Trinken wie ein Dichter -  - E-Book

Trinken wie ein Dichter E-Book

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Beschreibung

Einmal eine Margarita à la Jack Kerouac, bitte! F. Scott Fitzgerald hielt einmal fest, das Trinken sei das Laster des Schriftstellers. Und tatsächlich scheinen Alkohol und Literatur schon immer nahe beieinander gelegen zu haben. Von der Renaissance bis heute vereint »Trinken wie ein Dichter« die Lieblingsgetränke bekannter Dichterinnen und Autoren.  Wollten Sie auch schon immer mit einem Vodka Martini über Sylvia Plaths Dichtung philosophieren, mit einem karibischen Cocktail nach Hemingway-Art am Strand liegen oder mit Joseph Roth – »böse, besoffen, aber gescheit« – einen oder zwei Pernod kippen? Dieses Buch ist der perfekte Leitfaden, um sich in die richtige »literarische« Stimmung zu versetzen. 99 einfache Rezepte stellen die ikonischen Drinks berühmter Schriftsteller vor und erläutern kurzweilig die Geschichte hinter den Getränken – mit hinreißenden Illustrationen ausgestattet, werden die Cocktails, Longdrinks und beschwipsten Heißgetränke ergänzt von Tipps für die Ausrichtung eines eigenen literarischen Salons und wirkungsvollen Katerrezepten. Die deutsche Ausgabe wurde exklusiv mit deutschsprachigen Schriftstellerinnen und Autoren angereichert – ein absolutes Muss für Literaturfans und Cocktailliebhaber: Cheers! Mit den Lieblingsrezepten von F. Scott und Zelda Fitzgerald, E.T.A. Hoffmann, Salman Rushdie, Johann Wolfgang von Goethe, Agatha Christie, Annemarie Schwarzenbach, James Baldwin, Jane Austen, Thomas Bernhard, Friedrich Dürrenmatt, Franziska zu Reventlow u.v.m.

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Seitenzahl: 151

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Dies ist der Umschlag des Buches »Trinken wie ein Dichter« von Apollo Publishers, Johanna Ott

Trinken wie ein Dichter

99 Drinks mit Jane Austen, Ernest Hemingway & Co.

Aus dem Amerikanischen von Johanna Ott

Klett-Cotta

Impressum

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.

Klett-Cotta

www.klett-cotta.de

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »How to drink like a writer« im Verlag Apollo Publishers, New York.

© 2020 by Apollo Publishers

Für die deutsche Ausgabe

© 2024 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle deutschsprachigen Rechte sowie die Nutzung des Werkes für Text und Data Mining i. S. v. § 44b URHG vorbehalten

Cover: Rothfos & Gabler, Hamburg

unter Verwendung zweier Abbildungen von © Shutterstock / Maisei Raman und © Shutterstock / AVA Bitter

Illustrationen: © Jessica Fimbel Willis

Innenlayout: © Rain Saukas

Lektorat: Dr. Sabrina Keim

Gesetzt in den Tropen Studios, Leipzig

Gedruckt und gebunden von CPI – Clausen & Bosse, Leck

ISBN 978-3-608-98829-1

E-Book ISBN 978-3-608-12362-3

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhalt

Die nötige

Ausstattung

Die nötigen

Vorräte

William Shakespeares

Metheglin

Jane Austens

Negus

Percy Bysshe Shelleys

Arnold Palmer mit grünem Tee

Edgar Allan Poes

Eggnog

Sir Walter Scotts und William Makepeace Thackerays

Gin Twist

Charles Dickens’

Sherry Cobbler

Gustave Flauberts

French Hot Toddy

Dante Gabriel Rossettis

Chloralhydrat mit Whiskey

Irgendwo ist immer fünf Uhr

La Closerie des Lilas, die Belle Epoque und der Flug der Grünen Fee

Oscar Wildes

Absinth

Mark Twains

Whisky »Cock-Tail«

William Butler Yeats’

Clover Club

F. Scott Fitzgeralds

Gin Rickey

James Joyces

Dublin Coffee

Aphra Behns und Virginia Woolfs

Milk Punch

Alexander Woollcotts

While Rome Burns

William Seabrooks

Asylum Cocktail

Zelda Fitzgeralds

Vodka Lemonade

E. T. A. Hoffmanns

Elixier des Teufels

George Orwells

Gemütliche Tasse Tee

Edgar Rice Burroughs’

