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Ein Dichter weiß aus immer gleichen Teilen ein neues Ganzes mal für mal zu fügen und kann sich noch für ganz spezielle Zeilen mit sechsundzwanzig Lettern bloß begnügen. Auf Zwölf nur bleibt der Töne Zahl beschränkt, doch wer sie einmal anders kombiniert, und ihre Klänge kreativ vermengt, der hat sogleich was Neues orchestriert. Auch wir sind beispiellose Summen begrenzter, ausgewählter Komponenten. Und wo wir sinnend ohne Angst verstummen, da zeigt sich uns der Seele Elemente. Im Grunde gibt es sieben Strahlen nur, die einzigartig prägen, wie wir sind. Die Sieben geben siebenfach Struktur, womit der Mensch an Sinngestalt gewinnt. So gibt’s vom Urbeginn an Formen, die uns als Typen eingeleuchtet werden, die jedes Dasein zahlenmäßig normen, den Einzelseelen helfen sich zu erden.
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Seitenzahl: 84
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Leonard Heffels studierte Kunst in Maastricht und Pädagogik in Amsterdam. In seinem literarischen Werk setzt er sich immer wieder mit biblischen Themen auseinander. Dabei bewegt er sich im Grenzbereich zwischen Lyrik und Prosa. Immer wieder spürt er dem Urtypischen in den archaischen biblischen Gestalten nach. Bei TWENTYSIX erschienen die Novellen „Marthas Geschick“ und „Hiobs Freunde“ sowie die epische Dichtung „Wer mit Gott geht“, ferner der historische Roman „Daniels Vermächtnis“. Leonard Heffels lebt mit seiner Frau in München.
70 Sonette
10 Dialoge
Die ersten 49 Sonette dieses Bandes sind im Frühjahr 2012 ziemlich spontan entstanden. Ausgerechnet nachdem ich mir bei einem Sturz die Schreibhand gebrochen hatte, sprudelten die Verse nur so heraus. Ich schrieb wochenlang fast täglich ein Sonett. Die Sammlung erschien im späten Herbst desselben Jahres unter dem Titel Die Seele in Sonetten – 49 Lehrgedichte im Berliner sine causa Verlag. Varda Hasselmann erklärte sich freundlicherweise bereit ein Vorwort dazu zu schreiben.
Diese Sonette sind das Ergebnis der Auseinandersetzung mit einer Typenlehre, die unter der Bezeichnung „Archetypen der Seele“ bekannt geworden ist. Hier ist nicht der Ort näher darauf einzugehen. Stattdessen verweise ich auf die im Folgenden aufgeführte Literatur. Es ist meines Erachtens nicht erforderlich mit dieser Typenlehre vertraut zu sein, um die Sonette verstehen oder gar genießen zu können. Vielleicht vermag die Lyrik allerdings den einen oder anderen Leser zu der sehr differenzierten Beschreibung seelischer Archetypen hinzuführen.
Kurz nach der Erscheinung der Seele in Sonetten besuchte ich in Wien ein Seminar zum Thema „Angstarchetypen“. Schon im Vorfeld dieses Seminars schrieb ich neue Gedichte. Die Muse meinte es gut mit mir und es entstand eine weitere Sammlung urtypischer Sonette sowie eine Reihe von Dialogen in Versform. Im Spätsommer 2013 erschien dieses Werk unter dem Titel Furcht in Versen ebenfalls im sine causa Verlag.
Es war schon länger mein Wunsch die beiden Bändchen in einem Buch zusammenzufassen. Es freut mich sehr, dass die komplette Sammlung jetzt im TWENTYSIX Verlag erscheint. Für diese Ausgabe habe ich alle Texte grundlegend überarbeitet, so dass kaum ein Sonett unverändert geblieben ist. Dabei waren mir Eleganz und Genauigkeit die obersten Prinzipien – zwei Richtschnüre, die keineswegs immer in die gleiche Richtung verlaufen.
München, im Sommer 2016
Leonard Heffels
Nach Archetypen der Seele
von Varda Hasselmann und Frank Schmolke
Die Seele des Menschen zu beschreiben scheint unmöglich, gilt sie doch als nebulös, jenseitig oder nicht existent. Die großen Kirchen haben stillschweigend Abschied vom Seelenbegriff genommen. Unser Buch Archetypen der Seele, 1993 zuerst veröffentlicht, füllt seither ein Vakuum. Hunderttausende Leser erkennen unverhofft starke Resonanzen auf Empfindungen, die sie zuvor unverständlich und unverstanden glaubten. Sie erinnern sich an vergangene Leben. Sie sind überzeugt davon, dass es außer Körper, Geist und Psyche noch einen vierten Aspekt gibt, der ihr Dasein ausmacht – die unvergängliche Seele. Sie empfinden süße und quälende Sehnsucht. Dennoch zweifeln sie an ihren Wahrnehmungen, denn unsere wissenschaftsorientierte Epoche bietet ihnen kaum geistigen Rückhalt. Die Archetypen der Seele gelten daher als Geheimtipp. Alle Texte dieses Buches sagen angeblich Unsagbares; doch sie schaffen innere Gewissheiten.
