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HEIßE FAHRT NACH FLORIDA von WILDE, LORI Boone Toliver ist fest entschlossen, die Hochzeit seiner Schwester in Florida zu stoppen! Auch wenn er dafür tage- und nächtelang mit seiner Nachbarin Tara quer durchs Land fahren muss. Mit einer Frau, die nichts als Ärger verspricht, weil sie so gefährlich sexy ist … STEPPING UP - IM TAKT DER SINNLICHKEIT von JONES, LISA RENEE Ein Job bei der Tanzshow "Stepping Up" in Las Vegas! Kat kann ihr Glück kaum fassen. Bis sie erfährt, dass sie mit ihrem Exmann Jason zusammenarbeiten muss. Mehr als einmal hat er ihr das Herz gebrochen - und doch begehrt sie ihn immer noch viel zu sehr … DIE QUINNS: RONAN von HOFFMANN, KATE Auf der malerischen Kleinstadt Sibleyville, in die Ronan von seinem Großvater geschickt wird, lastet ein Fluch: Niemand soll jemals innerhalb der Stadtgrenzen Liebe finden! Können Ronan und die schöne Austernfischerin Charlotte mit ihrer heißen Affäre den Bann brechen?
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Seitenzahl: 589
Lori Wilde, Lisa Renee Jones, Kate Hoffmann
TIFFANY SEXY BAND 89
IMPRESSUM
TIFFANY SEXY erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2013 by Laurie Vanzura Originaltitel: „Night Driving“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: BLAZE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Alina Lantelme
© 2012 by Lisa Renee Jones Originaltitel: „Winning Moves“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: BLAZE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Miriam Höllings
© 2012 by Peggy A. Hoffmann Originaltitel: „The Mighty Quinns: Ronan“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: BLAZE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Andrea Cieslak
Fotos: Vincent Besnault / Getty Images
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY SEXYBand 89 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Veröffentlicht im ePub Format in 08/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-95446-677-1
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Einmal quer durch die USA mit Tara Duvall! Wie soll Boone bloß die nächsten Tage und Nächte mit dieser wahnsinnig verführerischen Frau allein im Auto überstehen, mit der er absolut nichts anfangen darf? Doch bei Tara mitzufahren, ist die einzige Möglichkeit, um rechtzeitig die Hochzeit seiner Schwester zu verhindern. Ein aufregender Roadtrip beginnt …
Für Kat geht ein Traum in Erfüllung, als man ihr einen Job als Choreographin bei der Tanzshow „Stepping Up“ anbietet. Bis sie ihren neuen Boss trifft. Kat ist schockiert, denn es ist ihr Exmann Jason! Sie sollte wieder gehen. Sofort! Doch sie konnte zu Jason noch nie Nein sagen. Er muss sie nur berühren, schon steht ihr Körper wieder in Flammen …
Sogar eine Partnervermittlerin wurde engagiert, damit sich wieder Liebespaare in Sibleyville finden. Vergebens! Deshalb wird es schnell zum Stadtgespräch, als es zwischen Ronan und der sexy Austernfischerin Charlotte heiß knistert. Doch ist es wirklich mehr als eine Affäre? Noch hält Ronan an seinem Plan fest, die Stadt in sechs Wochen wieder zu verlassen …
Boone Toliver, ehemaliger Captain der US Army, saß auf der Veranda vor dem Haus und starrte bedrückt auf die Häuser in der Nachbarschaft. Sein rechtes Knie, das auf einem Kissen ruhte, war kürzlich zum dritten Mal operiert worden. Eine Bandage stabilisierte es.
Auf dem kleinen Tisch neben ihm lag sein Handy. Außerdem stand eine Dose Bier und ein Glas mit Schmerztabletten darauf. Er wollte zuerst testen, ob das Bier seinen größten Kummer linderte, bevor er kapitulierte und eine der Pillen nähme. Obwohl er sehr gut wusste, dass er beides nicht vermengen sollte. Denn mit Schmerzen – nicht nur mit körperlichen – kannte er sich bestens aus.
„Alle guten Dinge sind drei“, hatte der Chirurg gesagt.
Das stimmte besser, verdammt. Sonst könnte er nie wieder so mobil sein wie vor der Bombenexplosion in Afghanistan. Derzeit musste Boone für alles, was erledigt werden musste, jemanden anheuern: Zum Einkaufen, zum Saubermachen des Hauses und für die Fahrten zu den Arztterminen. Geld war dabei nicht das Thema. Neben dem Haus hatte sein Vater ihm mehr als eine Million Dollar hinterlassen.
Er hatte das Vermögen klug investiert. Selbst wenn er nie wieder arbeitete, könnte er seinen Lebensunterhalt bestreiten. Dennoch wiegte kein Geld der Welt den Verlust seines Vaters auf, den er sehr vermisste.
Erschwerend kam hinzu, dass er mit den Nerven am Ende war und es hasste, zur Untätigkeit verdammt zu sein. Er hatte Bücher gelesen, bis ihm die Augen getränt hatten, und sich die Zeit mit Unmengen von Videospielen und Filmen vertrieben. All seine Freunde waren beim Militär. Seitdem er wegen seiner Verletzung aus dem Dienst entlassen worden war, besuchten sie ihn immer seltener.
Boone war gelangweilt, geknickt und verbittert. Das war keine attraktive Kombination. Dennoch schien er sich nicht aus der deprimierten Stimmung herausreißen zu können. Diese Operation war seine letzte Chance. Er war entschlossen, diesmal die Anweisungen des Arztes genau zu befolgen. Deshalb musste er hier herumsitzen und Däumchen drehen. Einem Mann, der den Großteil seines Erwachsenenlebens im Einsatz gewesen war, fiel das ungeheuer schwer.
Ein paar Häuser weiter spielten ein paar Jugendliche in der Einfahrt Basketball. Er war früher einmal ein fantastischer Basketballspieler gewesen. Aber diese Zeit war lange vorbei. Der Duft von Abendessen hing in der Luft, während die Sommersonne weiter nach Westen wanderte. Träge dachte er daran, aufzustehen und sich ein Tiefkühlgericht in der Mikrowelle zu erhitzen. Aber selbst dazu schien er sich nicht aufraffen zu können. Er trank einen Schluck Bier und versuchte, den pochenden Schmerz in seinem Knie zu ignorieren.
Ein Honda Accord bog in die Einfahrt zu dem Bungalow auf der Straße gegenüber ein. Seine alberne Nachbarin Tara Duvall stieg aus. Schnell nahm Boone sein Handy und tat so, als wäre er in ein Gespräch vertieft. Aber durch das Täuschungsmanöver ließ Tara sich nicht bremsen. Sie winkte ihm zu und lächelte ihn wie immer strahlend an. Zur Hölle mit ihrer widerlichen Fröhlichkeit.
„Hallo, Boone.“
Sie trug ein schulterfreies, knappes Flattertop und Jeansshorts. Er versuchte zu ignorieren, wie sonnengebräunt, lang und schlank ihre Beine waren. Oder dass der Stoff des Tops nach oben rutschte, als sie sich bewegte. Gerade so weit, dass er einen Blick auf das Piercing – ein Goldring – in ihrem Bauchnabel erhaschen konnte. Ihr Bauch war flach und fest, ihre Haut makellos. In seiner Hose bebte es. Die Frau hatte einen sagenhaften Körper – so lästig sie auch sein mochte.
Ich muss mich zusammenreißen. Sicherlich ist sie sexy, aber den Ärger ist sie nicht wert. Sie überquerte die Straße. Die Sandalen mit den Keilabsätzen waren viel zu hoch für ihre zierliche Statur. Doch irgendwie schaffte sie es, sich graziös darin zu bewegen. Verdammt, sie kam zu ihm herüber. Er runzelte missbilligend die Stirn, hob das Handy hoch und winkte sie weg. Dann hielt er das Handy wieder ans Ohr und täuschte eine Unterhaltung vor. „Hm, hm.“
Tara war eine dieser unbeschwerten Frauen, die unentwegt redeten. Eine der heiteren Geschichten aus dem Friseursalon zu hören, in dem sie arbeitete, war das Letzte, was er wollte. Sie war lustig, impulsiv, lebhaft und erinnerte ihn viel zu sehr an seine Exfrau. Dennoch schlug sein Puls schneller, als sie näher kam. Das ärgerte ihn fürchterlich.
Als sie den Zeigefinger auf die Lippen legte und auf Zehenspitzen die Veranda betrat, gab Boone weiterhin vor zu telefonieren. „Was du nicht sagst.“ Er beobachtete, wie sie sich auf das Geländer der Veranda setzte und die Beine baumeln ließ. Ihre blauen Augen sprühten vor Übermut. Geh weg. Er war nicht in Stimmung für übertriebenen Optimismus. „Ja, ja.“ Er nickte, als ob jemand am anderen Ende der Leitung gerade etwas gesagt hätte, dem er wirklich zustimmen konnte.
Er bemerkte, dass sie sein verletztes Knie mitfühlend musterte. Dann entdeckte sie das Bier sowie die Schmerztabletten. Ihr Mitleid legte sich zum Glück. Sie machte ein besorgtes Gesicht und rieb mit einem Zeigefinger quer über den anderen. Damit wollte sie ihm wohl mitteilen, dass er sich schämen sollte. Hau ab, Nachbarin.
