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Einmal eine Margarita à la Jack Kerouac, bitte! F. Scott Fitzgerald hielt einmal fest, das Trinken sei das Laster des Schriftstellers. Und tatsächlich scheinen Alkohol und Literatur schon immer nahe beieinander gelegen zu haben. Von der Renaissance bis heute vereint »Trinken wie ein Dichter« die Lieblingsgetränke bekannter Dichterinnen und Autoren. Wollten Sie auch schon immer mit einem Vodka Martini über Sylvia Plaths Dichtung philosophieren, mit einem karibischen Cocktail nach Hemingway-Art am Strand liegen oder mit Joseph Roth – »böse, besoffen, aber gescheit« – einen oder zwei Pernod kippen? Dieses Buch ist der perfekte Leitfaden, um sich in die richtige »literarische« Stimmung zu versetzen. 99 einfache Rezepte stellen die ikonischen Drinks berühmter Schriftsteller vor und erläutern kurzweilig die Geschichte hinter den Getränken – mit hinreißenden Illustrationen ausgestattet, werden die Cocktails, Longdrinks und beschwipsten Heißgetränke ergänzt von Tipps für die Ausrichtung eines eigenen literarischen Salons und wirkungsvollen Katerrezepten. Die deutsche Ausgabe wurde exklusiv mit deutschsprachigen Schriftstellerinnen und Autoren angereichert – ein absolutes Muss für Literaturfans und Cocktailliebhaber: Cheers! Mit den Lieblingsrezepten von F. Scott und Zelda Fitzgerald, E.T.A. Hoffmann, Salman Rushdie, Johann Wolfgang von Goethe, Agatha Christie, Annemarie Schwarzenbach, James Baldwin, Jane Austen, Thomas Bernhard, Friedrich Dürrenmatt, Franziska zu Reventlow u.v.m.
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Seitenzahl: 151
Trinken wie ein Dichter
99 Drinks mit Jane Austen, Ernest Hemingway & Co.
Aus dem Amerikanischen von Johanna Ott
Klett-Cotta
Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.
Klett-Cotta
www.klett-cotta.de
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »How to drink like a writer« im Verlag Apollo Publishers, New York.
© 2020 by Apollo Publishers
Für die deutsche Ausgabe
© 2024 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart
Alle deutschsprachigen Rechte sowie die Nutzung des Werkes für Text und Data Mining i. S. v. § 44b URHG vorbehalten
Cover: Rothfos & Gabler, Hamburg
unter Verwendung zweier Abbildungen von © Shutterstock / Maisei Raman und © Shutterstock / AVA Bitter
Illustrationen: © Jessica Fimbel Willis
Innenlayout: © Rain Saukas
Lektorat: Dr. Sabrina Keim
Gesetzt in den Tropen Studios, Leipzig
Gedruckt und gebunden von CPI – Clausen & Bosse, Leck
ISBN 978-3-608-98829-1
E-Book ISBN 978-3-608-12362-3
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Die nötige
Ausstattung
Die nötigen
Vorräte
William Shakespeares
Metheglin
Jane Austens
Negus
Percy Bysshe Shelleys
Arnold Palmer mit grünem Tee
Edgar Allan Poes
Eggnog
Sir Walter Scotts und William Makepeace Thackerays
Gin Twist
Charles Dickens’
Sherry Cobbler
Gustave Flauberts
French Hot Toddy
Dante Gabriel Rossettis
Chloralhydrat mit Whiskey
Irgendwo ist immer fünf Uhr
La Closerie des Lilas, die Belle Epoque und der Flug der Grünen Fee
Oscar Wildes
Absinth
Mark Twains
Whisky »Cock-Tail«
William Butler Yeats’
Clover Club
F. Scott Fitzgeralds
Gin Rickey
James Joyces
Dublin Coffee
Aphra Behns und Virginia Woolfs
Milk Punch
Alexander Woollcotts
While Rome Burns
William Seabrooks
Asylum Cocktail
Zelda Fitzgeralds
Vodka Lemonade
E. T. A. Hoffmanns
Elixier des Teufels
George Orwells
Gemütliche Tasse Tee
Edgar Rice Burroughs’
Tarzan Cocktail
Franziska zu Reventlows
Silvester-Sekt
Edna St. Vincent Millays
Between The Sheets
Eugene O’Neills
Gibson
Raymond Chandlers
Gimlet
Novalis’
Tinctura Opii Simplex
Dashiell Hammetts
The Thin Manhattan
Ernest Hemingways
Karibik-Cocktails
William Faulkners
Mint Julep
Ian Flemings
Vesper Martini
Somerset Maughams
Żubrówka
Evelyn Waughs
Stinger
Frank O’Haras
Strega
und Coke
Gertrude Steins und Alice B. Toklas’
Sommerlicher Obstsalat mit Champagner
Dorothy Parkers
Whiskey Sour
Der Algonquin
Round Table
John Steinbecks
Jack Rose
Annemarie Schwarzenbachs
Raki Cocktail
Jack Kerouacs
Margarita
Das Vesuvio Café
Natalie Clifford Barneys und Renée Viviens
Corpse Reviver Nr. 2
Pablo Nerudas
El Coquetelon und Pisco Sour
Sylvia Plaths und Anne Sextons
Wodka Martini
P.