Eine sich daraus entfaltende umfassende Seelenlehre, in mehreren Bänden zugänglich1, bietet mental und emotional überzeugende Strukturen an, die bislang Nebulöses präzise beschreiben und nachvollziehbar machen. Die Textübermittlung geschah stets über mediale Inspiration. Dass es Medialität überhaupt gibt, glauben viele Menschen ebenso wenig wie die Vorstellung, ein göttlicher Funke könne sie beleben und eine transzendente Instanz sie begleiten. Wirklichkeit und Wirkung einer medialen Übermittlung vermögen dennoch Fenster zu öffnen für jene, die Neues schauen wollen.
Die neunundvierzig Archetypen der Seele haben bereits mehrere Musiker und Dichter inspiriert. Eine Dissertation und eine Magisterarbeit sind entstanden. Das Buch ist in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2015 wird eine auf den Archetypen basierende Oper in Wien uraufgeführt, komponiert von Roman Pawollek.
Nun überrascht Leonard Heffels mit neunundvierzig kunstvollen Sonetten, Lehrgedichte genannt. Er hat damit nicht nur eine willkommene poetische Ergänzung zu einem bekannten Lehrbuch verfasst, sondern vor allem ein literarisches Werk von Rang und bleibendem Wert. Mühelose Mühe von Sprachgestaltung wird hier erfahrbar. In historisch bedeutender klassischer Form mit dem formalen Zwang zur Konzentration auf das Wesentliche ist es dem Dichter gelungen brillante Versionen der seelischen Archetypen in eindrückliche Worte zu fassen. Sie schaffen Essenz wie ein double consommé der feinen Küche und reduzieren auf prägnante Kürze, was einen Archetypus ausmacht.
Auf solche Weise bieten Leonard Heffels’ Gedichte sinnliche Genüsse für jeden, der Lyrik kennt und schätzt. Wir erfreuen uns an der dichten Bildlichkeit seiner Verse. Wir spüren beim Lesen, wie der Dichter sich vertrauensvoll im Strom seiner Inspiration treiben lässt und doch niemals die Ufer aus den Augen verliert – Sicherheit verheißend durch die lyrische Strenge des Versmaßes. Wir erfrischen unsere Seelenkräfte am Widerhall von Aussagen und Rhythmen und lassen jedes einzelne der neunundvierzig sprachgewaltigen Archetypen-Sonette auf der Zunge zergehen wie ein köstliches Praliné aus Worten, gefüllt mit Sinn und Bedeutung, gewürzt mit dem Esprit der jeweils letzten Zeilen.
Dir, Leonard Heffels, sei Dank von ganzem Herzen.
München, im Dezember 2012
Dr. Varda B. Hasselmann
1Archetypen der Seele, Welten der Seele, Weisheit der Seele, Die Seelenfamilie, Wege der Seele, Seelen-Elixiere, Die Seele der Papaya, Falsche Tugenden – sämtlich erschienen im Goldmann Verlag.
Er fühlt, was fehlt zum Ganzen jedem Teil
und denkt an andre, ehe die sich dachten.
In jeder Not wird er zu helfen trachten
und schweigend stützen, wird ein Weg zu steil.
Er reicht, wer sinkt, zur Rettung flugs ein Seil
und hilft zu schlagen schwere Alltagsschlachten.
Fürwahr: Er leistet viel, man muss ihn achten:
Was wund ist und verletzt, er macht es heil.
Wer derart hilft, der bleibt nicht selbst zurück,
er mag die Lahmen noch so lange stützen.
Sein Dienst gerät ihm nie zur Zeitverschwendung,
erlangt er damit schneller doch Vollendung.
Nur er kann heilend seiner Heilung nützen,
in Demut finden solch ein frühes Glück.
Wohin du schaust, es gibt nur mehr vom Gleichen.
Es treibt mich deshalb Schöpferdrang zur Hast.
Was überrascht, ich such’ es ohne Rast.
Gewohnte Pfade, davon will ich weichen
und sei’s auf alte Farbe neue streichen.
Sogar ein altes Bild, das mir noch passt,
ich hätt’ es gerne anders eingefasst.
Was keiner je geformt, ich will’s erreichen.
So will die Künstlerseele oft zu viel
und sucht vergebens gar nach Ruhm in Hallen.
Ihr macht der Blick auf ihre Hände Mut.
Er zeigt die Chance der Dinge, die sie tut.
Dann kann ihr auch ein kleiner Akt gefallen.
Behält sie Freude, bleibt ihr Werk ein Spiel.
Er strotzt vor Kampfeslust und sucht nach Kriegen.
Zu Taten drängt es ihn, er spürt die Kraft.
Er will als Kämpfer, stolz und ehrenhaft,
nicht bloß die Kräfte messen, sondern siegen.
Er kennt die Pflichten, welche ihm obliegen,
mit denen er den Geist im Kampfe strafft,
und muss, zum letzten Ringen aufgerafft,
am Ende nur sich selbst noch unterliegen.
Den Einzelkämpfer gilt es zu bezwingen.
Das Kollektiv verschafft ihm neue Würde.
Gemeinsam ist zu tragen nun die Bürde,
mit Worten sind zu kreuzen bloß die Klingen.
Erwägen soll er, welcher Streit sich lohnt,
denn besser blieb’ so mancher Feind verschont.
Schauen, prüfen, sammeln will er allerhand
von Erfahrung dann bedächtig abstrahieren,