„Bleib eine Minute dran“, sagte Boone zu seinem angeblichen Gesprächspartner. Er legte die Hand auf das Handy und sah Tara an. „Diese Unterhaltung wird noch eine Weile dauern.“
„Mir macht es nichts aus zu warten.“
Was, zur Hölle, wollte sie? „Mir macht es aber etwas aus.“
„Eine private Unterhaltung?“
„Ja“, meinte er. Ihre Lippen glänzten. Sie hatte rosaroten Gloss aufgelegt und sich dicke Blocksträhnen in vier oder fünf verschiedenen Blondtönen färben lassen, wie es derzeit Mode war. Auf ihrer linken Schulter war ein Delphin tätowiert. Außerdem trug sie mehrere Ohrringe in jedem Ohr. Ihre Fußnägel hatte sie in einem alarmierenden aquamarinblauen Ton lackiert, und am zweiten Zeh ihres rechten Fußes steckte ein Goldring in Form des Wortes LOVE.
„Ich versorge deine Sträucher mit Wasser, während du dich unterhältst“, meinte Tara. „Sie sehen durstig aus.“
„Nein, nein.“ Boone wollte nicht, dass sie ihm irgendwie gefällig wäre. „Lass es, wie es ist.“
„Okay.“ Sie hob die Hände. „Ich wollte deinen Stolz nicht verletzen.“
Er sah sie finster an und hielt das Handy wieder ans Ohr. „Ich bin wieder da.“ Er kam sich dumm vor, weil er mit dem vorgetäuschten Telefongespräch fortfahren musste. Nun, er könnte versuchen, mit ihr zu reden. Aber das funktionierte nie. Wenn er eine Unterhaltung mit ihr anfinge, machte sie es sich stundenlang neben ihm auf der Veranda bequem, als wenn sie Freunde wären. In diesem Moment klingelte sein Handy.
Tara formte mit den Lippen humorvoll ein Oh. Ihre Augen glitzerten. „Mann, du bist so was von aufgeflogen. Schäm dich. Du wolltest vermeiden, mit mir zu reden.“
„Ja, und jetzt bekomme ich wirklich einen Anruf.“ Er meldete sich, ohne auf das Display zu sehen. „Hallo?“
„Boone?“
„Jackie? Warte einen Moment.“ Erneut legte er die Hand auf das Handy. „Es ist meine Schwester. Können wir diese Unterhaltung später führen?“
„Du hast eine Schwester?“
„Halbschwester.“
„Das wusste ich nicht“, meinte Tara.
„Es gibt viele Dinge, die du über mich nicht weißt. Zum Glück.“
„Du hast nie über sie geredet.“
„Ich habe mit dir nie über sie geredet.“
„Eins zu null für dich“, murmelte sie leicht verletzt.
Boone zwang sich zu einem Lächeln. „Jetzt möchte ich mit ihr reden, wenn du nichts dagegen hast.“
„Sicher.“ Tara zuckte mit den Schultern. „Ich bin nur vorbeigekommen, um dir zu sagen, dass ich wegziehe.“
Ja! Keine Nachbarin mehr, die ihre Nase in seine Angelegenheiten steckte, spätabends laute Partys feierte und ihm Aufläufe brachte. Aber sogar als Boone das dachte, empfand er auch eine seltsame Traurigkeit. Dieselbe Melancholie hatte ihn als Kind an jedem Sonntagnachmittag erfasst. Denn dann hatte er gewusst, dass er am nächsten Tag wieder zur Schule gehen musste. Fast hätte er ihr gesagt, dass sie warten sollte. Aber er schaffte es, den Impuls zu unterdrücken. „Wir sehen uns.“
„Wir sehen uns“, wiederholte sie und schwang sich vom Verandageländer.
Er sah ihr gebannt nach, als sie über den Rasen ging. Jeder Hüftschwung setzte ihren Po in den Jeansshorts in Szene. Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden.
„Boone? Bist du noch dran?“
„Ja, ja.“ Er holte tief Luft und wandte seiner Schwester seine ganze Aufmerksamkeit zu. „Hallo, Jackie. Lange nichts von dir gehört.“
„Ich war wirklich beschäftigt.“
Sie klang seltsam euphorisch. Normalerweise war seine Schwester ernsthaft und tiefgründig. Ihr Vater war der berühmte Meeresforscher Jack Birchard. Sie war als Meeresbiologin in seine Fußstapfen getreten und arbeitete an ihrer Doktorarbeit.
Boone hatte das letzte Mal vor vier Monaten mit ihr telefoniert und ihr die dritte Knieoperation verschwiegen. Er wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte. Sie waren nicht zusammen aufgewachsen. Ihre flatterhafte Mutter hatte sie beide bei den jeweiligen Vätern zurückgelassen. Daher hatte sie erst als Teenager Kontakt aufgenommen. Jackie war wie er nicht unterzukriegen. Sie hatten sich trotz der Umstände prächtig entwickelt. Das hieß, er hatte sich bis zu dieser Bombenexplosion prächtig entwickelt. „Was ist los?“
„Ich heirate!“
„Du heiratest?“ Er war sprachlos. „Wen?“
„Du kennst ihn nicht. Er heißt Scott Everly und ist Lieutenant bei der Küstenwache.“
„Im Ernst, Jackie? Ein Küstenwächtler?“
„Was gibt es daran auszusetzen?“
Boone erläuterte ihr nicht, dass er die Küstenwache nicht wirklich dem Militär zurechnete. „Ich kann mir dich nicht als Ehefrau eines Lieutenants vorstellen. Tatsächlich kann ich mir dich überhaupt nicht als Ehefrau vorstellen.“
„Was heißt das?“
Jetzt klang Jackie völlig ernüchtert. Er sollte sich bei ihr entschuldigen. „Deine Karriere bedeutet dir so viel.“
„Ja. Was hat das damit zu tun? Willst du damit sagen, dass ich keine Karriere machen und gleichzeitig verheiratet sein kann?“
„Wie willst du deinen Forschungsprojekten nachgehen, wenn du ihm von Stützpunkt zu Stützpunkt folgst?“, frage Boone.
„Er ist in Washington D. C. stationiert. Jede Beförderung wird ihn dort einen Schritt weiter nach oben bringen. Außerdem unterstützt Scott meine Karriere vollauf und versteht, dass es Zeiten geben kann, in denen wir uns trennen müssen.“
„Wie lange kennst du ihn?“ Er wollte seine kleine Schwester beschützen. Sie sollte nicht denselben Fehler machen wie er. Eine Scheidung tat sehr weh. Um sie vor diesem Kummer zu bewahren, täte er, was immer notwendig wäre. Als Jackie ihm nicht antwortete, wiederholte er die Frage. „Wie lange kennst du ihn?“
„Du bist ein Schuft.“
„Du beantwortest meine Frage nicht.“
„Seit über einem Monat“, gab Jackie schließlich zu.
„Was?“
„Reg dich nicht auf. Ich weiß, was ich tue. Scott ist das Beste, was mir je passiert ist. Er ist gescheit, freundlich, liebt den Ozean genauso wie ich und …“
„Hast du den Verstand verloren? Hast du nichts aus meiner Erfahrung mit Shaina gelernt?“
„Ich bin nicht du, Boone“, fuhr Jackie ihn an. „Und Scott ist nicht Shaina. Bei uns ist es wahre Liebe. Bei dir dagegen war es eine Blitzhochzeit abends in Vegas. Du warst betrunken und geil, nachdem du dich morgens zur Army gemeldet hast.“
„Wahre Liebe? Du verabredest dich erst seit einem Monat mit dem Mann. Was weißt du schon über ihn?“ Er ballte die Hand, unterdrückte den Drang aufzustehen und auf und ab zu gehen.
„Sechs Wochen. Ich kenne ihn seit sechs Wochen.“
„Oh, mein Fehler. Zwei Wochen machen den Unterschied. Warum hast du das nicht gleich gesagt, Jackie?“
„Ich dachte, dass du dich für mich freust, Boone. Ich habe endlich jemanden gefunden, der mir genauso viel bedeutet wie der Ozean.“
„Du weißt genau, dass du dich verhältst wie …“
„Sag es nicht“, fuhr sie ihn böse an.
„Miranda.“
„Ich bin absolut nicht wie unsere Mutter.“
Boone wusste, dass er bei seiner Schwester einen Nerv getroffen hatte. Dennoch fuhr er fort: „Miranda hat meinen Dad geheiratet, nachdem sie ihn zwei Monate lang gekannt hat. Wie lange hat sie sich mit Jack verabredet, bevor sie sich in diese Beziehung gestürzt hat? Sechs Wochen lang, oder nicht?“
„Ich kann nicht glauben, dass du so reagierst.“
Er konnte es auch nicht glauben. Was war nur los mit ihm? Sein Knie tat fürchterlich weh. Doch das war keine Entschuldigung. Er hörte, dass Jackie den Tränen nah war, was ihn alarmierte. Normalerweise weinte sie nicht leicht. „Es tut mir leid“, ruderte er zurück. „Du hast mich total überrascht. Sag mir einfach, dass du eine lange Verlobungszeit einlegst, um sicherzugehen, dass er wirklich der richtige Mann für dich ist.“
„Wir heiraten in Key West am Samstag, dem vierten Juli.“
„Diesen Samstag? Bist du übergeschnappt?“
„Wenn du mein Glück mit mir teilen kannst, Boone, lade ich dich herzlich zur Hochzeit ein. Sie findet um sechzehn Uhr auf dem Forschungsschiff meines Vaters, der ‚Sea Anemone‘, am Kai 16 statt. Wenn du dich nicht für mich freuen kannst, dann bleib in Montana und bade in deinem Selbstmitleid.“
„Jackie, ich …“
Sie legte auf.
