Togo Connection 2 - All Inclusive - Liebe, Sonne, Sand, Depressionen - Oliver S. - E-Book

Togo Connection 2 - All Inclusive - Liebe, Sonne, Sand, Depressionen E-Book

Oliver S.

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Beschreibung

Was passiert, wenn sich ein Togoer, ein Marokkaner, ein Spanier, ein Pole und ein Deutscher in der Psychiatrie treffen und sich dort kennenlernen? Genau - sie planen einen gemeinsamen Trip nach Togo in den Westen Afrikas. In diesem Buch beschreibt der Autor auf humorvoller Art, wie sie sich kennenlernten - über seine Erfahrungen, die er in der Psychiatrie machte - was sie zusammen in Afrika erlebten und wie es dazu kam, dass sie sich in Togo plötzlich als verdächtige Drogendealer hinter Schloss und Riegel befanden. So geschah es im ersten Teil von "Togo Connection". Doch mit dem zweiten Teil geht die Reise geht weiter. Die Sonne Afrikas war gerade aufgegangen, da hatten wir schon gegen mindestens vier Gebote verstoßen. Irgendwann bekam ich immer mehr Angst meine Augen am anderen Morgen zu öffnen, aus Sorge vielleicht in der ISS total verkatert aufzuwachen oder, dass ich neben der Präsidentengattin von Togo liegen würde. In unserem alkoholisierten Zustand waren wir glatt dazu imstande, das neue Testament umzuschreiben, wann immer wir zu tief ins Glas sahen. Einen passenden Titel dazu hatte ich sogar schon: Fürchtet Euch nicht! Wir sind es nur!

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Vorwort

War es eine göttliche Intervention, als ich an einem sonnigen Septembertag 2021 in die Klapsmühle eincheckte? Hatte Gott einfach nur die Schnauze voll, sich mitansehen zu müssen, wie ein Atheist dahinvegetierte? Keine Ahnung. Doch hätte mir damals jemand gesagt, dass ich im Januar 2022 mit meinem weißen Arsch am Strand von Togo liegen würde, hätte ich zu ihm gesagt: „Check mit mir ein. Die haben bestimmt noch Betten frei.“ Niemals hätte ich damit gerechnet, dass mir wenige Monate später eine schwarze, langbeinige Schönheit namens Esmeralda die Drinks an meiner Strandliege servieren würde, wegen der ich jedes Mal die Zeitung auf Höhe meiner Badeshorts legen musste, damit ihr nicht meine kleine Kompassnadel ins Auge fiel, die sich nach Norden bewegte. Wann immer sie sich mit ihrem Bikini und mit einem Lächeln zu mir beugte und mir das Glas reichte, gab ich sofort die nächste Bestellung bei ihr auf, nur um sie zwei Minuten später wieder in meiner Nähe zu haben. Irgendwann schnallte sie es und verbrachte ihre Pause neben mir oder lächelte mir zwischendurch aus einiger Entfernung von der Strandbar her zu.

*

Eigentlich verlief mein ganzes Leben einwandfrei, doch es sollte sich schnell ändern, als ich unabsichtlich beschloss, mich in eine Frau zu verlieben. DAS ist sie, die ich immer wollte, dachte ich, als ich sie zum ersten Mal sah. Doch in Wirklichkeit war sie der Anfang vom Ende. Schon immer predigte man mir zu Hause ein, wie ich mein Leben zu führen hatte: arbeiten, heiraten, Kinder kriegen, alt werden und sterben. Und als ich SIE schließlich traf, schien es, dass sich das alles verwirklichen würde. Und ich bin ehrlich: Ich hatte nichts dagegen. Schließlich hatte ich SIE geliebt. Wir redeten von Heirat und großer Liebe, doch wie es ebenso ist, hält heutzutage nichts für die Ewigkeit.

Nach sieben Jahren war Schluss. Die anschließenden zwei Jahre, in denen wir noch zusammen vögelten und so taten, als ob zwischen uns alles wieder in Ordnung käme, zähle ich nicht mit. Als wir uns damals trennten, war das Beste daran, dass meine falschen Freunde mit weg waren. Gerne wollte ich in dieser Zeit ICH SELBST sein, doch das Strafgesetzbuch hinderte mich daran. Bis heute.

Sag „Ja“ dazu – nie aus Deinen Fehlern zu lernen.

Sag „Ja“ dazu – Deiner einzigen Liebe alles zu verzeihen und warte weiterhin sehnsüchtig darauf, dass sie eines Tages vor Deiner Tür steht. Auch wenn Du weißt, dass es niemals passieren wird.

Sag „Ja“ - sie niemals zu vergessen. Sie immer in Gedanken bei Dir zu haben. Bis zum letzten Atemzug. Egal, wo Du gerade auf dieser Welt bist.

Sag „Ja“ dazu – Dir einzugestehen, dass sie das Schönste für Dich war, und immer noch ist.

Sag „Ja“ dazu – am anderen Morgen ins Leere zu schauen, nachdem Du in der Nacht von ihr geträumt hast.

Sag „Ja“ dazu – diese Schlampe tagtäglich zu verfluchen.

