Sterben für ein Ehrenwort - Larry Lash - E-Book

Sterben für ein Ehrenwort E-Book

Larry Lash

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Beschreibung

Wer bleibt am Ende übrig?
Das härteste Gebiet des Wilden Westens war immer schon die Gegend des Rio Grande. In keinem Landstrich gibt es mehr Härte, mehr Schärfe als in dem Gebiet, das man das Buschland nennt.
Und so wie das Land, so wild, so unnachgiebig sind die Männer, die sich in diesem Grenzgebiet zusammenfinden. Es sind Männer aus allen Schichten, gute und schlechte, und nur eines gilt ihnen allen gemeinsam, sie halten, was sie versprechen, ALLES! Sie kämpfen und werden bekämpft, je nach ihren Zielen. Und wenn sie ihr Wort geben, kann man es mit dem Leben oder dem Tod gleichsetzen. Dieses Ehrenwort ist das RIO-WORT. Wer es hält, schafft sich damit Lebensraum oder das eigene Grab.
Gull Trinned blieb keine andere Wahl: Er wurde gezwungen dieses Ehrenwort zu geben und er zwang sich selber, es zu halten.
Ihn hält man für den berüchtigtsten Mörder und Desperado der Gegend. Ihn will man für den anderen erledigen, und er war es, der von Sheriff OcBrien verhaltet werden sollte …
Gull ist auf der Suche nach seinem Bruder. Keinen Freund hat er auf diesem Trail, und doch spielen sich viele als seine Freunde auf; sogar der echte Tude Warren.
Gull reitet zwischen zwei Feuern und bekommt dies zu spüren. Gebunden an sein Wort, gerät er immer tiefer in die Kämpfe dieser Gegend, die am Ende nur das Leben oder den Tod bedeuten können …

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Larry Lash

 

 

Sterben für ein

Ehrenwort

 

 

 

Western 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © Oskar Walder mit einem Motiv von Klaus Dill, 2023 

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv.

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Sterben für ein Ehrenwort 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

Der Autor Larry Lash 

Eine kleine Auswahl der Western-Romane des Autors Larry Lash 

 

Das Buch

 

 

 

 

Wer bleibt am Ende übrig?

Das härteste Gebiet des Wilden Westens war immer schon die Gegend des Rio Grande. In keinem Landstrich gibt es mehr Härte, mehr Schärfe als in dem Gebiet, das man das Buschland nennt.

Und so wie das Land, so wild, so unnachgiebig sind die Männer, die sich in diesem Grenzgebiet zusammenfinden. Es sind Männer aus allen Schichten, gute und schlechte, und nur eines gilt ihnen allen gemeinsam, sie halten, was sie versprechen, ALLES! Sie kämpfen und werden bekämpft, je nach ihren Zielen. Und wenn sie ihr Wort geben, kann man es mit dem Leben oder dem Tod gleichsetzen. Dieses Ehrenwort ist das RIO-WORT. Wer es hält, schafft sich damit Lebensraum oder das eigene Grab. 

Gull Trinned blieb keine andere Wahl: Er wurde gezwungen dieses Ehrenwort zu geben und er zwang sich selber, es zu halten. 

Ihn hält man für den berüchtigtsten Mörder und Desperado der Gegend. Ihn will man für den anderen erledigen, und er war es, der von Sheriff OcBrien verhaltet werden sollte … 

Gull ist auf der Suche nach seinem Bruder. Keinen Freund hat er auf diesem Trail, und doch spielen sich viele als seine Freunde auf; sogar der echte Tude Warren. 

Gull reitet zwischen zwei Feuern und bekommt dies zu spüren. Gebunden an sein Wort, gerät er immer tiefer in die Kämpfe dieser Gegend, die am Ende nur das Leben oder den Tod bedeuten können … 

 

 

***

Sterben für ein Ehrenwort

 

Western

 

 

»Der Teufel ist gegen ihn harmlos und des Teufels Großmutter eine gesittete Tante …«

(aus diesem Buch)

 

 

 

1. Kapitel

 

Schwingend war ihr Gang. Unverkennbar hatte sie die Grazie einer Wildkatze und vollendete Geschmeidigkeit eines Pumas in sich vereint.