Tarzan Cocktail

Franziska zu Reventlows

Silvester-Sekt

Edna St. Vincent Millays

Between The Sheets

Eugene O’Neills

Gibson

Raymond Chandlers

Gimlet

Novalis’

Tinctura Opii Simplex

Dashiell Hammetts

The Thin Manhattan

Ernest Hemingways

Karibik-Cocktails

William Faulkners

Mint Julep

Ian Flemings

Vesper Martini

Somerset Maughams

Żubrówka

Evelyn Waughs

Stinger

Frank O’Haras

Strega

und Coke

Gertrude Steins und Alice B. Toklas’

Sommerlicher Obstsalat mit Champagner

Dorothy Parkers

Whiskey Sour

Der Algonquin

Round Table

John Steinbecks

Jack Rose

Annemarie Schwarzenbachs

Raki Cocktail

Jack Kerouacs

Margarita

Das Vesuvio Café

Natalie Clifford Barneys und Renée Viviens

Corpse Reviver Nr. 2

Pablo Nerudas

El Coquetelon und Pisco Sour

Sylvia Plaths und Anne Sextons

Wodka Martini

P.

G. Wodehouses

May Queen und Green Swizzle

Agatha Christies

Pink Gin

Joseph Roths

Pernod

Elizabeth Bishops

Caipirinha

Katherine Anne Porters

Sloe Gin Rickey

Die Harlem Renaissance

Poesie, Performance und Harlems Nachtclubs

Langston Hughes’ und Gwendolyn B. Bennetts

Harlem Cocktail

Tennessee Williams’

Ramos Gin Fizz

Truman Capotes

Orange Drinks

E.

B. Whites

Martini und Pompier

Simone de Beauvoirs

Aprikosencocktails

Die White Horse Tavern

James Baldwins

Bourbon, Pur

Raymond Carvers

Bloody Mary für Zombies

Richard Hughes’ und Anthony Burgess’

Hangman’s Blood

Charles Bukowskis

Boilermaker

Kingsley Amis’

Katzenschwanz oder Polnisches Bison

Eudora Weltys

Mutters Eggnog

Susan Sontags

Liste geliebter Dinge

Norman Mailers

Berlin Station Chief

Friedrich Dürrenmatts

Bordeaux-Cocktail

John Updikes

Old-Fashioned

J.

D. Salingers

Scotch mit Soda

Christopher Hitchens’

Scotch und Perrier

Helen Gurley Browns

Skinny Hot Buttered Rum und Chloroform

Seamus Heaneys

Schlehengin

Maya Angelous

Sherry

Johann Wolfgang von Goethes

Fränkischer Wein

Jackie Collins’

Jackie Collins Cocktail

Anthony Bourdains

Negroni

Eve Babitz’

White Lady

Ruhm und Reben

Jay McInerney, Nora Ephron, Joan Didion, Alice Munro, Marguerite Duras, Lord Byron und der Wein

Salman Rushdies

Vodka Tonic

Haruki Murakamis

Whisky, Pur

Candace Bushnells

Cosmopolitan

Tipps von den Altmeisterinnen der Pariser Salonkultur

Was bei der Ausrichtung eines Literarischen Salons zu beachten ist

Bret Easton Ellis’

Wodka mit Grapefruitsaft

Alexander Chees

Pilgrim und Nutty Pine

Min Jin Lees

Campari Soda

Marlon James’

Dark ’N’ Stormy

Viet Thanh Nguyens

Sympathizer

Gary Shteyngarts

Breakfast Martini

Thomas Bernhards

Most

Roxane Gays

Bad Feminist

R.

O. Kwons

Vodka Soda

Katerhilfe von knallharten, hedonistischen, krawallsüchtigen Literaten

Bildnachweis

Zitatnachweis

Bibliographie

Anmerkungen

Die nötigeAusstattung

Die nötigenVorräte

Absinth (Pernod)

Aged Rum

Aperol

Applejack (Laird’s)

Aprikosenlikör

Armagnac

Batavia Arrak

Bier (Stout, Lager, Pale Ale)

Bitterliköre (Angostura, Peychaud’s, Walnuss)

Bourbon

Brandy (Cognac, Calvados, Aprikosenbrand)

Cachaça

Campari

Kirschlikör (Cherry Heering)

Cointreau

Crème de Cassis

Crème de Menthe (grün, weiß)

Cynar

Disaronno Originale (Amarettolikör)