„Frauen zu verstehen“, damit hatte ich abgeschlossen, was nicht heißt, dass ich mir nur noch einen runterholte! Angebote für eine Nacht gab es schon seit eh und je, von denen ich manche dankbar annahm, wann immer meine Kurbelwelle geschmiert werden musste. Nur gehörte ich nicht mehr zu den Männern, die versuchten, das Wesen einer Frau zu verstehen, wie es schon so viele Kerle vor mir vergeblich versucht hatten. Viel lieber befasste ich mich schon längere Zeit mit etwas Einfacherem: Mit der Relativitätstheorie. Sie ist viel einfacher zu verstehen. Ich blieb lieber ledig als erledigt (sofern ich jemals nochmal mit einer Frau ernsthaft zusammenkommen würde). Doch irgendwann, tief im Inneren, spürte ich wieder eine Sehnsucht nach Zweisamkeit, auch wenn ich bereits meine Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht gemacht hatte. Vor allem darin, wie man ihnen die Nase bricht. Dazu brauchte ich nur einen 100-Euro-Schein unter meinen Glastisch legen und den Raum verlassen. Jedes Mal, als ich kurz darauf einen dumpfen Knall vernahm, wusste ich Bescheid. Zwar glaubte ich schon lange nicht mehr an die große Liebe, doch wer will schon für immer und ewig allein sein? Ich wäre zufrieden gewesen, wenn mir eine Frau gesagt hätte, wie sehr sie mich hasst, und ich in meinem Herzen doch wusste, wie sehr sie mich liebt. Aber ich wollte keine Beziehung mehr, die einem Abenteuer im Dschungel zwischen all den wilden Tieren ähnelte. Ich gehörte nicht mehr zu den Männern, die hinter ihrer wütenden Frau stehen und sich fragen, was sie nun schon wieder falsch gemacht haben. Nur noch Harmonie zählte für mich. Eine Partnerin, mit der ich mich gut verstand und die im Bett das Miststück aus sich herausließ. Auch wenn ich damit eigentlich nicht viel verlangte, so war es anscheinend doch zu viel. Denn ich traf nur Miststücke. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Hoffnung – immer wieder Hoffnung, aber niemals die Erfüllung. Glauben Sie aber nicht, dass ich der Liebe wegen plötzlich in Togo landete! Ich wollte nur noch weg aus Deutschland und suchte das Abenteuer. Denn wenn ich noch weiterhin auf Veränderungen in meinem Leben gewartet hätte (ohne etwas dafür zu tun), dann wäre es so, als ob ich mich an einen Bahnhof stelle, um auf ein Schiff zu warten.

*

Wie konnte ich mich nur in „so etwas“ verwandeln? Ich war gutaussehend, hatte mein Leben im Griff und Frauen, die ich mir aussuchen konnte. Bis ich plötzlich als „alter Kerl“ im Alter von 5.0 in der Klapsmühle landete. Ich lebte mein Leben plötzlich nur noch in meinen Gedanken und träumte oft davon, wie ich an einem regnerischen Sommertag in kurzen Hosen und mit einem T-Shirt bekleidet durch den Regen spazieren ging. Doch die Realität sah anders aus. Im Hospital angekommen träumte ich in der ersten Nacht, dass ich seit Langem mal wieder ein Steifen hatte und den ganzen Tag mit einer Latte herumlief. Der Grund dafür war meine Ex, die in diesen Traum auftauchte und die ich mit meinem Prügel versuchte zu ersticken. Natürlich ist nicht einer allein Schuld, wenn eine Beziehung auseinandergeht, doch ihre Hälfte der Schuld war schon so groß, da konnte sie auch an allem Schuld haben. Die Frau, die ich liebte, war also fort. Nur Gott weiß, was diese Schlampe heute macht. Als ich aus meinem Traum aufwachte, kam eine Schwester ins Zimmer und suchte nach meinem Zimmernachbarn. Sie ließ versehentlich ihren Kugelschreiber fallen, drehte sich mit ihrem Rücken zu mir und bückte sich. Dass sie dabei ihren String oberhalb ihrer engen Jeans zur Hälfte entblößte, interessierte sie einen Dreck. Es machte ihr nichts aus, dass ich zwei Meter hinter ihr in meinem Bett lag und einen schönen Ausblick auf ihren Hintern hatte. Für sie war ich ein „depressiver Impotenter“ und somit keine „Bedrohung“. Sie benahm sich, als wenn sie zu Hause halb nackt ihre Wohnung putzte und sie sich vor einer ihrer Katzen bücken würde. Sie hatte keine Ahnung, dass mein kleiner Lurch unter meiner Bettdecke einmal kurz zuckte. Wie ein Eichhörnchen, das einen Herzanfall bekam. Dann war das Zucken auch schon wieder vorbei. Zu diesem Zeitpunkt war ein Zucken schon sehr aufbauend für mich, doch zu mehr war mein kleiner Freund damals nicht imstande. Selbst wenn sie den ganzen Tag vor mir gehockt hätte. OK, vielleicht hätte er irgendwann noch ein zweites Mal gezuckt, als ob man ein Eichhörnchen wiederbeleben würde, aber mehr nicht. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich sie noch dazu bringen können, dass ihr Höschen von allein feucht werden würde und sie mir ihre Telefonnummer gäbe. Aber nun lag ich dort, sah mir ihr weißes Höschen wie auch ihre blasse Haut an und dachte nicht mal in meiner Fantasie daran, sie zu vögeln. Stattdessen lag ich auf meinem Bett und träumte von vergangenen Zeiten und davon, wie ich mit meinem Cabrio und heruntergelassenem Dach durch eine warme Sommernacht fuhr. Der Himmel war klar, die Sterne funkelten und ich roch den Wald, wann immer ich an einem Solchen vorbeifuhr. Ich genoss die nächtliche Ruhe auf den Straßen und pustete den Zigarettenqualm gegen den warmen Fahrtwind. Zeitgleich hatte es sich ein Mädchen zwischen meinen Beinen gemütlich gemacht und bewegte sanft ihren Kopf hoch und runter. Damals führte ich ein einfaches, aber harmonisches Leben und hatte immer alles unter Kontrolle. Frauen warfen sich mir an den Hals, weil sie sich vorstellen konnten, dass ich der Richtige für sie wäre. Und sie hatten auch irgendwo Recht damit. Aber ich war nicht der Richtige für etwas Festes. Wo ist nur diese Zeit geblieben? Wo ist nur meine Jugend geblieben? Könnte ich sie wiederhaben? Und wenn ja, würde es einen Unterschied machen? Hätte ich die schicke Krankenschwester in jungen Jahren in einem deprimierten Zustand dazu bringen können, dass sie mir ihre Nummer gibt? Ich glaube nicht. Da das Alter keine Rolle spielt, wenn man eine Depri-Phase durchmacht. Das Leben hatte mich immer gut behandelt, und das Schlechte, das mir widerfuhr, tja, daran bin ich zum Teil wahrscheinlich selbst schuld. Es lag an meinem Zustand, dass ich seit einer Präsidentenwahl keinen ordentlichen Ständer mehr hatte. Also, Gott verflucht, warum sollte ich sie dann nach ihrer Nummer fragen? Solange man mir nicht eine Dosis Leben verpasst hatte, sodass mein kleiner Freund nicht immer nur auf Halbmast stand, sah ich keinen Sinn darin, sie anzumachen.