Die Augen der gelangweilten Cowboys leuchteten auf, als sie sie sahen, saugten sich fest, tranken ihren Anblick wie ’nen alten »Old-Crow-Pur« in sich hinein und wurden dabei etwas duselig, unterbrachen ihre Reden.

Das Mädchen störte sich nicht daran. Es schritt stolz und aufrecht mitten auf der Fahrbahn. Die Flut ihres tizianroten Haares wippte bei jedem Schritt. Der laue Abendwind liebkoste die Locken, wühlte etwas frech darin herum, und manchem Cowboy schlug das Herz bis zum Halse hinauf …

Rita hieß sie, und jeder noch so krummbeinige Weidereiter nannte sie innerlich oder halblaut bei ihrem Vornamen, wagte es indes kaum, die beiden Silben laut auszusprechen.

Goddam! Sie würde es nicht dulden. Sie konnte jeden mit ihren großen dunkelblauen Augen so eigenartig ansehen, dass vielen die Kehle wie zugeschnürt war. Und dann fanden sich immer schnell Männer, die nur darauf warteten, für das verführerische Wesen die Kanonen anzulüften; die bereit waren, für einen traumhaften Blick aus ihren Augen sich auf der Stelle mit Blei vollpumpen zu lassen oder selbst zwanzig Cents für eine Patrone zu opfern.

Und dann gab es in Seatle-City böse Zungen, die behaupteten, dass Rita McDunn eine Hexe sei, die seit ihrem Auftauchen in der Stadt für den Teufel und dessen Spießgesellen den Boden bereitete.

Heh! Wenigstens das erste war eine nachweisbar freche Lüge. In Seatle-City wurde immer schon geschossen, und damals, als vor Jahren dieses elende Nest am Rio aus dem Boden gestampft wurde, soll sogar ein Schild am Stadtrand gestanden haben.

War kein gewöhnliches Schild. Stand ein wohlgemeinter, aber selten beachteter Spruch darauf:

 

»Leg dein Vermögen unter einen Baum,

und pack’ nur Kugeln ins Gepäck.

Die City ist des Lebens wüster Traum.

Heil kommst du rein, doch seltener zurück.«

 

Pest und Schwefel! Es war kaum zu glauben. Nur wenn man sich den Friedhof von Seatle-City ansah, wurde man unsicher, denn der Gottesacker war fast so groß wie das Städtchen selbst und der Totengräber entschieden der bestbeschäftigte Mann im Country.

No, Rita McDunn hatte sichtlich nichts damit zu tun. Zwar konnte man nicht verkennen, dass die Schießfreudigkeit gewaltig anstieg, nachdem die biegsame Wildkatze einen flotten Saloon eröffnete.

»Tanzhalle-Saloon-Store« stand auf dem großen Plakat über dem Eingang, und es tat nichts zur Sache, dass ein Coltkünstler jeden Buchstaben mit Einschusslöchern nachgezogen hatte. Im Gegenteil, es lachte magnetisch alle Männer an. 

Rita steuerte auf das Lokal zu. Ihre dunklen Augen leuchteten im Besitzerstolz.

Sie lächelte. Es war ein süßes Lächeln, und die drei Cowboys, die herumstanden, bekamen schwimmende Augen, grinsten sparsam, zogen mit linkischen Bewegungen die Stetsons, stierten ihr herausfordernd nach und bekamen das Schlucken, als sie sich unter dem Holm duckte und auf den Gehsteig sprang.

»Himmel und Hölle! Sie hat Rasse«, stotterte einer anerkennend und schnalzte hörbar.