Boone fluchte leise und rief sie zurück. Aber sie meldete sich nicht und ließ den Anruf auf die Mailbox gehen. Er versuchte es noch drei weitere Mal, vergeblich. Wütend warf er das Handy auf den Rasen. Klug. Wirklich klug. Jetzt muss ich aufstehen und es holen. Er erhob sich mühsam unter Schmerzen. Als er auf die Stufen starrte, schluckte er. Es dauerte eine Ewigkeit, bis er dort hinuntergegangen wäre.
Plötzlich tauchte Tara auf. Seine Erleichterung war groß. Doch sofort hasste er das Gefühl. Er brauchte keine Hilfe.
Sie hob das Handy auf und schaute ihn besorgt an. „Hast du mit deiner Schwester gestritten?“ Sie stieg die Stufen hinauf, um ihm das Handy zu geben.
„Danke“, meinte Boone schroff.
„Gern.“ Tara hielt inne. Als er nichts sagte, fügte sie hinzu: „Vermutlich willst du nicht darüber reden?“
„Nein.“
Sie nickte. „Okay. Aber wenn du reden willst, bin ich für dich da. Zumindest noch eine weitere Woche.“
„Also …“ Boone suchte nach etwas, das er sagen konnte. „Du ziehst also um.“
„Ja, ich gehe zurück nach Hause. Meine Mom ist krank.“
„Tut mir leid, das zu hören, Tara.“
„Sie hat Brustkrebs. Aber die Ärzte haben den Krebs früh entdeckt. Sie muss sich einer Chemotherapie und Bestrahlungen unterziehen. Aber sie wird in Ordnung kommen. Es ist nur so – nun, wenn so etwas passiert, beginnt man darüber nachzudenken, was im Leben wirklich wichtig ist. Und nichts ist wichtiger als die Familie. Also gehe ich zurück.“
Fast hätte Boone gesagt: „Ich werde dich vermissen.“ Aber er biss sich auf die Zunge. Er wusste nicht einmal, warum ihm das in den Sinn gekommen war. Hauptsächlich machte Tara ihn mit ihrer gutmütigen Neugier verrückt. „Danke, dass du mein Handy geholt hast. Das war nett.“
„Gern. Mir ist klar, dass du eine schwere Zeit durchmachst.“ Ihr Blick fiel auf sein bandagiertes Knie. „Du bist nicht annähernd so ruppig, wie du jeden glauben machen willst. Ich weiß, dass du derjenige warst, der letzten Winter den Schnee von Mrs Levinsons Einfahrt geräumt hat.“ Sie deutete mit dem Kopf auf das Haus der älteren Witwe nebenan. „Und, dass du es bei Morgendämmerung getan hast, damit sie dich nicht dabei erwischt und versucht, dich dafür zu bezahlen.“
„Wer? Ich?“ Boone zuckte mit den Schultern. „Mit dem kaputten Knie?“
„Das ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum das Knie zum dritten Mal operiert werden musste. Du kannst nicht stillhalten.“
Er zuckte zusammen. Tara hatte recht. „Für meinen Geschmack bist du zu verdammt neugierig.“
Sie sahen einander in die Augen.
„Ich muss anfangen zu packen.“ Tara hob die Hand. „Ich komme vorbei, um mich zu verabschieden, bevor ich mich auf den Weg mache.“
„Okay“, sagte Boone, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte.
„Bist du in Ordnung?“, fragte sie ihn besorgt.
„Mir ging es nie besser.“
„Du bist so ein Lügner.“
Boone musste lächeln. „Ich weiß.“
Tara musterte ihn. „Pass auf dich auf, Toliver.“
„Du auch, Duvall.“ Er wünschte, sie ginge. Denn er wollte nicht, dass sie sähe, wie er ins Haus humpelte. Also wartete er, bis sie verschwunden war, bevor er das Glas mit den Pillen nahm und sich ins Wohnzimmer schleppte. Ohne Flüssigkeit schluckte er eine der Pillen hinunter und verzog das Gesicht. Er war zu aufgeregt, um zu sitzen, und hatte zu viel Schmerzen, um zu stehen. Außerdem war er wegen Jackie zu beunruhigt, um irgendetwas anderes zu tun.
Als er erneut versuchte, seine Schwester zu erreichen, meldete sie sich nicht. Boone hinterließ eine Nachricht auf der Mailbox, entschuldigte sich bei ihr und bat um Rückruf. Er hatte wirklich idiotisch reagiert und kein Recht, ihr vorzuschreiben, wie sie ihr Leben gestalten sollte. Dennoch konnte er es nicht guten Gewissens zulassen, dass sie so schnell heiratete und denselben Fehler beginge wie er. Er musste von Angesicht zu Angesicht mit ihr reden – und mit diesem Lieutenant der Küstenwache, den sie anscheinend unbedingt heiraten wollte.
Jackie hatte es nicht leicht gehabt. Er erinnerte sich zum Glück nicht einmal mehr an ihre gemeinsame Mutter. Seine Schwester dagegen war zehn Jahre alt gewesen, als Miranda die Familie verlassen hatte. Von diesem Zeitpunkt an war sie von ihrem Vater großgezogen worden, der hohe Ansprüche an sie stellte. Sie hatte ihr Leben damit verbracht, sich mit Jack Birchard zu messen und ihm gerecht zu werden.
Sie hatte Boone bei mehr als einer Gelegenheit gesagt, dass sie sich nur wirklich entspannte, wenn sie die Sommer gemeinsam im Haus ihrer Tante Caroline verbrachten. Beide hatten immer gehofft, dass Miranda eines Tages im Haus am See ihrer Schwester in Montana auftauchte. Aber das hatte sie nie getan.
Sein Dad hatte Miranda direkt nach der Highschool geheiratet. Er hatte ihm gesagt, dass er die Heirat nicht als Fehler ansehen konnte. Denn sonst hätte er nie so einen wundervollen Sohn bekommen. Wade Toliver hatte alles getan, damit sich Boone geliebt gefühlt hatte.
Er war ein hart arbeitender Bauunternehmer gewesen, der sparsam gelebt hatte, um das Geld in den Kauf und Weiterverkauf von Immobilien zu investieren. Dann war er klug genug gewesen, aus der Branche auszusteigen, bevor die Immobilienblase geplatzt war. Mit einem Vater wie Wade hatte Boone es kaum vermisst, keine Mutter zu haben. Sein Dad hatte ihn überall mitgenommen, ihm alles über die Instandhaltung von Häusern beigebracht und ihn gelehrt, das Richtige vom Falschen zu unterscheiden.
Ja, doch nach dem Telefongespräch mit Jackie schämte Dad sich für mich. In Ordnung. Er hatte es vermasselt. Aber ob seine Schwester sich dessen bewusst war oder nicht: Sie brauchte es, seine Sicht auf die Dinge zu hören. Also musste er noch vor der Hochzeit nach Key West fahren und ihr Vernunft beibringen. Er sah auf die Uhr. Es war Montag, achtzehn Uhr dreißig. Ihm blieben nicht einmal fünf Tage Zeit.
Boone sank auf die Couch. Wie sollte er nach Key West kommen? Während seiner letzten Knieoperation hatte er Probleme mit Blutgerinnseln gehabt. Der Arzt hatte ihm nahegelegt, unter keinen Umständen zu fliegen. Zudem hatte er ihm eindringlich von langen Autofahrten abgeraten. Aber er konnte ohnehin nicht selbst nach Key West fahren. Zur Hölle, er konnte noch nicht einmal zum nächsten Lebensmittelgeschäft fahren.
Er nahm sein Handy aus der Hosentasche und googelte die Entfernung zwischen Bozeman und Key West: Gut viertausend Kilometer. Die Autofahrt dauerte also ungefähr achtunddreißig Stunden – ohne Zwischenstopps. Verdammt. Er fuhr sich durch die Haare. Seitdem er die Army verlassen hatte, waren sie zottelig geworden. Wie kam er nach Key West? Ein privater Fahrdienst kostete ein Vermögen. Der überwiegende Teil seines geerbten Vermögens war in Investitionen fest angelegt. Zudem drehte er immer noch jeden Dollar zweimal um, weil er in eher bescheidenen Verhältnissen groß geworden war.
Aber Jackie davon abzuhalten, sich ihr Leben zu ruinieren, war zweifellos wichtiger als Geld. Boone rief den einzigen privaten Fahrdienst in Bozeman an. Dort sagten sie ihm rundheraus, dass sie ihn nicht nach Key West fahren würden. Und jetzt? Sollte er jemand anheuern, der ihn chauffierte? Aber wen? Vielleicht gäbe es eine Fahrgemeinschaft, die sich auf den Weg nach Key West machte. Dann könnte er die Benzinkosten übernehmen. Tolle Idee!
Er machte sich im Internet auf die Suche nach jemandem in seiner Gegend, der so bald wie möglich in Richtung Key West führe. Einen Versuch war es jedenfalls wert. Wenn er bis morgen früh keine Antwort bekäme, müsste er jemanden auftreiben, der ihn chauffierte. Er erhob sich mühselig und humpelte in das Zimmer, in dem er sich ein Büro eingerichtet hatte. Vorsichtig ließ er sich auf dem Stuhl nieder und fuhr den Computer hoch.
