Tödliche Nähe - Shiloh Walker - E-Book

Tödliche Nähe E-Book

Shiloh Walker

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Beschreibung

Sie kommt der Wahrheit zu nah und soll für immer schweigen ...

Auf der Suche nach dem Mörder ihrer Cousine verschlägt es Nia Hollister in die Kleinstadt Ash. Von den zuständigen Behörden kann sie keine Hilfe erwarten, da der Fall für sie bereits abgeschlossen ist. Nia glaubt jedoch nicht, dass der Mörder schon gefunden wurde, und ermittelt deshalb auf eigene Faust. Unterstützung erhält sie dabei von dem undurchsichtigen, aber anziehenden Außenseiter Law Reilly. Doch ihre Nachforschungen ziehen schon bald die Aufmerksamkeit des Killers auf sich - und Nia gerät in größte Gefahr ...

Atemlose Spannung und eine prickelnde Liebesgeschichte - eine der besten Romantic-Thrill-Reihen.

Für Leserinnen und Leser von Sandra Brown und Christy Reece.

Band 1: Blinde Wahrheit
Band 2: Stille Gefahr

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.




Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 527

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Weitere Titel der Autorin

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Widmung

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Anmerkungen der Autorin

Danksagung

Weitere Titel der Autorin

Ash-Trilogie:

1. Blinde Wahrheit

2. Stille Gefahr

3. Tödliche Nähe

Teile der Lust de LYX-Reihe:

Lust de LYX – Geheime Wünsche

Lust de LYX – Nur eine Nacht mit dir

Über dieses Buch

Sie kommt der Wahrheit zu nah und soll für immer schweigen …

Auf der Suche nach dem Mörder ihrer Cousine verschlägt es Nia Hollister in die Kleinstadt Ash. Von den zuständigen Behörden kann sie keine Hilfe erwarten, da der Fall für sie bereits abgeschlossen ist. Nia glaubt jedoch nicht, dass der Mörder schon gefunden wurde, und ermittelt deshalb auf eigene Faust. Unterstützung erhält sie dabei von dem undurchsichtigen, aber anziehenden Außenseiter Law Reilly. Doch ihre Nachforschungen ziehen schon bald die Aufmerksamkeit des Killers auf sich – und Nia gerät in größte Gefahr …

eBooks von beHEARTBEAT – Herzklopfen garantiert.

Über die Autorin

Shiloh Walker wurde in Kentucky geboren und hegt seit ihrer Kindheit eine besondere Vorliebe für das Schreiben. 2004 begann sie ihre Karriere als Autorin von Romantic Fantasy, Romantic Suspense und erotischer Geschichten. Sie lebt mit ihrer Familie im mittleren Westen der USA.

SHILOH WALKER

Tödliche Nähe

Aus dem amerikanischen Englisch von Heide Franck

Digitale Neuausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2012 by Shiloh Walker, Inc.

Published in agreement with the author, c/o THE KNIGHT AGENCY INC., 232 West Washington Street, MADISON, GA 30650 USA

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »If you know her«

Originalverlag: Ballantine Books, an imprint of The Random House Publishing Group, a division of Random House, Inc., New York, USA

Dieses Werk wurde durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover, vermittelt.

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2013/2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Die MedienAkteure, Hamburg

Covergestaltung: Guter Punkt GmbH Co. KG unter Verwendung von Motiven von © LuckyBusiness / iStock / Getty Images Plus; passigatti / iStock / Getty Images Plus

eBook-Erstellung: Greiner & Reichel, Köln

ISBN 978-3-7517-1578-2

be-ebooks.de

lesejury.de

Für meine Familie, wie immer – jeden Tag danke ich Gott von Neuem für euch. Und das ist noch lange nicht genug. Ich liebe euch.

Für meine Freunde, die mir in all der Zeit zur Seite gestanden haben: Freunde wie Nicole, Natalie und Lime – kein Eilauftrag und keine noch so verrückte Frage kann euch erschüttern.

Für meine Agentin Irene, die mir hilft, bei Verstand zu bleiben, und meine Lektorin Kate, die von Anfang an ganz begeistert von dieser Serie war.

1

Mittlerweile war Jolene seit sechs Monaten tot.

Seit sechs langen Monaten.

Nia Hollister lag im Bett, starrte an die Decke und versuchte krampfhaft, einzuschlafen. Aber es wollte ihr nicht gelingen. Auch nach so langer Zeit wurde es nicht einfacher. Nichts war einfacher geworden. Zu schlafen nicht, zu leben nicht, weiterzumachen nicht.

Aber wie sollte ihr das alles auch gelingen, wenn doch ihre Cousine, ihre beste Freundin und einzige Verwandte, nicht mehr am Leben war? Ermordet … tot und begraben, geschändet von einem Ungeheuer. Nia begriff die Tat nicht einmal ansatzweise.

Selbst nach einem halben Jahr fühlte es sich noch so an, als hätte sie ein Loch von der Größe des Bundesstaats Virginia in der Brust.

Dass Joelys Mörder inzwischen ebenfalls tot war, änderte rein gar nichts. Nicht für Nia. Es machte überhaupt keinen Unterschied, linderte ihr Leid nicht. Es hatte nicht einmal geholfen, dabei zuzusehen, wie seine nichtsnutzige Leiche ins Grab hinabgelassen wurde.

Das hätte es doch leichter machen sollen, richtig?

Er war tot – der Mann, der ihre Cousine umgebracht hatte, weilte nicht mehr unter den Lebenden. Nun sollte sie einen Schlussstrich ziehen können, oder nicht?

Einen Schlussstrich …

Was für ein Quatsch!

Glaubten die Leute wirklich, dass es half, einen Schlussstrich darunter zu ziehen?

Ihr brachte das jedenfalls überhaupt nichts. Nun wusste sie zwar, wer der Täter gewesen war … aber wie sollte sie das trösten?

Erschöpft, zu Tode betrübt und noch mit demselben elenden Gefühl wie an dem Tag, als sie von Joelys Tod erfahren hatte, setzte Nia sich auf. Sie wühlte in ihrem Nachttisch herum, bis sie eine zerdrückte Schachtel Zigaretten in den Händen hielt.

Vor drei Jahren hatte sie mit dem Rauchen aufgehört – und vor fünfeinhalb Monaten wieder angefangen. Immer wieder sagte sie sich, dass sie es sich abgewöhnen musste, aber sie konnte sich einfach nicht dazu aufraffen.

Momentan war es ihr ziemlich egal, ob sie ihre Lunge schädigte oder nicht – was spielte das schon für eine Rolle? Kaum etwas spielte zurzeit überhaupt eine Rolle für sie.

Seufzend zündete sie sich eine Zigarette an, stieg aus dem Bett und stellte sich ans Fenster. Draußen war es dunkel und ruhig. Sie befand sich weit genug außerhalb der Stadt mit ihren Lichtern, sodass sie die Sterne sehen konnte.

Früher hatte sie Nächte wie diese geliebt.

Nun hasste sie sie, hasste die Stille und den Frieden. In solchen Momenten vernahm sie es wohl am lautesten. Sie hörte Joely. Zwar spielte ihr nur ihre Einbildung einen Streich, aber es schien so wirklich.

Joelys Schreie … Gott, wie sie geschrien haben musste. Hatte sie gebettelt? Hatte sie gefleht?

»Verdammt.«

Trotz der brennenden Zigarette zwischen ihren Fingern presste sie sich die Hände auf die Augen, als müsste sie so die Schreie nicht mehr hören und nicht mehr über ihre Cousine nachdenken.

Ihre beste Freundin.

Sie war von einem kranken Wichser ermordet worden, der inzwischen das Gras von unten betrachtete. Wenigstens das hätte Nia ein bisschen trösten sollen.

Doch das tat es nicht. Das Ganze fühlte sich immer noch an, als wäre es … nicht abgeschlossen.

Sie stieß einen Seufzer aus und betrachtete die Zigarette in ihrer Hand. »Ich werde mir noch die eigenen Haare in Brand setzen«, brummelte sie. Dann nahm sie einen tiefen Zug. Während der Rauch ihre Lunge füllte, legte sie den Kopf in den Nacken und schaute an die dunkle Decke.

Ja, es fühlte sich verdammt unabgeschlossen an.

Aber Joe Carson hatte Joelys Uhr bei sich gehabt, und ihre Kleidung war zusammen mit anderen Beweisstücken in der Hütte gefunden worden, in der er sich verschanzt hatte.

Konnte man den Ermittlern da verdenken, dass sie den Mann für schuldig hielten?

Jemand hatte ihr das Ganze einmal erklärt, und auf eine kranke, verworrene Art ergab es sogar irgendwie Sinn.

Hope Carson hatte ihren gewalttätigen Mann verlassen und war aus Angst, dass er sie aufspüren könnte, zwei Jahre lang von einem Ort zum nächsten gezogen. Schließlich hatte sie beschlossen, bei ihrem Freund Law Reilly einzuziehen. Ihr Ex hatte sie wohl die ganze Zeit über genau beobachtet. Was aber die Reihenfolge der Ereignisse anging … Nein, in dem Punkt fand Nia die Erklärung gar nicht überzeugend. Immerhin war ihre Cousine schon vor Hopes Ankunft in Ash entführt worden. Den Einwand hatten die Bullen allerdings nur schulterzuckend abgetan.

