Türkische Märchen - Neuausgabe des Standardwerks des großen Orientalisten -  - E-Book

Türkische Märchen - Neuausgabe des Standardwerks des großen Orientalisten E-Book

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Beschreibung

In Kleinasien ist die mündliche Märchenüberlieferung bis heute lebendig. Beeinflusst von indischen, arabischen und persischen Erzählstoffen, entfaltet sich in den Märchen der Türkei die volle Pracht der orientalischen Märchenwelt. Dieser Band versammelt 66 fantastische Volks- und Kunstmärchen von der »Geschichte vom schönen Halwaverkäufer« bis »Der dankbare Fuchs«. Hier begegnet man dem sagenhaften smaragdenen Ankavogel, den Peri-Geistergestalten, den Padischahs und ihren edlen, klugen Söhnen und Töchtern. Eine bunte Märchensammlung wie aus Tausendundeiner Nacht in der kunstvollen Übersetzung des Orientalisten Friedrich Giese.

  • Der "Giese" (Erstausgabe 1925): kurzweilig - bildend - preiswert!
  • Die ideale Begleitung für Türkeireisende!
  • Das Standardwerk des großen Orientalisten Friedrich Giese (Erstausgabe 1925)

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Seitenzahl: 475

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Türkische Märchen

Übersetzt und herausgegebenvon Friedrich Giese

Anaconda

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Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlichgeschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- undData-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jeglicheunbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Dieser Band erschien zuerst 1925 in der SammlungDie Märchen der Weltliteratur, hrsg. von Friedrich von der Leyen undPaul Zaunert, im Eugen Diederichs Verlag, Jena. Der Text wurde unterWahrung von Lautstand, Interpunktion sowie sprachlich-stilistischer Eigenheitenden Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst. Vorwort unddie Erzählung »Die Geschichte von dem schönen Wasserträger« wurdennicht übernommen.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sindim Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2024 by Anaconda Verlag, einem Unternehmender Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlagmotiv: INTERFOTO / fine art images

Umschlaggestaltung: www.katjaholst.de

Satz und Layout: InterMedia – Lemke e. K., Heiligenhaus

ISBN 978-3-641-31848-2V001

www.anacondaverlag.de

Inhaltsverzeichnis

Die Geschichte von dem Kristallpalastund dem Diamantenschiff

Die Geschichte vom schönen Halwaverkäufer

Der schöne Kaffeeschenk

Die Geschichte von der weinenden Granateund der lachenden Quitte

Die Geschichte von der Schönen, die das erreichte, was sie wollte

Die Geschichte von der Dilber, die nichterreichte, was sie wollte

Die Geschichte von dem Kummervogel

Die Geschichte vom smaragdenen Ankavogel

Die Geschichte von dem Vater Spindelhändler

Die Geschichte vom Dieb und vom Taschendieb

Die Geschichte von Dschefa und Sefa

Die Geschichte von Ali Dschengiz

Die Geschichte von der schwarzen Schlange

Der dankbare Fuchs

Die Geschichte vom Dschihanschah

Das wunderbare Napf

Die drei Söhne des Padischahs

Der Grindkopf

Im Alter oder in der Jugend?

Der Obersterndeuter

Der indische Kaufmann und der Papagei

Die Geschichte vom Goldschmied und Zimmermann

Das hölzerne Mädchen undseine Liebhaber

Der Löwe und das Schaf

Der Löwe und der Kater

Zarife und Antar

Dschemile und die drei Freier

Der Greis, der nie verliebt war

Der Kaufmann und der König der Tiere

Der habgierige Seidenspinner

Der Beduine und der Kalif Mamun

Der Luchs und der Löwe

Die Frau und der Tiger

Der Esel in der Löwenhaut

Der Kaiser von China und die griechische Prinzessin

Der Holzhauer, der zur Unzeit tanzte

Die chinesische Sklavin und der Jüngling von Bagdad

Die Geschichte von dem klugen Landmann

Der Vogel Heftreng

Die verschwenderische Maus

Der Tischler und der Affe

Der Fuchs und die Trommel

Der Reiher und der Krebs

Der Wolf, der Hase und der Fuchs

Der Löwe und der Hase

Die Schildkröte und der Skorpion

Der Falke und der Hahn

Der Jäger, der Fuchs und der Leopard

Die Enten und die Schildkröte

Die beiden Geschäftsfreunde

Der Gärtner und der Bär

Der unwissende Arzt

Der Kamelreiter und die Schlange

Der fromme Mann und die Diebe

Die Maus, die in ein junges Mädchen verwandelt wurde

Die beiden Sperlinge und die Schlange

Der Derwisch und der zerschlagene Krug

Der König und sein Falke

Die Räuber und die Kraniche

Die Mutter und die kranke Tochter

Der Mann mit den zwei Frauen

Der Jäger und die beiden Studenten

Der kluge Kadi

Der unsichtbare Turban

Der vielgeprüfte Prinz

Die Geschichte von dem Kristallpalastund dem Diamantenschiff

Die Geschichtenüberlieferer und die Märchenerzähler berichten Folgendes. Die Kinder eines Padischahs blieben in der Welt nicht am Leben und starben immer. Eines Tages kam dem Padischah ein weiblicher Nachkomme in dieser Welt zum Leben. Zu dieser Zeit sagten ihm der Arzt und der Hodscha1, nachdem sie Untersuchungen angestellt hatten: »Padischah, wir wollen für deine Tochter unter der Erde eine Grube machen lassen, dort mag sie dann aufwachsen, da es keinen anderen Ausweg gibt.«

Dem Padischah der Welt gefiel diese Rede. Es wurde dann unter der Erde eine an allen vier Ecken bewachte Grube hergestellt. Man brachte das Kind in die Grube, bestimmte eine Kinderfrau, die ihm morgens und abends sein Essen brachte. Um es kurz zu sagen: das Kind kam so hier in sein vierzehntes oder fünfzehntes Lebensjahr. An Schönheit hatte es nicht seinesgleichen.