Gin

Irish Whiskey

Kahlúa

Kirschwasser

Kümmel

Liquore Strega

Leichter Rum

Lillet Blanc

Maraschino-Likör

Mezcal

Pisco

Zirbenlikör

Portwein (Ruby Port)

Roggenwhiskey

Scotch Whisky

Sherry (Amontillado)

Spiced Rum

Tequila

Triple Sec

Velvet Falernum

Vermouth (süß, trocken, blanc)

Wodka

Wein (rot, weiß, Champagner)

Chartreuse, gelb

Żubrówka (polnischer Wodka aus Bisongras)

William Shakespeares Metheglin

 Für 16 Personen

Im Zeitalter der Tudors schätzte man Nahrungsmittel und Getränke vor allem wegen ihrer medizinischen Anwendbarkeit.[1] Bier, Wein und Cider trank man nicht nur um ihrer berauschenden Wirkung willen, sondern auch, weil sie angeblich vor Krankheiten und Infektionen schützten. Insbesondere Metheglin, eine Form des Gewürzmets, fand als Gesundheitstonikum Verwendung. Der Name des Getränks kommt vom walisischen Wort meddyglyn, was medizinischer Likör bedeutet und auf den lateinischen Begriff medicus zurückgeht.[2] Shakespeare erwähnt den fermentierten Honigwein – eine mit Gewürzen versetzte Version des ältesten uns bekannten alkoholischen Getränkes – in Verlorene Liebesmüh und Die lustigen Weiber von Windsor und hätte sich beim ersten Frösteln, Ziepen oder Schnupfen zweifellos einen Schluck genehmigt.[3]

Ein etwa 5 cm langes Stück Ingwer, ungeschält

1 Zimtstange, in Stücke gebrochen

2 Zitronen

1,4 kg Wildblumenhonig

6 Nelken

30 g Backhefe

Den Ingwer mit einer Pfanne weichklopfen, bis er leicht brüchig ist. Die Zitronen auspressen und den Saft beiseitestellen. Die Schale der Zitronen zusammen mit dem Ingwer, den Nelken und der Zimtstange auf ein Passiertuch legen und dieses mit einem Faden zu einem Bündel verschnüren.

Das Gewürzpaket zusammen mit 4 Litern Wasser und dem Zitronensaft in einem großen Topf zum Kochen bringen, dann die Hitze reduzieren und auf 50 Grad Celsius abkühlen lassen.

Honig in den Topf geben. Den Topf vom Herd nehmen und, sobald die Temperatur des Inhalts bei 20 Grad Celsius liegt, die Gewürze herausschöpfen. Hefe beifügen und vorsichtig mischen.

Einen Gärbehälter bis unterhalb des eingebauten Ventils mit der Mischung befüllen. (Das Ventil ist ein sogenanntes Einwegventil, durch das die Gase, die während des Gärungsprozesses entstehen, entweichen können, das jedoch gleichzeitig dafür sorgt, dass der Behälter luftdicht verschlossen und frei von Sauerstoff bleibt, wodurch die Bildung von Bakterien und Schimmel bei der Fermentierung verhindert wird.[4])

Ein bis zwei Wochen gären lassen, bis die Flüssigkeit klar ist, und dann in Flaschen umfüllen.[5]

Die Flaschen bei kühler Raumtemperatur mindestens vier bis sechs Monate lagern oder noch besser den Metheglin über mehrere Jahre reifen lassen.

Jane Austens Negus1

 Abhängig von Alkohol und Tanzverträglichkeit für 4 bis 6 Personen

Die opulenten und ausgedehnten Bälle in Jane Austens London der Regency-Ära wurden für gewöhnlich von einem warmen Gewürzwein namens Negus befeuert. Bei den von ihr besuchten Festen ist Austen dieses beliebte Getränk zweifellos untergekommen – schließlich spielt es sowohl in Die Watsons als auch in Mansfield Park bei Fannys Festball eine Rolle.[6] Den heutigen Anlässen mag es zwar am Zeremoniell, an den Intrigen und der Etikette mangeln, welche die Bälle in Austens England auszeichneten, doch mit ein paar Gläschen Negus, einem Kandelaber und einem Pianoforte könnte man sich durchaus vorstellen, vom Salon ins Wohnzimmer zu gleiten – so mutig und stark wie Austens Heldinnen oder mit dem unaufdringlichen Charme eines Mr. Darcy.