G. Wodehouses
May Queen und Green Swizzle
Agatha Christies
Pink Gin
Joseph Roths
Pernod
Elizabeth Bishops
Caipirinha
Katherine Anne Porters
Sloe Gin Rickey
Die Harlem Renaissance
Poesie, Performance und Harlems Nachtclubs
Langston Hughes’ und Gwendolyn B. Bennetts
Harlem Cocktail
Tennessee Williams’
Ramos Gin Fizz
Truman Capotes
Orange Drinks
E.
B. Whites
Martini und Pompier
Simone de Beauvoirs
Aprikosencocktails
Die White Horse Tavern
James Baldwins
Bourbon, Pur
Raymond Carvers
Bloody Mary für Zombies
Richard Hughes’ und Anthony Burgess’
Hangman’s Blood
Charles Bukowskis
Boilermaker
Kingsley Amis’
Katzenschwanz oder Polnisches Bison
Eudora Weltys
Mutters Eggnog
Susan Sontags
Liste geliebter Dinge
Norman Mailers
Berlin Station Chief
Friedrich Dürrenmatts
Bordeaux-Cocktail
John Updikes
Old-Fashioned
J.
D. Salingers
Scotch mit Soda
Christopher Hitchens’
Scotch und Perrier
Helen Gurley Browns
Skinny Hot Buttered Rum und Chloroform
Seamus Heaneys
Schlehengin
Maya Angelous
Sherry
Johann Wolfgang von Goethes
Fränkischer Wein
Jackie Collins’
Jackie Collins Cocktail
Anthony Bourdains
Negroni
Eve Babitz’
White Lady
Ruhm und Reben
Jay McInerney, Nora Ephron, Joan Didion, Alice Munro, Marguerite Duras, Lord Byron und der Wein
Salman Rushdies
Vodka Tonic
Haruki Murakamis
Whisky, Pur
Candace Bushnells
Cosmopolitan
Tipps von den Altmeisterinnen der Pariser Salonkultur
Was bei der Ausrichtung eines Literarischen Salons zu beachten ist
Bret Easton Ellis’
Wodka mit Grapefruitsaft
Alexander Chees
Pilgrim und Nutty Pine
Min Jin Lees
Campari Soda
Marlon James’
Dark ’N’ Stormy
Viet Thanh Nguyens
Sympathizer
Gary Shteyngarts
Breakfast Martini
Thomas Bernhards
Most
Roxane Gays
Bad Feminist
R.