Eines Tages langweilte sie sich an diesem Ort und stellte alle Stühle, die in der Grube vorhanden waren, übereinander und stieg darauf. Sie brach die Glasdecke entzwei, steckte den Kopf hinaus und sah hinaus. Da sah sie ein weites Meer. Als die Sonne darauf leuchtete, glänzte es so, dass man nicht hinschauen konnte. »Ach«, sagte sie, »wenn die Erde ein Unten hat, muss sie auch ein Oben haben«, und war einige Zeit in Staunen versunken. Dann stieg sie herab und blieb, wo sie war. Danach kam ihre Kinderfrau. Die sah auf einmal, dass die Glasdecke zerbrochen war. Jetzt fragte sie das Mädchen: »Wer hat das Glas zerbrochen?« Da fing die Prinzessin an zu sagen: »Führe mich von hier fort oder ich bringe mich selber um.«

Die Kinderfrau ging von dort zum Padischah und erzählte alle die Worte, die die Prinzessin gesagt hatte, eins nach dem andern. Der rief wieder die Ärzte zusammen. Die sagten nach wiederholter Prüfung: »Padischah, hole sie heraus, aber nicht sofort. Bis sich ihr Auge gewöhnt hat, mag sie etwas spazieren gehen, und dann bringe sie wieder in die Grube.« Die Wärterin ging und führte die Prinzessin aus der Grube in einen Rosengarten. Als sie (die Prinzessin) dort spazieren ging, sah sie den Ozean und verfiel in Nachdenken. Sie ging von dort zu ihrem Vater und sagte: »Vater, lass mir sofort auf dem Meer, das wir dort sehen, einen Glaspalast machen, darinnen sollen auch Diamant- und Goldstühle und schön gestickte Möbel sein. Wenn du ihn nicht machen lässt, bringe ich mich sofort um.«

Der Padischah sagte: »Aber mein Kind, der Palast soll sein, wie du ihn dir wünschst.« Dann gab er den Glasmachern Befehl. Sie fingen sofort an, auf dem Meer einen Palast zu machen. Genau in einem Jahr wurde er fertig. Dann gaben sie dem Padischah Kunde. Er ging an das Gestade des Meeres und sah ihn sich an. Das war ein solcher Glaspalast, dass jeder, der ihn sah, geblendet wurde. Mit Worten ihn zu beschreiben, ist unmöglich. Sein Glanz erfüllte die Welt.

Die Prinzessin kam und küsste ihrem Vater die Hand. Der Padischah sagte: »Mein Kind, der Glaspalast, wie du ihn gefordert hast, ist fertig geworden. Nimm dir einige Sklavinnen, geh hinein und wohne darin mit Vergnügen.«

Darauf nahm die Prinzessin, da sie jung war, einige Sklavinnen zu sich und betrat in feierlichem Zug mit ihnen den Palast. Sie zogen ein und gingen dort spazieren.

Die mögen sich nun Tag und Nacht vergnügen, wir kommen jetzt zum Dschihan-i-alem2. Manche kamen zu Schiff und manche zu Boot und sahen sich den Palast an. Eines Tages, als der Sohn des Padischahs von Jemen von diesem Palast hörte, wunderte er sich. Sofort ging er zu seinem Vater und sagte: »Mein mächtiger Vater, der Padischah von Stambul hat auf dem Meer einen Glaspalast bauen lassen, der sich nicht mit Worten beschreiben lässt. Wenn Sie erlauben, möchte ich hinreisen und ihn ansehen. Nach ungefähr drei bis vier Monaten komme ich wieder.« Da gab sein Vater die Erlaubnis.

Er nahm einige Gefährten zu sich, bestieg ein Schiff und machte sich auf den Weg. Tag und Nacht fuhren sie, ohne sich aufzuhalten. Nach einiger Zeit erschien in der Ferne etwas Wunderbares. Sein Glanz erfüllte die Welt. Der Prinz sagte zu seinen Gefährten: »Das, was dort erscheint, muss das erwähnte Schloss sein.«

Endlich nach einigen Tagen kam er an das Schloss heran und umfuhr es von allen vier Seiten. »Sehe ich ein Luftschloss oder träume ich?«, sagte er und verfiel in Nachdenken. Schließlich als es Abend wurde, ging er dort vor Anker.