Nachdem Tom Musgrave nicht mehr gesehen wurde, können wir annehmen, dass er seinen Plan ausgeführt hatte, und uns vorstellen, wie er verbittert und in trübseliger Einsamkeit vor seinem Fässchen Austern saß oder bereitwillig der Wirtin in der Bar bei der Zubereitung von neuem [Negus] für die fröhlichen Tänzer oben zur Hand ging.[7] – Jane Austen, Die Watsons, 1805

1 Zitrone

2 Esslöffel Zucker

47 cl Ruby Portwein

Frische Muskatnuss, geraspelt, nach Geschmack

Zitronenscheiben zum Garnieren

Zitrone sorgfältig schälen, auspressen und den Saft sowie die Schale in einen mittelgroßen Kochtopf geben. Zucker und Portwein beifügen und auf mittlerer Stufe unter Rühren erhitzen, bis sich der Zucker auflöst. Währenddessen einen Topf mit Wasser aufsetzen und, sobald sich der Zucker im Portwein aufgelöst hat, 240 Milliliter heißes Wasser beimengen. Die Mischung in einen Krug abseihen und mit Muskatnuss würzen. Das Ganze mit Zitronenscheiben garnieren.

Zum Negus serviert man am besten Weiße Suppe, eine für die Regency-Epoche typische Kalbsfleischbrühe, welche definitiv der Renner auf jedem Ball gewesen wäre (und die im Gegensatz zum Negus keine Flecken hinterlässt).

Rezept für Weiße Suppe aus John Farleys The London Art of Cookery von 1783

Eine Kalbshachse zusammen mit einem großen Suppenhuhn und 500 Gramm magerem Speck in sechs Liter Wasser geben; 250 Gramm Reis, zwei Sardellen, einige Pfefferkörner, eine Handvoll duftender Kräuter, zwei oder drei Zwiebeln sowie drei oder vier in Scheiben geschnittene Sellerieknollen beimengen. Alles zusammen einkochen, bis die Suppe den gewünschten Geschmack erreicht und dann durch ein Passiersieb in einen sauberen Tontopf geben. Über Nacht ziehen lassen, am nächsten Morgen den Schaum abseihen und die klare Brühe in einen Kochtopf umfüllen. 250 Gramm feingehackte Mandeln hinzugeben, kurz aufkochen lassen und mithilfe eines grobmaschigeren Siebes erneut passieren. Dann 500 Milliliter Sahne und ein Eiweiß hinzugeben und noch heiß in den oberen Stockwerken servieren.[8]

Percy Bysshe Shelleys Arnold Palmer mit grünem Tee

 Für eine Person

Im Hinblick auf einen gesunden Lebensstil war Percy Bysshe Shelley, ein Dichter der Romantik, fast so etwas wie ein leuchtendes Beispiel. Er war schon Vegetarier, ehe es für cool befunden wurde, und das, obwohl die meisten Ernährungsformen des 19. Jahrhunderts von Fleischkonsum geprägt waren.[9] Dafür war Shelley ein Koffein-Junkie und noch dazu eine unverbesserliche Naschkatze.[10] Tee, insbesondere hochqualitativen grünen Tee, mochte er besonders gern.[11] Darüber hinaus trank der Lyriker große Mengen an Limonade[12], die allerdings nicht mit Zucker (der wegen seiner Verbindung zur Sklaverei von Liberalen wie Intellektuellen jener Zeit boykottiert wurde), sondern mit Honig gesüßt war (Shelley war bekannt dafür, dass er diesen gern frisch aus der Honigwabe aß).[13] Der im folgenden Rezept beschriebene Drink ist alkoholfrei und eignet sich somit optimal für alle, die einen produktiven Tag am Schreibtisch geplant haben und deshalb einen klaren Kopf bewahren wollen. Wer aber mehr als nur einen Koffein-Kick will, der kann mit der Zugabe von drei bis sechs Zentilitern Bourbon nichts falsch machen.

2 Zitronen, unbehandelt

1 Esslöffel Honig, naturbelassen

2 Beutel grüner Tee

Einige Zweige Minze zum Garnieren

Beide Zitronen schälen und auspressen. Die abgeriebene Zitronenschale, den Saft sowie den Honig zusammen mit 360 Millilitern gefilterten Wassers in einen Kochtopf geben. Die Mischung unter Rühren zum Kochen bringen. Sobald sich der Honig aufgelöst hat, von der Herdplatte nehmen und abkühlen lassen.