»Du warst zu lange Broncobuster, Kid«, spottete sein Nebenmann sofort. »Bleib da, bei Rassepferden kannst du nicht einbrechen.«

Sie grinsten diskret und Kid antwortete lässig:

»Und du bist zu lange hinter Kühen geritten. – Sage dir, sie ist auch nicht anders als alle anderen. Man muss nur zupacken und festhalten!«

»Geh hin und versuch’s«, grinste Lane zurück. »Du bist zu klein, Kid, und mit deinen krummen Beinen bist du keine Empfehlung. Du müsstest zwei Eisen tragen und damit umgehen können wie ein Zauberer. Du müsstest dir den Weg zu ihr freischießen. – Heh! Und auch dann noch werden dir einige tolle Burschen vor die Eisen springen. – Holly Gee! Du würdest eher aus den Stiefeln sein, als dir lieb ist. – Bleib’ also bei Broncos, Kid. Hör’ auf mich.«

Die tizianrote Schönheit hörte nichts von diesem leise geführten Gespräch. Für sie waren nachstarrende Cowboys einfach nicht vorhanden. Sie hatte sich an vieles in dieser rauen Stadt gewöhnt, und auch das Grinsen beunruhigte sie keinesfalls.

Plötzlich blieb sie stehen, warf den Kopf wie erschreckt in den Nacken.

Groß und weit wurden ihre Augen. Jähe Blässe bedeckte ihr Gesicht. Stürmisch hob und senkte sich die Brust, und ihr Atem kam pfeifend über die blutroten, geschwungenen Lippen.

»Mein Gott«, stieß sie heiser heraus. Ihre Stimme klang abgerissen, seltsam gepresst. »Mein Gott, das ist doch …«

Sie schwieg jäh. Wie gebannt blickte sie auf den Reiter, der vom Süden her in die Stadt einritt.

Die Abendsonne warf ihre letzten Strahlen in den Straßenstaub. Violette Lichter woben hin und her, verloren sich im bizarren Spiel zwischen den primitiven Häusern. Die einfallende Dämmerung webte dunstige Schatten, streute sie aus und ließ den Reiter und sein Tier größer, wuchtiger erscheinen, als beide in Wirklichkeit waren.

Müde waren beide … müde, abgekämpft, fast erschöpft. Eine Schicht aus Staub und Dreck hatte Mensch und Tier überzogen. 

Der Reiter trug den verbeulten Stetson weit ins Genick geschoben. Sein kurzgeschnittenes, wirres Schwarzhaar lugte in feinen Strähnen über der hohen, eckigen Stirn.

Und das Haar passte zu diesem Mann, der drahtig, schlank und doch sehr muskulös gebaut war. Unter dem roten Staub der Berge erkannte man dennoch die Bronzetönung seiner Haut, die nicht von Geburt aus, sondern durch Witterung, Sonne, Wind und Regen so geworden war.

Helle, stahlharte Augen schwelten in tiefen Höhlen. Mit seinen sechseinhalb Fuß und ungefähr hundertsiebzig Pfund Gewicht hockte er schläfrig auf dem Gaul. Aber man hatte das sichere Empfinden, dass er sofort hell wach sein konnte, dass ein Mann wie dieser eigentlich nie schlief.

Seine Faust umkrampfte das Sattelhorn. Über dem erdfarbenen Hemd leuchtete rot das Halstuch. Braun, abgewetzt waren die Chaps. Zwei Eisen trug er. Kalt und drohend ragten die griffbereiten Kolben nach außen, ließen die Kerben sehen, und jede bedeutete den Tod eines Menschen. – Und diese Eisen drückten dem Reiter sofort einen Stempel auf.

Jäh verstummten die Gespräche, hoben sich Männerköpfe ruckartig, wurden schmal, abweisend, abwehrbereit. Scheu, unsicher flackerten die Blicke zu ihm hin, wurde getuschelt.

»Wer ist das?«, zischelte Kid halblaut.

Er bekam keine Antwort. Die Männer zogen die Schultern ein, wandten sich finster ab. Lane knurrte eine Verwünschung, brummte leise:

»’ne reitende Kanone, Kid. Ich würde dir raten, einen Colt mehr umzuschnallen. Wenn ein Beidhandschütze sich in diesem verteufelten Nest sehen lässt, bedeutet das nichts Gutes. Habe das Gefühl, es gibt Musik und die Luft füllt sich bald mit Blei.

