Tom Sawyers Abenteuer - Klaus Adam - E-Book

Tom Sawyers Abenteuer E-Book

Klaus Adam

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Beschreibung

Klaus Adam, der Geschichterzähler aus Köln, erzählt und spielt seit einigen Jahren seine Version von "Tom Sawyers Abenteuern". Er tritt damit in Bibliotheken und Schulen auf. Wie immer bei seinen Erzähltheater-Produktionen konzentriert sich Klaus Adam auf die eigentliche Geschichte und erzählt sie neu, ohne den ursprünglichen Gehalt des genialen Romans von Mark Twain zu vernachlässigen. Dabei legt er besonderen Wert auf eine zeitgemäße, direkte Sprachform, die den Kindern einen unmittelbaren Zugang zu der Geschichte ermöglicht.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Klaus Adam

Tom Sawyers Abenteuer

Eine Erzählung nach dem Roman von Mark Twain

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Vorwort

Es war einmal... Vielleicht war es auch keinmal... Obwohl, wenn es keinmal war, wie könnte ich euch davon erzählen?

Also: Es war einmal eine kleine verschlafenen Stadt in Amerika. Und diese kleine verschlafene Stadt liegt an einem großen, majestätisch dahin gleitenden Fluss. Den Namen von dem Fluss kennt jeder! Es ist der Mississippi.

Die kleine Stadt hat natürlich auch einen Namen. Sie heißt St. Petersburg. Momentmal! Das kann ja wohl nicht sein! St. Petersburg? Das ist doch keine Stadt in Amerika! St. Petersburg ist die zweitgrößte Stadt in Russland, eine Millionenstadt und alles andere als verträumt!

Beides ist richtig. Es gibt nämlich ein St. Petersburg in Russland und eins in Amerika. Das St. Petersburg, in dem die Geschichte spielt, ist ein kleines unbedeutendes Kaff irgendwo am Ufer des Mississippi.

Unser St. Petersburg besteht fast nur aus ein paar einfachen Häusern, die sich rechts und links entlang der Hauptstraße aneinander reihen. Es gibt auch ein paar kleine Seitenstraßen. Wenn man in eine von diesen kleinen Seitenstraßen einbiegt, und zwar in die, die gleich hinter dem Rathaus rechts von der Hauptstraße abzweigt, kommt man nach etwa fünfzig Metern an einem bescheidenen Häuschen mit einem kleinen Garten vorbei. Zwischen dem Garten und der Straße steht ein Zaun. Der ist etwa zwanzig Meter lang und ein bisschen mehr als einen Meter hoch. Dieser Zaun spielt eine wichtige Rolle in unserer Geschichte.

Tom Sawyer

In einer kleinen Bucht am Ufer des Mississippi liegt ein altes Floß aus zusammen gebundenen Baumstämmen. Die eine Hälfte des Floßes liegt auf dem Sand des Flussufers, die andere Hälfte schwimmt im Wasser. Auf dem Floß sitzt ein etwa 10-jähriger Junge. Seine Füße baumeln im Wasser, mit seinen Armen stützt er sich nach hinten ab. Er schaut hinauf in den Himmel und betrachtet verträumt die vorbeiziehenden Wolken. Der Junge heißt Tom Sawyer.

Tom war nach der Schule hinunter zum Mississippi geschlendert. Das alte Floß in der kleinen Bucht ist sein Lieblingsplatz. Hierhin verkrümelt er sich regelmäßig, wenn er mal allein sein will oder wenn er was zum Nachdenken hat.

Nach einer Weile richtete er sich seufzend auf. Am Stand der Sonne konnte er ziemlich genau abschätzen, wie spät es war. Und weil die Sonne schon ziemlich tief stand, wusste er, dass es langsam Zeit wurde, sich auf den Heimweg zu machen.

Er schlenderte ein schmalen Trampelpfad entlang, der ihn durch Auenwiesen zurück in die Stadt führte. Wenig später näherte er sich den ersten Häusern. Da sah er einen Jungen, der ihm entgegen kam. Der Trampelpfad war so schmal, dass einer der beiden einen kleinen Schritt zur Seite machen musste, um den anderen vorbei zu lassen. Als der Junge bis auf ein paar Meter heran gekommen war, blieb Tom stehen. Der Junge stoppte ebenfalls. Tom hatte sein Gegenüber noch nie gesehen. Das musste jemand sein, der neu in St. Petersburg war. Tom betrachtete ihn und verzog abfällig den Mund.

"Mann, ey, was ist das denn für ein Fuzzy?" dachte er.

Der Junge hatte total schnöselige Klamotten an. Eine Hose mit Bügelfalten, ein blütenweißes Hemd, einen Schlips und auf dem Kopf trug er eine total bescheuerte Mütze.