Währenddessen weitere 360 Milliliter gefiltertes Wasser aufsetzen. Sobald das Wasser kocht, von der Herdplatte nehmen und die beiden Teebeutel für zwei bis drei Minuten darin ziehen lassen. Die Teebeutel wieder herausnehmen und abkühlen lassen.

Den Tee in ein großes Glasgefäß füllen. Die Limonade durch ein Teesieb gießen und mit dem grünen Tee mischen. Im Kühlschrank lagern. Auf Eis und garniert mit einem Minze-Zweig servieren.

Edgar Allan Poes Eggnog2

 Für acht Personen

Auch wenn die Legende besagt, Edgar Allan Poe sei betrunken in den Straßen von Baltimore gestorben, haben jüngste Erkenntnisse ergeben, dass seine Wahnvorstellungen, seine Streitlust und sein rapider Verfall eigentlich durch Tollwut ausgelöst wurden.[14] Ebenso wie die Kreatur – welche auch immer das gewesen mag –, die ihre Zähne in den berühmten Dichter und Theaterschriftsteller schlug, so hat auch dieser Eggnog, dessen Rezept in der Poe-Familie von Generation zu Generation weitergegeben wurde, ordentlich Biss – mit dem kleinen Unterschied, dass man sich nach dessen Genuss eher zusammengesunken in einem Sessel als mit einer viralen Enzephalitis in der Gosse wiederfinden wird.

7 Eiweiß

200 g Zucker

1,2 l Vollmilch

120 ml Schlagsahne

360 ml guter Brandy

60 ml dunkler Rum

Frisch geriebene Muskatnuss zum Garnieren

Eiweiß und Zucker in einer kleinen Schüssel verquirlen. In einem kleinen Topf 720 Milliliter Vollmilch bei niedriger Hitze zum Kochen bringen. 240 Milliliter der warmen Milch langsam (damit das Ei nicht gerinnt) zu Eiweiß und Zucker hinzufügen. Die Mischung aus Milch, Eiweiß und Zucker zurück in den Kochtopf geben und glattrühren. Von der Herdplatte nehmen und die Sahne beimischen. Das Ganze unter Rühren abkühlen lassen. Die verbleibende Vollmilch, den Brandy und den Rum hinzugeben und glattrühren. Muskatnuss darüber reiben und trinken, wie es dem verräterischen Herz beliebt, und dann – so sprach der Rabe – »noch ein bisschen mehr.«[15]

Sir Walter Scotts und William Makepeace ThackeraysGin Twist

 Für eine Person

»Nun, so erbitte ich mir denn, Sir Bingo,« sagte der Hauptmann, »die Ehre Ihrer Gesellschaft im Rauchzimmer, wo wir eine Cigarre und ein Glas [Gin Twist] erhalten können; dabei wollen wir es überlegen, wie die Ehre der Gesellschaft bei dieser Lage der Dinge am besten aufrecht erhalten werden möchte.«[16] – Sir Walter Scott, St. Ronans-Brunnen, 1860

Gegen elf Uhr kommen Männer mit weißen Halsbinden von Dinnerpartys und führen ihre Lackschuhe und ihre Kragenknöpfe mit leichter Selbstzufriedenheit vor – und um Mitternacht, nach den Theatervorstellungen, stolzieren die jungen Schwerenöter und Viveurs herein und schreien lauthals nach Gin Twist.[17] – William Makepeace Thackeray, Sketches and Travels in London, 1856

Der schottische Romancier, Dichter und Biograph Sir Walter Scott – bekannt insbesondere für sein 1819 verfasstes Werk Ivanhoe – wird oft als Erfinder des historischen Romans angesehen und für seinen literarischen Stil gepriesen, der sowohl poetisch als auch präzise und von einer gewissen Liebe zum Detail geprägt ist.[18] Scott war darüber hinaus ein scharfsinniger Beobachter der Gesellschaft mit einem aktiven Sozialleben.[19] Kein Wunder also, dass er in seinem 1823 erschienenen Roman St. Ronans-Brunnen den Gin Twist erwähnt, ein warmes Getränk mit Gin und einen der ersten Cocktails, die im Vereinigten Königreich des 19. Jahrhunderts verbreitet waren. Jahre später hält auch William Makepeace Thackeray, Autor von Jahrmarkt der Eitelkeiten (1847–1848) und von Die Geschichte des Henry Esmond, Esq. die Beliebtheit des Cocktails in seinen Reisenotizen Sketches and Travels in London (1856) fest.[20][21] Dass sowohl Scott als auch Thackeray – beide etablierte Mitglieder der Gesellschaft und geschickt darin, die damaligen Gepflogenheiten wie auch die historischen Momente zu dokumentieren – den Drink du Jour in ihre zeitgemäßen Schriften aufnahmen, ist nicht weiter überraschend.