Ist ein verdammtes Nest. – Zu viel Gesindel von Mexiko und den Staaten. Sie können über die Grenze, wenn der Boden zu heiß ist, und herüber, wenn wieder Gras darüber wächst. Ist übel, Sonny, sehr übel.«

Er drehte sich um und beobachtete den Fremden, der seinen Grauschimmel zur linken Straßenseite heranführte.

Hin und her flogen seine Blicke. Er schien sich für die vielen Kneipen und Bars zu interessieren.

Aber er konnte sich nicht entschließen, trieb immer wieder seinen Gaul mit heiseren Kehllauten an.

»Tanzhalle-Saloon und Store zum Paradies« 

Ein leises Lachen flatterte auf. Der Fremde hob sich in den Steigbügeln und blickte zu Ritas Saloon. Der Platz, an dem die Inhaberin noch vor wenigen Minuten gestanden hatte, war leer.

»Well, Alter. Wir sind im Paradies«, sagte der Reiter halblaut zu seinem Grauen. Alle Müdigkeit war plötzlich von ihm gewichen. Scharf und hell waren seine Blicke, die er zu den Pferden an den Holmen eilen ließ und die die unterschiedlichen Brandzeichen prüften.

Befriedigt nickte er und schwang sich aus dem Sattel. Kaum hatte er mit seinen Sohlen den Boden berührt, als eine schneidende Stimme im Rücken ihn anfauchte:

»Rühr dich nicht, Buddy!«

Für Augenblicke war es so, als wollte der Fremde blitzschnell herumwirbeln. Jäh versteifte er sich, schien zu wachsen und war plötzlich eine Statue aus Erz, an der sich kein Muskel bewegte.

Heiser quoll ein ersticktes Lachen aus seiner Kehle.

»Streck dich zum Himmel, Buddy«, war die nächste, wenig freundliche Aufforderung.

Der Sprecher schob sich um die Hausecke, stand breitbeinig und etwas vorgeneigt auf der Veranda. Seine raue Stimme bebte in unheimlicher Erregung.

»Kann ich mich umdrehen, Boy?«, fragte der Schwarzhaarige fast milde. »Ich hab’ etwas gegen Menschen, die aus dem Hinterhalt einen Mann bedrohen!«

»Buddy, gerade du solltest darüber schweigen, anstatt dein Maul aufzureißen, gerade du!«

Der Fremde lachte wieder. Es war ein unangenehmes, schneidendes, durchdringendes Lachen, nicht laut und auch nicht leise. Aber es hatte eine sonderbare Wirkung auf die Zuschauenden. Unsicher spritzten sie auseinander.

Goddam, der Schwarze war einer von denen, die es fertigbrachten, sich ’nen Dreck um den Colt im Rücken zu kümmern, sich herumzuwerfen – und dann …?

Es war besser, sich rechtzeitig aus der Schusslinie zu bringen. Auch Kugeln tollwütiger Schießer konnten den Falschen treffen, und wohl niemand hatte Lust, den Weg einer Kugel unnütz zu kreuzen.

Der Fremde sah die beiseite spritzenden Gestalten, sah auch, wie neugierige Gesichter sich an den Fensterscheiben die Nasen plattdrückten. Einige grinsten unverschämt, andere zeigten unverblümt ihre Gier, gerne einen Menschen aus den Stiefeln fahren zu sehen. Nur wenige blickten besorgt und wütend darein.

Alle Geräusche verstummten. Selbst die hämmernden, quietschenden und polternden Töne eines Klaviers brachen mit schrillem Missklang ab.

Das war noch nicht dagewesen! Noch niemals.

Keine Schießerei, kein allmächtiger Feuerzauber hatte die Mainstreet der City zum Verstummen gebracht. Jetzt war sie stumm, hielt den Atem an. Eine Hauptstraße schien plötzlich tot.