In all den Filmen, die ich als Kind immer sah, wurden Prinzessinnen von Helden gerettet. Doch irgendwann kam ein Punkt in meinem Leben, an dem ich mir alles andere vorkam als ein Held. Ich lebte nur noch von Träumen und Erinnerungen. Was war mir eigentlich vom Leben geblieben? Genauso hätte man meine Seele aussaugen und die Toilette hinunterscheißen können. Ich war innerlich nicht nur zerfressen, sondern auch schon verfault. Der Weg in die absolute Einsamkeit und versunken in Selbstgesprächen war nicht mehr weit entfernt. Und genau deswegen befand ich mich dort, wo man mir am besten helfen konnte. Um wieder zu mir zu finden. In der Klapsmühle.

Rückblickend gesehen

-Wäre Fantasie realistisch,

wäre Realität fantastisch-

Rückblickend gesehen – und ich glaube, da spreche ich für die meisten Männer von uns – lebte man in den goldenen 20ern sorgenfrei und man stand voll im Saft. Leider zog diese Zeit, in der wir noch jung waren und die Welt jedem Einzelnen zu Füßen lag, schnell an uns vorbei. Die Zukunft schien noch weit entfernt und unser ganzes Leben lag noch vor uns. Während manche zu dieser Zeit in ihr Verderben liefen, indem sie die erst beste Frau namens „Tina“ heirateten, gingen andere eher vorsichtig mit dem Thema „feste Partnerschaft“ um und hielten schlauerweise bis in den 30ern nach einer Partnerin Ausschau, während die, die bereits in den 20ern heirateten, sich zum Teil mit Ende dreißig wieder scheiden ließen. Durch harte Arbeit brachte man das Geld für einen gewissen Wohlstand nach Hause und man gründete schließlich eine Familie. Alles lief sozusagen nach Plan für die Leute, die sich in den 20ern noch nicht gebunden hatten. Doch in den 40ern fingen auch für manche von ihnen die Probleme an. Du hast gerade deinen zehnten Hochzeitstag gefeiert, da triffst du plötzlich deine alte Jugendliebe durch Zufall auf der Straße wieder, die sich damals in den 20ern zu deiner Enttäuschung für einen anderen entschieden hat. Jahrelang bliebst du solo, um immer für den Augenblick bereit zu sein, solltest du sie irgendwann wiedertreffen. Schließlich könnte sie dir ja während des Gesprächs sagen, dass sie sich wieder scheiden lassen hat, Single ist und sich vorstellen kann, mit dir eine Freundschaft PLUS einzugehen. Ob aus euch anschließend etwas Festes entsteht, wird man sehen. Du hoffst jeden Tag, dass sie dir über den Weg läuft und dir diesen Vorschlag macht. Doch es geschieht nicht. Wie das Leben so läuft, triffst du sie erst wieder, nachdem auch du geheiratet hast. Und wie es kommen muss, versteht ihr euch während des Treffens blendend und fühlt euch zueinander hingezogen. Sie erzählt dir, dass sie sich scheiden lassen hat und zurzeit solo ist.Verdammt,hätte ich doch nur noch die letzten paar Jahre auch noch auf sie gewartet, schreit die Stimme in deinem Kopf, während du dir vor ihr stehend lächelnd auf deine Zunge beißt, damit der Schmerz deinen Ärger verdrängt. Wenn du Glück gehabt hättest, wärst du bei eurem Treffen solo, aber was heißt schon „Glück“? Gar nichts. Denn hättet ihr beiden euch in einer Zeit getroffen, in der niemand von euch auf sein jeweiliges Gelübde hätte achten müssen, hätte sie sich garantiert nicht zu dir hingezogen gefühlt. Bestimmt hätte sie dir dann auch noch gesagt, dass sie lieber allein sein möchte – ihr doch besser weiterhin Freunde bleiben sollt oder, dass du nicht ihr Typ bist. Wie du es nimmst, es lief einfach Scheiße für dich.

Wer bis in den 40ern immer noch keine feste Partnerin hatte, wurde schließlich immer verzweifelter und „vermehrt“ sich womöglich noch heute, indem er fleißig Masturbation betreibt. In den 50ern sitzt du in deinem Gartenstuhl, hältst eine Flasche Bier, die du auf deinem mittlerweile gezüchteten Bierbauch gestellt hast, in deiner Hand und fragst dich beiläufig, wo nur all die Jahre geblieben sind. Wenn du bis dahin noch verheiratet bist und dich damals NICHT mit deiner Jugendliebe auf ein Techtelmechtel eingelassen hast, hast du bis dahin alles richtig gemacht. Spätestens in den 60ern ergrauen deine Haare immer mehr, und wenn du Pech hast, fallen dir dort die Haare aus, wo sie eigentlich hingehören. Gleichzeitig wachsen sie dir aber an Stellen, wo sie nicht hingehören. Letzteres fällt dir erst auf, wenn du so ungünstig vor deinem Spiegel im Sonnenlicht stehst und du ein fünf Zentimeter langes Haar entdeckst, das dir (anscheinend schon seit vielen Jahren) aus dem Ohr wächst. Zusätzlich fühlst du dich irgendwie in deine Pubertät zurückversetzt, weil dir auffällt, dass deine Haut nicht mehr so rein ist. In den 70ern gehst du von einer Party früher nach Hause, um pünktlich schlafen zu gehen, und denkst immer öfter darüber nach, wo nur all die Zeit geblieben ist. Damals in den 20ern war deine Zukunft noch weit entfernt, doch nun in den 70ern begreifst du endgültig, wie kurz das Leben wirklich ist. Solltest du bis dahin Glück gehabt haben, dann erwartet dich erst in den 80ern eine Operation und, wenn du Pech hast, auch noch eine Zweite. Zu einer Dritten wird es nicht mehr kommen. Was ich Ihnen mit all dem sagen möchte? Das Leben ist kurz, also sagt „ja“ zum Leben! Lacht, genießt die Kleinigkeiten und vor allem freut Euch über Eure Gesundheit! Sie sind viel wichtiger als alles Materielle auf dieser Welt. Doch wie ich die Gesellschaft kenne, kennt die Gier im Gegensatz zum Verstand keine Grenzen. Daher sagt „ja“ zu einer Eigentumswohnung.