O. Kwons
Vodka Soda
Katerhilfe von knallharten, hedonistischen, krawallsüchtigen Literaten
Bildnachweis
Zitatnachweis
Bibliographie
Anmerkungen
Absinth (Pernod)
Aged Rum
Aperol
Applejack (Laird’s)
Aprikosenlikör
Armagnac
Batavia Arrak
Bier (Stout, Lager, Pale Ale)
Bitterliköre (Angostura, Peychaud’s, Walnuss)
Bourbon
Brandy (Cognac, Calvados, Aprikosenbrand)
Cachaça
Campari
Kirschlikör (Cherry Heering)
Cointreau
Crème de Cassis
Crème de Menthe (grün, weiß)
Cynar
Disaronno Originale (Amarettolikör)
Gin
Irish Whiskey
Kahlúa
Kirschwasser
Kümmel
Liquore Strega
Leichter Rum
Lillet Blanc
Maraschino-Likör
Mezcal
Pisco
Zirbenlikör
Portwein (Ruby Port)
Roggenwhiskey
Scotch Whisky
Sherry (Amontillado)
Spiced Rum
Tequila
Triple Sec
Velvet Falernum
Vermouth (süß, trocken, blanc)
Wodka
Wein (rot, weiß, Champagner)
Chartreuse, gelb
Żubrówka (polnischer Wodka aus Bisongras)
Für 16 Personen
Im Zeitalter der Tudors schätzte man Nahrungsmittel und Getränke vor allem wegen ihrer medizinischen Anwendbarkeit.[1] Bier, Wein und Cider trank man nicht nur um ihrer berauschenden Wirkung willen, sondern auch, weil sie angeblich vor Krankheiten und Infektionen schützten. Insbesondere Metheglin, eine Form des Gewürzmets, fand als Gesundheitstonikum Verwendung. Der Name des Getränks kommt vom walisischen Wort meddyglyn, was medizinischer Likör bedeutet und auf den lateinischen Begriff medicus zurückgeht.[2] Shakespeare erwähnt den fermentierten Honigwein – eine mit Gewürzen versetzte Version des ältesten uns bekannten alkoholischen Getränkes – in Verlorene Liebesmüh und Die lustigen Weiber von Windsor und hätte sich beim ersten Frösteln, Ziepen oder Schnupfen zweifellos einen Schluck genehmigt.[3]
Ein etwa 5 cm langes Stück Ingwer, ungeschält
1 Zimtstange, in Stücke gebrochen
2 Zitronen
1,4 kg Wildblumenhonig
6 Nelken
30 g Backhefe
Den Ingwer mit einer Pfanne weichklopfen, bis er leicht brüchig ist. Die Zitronen auspressen und den Saft beiseitestellen. Die Schale der Zitronen zusammen mit dem Ingwer, den Nelken und der Zimtstange auf ein Passiertuch legen und dieses mit einem Faden zu einem Bündel verschnüren.
Das Gewürzpaket zusammen mit 4 Litern Wasser und dem Zitronensaft in einem großen Topf zum Kochen bringen, dann die Hitze reduzieren und auf 50 Grad Celsius abkühlen lassen.
Honig in den Topf geben. Den Topf vom Herd nehmen und, sobald die Temperatur des Inhalts bei 20 Grad Celsius liegt, die Gewürze herausschöpfen. Hefe beifügen und vorsichtig mischen.
Einen Gärbehälter bis unterhalb des eingebauten Ventils mit der Mischung befüllen. (Das Ventil ist ein sogenanntes Einwegventil, durch das die Gase, die während des Gärungsprozesses entstehen, entweichen können, das jedoch gleichzeitig dafür sorgt, dass der Behälter luftdicht verschlossen und frei von Sauerstoff bleibt, wodurch die Bildung von Bakterien und Schimmel bei der Fermentierung verhindert wird.[4])
Ein bis zwei Wochen gären lassen, bis die Flüssigkeit klar ist, und dann in Flaschen umfüllen.[5]
Die Flaschen bei kühler Raumtemperatur mindestens vier bis sechs Monate lagern oder noch besser den Metheglin über mehrere Jahre reifen lassen.
Abhängig von Alkohol und Tanzverträglichkeit für 4 bis 6 Personen
Die opulenten und ausgedehnten Bälle in Jane Austens London der Regency-Ära wurden für gewöhnlich von einem warmen Gewürzwein namens Negus befeuert. Bei den von ihr besuchten Festen ist Austen dieses beliebte Getränk zweifellos untergekommen – schließlich spielt es sowohl in Die Watsons als auch in Mansfield Park bei Fannys Festball eine Rolle.[6] Den heutigen Anlässen mag es zwar am Zeremoniell, an den Intrigen und der Etikette mangeln, welche die Bälle in Austens England auszeichneten, doch mit ein paar Gläschen Negus, einem Kandelaber und einem Pianoforte könnte man sich durchaus vorstellen, vom Salon ins Wohnzimmer zu gleiten – so mutig und stark wie Austens Heldinnen oder mit dem unaufdringlichen Charme eines Mr. Darcy.