Langsam hob der Schwarze die Hände, sah zur Seite, konnte den Mann mit der Waffe nicht sehen, ließ die Augen in die Fenster der Tanzhalle schweifen.

Ein blasses, verzerrtes Mädchengesicht fand er und Blauaugen, die zu sprühen und zu funkeln schienen, die ein tödliches Feuer ausstrahlten. Dunkelrotes Gelock schmiegte sich wie lodernde Flammen um das jetzt hartgeschnittene Gesicht. Blutrot, wie eine verbotene, lockende Frucht war ihr Mund, wetteiferte in der Farbe mit der Korallenkette, die ihren biegsamen Hals schmückte und die auf den vollen Ansätzen der jungen Brust ruhte.

Wie zwei Klingen kreuzten sich ihre Blicke, bis das Mädchen entschlossen und schnell vom Fenster zurücktrat.

»Wer du auch bist, Daisy. Es ist kein schöner Empfang im Paradies!«, rief ihr der Reiter nach und lächelte wieder.

»Aber ein schöner Empfang für die Hölle, Buddy«, tönte es heiser hinter ihm. Einen Teufel wie dich, wird der Satan auf seiner Gabel brauchen. – Dreh dich herum!«

Das war ein Befehl.

Der Schwarze wandte sich lässig. Leise klirrten seine Sporen. Jetzt sah er den Mann auf der Veranda.

Schmal wurden die Augen, glommen aus zwei Schlitzen, hefteten sich auf den blinkenden Stern, den der andere auf seinem Rockaufschlag trug.

»Das Gesetz …«

»Yeah«, unterbrach der Sheriff wild. »Endlich trifft es dich. Hast dich bisher immer aus den Schlingen winden können, Buddy.

Das hier ist zwar eine verruchte Stadt und für Leute deiner Art wie geschaffen, aber von allem trampelnden Gesindel habe ich dich am liebsten herausgefischt, Buddy!«

»So?«, lachte es trocken, ungläubig, heiter.

Der Stranger nagte an der Unterlippe, grinste unverschämt in das Narbengesicht des Sheriffs hinein und fragte:

»Wie lange soll ich in der Luft nach einem Halt angeln? Finde, das ist eine schlechte Stellung für einen Mann. Meine Arme werden müde, Mister!« »Erspare dir das ›Mister‹! Buddy. – Dies ist hier eine heiße Gegend. Für manche zu heiß. Du wirst schnell genug mit den Beinen nach einem Halt suchen, und die Zunge wird dir dabei verdammt trocken werden«, fauchte es bissig zurück.

»Ich werde verrückt, Mister mit dem Orden. Well, in welchem Buch steht geschrieben, dass ein Mann, der einen Stern auf dem Bauch hat, mit einer Kanone jedem harmlosen Reiter das Kreuz kitzeln kann? Damned, so ein Ding kann plötzlich losgehen und die Haut verbrennen. Aber wenn Ihr unbedingt einen Hals verrenken wollt, sucht Euch einen anderen aus!«, knirschte der Fremde und drehte sich dem Sheriff voll zu.

»Steh! Deine Frechheit ist bekannt«, donnerte er. »Wird dir hier wenig nützen, weil dein Trail zu Ende ist. An dir werde ich ein Exempel statuieren, das den anderen die Lust für Seatle-City nimmt«, harschte er wütend, und mit kehliger, von Wut zerfressener Stimme fuhr er fort:

»Heh, Tonny, Samuel, geht von hinten an ihn ran und langt euch die Kanonen!«

»Mit welchem Recht, Sheriff?«, fuhr der Fremde auf.

»Er fragt nach Recht … hört Leute, Ladys, Gents. Tude Warren fragt, warum wir ihn nicht mit Hurra begrüßen, warum wir zu seinem Willkommen keine Ehrenjungfrauen mit Blumen stellen!«, höhnte der Sheriff schrill, reckte und dehnte sich. Seine Brust weitete sich vor Stolz. Das hier war seine große Stunde, und sie würde sich nicht wiederholen.