Ihre Freundschaft mit Reilly war schließlich kein Geheimnis. Reilly konnte bestätigen, dass sie schon seit Längerem geplant hatte, zu ihm zu kommen. Die Bullen hatten gemutmaßt, Carson habe einfach einen Zufallstreffer gelandet oder möglicherweise eine Informationsquelle besessen – diese Erklärungen hatten Nia nicht gerade beeindruckt.

Also, Hope kommt nach Ash. Joe Carson wartet, bis sie sich einigermaßen eingelebt hat. Dann ermordet er Nias Cousine und platziert ihre Leiche genau so, dass seine Exfrau förmlich darüber stolpern muss. Um Hope in die Flucht zu schlagen … oder ihr einfach nur Angst einzujagen? Sie zu warnen? Nach dem Motto: ›Wenn du nicht artig bist, wirst du die Nächste sein?‹

»Was für ein Schlamassel«, flüsterte sie. »Verdammt, Joely, was soll ich nur machen? Warum kann ich nicht loslassen?«

Doch sie bekam keine Antwort.

Nia lehnte den Kopf gegen die kühle Fensterscheibe, rauchte ihre Zigarette und ertrug die Stille allein.

Der Name seiner Ersten war Mara Burns gewesen.

Ein Mann vergaß sein erstes Mal nicht. Den ersten Sex. Die erste Liebe. Die erste Frau.

Den ersten Mord.

Er hatte verschiedene erste Male erlebt … Bei Mara seinen ersten Mord, und sie war … geil gewesen.

Geplant hatte er das Ganze nicht.

Überhaupt nicht. Damals war er noch aufs College gegangen. Sie – ein heißes, süßes kleines Miststück – hatte ihm zunächst immer wieder einen Korb gegeben.

Im Abschlussjahr war es dann plötzlich umgekehrt gewesen, und sie hatte ihn um ein Date gebeten. Allerdings nur, um ihren Freund eifersüchtig zu machen, das hatte er gleich gewusst. Aber immerhin waren sie miteinander ausgegangen, hatten in seinem Auto gevögelt. Damals war er von ihr dazu aufgefordert worden, sie zu schlagen und zu würgen.

Er tat es nicht, stellte es sich aber vor.

Auf der Fahrt zu ihr verspottete sie ihn dann, doch er war so in seine Fantasien vertieft, dass er es gar nicht wahrnahm. In jener Nacht träumte er dann davon, sie zu würgen, sie zu schlagen.

Er konnte an nichts anderes mehr denken.

Die Wochen vergingen, wurden zu Monaten, in denen sie kaum miteinander sprachen. Doch er lief ihr hin und wieder über den Weg, und jedes Mal überkamen ihn diese Fantasien mit größerer Deutlichkeit und Wucht.

Eines Abends ging sie zu Fuß von der Arbeit nach Hause. Er hatte sie gesehen … weil er sie ständig beobachtete – sie beobachtete und von ihr träumte. Er bot ihr an, sie nach Hause zu bringen. Weil es gerade zu regnen anfing oder vielleicht, weil sie ihn noch ein bisschen heißmachen wollte, nahm sie das Angebot an. Als er dann nicht zu ihr nach Hause fuhr, wurde sie zickig, und er verpasste ihr eine mit dem Handrücken.

Doch statt sauer oder ängstlich zu werden … machte es sie an.

Also fuhren sie wieder in die ruhige, abgeschiedene Gegend außerhalb von Lexington, wo sie schon das erste Mal gevögelt hatten, und fielen wie die Tiere übereinander her. Auf dem Rücksitz fingen sie an, zogen dann in den Kofferraum um und landeten schließlich auf dem Boden vor dem Wagen.

Wenn er sie schlug, kam sie. Wenn er ihr die Kehle zudrückte, bis sie beinahe das Bewusstsein verlor, kam sie noch heftiger. So ging es stundenlang.

Im Morgengrauen schließlich, während er erneut tief in sie eindrang und auf den nächsten Orgasmus zujagte, vergrub er die Finger in ihrem weichen Hals, drückte zu, fester und fester … um dann loszulassen und zuzusehen, wie sie keuchend nach Luft rang. Genau in diesem Moment kam er so heftig, dass es beinahe schmerzte. Plötzlich ging ihm durch den Kopf, dass er nicht hatte von ihr ablassen wollen.

Und als sie dann lächelnd zu ihm aufsah, legte er ihr die Hände um den Hals.

Ohne zu wissen, warum, begann er von Neuem, sie zu würgen. Und diesmal hörte er nicht auf. Weder als sie mit den Füßen zappelte noch als sie ihm mit den Fingernägeln über die Handrücken kratzte und echte Angst in ihren Augen aufflackerte. Auch nicht, als ihr Darm und ihre Blase sich entleerten.

Die ganze Zeit über war er dabei ganz ruhig und gelassen geblieben, obwohl ihm vor Erregung das Herz bis zum Hals geschlagen hatte.

Sein erster Mord.

Ja … Mara war eines der schönsten ersten Male seines Lebens gewesen. Das erste Mal vergaß ein Mann eben nie. Jahrelang hatte er sich Sorgen gemacht, dass jemand sie entdecken könnte, herausfand, was ihr zugestoßen war, und irgendwie die Verbindung zu ihm herstellte.

Doch nun war nicht sie diejenige, die ihm den Schlaf raubte.

Es war nicht ihr Gesicht, von dem er nachts träumte.

Und er musste auch nicht ihretwegen seine Spielchen für einige Zeit unterbrechen.

Dieser unfreiwillige Verzicht brachte ihn fast um, so sehr sehnte er sich nach der Erregung, nach der Lust, die er nur verspürte, wenn er ein Leben nahm. Mara war nicht diejenige, deretwegen er sich wie eine Zeitbombe vorkam, deren Uhr von Tag zu Tag schneller tickte.

Nein, diese Ehre gebührte einer gewissen Jolene Hollister, ebenso wie einer gewissen Lena Riddle. Jolene war ihm beinahe entkommen, hatte Zeter und Mordio geschrien … und Lena hatte sie gehört, die Bullen gerufen und damit zu viel Aufmerksamkeit erregt.

Sechs Monate. Sechs Monate lag das nun zurück.

Er konnte warten.

Manchmal fühlte er sich, als ob er sich wie ein Kohlebrikett unter hohem Druck irgendwann in einen Diamanten verwandeln würde – der nur noch ein bisschen poliert und geschliffen werden müsste.

Dann wieder dachte er lediglich, dass er kurz vor dem Explodieren stand – zum Beispiel jetzt gerade. Sechs verdammte Monate.

Hier im dichten Gedränge war es noch schlimmer.

In einer Kleinstadt wie Ash war eine Hochzeit ein Großereignis, noch dazu hatten Lena und Ezra sich in Unkosten gestürzt. Das Inn platzte förmlich aus allen Nähten. Seit über einer Stunde war die Feier in vollem Gange und höchstwahrscheinlich würde sie noch ein paar Stunden weitergehen.

Er konnte sich noch nicht einmal klammheimlich davonstehlen. Das würde auffallen.

Also wartete er ab, plauderte und tanzte.

Er tanzte mit der Braut und mit den Brautjungfern, mit dem Blumenmädchen und mit den verheirateten Frauen, deren Männer keine Lust dazu hatten, und er tanzte mit den kichernden, rotwangigen Mädchen, die gerade erst lernten zu flirten.

Er führte so viele verschiedene Frauen … so viele.

Manche waren groß, manche klein, manche schlank, manche drall.

Die einen hatten gerade mal kinnlange Haare, den anderen reichten sie bis zu den Hüften. Einige wiederum trugen eine Hochsteckfrisur, sodass ihre Schultern entblößt waren. Schmuck glitzerte und glänzte auf straffer, sonnengebräunter Haut.

Drüben an der Bar entdeckte er Roslyn Jennings, die mit der Braut sprach; ihr dunkelgrünes, eng anliegendes Kleid betonte ihre üppigen Kurven. An ihrem Hals, an ihren Ohren und Handgelenken glitzerte Gold.

Auf der Tanzfläche sah er Hope Carson mit ihrem Lover Remy Jennings; sie trug das gleiche Kleid wie Roslyn, in demselben tiefen Grün. Doch während Roslyn darin wie eine schöne Hexe aussah, wirkte Hope eher wie eine Waldfee – süß, unschuldig und liebreizend. Sie hatte kaum Schmuck angelegt, sich aber eine Blume in das kurze, seidige Haar gesteckt.

Und dann war da schließlich noch die Braut, deren dunkelrote Strähnen einen leuchtenden Kontrast zu ihrem weißen Kleid bildeten. Sie trug Perlen um den Hals und Gold an den Fingern.

All diese Frauen …

Begehren erfasste ihn, brachte ihn schier um den Verstand, ließ Gier und Verzweiflung in ihm aufsteigen.

Doch die Verzweiflung war nicht groß genug.

Nicht so groß, dass er wieder eine Dummheit begehen würde. Nicht hier. Nicht an diesem Tag.

Im Moment klebte ein Mädchen – das wohl gerade seinen Collegeabschluss gemacht hatte – an ihm, was ihm gehörig auf die Nerven ging. Gut, möglicherweise machte es ihn auch ein bisschen an, dass die Kleine ihm die Brüste gegen den Arm drückte, ihn anlächelte und so tat, als wäre sie schon um einiges älter. Doch sie war noch ein Kind. Außerdem stand seine eigene Lady ganz in der Nähe und würde sicher bald etwas merken. Und auch wenn sie bestimmt Verständnis hätte, wollte er sie nicht verärgern.

