Stellvertreter der Wut - Gunter Gerlach - E-Book

Stellvertreter der Wut E-Book

Gunter Gerlach

4,4

  • Herausgeber: KBV
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Im Auftrag der Wutbürger Holm ist Terrorist gegen Honorar. Er wirft Farbbeutel gegen Fassaden, zündet Autos an oder zerschmettert Glasscheiben als Rache an unbarmherzigen Unternehmern, Beamten, Finanzbetrügern und Hausbesitzern. Wegen seiner Unfähigkeit lieben zu können, bekommt er von einer Freundin das Angebot, mit ihr zu leben, um Liebe zu lernen. Doch kaum ist dies verabredet, verliebt er sich tatsächlich in eine andere Frau bei einer scheinbar zufälligen Begegnung. Holms Leben ist plötzlich überaus kompliziert. Er macht auf einmal Fehler bei seinen Aufträgen, und die Polizei kommt ihm auf die Spur. Dann ist da ein toter Mann, der so keinesfalls eingeplant war. Wie kommt Holm aus all dem unbeschadet heraus?

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Seitenzahl: 249

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Gunter Gerlach

Stellvertreter der Wut

Vom Autor bisher bei KBV erschienen:

Der Mensch denkt

Gunter Gerlach wurde 1941 in Leipzig geboren. Er absolvierte eine Ausbildung an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, arbeitete als Texter und Fotograf. In Hamburg wohnt er noch heute, mit dem Blick über die Dächer St. Paulis. Er veröffentlichte mehrere Romane und Krimis und gewann einige Literaturpreise – unter anderem den Deutschen Krimi Preis und mehrmals den Friedrich-Glauser-Preis. Er ist Mitbegründer des »Hamburger Dogmas« und veranstaltet die wöchentlichen Literatur-Quickies in Hamburg. www.gunter-gerlach.de

GUNTER GERLACH

STELLVERTRETERDER WUT

KRIMINALROMAN

Originalausgabe

© 2015 KBV Verlags- und Mediengesellschaft mbH, Hillesheim

www.kbv-verlag.de

E-Mail: [email protected]

Telefon: 0 65 93 - 998 96-0

Fax: 0 65 93 - 998 96-20

Umschlaggestaltung: Ralf Kramp

unter Verwendung von:

© Bertold Werkmann – www.fotolia.de

Redaktion: Volker Maria Neumann, Köln

Print-ISBN 978-3-95441-237-2

E-Book-ISBN 978-3-95441-247-1

»Kapitalismus ist für michdie ökonomische Spielart des Sadismus.«Santiago Sierra

»Ich tu das, was ich tue, weil ich es tun muss,nicht, weil ich denke, ich werde gewinnen.«Arundhati Roy

Inhalt

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

42. Kapitel

43. Kapitel

44. Kapitel

45. Kapitel

46. Kapitel

47. Kapitel

48. Kapitel

49. Kapitel

50. Kapitel

51. Kapitel

52. Kapitel

53. Kapitel

54. Kapitel

55. Kapitel

56. Kapitel

57. Kapitel

1. Kapitel

Ich schwenkte meinen Hintern, um den Mann von meinem Dasein als Frau zu überzeugen.

Am Himmel die dunkelblaue Tinte des Tiefschlafs. 3.10 Uhr, die richtige Zeit, die Welt zu verbessern.

Vor zwei Nächten hätte ich schon unterwegs sein müssen, mein kleines Verbrechen zu begehen, aber ich brauchte immer einen Anstoß. Heute Mittag beobachtete ich eine blonde Frau, die ihr orangefarbenes Kleid wie ein Fahne um den Mast ihres Körpers trug, mal flatterte es, mal wickelte es sich um sie. Mehr Stoff als notwendig. Dieses Bild blieb den Rest des Tages in meinem Kopf – und am Abend wurde es Anstoß, in der Nacht loszulegen.

Wenn ich Limette, die ich bei allem um Rat fragte, diese Beobachtung erzählt hätte, hätte sie wieder behauptet, ich hätte mich in diesem Moment verliebt, könnte dieses Gefühl nur nicht zulassen oder weigerte mich, es so zu benennen. Wir diskutierten oft darüber, was Liebe ausmachte. Ich wusste es nicht.

Vielleicht lag es daran, dass es mir – wie jetzt – immer wieder gelang, meine Emotionen einfach abzustellen. Ich legte einen Schalter um, er trennte eine Seite meines Gehirns von der anderen. Natürlich hatte ich das schon als Jugendlicher trainiert, keine Gefühle mehr zuzulassen. Ich hatte festgestellt, dass es immer zu meinem Nachteil war, in der Schule, auch zu Hause, wenn ich mich meinen Gefühlen überließ. Ich spielte sie stattdessen, wie ein Schauspieler mit regulierbarer Intensität.