Er stellte ein Inserat auf einer Reihe von Websites ein. Dann aß er zu Abend, packte ein paar Sachen ein und verbrachte den Rest des Abends damit, sich wegen Jackie Sorgen zu machen. Mehrmals versuchte er, sie telefonisch zu erreichen. Doch sie hatte ihre Mailbox ausgeschaltet. Also schäumte sie wirklich vor Wut. Nachdem Boone vergeblich nachgesehen hatte, ob jemand auf sein Inserat geantwortet hatte, ging er ins Bett.
Wie gewöhnlich wachte er am nächsten Morgen um fünf Uhr auf. Obwohl er seit fast neun Monaten kein Soldat mehr war, konnte er sich das frühe Aufstehen nicht abgewöhnen. Heute kam ihm die Routine wie gerufen. Er musste die Zeit nutzen, wenn er bis zum Samstagnachmittag in Key West sein wollte. Vielleicht war Scott Everly der richtige Mann für Jackie, vielleicht auch nicht. Boone wollte sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Als seine Schwester und er aufgewachsen waren, hatte er sich nicht um sie kümmern können. Doch jetzt würde er das definitiv wettmachen.
Er frühstückte, trainierte seinen Oberkörper mit Hanteln und duschte. Dann setzte er sich mit wenig Hoffnung auf eine Antwort an den Computer und öffnete sein Postfach. Bingo! Eine E-Mail mit der Antwort auf sein Inserat war eingetroffen. Gespannt las er die Nachricht:
Ich fahre nächste Woche nach Miami und kann Sie mitnehmen, wenn die Reise bis Montag warten kann.
Seine Enttäuschung war groß. Er schrieb zurück:
Das ist zu spät. Gibt es irgendeine Möglichkeit, dass Sie heute statt nächster Woche losfahren können?
Boone erwartete keine schnelle Antwort und war schon im Begriff aufzustehen. Doch die betreffende Person musste an seinem oder ihrem Computer gesessen haben. Denn die Antwort kam postwendend.
Nein, tut mir leid. Ich muss noch packen und meine Sachen in einen Umzugsanhänger laden. Ich könnte frühestens am Donnerstagnachmittag losfahren.
Er rechnete schnell aus, dass sie bei diesem Abfahrtstermin am frühen Samstagmorgen in Key West sein könnten. Aber für Zwischenstopps musste er mindestens einen weiteren Tag einkalkulieren. Mittwochnachmittag war für ihn der letztmögliche Termin. Er schrieb zurück:
Und wenn ich Möbelpacker bezahle, die noch heute Ihre Sachen packen und in den Umzugsanhänger laden? Könnten Sie dann heute Abend losfahren?
Nervös schickte Boone die E-Mail ab und wartete.
Anscheinend handelt es sich bei Ihnen um einen Notfall. Aber Merkur ist rückläufig. Dann soll man besser nicht reisen. Ich versuche immer, mich daran zu halten.
Meinte diese Person das im Ernst? Er schrieb:
Und wenn ich noch fünfhundert Dollar obendrauf lege? Überwinden Sie dann Ihre Angst vor Merkur?
Das ging gegen seine sparsame Ader. Aber es könnte seine einzige Gelegenheit sein, rechtzeitig nach Key West zu kommen. Ein paar Minuten ließ die Antwort auf sich warten.
In Ordnung. Sie haben einen Deal.
Boone seufzte vor Erleichterung und erwiderte:
Abgemacht. Wo wohnen Sie?
Diesmal war die Pause beunruhigend lang. Hatte er den oder die mögliche Verhandlungspartner/in verschreckt? Vielleicht war es eine Frau, der es nicht wohl dabei war, mit einem Mann unterwegs zu sein, den sie nicht kannte. Er konnte ihr das Misstrauen nicht verübeln. Es war klug, umsichtig zu sein. In diesem Fall war Ehrlichkeit die beste Taktik. Er schrieb:
Ich bin ein Kriegsveteran mit einem kaputten Knie und kann nicht selbst fahren. Meine Schwester ist im Begriff, einen großen Fehler zu machen. Sie will einen Mann heiraten, den sie kaum kennt. Deshalb muss ich noch vor ihrer Hochzeit in Key West sein, um sie zur Vernunft zu bringen.
Boone hielt den Atem an. Wenn Ehrlichkeit nicht funktionierte, war er so weit wie am Anfang. Ihm lief die Zeit weg. Mit den Fingern trommelte er auf die Schreibtischplatte. Komm schon, sag einfach Ja.
Er dachte an Shaina. Daran, wie jung und dumm sie gewesen waren, als sie sich in eine Ehe gestürzt hatten, ohne wirklich zu wissen, was das bedeutete. Dann dachte er an Jackie. Er wusste, wie leicht man sich vormachen konnte, dass man verliebt war, wenn man lediglich Lust empfand. Er konnte nicht zulassen, dass sie einen so großen Fehler machte. Die Antwort traf ein. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu.
Boone?
Er blinzelte, als er seinen Namen las. Wer war diese Person?
Ja.
Die Welt ist klein. Ich bin es, Tara.
Am Dienstagmittag stand Boone mit verschränkten Armen und finsterer Miene auf einer Seite der Einfahrt seiner Nachbarin und beaufsichtigte die beiden Möbelpacker. Er trug ein T-Shirt und Cargoshorts. Eine schwere Metallschiene stabilisierte sein rechtes Bein.
„He, Toliver, du solltest ein Patent beantragen“, neckte Tara ihn, als sie eilig mit einem Stapel Kartons an ihm vorbeilief.
„Ein Patent? Wofür?“, murrte er.
„Für dieses düstere Stirnrunzeln. Pass auf, sonst kannst du es bald mit Darth Vader aufnehmen.“
„Darth Vader in Star Wars trägt eine Maske.“
„Genau.“
„Ein totales Rätsel.“
„Was?“ Tara packte die Kartons in den Anhänger und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.
„Du.“
Sie lächelte erfreut. Als Boone den Kopf mit den zotteligen Haaren schüttelte, fiel ihr auf, dass er schon vor zwei Monaten einen guten Haarschnitt gebraucht hätte. Aber für eine Haarstylistin war so etwas ein gefundenes Fressen. Sie stellte sich vor, wie er mit verschiedenen modischen Frisuren aussähe. Doch wahrscheinlich verdürbe er ihr ohnehin den Spaß und bestünde auf einen militärisch akkuraten Kurzhaarschnitt.
„Das war kein Kompliment“, meinte er.
„Warum bist du so gereizt?“
„Ich hasse das“, sagte Boone mit zusammengebissenen Zähnen.
„Was?“ Tara musterte ihn voller Anteilname. Er hatte so viele Schmerzen – körperliche und seelische. Aber sie wusste auch, dass er kein Mitleid wollte. Wie oft hatte er sie schroff abgewiesen, wenn sie versucht hatte, ihm zu helfen? Boone war einer dieser starken Beschützertypen, die sich für unbesiegbar hielten.
„Zusehen zu müssen, wie du die Kartons schleppst, wenn ich das tun sollte.“
„Oh, dann bist du also verantwortlich für die ganze Welt? Gut zu wissen.“
„Nicht für die ganze Welt, sondern meinen kleinen Teil davon.“
„Ich habe eine Neuigkeit für dich, Boone. Ich bin kein Teil deiner Welt und in der Lage, meine eigenen Kartons zu tragen“, entgegnete Tara.
„Wenn ich gesund wäre, würdest du deine Kartons nicht selbst tragen.“
„Wenn du gesund wärst, würde ich dich nicht nach Miami fahren. Außerdem bin ich kein hilfloses, junges Mädchen. Ich kann selbst auf mich aufpassen.“
„Du weißt wirklich, wie man einen Mann fertigmacht, Duvall.“
„Ich bin nicht beim Militär. Du kannst Tara zu mir sagen.“
„Okay, dann lass die Männer, die ich angeheuert habe, die schweren Sachen tragen, Tara.“
Sie ignorierte den sarkastischen Unterton, mit dem er ihren Namen ausgesprochen hatte. Denn sie wusste, dass unter der harten Schale ein weicher Kern verborgen war. Sie hatte gesehen, dass Boone sanft das Baby der Nachbarin in den Armen gewiegt hatte, als Mrs Winspree es ihm stolz gezeigt hatte. Sie hatte miterlebt, dass er auf der Beerdigung seines Vaters mit den Tränen gekämpft hatte. Und sie hatte beobachtet, dass er seine Freunde vertrieben hatte. Denn er war zu stolz zuzugeben, dass er Hilfe brauchte.
Ob er es sich eingestehen wollte oder nicht: Sie war die einzige Person, die ihn davon abgehalten hatte, sich völlig abzukapseln – obwohl er sein Bestes tat, um sie auf Distanz zu halten. Was passierte mit ihm, wenn sie nicht mehr da wäre? Wahrscheinlich würde er zu einem Einsiedler und brüllte Kinder an, wenn sie über seinen Rasen liefen.
Tara lächelte und stieß Boone schelmisch mit der Hüfte an, als sie auf dem Weg ins Haus wieder an ihm vorbeiging. Das war ihre Art, ihm zu sagen, dass alles wieder in Ordnung käme. Doch sie war nicht darauf gefasst, dass der Körperkontakt sie heiß machte. Oder auf den kehligen Laut, den er alarmiert ausstieß. Ihr Herz hämmerte. Sie rannte so hastig weg, dass sie mit einem der Möbelpacker zusammenprallte. Reflexartig schlang der muskulöse Mann einen Arm um ihre Taille.