Schon gar nicht wegen einer nervigen, kleinen Kröte wie dieser.

Als sie ein bisschen zu eng mit ihm tanzte, sagte er mit gedämpfter Stimme: »Estella …«

»Star. Ich heiße jetzt Star. Estella klingt so altmodisch«, unterbrach sie ihn und befeuchtete ihre Unterlippe, was wohl verführerisch wirken sollte.

»Estella Price«, wiederholte er. »Ich habe keine Ahnung, warum du dich die ganze Zeit so an mich drückst. Ich kenne dich, seit du ein Baby warst. Wahrscheinlich habe ich dir sogar ein- oder zweimal die Windeln gewechselt.«

Das stimmte nicht. Aber die Bemerkung hatte den gewünschten Effekt. Sie wurde beinahe so rot wie ihre großzügig bemalten Lippen und machte sich los. Mit einem unterdrückten Glucksen mischte er sich unter die Menschenmenge und steuerte die Bar an. Er brauchte einen Drink und wollte sehen, ob er nicht doch schon verschwinden konnte.

Wenn er nicht bald abhaute …

Auf dieser Party wollte er nicht sein … und das sollte er auch nicht. Aber die ganze, verdammte Stadt war nun mal hier.

An manchen Orten hielt sich ein Mann nur zu gern auf – im Bett mit einer großen, schlanken Frau im Arm, zum Beispiel. Wenn man Law Reilly fragte, stand das ganz oben auf der Liste.

Wobei er auch nichts gegen eine Hütte in den Bergen einzuwenden hätte, in der er allein mit seinem Laptop wäre. Den Computer würde er gegebenenfalls auch gegen eine große, schlanke Frau eintauschen.

Er gäbe sich sogar damit zufrieden, mit seinem Rechner in einem Schuppen am Strand zu sein. Auch hier galt: Der Laptop war durchaus gegen eine große, schlanke Frau eintauschbar. Und Bier sollte sich in Reichweite befinden.

Doch wo Law sich ganz und gar nicht aufhalten wollte, das war auf einer Hochzeit in einer Kleinstadt in Kentucky.

Genauer gesagt in Ash, wo er seit zehn Jahren lebte. Lange genug, um diesen Ort sein Zuhause zu nennen. Hier kannten die Leute sein Gesicht und seinen Namen … und das Guthaben auf seinem Bankkonto, auch wenn der Großteil von ihnen keine Ahnung hatte, woher sein Geld stammte.

Sie wussten lediglich, dass er sich um Geld keine Sorgen zu machen brauchte, was auf einer Hochzeit mit vielen Singlefrauen immer gefährlich war. Da hätte er sogar ein rüstiger Rentner mit Halbglatze und einem Rettungsring sein können.

Doch Law war vierunddreißig, besaß immer noch volles Haar, und auch wenn er nicht als Model für Zeitschriftencover infrage kam, hatte er zumindest keinen Rettungsring.

Ja, diese Feier war gefährliches Terrain, dabei hatte er schon schlechte Laune. Seine Stimmung sank jedes Mal, wenn eine Frau auf ihn zukam und einen Flirtversuch startete, indem sie eine raffinierte Bemerkung über sein Singledasein fallen ließ.

Er konnte die Lage meistern – die Party überstehen. Dazu brauchte er nur eine Strategie, und er musste vorsichtig sein.

Während der ersten Stunde war eigentlich alles ganz gut gelaufen.

Bei einer Hochzeit sollte ein Mann tunlichst jeglichen Blickkontakt vermeiden, durfte auf keinen Fall untätig herumstehen und den Eindruck erwecken, er könnte sich einsam fühlen. Manche Singlefrauen brachte das auf seltsame Gedanken.

Wenn er das hier bei einigermaßen klarem Verstand hinter sich bringen wollte, ohne sich auf der Hochzeit seiner besten Freundin wie ein Arschloch aufzuführen, musste er auf der Hut sein.

Hin und wieder kam ein Mann nur so ans Ziel.

Doch in manchen Situationen musste man auch alle Vorsicht über Bord werfen.

Momentan jedenfalls war Law Reilly versucht, das Inn schleunigst zu verlassen, erst recht als Mackenzie Cartwright lächelnd auf ihn zukam, die Brüste gegen seinen Arm schmiegte und sich vorbeugte, bis er freie Sicht auf ihren Bauchnabel hatte.

Er gönnte sich einen Blick – verdammt, warum auch nicht? Wenn sie sich doch so zur Schau stellte.

Allerdings hatte sie Lust zu tanzen … und vielleicht bald aufzubrechen … Hochzeiten würden sie immer so … Sie brach den Satz tatsächlich mit einem bedeutungsvollen Kichern ab, während sie die Hand hinunter auf seine Hüfte gleiten ließ.

Mist.

»Ich gehöre zum engsten Freundeskreis der Braut, Kindchen«, erwiderte er, wobei er das Kindchen nur anhängte, um sie zu ärgern. Mit ihren dreiundzwanzig war sie zwar eindeutig zu jung für ihn, aber längst kein Kind mehr. »Ich sollte wohl noch eine Weile bleiben.«

Dann ging er auf Sicherheitsabstand und überlegte, wie lange diese Weile eigentlich dauern musste. Wohl fühlte er sich nicht gerade. Er wollte nicht zugucken, wie sich Lena Riddle an Ezra King kuschelte, um sich den ungefähr fünfzigsten verdammten Kuss abzuholen. Aber nun hieß sie nicht mehr Lena Riddle, sondern Lena King.

Er war nicht eifersüchtig – nicht so richtig. Oder gut, doch schon.

Er war unglaublich eifersüchtig, aber nicht, weil er derjenige sein wollte, auf dessen Mund sie ihre Lippen drückte. Obwohl er sich früher einmal genau danach gesehnt hatte.

Doch er war nicht der Richtige für Lena.

Sie war glücklich mit dem Kerl, glücklicher, als Law sie je gesehen hatte. Das konnte er ihr nicht missgönnen, auch wenn er zu anderen Zeiten gern an Ezras Stelle gewesen wäre.

Dennoch verspürte er einen Stich im Herzen. Neid und Sehnsucht kamen in ihm auf, und er wollte an jedem anderen Ort lieber sein als hier – na ja, vorausgesetzt, Mackenzie Cartwright hielt sich nicht dort auf.

Allein zu Hause zu sein, das war eine verlockende Vorstellung.

Hochzeiten stellten nicht gerade seinen liebsten Zeitvertreib dar, doch hier handelte es sich um die seiner besten Freundin … Und wenngleich er einmal hoffnungslos in sie verliebt gewesen war, bedeutete es ihm viel, sie so glücklich zu sehen.

Bei so ziemlich jedem anderen hätte er die Einladung zur Feier ablehnen können.

In diesem Fall allerdings hatte er die Braut zum Altar geführt. Da konnte man schlecht absagen. Seufzend trank er einen Schluck Bier und zählte die Minuten, bis es in Ordnung wäre, sich zu verdrücken.

Lena zuliebe wollte er die Höflichkeit wahren.

»Du machst ein Gesicht, als stündest du auf deiner eigenen Beerdigung«, erklang eine leise, ruhige Stimme.

Law senkte den Blick und setzte ein Lächeln auf.

Selbst mit den schwindelerregend hohen Absätzen, die sie zu ihrem Brautjungfernkleid trug, maß Hope Carson gerade mal eins siebenundsechzig. Sie war ein zierliches Persönchen … und der einzige Mensch auf Erden, der es schaffte, Law in einen Smoking zu verfrachten.

Ihr Kleid war so grün wie ihre Augen und schimmerte auf ihrer blassen Haut. Sie hatte schon immer diese zarte Schönheit besessen, aber wie er zugeben musste, sah sie an diesem Abend atemberaubend aus.

Und jeder Mann, der sie länger als zwei Sekunden betrachtete, spürte den stechenden Blick ihres Freunds, des Bezirksstaatsanwalts Remy Jennings, im Nacken.

Tja, jeder Mann außer Law. Hope und er waren wie Geschwister – das hatte Remy längst begriffen. Als Hope sich also auf die Zehenspitzen stellte und ihn umarmte, machte sich Law keine allzu großen Sorgen wegen Remys finsterer Miene. Im Gegenteil, er triezte den Kerl ohnehin gern ein wenig.

Deswegen drückte er Hope noch einen Kuss auf die Lippen. Den Staatsanwalt auf die Palme zu bringen, war seit einer Weile eins seiner Lieblingshobbys. Er strich Hope übers Haar, wobei er darauf achtete, die zarten Blüten über ihrem Ohr nicht durcheinanderzubringen. »Du siehst umwerfend aus, Süße.«

»Danke.« Sie strich sich das Kleid glatt und warf lächelnd einen Blick über die Schulter zu Lena. »Ihr großer Tag ist wohl ganz gut gelaufen, was?«

»Tja, sie ist unter der Haube. Das war doch das Ziel, oder?«

Hope verdrehte die Augen. »Typisch Mann. Ja, sie ist unter der Haube … und das war im Prinzip auch das Ziel. Aber der Weg dorthin, das Wie, all die erinnerungswürdigen Momente … Darum geht es.«

»Wie auch immer.« Law trank noch einen Schluck Bier und schaute zu Remy hinüber. Er unterhielt sich gerade mit einem seiner vielen Cousins, Carter Jennings – Roz’ Ehemann.