Der Prinz mag nun auf dem Verdeck liegen; wir wollen uns jetzt wieder zur Prinzessin wenden. Sie ging vor das Vestibül, blickte nach draußen und sah, dass vor dem Palast ein Schiff lag. Als sie noch sagt: »Wem gehört das wohl?«, sieht sie den Prinzen. Das war ein Jüngling, gleich dem Mond am vierzehnten. Sofort verliebt sie sich in ihn bis über die Ohren. Auch der Prinz, als er die Prinzessin sieht, wird bewusstlos und fällt ohnmächtig auf die Erde. Nach einiger Zeit kommt er wieder zu sich und steht auf. Er blickt auf das Fenster, kann aber das Mädchen nicht sehen. Während er sagt: »Ach, einmal möchte ich sie noch sehen!« und hinblickt, verfällt er in Schlaf. Jetzt kommt die Prinzessin an das Fenster und sieht, dass der Prinz eingeschlafen ist. Da seufzt sie, und aus ihren Augen fließt statt Tränen Blut. Während sie weint, fällt auf das Gesicht des Prinzen ein Tropfen. Sofort wacht er auf und sieht, dass aus den Augen der Prinzessin statt Tränen Blut fließt. Jetzt sagt der Prinz zum Mädchen: »Da ist das Schiff und da ist ein günstiger Wind nach Jemen!« Das Schiff setzt sich in Bewegung und er fuhr in sein Land. Eines Tages kam er nach Jemen und blieb dort. Wir wollen uns jetzt wieder zur Prinzessin wenden. Ihre beiden Augen waren eine Quelle (d. h. sie weinte andauernd in Strömen). Sie ging zu ihrem Vater und sagte: »Vater, ich wünsche von dir ein Schiff von reinen Diamanten, dessen Kabinen mit Edelsteinen geschmückt und dessen Masten aus Rubinen sein und in dessen Innern sich vierzig weiße, junge, schöne Sklaven befinden sollen. Wenn du mir das nicht machst, werde ich mich töten.« Er sagte: »Schön, mein Kind, das Schiff soll sein, wie du es wünschst.« Dann rief er die Goldschmiede zusammen und gab ihnen Befehl. Noch an jenem Tag fingen sie mit dem Schiff an. Nach genau zwei Jahren war es fertig. Jetzt kam die Prinzessin zu ihrem Vater, küsste seine Hand und sagte: »Vater, gib mir Erlaubnis, ich werde einen Luftwechsel vornehmen und, wenn Gott will, bald wiederkommen.« Da ihr Vater auf der Welt nur eine teure Tochter hatte, so tat er, was sie wollte, und gab ihr gezwungenerweise wohl oder übel die Erlaubnis und sagte: »Mein liebes Kind, lass mich nicht lange auf dich warten! Allah möge Heil geben!«

Das Mädchen nahm dann vierzig weiße Sklavinnen und vierzig weiße Sklaven zu sich und außerdem eine Palasteinrichtung, ging auf das Diamantschiff und blieb dort die Nacht. Am nächsten Morgen, als es Tag wurde, wurden zweiundzwanzig Kanonenschüsse auf der rechten und auf der linken Seite des Schiffes gelöst. Dann fuhr man ab.

An jenem Tag lobte sie die ganze Welt, und Hunderttausende priesen sie mit den Worten: »Was ist das für eine geschickte Prinzessin!« Die Prinzessin war der Kapitän, ihr Gehilfe ein alter Kapitän und die Sklaven und Sklavinnen in ihrer Begleitung wurden als Soldaten gebraucht und von ihr befehligt. Eines Tages kamen sie nach Jemen. Sie lief in den Hafen ein, ging dort vor Anker und blieb jene Nacht dort.

Der dortige Aufsichtsbeamte hörte davon und kam, es sich anzusehen. Als er es sah, sagte er: »Wer ist das wohl? Solch ein Schiff habe ich in meinem Leben nicht gesehen, Allah möge es vor dem bösen Blick bewahren!« Dann ging er sofort zum Schloss und machte Meldung: »Mein Padischah, gestern ist ein Schiff angekommen, das unbeschreibbar ist. Reiner Diamant und Juwelen! Es lohnt sich, es einmal anzusehen.« Da schickte der Schah seinen Lala3 und sagte: »Forsche nach und komm wieder mit der Nachricht, wer es ist.«

Dann bestieg sein Adjutant eine Schaluppe und fuhr nach dem Diamantschiff. Als nun die Prinzessin sah, dass der Adjutant kam, kleidete sie ihre Mannschaft vom Kopf bis zu den Füßen in rote Kleider. Als endlich die Schaluppe sich der Landungstreppe näherte, ging die gesamte Mannschaft ihm entgegen und führte ihn nach oben geradewegs zur Kabine des Kapitäns. Er setzte sich auf einen Stuhl und wurde freundlich begrüßt. Er sagte: »Aber mein Bey, ich möchte noch gern länger bleiben, aber der Schah erwartet mich, ich bin gekommen, um Kunde einzuholen. Wenn Sie mir Ihren schönen Namen sagen würden, würde ich den Padischah benachrichtigen.«

Der Kapitän sagte: »Ich bin ein Kaufmannssohn und bin auf die Reise gegangen, um mich zu vergnügen.« Da ging er dann zum Padischah und sagte: »Padischah, das angekommene Schiff ist ein Handelsschiff, sein Kapitän ist ein junger Mann ohne Schnurr- und Backenbart, schön wie ein Mond am vierzehnten. Seine Mannschaft ist ihm ganz entsprechend. Ja, mein Herr, es lohnt sich wirklich, es einmal anzusehen.« Der Padischah bekam Lust und wünschte hinzugehen. Dann bestieg er eine Schaluppe mit sieben Doppelrudern und ging mit seinem ganzen Hofstaat auf das Schiff.