Sagt „ja“ – zu einem dicken, aufgemotzten SUV.

Sagt „ja“ – zu einem Haus mit schickem Vorgarten, weil Euch Eure Eigentumswohnung irgendwann nicht mehr reicht.

Sagt „ja“ – zu einem Kredit, weil Ihr ohne diesen Euch nämlich nichts von dem gerade Genannten leisten könnt.

Sagt „ja“ – zu einer Kreuzfahrt, und wenn Ihr zurück seid, predigt Ihr anderen Leuten, wie sehr man sich für die Umwelt einsetzen muss.

Sagt „ja“ – zum Gendern, weil in der heutigen Zeit jeder ein noch besserer Gutmensch sein möchte und meint, mit jedem Blödsinn, der aus seinem Mund kommt, die Welt verbessern zu können.

Sagt „ja“ – zu einem festgeschriebenen Sparvertrag und freut Euch auf den Tag der Auszahlung, falls ihr diesen überhaupt noch miterlebt.

Sagt „ja“ – zu Eurer neuen Luxus-Einbauküche.

Sagt „ja“ dazu – wählen zu gehen – und lasst Euch wie jedes Mal belügen und betrügen, nachdem Ihr diese Dummschwätzer gewählt habt.

Sagt „ja“ – zu einer Fetisch-Party und tut anschließend wieder so, als ob Ihr die heiligen Jungfrauen seid.

Sagt „ja“ – zur Armut, wenn es Euch gut geht und Ihr davon nicht betroffen seid.

Sagt „ja“ – zu Euren dreiteiligen Boss Anzügen.

Sagt „ja“ – zu einer kirchlichen Traumhochzeit, und lasst Eure Kinder anschließend von seiner Heiligkeit missbrauchen.

Sagt „ja“ – zu Eurer strammen Oberweite, für die der Chirurg verantwortlich ist, die aber gar nicht zu Eurem (schlaffen) Körper passt.

Sagt „ja“ dazu – wie mitfühlend ihr kranken Menschen gegenüber seid – und verurteilt sie dann doch aufgrund ihrer Krankheit.

Sagt „ja“ dazu – um dreimal im Jahr in den Urlaub zu fliegen. Und wundert Euch dann, wenn sich der Klimawandel beschleunigt, vor dem genügend Wissenschaftler schon vor vierzig Jahren gewarnt haben.

Sagt „ja“ dazu – um Euren Nachbarn zu verklagen, weil dieser mal wieder vergessen hat, seinen Rasen zu mähen.

Sagt „ja“ – zu Euren Vorzeigekindern, die am Ende doch nicht anders sind als alle anderen.

Sagt „ja“ – zu Facebook, Instagram und Co., wo die Leute (anders als früher) heutzutage all ihre Toilettenschmierereien veröffentlichen. Sie brauchen nicht mal mehr „gez. Ich“ unter ihrer Schmiererei zu schreiben, denn anhand ihres Namens und ihres Profilfotos führt jeder Weg übers Internet zu den Idioten, die meinen, sie müssten ihre dummen Gedanken der Öffentlichkeit präsentieren.

Und sagt „ja“ dazu – einen Autor zu verurteilen, nur weil jemand zu oberflächlich ist, ein Buch anständig lesen zu können, um es auch zu verstehen, oder weil diese Person ihr eigenes Spiegelbild, welches der Autor im Buch zufälligerweise beschrieben hat, nicht gefällt. Was ich mit Letzterem meine? Darauf werde ich im Laufe dieses Buches noch ausführlich kommen! Natürlich gibt es Leute in der Gesellschaft, die nicht in der Lage sind, ihren Kopf zu gebrauchen. Dann gibt es aber welche, die können sich und ihr eigenes Leben nicht leiden, sobald man ihnen ihr Spiegelbild vorhält. Auch gibt es welche, die verstehen alles so, wie sie es verstehen möchten, nur um anderen ihre Ideologie aufzuzwingen. Oder es sind einfach nur Leute, die bescheuerter sind als irgendein Patient in der Klapsmühle. Ich denke, dass in allem die Wahrheit steckt. Und wie schon erwähnt, ich werde zu einem späteren Zeitpunkt noch ausführlich auf diese Personen zurückkommen. Sie werden es nicht glauben, welche Personen damit gemeint sind.