Auch Hank Jennings war da, in Begleitung einer Frau, die Law nicht direkt einordnen konnte. Hank war der Bürgermeister von Ash und Laws Meinung nach ein absolutes Arschloch. Obwohl er sich in den letzten Monaten etwas mehr zusammengerissen hatte.

Der Jennings-Clan. In der ganzen Stadt wimmelte es nur so von Familienmitgliedern. Drei Cousins saßen im Stadtrat. Der stellvertretende Direktor der Highschool hieß Jennings. Mehrere Bezirksdeputies waren geborene Jennings oder hatten in die Familie eingeheiratet, und mindestens einer in der winzigen, städtischen Polizeibehörde gehörte ihr ebenfalls an.

Ein Viertel der Bevölkerung von Ash war in irgendeiner Form mit dieser Sippe verwandt. In weniger als einem Jahr würde Hope garantiert auch dazugehören.

»Wo wir gerade beim Thema sind … Peilen du und Remy eigentlich in nächster Zeit dasselbe Ziel an?«

Hope wurde rot und zog die Schultern hoch. »Ich … ich weiß nicht.«

»Habt ihr etwa nicht darüber gesprochen?«

Sie bekam noch mehr Farbe.

Law lachte. »Also doch.« So, wie er sie kannte, fand sie diese Vorstellung vermutlich ebenso beängstigend wie aufregend. Er gab ihr noch einen Kuss, dieses Mal auf die Stirn. »Ran an den Speck, Kleine. Einen Mann, der dich so liebt wie er, wirst du so schnell nicht wieder finden. Und kein anderer wird dir so viel bedeuten.«

Sie seufzte. »Stimmt. Ich bin bloß …«

Ihre Augen nahmen einen düsteren Ausdruck an. Sie besaß Erinnerungen, die nicht innerhalb weniger Monate verblassen würden.

»Er ist fort, Süße. Mausetot.«

»Ich weiß. Es ist nur …« Doch sie brauchte es nicht auszusprechen.

Manchmal kannte Law sie genauso gut wie sie sich selbst. Hope und er waren schon auf dieselbe Highschool gegangen – in Clinton, Oklahoma, einer Kleinstadt, die sich mehr oder weniger fest in der Hand einer einzigen Familie befand. Ähnlich, wie es in Ash mit den Jennings der Fall war. Zumindest zahlenmäßig konnte man die beiden Clans vergleichen.

Doch die mächtigen Carsons waren keine Gutmenschen.

Kurz nach ihrem Abschluss hatte Hope den Liebling der Stadt geheiratet, Joseph Carson. Zunächst hatte sich seine besitzergreifende Art eher unterschwellig bemerkbar gemacht. ›Zieh dich so an, wie es mir gefällt. Benimm dich so, wie ich es für richtig halte. Trag dein Haar so, wie ich es schön finde.‹

Doch als sie nicht seinem Willen gefolgt war, hatte der Missbrauch angefangen.

Jahre waren vergangen, bis Hope irgendwann den einzigen Ausweg im Selbstmord gesehen hatte. Sie hatte versucht, sich umzubringen … was ihr aber nicht gelungen war. Als Polizist hatte ihr Exmann daraufhin seine Dienstmarke und den guten Ruf seiner Familie dazu missbraucht, sie in eine Psychiatrie sperren zu lassen.

Nach ihrer Entlassung war es dann noch viel schlimmer geworden.

Nach mehreren Jahren, in denen sie nur ab und an voneinander gehört hatten, war es Law irgendwann gelungen, sie wieder zu erreichen. Erst da hatte er den Ernst der Lage begriffen. Dann war ihm diese ganze angebliche Macht der Carsons verdammt egal gewesen, er hatte Rot gesehen und war losgefahren, um Hope da rauszuholen.

Dass er das nicht schon viel früher getan hatte, würde er sich nie verzeihen. Nachdem er einmal kapiert hatte, was los war, hätte er Joe am liebsten umgebracht.

Hope hatte das zwar nie so gesagt, aber anscheinend war es das gewesen, was ihr den Mut gegeben hatte, Joe zu verlassen: nicht die Angst um sich selbst, sondern die Sorge, dass Law sein Leben ruinieren könnte.

Warum zum Teufel war er nicht schon früher nach Clinton zurückgekehrt? Warum hatte er nichts von all dem gewusst? Sie war durch die Hölle gegangen, und wenn er auf sein Bauchgefühl gehört hätte, dann wäre er in der Lage gewesen … irgendetwas zu tun. Was auch immer.

Zum Beispiel, den Mistkerl umzulegen. Er hätte das Schwein töten und Hope das ganze Leid ersparen können. Scheiß auf die Konsequenzen!

Eine Flut von Erinnerungen prasselte auf ihn ein, Erinnerungen, die er mit aller Macht zurückzuhalten versuchte. Zur Hölle mit diesem miesen Schwein …

»Law.«

Eine weiche, kühle Hand wurde an seine Wange gelegt, und er begegnete Hopes traurigem Blick.

»Es liegt nicht an uns, stimmt’s?«

Schweigend schaute er sie an.

»Du sagst mir ständig, ich solle mir keine Vorwürfe machen. Ich dürfe mir nicht die Schuld an Nielsons Tod geben oder daran, dass Joe dieses Mädchen umgebracht hat.«

Nielson – der Sheriff, der Hope vor Carson beschützt und dabei sein Leben gelassen hatte.

Und Joely.

Dieses Mädchen … Der Anblick dieser toten Frau hatte sich unwiderruflich in sein Hirn gebrannt – eine Wunde, die nie verheilen würde. Dieses Mädchen. Er schluckte und schaute weg. »Sie hieß Jolene. Joely Hollister«, sagte er mit rauer Stimme.

»Joely.« Hope sah ebenfalls beiseite. »Ja. Ich weiß, wie sie hieß. Aber du sagst mir immer wieder, dass es nicht meine Schuld sei. Wie soll ich das denn glauben, wenn ich die ganze Zeit mitansehen muss, wie du dir selbst Vorwürfe wegen dem machst, was passiert ist?«

Fluchend fuhr er sich durch das zu lange, goldbraune Haar, das ihm gleich wieder in die Stirn fiel. Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Das ist nicht dasselbe, Hope. Verflucht noch mal, ich wusste, dass bei euch etwas nicht stimmte, aber statt auf mein Bauchgefühl zu hören, habe ich einfach nichts unternommen …«

»Ich auch nicht«, gab sie ungerührt zurück. »Und bei mir war es nicht bloß ein Bauchgefühl. Jedes Mal, wenn er mir wieder ein blaues Auge verpasst hatte, besaß ich den handfesten Beweis dafür, dass etwas nicht stimmte. Ich hätte abhauen und zu dir kommen können – ein einziger Anruf hätte gereicht. Aber ich bin geblieben. Ich kann versuchen, mir keine Vorwürfe mehr zu machen, aber das wird verdammt schwer werden, wenn mein bester Freund sich in Schuldgefühlen ergeht.«

Er kniff die Augen zusammen. »Das ist ganz schön manipulativ.«

»Jepp, stimmt.« Sie zog eine Augenbraue hoch. »Aber wenn es funktioniert …«

Dann zuckte sie mit den Schultern, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Hör auf zu grübeln. Unterhalte dich mit den Leuten. Ethan ist hier … der Deputy vom Büro des Sheriffs. Ihr hängt doch manchmal miteinander rum. Geh zu ihm, amüsier dich! Du machst ja ein Gesicht, als stünde dir eine Steuerprüfung bevor.«

Law schnitt eine Grimasse. Verdammt. Selbst die wäre ihm noch lieber als das hier. Schließlich bezahlte er einen Steuerberater dafür, sich um solchen Mist zu kümmern.

Aber er konnte niemanden dafür bezahlen, sich für ihn mit diesem ganzen Schlamassel zu befassen.

2

Drei Monate später

Er stieg aus dem Bett, während sie noch schlief.

Als er aus der Dusche kam, drehte sie sich gerade von einer Seite auf die andere, und er kniete sich neben das Bett, um ihr einen Kuss zu geben. Doch sie wandte den Kopf ab, sodass seine Lippen lediglich ihre Wange streiften. »Hab die Zähne noch nicht geputzt«, murmelte sie.

Er lachte.

»Rufst du an, wenn du im Hotel bist?«

»Mach ich.« Obwohl er die Antwort schon kannte, stellte er pflichtbewusst die gewohnte Frage. »Sicher, dass du nicht mitkommen willst?«

Im schwachen Licht, das vom Flur hereinfiel, sah er, wie sie das Gesicht verzog. »Lieber nicht. Ist nicht so meins, das weißt du ja. Aber fahr du nur … Hab Spaß!«

Er küsste sie wieder. »Ich versuch’s. Und ich werde dich vermissen.«

»Hmmm. Gut so. Und bring mir etwas Hübsches mit …«

»Mach ich doch immer.«

Insgeheim schmiedete er bereits Pläne.