Als der Kapitän sah, dass der Herrscher kam, ließ er die ganze Mannschaft gelbe Kleider anziehen. Als der König sich der Landungstreppe näherte, gingen sie ihm alle entgegen und führten ihn nach oben. Als er in die Kabine des Kapitäns kam, empfingen sie ihn mit Ehren und bewirteten ihn mit Kaffee und Tabak. Der Padischah war erstaunt. Danach brach er wieder auf und ging in sein Schloss.

Als der Prinz das hörte, verstand er sofort die Sache. Dann bestieg er eine Schaluppe und fuhr nach jenem Schiff.

Wir wollen jetzt wieder zum Kapitän kommen. Wie das vorige Mal, ließ er die ganze Mannschaft grüne Gewänder anziehen. Jetzt legte der Prinz an dem Schiff an. Sie gingen ihm alle mit Ehrerbietung entgegen. Schließlich kam er in die Kabine des Kapitäns und verweilte dort. Jetzt fragte der Prinz den Kapitän eingehend nach allem. Der Kapitän gab sich nicht zu erkennen. Der Prinz verliebte sich in den Kapitän und konnte sein Auge nicht von seinem Auge trennen. Als es schließlich Abend wurde, musste der Prinz wohl oder übel aufstehen und in sein Schloss fahren.

Wir wollen uns nun wieder zum Kapitän wenden. Er schickte zu dem Aufsichtsbeamten der dortigen Gegend. Unter seiner Vermittlung legten sie das Schiff ins Dock. Vor dem Schloss war ein großer Palast. Den mieteten sie und ließen es sich gut gehen. Wir wollen uns jetzt zum Prinzen wenden. Am nächsten Morgen, als es Tag wurde, kam er an die Stelle, wo das Schiff gewesen war, und sieht, dass keine Spur davon da ist. »Ach, Gott«, sagte er und schlug mit seinem Kopf auf den Boden. Er kam zu seinem Lala und fragte ihn. Der Lala erklärte ihm alles, eins nach dem anderen, und das Herz des Prinzen wurde wieder froh. Dann ging er ins Schloss. Als er vom Gartenhaus in das Fenster des erwähnten Palastes sah, fällt sein Blick auf das Mädchen. Der Prinz wurde verwirrt. Wer ist das wohl? Sollte es die Frau des Kapitäns sein?, vermutete er bei sich. Es war eine Schönheit, die in der Welt nicht ihresgleichen hatte; die Locken waren nach beiden Seiten gescheitelt.

Als jetzt das Mädchen auch den Prinzen sah, schloss sie das Fenster und zog sich ins Innere zurück. Da verliebte sich der Prinz von Neuem in sie, und indem er den Palast von allen vier Seiten umging, sagte er: »Ach, ob ich wohl noch einmal diese Schöne wiedersehen kann?« Als es schließlich Nacht wurde, zog er sich in sein Zimmer zurück und weinte.

Am nächsten Morgen kam er in das Gartenhaus und sieht, dass niemand am Fenster ist. Als er es nicht mehr aushalten konnte, ging er zu seiner Mutter und sagte: »Ach, Mutter, in diesem Palast uns gegenüber wohnt die Frau des Kapitäns, ich habe sie am Fenster gesehen und mich in sie verliebt, nimm diese diamantbesetzten Holzschuhe und bringe sie ihr als Geschenk. Ich möchte noch einmal ihr Gesicht sehen, sonst bringe ich mich um.« Die Mutter stand wohl oder übel auf und ging sofort zum Palast des Kapitäns. Nachdem sie eingetreten und gegrüßt hatte, gab sie die genannten Holzschuhe dem Mädchen. Das Mädchen nahm auch die Schuhe und gab sie den Sklavinnen in der Küche. Die arme Dame wunderte sich und sagte zu dem Mädchen: »Meine Prinzessin, der Prinz grüßt Sie besonders und wünscht Ihr gesegnetes Gesicht zu sehen, aber wie denken Sie darüber?« Das Mädchen gab keine Antwort. Nachdem sie noch einige Zeit gesessen, ging sie in das Schloss und sagte zornig zum Prinzen: »Ich habe jenem Mädchen die Schuhe gegeben. Sie nahm sie und gab sie den Sklavinnen in der Küche. Ich war sehr ärgerlich, und obgleich ich ihr deine Sache auseinandergesetzt habe, gab sie überhaupt keine Antwort. Dann stand ich auf und ging hierher. Wenn dein Kummer auch noch so groß ist, so musst du dich damit abfinden.«

Jetzt ging der Prinz wieder in sein Zimmer und weinte bis zum Morgen. Dann ging er zu seiner Mutter, küsste ihr die Hand und sagte: »Ach, liebe Mutter, nur du kannst helfen, denke über ein Mittel nach.«

Die Dame hatte eine sehr kostbare Perlenkette. Die kam ihr ins Gedächtnis. Sie sagte: »Ich habe im Kasten eine Perlenhalskette, ein Familienerbstück. Dir zuliebe werde ich sie ihr geben. Wollen einmal sehen, was sie tut.« Der Prinz war erfreut und küsste wieder seiner Mutter die Hände.

Die Dame ging vom Schloss in den Palast des Mädchens. Nachdem sie eingetreten, bestellte sie den Gruß des Prinzen und gab jene Perlen dem Mädchen.