Nachdem Tom Musgrave nicht mehr gesehen wurde, können wir annehmen, dass er seinen Plan ausgeführt hatte, und uns vorstellen, wie er verbittert und in trübseliger Einsamkeit vor seinem Fässchen Austern saß oder bereitwillig der Wirtin in der Bar bei der Zubereitung von neuem [Negus] für die fröhlichen Tänzer oben zur Hand ging.[7] – Jane Austen, Die Watsons, 1805
1 Zitrone
2 Esslöffel Zucker
47 cl Ruby Portwein
Frische Muskatnuss, geraspelt, nach Geschmack
Zitronenscheiben zum Garnieren
Zitrone sorgfältig schälen, auspressen und den Saft sowie die Schale in einen mittelgroßen Kochtopf geben. Zucker und Portwein beifügen und auf mittlerer Stufe unter Rühren erhitzen, bis sich der Zucker auflöst. Währenddessen einen Topf mit Wasser aufsetzen und, sobald sich der Zucker im Portwein aufgelöst hat, 240 Milliliter heißes Wasser beimengen. Die Mischung in einen Krug abseihen und mit Muskatnuss würzen. Das Ganze mit Zitronenscheiben garnieren.
Zum Negus serviert man am besten Weiße Suppe, eine für die Regency-Epoche typische Kalbsfleischbrühe, welche definitiv der Renner auf jedem Ball gewesen wäre (und die im Gegensatz zum Negus keine Flecken hinterlässt).
Eine Kalbshachse zusammen mit einem großen Suppenhuhn und 500 Gramm magerem Speck in sechs Liter Wasser geben; 250 Gramm Reis, zwei Sardellen, einige Pfefferkörner, eine Handvoll duftender Kräuter, zwei oder drei Zwiebeln sowie drei oder vier in Scheiben geschnittene Sellerieknollen beimengen. Alles zusammen einkochen, bis die Suppe den gewünschten Geschmack erreicht und dann durch ein Passiersieb in einen sauberen Tontopf geben. Über Nacht ziehen lassen, am nächsten Morgen den Schaum abseihen und die klare Brühe in einen Kochtopf umfüllen. 250 Gramm feingehackte Mandeln hinzugeben, kurz aufkochen lassen und mithilfe eines grobmaschigeren Siebes erneut passieren. Dann 500 Milliliter Sahne und ein Eiweiß hinzugeben und noch heiß in den oberen Stockwerken servieren.[8]
Für eine Person
Im Hinblick auf einen gesunden Lebensstil war Percy Bysshe Shelley, ein Dichter der Romantik, fast so etwas wie ein leuchtendes Beispiel. Er war schon Vegetarier, ehe es für cool befunden wurde, und das, obwohl die meisten Ernährungsformen des 19. Jahrhunderts von Fleischkonsum geprägt waren.[9] Dafür war Shelley ein Koffein-Junkie und noch dazu eine unverbesserliche Naschkatze.[10] Tee, insbesondere hochqualitativen grünen Tee, mochte er besonders gern.[11] Darüber hinaus trank der Lyriker große Mengen an Limonade[12], die allerdings nicht mit Zucker (der wegen seiner Verbindung zur Sklaverei von Liberalen wie Intellektuellen jener Zeit boykottiert wurde), sondern mit Honig gesüßt war (Shelley war bekannt dafür, dass er diesen gern frisch aus der Honigwabe aß).[13] Der im folgenden Rezept beschriebene Drink ist alkoholfrei und eignet sich somit optimal für alle, die einen produktiven Tag am Schreibtisch geplant haben und deshalb einen klaren Kopf bewahren wollen. Wer aber mehr als nur einen Koffein-Kick will, der kann mit der Zugabe von drei bis sechs Zentilitern Bourbon nichts falsch machen.
2 Zitronen, unbehandelt
1 Esslöffel Honig, naturbelassen
2 Beutel grüner Tee
Einige Zweige Minze zum Garnieren
Beide Zitronen schälen und auspressen. Die abgeriebene Zitronenschale, den Saft sowie den Honig zusammen mit 360 Millilitern gefilterten Wassers in einen Kochtopf geben. Die Mischung unter Rühren zum Kochen bringen. Sobald sich der Honig aufgelöst hat, von der Herdplatte nehmen und abkühlen lassen.