Er war auf dem Weg nach Chicago. In dieser großen Stadt kannte er sich gut aus, und obwohl er mehr Gefallen an einer wohlbedachten Jagd fand, konnte er es nicht mehr vor sich herschieben, das Verlangen, der Hunger ließ sich kaum noch unterdrücken …

Als er schließlich zur Tür ging, war sie bereits wieder eingeschlafen. Ein letztes Mal schaute er zurück und lächelte nachdenklich. Dann brach er voller Ungeduld auf.

Er musste hier verschwinden, und zwar schleunigst.

Ihm war nicht klar gewesen, dass ihm der Verzicht so schwerfallen würde …

Ihr Name war Katia. Jedenfalls hatte sie sich ihm so vorgestellt. Er wusste nicht, ob sie wirklich so hieß, und im Moment war es ihm auch egal. Er wollte sie lediglich irgendwie aus dem Club locken und an einen ruhigen, abgeschiedenen Ort schaffen.

Sie ahnte nicht, dass ihre Zeit abgelaufen war. Auf ihn wirkte sie, als hätte sie nicht viel anderes im Sinn außer Sex – das konnte er ihr von den Augen ablesen. Wahrscheinlich lag das an den Pillen, die sie eingeworfen hatte. Er mochte das zwar nicht, aber im Prinzip spielte es keine große Rolle. Sie würde sich trotzdem wehren – das sah er ihr an. Er wusste, welche Mädchen kämpften.

Eine Jagd unter Zeitdruck war zwar nicht dasselbe wie wenn man es gemächlich angehen lassen konnte, aber sie bereitete ihm trotzdem Vergnügen. Und wie.

Sie liefen den Bürgersteig entlang – genauer gesagt ging er und sie stolperte neben ihm her. Immer wieder ließ sie eine Hand hinabgleiten, um seinen Schwanz durch die Jeans hindurch zu reiben, und trotz seines Verlangens widerte sie ihn ein bisschen an. In der Not fraß der Teufel allerdings Fliegen, und er wusste, dass Katia genau seinen Bedürfnissen entsprach. Sogar haargenau …

Kichernd griff sie plötzlich nach seiner Hand und zog ihn in eine Seitengasse. »Lass es uns hier machen.«

»Willst du nicht lieber in ein Hotel?«, fragte er.

»Nein.« Katia hob den Saum ihres kurzen Kleidchens hoch. Sie trug nichts darunter. Schwaches Licht fiel über ihre Hüften und Schenkel, sodass er ihre enthaarte Muschi sehen konnte. »Ich will es hier machen.« Sie leckte an einem ihrer Finger und fasste sich an. »Wenn du gut bist, kannst du mich später ins Hotel bringen.«

Mit gehobener Augenbraue folgte er ihr tiefer in den Schatten. Das hier … na ja, das konnte eine ganz neue Herausforderung werden. Ein paar Werkzeuge trug er in seiner Lederjacke bei sich. Nicht viele, aber es würde reichen.

Sie befanden sich in keinem sonderlich ruhigen Stadtviertel. Während der letzten zehn Minuten hatte er drei Mal Sirenengeheul gehört, jedes Mal war es aus einer anderen Richtung gekommen. Stimmengewirr wurde lauter und verebbte wieder, hin und wieder ertönte ein Schrei, irgendwo in der Nähe dröhnte Musik. Wahrscheinlich kam sie aus einem anderen Club.

Hinter sich hörte er Schritte, jemand rief etwas. Instinktiv zog er den Kopf ein und hob die Schultern. Er machte sich kleiner und verbarg sein Gesicht, so gut es ging, während er über den verwahrlosten Bürgersteig schritt. Unter seinen Sohlen knackten Glasscherben.

Lächelnd rieb Katia sich schneller. »Willst du mich hier vögeln?«, flüsterte sie, klimperte mit den Wimpern und versuchte, lasziv zu lächeln.

Er erwiderte ihr Grinsen und schob eine Hand in seine Hosentasche. Er brauchte ein Kondom. Und einen Knebel.

»Und wie.« Genüsslich küsste er sie so, dass es ihr ebenfalls Vergnügen bereitete, und lächelte insgeheim, als sie plötzlich stillhielt und sich dann seufzend und erschauernd an ihn schmiegte. Ihr lustvolles Stöhnen erregte auch ihn.

Währenddessen ließ sie die ganze Zeit ihre Hände über seinen Körper wandern, wovon er sie nicht abhielt. Als er das Kondom hervorzog, nahm sie es ihm aus der Hand und rollte es ihm über, wobei er darauf achtete, die Schutzfolie zu fassen zu bekommen und sicher in einer Tasche mit Reißverschluss zu verstauen. Schließlich durfte er nichts mit seinen Fingerabdrücken darauf hinterlassen.

Unbemerkt zog er ein Paar dünne Handschuhe hervor und verbarg sie in der Faust. Im gleichen Moment umfasste sie seinen Schwanz und fing an, ihn zu streicheln, doch er hielt sie auf, indem er ihr eine Hand auf die Scham legte. Noch war sie nicht feucht genug. Oh, so ging das nicht. Es brauchte ein paar geschickte Handbewegungen, ein bisschen Geduld … und noch ein paar Küsse, und sie schnurrte ihn an wie ein Kätzchen, zitterte und drängte sich verzweifelt gegen ihn, bettelte förmlich. Bevor er irgendetwas anderes tat, sorgte er erst einmal dafür, dass sie kam.

Das war einer seiner Lieblingsmomente.

Gleich war es Zeit für seinen zweitliebsten Augenblick. Rasch zog er sich die Handschuhe über, wobei er sie mit Küssen ablenkte. Obwohl sie wahrscheinlich ohnehin nichts gemerkt hätte, so zugedröhnt, wie sie war, und obendrein immer noch mit ihrem Orgasmus beschäftigt.

Als er den Kopf hob, hielt sie die Augen geschlossen.

Er strich ihr über die Wange, woraufhin ihre Lider flatterten. Da griff er in ihren langen, goldenen Schopf und rammte ihren Schädel gegen die Ziegelsteinmauer, einmal, zweimal, dreimal.

Es war ein kräftiger Aufprall – stark genug, um sie in einen Schockzustand zu versetzen, und als sie stumm gegen ihn sank, knebelte er sie. Sobald das erledigt war, sah er sich noch einmal aufmerksam um.

In dieser Gasse war es dunkel, verdammt dunkel.

Sie stöhnte und ihr Kopf fiel auf seine Brust. Daraufhin stützte er sie, richtete sie wieder auf und wartete, bis sie zu sich gekommen war, bevor er weitermachte. Es brachte keinen Spaß, wenn sie nicht bei Bewusstsein war. Wer wollte schon ein regloses Stück Holz ficken?

Als sie die Augen öffnete, konnte er sehen, wie Angst in ihrem Blick aufflackerte. Genau in dem Moment drang er in sie ein.

Doch sie wehrte sich nicht sofort.

Dank der Drogen in ihrem Blutkreislauf war sie offenbar immer noch benommen, und die Schläge gegen ihren Kopf hatten es wohl nicht besser gemacht. Um sie noch mehr aus der Fassung zu bringen, streichelte er ihren Kitzler und murmelte: »Ich mag böse Mädchen, die zu einem Spielchen nicht Nein sagen.«

Sie blinzelte ihn mit hinreißender Verwirrung an. Als er sich aus ihr zurückzog, wurde sie eng um ihn – und hinter dem Knoten in ihrem Mund ließ sie ein überraschtes, heiseres Stöhnen verlauten.

Sie machte Anstalten, sich den Knebel herunterzuziehen, doch er fasste sie rasch bei den Handgelenken und drückte ihre Arme über dem Kopf gegen die Wand. Nun bekam sie es noch mehr mit der Angst zu tun. Hektisch versuchte sie, sich loszuwinden.

»Nein, Katia … Das gehört mit zum Spiel. Zu meinem Spiel.« Er lachte, als sie anfing, sich ernsthaft zur Wehr zu setzen.

Während er sie aufmerksam betrachtete, legte er ihr eine Hand an den Hals, erst einmal nur ganz leicht, und schaute ihr in die klarer werdenden Augen. Ihr Blick war nicht länger von Wollust oder Schmerz vernebelt, und auch die Benommenheit durch die Drogen hatte nun vollkommen nachgelassen. Adrenalin konnte viel bewirken.

Doch es machte keinen Spaß, wenn es zu schnell vorbei war. Während er mit der einen Hand immer noch ihren Hals umfasst hielt, lockerte er den Griff um ihre Handgelenke, sodass sie einen Arm bewegen konnte.

Schließlich drückte er ihre die Kehle zu und beobachtete, wie sie ihm mit den Fingernägeln über den Handrücken kratzte – zumindest versuchte sie das. Als sie seine Handschuhe spürte, geriet sie in Panik und fing an, zu kämpfen, woraufhin er leise lachte. Das machte ihn erst richtig heiß. Während sein Schwanz zu pulsieren begann und seine Eier sich zusammenzogen, drückte er ihr den Unterarm gegen die Kehle und flüsterte: »Hat deine Mama dir nicht beigebracht, nicht mit fremden Männern zu reden, Katia?«

Sie hieß Kathleen Hughes, nicht Katia.

Aber Kathleen war so ein langweiliger Name … einer für brave Mädchen, und sie hatte es satt, für ein solches gehalten zu werden.