»Ein Killer fragt nach Recht!«

Wirre Rufe sprangen auf.

»Tude Warren«, scholl es gedämpft, seltsam leise, lief es von Mund zu Mund, schien Flügel zu bekommen und durch die Stadt zu rasen.

»Tude Warren«, echote es überall, und die Stimmen wurden hart.

Den Stranger berührte das nicht. Er lächelte still vor sich hin.

»Scheint bekannt zu sein, der Mann, der sich Tude Warren nennt?«, fragte er leise und doch laut genug, dass alle ihn verstehen konnten.

»Kerl«, knirschte der Sheriff, »du stehst mit beiden Beinen im Jenseits. Aber der Totengräber wird dir keine Grube ausheben, du wirst …«

»Stopp«, knurrte der Fremde den Sheriff unterbrechend. Mit einem Schlag war das kleine Lächeln in seinem Gesicht verweht, verlöscht, war ausradiert, und gleichzeitig schwang in seiner Stimme gnadenlose Kälte.

Sofort stoppten die beiden Hilfssheriffs, die sich bis auf wenige Yards genähert hatten. Es war, als hätte sie mitten in der Bewegung eine unsichtbare Faust zurückgeschleudert. Unsicher, betreten schauten sie sich an, blickten mit flackernden Augen zum Sheriff hinüber, warteten, zauderten, waren sich nicht schlüssig.

Selbst der Sheriff warf den Kopf auf, schob grimmig das Kinn vor und entblößte die gelben Zähne vor Überraschung. Sein kurzgeschnittenes Haar sträubte sich vor Eifer. Die Hand mit dem Colt zuckte vor.

»Lasst euch nicht aufhalten, Boys. Die Bestie faucht nur. Holt euch die Eisen! Holt sie! …«

Eine gelbrote Flammenzunge zuckte über die Straße. Zugleich grollte die Detonation des Schusses, zerriss die zaudernde Stille.

Sheriff Tom OcBrien stieß ein gurgelndes Röcheln aus und verstummte.

Kraftlos sackte er in sich zusammen. Weit aufgerissen waren seine Augen, hafteten auf dem Fremden, der beide Colts herausgerissen hatte und den herabsausenden Händen der Hilfssheriffs Einhalt gebot.

»Schuft, elender …«, wehte es herüber.

Tom OcBrien versuchte mit letzter Kraft seinen Colt hochzureißen und abzudrücken. Aber die Waffe glitt aus seiner Faust, fiel in den Staub. Dunkel klaffte die Wunde. Mit rasender Schnelle verbreiterte sich der Blutfleck. Schaum jagte mit dem schnellen keuchenden Atem aus den Lungen, und dann fiel Tom OcBrien mit einem schrillen Schrei über das Haltegelände, krachte schwer vor zwei hervorstehende Bohlen und blieb reglos liegen.

Die Hilfssheriffs zuckten zusammen, stierten in die drohenden Mündungen, die der Fremde auf sie gerichtet hatte.

Seltsam verändert hatte sich das Gesicht des Schwarzen. Es war mit öligem Schweiß überzogen, glich einer verzerrten Maske, und die aufgerissenen Grauaugen darin waren zwei unergründliche Klüfte. Die Colts in seinen Fäusten schienen leise zu beben und auf seinem erdfarbigen Hemd zeigte sich ein heller Blutfleck, vergrößerte sich ebenfalls zusehends.

»Tut mir leid, Gents«, brach es heiser aus ihm heraus. »Der Kerl, der das getan hat, muss wohl auch ein Schuft gewesen sein!«

Stoßweise kamen seine Worte, abgehackt, keuchend. Das Reden musste ihm schwerfallen. Seine Zunge lallte.

Zum Teufel, was war mit ihm los? Man hatte doch nur einen Schuss gehört, und es stand außer Frage, dass dieser schwarzhaarige Fremde ebenfalls Blei geschluckt hatte.

Wer hatte ihm die Pille verabreicht?

Waren es doch zwei Schüsse gewesen?