*

Nachdem ich im Jahre 2015 einen „schweren“ Unfall hatte und ich deswegen drei Monate lang zwischen Toilettengang und Bett nur auf meiner Couch lag, war ich froh, als mir der Arzt endlich grünes Licht gab und ich wieder laufen (lernen) durfte. Es dauerte lange, bis ich schmerzfrei auftreten konnte. Bei jeder Belastung schwoll mein Fuß an und pochte wie wild. Knapp ein Dreivierteljahr später – ich konnte fast perfekt laufen – bekam ich plötzlich schwere Gleichgewichtsstörungen. Gleichzeitig verspannte sich mein Rücken so sehr, dass ich dachte, all meine Muskeln würden jeden Moment reißen. Mein ganzer Rücken bis in den Nacken hinein brannte höllisch. Damals wusste weder ich noch der Arzt, dass die Gleichgewichtsstörungen durch eine Fehlhaltung wie auch durch die Muskulatur der HWS zustande kamen. Unzählige Male lag ich zuvor im MRT, doch nie wurde etwas entdeckt. „Alles bestens mit Ihnen“, sagte man mir, während ich mich kaum auf meinen Beinen halten konnte. „Sie können wieder nach Hause. Sie sind kerngesund.“

Zwei Jahre später, in denen ich täglich mit meinem Gleichgewicht kämpfte, bemerkte ich plötzlich immer mehr aufkommende Angst. Für mich war es klar, dass dieser Zustand nur eine Nebenwirkung meiner Gleichgewichtsstörungen war, doch sagen Sie das mal einem Arzt. Wenn Sie das tun, hört dieser sofort auf zu überlegen und teilt Ihnen seinen Befund auf der Stelle mit. In meinem Fall (wie wohl auch bei vielen anderen) sagte man mir, dass es ein phobischer Schwindel sei und ich mal mit jemandem reden sollte.Phobischer Schwindel? fragte ich mich. Ich habe noch nie von einem phobischen Schwindel gehört, der zwei Jahre DURCHWEG anhält und erst DANN auftritt, als ich in gebückter Haltung meine Waschmaschine ausräumte. Ich konnte mir nicht mal mehr meine Zähne putzen, ohne dass der Schwindel sich verschlimmerte, wann immer ich meinen Kopf in geduckter Haltung über das Waschbecken hielt.

Nachdem mir damals mein Orthopäde endlich grünes Licht gab und ich meinen Fuß belasten durfte, dachte ich endlich, ich kann wieder am Leben teilnehmen. Stattdessen gingen an mir aufgrund des Schwindels die nächsten sechs Jahre komplett vorbei. Um Ihnen, werte Leser, begreiflich zu machen, welche Art Gleichgewichtsstörung ich überhaupt meine, möchte ich Ihnen ein kleines Beispiel geben, bei dem ich NICHT übertreibe: Mein täglicher Zustand war ungefähr so, als wenn Sie sich zweimal auf der Stelle schnell im Kreis drehen. Manchmal wurde es sogar schlimmer, als ob Sie sich fünfmal im Kreis gedreht hätten. Und manchmal war es so schlimm, dass ich vor meinen Augen nur noch Schwarz sah und beim Kotzen nicht mal den Eimer traf. Ich übertreibe wirklich nicht mit diesen Beispielen! Diesen Zustand ertrug ich täglich mindestens 15 Stunden, und das über Jahre. Da ist es doch auch kein Wunder, dass irgendwann Angst oder Panik in einem aufkommen, oder?

Zusätzlich traute ich mich aufgrund des Schwindels irgendwann nicht mehr aus dem Haus, also verbrachte ich 95 % meiner Zeit in meinem schicken Apartment, welches ich in einem Altbau bewohne – direkt unter dem Dach. Besonders im Sommer lässt es sich dort „gut“ leben, wenn drei Viertel des Tages durchweg die Sonne durch die Fenster scheint. Während draußen dreißig bis vierzig Grad herrschten, saß ich bei drückender Hitze in meinen vier Wänden und kämpfte mit meinem Gleichgewicht wie auch mit meinen aufkommenden Ängsten oder Panikattacken. Ein sehr „angenehmes“ Gefühl kann ich Ihnen sagen. Sicherlich weiß jeder von Ihnen, wie es ist, wenn man in ein Auto steigt, das zuvor bei 28 Grad in der Sonne stand. Ungefähr so können Sie sich die sommerliche Luft in meinen vier Wänden vorstellen.

Zugegeben, ich war schon in meiner Kindheit wie auch im späteren Leben ein wenig phobisch veranlagt, aber dass ich wegen meines Zustandes nicht mehr am Leben teilnehmen konnte, war etwas ganz Neues für mich. Ich möchte jeden Arzt und jeden Besserwisser sehen, der feuchtfröhlich und singend durchs Leben spaziert, während er mit teils schweren Gleichgewichtsstörungen zu kämpfen hat. JEDER, absolut JEDER, würde es irgendwann mit der Angst zu tun bekommen. JEDER, der unter solch einem Dauerzustand leidet, während sich ganz nebenbei ein furchtbarer Stress im Körper abspielt! Wann immer ich mich hinsetzte, um an einem meiner Bücher zu arbeiten, fiel es mir schwer, da sich das Wackeln bzw. der Schwindel in mir verstärkte, sobald ich für längere Zeit vor meinem Laptop saß. Wie schon erwähnt – heute weiß ich, dass es an einer Fehlhaltung meiner HWS liegt.

Gleichgewichtsstörungen, Angstzustände, Panikattacken und Depressionen steigerten sich. Irgendwann ging mir mein Zustand dermaßen auf die Nerven, dass mir die Idee kam, ein Buch über mein Leid zu schreiben. Doch kaum war mir diese Idee gekommen, machte ich mir gleichzeitig Gedanken, ob ich mit meinem Thema wirklich an die Öffentlichkeit gehen möchte. Denn heutzutage wird man ja schnell als Irrer dargestellt, wenn man mental nicht in der Waage ist.Wenn du wirklich ein Buch über dich schreiben möchtest, überlegte ich: Was für ein Buch soll es dann überhaupt werden? Kein Mensch interessiert sich für deine Geschichte, wenn die Gefahr besteht, dass der Leser am Ende des Buches selbst depressiv werden könnte. Also verwarf ich meinen Plan. Jedoch stand eines für mich fest: Sollte ich jemals ein Buch über mich schreiben, dann möchte ich die Leser mit der Geschichte auch zum Lachen bringen.