4 ½ cl Dry Gin

2 cl Zitronensaft, frisch gepresst

1 ½ cl Zuckersirup (Zucker und Wasser im Verhältnis 1:1 gemischt)

Eine Zitronenzeste zum Garnieren

Gin, Zitronensaft und Zuckersirup in einem hitzebeständigen Becher mischen. Mit heißem Wasser aufgießen und verrühren. Mit einer Zitronenzeste garnieren.

Charles Dickens’ Sherry Cobbler

 Für eine Person

Charles Dickens’ viktorianisches England war geprägt von Enthaltsamkeit, Abstinenz und einer strengen Moral – was den Autor aber nicht davon abhielt, dem Alkohol zu frönen. Festliche Cocktails und regelmäßige Abstecher zur Bowlenschale gab es nicht nur in seinen Romanen, sondern auch in seinem eigenen Leben.[22] Auf seiner Reise durch Amerika war er völlig fasziniert von der aufkommenden Cocktailszene und erfreute sich an den Gin Slings, den Mint Juleps und den Timber Doodles, die hinter der Bar zusammengemixt wurden.[23] Einer seiner Lieblingsdrinks, der Sherry Cobbler, spielt sogar eine Schlüsselrolle in seinem Werk. In Martin Chuzzlewit ist es der Titelheld, der den Drink völlig fasziniert begutachtet, bevor er ihn schließlich in einem einzigen, hastigen Zug leert.[24] Mag es auch viktorianisch anmuten, so raten wir doch, es etwas langsamer angehen zu lassen, damit sich das Wechselspiel zwischen den frischen Früchten und dem salzigen Sherrygeschmack voll entfalten kann.

2 Orangenscheiben

1 Esslöffel Zucker

12 cl Amontillado

Beeren der Saison zum Garnieren

Cocktailkirschen zum Garnieren

Eine Zitronenscheibe zum Garnieren

Orangenscheiben zusammen mit dem Zucker in einem Cocktailshaker zerstoßen. Sherry und Eis hinzufügen und schütteln. Das Ganze in ein mit Eis gefülltes Collins-Glas abseihen. Mit den Beeren, den Cocktailkirschen und einer Zitronenscheibe garnieren und großzügig servieren. Denn Bitte Sir, wird Ihre Begleitung sagen, ich hätte gern noch einen.

Gustave Flauberts French Hot Toddy3

 Für eine Person

Es passt zu Gustave Flaubert, dass es sich bei seinem bevorzugten Drink um ein aromatisches, reichhaltig-schweres Getränk handelt. Schließlich hat er nicht nur seine berühmte Antiheldin Madame Bovary zu einer Anhängerin der sinnlichen Welt gemacht, sondern auch sein eigenes Verhalten und seine eigenen Vorlieben in ihren wiedererkannt. »Madame Bovary«, hat er bekanntlich behauptet »c’est moi.«[25] Unser French Hot Toddy – nach einem Rezept, das Flaubert zugeschrieben wird und aus dem 1954 (in Deutschland 2011) erschienenen Alice B. Toklas Kochbuch stammt – enthält neben der warmen Apfelnote von Cider und Calvados, einem französischen Apfelbrand, auch eine samtige Sahneschicht und passt damit ganz hervorragend zu einem von Emma Bovary inspirierten Nachmittag voller Tagträume und romantischer Sehnsucht.

12 cl Apfelcider

6 cl Calvados

6 cl Aprikosenbrand

6 cl Sahne

Gemahlener Zimt zum Garnieren

Den Apfelcider in einem kleinen Kochtopf erwärmen und vom Herd nehmen. Calvados und Aprikosenbrand hinzufügen, verrühren und im Anschluss in ein hitzebeständiges Glas gießen. In langsamen, kreisförmigen Bewegungen die Sahne hinzugeben, sodass sie sich oben absetzt, und das Ganze mit gemahlenem Zimt bestreuen.

Dante Gabriel Rossettis Chloralhydrat mit Whiskey

 Für eine Person

Whiskey, Brandy und Laudanum scheinen jedoch nach Belieben Anwendung gefunden zu haben.[26]– »Some Medical Aspects of the Life of Dante Gabriel Rossetti«, Proceedings of the Royal Society of Medicine, 1963