Das Mädchen hatte einen Papagei, der in einem Käfig an der Decke hing. Sie nahm die Perlen der Dame und gab sie anstatt Futter dem an der Decke hängenden Papagei. Das Tier fraß sie auf, indem es sie zerknackte. Da öffnete die Dame ihren Mund vor Erstaunen und sagte zu sich: »Sieh, der Papagei dieses Frauenzimmers frisst Perlen statt Futter.«

Dann stand die Dame auf und ging ins Schloss. Als der Prinz eiligst seine Mutter fragte: »Was hast du erreicht?«, sagte sie: »Ach, mein Sohn, ich habe die Perlen dem Mädchen gegeben. Sie nahm sie auch und hat sie einem an der Decke hängenden Papagei statt Futter gegeben. Das Tier hat sie auch vor meinen Augen aufgefressen. Als ich das sah, wurde ich traurig. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich weiß nicht, wie das mit uns wird.«

Der Prinz sagte zu seiner Mutter: »Es ist Dummheit von ihr, trag es ihr nicht nach.« Auch in dieser Nacht schlief der Prinz bis zum Morgen nicht und weinte. Am Morgen ging er wieder zu seiner Mutter und sagte: »Ach, liebe Mutter, ich habe einen Koran, den bringe ihr. Vielleicht hat sie diesmal aus Ehrfurcht vor ihm Mitleid mit mir und handelt billig.« Kurz, er überredete seine Mutter und schickte sie wieder hin.

Die Dame geht wieder bei Gelegenheit in den Palast. Die Prinzessin kommt herunter, geht ihr mit Ehrfurcht entgegen und holt sie nach oben. Die Dame war erstaunt. Schließlich holt sie von ihrer Brust den Koran heraus und gibt ihn dem Mädchen. Das Mädchen nimmt ihn auch artig, küsst ihn dreimal und legt ihn auf das Bücherbrett. Die Dame sagt zu ihr: »Mein Kind, der Prinz weint Tag und Nacht andauernd, schließlich wird er sich töten. Ach, mein Kind, da kannst nur du helfen. Zeige dem Prinzen doch nur einmal dein Gesicht, damit er dich sehen kann und für einige Zeit Freude hat.« Darauf antwortet das Mädchen: »Mutter, ich zeige mich nicht für etwas Geringes.« Die Dame sagte: »Ach, mein Kind, wir wollen tun, was du verlangst.« Darauf antwortete das Mädchen: »Mutter, ich will es dir geradeheraus sagen, lass jetzt eine goldene Brücke machen, schmücke sie ringsherum mit echten Rosen. Der Prinz soll dann an dem einen Ende sein Lager machen und sich dort hineinlegen, dann werde ich dorthin gehen, und dort mag er mich sehen.«

Danach stand die Dame auf und ging ins Schloss. Der Prinz fragte: »Ach, Mutter, was hast du erreicht?« Sie sagte: »Mein Sohn, jenes Mädchen antwortete sehr bestimmt: ›Eine goldene Brücke sollst du machen und ringsherum mit echten Rosen schmücken, und der Prinz soll an dem einen Ende sein Lager bereiten und mich erwarten. Ich werde dorthin kommen und er kann mich sehen.‹ Wenn du das vermagst, lass es machen.«

Kurz, der Prinz ließ eine Brücke, wie das Mädchen sie beschrieben hatte, machen und schmückte sie ringsherum mit Rosen. Der Prinz machte an dem einen Ende der Brücke sein Lager und verweilte dort. Man schickte dem Mädchen Nachricht. Jetzt schmückte sich das Mädchen und ging mit seinem Gefolge zur Brücke. Als sie über die Brücke ging, stach sie sich an einem Rosendorn. Da rief sie: »Ach, mein Gesicht!« und kehrte wieder in ihren Palast zurück. Der Prinz schaut auf und sagt: »Sie kommt, ich werde sie sehen.« Als er sieht, dass das Mädchen umkehrt und weggeht, sagt er zu seiner Mutter: »Ach, Mutter, ich habe sie nicht sehen können.« Die Dame geht sofort in das Haus des Mädchens und sagt zu ihr: »Meine Tochter, warum bist du nicht zum Prinzen gegangen?« Das Mädchen antwortete: »Mutter, ein Rosendorn hat mir das Gesicht zerstochen, nun könnt ihr die Brücke und auch den Prinzen behalten.«

Die Dame sagte: »Meine Tochter, was sollen wir tun? Du hast in allem eine List.« Da antwortete das Mädchen: »Mutter, ich will dir die Wahrheit sagen. Jetzt lass eine goldene Brücke machen, stelle auf der einen Seite einen goldenen und auf der anderen einen silbernen Leuchter auf. Danach soll der Prinz sterben, und ihr sollt ihm auf dem anderen Ende der Brücke sein Grab graben und ihn hineinlegen, dann will ich kommen und ihm zu Häupten ruhen. Da kann er mich nach Herzenslust ansehen.«

Die Dame stand zornig auf, ging ins Schloss und sagte: »Mein Sohn, ein Dorn hat das Mädchen ins Gesicht gestochen, darauf ist sie umgekehrt und in ihr Schloss gegangen.« Als er fragte: »Was sollen wir jetzt tun?«, sagte sie: »Mein Sohn, das Mädchen gab ihre letzte Antwort. So wie das vorige Mal sollst du eine goldene Brücke machen lassen und auf beiden Seiten einen goldenen und einen silbernen Leuchter stellen. ›Danach soll der Prinz sterben, und auf dem einen Ende der Brücke soll man sein Grab machen, und dann mag er mich darin erwarten. Ich werde dann kommen und ihm zu Häupten verweilen. Dann mag er mich nach Herzenslust ansehen.‹ So antwortete sie.«

Der Prinz sagte: »Mutter, ich werde vor den Augen der Welt sterben, ins Grab gehen und sie erwarten. Wollen sehen, was sie diesmal für Listen hat.« Das beschlossen sie.