Erst im Jahre 2021, als ich mich stationär wegen Angstpanikattacken behandeln ließ, sollte es schließlich so weit sein, dass es in meinem Kopf *KLICK* machte. Nach und nach entwickelte sich ein Gerüst zu einer Geschichte in meinem Kopf, woraus am Ende „Togo Connection – Hangover unter Palmen“ wurde. Ein Buch, in dem ich nicht nur über meinen Zustand schreibe, sondern die Geschichte auch gleichzeitig für eine Satire nutze, um auf die Gesellschaft loszugehen. Da ich mich in „Togo Connection“ zum Teil auch als Kunstfigur hinstelle, sollten Sie nicht alles allzu Ernst nehmen, was Sie lesen. Denn nicht alles, was im ersten wie auch im zweiten Teil meiner Geschichte steht, ist auch wirklich genauso zu 100 % passiert. In manchen Situationen neige ich dazu, zu übertreiben, wie es sich bei einer Satire gehört.

Doch verstehen Sie mich nicht falsch, denn als ich damals meinen stationären Aufenthalt antrat, kam mir bestimmt nicht in den Sinn, ein neues Buch mit dem Titel „Togo Connection“ zu schreiben. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt wirklich andere Probleme. Wie es aber im Leben ist, entwickelte sich alles anders, als ich Ende 2021 Otto, Damian, Anass und Tomasz in der Klapsmühle kennenlernte. Gemeinsam saßen wir täglich am Kaffeetisch und malten uns aus, wenn wir einfach das tun könnten, was wir wollten, doch woran uns unsere Phobien etc. hinderten. Wie zum Beispiel, dass wir einfach unsere Scheißkoffer packen, um nach Togo zu reisen. Sie fragen sich, warum ausgerechnet nach Togo? Weil Otto, einer meiner Mitpatienten, gebürtig aus Togo stammt. Tag für Tag saßen wir am Kaffeetisch, wo er uns sein Land schmackhaft machte. Damals wusste niemand von uns, was in der Zukunft noch so alles passieren würde. Doch wer genau waren wir fünf? Waren wir anders als Sie oder sonst jemand aus der Gesellschaft? Eigentlich nicht. Wir waren nur fünf friedliebende Kerle mit einem vorübergehenden Handicap, die aufgrund ihrer Krankheit zu dem Zeitpunkt so viel Wert waren wie fünf Feministinnen. Als Kinder spielten wir im Schnee und freuten uns mit glänzenden Augen auf Weihnachten. Damals glaubten wir noch an eine gute, heile Welt, in der nichts Schlimmes passieren würde, und fühlten uns beschützt und frei zugleich. Auch als Jugendliche erlebten wir eine großartige Zeit. Die Welt lag uns zu Füßen und in Bezug auf unsere Zukunft hatte jeder von uns genügend Träume. Wenige Jahre später, als jeder seine eigenen vier Wände besaß, feierten und freuten wir uns des Lebens, nachdem wir von der Arbeit kamen und das Wochenende vor der Tür gestanden hatte. Zu diesem Zeitpunkt wusste niemand von uns, ob es einen Otto – Oliver wie auch Damian, Anass oder Tomasz gab, jedoch führten wir ein zum größten Teil identisches Leben. Ohne zu wissen, dass wir uns viele Jahre später kennenlernen würden. Wie bei jedem anderen Menschen auch, gab es eine Zeit, in der unsere Herzen fester schlugen, als wir das bis dahin das Wertvollste in unserem Leben trafen – unsere Frauen. Manche von uns gingen mit ihnen Hand in Hand durch eine verträumte Schneelandschaft spazieren. Andere wiederum spazierten während eines Sonnenuntergangs mit ihren Frauen am Meer entlang. Während des spätsommerlichen Herbstes saßen wir einfach nur in einem Wald in der Nähe eines Baches, genossen inmitten von goldenen Blättern die Natur und brauchten nicht viel, um glücklich zu sein. Wie jeder andere Kerl auch, gerieten auch wir mit unseren Frauen in Streit und nahmen sie anschließend wieder in die Arme, weil es für uns nichts Schöneres gab als sie. Wir waren voller Energie und gaben alles für das, was uns im Leben wichtig war. Bis jeder Einzelne von uns eines Tages plötzlich an seine Grenzen stieß. Bei dem einen lag es daran, dass er durch seine Selbstständigkeit irgendwann völlig ausgebrannt war - den anderen holte plötzlich im Laufe seines Lebens seine zum Teil verkorkste Kindheit wieder ein, sodass er Tag für Tag durch qualvolle Erinnerungen irrte, die er liebend gern vergessen wollte. Dann gab es noch jemanden, der zwar mehr Pommes als Kokain auf dem Gewissen hatte, aber trotzdem in seinem noch jungen Leben an der Grenze angekommen war. Eine Grenze, an der er selbst entscheiden musste, wie es mit ihm weiterginge. Auch gab es jemanden, der Nacht für Nacht von Albträumen verfolgt wurde, und jemanden wie mich, den eine verkorkste Beziehung aus dem Leben katapultierte und der sich nebenbei mit Gleichgewichtsstörungen herumplagte. Im Grunde hatten wir fünf alle dasselbe Krankheitsbild. Jeder hatte ein bisschen von dem Anderen. Schon alleine deswegen verstanden wir uns gut, seitdem wir uns zum ersten Mal im September 2021 in der Klapsmühle begegneten. Jeder von uns wusste, worüber der andere sprach.

Unehrenhaft entlassen

-HILFE!