Währenddessen weitere 360 Milliliter gefiltertes Wasser aufsetzen. Sobald das Wasser kocht, von der Herdplatte nehmen und die beiden Teebeutel für zwei bis drei Minuten darin ziehen lassen. Die Teebeutel wieder herausnehmen und abkühlen lassen.
Den Tee in ein großes Glasgefäß füllen. Die Limonade durch ein Teesieb gießen und mit dem grünen Tee mischen. Im Kühlschrank lagern. Auf Eis und garniert mit einem Minze-Zweig servieren.
Für acht Personen
Auch wenn die Legende besagt, Edgar Allan Poe sei betrunken in den Straßen von Baltimore gestorben, haben jüngste Erkenntnisse ergeben, dass seine Wahnvorstellungen, seine Streitlust und sein rapider Verfall eigentlich durch Tollwut ausgelöst wurden.[14] Ebenso wie die Kreatur – welche auch immer das gewesen mag –, die ihre Zähne in den berühmten Dichter und Theaterschriftsteller schlug, so hat auch dieser Eggnog, dessen Rezept in der Poe-Familie von Generation zu Generation weitergegeben wurde, ordentlich Biss – mit dem kleinen Unterschied, dass man sich nach dessen Genuss eher zusammengesunken in einem Sessel als mit einer viralen Enzephalitis in der Gosse wiederfinden wird.
7 Eiweiß
200 g Zucker
1,2 l Vollmilch
120 ml Schlagsahne
360 ml guter Brandy
60 ml dunkler Rum
Frisch geriebene Muskatnuss zum Garnieren
Eiweiß und Zucker in einer kleinen Schüssel verquirlen. In einem kleinen Topf 720 Milliliter Vollmilch bei niedriger Hitze zum Kochen bringen. 240 Milliliter der warmen Milch langsam (damit das Ei nicht gerinnt) zu Eiweiß und Zucker hinzufügen. Die Mischung aus Milch, Eiweiß und Zucker zurück in den Kochtopf geben und glattrühren. Von der Herdplatte nehmen und die Sahne beimischen. Das Ganze unter Rühren abkühlen lassen. Die verbleibende Vollmilch, den Brandy und den Rum hinzugeben und glattrühren. Muskatnuss darüber reiben und trinken, wie es dem verräterischen Herz beliebt, und dann – so sprach der Rabe – »noch ein bisschen mehr.«[15]
Für eine Person
»Nun, so erbitte ich mir denn, Sir Bingo,« sagte der Hauptmann, »die Ehre Ihrer Gesellschaft im Rauchzimmer, wo wir eine Cigarre und ein Glas [Gin Twist] erhalten können; dabei wollen wir es überlegen, wie die Ehre der Gesellschaft bei dieser Lage der Dinge am besten aufrecht erhalten werden möchte.«[16] – Sir Walter Scott, St. Ronans-Brunnen, 1860
Gegen elf Uhr kommen Männer mit weißen Halsbinden von Dinnerpartys und führen ihre Lackschuhe und ihre Kragenknöpfe mit leichter Selbstzufriedenheit vor – und um Mitternacht, nach den Theatervorstellungen, stolzieren die jungen Schwerenöter und Viveurs herein und schreien lauthals nach Gin Twist.[17] – William Makepeace Thackeray, Sketches and Travels in London, 1856
Der schottische Romancier, Dichter und Biograph Sir Walter Scott – bekannt insbesondere für sein 1819 verfasstes Werk Ivanhoe – wird oft als Erfinder des historischen Romans angesehen und für seinen literarischen Stil gepriesen, der sowohl poetisch als auch präzise und von einer gewissen Liebe zum Detail geprägt ist.[18] Scott war darüber hinaus ein scharfsinniger Beobachter der Gesellschaft mit einem aktiven Sozialleben.[19] Kein Wunder also, dass er in seinem 1823 erschienenen Roman St. Ronans-Brunnen den Gin Twist erwähnt, ein warmes Getränk mit Gin und einen der ersten Cocktails, die im Vereinigten Königreich des 19. Jahrhunderts verbreitet waren. Jahre später hält auch William Makepeace Thackeray, Autor von Jahrmarkt der Eitelkeiten (1847–1848) und von Die Geschichte des Henry Esmond, Esq. die Beliebtheit des Cocktails in seinen Reisenotizen Sketches and Travels in London (1856) fest.[20][21] Dass sowohl Scott als auch Thackeray – beide etablierte Mitglieder der Gesellschaft und geschickt darin, die damaligen Gepflogenheiten wie auch die historischen Momente zu dokumentieren – den Drink du Jour in ihre zeitgemäßen Schriften aufnahmen, ist nicht weiter überraschend.