Am folgenden Tag stellten sie auf der einen Seite der Brücke einen goldenen Leuchter und auf der anderen Seite einen silbernen auf, der Prinz ging ins Grab. Das Mädchen beobachtete alles.

Wir wenden uns nun wieder zu dem Mädchen. In jener Nacht ließ sie das Schiff aus dem Dock ziehen und alles, was an Möbeln in dem Palast war, mit den Sklavinnen auf das Schiff bringen. Als alles fertig war, ging das Mädchen zur Brücke zu dem Grab, wo der Prinz war, und sagte: »Da ist ein Schiff, und da ist günstiger Wind nach Stambul.« Dann bestieg sie das Schiff und fuhr ab.

Der Prinz stand sofort auf und sieht, dass das Schiff unverzüglich abfährt. Der Prinz erhob ein Geschrei und ging sofort zu seiner Mutter: »Ach, Mutter, was ich getan habe, habe ich mir selber zuzuschreiben. Die Schuld liegt an mir.« Da verstand er die Handlungsweise des Mädchens. Er ging zu seinem Vater, küsste ihm die Hand und sagte: »Lieber Vater, gib mir die Erlaubnis, ich möchte ins Ausland gehen!« Der sagte: »Sehr schön, mein Sohn!« und gab ihm die Erlaubnis. Dann küsste er auch die Hand seiner Mutter und sagte: »Mutter, mir ist ein Ausweg erschienen, ich muss gehen.« Er erhielt von seiner Mutter die Erlaubnis, ging aus dem Schloss, bestieg ein Schiff und machte sich auf den Weg. Nachdem er das Schiff verlassen, betrat er den erwähnten Palast. Die Prinzessin ging ihm mit ihren Sklavinnen entgegen. Sie führten ihn nach oben. Er sagte zu ihr: »Meine Prinzessin, ist es nicht schade um mich, dass du mir so viel angetan hast?« Das Mädchen erwiderte: »Mein Prinz, du vergisst, was du mir angetan hast. Du bist mit dem Schiff angekommen, hast mich in Feuer gesetzt. War es da vor Gott zu verantworten, dass du wieder gingst?« Da sagte er: »Ach, meine Prinzessin, verzeih mir mein Vergehen, trage es mir nicht nach! Die Schuld liegt an mir.« Da umarmten sie sich, und die beiden Verliebten erreichten glücklich ihre Absicht.

Danach ging die Prinzessin zu ihrem Vater und erzählte ihm ihre Abenteuer eins nach dem andern. Der Vater war auch erfreut und sagte Gott Dank. Am folgenden Tag wurde die Ehe eingegangen, und vierzig Tage und vierzig Nächte dauerten die Hochzeitsfestlichkeiten. In der Nacht auf den einundvierzigsten Tag betraten sie das Brautgemach und die beiden Verliebten hatten einander. Hiermit endigt unsere Geschichte und damit Schluss.

1 Hodscha ist eigentlich der Titel für Geistliche, aber auch Quacksalber, die durch Besprechen, Bepusten und durch Amulette die Kranken heilen, werden damit bezeichnet.

2 Der Ausdruck des Textes ist merkwürdig. Ich nehme an, dass ein Druckfehler für den Namen des Prinzen von Jemen vorliegt.

3 Lala ist der Prinzenerzieher.

Der schöne Kaffeeschenk

Die Geschichtenüberlieferer und Märchenerzähler berichten Folgendes. In alten Zeiten lebte ein erwachsener Jüngling in sehr ärmlichen Verhältnissen. Eines Tages verkleidete er sich und machte sich auf die Reise. Nach langem Reisen kam er in ein Land. Er kam an ein altes Kaffeehaus und fragte den Wirt: »Meister, würdest du mich als Lehrling annehmen?« Der Wirt sagte: »Ach, mein Sohn, meine Kaffeeschenke ist alt. Am Tag kommen ein paar Kunden. Fünf bis zehn Para nehme ich ein, davon kaufe ich das Brot für den Abend und gebe es für meinen Unterhalt aus.« Der Jüngling sagte: »Vater, ich verlange von dir nichts. Ich will nur meinen Kopf hier ein wenig einstecken und verweilen.« Dagegen sagte der Kaffeewirt nicht: »Es ist unmöglich«, sondern: »Sehr schön, mein Sohn, was Gott schenkt, nimmt man hin.« Darauf küsste der Jüngling dem Meister die Hand, trat ein und verblieb im Kaffeehaus. Als es Abend wurde, sagte sein Meister: »Mein Sohn, ich gehe jetzt nach Hause, schließe du das Kaffeehaus ordentlich zu und schlafe darin.« Sein Meister ging nach Hause weg.