Die KrankeSchwester ist selbst bekloppt-

2022. Es war kurz vor der Zeit des Frühjahrsputzes, welches heutzutage Weltfrauentag genannt wird. Unsere erste Reise nach Togo lag erst wenige Wochen zurück und der erste Teil von „Togo Connection“ war bereits fertig geschrieben, als ich nach langer konsequenter Enthaltsamkeit zufällig eine Frau traf. Eine Französin mit dem Namen „Céleste“ – die Himmlische. Sie sah nicht nur himmlisch aus, sondern, wie ich später auch erfuhr, wusste sie himmlisch mit ihrem Mund umzugehen. NEIN, nicht DAS, was Sie gerade denken! Céleste sprach ein perfektes Deutsch, jedoch lag ein leicht französischer Akzent in ihrer Stimme. Keine Frau in meinem Leben sagte mir bis dahin mit solch einem süßen Akzent, was für ein Arschloch ich wäre – bis ich sie traf. Und nie konnte ich ihr deswegen böse sein.Seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr lebte sie in Deutschland, war 42 Jahre alt (also knapp zehn Jahre jünger als ich), hatte lange, naturrote Haare, lange Beine wie auch schöne Gesichtszüge. Ein echter Hingucker. Als wir uns kennenlernten, stellte sich bereits in unserem zweiten Gespräch heraus, dass wir in manchen Punkten derselben Meinung waren. Besonders darin, dass niemand von uns beiden scharf auf eine feste Beziehung war. Prima, dachte ich. Denn aufgrund meiner Erfahrung, die ich zuvor in der Liebe machte, war ich dazu sowieso nicht mehr in der Lage, einer Frau zu sagen, dass ich sie liebe. Viel lieber blieb ich alleine und genoss mein Leben so, wie ich es damals in den 20ern tat. Ganz nebenbei finde ich, dass Leasing das Leben viel einfacher macht als eine Beziehung. Einer Frau in der heutigen Zeit zu sagen, dass ich sie leiden kann, war das Gefühlvollste, was ich überhaupt sagen konnte. Kurz gesagt: Ich hatte einfach beziehungstechnisch die Schnauze voll und genoss, soweit es ging, mein Leben. Doch wann immer sich eine Turnstunde anbot, nahm ich diese Gelegenheiten dankend an. Denn aufgrund meiner Gleichgewichtsstörungen, derentwegen ich lange Zeit nicht am Leben teilnehmen konnte, hatte ich vieles nachzuholen. Schließlich bin ich nicht irgendso ein Arsch aus der Bibel, der alle Zeit der Welt hat und ewig lebt. „Was machst du so?“, fragte mich Céleste bei unserem ersten Treffen. Ich wurde verlegen, denn wie oft habe ich es schon erleben müssen, dass man lachte, nachdem ich mit „Ich bin Autor“ antwortete. Doch bei ihr war alles anders. Sie lachte nicht, sondern überlegte, ob sie schon mal ein Buch von mir gelesen hat. Wie es vorauszusehen war, antwortete sie: „Hm, von dir habe ich noch nie ein Buch gelesen.“ War auch nicht anders zu erwarten, dachte ich mir und stellte sofort die nächste Frage, um schnell auf ein anderes Thema zu kommen, ohne zu wissen, mit welcher Antwort sie mich eine Sekunde später schockieren würde. „Und was arbeitest du?“, fragte ich frohgelaunt.

„Ich bin Krankenschwester.“

Kaum hatte sie ausgesprochen, überkam mich das Gefühl, den Schluck Kaffee, den ich zuvor trank und den ich noch gar nicht heruntergeschluckt hatte, wieder auszuspucken. Ich dachte, ich höre nicht richtig, und verspürte ein Drücken in meiner Magengegend.

Sollten manche Leser von Ihnen den ersten Teil von „Togo Connection“ noch nicht gelesen haben, dann müssen Sie wissen, dass ich nach meiner damaligen ersten stationären Behandlung Ende 2021 unheimliches „Glück“ hatte, was Frauen betraf. Wann immer ich privat eine kennenlernte, schlug es mir auf den Magen, als sie mir sagte, dass sie als Pflegerin in einer Psychiatrie arbeiten würde. Wirklich wahr! Innerhalb kürzester Zeit lernte ich damals zwei Frauen kennen und atmete (nachdem wir uns gegenseitig beglückt hatten) tief durch, als sie mir sagten, in welchem Krankenhaus sie tätig waren. Zum Glück war es nicht das Krankenhaus, in dem ich mich damals als Patient befand.

Soll ich sie fragen, wo sie als Krankenschwester arbeitet, oder soll ich nicht?, überlegte ich, während mir vorab schon mal die Luft wegblieb. „In Recklinghausen“, antwortete die schöne Rothaarige, nachdem ich doch noch allen Mut in mir aufgebracht hatte, um ihr diese Frage zu stellen.

„Aha, und wo da?“, fragte ich vorsichtig.

„Oh, ich bin auf der Entbindungsstation im Schichtdienst.“

Oh danke, Gott, rief eine Stimme erleichtert in meinem Kopf. Wenn mir jetzt noch eine Weitere aus der Klapsmühle begegnet wäre, hätte ich es nicht ausgehalten. Entspannt zündete ich mir eine Zigarette an, atmete tief durch und lehnte mich entspannt auf die Parkbank, auf der wir saßen, zurück.

Wenige Tage später trafen wir uns zum dritten Mal und kamen während eines diplomatischen Gesprächs zu dem Entschluss, dass wir uns auf einen einvernehmlichen, nicht profitorientierten Geschlechtsverkehr einließen. Kaum hatten wir uns geeinigt, stellte sich wenige Minuten später heraus, dass Céleste liebend gerne im Galopp ritt – bis tief in die Nacht hinein. Am darauffolgenden Morgen, nachdem ich jenes erfahur, hatte ich eine beglückende Erfahrung: Als ich wach wurde, war sie bereits verschwunden, und während sich mein kleiner Freund noch vom vorabendlichen Schleudertrauma erholte, dachte ich:Morgens um halb zehn in Deutschland, nach´m Bumsen alleine im Bett aufwachen und feststellen, dass sie gegangen ist. Jetzt erst mal in Ruhe frühstücken. Entspannt richtete ich mich auf, streckte mich, da klingelte auch prompt mein Handy. Es war eine Nachricht, in der stand: Tut mir leid, aber ich musste dringend weg. Ich hatte einen wichtigen Termin.