Verdammt, sie war vierundzwanzig Jahre alt, besaß eine eigene Wohnung, hatte Spaß, lebte ihr eigenes Leben, und es ging ihr gut dabei. Sie hatte die Nase voll davon, das zu tun, was man von ihr erwartete; sie konnte es nicht mehr ertragen, dass die Leute irgendwelche Ansprüche an sie stellten und dann immer von ihr enttäuscht waren, wenn sie es nicht hinbekam.

Das wäre ihre Antwort gewesen, wenn jemand sie ein paar Stunden zuvor danach gefragt hätte.

Sie war in letzter Zeit eben ein bisschen down, na und? Sie vermisste eben ihre Mom, na und? Und Jared auch … diesen Mistkerl. Deswegen hatte sie sich auch die Pillen eingeschmissen – weil sie an ihn gedacht, ihn vermisst und beinahe angerufen hatte.

Aber er wollte sie nicht zurück … Nach all diesen miesen Gedanken hatte sie sich noch mieser gefühlt und daraufhin noch mehr Pillen eingeschmissen. Nun war sie hier, konnte kaum atmen, kaum etwas sehen, kaum denken, kaum noch aufrecht stehen.

Sie hätte alles darum gegeben, wieder zu Hause zu sein und sich das Genöle ihrer Mutter anzuhören: »So solltest du nicht rumlaufen … Warum suchst du dir nicht einen netten Jungen, Kathleen? … Aber doch nicht solche Typen. Bitte, Kathleen …«

Hätte alles darum gegeben, wieder bei Jared zu sein, wo sie sich sicher fühlte …

Sie versuchte, ihren Peiniger zu kratzen, ihn zu beißen, aber er lachte bloß. Brutal stieß er immer wieder in sie hinein, und was sich noch vor wenigen Minuten so gut angefühlt hatte, vielleicht sogar ein bisschen verrucht, tat nun weh und zerriss sie und brannte. Stöhnend kämpfte sie darum, von ihm loszukommen. Sie versuchte, auszublenden, wie ihr der Kopf dröhnte und welche Schmerzen sie zwischen ihren Beinen verspürte, versuchte, ihre Angst zu überwinden …

Sie musste fort von hier, unbedingt um Hilfe rufen.

Aber sie konnte kaum atmen. Der Knebel fiel ihr wieder ein. Sie wollte ihn ausspucken, doch es ging nicht. Dann probierte sie, ihre Hände loszureißen, aber ihr Peiniger hielt sie erbarmungslos fest. Wimmernd starrte sie ihm in die Augen und flehte ihn wortlos an, sie laufen zu lassen.

Und auf einmal gab er ihr wieder einen sanften, zärtlichen Kuss und schmiegte sein Gesicht gefühlvoll an ihren Hals, während er gleichzeitig in sie stieß. Sobald er den Kopf hob und zu ihr herablächelte, setzte Kathleen an, ihre Stirn gegen seine zu rammen. Doch er wich ihr aus, als hätte er es vorausgeahnt. Sie sank gegen die Mauer, Tränen kullerten ihr über die Wangen. Erneut berührte er sie – dieses Mal ganz sacht. Obwohl der Schmerz sie fest im Griff hatte, erschauderte sie und versuchte, sich loszuwinden.

NEIN, NEIN, NEIN, NEIN …

Er lachte über sie … spielte ihren Körper gegen sie aus.

Was für ein mieses Schwein.

Während sie ihn anstarrte, sah sie plötzlich rot, und mit einer Kraft, die sie gar nicht zu besitzen geglaubt hätte, widersetzte sie sich ihm. Sie wand ihre schweißnassen Handgelenke aus seinem Griff und bekam einen Arm frei. Blind holte sie aus und rammte ihm die Faust gegen den Hals, dann noch einmal gegen die Nase.

Er knurrte und fluchte, ohne sie jedoch ganz loszulassen. Stattdessen packte er sie bei den Haaren und stieß ihren Kopf wieder gegen die Wand, diesmal kräftiger. Noch einmal. Ein drittes Mal.

Beim vierten Mal bekam sie es schon gar nicht mehr mit.

Beim fünften war sie bewusstlos. Dann kam das sechste … das siebte … das achte Mal. Sie erlebte es nicht mehr.

Kathleen starb an einer Hirnblutung, bevor er überhaupt mit ihr fertig war.

»Fotze«, brummte er und trat ihr gegen die Rippen, nachdem er sie zu Boden sacken lassen hatte. Seine Kehle tat immer noch weh von dem Schlag, und seine Nase war empfindlich geschwollen, zum Glück aber nicht gebrochen. Das wäre schwerer zu erklären gewesen. Die kleine Schlampe hatte allerdings ein paar ordentliche Hiebe ausgeteilt.

Fluchend kniete er sich hin und wünschte sich, er könnte abwarten, bis sie wieder zu sich käme. Dann würde er noch einmal von vorn anfangen, ihr diesmal aber noch größere Schmerzen zufügen. Doch dafür blieb ihm keine Zeit. Er legte ihr eine Hand über Mund und Nase und drückte zu. Erst nach ein paar Augenblicken merkte er, dass sie gar nicht mehr atmete.

Fluchend zog er die Hand weg und starrte auf ihr Gesicht. Die Augen waren geschlossen, ihre Gesichtszüge erschlafft. Verdammt!

Er hob ein Augenlid an und stellte fassungslos fest, dass ihre Pupille nicht reagierte.

Sie war völlig leblos.

Ungläubig legte er ihr einen Finger an den Hals, um den Puls zu fühlen.

Nichts.

Ekel stieg in ihm auf, als er begriff, dass er ihre Leiche gevögelt hatte.

Fluchend packte er sie bei der Schulter und drehte sie um. Da fiel sein Blick auf ihren Hinterkopf. Er erkannte, welchen Schaden er angerichtet hatte. Ihr Schädel war weich und deformiert, der Knochen zerschmettert.

Heilige Scheiße!

Er sprang auf und sah sich rasch in der Gasse um. Auch wenn er am liebsten sofort weggerannt wäre, musste er vorsichtig sein. Äußerst vorsichtig. Verdammt! Er hatte es verbockt. Und zwar gründlich. Er hatte sich von seinem Zorn leiten lassen und zu eilig gehandelt. Statt sich Zeit zu nehmen, war er unvorsichtig gewesen. Darauf lief es hinaus – er hatte nicht gut genug aufgepasst. Als sie eine Hand freibekommen und ihn geschlagen, sich gewehrt hatte, war er überrumpelt gewesen.

Er hatte Scheiße gebaut.

Wenn die Bullen sie fanden, würden sie sie auf jeden Fall untersuchen.

Würden sie merken, dass er nach ihrem Tod in sie eingedrungen war? Oder während sie starb? Verdammt, er war doch kein verfluchter Leichenschänder. Als er mit ihr angefangen hatte, war sie am Leben gewesen. Blöde Fotze. Verdammt noch mal!

Was für eine Desaster. Dabei war er bisher immer so vorsichtig vorgegangen.

Seit der Sache mit Mara hatte er aufgepasst, um diesen Fehler nicht zu wiederholen. Aber in letzter Zeit schien sein gesamtes Kartenhaus über ihm einzustürzen. Scheiße, scheiße, scheiße!

»Reiß dich zusammen«, befahl er sich. Dann zwang er sich, tief durchzuatmen, die Ruhe zu bewahren … und nachzudenken.

Und da erst begriff er es.

Sollten die Bullen wirklich denken, er habe sie genommen, nachdem sie gestorben war … na ja. Eigentlich wäre das gar nicht schlecht. Konnte ihm doch egal sein, ob sie dachten, dass er auf Leichen stehe. Dann würden sie wegen eines ganz anderen Verbrechens ermitteln, nach einem ganz anderen Typ von Straftäter suchen. Das war also nicht schlimm. Ganz und gar nicht. Wie hoch war denn die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihn fanden, wenn sie nach einem Täter mit einem anderen Profil suchten? Selbst wenn sie nach einem fahndeten.

Schwierigkeiten könnte er nur bekommen, wenn er die Kontrolle über die Situation verlor, und das hatte er definitiv nicht vor.

Niemand würde je erfahren, dass er hier gewesen war, niemand würde den Mann, mit dem dieses Mädchen den Club verlassen hatte, mit ihm in Verbindung bringen. Niemand.

Er musste einfach nur einen kühlen Kopf bewahren, cool bleiben. Dann würde keiner auch nur etwas ahnen.

Mit weniger zittrigen Händen zog er ihr den Knebel herunter. Ihr Blut klebte daran. Das Teil musste er loswerden. Aber erst später, sehr viel später. Er kniete sich neben sie und zog ein Keramikmesser aus der Jackentasche. Dann griff er nach einer Haarsträhne von ihr. Dieses Messer war wirklich toll … Angesichts dieser Metalldetektoren, die sie nun überall hatten, machte es alles viel einfacher. Denn auf sein Souvenir wollte er nicht verzichten.

Es war keine schöne Angelegenheit – zu viel Haar war mit Blut und Gehirnmasse verklebt, sodass er nicht alles abschneiden konnte, wie er es sonst immer tat, sondern nur ein hübsches, glänzendes Büschel, das nichts abbekommen hatte. Eigentlich mochte er keine halben Sachen, aber bei diesem Mädchen war ohnehin bereits alles schiefgelaufen, was spielte es also noch für eine Rolle?

In Zukunft würde er vorsichtiger sein, genauer planen und sich besser unter Kontrolle haben – es war zu riskant, wenn er so die Beherrschung verlor.