»Warren. Meine Augen täuschen sich nicht. – Sheriff OcBrien hat dich erwischt und du wirst nicht weit kommen. Gib auf. Der Strick ist dir gewiss!«, zischte Samuel Grensetter aufgebracht, und seine Lippen zuckten entschlossen.

»Mich erwischt?«, schrillte es drohend. »Das hier ist eine alte Verwundung, Mister. Sie ist aufgebrochen und, das ist meine Sache. Deine ist es, nachzusehen, was mit dem Sheriff ist und wer diesen üblen Schuss abfeuerte …«

»Das wirst du uns beantworten müssen, Warren«, biss Samuel Grensetter zurück. »Das mit der alten Verwundung ist ein übler Trick. So stark blutet keine alte Wunde, und mir scheint, dass du bald ausläufst.«

Er deutete auf die Wunde. »Wenn du noch einige Minuten bleibst, bist du geliefert!«, sagte er dann langsam und hielt den Colt bereit.

Es schien wirklich so. Hinter den Fensterscheiben, an den Hausecken und in den Nischen kam Bewegung auf.

Der Schwarze sah es und lachte grell.

»Die Meute macht sich bereit. Sie hat Blut geleckt und will neues Blut sehen …« Er brach ab. Schüsse peitschten auf. Kugeln summten, zwitscherten, krachten in Holzverkleidungen, Aufbauten und brachten Fensterscheiben zum Klirren.

»Hierher, Boss …kreischte es durch den Tumult.

»Hierher, Tude Warren!«, schrien Männer.

»Dein Rudel … Tude Warren, dein Rudel ruft!«, höhnte Grensetter.

»Mein … damned! Ich habe kein Rudel und heiße nicht Warren …«

»Lüge … sie rufen dich, schießen, damit du frei raus kommst. Aber es wird dir wenig nützen. Eines Tages werden wir abrechnen«, giftete Samuel Grensetter.

»Warum schießt du nicht? Auf einen Mord kommt es dir nicht an!«, stieß er heraus, und die Todesfurcht ließ seine Stimme aufgellen.

Hart, fast brutal lachte der Schwarze.

»Du irrst, Sonny. Ich bin nicht Tude Warren, habe nie einen Tude Warren gekannt, aber wenn ich ihm begegne, wird er mir für das hier Antwort stehen müssen! Und er wird antworten … Mein Wort darauf!«

Seine Zunge konnte kaum noch die Worte formen. Unheimliche Schmerzen durchtobten ihn, und dennoch hielt er sich aufrecht, langte nach den Zügeln des Grauen, sprang in den Sattel. Aus dem Stand heraus preschte das Tier in rasendem Galopp vorwärts.

Links und rechts pfiffen Geschosse vorbei, bellte, krachte, barst es. Feurige Räder kreisten vor den Augen des Reiters. Schmerzen zerhieben ihm die Nerven. Schemenhafte Gestalten tauchten aus brodelnden Nebelmassen, duckten ab, schnellten fort. Plötzlich waren Reiter um ihn herum.

… Inmitten eines Pferderudels trieb der Grauschimmel dahin. Verzerrte Gesichter schoben sich aus dem Dunst. Fratzen, Galgenvisagen. Aber der »Schwarze«, hob die Waffen nicht, ritt wie in einem wüsten Traum, der wie eine höllische Halluzination bald verfliegen würde.

Dunkel wurde es um ihn. Schwarze Schatten ballten sich zusammen, dann war er nur noch ein treibendes Blatt, das vom Sog der anderen erfasst, vorwärtswirbelte.

 

 

2. Kapitel

 

Obwohl Gull Trined erwacht war, hielt ihn etwas davon ab, die Augen zu öffnen. Die Mattigkeit in seinen Gliedern war wie Bleigewichte. Stimmengemurmel drang dumpf hinter einer Tür hervor. Klirrende Sporen, taktmäßige und schlürfende Schritte näherten sich. Eine Tür klappte zu.

Kalte Luft wehte herein. Sie brachte den würzigen Geruch von grauer Sage ins Zimmer. Eine leichte Brise vom Frühling und von harzigen Wäldern.