Ich parkte an der Hauptstraße gleich nach der großen Kreuzung, legte den Schalter um, der meine Gehirnhälften trennte, und stieg aus. Ich kontrollierte erneut, ob mein Handy wirklich ausgeschaltet war. Obwohl ich das gleich zu Beginn der Fahrt getan hatte. Nicht nur wegen möglicher Anrufe, mehr noch, damit man mich nicht anpeilen oder nachträglich meinen Weg rekonstruieren konnte. Die digitale Welt schränkt die Freiheit ein.

Hinter mir ließ der Wagen seine Gelenke knacken. Auf der Ausfallstraße lieferten sich zwei schwarze Wagen ein Rennen, und als Vorsichtsmaßnahme klappte ich den Seitenspiegel ein, dann marschierte ich in Richtung des Vorstadthotels, die Sporttasche über der Schulter. Möglicherweise hatten die beiden Rennfahrer jemanden aus dem Schlaf geholt, und er war jetzt auf dem Weg zur Toilette, schaute kurz aus dem Fenster. Ich ließ mich von ihm als Hotelgast einordnen. Schon verlor er das Interesse an mir. Meine dünnen Latexhandschuhe konnte er nicht gesehen haben. Jedenfalls stellte ich mir das so vor.

Das Blau des Himmels nahm die Farbe von Polizeiuniformen an.

Ich nutzte den Torweg zum Parkplatz des Hotels zum Umkleiden. Aus der Tasche zog ich meine Langhaarperücke; echtes, schwarzes Haar aus China. Ich erfreute mich immer an dem Gedanken an eine DNA-Analyse des Haares durch die Spurensicherung. Beim Gehen ließ ich den unter meiner Jacke hochgerollten, schwarzen Rock über meine Jeans herab. Aus der Entfernung, hoffte ich doch, verließ ich den Torweg als Frau.

Natürlich wusste ich, wem ich ähnlich sehen wollte. Almut, die mich vor fünf Jahren mit der Aufforderung verlassen hatte, endlich etwas zu tun, politisch aktiv zu werden. Immer trug sie zu schwarzem Haar schwarze Kleidung und oft eine Jeans unterm Rock. Ich hätte sie nicht gehen lassen dürfen. Nun musste ich mich in manchen Nächten in sie verwandeln.

Hinter dem kleinen Vorstadthotel führte eine Sackgasse fast wieder zur großen Kreuzung. In meiner Sporttasche tastete ich nach den Bomben. Sie waren sehr empfindlich, und immer befürchtete ich, dass Farbe auslaufen könnte, dann müsste ich die Aktion sofort abbrechen. Ich benutzte gewöhnliche, schwarze Farbe, die es in mehreren Baumärkten gab, aber mit ihr unter den Fingernägeln wollte ich nicht in der Nähe meines Zielobjektes erwischt werden.

Den Weg hatte ich genau erkundet, um immer wieder aus dem Blickwinkel möglicher Beobachter verschwinden zu können. Ich blieb stehen, lauschte. Drei Autos querten die Kreuzung, ich sah sie nicht, hörte nur das Schlürfen ihrer Reifen. Ab einer bestimmten Preisklasse hörte man den Motor nicht mehr. Der wahre Luxus ist, nicht daran erinnert zu werden, womit man die Welt zerstört. Ein Zitat von Almut.

Ich vermisste Almut. Ich hätte sie heiraten sollen. Liebe oder nicht. Vielleicht lag es daran, dass ich keine Verwandten mehr besaß. Mein Vater hatte sich nie offenbart, meine Mutter lebte seit Jahren in einem Heim. Es war zwecklos, sie zu besuchen. Sie erkannte mich nicht, wusste nicht einmal, dass sie einen Sohn hatte.

Es war kein Mensch außer mir unterwegs. Manchmal dachte ich, wenn ich wirklich dem Bild einer Frau entsprach, die so spät in der Nacht unterwegs war, könnte ich auch mal Objekt verbrecherischer Begierden werden. Die Welt war voller Krimineller, das unmoralische Wirtschaftssystem produzierte sie. Denn um des eigenen Vorteils willen ging man so weit, die Existenz des Geschäftspartners zu vernichten. So ein geschäftliches Verhalten übertrug sich aufs Privatleben, prägte unsere Kultur.

Der potentielle Vergewaltiger aber, der sich gerade in die Schwärze eines Hauseingangs drückte, sah wohl doch, dass unter dem Rock keine Frau steckte, hielt mich vielleicht für einen Lockvogel der Polizei. Sie war dafür bekannt, das Verbrechen, das sie bekämpfte, durch V-Leute zu provozieren. Es bestätigte ihre Existenz und erhöhte die Quote der Aufklärung.