Das würde nicht wieder passieren.

Er musste sich eine neue Vorgehensweise überlegen, eine neue Strategie, um seine Mädels zu jagen – musste umplanen, umdenken. Und umstrukturieren. Keine Fehler mehr. Keine Wutausbrüche.

Er steckte die Haarsträhne und das Messer ein, streifte die Handschuhe ab und stopfte sie ebenfalls in eine Jackentasche. Bevor er sich seiner letzten Aufgabe widmete, zog er sich ein neues Paar über – was nun folgte, war ganz einfach. Er hatte die Diamanten an ihren Handgelenken aufblitzen sehen und im selben Moment gewusst, dass sie die Richtige war. Trotz ihres pinkfarbenen Kleids aus Kunstleder trug sie echte Diamanten. Woher sie das Armband hatte, wusste er nicht, aber nun gehörte es ihm. Noch ein Souvenir … ein ganz besonderes Geschenk für die ganz besondere Frau in seinem Leben.

Sobald er es eingesteckt hatte, sah er zu, dass er aus dieser dunklen Gasse herauskam.

Er musste zurück ins Hotel, um diese Klamotten zu vernichten, zu duschen … Und er brauchte noch eine Mütze Schlaf, bevor am Morgen diese ganzen bescheuerten Besprechungen beginnen würden.

3

Zwei Monate später

Den Kopf in die Hand gestützt, betrachtete Nia Hollister Tatortfotos und Polizeiberichte über eine weitere Frau, die vergewaltigt und ermordet worden war. Sie hatte bereits eine halbe Schachtel Zigaretten geraucht und zwei Dosen Energydrink intus. Lange würde es ihr trotzdem nicht mehr gelingen, die Augen offenzuhalten.

Sie wusste, sie konnte nicht ewig so weitermachen.

Das sagte ihr der gesunde Menschenverstand. So geht das nicht mehr. Wie lange willst du dein Leben noch dafür auf den Kopf stellen?

»So lange wie nötig«, brummelte sie und zog noch einmal an ihrer Zigarette.

Während sie nach irgendeinem unbestimmten Zeichen suchte, hatte sie wenigstens das Gefühl, überhaupt zu handeln. Der Mord an ihrer Cousine stellte ein riesiges Durcheinander dar, und dies war ein weiterer Schritt, um es zu bewältigen. Dabei tat es überhaupt nichts zur Sache, dass die Polizei den Täter kannte und den Fall abgeschlossen hatte, oder dass der Mörder tot war.

Das spielte alles keine Rolle … weil es sich nicht richtig anfühlte. Nichts daran kam ihr stimmig, abgeschlossen oder vollständig vor – im Gegenteil, es fühlte sich total falsch an.

Vor lauter Erschöpfung verschwamm ihr alles vor Auge und Kopfschmerzen plagten sie. Ihr knurrte der Magen, aber sie würde erst vom Schreibtisch aufstehen, wenn sie diese Akten durchgesehen hatte. In den vergangenen zwei Wochen war sie wegen eines Auftrags in Europa gewesen und hatte nicht einen Blick auf all das Material werfen können, das sich inzwischen bei ihr stapelte. Nun würde sie den Papierberg endlich durchackern.

Nur wie? Trotz all der Sorgen und der Trauer war sie immer noch in der Lage, rational zu denken. Diese Fähigkeit ließ zwar rapide nach, doch wenn sie es mit Vernunft betrachtete, musste sie sich fragen, wie zum Teufel sie dieser Dutzenden und Aberdutzenden von Akten, die überall in ihrem Büro verteilt lagen, Herr werden wollte. Es gab unzählige Fälle von vergewaltigten und ermordeten Frauen. Sie hatte versucht, die Recherche möglichst genau einzugrenzen – auf junge, gut aussehende Opfer aus dem Mittleren Westen.

Es waren immer noch zu viele. Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen. Als ihr Hin-und-wieder-Freund vor ein paar Stunden all diese Akten gesehen hatte, war ihm der Geduldsfaden gerissen.

»Wann lässt du das Ganze endlich los? Sie haben den Kerl doch gefunden!«

Nein, haben sie nicht, hätte sie am liebsten widersprochen. Doch das wäre sinnlos gewesen. Er hätte ihr nicht geglaubt, und letztlich war das auch egal.

Er hatte sie mit einem Blick angesehen, in dem Mitleid, Zorn und Trauer lagen, sich dann umgedreht und war gegangen. Sie ahnte, dass er nicht wiederkommen würde.

Doch es spielte keine Rolle. Nichts spielte noch eine Rolle, nichts, außer ihrer Suche. Sie musste sie fortsetzen, weiter Ausschau halten. Wonach, das wusste sie nicht, aber Nia konnte nicht loslassen und aufgeben.

Dass sie diesen Kerl gefunden hatten, bedeutete nichts. Sie musste weitersuchen … Es war wie eine Droge, die sie beherrschte, ihr zusetzte, sie antrieb. Sie musste weitersuchen, unbedingt …

Mit müden, trockenen Augen durchblätterte sie eine Akte über eine einundzwanzigjährige Schwesternschülerin, die in St. Louis überfallen und umgebracht worden war. Den Mörder hatte man nie gefasst. Sie tat Nia so leid. Doch abgesehen von Trauer fühlte sie gar nichts, während sie die Berichte las und sich die Bilder ansah.

Nichts, kein Hinweis darauf, dass sie in der Hand hielt, wonach sie suchte – was sie finden musste. Auch wenn sie nicht direkt erwartete, etwas zu spüren. Sie war nur …

Mist. Sie hatte keine Ahnung, was sie erwartete oder wonach sie suchte, geschweige denn, was sie zu finden hoffte. Sie trank einen Schluck aus der fast leeren Dose Energydrink und griff nach der nächsten Mappe vom Stapel ›Erfolg versprechend‹. Doch vor lauter Erschöpfung war sie so ungeschickt und stieß aus Versehen sowohl die ›Erfolg versprechenden‹ als auch die ›weniger aussichtsreichen‹ Akten um. Fluchend schnappte sie hektisch nach umherflatternden Papieren und musterte das Chaos um ihren Schreibtisch herum.

»Verdammt.« Sie strich sich das Haar aus der Stirn und hoffte inständig, dass die Menschen, die ihr all diese Akten zugeschickt hatten, nach irgendeinem nachvollziehbaren Ordnungssystem vorgegangen waren. Mit einem Stöhnen schob sie ihren Stuhl zurück. Am liebsten hätte sie die ganze Unordnung einfach liegen lassen und wäre ins Bett gegangen.

Und genau das hätte sie auch beinahe getan. Sie war so erschöpft, so verdammt müde.

Doch dann erregte ein Bild ihre Aufmerksamkeit.

Sie konnte nicht einmal sagen, warum.

Aber als sie es ansah, spürte sie etwas.

Ein Brennen. Dieses Zeichen, auf das sie gewartet hatte – danach hatte sie gesucht, nach so jemandem. Das Gesicht der jungen Frau hatte nichts sonderlich Faszinierendes. Sie besaß überhaupt keine Ähnlichkeit mit Joely.

Ihr Haar leuchtete in so einem hellen Blond, dass es fast unnatürlich wirkte. Große blaue Augen, große runde Brüste … Sie war ganz der Typ Barbie, bis hin zu dem leuchtenden, rosa-weiß gemusterten Sommerkleid, das kaum ihren Hintern bedeckte. Alles an ihr strahlte, ihr Lächeln, ihre Augen, das Diamantarmband an ihrem rechten Handgelenk.

Ihr Name war Kathleen Hughes.

Die nächste Aufnahme von ihr war nicht so schmeichelhaft.

Sie lag auf einem Obduktionstisch, ihre Haut wies diesen blassen, blaugrauen Farbton des Todes auf, und ihr pinkfarbenes Kunstlederkleid war mit Blut und Dreck besudelt.

Nia durchwühlte die Mappen, suchte alles zusammen, was Kathleen Hughes betraf, und fing an zu lesen. Abgesehen von ihrem attraktiven Äußeren und dem zarten Alter hatte sie nichts mit Joely gemeinsam. Ihre Cousine war in allem, was sie tat, erfolgreich gewesen – dieses Mädchen hatte dagegen vor allem oft und intensiv gefeiert, wohl als Ausgleich für eine anscheinend eher normale, fast schon langweilige Kindheit. Am College hatte sie eher so vor sich hingedümpelt und nebenher als Stripperin in einem Club gearbeitet.

Ganz anders als Joely.

Doch als Nia Kathleens Gesicht betrachtete, zog sich ihr der Magen zusammen, und sie bekam einen Adrenalinstoß. Allerdings konnte das eigentlich nichts zu bedeuten haben, denn Kathleen war erst vor zwei Monaten gestorben.

Joe Carsons Tod lag aber bereits neun Monate zurück.

Dennoch …

Nia konnte nicht anders, sie las einfach weiter. Kathleen war brutal vergewaltigt worden und hatte unter Einfluss von Drogen gestanden. Ihrer Mitbewohnerin zufolge hatte sie seit einer Weile verschiedene Pillen genommen. Keine Beziehung; ihr letzter fester Freund, ein gewisser Dr. Jared Roberts, besaß ein wasserdichtes Alibi – er arbeitete als Notarzt in einem Krankenhaus in Detroit und hatte dort in jener Nacht Dienst gehabt, als Kathleen gestorben war … und zwar in Chicago.