4 ½ cl Dry Gin
2 cl Zitronensaft, frisch gepresst
1 ½ cl Zuckersirup (Zucker und Wasser im Verhältnis 1:1 gemischt)
Eine Zitronenzeste zum Garnieren
Gin, Zitronensaft und Zuckersirup in einem hitzebeständigen Becher mischen. Mit heißem Wasser aufgießen und verrühren. Mit einer Zitronenzeste garnieren.
Für eine Person
Charles Dickens’ viktorianisches England war geprägt von Enthaltsamkeit, Abstinenz und einer strengen Moral – was den Autor aber nicht davon abhielt, dem Alkohol zu frönen. Festliche Cocktails und regelmäßige Abstecher zur Bowlenschale gab es nicht nur in seinen Romanen, sondern auch in seinem eigenen Leben.[22] Auf seiner Reise durch Amerika war er völlig fasziniert von der aufkommenden Cocktailszene und erfreute sich an den Gin Slings, den Mint Juleps und den Timber Doodles, die hinter der Bar zusammengemixt wurden.[23] Einer seiner Lieblingsdrinks, der Sherry Cobbler, spielt sogar eine Schlüsselrolle in seinem Werk. In Martin Chuzzlewit ist es der Titelheld, der den Drink völlig fasziniert begutachtet, bevor er ihn schließlich in einem einzigen, hastigen Zug leert.[24] Mag es auch viktorianisch anmuten, so raten wir doch, es etwas langsamer angehen zu lassen, damit sich das Wechselspiel zwischen den frischen Früchten und dem salzigen Sherrygeschmack voll entfalten kann.
2 Orangenscheiben
1 Esslöffel Zucker
12 cl Amontillado
Beeren der Saison zum Garnieren
Cocktailkirschen zum Garnieren
Eine Zitronenscheibe zum Garnieren
Orangenscheiben zusammen mit dem Zucker in einem Cocktailshaker zerstoßen. Sherry und Eis hinzufügen und schütteln. Das Ganze in ein mit Eis gefülltes Collins-Glas abseihen. Mit den Beeren, den Cocktailkirschen und einer Zitronenscheibe garnieren und großzügig servieren. Denn Bitte Sir, wird Ihre Begleitung sagen, ich hätte gern noch einen.
Für eine Person
Es passt zu Gustave Flaubert, dass es sich bei seinem bevorzugten Drink um ein aromatisches, reichhaltig-schweres Getränk handelt. Schließlich hat er nicht nur seine berühmte Antiheldin Madame Bovary zu einer Anhängerin der sinnlichen Welt gemacht, sondern auch sein eigenes Verhalten und seine eigenen Vorlieben in ihren wiedererkannt. »Madame Bovary«, hat er bekanntlich behauptet »c’est moi.«[25] Unser French Hot Toddy – nach einem Rezept, das Flaubert zugeschrieben wird und aus dem 1954 (in Deutschland 2011) erschienenen Alice B. Toklas Kochbuch stammt – enthält neben der warmen Apfelnote von Cider und Calvados, einem französischen Apfelbrand, auch eine samtige Sahneschicht und passt damit ganz hervorragend zu einem von Emma Bovary inspirierten Nachmittag voller Tagträume und romantischer Sehnsucht.
12 cl Apfelcider
6 cl Calvados
6 cl Aprikosenbrand
6 cl Sahne
Gemahlener Zimt zum Garnieren
Den Apfelcider in einem kleinen Kochtopf erwärmen und vom Herd nehmen. Calvados und Aprikosenbrand hinzufügen, verrühren und im Anschluss in ein hitzebeständiges Glas gießen. In langsamen, kreisförmigen Bewegungen die Sahne hinzugeben, sodass sie sich oben absetzt, und das Ganze mit gemahlenem Zimt bestreuen.
Für eine Person
Whiskey, Brandy und Laudanum scheinen jedoch nach Belieben Anwendung gefunden zu haben.[26]– »Some Medical Aspects of the Life of Dante Gabriel Rossetti«, Proceedings of the Royal Society of Medicine, 1963