Nun wusste ich, warum sie morgens unter meiner Decke nicht mehr auffindbar war. Doch ich freute mich für sie und ihren Termin. Wer weiß, wie lange sie geblieben wäre, wenn sie diesen nicht gehabt hätte. So wie es kam, war es schon gut, denn so verspürte ich keine Verpflichtungen ihr gegenüber.

An diesem besagten Morgen machte ich es mir also zu Hause in meinem Sessel gemütlich. Neben mir standen ein leckerer Kaffee und ein Schnittchen. Um auf dem neuesten Stand zu bleiben, schaltete ich den Fernseher ein, um mir einen Überblick in den aktuellen Nachrichten zu verschaffen. Doch kaum hatte ich nebenbei in mein Marmeladenschnittchen gebissen, wurde mir schlagartig schlecht. Schuld daran waren die Bilder, die ich in den Nachrichten sah und die mir wie ein schlechter Traum vorkamen. Der Ukraine-Krieg hatte begonnen. Ich konnte es nicht fassen, dass es im Jahre 2022 so etwas in der modernen Welt noch gibt, dass jemand dazu fähig war, ein zivilisiertes Land militärisch anzugreifen. Das Nächste, was ich tat: Ich griff nach meinen Zigaretten und zündete mir eine an. Ob man von Angstzuständen, Panik und Depressionen befallen ist, spielt erst mal keine Rolle, denn niemand von uns möchte so etwas sehen und erst recht nicht miterleben. Doch es kam, wie es kommen musste. Jeden verdammten Tag saß ich anschließend vor den Nachrichten, um durchweg auf dem Laufenden zu bleiben. Im tiefsten Inneren wusste ich, dass es in Bezug auf meine Angstzustände und meinen gesamten Zustand keine gute „Medizin“ war. Aber ich konnte es einfach nicht fassen, was ich täglich in den Nachrichten sah. Ich litt förmlich mit den Menschen, die auf der Flucht waren, mit! Und so kam es, dass aus wenigen Stunden „Nachrichten gucken“, fast 14 Stunden wurden. Täglich. Obwohl ich es hätte wissen müssen, dass es mir nicht guttut, so war der Nachrichtensender wie ein Magnet für mich. Und so ist es kein Wunder, dass ich anfing, wieder leicht katatonisch zu werden. Aber ich muss sagen, dass ich schon bevor der Krieg überhaupt begonnen hatte, immer wieder kleine Anflüge von Angstzuständen verspürte. Die Nachrichten steigerten diese immer mehr, bis ich irgendwann völlig verkrampfte und deprimierter wurde. All das Schöne, das ich zuvor in Togo erlebte, war weg aus meinen Gedanken. Als, wenn nie was gewesen wäre.

Zu diesem Zeitpunkt schickte mir meine damalige Rittmeisterin eine Nachricht aufs Handy: Lust auf Treffen? Ich überlegte kurz und dachte mir, naja, diese Frage kommt irgendwie passend. Wäre eine schöne Ablenkung. Also trafen wir uns und fuhren anschließend zu ihr, wo es nicht lange dauerte und sie mich auf ihrem Sofa ansprang. „Na, wen ´abön wir denn da?“, hauchte sie mir mit ihrem süßen französischen Akzent entgegen, während ihre rechte Hand sanft in meinem Schritt kreiste.Oh, Gott, dachte ich, eigentlich habe ich überhaupt keine Lust und möchte doch lieber schlafen. Warum auch immer, ich fühlte mich plötzlich völlig unter Druck. Doch wie sich im Laufe unserer Episode herausstellte, war Céleste ein Segen für mich. Denn durch sie fand ich Stück für Stück den Weg in den Alltag zurück. Und so kam es, dass ich irgendwann täglich mit einer Erektion herumlief, sobald ich auch nur an sie dachte. Bei jedem Gedanken an Céleste zeigte meine Kompassnadel stramm nach Nordost/Nordwest. Und wann immer ich zur Toilette musste, war es für mich aufgrund meiner Erektion ein Kunststück, den Boiler beim Pinkeln überhaupt zu treffen. Einfacher wäre es gewesen, in die Badewanne zu pinkeln. Die hätte ich nicht verfehlt. Doch nach all den geilen Tagen kamen auch wieder andere, an denen ich merkte, dass mein kleiner Freund aufgrund meiner Depri-Phase nicht wirklich mitspielte. Ich geriet deswegen immer mehr unter Druck, wann immer wir an unserer deutsch-französischen Freundschaft „arbeiteten“. Aber auf meine Rittmeisterin war Verlass. Ihr hatte ich zu verdanken, dass mein kleiner Freund nach ihrer Behandlung jedes Mal wie der schiefe Turm von Pisa in Richtung Zimmerdecke stand. Sie wusste genau, mit welchen Methoden sie ihn aus dem Tiefschlaf aufwecken konnte. Aber trotzdem: Meine Gedanken, mit denen ich mich unter Druck setzte, waren währenddessen immer gleich. Eines Abends, unser Liebesspiel hatte gerade erst begonnen, lag ich deprimiert da, als sich plötzlich ein schwerwiegender Gedanke in meinem Kopf breit machte:Hoffentlich lässt er nicht wieder nach. Mit diesem Gedanken setzte ich mich nur noch mehr unter Druck und so geschah es, dass der Turm von Pisa in sich zusammenbrach. „Was ist los?“, fragte mich Céleste hechelnd, während ich auf ihr lag und mir einen abrackerte. Sie musste bemerkt haben, dass ich mich auf etwas ganz anderes konzentrierte als auf das, was wir in dem Moment taten. Sie pustete einige rote Strähnen aus ihrem Gesicht und sah mich mit ihren grünen Augen fragend an, als ich ihr antwortete: „Würdest du bitte aufhören zu reden.“ Kaum hatte ich ausgesprochen, kam mir folgender Gedanke:Ich fühle mich schon genug unter Druck, da musst du jetzt nicht noch deinen Mund aufmachen und dazwischen funken.