Zeugen hatten gesehen, wie sie den Club in Begleitung eines Mannes verlassen hatte – ›schon etwas älter‹ lautete die einzige Beschreibung, die es von ihm gab.

Nia runzelte die Stirn und las sich die Informationen über den Exfreund durch. Irgendwie sah diese kunstlederne Barbie nicht wie die typische Freundin eines Arztes aus. Er war fünfunddreißig Jahre alt … und stammte aus Kathleens Heimatstadt Madison in Indiana.

Ein Altersunterschied von elf Jahren – war er damit ›schon etwas älter‹? Sie seufzte. Egal, er hatte ein Alibi. Was spielte das alles überhaupt für eine Rolle?

Aus irgendeinem Grund konnte sie einfach nicht aufhören zu lesen.

Mit pochendem Schädel und klopfendem Herzen nahm sie sich den Bericht des Gerichtsmediziners vor.

Eine Zeile sprang ihr sofort ins Auge und machte sie stutzig. Sie las sie wieder und wieder. Noch während ihr Gehirn die Information zu verarbeiten versuchte, sah Nia ihre Cousine vor sich auf einem Obduktionstisch liegen … so wie Kathleen. Joelys Haare … sie waren kürzer gewesen als in Nias Erinnerung. Sehr viel kürzer.

Damals hatte Nia nicht groß darüber nachgedacht.

Aber nun … Ihr stockte der Atem und sie verspürte ein Stechen in der Brust. Nia schluckte trocken, rieb sich die Augen und zwang sich, den Bericht noch einmal zu lesen. Irgendwann in der Mordnacht waren Kathleen Hughes die Haare abgeschnitten worden. Nicht komplett … Es handelte sich lediglich um einen Teil der Stirnpartie, eine fünfzehn Zentimeter lange Strähne.

Nia zitterte die Hand, als sie nach ihrem Handy griff.

Sie brauchte drei Anläufe, um die richtige Nummer einzutippen. Bryson war Joelys Verlobter gewesen; Nia und ihn verband eine lockere Freundschaft. Sie hatten eine Zeit lang versucht, miteinander in Kontakt zu bleiben, dann aber beide festgestellt, dass sie dazu noch nicht bereit waren.

Natürlich war er nicht besonders erfreut darüber, dass sie ihn anrief. »Nia … es ist schon spät!«

Sie schaute auf die Uhr und zuckte zusammen. Es war nach elf.

»Tut mir leid. Es wird auch nicht lange dauern. Ich wollte nur … Äh, also, ich hab eine Frage. Hatte Joely sich gerade die Haare schneiden lassen?«

»Die Haare? Was?«

»Ja. Die Haare. Ist sie in den Tagen, bevor sie … ähm, gestorben ist, beim Friseur gewesen?«

Er seufzte. »Nein. Sie wollte sie wachsen lassen, für die Hochzeit – irgendwie so …« Seine Stimme brach ab. »Himmel … Nein. Ich hab keine Ahnung, worum es hier geht, aber sie hat sich die verdammten Haare nicht schneiden lassen.«

»Okay. Danke.«

Ohne ein weiteres Wort legte er auf.

Nia ließ das Telefon sinken und starrte weiter auf den Bericht. Das hatte nicht das Geringste zu bedeuten. Sie wartete darauf, dass die Stimme der Vernunft ihr beipflichtete und ihr riet, den Fall auszusortieren und zu all den anderen Akten zu legen.

Aber ausnahmsweise meldete sich diese einmal nicht.

Sie blieb mucksmäuschenstill.

Es war ruhig im Haus … bis auf die langsamen, wohl bemessenen Atemzüge, die Law Reilly beim Bankdrücken machte, herrschte absolute Stille.

Schweiß rann ihm über Stirn und Arme. Er ignorierte ihn, konzentrierte sich auf die Gewichte. Genauso wenig beachtete er das Zittern in seinen Armen – vor allem im rechten. An diesem hatte er einen komplizierten Bruch erlitten, der immer noch ausheilte, weshalb der Arm offensichtlich nicht so belastbar war, wie er sein sollte. Als Law schließlich den dritten Satz Wiederholungen beendet hatte, bebten seine Muskeln und verlangten geradezu nach einer Pause.

Doch er schenkte dem keine Beachtung, sondern widmete sich den nächsten Übungen, und dann den nächsten. Erst als er so erschöpft war, dass er seinen Körper gar nicht mehr spürte, gestattete er sich, den Trainingsraum zu verlassen, den er im Keller eingerichtet hatte. Auf dem Weg durch den Flur im Erdgeschoss kam er an einer verschlossenen Tür vorbei.

Vor einigen Monaten war das Zimmer dahinter noch sein Büro gewesen, doch inzwischen stand es leer.

Vor einer Weile hatte er sich endlich das Offensichtliche eingestanden und seine Bücher sowie alles andere aus dem Raum geholt. Nun diente sein Wohnzimmer als Büro. Schließlich kam hier draußen ohnehin selten jemand zu Besuch.

In seinem ursprünglichen Büro würde er nie wieder arbeiten können. Dort drin war ein Mann einen langsamen, schmerzhaften Tod gestorben. Obwohl ein professionelles Reinigungsteam gekommen war, um das Blut wegzuschrubben, und obwohl er das Zimmer neu eingerichtet und sogar neuen Teppichboden verlegt hatte, konnte er den Raum nicht betreten, ohne die Bilder von jener Nacht vor Augen zu haben. Ohne all das Blut zu sehen.

Verdammt, an manchen Tagen wollte er nicht einmal mehr hier wohnen – es ging nicht nur um das Arbeitszimmer, sondern um das gesamte Haus. Doch dieser Regung würde Law nicht nachgeben – diese Schlacht sollte der Mistkerl nicht gewinnen.

Das blöde Haus würde Law behalten, aber das Büro … Nein. Gegen das Gefühl kam er nicht an. Er brachte es nicht über sich, da hineinzugehen – obwohl es inzwischen ganz anders aussah als früher. Law konnte diesen Raum immer noch nicht betrachten, ohne Blut zu sehen.

Oder ohne daran zu denken, dass ein Mann, den er seit der Grundschule gekannt hatte, dort drinnen einen Polizisten umgebracht und dann versucht hatte, Hope und ihn zu ermorden. Himmel, manchmal dachte er, es wäre das Vernünftigste, das ganze verdammte Haus abzureißen und ein neues zu bauen.

Oder noch radikaler – er sollte es abfackeln und Salz auf die Erde streuen, um sicherzugehen, dass keine Geister der Vergangenheit auferstehen und ihn verfolgen würden. Dann könnte er auf die Fidschi-Inseln umsiedeln, sich eine Hütte am Strand kaufen und dort seine Bücher schreiben.

Aber dazu war er zu stur. Zu willensstark.

Außerdem wusste er, dass die Geister ihn dennoch verfolgen würden.

Sie lebten weder in diesem Haus noch in der Erde, sondern in seinen Erinnerungen. Er konnte sie nicht aus seinem Kopf verbannen, also musste er sich mit ihnen abfinden und mit ihnen leben.

Diesen Erinnerungen würde er sich nicht geschlagen geben, verdammt noch mal. Auf keinen Fall!

Joe war tot, Hope befand sich in Sicherheit und fühlte sich so glücklich wie noch nie zuvor. Es war vorbei, aus und vorbei.

Law war gerade die ersten Stufen der Treppe zum Obergeschoss hinaufgestiegen, als das Telefon klingelte.

Er erstarrte. Es war spät. Früher hatten Anrufe zu vorgerückter Stunde ihn nicht aus der Fassung bringen können, doch nach dem vergangenen Jahr fiel es ihm schwer, das aufsteigende Grauen zu unterdrücken, die Sorge, die Angst.

Nicht viele Leute riefen ihn an. Kaum jemand kannte überhaupt seine Nummer. Hope und Remy, Lena und Ezra, seine Agentin, ein paar Freunde, das war’s. Und keiner von ihnen würde zu so einer Uhrzeit bei ihm durchklingeln, es sei denn, es handelte sich um einen Notfall.

Stirnrunzelnd ging er zum Telefon und starrte auf das Display.

Angezeigt wurde eine Nummer aus Virginia. Kannte er dort jemanden?

Der Anrufbeantworter schaltete sich ein, und Law stand stumm daneben, als eine Stimme ertönte, tief und sanft, weich und sexy wie schwarzer Samt auf dem nackten Körper einer Frau.

»Hallo. Ich wollte … Law Reilly sprechen. Ich heiße Nia Hollister. Ich … ähm, wir sind uns vor ein paar Monaten begegnet …«

Allerdings. Das hatte er nicht vergessen. Sie waren sich begegnet, als sie ihn des Mordes an ihrer Cousine beschuldigt hatte, als sie ihn geschlagen und eine Waffe auf ihn gerichtet hatte – so eine Frau vergaß ein Mann nicht so schnell.

Ohne richtig darüber nachzudenken, nahm er den Hörer ab.

»Hallo.«

»Äh … Mr Reilly?«

Er schwieg.

»Ähm … hallo. Das … Also, das ist jetzt ein bisschen peinlich. Ich heiße Nia Hollister. Wir haben uns vor ein paar Monaten schon mal gesehen …«