Die beiden Jungs musterten sich abschätzend. Tom erwartete, dass der Junge Platz machte, um ihn vorbei zu lassen. Aber der Junge bewegte sich keinen Zentimeter. Klar, Tom hätte das Gleiche tun können, nach dem Motto: "Der Klügere gibt nach". Aber irgendwie spürte er, dass es der Junge darauf anlegte, sich mit ihm zu messen.

"Okay", dachte Tom, "wenn er Streit sucht, den kann er haben."

Er knurrte sein Gegenüber an:

"Was glotzt'n du so?"

Der Neuankömmling rümpfte seine Nase und motzte zurück:

"Wenn hier einer glotzt, dann ja wohl du!"

"Ey, du Knirps, werd mal nicht pampig, sonst..."

Tom war ganz schön mutig, einen Jungen, der einen Kopf größer war als er selbst, Knirps zu nennen.

"Sonst was?" gab der Junge abfällig zurück.

"Das wirst du gleich sehen!"

"Huuuh", meinte der Junge ironisch, "jetzt krieg ich aber Angst!"

Tom wurde wütend. Nicht nur, dass der Kerl ihm den Weg versperrte, er schien sich auch kein bisschen einschüchtern zu lassen.

"Mann ey, du nervst! Verpiss dich!"

"Verpiss dich selber!"

"Leg's nich' drauf an, sonst schmier' ich dir eine!"

"Das wüsst' ich aber!"

Die beiden Streithähne kamen sich langsam näher. Jeder starrte dem anderen mit einem möglichst finsteren Blick in die Augen.

"Ich meine es ernst. Noch ein Wort und du kannst was erleben!"

"Das werden wir ja sehen!"

"Und ob wir das sehen werden!"

"Du kannst schon mal deine Knochen nummerieren!"

"Aber erst wenn du dein Testament gemacht hast!"

Jetzt reichte es Tom. Blitzartig stürzte er sich auf seinen Gegner und warf ihn zu Boden. Tom merkte sofort, dass der andere Junge nicht viel Erfahrung im Kämpfen hatte. Nachdem die beiden sich mit gefletschten Zähnen und fluchend im Dreck herumgewälzt hatten, schaffte es Tom, seinen Gegner auf den Rücken zu wuppen und seine Handgelenke zu packen. Dann platzierte er seine Knie auf den Oberarmmuskeln des Jungen. Der Junge verzog sein Gesicht und stöhnte gequält auf:

"Auuuuaaa! Mann, ey, das ist fies!"

"Sag: Genug!" fauchte Tom.

"Du kannst mich mal!" erwiderte der Junge wimmernd.

Tom presste seine Knie fester auf die Muskeln seines Gegners und rutschte leicht hin und her. Der Junge jaulte und fing an zu heulen. Tom hatte kein Mitleid. Er rubbelte mit seinen Knien weiter auf den Armen des Jungen herum. Nach ein paar Sekunden gab der Junge auf.

"Genug!" jammerte er leise.

Tom erhob sich und stellte sich breitbeinig über sein Opfer.

"Ich hoffe, das war eine Lehre für dich. Wenn du mir das nächste Mal über'n Weg läufst, verlange ich Respekt."

Der andere Junge rappelte sich auf und rannte heulend davon. Tom spuckte aus und klopfte sich den Staub von den Klamotten. Dabei sah er, dass seine Hose einen Riss bekommen hatte und ein Knopf von seinem Hemd fehlte.

Tante Polly

"Toooooom! Wo bist du! Du nichtsnütziger Lausebengel! Komm sofort raus aus deinem Versteck. Na los, mach schon! Ich weiß, dass du hier irgendwo bist!"

Tante Pollys Stimme schallte durch das kleine Haus mit dem Gartenzaun davor und war selbst noch auf der Straße deutlich zu hören. Sie war stinksauer. Mit einem Besenstiel bewaffnet stürmte sie durch das Haus und klapperte ein mögliches Versteck nach dem anderen ab. Erstaunlich flink eilte sie die Treppe hinauf in den ersten Stock, wo sich das Zimmer von Tom und seinem Bruder Sid befand. Gleich neben der Treppe stand ein mächtiger Kleiderschrank. Tante Polly hielt inne und lauschte. Dann drehte sie ihren Kopf langsam in Richtung Schrank. Auf Zehenspitzen schlich sie näher, legte vorsichtig ein Ohr ans Holz und lächelte siegesgewiss. Mit einem Ruck öffnete sie die Schranktüren und zog Tom Sawyer heraus.

"Ha! Hab' ich dich! Sag mal, was fällt dir eigentlich ein? Womit hab ich das verdient? Hast du mir nicht letzte Woche hoch und heilig versprochen, dass damit ein für allemal Schluss ist?"

Tom setzte eine Unschuldsmiene auf und meinte kleinlaut:

"Aber Tante Polly, ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest! Ich hab' doch gar nichts gemacht."

Aber damit war er bei seiner Tante an der falschen Adresse. Die war stinksauer und kurz davor, ihrem Stiefsohn eine ordentliche Tracht Prügel zu verpassen.