastronomie keinen Landsmann zu treffen. Zu ihrem Glück, spricht der wenigstens Deutsch oder so ähnlich.