„Immer mit der Ruhe, Süße. Brennt es irgendwo?“
„Wir müssen uns beeilen, um den Zeitplan einzuhalten.“
„Bei einem so scharfen Zahn wie Ihnen kann ein Mann schon einmal auf andere Gedanken kommen.“ Er grinste sie an und hielt sie fest.
Tara verdrehte die Augen und versuchte, sich aus der Umarmung zu befreien. Sie wollte ihm sagen, dass er sich bei geeigneteren Gelegenheiten bessere Sprüche einfallen lassen müsste, um Frauen anzumachen. Doch sie kam nicht dazu.
Boone war zur Stelle und packte den Mann rabiat an der Schulter. „Nehmen Sie auf der Stelle die Hände weg.“
Sofort ließ der Möbelpacker sie los und trat zurück. „Beruhigen Sie sich. Ich habe nur ein bisschen geflirtet. Das war völlig harmlos.“
„Verschwinden Sie!“, befahl Boone kompromisslos und zeigte auf die Tür.
„Es tut mir leid. Das hatte nichts zu bedeuten. Ich wusste nicht, dass es Ihre Frau ist. Das schwöre ich.“
Er funkelte ihn an. „Sie ist nicht meine Frau. Aber das gibt Ihnen immer noch nicht das Recht, sie zu begrapschen.“
Der Mann, der größer als Boone war, warf sich in die Brust. „Sie ist in mich hineingerannt.“
„Schon gut, schon gut.“ Tara stellte sich zwischen die beiden Männer und wandte sich an Boone: „Ich bin in ihn hineingerannt. Es war meine Schuld.“ Zum Möbelpacker sagte sie: „Das war der billigste Anmachspruch, den ich je gehört habe, und unverschämt. Aber ich bin sicher, dass es nicht so gemeint war.“
„Es hatte überhaupt nichts zu bedeuten.“ Der Mann ließ den Blick anzüglich über ihren Körper wandern.
Sie bereute, dass sie das figurbetonte T-Shirt angezogen hatte. Das hatte sie wegen Boone getan. Sie hatte jedoch nicht bedacht, dass sie in diesem Outfit für die Möbelpacker zu aufreizend wirken könnte.
„Raus.“ Boone zeigte erneut auf die Tür, holte seine Brieftasche hervor, nahm zweihundertfünfzig Dollar heraus und hielt dem Mann die Geldscheine hin.
„He, wir hatten fünfhundert Dollar abgemacht.“
„Das war, bevor Sie Miss Duvall beleidigt haben. Sie haben den Job nur zur Hälfte erledigt. Mehr gibt es dafür nicht.“
Der Möbelpacker setzte zum Protest an, zuckte dann aber die Schultern. „Wie Sie wollen. Sie hinken. Also werden Sie viel Spaß haben, die Sachen in den Anhänger zu laden.“ Er drehte sich um und rief seinem Kollegen in einem der anderen Zimmer zu: „Joe? Komm, wir gehen.“
„Wow“, sagte Tara zu Boone, nachdem die beiden Möbelpacker die Tür hinter sich zugeknallt hatten. „Ich habe lange nicht mehr miterlebt, dass sich jemand so grandios selbst ins Knie geschossen hat wie du gerade.“
„Wie bitte? Sollte ich einfach zulassen, dass er dich begrapscht?“
„Er hat mich nicht begrapscht.“
„Er hat sich daneben benommen.“
„Ja, Aber es ist nicht deine Aufgabe, mich zu verteidigen, Boone. Ich bin durchaus in der Lage, auf mich aufzupassen.“ Als er schnaubte und die Arme vor der Brust verschränkte, fragte Tara ihn: „Was soll das heißen?“
„Darauf gehe ich nicht ein.“ Er humpelte zur Küchentheke, wo nicht fertig gepackte Kartons mit Geschirr standen.
Damit ließ sie ihn nicht davonkommen. Eilig folgte sie ihm. „Worauf gehst du nicht ein?“
Boone drehte sich zu ihr um und sah sie warnend an. „Du bist also in der Lage, auf dich aufzupassen, hm?
Tara straffte die Schultern, um ihre Größe von 1,64 Meter voll zur Geltung zu bringen. „Absolut.“
„Dein Wasserhahn tropft.“
„Na, und?“
„Am Ende jeden Monats bist du chronisch pleite und gezwungen, dich von Instantsuppen zu ernähren, weil du wie immer deinen Freunden über die Runden geholfen hast“, entgegnete Boone.
Tara wand sich. Das stimmte. „Die Zeiten sind hart. Wenn Leute sich in einer Notlage befinden, kann ich nicht einfach Nein sagen.“
„Nicht einmal, wenn du einer dieser Menschen bist? Ich weiß, dass dein Freund deine Ersparnisse aufgebraucht hat, bevor er die Stadt verlassen hat.“
Ihr wurde flau im Magen. „Woher weißt du das?“
„Mrs Levinson tratscht gern“, antwortete Boone reumütig.
„Das geht dich wirklich nichts an.“
„Dennoch versuchst du, dich ständig in meine Angelegenheiten einzumischen. Sieh den Tatsachen ins Auge, Duvall. Du bist großzügiger als gut für dich ist.“
Tara reckte das Kinn. „Ich finde, dass Großzügigkeit ein positiver Charakterzug ist.“
„Nicht wenn es auf Kosten des eigenen Wohls geht. Weißt du, wie schwer es ist, auf der anderen Straßenseite zu wohnen und zu beobachten, wie du immer wieder dieselben Fehler machst?“
„Nein wie schwer ist es?“, fragte sie ironisch. Sie hoffte, ihn mit Humor davon abzubringen, sich über ihre Fehler auszulassen. Es funktionierte.
Boone wurde rot. „Wir verschwenden Zeit.“
„Und du hast auch noch die Möbelpacker weggeschickt.“
„Verdammt, es wäre nicht dazu gekommen, wenn du nicht so mit dem Typ geschäkert hättest.“
Oh nein, das hatte er nicht gesagt! Empört stützte Tara die Hände in die Hüften. Jetzt gab er auch noch ihr die Schuld? „Wie bitte?“
„Weißt du, was dein Problem ist, Duvall?“, fragte Boone.
„Außer zu großzügig zu sein, meinst du?“, erwiderte sie in kaltem, gereizten Ton.
„Du setzt keine Grenzen.“
Seine Kritik traf Tara. Aber es war nicht das erste Mal, dass sie etwas in der Art hörte. Nun, verdammt, sie war, wer sie war. Wenn er sie nicht mochte, konnte er sie mal … Plötzlich stellte sie sich vor, wie er über ihren nackten Po leckte. Sofort stand sie total unter Strom. Sie verfluchte Boone.
„Du ziehst dich zu aufreizend an. Kein Wunder, dass die beiden Männer dich mit Blicken ausgezogen haben. Deine Shorts sind zu kurz, zur Hölle.“
Sie sah ihn an und erwischte ihn dabei, wie er ihre Beine in Augenschein nahm. Meine Güte. Er war eifersüchtig! Sie unterdrückte ein Grinsen. „Tut mir leid, ich werde keinen Skianzug anziehen, um es dir recht zu machen. Und ich schätze es nicht, dass ich mich wegen dir mies fühle.“
„Ich bin nicht verantwortlich dafür, wie du dich fühlst. Ich sehe es einfach so und habe es dir gesagt.“
„He, du bist nicht mein großer Bruder“, meinte Tara.
„Zum Glück.“
„Warum sagst du das, Boone? Ich bin eine gute Schwester. Ich kann mit meinen Brüdern Baseball spielen. Ich bin nicht zimperlich, habe hübsche Freundinnen, mit denen sich meine Brüder verabreden können und …
„Weil ich wegen der Gedanken, die mir im Hinblick auf dich durch den Kopf gehen, verhaftet würde, wenn du meine Schwester wärst.“
„Oh.“ Sie blinzelte, grinste. „Welche Gedanken?“
„Unzüchtige Gedanken.“
Sieh mal an! Tara rückte näher an ihn heran. „Wirklich?“
Boone trat zurück und schüttelte den Kopf. „Duvall, du kennst keine Grenzen.“
„Ich hatte fünf Geschwister“, erklärte sie, obwohl sie nicht wusste, warum sie sich die Mühe machte. Außer der großen Befriedigung zu wissen, dass er sie wollte. Monatelang hatte sie versucht, ihn mit ihrem Charme einzuwickeln. Sie hatte geglaubt, er wäre immun dagegen. Aber anscheinend hatte er sich schlichtweg nichts anmerken lassen. Doch jetzt, wo sie Tausende Kilometer weit wegzog, gab er zu, dass er sie mochte. Was für ein miserables Timing.
„Fünf? Eine ziemliche Brut.“
„Drei Brüder und zwei Schwestern. Da lebt man in so beengten Verhältnissen, dass sich Grenzen fast zwangsläufig verwischen.“
Eine Sekunde lang lächelte Boone. „He, ich war beim Militär. Ich weiß, wie das ist.“
„Warum hast du dann ein Problem damit, wenn sich Grenzen verwischen?“
„Weil ich das Gefühl habe …“ Er hielt inne.
„Ja?“, ermunterte ihn Tara.