Gull hob und senkte die Brust, atmete gleichmäßig wie ein Schlafender. Der Schmerz in der alten Wunde hatte nachgelassen. Wie mit tausend Nadeln stach es darin, war ein Zeichen, dass die Wunde sich wieder geschlossen hatte und wahrscheinlich auch verbunden worden war.

Dumpf entsann er sich.

Man hatte ihn für Tude Warren gehalten.

Wer war Tude Warren? – Ein Killer wohl?

Weshalb musste der Sheriff sterben?

Heh, wo befand er sich, wohin hatten ihn die Hufe des Grauschimmels getragen? Wer waren die Reiter?

Er strengte sich an und in diesem Augenblick spürte er den heißen Atem eines Menschen über sein Gesicht wehen. Eine schnelle Hand tastete über ihn hinweg, zerrte hier und dort an der Decke und wieder strich es über sein Gesicht hinweg. Haare mussten es sein, lange Haare, die den Geruch von Wildrosen an sich hatten und seine Nase kitzelten. Plötzlich brannten zwei Lippen auf seinem Mund. Es waren weiche, heiße Lippen, und sie brannten vor Sehnsucht und Verlangen, schlugen wie Flammen über ihm zusammen.

Gull beherrschte sich, spielte weiter den Schlafenden, obwohl er versucht war, die Augen aufzureißen und sich das Wesen aus Fleisch und Blut genauer anzusehen, denn es war auch für ihn immerhin interessant zu wissen, wen er vor sich hatte und wer so küssen konnte, dass …

Seltsam, in diesem Augenblick dachte er an dunkelblaue Augen, an ein gemmenhaft geschnittenes Gesicht, an tizianrote Haare, an ein Fenster in der Paradies-Bar!

»Was tust du, Pesquita?«, keifte es gallig.

»Sei still, Manuela, dieser Señor hier gleicht Freddy …beschwichtigte die Stimme neben ihm das Gekeife.

»Du kannst ihn nicht vergessen, Täubchen?«, klang es weniger bitter.

»Wie könnte ich …raunte Pesquita stiller, und ein Seufzer flog über die Lippen.

»Er ist tot, hörst du?«, kam es eindringlich zurück. »Ich weiß«, tönte es müde, verhalten. »Sie haben ihn in eine Falle gelockt. Er wusste zu viel, und darum musste er sterben. – Er ist nicht der Letzte …«

»Wie meinst du das?«

»Ich habe meine eigenen Gedanken …«

»Dann lass sie den Señor nicht hören!«, warnte Manuela besorgt.

»Der? … nein, der schläft. Er wird Tage hindurch schlafen. Ich kann nicht verstehen, wie er den Ritt durchgehalten hat. Er ist fast verblutet und lebt dennoch. – Er muss das Leben eines Pumas haben, kraftvoll, zäh. Jeder andere Mann wäre gestorben, wäre aus dem Sattel gefallen. Aber er hielt durch …«

»Er ist ein Zweirevolvermann, Pesquita, stammt wohl aus Texas.«

»Du kennst ihn, Manuela?«, sprang die weiche Stimme hoffend auf. Zart liefen die Finger über Gull Trinneds Stirn.

»Ich habe viele Männer aus Texas gesehen, Täubchen, und er gleicht ihnen«, sagte die Ältere tonlos und scharrte laut mit den Geräten, die sie gerade benutzte.

»Du liebst die Männer aus Texas nicht?«

»Nein, ich hasse sie!«, fauchte die Frau von drüben. »Brad Solway, Toddy Benter und Mob Hay, die Leibgardisten der roten Hexe sind auch Texaner. Sieh sie dir an, dann …«

»Aber Freddy war auch aus Texas, Manuela«, warf Pesquita dazwischen, und die Frau ließ etwas in der Schärfe nach.

»Sicher, aber er war entweder ein Verräter, oder nicht schnell genug …«

»Er war kein Verräter.

---ENDE DER LESEPROBE---