Wir wenden uns nun zu dem Jüngling. Dieser verschloss ordentlich das Kaffeehaus, legte sich auf die Bank und schlief ein. Ungefähr um vier oder fünf krachte die Tür des Kaffeehauses, öffnete sich, und ein Derwisch trat ein und grüßte. Der schlafende Jüngling wachte auf und erwiderte höflich den Gruß des Derwischs. Jetzt sagte der Derwisch: »Steh auf, junger Mann, koch mir einen Kaffee umsonst.« Der Jüngling stand auch auf und kochte dem Derwisch einen Kaffee umsonst und reichte ihm den. Der Derwisch trank den Kaffee und ging, ohne ein Wort zu sagen, hinaus. Der Jüngling sagte: »Hoffentlich ist es eine gute Vorbedeutung«, schloss die Tür der Kaffeeschenke, setzte sich wieder auf die Bank und blieb die Nacht dort. Als es Morgen wurde, sagte er nichts dem Meister davon. Als es wieder Abend wurde, schlief er wieder wie das erste Mal ein. Genau um vier oder fünf ungefähr krachte wieder die Tür und öffnete sich. Da kamen zwei Derwische herein, grüßten und sagten: »Koch uns zwei Kaffee umsonst.« Der Jüngling stand auf, kochte ihnen zwei Kaffee umsonst und gab sie ihnen. Sie tranken den Kaffee und gingen weg. Er schloss wieder die Tür des Kaffeehauses und verblieb die Nacht auf der Bank. Als es Morgen wurde und der Meister kam, sagte er ihm nichts von den Geschehnissen. Als es Abend wurde, schloss er wieder das Kaffeehaus und stellte alles, was an Dingen vorhanden war, hinter die Tür, legte sich auf seine Bank und schlief ein. Genau gegen vier oder fünf erhob sich ein sehr starker Lärm, die Tür krachte und öffnete sich, und herein traten drei Derwische. Nachdem sie gegrüßt hatten, sagten sie: »Steh auf, junger Mann, und koch uns drei Kaffee umsonst.« Der arme Jüngling stand auf, kochte den Kaffee und gab ihnen den. Sie tranken ihren Kaffee und standen auf. Der eine sagte: »In der Kaffeeschenke, in der sich dieser junge Mann befindet, soll nie in der Kaffeebüchse an Kaffee und Zucker Mangel sein; sie sollen immer bis an den Rand voll sein.« Der zweite sagte: »In die Kaffeeschenke, in der sich dieser junge Mann befindet, sollen Kunden wie Ameisen kommen.« Der dritte sagte: »Dieser junge Mann soll alle Löcher zum Sprechen bringen können.« Schließlich gingen alle drei Derwische auf einmal davon.

Der Jüngling schloss wieder wie das erste Mal die Tür des Kaffeehauses, legte sich auf die Bank und schlief ein. Als es Morgen wurde, stand er auf, öffnete das Kaffeehaus und sieht, dass vor dem Kaffeehaus die Kunden wie Ameisen gedrängt stehen. Er sagte: »Es ist tatsächlich geschehen, was die Derwische in der Nacht sagten«, und dankte Gott. Danach ging er an den Herd, und als er nach dem Kaffee und Zucker sieht, um den Kunden Kaffee zu kochen, ist die Büchse bis zum Rand voll. Er sagte: »Die Derwische waren doch nicht so ohne.« Dann verfiel er in Nachdenken. Doch kochte er andauernd Kaffee und setzte ihn den Gästen vor. Schließlich kommt sein Meister und sieht – na, was siehst du?8 –, der Platz vor dem Kaffeehaus und drinnen ist voller Menschen. Er sagt zu sich: »Das ist ja ein reines Wunder«, steckt den Finger in den Mund und bleibt stehen. Er denkt: »Jeden Tag kommt sonst nur der eine oder der andere Kunde. Dahinter muss etwas stecken.« Er geht umher und findet keinen Platz zum Sitzen. Dann fragt er den Jüngling: »Hast du Kaffee und Zucker in dem Kasten?« Der Jüngling antwortete: »Ja, Meister, ich habe welchen gekauft. Setz dich nur hin und vergnüge dich.« Da setzte sich sein Meister irgendwohin.

Der junge Mann kochte andauernd Kaffee. Als es schließlich Abend wurde, ging sein Meister an die Schublade, öffnet sie und sieht – na, was siehst du? –, die Schublade ist bis zum Rand voller Geld. Als der Meister das sieht, wäre er beinahe ohnmächtig geworden. Dann sagte er: »Bravo, mein Junge, dein Fuß war Glück bringend!« und küsste den jungen Mann auf die Augen. Dann steckt er das Geld in den Beutel und trug es nach Hause.

Der junge Mann verblieb einige Monate im Kaffeehaus, und an jedem Tag kamen viele Kunden. Sie wurden nun so reich, dass sie keinen Platz finden konnten, wo sie das Geld hinlegen konnten. Schließlich sagte der junge Mann eines Tages zu seinem Meister: »Meister, ich möchte in meine Heimat reisen, gib mir die Erlaubnis.« Der Meister wollte sich zwar nicht von ihm trennen, notgedrungen sagte er aber wohl oder übel: »Sehr schön, mein Sohn, Allah möge dir Heil geben, geh!« Dann küsste der junge Mann seinem Meister die Hand, und der Meister gab ihm ein paar Kleider, wie es in der Welt nicht Ähnliches gibt, ganz mit Goldstickerei und mit Juwelen. Er zog sie an und machte sich auf den Weg.

Eines Tages kam er in ein anderes Land; dort mietete er sich ein Kaffeehaus und fing an zu arbeiten. Wieder kamen wie vorher so viel Kunden, dass sie sich nicht zählen ließen. Kurz, dieser schöne Kaffeeschenk wurde in dieser Stadt bekannt.