In dem mehrstöckigen Mietshaus an der Straßenecke leuchtete ein Fenster weit oben. Das war auch schon zwei Nächte zuvor so gewesen. Wahrscheinlich lag dort der tote Mieter der Wohnung, von einem Einbrecher vor Tagen mit der Bratpfanne erschlagen. Niemand vermisste ihn, weil ihn keiner gekannt hatte. Das kam davon, wenn man immer an der Wohnungstür lauschte und erst dann das Treppenhaus betrat, wenn kein anderer zu hören war. Dann blieb man ein Unbekannter. Man würde ihn erst finden, wenn sein Briefkasten mit der Supermarktreklame überquoll und der Verwesungsgeruch unter seiner Tür durchzog.

Ich bog in die nächste kleine Straße ein. Hier mischten sich Einfamilienhäuser aus zwei Jahrhunderten. Stuck- und rote Backsteinfassaden, dazwischen brüsteten sich Wintergärten mit großen Stahlfenstern moderner Villen. Vorgärten mit Büschen wie Tiere, die sich aufrichteten oder duckten. Das dritte Haus aus rotem Klinker war mein Ziel. Ich griff in die Tasche und warf im Vorbeigehen mit einer lang geübten Bewegung drei meiner Farbbomben gegen die Fassade. Ich sah nicht hin. Am Geräusch des platzenden Gummis erkannte ich, dass ich getroffen hatte.

Wer nicht so genau hinsah, so hoffte ich immer, bemerkte meine Würfe gar nicht. Der gründlichere Beobachter sah eine Frau, die Farbbomben warf. Aha, die heimliche Geliebte wollte sich rächen. Immer hatte er geschworen, seine Frau zu verlassen, und war dann doch zu ihr zurückgekehrt. Er konnte froh sein, dass sie sich für die Farbbomben und nicht für das Gift im Kaffee entschieden hatte.

Ich marschierte noch ein paar Häuser weiter, dann wendete ich und bemerkte eine Bewegung und hörte einen Atemzug an rauen Bronchien entlang. Am Nachbarhaus stand ein Fenster weit offen. Jemand lauerte dort in der dunklen Höhle.

»So spät noch unterwegs?« Die tiefe Stimme eines Mannes. Ich zuckte zusammen. Es musste einmal geschehen, dass man mich beobachtete.

Ich war vorbereitet: »Ich komme vom Training.« Mit der Stimme einer Frau.

»Schönes Training.«

»Gute Nacht«, zwitscherte ich. Das Spiel bereitete mir Vergnügen, obwohl ein Beobachter höchste Gefahr bedeutete.

Ich schwenkte meinen Hintern, um den Mann von meinem Dasein als Frau zu überzeugen.

2. Kapitel

Der Gedanke befiel mich wie eine flüsternde Stimme am Ende eines Revolverlaufs, der sich in meinen Rücken bohrte.

Am nächsten Morgen auf dem Weg zu Clarissas Café, das sich abends in eine Bar verwandelte, befiel mich ein Gedanke wie eine flüsternde Stimme am Ende eines Revolverlaufs, der sich in meinen Rücken bohrte. Ich würde nachholen, was ich bei Almut versäumt hatte, und Clarissa jetzt einen Heiratsantrag machen. Die Waffe in meinem Rücken drückte mir den Bauch heraus. So geformt betrat ich die Bar, fest entschlossen, Clarissa zu heiraten, wenn sie Ja sagen würde.

Liebe würde sich schon einstellen.

Clarissa lehnte hinter dem Tresen an dem Flaschenregal und lüftete mit den Fingern ihre dunkelroten Locken. Vor ihr saß Daniel, hatte die Pfoten auf den Tresen gelegt als Zeichen ehrlicher Absichten. Kein Schwarz unter den Nägeln, aber die Gesellschaft Clarissas hatte sie ihm gekrümmt. Er hechelte leicht, um seiner Bewunderung etwas Ausdruck zu verleihen.

Clarissa stieß sich mit den Ellbogen vom Regal ab, der Tropfen am Wasserhahn über der Spüle nickte mir zu und ließ sich fallen. Die Flaschen im Regal hinter Clarissa stießen einander an. Sie trugen einen heimlichen Wettbewerb um ihre Beliebtheit aus, Sieger war, wessen Flüssigkeit am niedrigsten stand. Manchmal griff ich zugunsten selten verlangter Flüssigkeiten ein, um einen Gleichstand herzustellen. Ich war der Spezialist für Gerechtigkeit.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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