Boone wechselte das Thema. „Sind deine Geschwister älter oder jünger?“
Obwohl ihre Neugier geweckt war, fragte sie nicht nochmals nach, sondern antwortete ihm. „Drei Geschwister sind älter und zwei jünger.“
„Ah, du steckst also mittendrin. Das erklärt einiges.“
Tara runzelte die Stirn. „Zum Beispiel?“
„Die auffallenden Kleider, die ständig wechselnde Haarfarbe, deine unverwüstliche Fröhlichkeit. All das ist ein Versuch, in der Menge aufzufallen.“
„Ist das so? Da wir gerade mit dem Finger auf den anderen zeigen, habe ich auch noch einige Anmerkungen zum Besten zu geben.“
„Ich habe nicht mit dem Finger auf dich gezeigt, sondern lediglich eine Beobachtung gemacht. Aber gut, lass hören“, meinte Boone amüsiert.
Tara zählte seine Fehler an den Fingern ab. „Du bist reizbar, unbeugsam, ein Kontrollfreak und reagierst total über.“
„Ist das schon alles, was du auf Lager hast?“, forderte er sie heraus.
„Oh.“ Ihr ging ein Licht auf. „Endlich wird es mir klar.“
„Was?“
„Du glaubst, dass du es verdienst, bestraft zu werden. Deshalb hast du meinen Versuchen widerstanden, dich aus dem Tief zu holen.“ Als sie in sein entrüstetes Gesicht sah, wusste sie, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Boone hatte sich nicht verziehen, dass er nach Hause zurückgekehrt war. Die Schuld des Überlebenden machte ihm zu schaffen. Sie kannte die genauen Umstände seiner Verletzung nicht. Aber offensichtlich litt er immer noch darunter. Sie empfand tiefes Mitgefühl.
Als Haarstylistin bekam man tiefe Einblicke in das Seelenleben anderer Menschen. Die Leute wurden beim Friseur redselig und vertrauten ihr oft mehr an als ihren Therapeuten. Dabei entstand eine seltsame Nähe, und die konventionellen Grenzen verwischten sich. Auch deshalb gefiel Tara ihr Beruf.
Boone starrte sie mit seinen dunklen Augen so durchdringend an, dass sie sich nackt fühlte. Normalerweise prallte so etwas an ihr ab. Aber für den Bruchteil einer Sekunde war sie versucht, eilig ins Auto zu steigen und mit dem halb beladenen Umzugsanhänger wegzufahren. „Wir machen uns besser an die Arbeit“, murmelte sie und griff nach einem der Kartons auf der Küchentheke. „Ohne die Möbelpacker brauchen wir doppelt so lange dafür.“
Er sagte kein weiteres Wort mehr und griff nach einem der anderen Kartons daneben. Dabei streifte er mit seinem Arm versehentlich ihren, was sie elektrisierte. Ihre Brustwarzen richteten sich auf. Sie sog hörbar die Luft ein.
„Was ist? Bist du in Ordnung?“
„Mein Rücken hat nur plötzlich wehgetan“, log Tara und stellte den Karton ab.
„Wo?“
Sie legte die Hand aufs Kreuz und wich zurück. „Es ist schon wieder besser.“
„Das hört sich nach einem Krampf an.“ Boone kam näher.
„Ist schon gut.“ Das war typisch. Selbst wenn sie nur zu einer gelegentlichen Notlüge griff, flog sie auf. Deshalb sagte sie fast immer die Wahrheit. Als er noch näher an sie heranrückte, wurde ihr die Kehle eng. Sie wäre noch weiter zurückgewichen. Aber in der Ecke zwischen Kühlschrank und Herd gab es kein Entkommen.
„Lass mich mal nachschauen.“
„Nicht nötig“, krächzte Tara. Als er ihre Schultern umfasste und sie langsam umdrehte, ließ sie ihn gewähren. Wie ein alberner, vom Donner gerührter Teenager, der seinem Idol begegnete. Seine Hände waren warm und lösten ein Prickeln in ihr aus.
„Hier?“ Boone legte über dem Bund ihrer Shorts die Hand auf ihr Kreuz.
Sie schluckte und war kaum in der Lage zu nicken. Warum, zum Teufel, nickte sie? Mit den Fingerknöcheln rieb er sanft über die betroffene Stelle. Ohne einen Ton zu sagen, massierte er eine Weile ihren Rücken. Sie schwiegen beide. Seine Berührungen waren überraschend zärtlich. Sie spürte, wie sein Atem über ihre Nackenhärchen strich.
Dieser Moment, in dem sie beide zum ersten und zum letzten Mal zusammen in ihrer Küche standen, war seltsam und erstaunlich zugleich. Zudem war er nicht frei von Reue. Tara wusste instinktiv, dass zwischen ihr und Boone etwas Besonderes möglich gewesen wäre. Doch jetzt war es zu spät, etwas miteinander anzufangen. Wenn sie nur vor Monaten in der Lage gewesen wäre, ihn dazu zu bringen, ihr sein Herz zu öffnen.
„Wie ist es jetzt?“ Er trat zurück.
Sie fühlte Erleichterung und Bedauern in sich aufsteigen. „Gut, gut.“
Boone schaute sie finster an. „Du solltest keine Kartons heben.“
Tara warf demonstrativ einen Blick auf sein operiertes Knie. „Das musst du gerade sagen.“
„Du hast recht. Ich muss so schnell wie möglich ein paar neue Möbelpacker auftreiben.“
„Oder du rufst einfach die beiden anderen Männer an und entschuldigst dich.“
„Auf keinen Fall“, erklärte Boone.
Tara konnte ihn verstehen. „Ich habe viele Freunde. Wie wäre es, wenn ich sie anrufe? Einige von ihnen sind bestimmt bereit anzupacken.“
„Tu das“, sagte er schroff und humpelte zur Tür.
Tara atmete tief aus. Er war so stolz. Sich von anderen helfen zu lassen, fiel ihm wirklich schwer. Sie griff nach ihrem Handy. Wenn Boone und sie sich auf dem ganzen Weg nach Miami weiterhin die Köpfe einschlügen, würde die Reise sehr lang werden.
Über ein Dutzend von Taras Freunden trafen bald darauf ein. Am späten Nachmittag waren ihre sämtlichen Sachen gepackt und im Umzugsanhänger verstaut. Jetzt saßen alle in der Küche, tranken Bier und aßen Pizza, die Tara als Dank für die Hilfe besorgt hatte. Sie lachten, machten Witze und lamentierten, dass sie Abschied nehmen mussten. Einige ihrer Freundinnen hatten sogar Tränen in den Augen.
Das ist das Problem, wenn man Freunde bittet, beim Umzug zu helfen, dachte Boone. Man konnte sich nicht einfach bedanken und die Stadt verlassen. Stattdessen musste man herumlungern und Small Talk machen. Die Hilfe war das ganze Theater nicht wert.
Doch Tara war der strahlende Mittelpunkt der improvisierten Party. Sie lächelte und versprach jedem ihrer Freunde via Facebook, Twitter und SMS in Kontakt zu bleiben. Meine Güte. Seiner Meinung nach waren diese neumodischen sozialen Netzwerke nichts weiter als reine Zeitverschwendung. Die Beziehungen, die daraus resultierten, waren bestenfalls oberflächlich und der Mühe nicht wert.
Ach, ja? Wie viele deiner Freunde würden heutzutage kommen, um dir beim Umzug zu helfen? Früher einmal hatte er eine Handvoll guter Freunde gehabt, auf die er sich hatte verlassen können. Aber waren das wirkliche Freunde? Sie hatten ihn in einer schweren Zeit allein gelassen. Oder vielleicht war er auch derjenige gewesen, der sie weggeschickt hatte.
Boone sah Tara an, die auf der anderen Seite des Zimmers saß, und tippte mit dem Finger auf das Zifferblatt seiner Armbanduhr. Sie lächelte ihn strahlend, aber auch so nichtssagend an, als wenn sie ihn für den jämmerlichsten Mann in Bozeman hielte. Jemand sagte etwas zu ihr. Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte derart ansteckend, dass es ihn aufwühlte. Kein Wunder, dass sie bei den Leuten so beliebt war.
Er ließ den Blick von ihrem Gesicht auf ihren langen, schlanken Hals und das Dekolleté wandern, das der V-Ausschnitt ihres T-Shirts enthüllte. Sie trank Cola, weil sie nachher noch Auto führe. Er nahm die kurzen Jeansshorts in Augenschein, die ihr tief auf den Hüften saßen und ihre sensationellen Beine sehen ließen.
Das Blut pulsierte ihm durch die Adern. Boone schluckte. Nein, nein. Auf keinen Fall. Sie mochte sexy wie die Sünde sein. Aber er erlaubte sich nicht einmal erotische Fantasien. Denn dann gäbe es nur Probleme. Er verbrächte die nächsten paar Tage in einem Auto mit ihr. Sein Ziel war, nach Key West zu kommen, um Jackie von der Hochzeit abzuhalten. Nichts lenkte ihn davon ab. Nicht einmal sexy Tara.
Tatsächlich war er ungeheuer aufgeregt. Er hasste es, mit der Abfahrt warten zu müssen, bis die dämliche Party vorüber war. Außerdem schmerzte sein Bein. Er musste aufstehen und sich bewegen. Er erhob sich schwerfällig und humpelte zur Tür.