Als eines Tages einer von den Reichen der dortigen Gegend davon hörte, konnte er es nicht mehr aushalten, stand auf und ging sofort in das Kaffeehaus, wo der schöne Kaffeeschenk war. Er setzte sich dort hin und verblieb dort, konnte aber sein Auge nicht von dem jungen Mann wenden. Er war so schön, als wenn er aus Wachs geformt wäre. – Der Reiche riss vor Erstaunen seinen Mund auf.

Der junge Mann kochte einen ganz besonders leckeren Kaffee und setzte ihm den vor. Dieser Reiche streckte seine Hand aus und trank ihn. Als er den Genuss ganz ausgekostet hatte, sagte dieser Reiche zu dem schönen Kaffeeschenk: »Schöner Kaffeeschenk, ich habe eine Tochter. Nach Allahs Bestimmung werde ich sie dir geben. Wirst du sie nehmen?« Der schöne Kaffeeschenk sagte: »Mein Herr, da Sie Ihre Tochter für mich passend ansehen, warum sollte ich sie nicht nehmen?« Schließlich führte dieser Reiche den schönen Kaffeeschenk in sein Haus, rief die Gemeinde zusammen und verheiratete seine Tochter mit dem Kaffeeschenk. Es wurde Scherbet getrunken und an jeden verteilt. Den schönen Kaffeeschenk geleitete man in dieser Nacht ins Brautgemach. Der schöne Kaffeeschenk ging zu dem Mädchen und sagte: »Loch, wer hat dich durchstochen?« Das Loch schrie: »Mich hat mein Vetter durchstochen.«

Am Morgen schied er sich von diesem Mädchen und ging in sein Kaffeehaus. Als sie das sahen, wunderten sie sich: »Was ist das für eine Sache, an einem Tag heiraten und am nächsten scheiden?« Alle waren verwundert und bedenklich.

Wir wollen die Geschichte nicht in die Länge ziehen. Der schöne Kaffeeschenk nahm die Tochter eines anderen reichen Mannes. Als es Morgen wurde, entließ er sie wieder. Am folgenden Tag nahm er anderswoher ein Mädchen, auch die entließ er.

Als dieser schöne Kaffeeschenk eines Tages am Meeresgestade ging, begegnete er einem Hirten, bei ihm war seine Tochter. Er redete ihn an: »He, Hirte, ist dies deine Tochter?« Der Hirte antwortete: »Ja, mein Herr.« Als er sagte: »Ach, Hirte, mein lieber Hirte, dies Mädchen werde ich nach Gottes Anordnung und nach dem hehren Brauch des Propheten heiraten«, antwortete der Hirte: »Ach, mein Herr, ist denn ein Hirtenmädchen Ihrer würdig?« Da sagte der schöne Kaffeeschenk: »Ich halte dies Mädchen meiner für würdig.« Schließlich nahm er den Hirten und dies Mädchen mit in sein Haus. Dann rief er die Gemeinde zusammen und heiratete das Mädchen.

Als es Nacht wurde, ging er zum Mädchen und rief: »Loch, wer hat dich durchstochen?« Das Loch fing an zu sagen: »Ich bin arm, keiner hat sich zu mir herabgelassen. Ich bin so, wie ich von der Mutter geboren bin. Bis jetzt hat noch niemand Hand darangelegt.«

Als der schöne Kaffeeschenk dies hörte, freute er sich und sagte: »Da habe ich endlich die Frau gefunden, die ich suchte.« Dann näherte er sich dem Mädchen und wohnte ihr bei.

Als es Morgen wurde, stand er auf, ging ins Bad, wusch sich, kaufte Sahne und ging wieder ins Haus, wo das Mädchen war, verweilte bei dem Mädchen, und sie liebten sich.

Die mögen nun hierbleiben, wir kommen jetzt zu den Reichen. Die hatten einen nahen Nachbarn. Eines Tages versammelten sie sich und er sagte: »An dem und dem Ort ist ein schöner Kaffeeschenk. Der nahm meine Tochter, und am Morgen verließ er sie. Gestern hat er ein Hirtenmädchen genommen. Das heißt, dass ihm meine Tochter nicht gefallen hat. Kommt, wollen alle einmütig daraus einen ehrenrührigen Prozess machen und ihn bestrafen lassen.«

Dies Wort gefiel allen. Darauf schicken sie Nachricht an den schönen Kaffeeschenk. Schließlich sagte er: »Wenn Allah will, ist es so gut«, verließ sein Haus und kam zu ihnen, setzte sich und verweilte. Sie sagten zu ihm: »He, schöner Kaffeeschenk, nach Allahs Anordnung hast du unsere Töchter geheiratet und am Morgen wieder verlassen. Was ist der Grund? Schließlich hast du ein Hirtenmädchen genommen, und bei der bleibst du. Schämst du dich nicht? Gehört sich so etwas für dich? Was hatten unsere Töchter für einen Fehler? Jetzt wollen wir dir einen ehrenrührigen Prozess machen, lass dir das gesagt sein!«

Da antwortete der schöne Kaffeeschenk: »Meine Herren, jetzt ruft eure Töchter, wir wollen die Sache erklären, damit, wenn die Schuld an mir liegt, der schöne Kaffeeschenk verderben möge.« Sie sagten: »Sehr schön, mein Sohn, wollen sie rufen, sie mögen kommen.« Dann sandten sie Nachricht in ihre Häuser, und die genannten Mädchen bestiegen ihre Droschken und kamen in die Versammlung.