Die Sommersonne stand tief am Himmel. Es wehte eine kühle Brise. Genau das brauchte Boone, um sich von den erregenden Gedanken abzulenken. Er war nicht der Typ Mann, der sich auf Gelegenheitssex einließ, und mehr könnte sich nicht zwischen ihnen entwickeln. Nicht nur, weil Tara wegzog. Sondern weil sie beide völlig gegensätzlich waren.
Die Qualitäten, die er kultiviert hatte, waren Hartnäckigkeit, Zuverlässigkeit und Stärke. Im Footballteam der Highschool oder bei der Army, wo Körperkraft der größte Vorzug eines Mannes war, hatte sich das ausgezahlt. Aber jetzt konnte er nichts mehr mit diesen Qualitäten anfangen, oder sie waren hinfällig. Was war ein Soldat ohne einen Gegner, den es zu besiegen galt?
„Du tust es wieder“, murmelte Tara hinter ihm.
Er konnte die Hitze ihres Körpers spüren. Sie rückte ihm auf den Pelz. Hatte sie noch nie etwas von Intimdistanz gehört? Boone trat zur Seite. So schnell, dass er fast das Gleichgewicht verlor. Wenn sie ihn nicht festgehalten hätte, wäre er von ihrer Veranda gestürzt. Dieses verdammte Knie. „Was?“ Er entzog ihr den Arm und sah ihr kurz ins Gesicht. Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte sie verletzt, setzte jedoch schnell ein Lächeln auf. Ich bin ein Idiot.
„Grübeln.“
„Ich habe nur ein bisschen frische Luft gebraucht.“
„Komm wieder herein, iss Pizza und trink ein Bier“, lud Tara ihn ein.
Ihre Stimme klang weich und verständnisvoll. Sie war so nett. Zu nett. Das war letztlich der Grund, warum Boone niemals mit ihr ins Bett ginge. Er konnte ihre kleine, glückliche Welt nicht zerstören. Deswegen war er so grob zu ihr. Ich muss nur noch gut durch die nächsten paar Tage kommen. Dann ist sie für immer aus meinem Leben verschwunden.
Wieso machte ihm diese Vorstellung zu schaffen? Er war froh, dass Tara wegzog. Er müsste keine nutzlosen Unterhaltungen mehr mit ihr führen, sich nicht mehr ihr fröhliches Geplauder anhören und nicht mehr so oft an sie denken. „Wir müssen losfahren.“
„Richtig.“ Tara lächelte schwach. „Du willst dringend eine Hochzeit platzen lassen.“
„Jackie ist im Begriff, einen großen Fehler zu machen.“
„Und das weißt du, weil du sie so gut kennst“, spottete sie jetzt in betont unschuldigem Ton.
„Sie ist meine Schwester.“
„Sie ist eine erwachsene Frau, Boone.“
„Willst du damit sagen, dass ich sie nicht beschützen sollte?“
„Ich weiß, wie überfürsorglich große Brüder sein können“, erklärte Tara. „Und dass sie durch ihre Einmischung das Liebesleben einer Frau ruinieren können. Warum, glaubst du, bin ich nach Montana gezogen?“
„Wegen eines Cowboys, dachte ich“, antwortete Boone.
„Ja, und meine Brüder haben ihn gehasst.“
„So, wie die Sache ausgegangen ist, scheinen deine Brüder recht gehabt zu haben.“
Tara verdrehte die Augen. „Nur weil meine Beziehung mit Chet nicht funktioniert hat, bedeutet nicht, dass meine Brüder das Recht hatten, sich in meine Angelegenheiten einzumischen. Es war mein Fehler, den ich machen musste.“
„Dennoch kehrst du jetzt nach Hause zurück.“ Boone registrierte, dass ihre Augen funkelten. Er machte sie wütend. Das war eine ziemliche Leistung, da sie gewöhnlich so locker und entspannt war.
„Meine Mutter ist krank.“ Sie kam einen Schritt auf ihn zu.
Als ihm ihr sinnlicher Duft in die Nase stieg, wurde er sofort hart. Er versuchte, dagegen anzukämpfen. „Ist das der einzige Grund?“
„Ich vermisse Florida.“
„Und deine Brüder.“
„Stimmt“, gab Tara zu.
„Ich sage nur, dass sie wahrscheinlich dein Bestes wollen. Mehr als ein Cowboy namens Chet das tut.“
„Ich sehe zu, dass ich meine Freunde loswerde“, sagte sie mit tiefer Stimme.
Boone starrte voller Verlangen auf ihren Mund. Sie hatte so schöne, erdbeerfarbene und glänzende Lippen. „Danke“, brachte er heraus. Als sie ihn ganz leicht mit den Fingerspitzen am Arm berührte, unterdrückte er ein erregtes Stöhnen.
„Spätestens in einer Stunde sind wir unterwegs.“ Tara drehte sich um und ging ins Haus.
Wie sollte er bloß die nächsten Tage mit dieser verführerischen, wahnsinnig sexy Frau allein im Auto überstehen, mit der er absolut nichts anfangen wollte?
Während der letzten drei Stunden waren sie in Richtung Osten über den verlassenen Highway 90 gefahren. Inzwischen war es zehn Minuten vor Mitternacht. Tara war froh, hier nicht allein unterwegs zu sein. Montana war schön. Aber in der Dunkelheit fühlte man sich in der kargen Landschaft einsam.
Bei der Fahrt von Florida hierher vor vierzehn Monaten war ihr das nicht aufgefallen. Sie war Chet gefolgt – mehr aus Spaß und Abenteuerlust als aus wahrer Liebe. Ihre Freundinnen hatten davon geschwärmt, jemanden ganz Besonderen zu finden und sich zu verlieben. Tara hatte viele Männer gemocht, aber nie das Glück gehabt, diese überwältigende Erfahrung zu machen.
Deswegen fragte sie sich manchmal, ob etwas mit ihr nicht stimmte. Ihre Mutter hatte ihr gesagt, dass sie schlichtweg noch nicht den richtigen Mann getroffen hätte. Einen Mann, den sie liebte und für den sie nur zu gern ihre Unabhängigkeit aufgäbe.
Verstohlen warf sie einen Blick auf Boone. Ihr Herz klopfte schneller. Sie war dankbar für seine Gesellschaft – auch wenn er sich schlafend stellte. Der Kontrollfreak hatte die Reise exakt geplant. Demnach fuhren sie noch bis nach Billings, übernachteten in einem Fernfahrermotel und machten sich bei Tagesanbruch wieder auf den Weg. Er hatte alle Zwischenstopps in sein GPS eingegeben und ihr einen Zeitrahmen für jeden der Aufenthalte genannt. Umwege waren nicht erlaubt.
Wie, um Himmels willen, kann man neue Erfahrungen machen, wenn man nie vom vorgegebenen Weg abweicht? fragte sich Tara. Wo blieb die Spontanität, wenn jede Minute sorgfältig verplant war?
Er hatte den Sitz so weit wie möglich zurückgeschoben, sich die Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen und die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Atem ging langsam und regelmäßig. Sie ließ den Blick auf das rechte Bein wandern. Nach diesem anstrengenden Tag musste er Schmerzen haben. Aber sie hatte nicht gesehen, dass er eine Pille dagegen genommen hatte. Auf der improvisierten Abschiedsparty hatte er nicht einmal ein Bier getrunken.
Bozeman zu verlassen, fiel Tara schwerer, als sie geglaubt hatte. Der Grund dafür war der Mann, der neben ihr saß. Sie freute sich, ihre Familie wiederzusehen, und war glücklich darüber, keinen weiteren Winter in Montana zu verbringen. Aber trotz seiner schroffen Art vermisste sie Boone.
Ihr Handy klingelte. Da sie im Dunkeln auf dem Display nicht erkennen konnte, wer der Anrufer war, meldete sie sich via Freisprechanlage. „Hallo“, flüsterte sie, um Boone nicht zu stören.
„Tara? Ich kann dich nicht verstehen“, sagte ihre ältere Schwester Kate.
„Warum rufst du so spät an? Stimmt etwas nicht?“ Sie sprach etwas lauter.
„Ich bin im Krankenhaus. Mom hat die Operation gut überstanden und wird voraussichtlich morgen entlassen.“
Tara seufzte erleichtert. „Gut. Ich bedauere, dass ich nicht bei ihr sein konnte.“
„Das ist okay. Du kommst jetzt nach Hause“, meinte Kate.
„Aber ich bin noch ein paar Tage unterwegs.“
„Keine Sorge, Tara. Du wirst da sein, um sie zur Chemotherapie zu fahren, wenn sie sich von der Operation erholt hat. Die Ärzte sagen, dass sie eine wirklich gute Chance hat, wieder ganz gesund zu werden.“
„Es war ein furchtbarer Gedanke, sie zu verlieren.“
„Ich weiß“, sagte Kate sanft. „Sie ist glücklich, dass du wieder nach Hause zurückkommst. Wir haben dich alle vermisst.“
Tara hatte Schuldgefühle. Ihre Mutter hatte sie immer ermuntert, ihrem Herzen zu folgen. Dennoch war es wohl egoistisch gewesen, ihre Familie zu verlassen. Obwohl sie Abenteuer liebte, bedeuteten ihr Tradition und Familie viel. Es war Zeit, nach Hause zurückzukehren. „Ich rufe dich morgen früh an. Gute Nacht, Kate.“
„Fahr vorsichtig, Tara. Gute Nacht.“
Sie warf einen Blick auf Boone. Hatte er das Gespräch gehört? Sie empfand eine Mischung aus Reue und Bedauern. Er hatte sich nicht gerührt. Sie kam sich einsam vor und hatte einen Moment lang das Gefühl, ganz allein auf der Welt zu sein. In der Entfernung sah sie die Lichter von Billings und dachte daran, einfach seine Pläne zu durchkreuzen und weiterzufahren. Sie wollte ihm beweisen, dass etwas Impulsivität nicht schadete. Aber sie hatte keine Ahnung, wie weit die nächste Stadt entfernt war.
„Nimm die nächste Ausfahrt.“
„Woher weißt du, dass die nächste Ausfahrt nach Billings führt?“, fragte Tara überrascht.
„Ich habe ein sehr genaues Zeitgefühl. Bei der Geschwindigkeit, die du fährst, sollten wir jetzt nach Billings kommen.“
„Meine Güte, das ist eine irre Begabung.“
Boone zuckte mit den Schultern und machte sich nicht einmal die Mühe, die Kappe vom Gesicht zu nehmen.
„Wirst du während der ganzen Fahrt schweigen wie ein Grab?“, erkundigte Tara sich. „Dann krame ich morgen früh meine Kopfhörer heraus, um Musik hören zu können.“
„Während du am Steuer sitzt, darfst du keine Kopfhörer tragen.“
„Ach ja? Nun, es ist nur ein Gebot der Höflichkeit, sich mit der Person zu unterhalten, die dich nach Miami fährt. Wenn du nicht wenigstens ein paar Worte mit mir wechseln kannst, zwingst du mich dazu, das Gesetz zu brechen.“
„Du kannst doch einfach das Radio einschalten“, erwiderte Boone.
„Also wirst du nicht mit mir reden.“
Er seufzte schwer, nahm die Kappe vom Gesicht und setzte sich hoch. „Worüber willst du dich unterhalten, Tara?“
„Im Moment über nichts. Wir sind gleich da.“ Sie bog in die Ausfahrt ein.
„Warum redest du nicht? Erzähl mir etwas über dich. Über deine Hoffnungen, Träume, Geheimnisse.“
„Du machst dich über mich lustig, Boone.“
„He, du bist diejenige, die reden wollte.“
„Du bist unmöglich.“ Verärgert schaltete Tara das Radio ein. Das Lied „Howlin’ for You“ erklang. Sie drehte die Lautstärke auf.
Boone zuckte zusammen.
„Zu laut?“ Sie lächelte zuckersüß.
„Nein.“ Er legte die Hand auf das operierte Knie.
„Hast du Schmerzen?“ Zerknirscht stellte Tara das Radio leiser.
„Ich brauche dein Mitleid nicht. Mach die verdammte Musik wieder lauter.“ Boone beugte sich nach vorn und drehte die Lautstärke wieder auf.
„Du bist wirklich ein Miesepeter, weißt du das?“
„Das war ich nicht immer“, murmelte er.
Tara war nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte. Erneut stellte sie das Radio leiser. „Was hast du gesagt?“
Als Boone schwieg, fügte sie hinzu: „Ich weiß, dass du ein verwundeter Krieger bist und all das. Aber dein Trübsinn bekommt mir nicht. Sieh zu, dass du heute Nacht ein paar Stunden schläfst. Morgen erwarte ich einen kompletten Stimmungswechsel.“
Er hob die Augenbraue. „Oh, tust du das?“
„Ja.“ Tara parkte vor dem Motel neben dem Rastplatz.
„Glaubst du, sich anders zu fühlen, ist so einfach?“
„Tu so als ob, und dir geht es wieder top.“ In Ordnung, vielleicht war sie oberflächlich. Aber sie hatte die Nase voll von seiner Schwermut und schlechten Laune. Außerdem hatte sie bemerkt, dass Boone angriffslustig wurde, wenn sie ihn herausforderte. „Weißt du, was ich glaube?“
„Woher soll ich das bei deiner Sprunghaftigkeit denn erahnen?“
„Ich glaube, dass du im Grund vielleicht einfach nur völlig gelangweilt bist. Du bist es gewohnt, ständig aktiv und in Bewegung zu sein. Das fehlt dir.“
„Meinst du das zweideutig?“ Er sah sie aufreizend an.
Sein Schlafzimmerblick ließ es Tara heiß werden. Sie ignorierte seine Frage und fuhr fort: „Von jetzt an will ich dich nur noch lächeln sehen, Boone.“
„Und wenn ich das nicht tue?“
„Dann fahre ich weg und lasse dich zurück.“
„Das traust du dich nicht.“
„Probier es aus.“
Boone zog die Autoschlüssel aus dem Zündschloss.
„He!“, protestierte Tara.
„Ich gebe sie dir morgen früh zurück.“
„Du bist eine Nervensäge. Hat dir das irgendjemand mal gesagt?“
„Das höre ich ständig.“ Zum ersten Mal lächelte Boone sie an diesem Tag an. „Den ganzen verdammten Tag.“
Selbst wenn Boone es nicht zugeben wollte: Tara hatte recht. Er war eine Nervensäge, hatte Langeweile und seit sehr langer Zeit keine Bewegung mehr gehabt – Sex eingeschlossen.
Er lag schlaflos auf dem Motelbett und starrte an die Decke. Tara ging ihm nicht aus dem Kopf. Er hatte unterschätzt, wie schwer es sein würde, Stunde für Stunde neben ihr zu sitzen, ihre nackten Beine zu sehen, in ihren sinnlichen Duft eingehüllt zu sein, ihre weiche Stimme zu hören. Er hatte kaum die Hände von ihr lassen können. Jetzt wurde ihm wirklich klar, warum er sie all die Monate über auf Abstand gehalten hatte.
Sie schlief im Zimmer nebenan. Er hatte das Wasserrauschen gehört, als sie geduscht hatte. Sofort hatte er ihre sensationellen Beine vor Augen gehabt und sich vorgestellt, wie sie die Beine um seine Hüften schlänge. Ihr herzförmiges Gesicht schien sich in sein Gedächtnis eingebrannt zu haben. Die sanft geschwungenen Augenbrauen, die leichte Stupsnase, der volle, sinnliche Mund, das entschlossene, kleine Kinn. Auch wenn er sich das nicht eingestehen wollte – sie war unglaublich süß. Boone hasste das. Nichts konnte einem Mann schneller den Kopf verdrehen.
Sein Körper geriet unter Anspannung. Verdammt. Er wollte nicht, dass sie die Hauptrolle in seinen erotischen Fantasien spielte. Aber die scharfen Bilder in seinem Kopf konnte er nicht abschütteln. Er stellte sich vor, wie sie nackt und feucht aus der Dusche kam. Sie hielt sich noch nicht einmal im selben Zimmer auf und brachte ihn völlig durcheinander.
„Hör auf, an sie zu denken“, befahl er sich. Vergeblich. Boone malte sich aus, wie es sich anfühlte, sie in die Arme zu nehmen, diese spektakulären Brüste zu spüren, den Duft ihrer Haare einzuatmen, ihre Lippen zu schmecken. Ein erregendes Prickeln erfasste ihn. Er war hart und heiß. Ah, zur Hölle. Schwerfällig drehte er sich auf die Seite und sah auf die Digitaluhr auf dem Nachttisch. Es war zwei Uhr nachts. Wenn das so weiterginge, machte er kein Auge zu.
Er wollte der qualvollen Lust nicht nachgeben. Aber wenn er nichts unternähme, läge er bis zum Morgengrauen wach. Irgendwann einmal hatte er einen eisernen Willen gehabt. Aber heutzutage konnte er nicht darauf zählen. Das Blut pulsierte ihm heiß durch die Adern. Also legte er selbst Hand an und dachte dabei an Tara.
Die Sonne, die durch das verstaubte Fenster schien, weckte Boone einige Zeit später. Abrupt setzte er sich auf. Sofort tat sein Knie höllisch weh. Er fuhr sich durch die Haare und warf einen Blick auf die Uhr. Es war halb acht Uhr morgens. Er hatte viel länger geschlafen als geplant.
Gerade als er sich angezogen und die Metallschiene angeschnallt hatte, klopfte es an der Tür. Als er die Tür öffnete, stand Tara in einem roten Sommerkleid vor ihm. Dazu trug sie rote Sandalen, die ihre wahnsinnig sexy Zehen zeigten.
„Guten Morgen.“
„Warum hast du mich so lange schlafen lassen?“, meckerte Boone. „Ich habe dir gesagt, dass wir um sechs Uhr morgens losfahren müssen.“
„Entspann dich. Uns bleibt viel Zeit. Vor Samstag musst du nicht in Key West sein.“
„Es ist schon Mittwoch, und ich mag es nicht, zu knapp zu kalkulieren.“
„Komm schon“, lockte Tara ihn. „Wir gehen frühstücken.“
„Nein. Wir fahren weiter. Auf dem Weg aus der Stadt können wir etwas zu essen holen.“ Aber sie lief schon in Richtung des Speiselokals, das zum Rastplatz gehörte. Boone fluchte leise, nahm seinen Rucksack und folgte ihr so schnell, wie es ihm mit dem lädierten Knie möglich war. „Tara“, brüllte er. „Dafür haben wir keine Zeit.“
Sie drehte sich um, lief rückwärts quer über den Parkplatz und grinste ihn an. „Nach einem herzhaften Frühstück fühlst du dich besser.“
„Ich fühle mich besser, wenn wir wieder unterwegs sind.“
„Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit am Tag.“
„Pass auf, wo du hingehst, Tara“
„Ich bin …“