Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Kinder, die anders sind
Überdurchschnittlich intelligent, aber stressanfällig
Der schmale Grat zwischen Normalität und »Verrücktheit«
Das andere Gehirn
Umwege und lange Leitungen
Gleichgewicht und Bewegung – das Fundament für Lernen
Die heutige Pädagogik und deren Folgen
Die Bedeutung der Geburt
Irrtümer der Pädagogik
Die Unsinnigkeit von Intelligenztests
Die Problematik der Zweisprachigkeit
Warum Sanktionen nicht wirken
Regeln oder Tabus
Die neue Pädagogik – ohne Revolution geht es nicht
Lernen aus Sicht der Evolutionspädagogik
Die 10 Schlüssel der Evolutionspädagogik
Der Pädagoge der Zukunft
Identität und Verantwortung
Die Schule der Zukunft
Das Bildungssystem evolutiv gesehen
Die Vision eines neuen Schulsystems
Anhang
Anmerkungen
Literatur
Die Autoren
Copyright
Vorwort
Fast täglich erleben wir in unseren Beratungspraxen Tragödien, die sich in unseren Schulen und in der Pädagogik abspielen. Immer wieder haben wir junge, begabte Menschen vor uns, die frustriert sind, sich verraten, unverstanden fühlen und nicht geachtet werden.
Unsere Betroffenheit, mit welcher Ignoranz in weiten Kreisen der Pädagogik auf diese Situationen reagiert wird, hat uns motiviert und immer wieder angetrieben, ein leicht verständliches und leicht anwendbares Konzept zu entwickeln – die Evolutionspädagogik. Der Erfolg dieses methodischen Ansatzes und die Not in der Pädagogik haben uns bekräftigt, dieses Buch zu schreiben.
Es sei all denjenigen Menschen gewidmet, die verkannt, nicht erkannt, nicht geachtet, verloren gegangen und gestrandet sind – in unserer Gesellschaft.
Kinder, die anders sind
Soeben hatte Julian sein Deutschreferat vor der Klasse gehalten. Etwas verlegen wischte er sich Schweißperlen von der Stirn. Über mehrere Nachmittage hatte er sich auf dieses Referat vorbereitet, denn für ihn stand mit diesem Referat die Versetzung in die 10. Klasse auf dem Spiel. Nach seinem Vortrag bekam er von der Klasse großen Beifall. Er wusste, er hatte seine Sache gut gemacht. Schon wollte er erleichtert aufatmen, als ihn der erstaunte, ungläubige Blick des Lehrers traf. Dieser kommentierte sein Referat mit den Worten: »Dieses Referat war hervorragend, doch du hast es nicht allein gemacht.«
Fassungslos antwortete Julian: »Ich habe mir alles allein erarbeitet, meine Eltern können dies bezeugen.«
Trotz Elterngespräch war der Deutschlehrer nicht bereit, Julian die erhoffte Zeugnisnote 4 zu geben – aus einem kleinen Glücksgefühl, etwas gut gemacht zu haben, blieben nur Ohnmacht, Wut, Enttäuschung und Resignation zurück.
Allzu oft werden Kinder in Schubladen eingeordnet. Ein Schüler mit Schwächen in Deutsch kann dann wohl auch keine Leistungsverbesserung zeigen. Statt einfach neugierig zu sein, hatte der Lehrer ein fertiges Bild von Julian.
Zweifellos hatte Julian eine Lese-Rechtschreib-Schwäche, was seine mangelhaften Rechtschreibnoten zeigten. Auch seine Mitarbeit im Deutschunterricht war nicht überragend. Doch hatte ihn einmal ein Thema gefesselt, wurde seine Sprache plötzlich fließend und lebendig.
Der Psychoanalytiker C.G. Jung überliefert uns ein ähnliches Erlebnis: Als ein Lehrer der Klasse einen Aufsatz zurückgab, wartete C.G. Jung vergebens auf seine Arbeit. Als alle anderen ihre Arbeiten zurückhatten, hob der Lehrer an und sagte: »Jetzt habe ich noch einen Aufsatz – den von Jung. Er ist weitaus der beste, und ich hätte ihm den ersten Platz gegeben. Aber leider ist er ein Betrug. Wo hast du ihn abgeschrieben? Gesteh die Wahrheit.«1 Jung litt lebenslang an dieser Diskriminierung, sonst hätte er sich nicht bis ins hohe Alter daran erinnert.
Ereignisse wie diese sind typisch für Kinder mit ungeahnten Begabungen, die aber begleitet sind von hoher Stressanfälligkeit und Lern- und Verhaltensproblemen. Diese Kinder denken anders, sie verhalten sich anders, sie reagieren anders als ihre Altersgenossen. Sie haben andere Interessen, sind oft abwesend, sind manchmal sehr stur in ihrem Verhalten und leiden unter den Reaktionen ihrer Freunde und Mitschüler. Sie ziehen andere Schlüsse, sie tun Dinge, die andere nicht tun. Sie stellen Fragen, auf die wir Erwachsene keine Antworten haben. Sie vertiefen sich in bestimmte Bereiche mit einer bemerkenswerten Ausdauer und lassen andere Gebiete, die sie nicht interessieren, »links« liegen. Sie leiden an den vorgegebenen Strukturen dieser Welt und bringen gleichzeitig Licht in die Dunkelheit unserer banalen, einfach gestrickten Alltagswelt. Es sind Kinder, die anders sind – vielfach unterschätzt, verspottet, beargwöhnt, missverstanden in ihrem Verhalten. Und allzu oft reagiert die Umgebung hilflos auf sie.
Wir konnten in jahrelangen Beobachtungen herausfinden, dass diese Kinder eine spezielle neurologische Verarbeitungsstrategie haben. Wir nennen sie »Mischformer«.
Man geht davon aus, dass bei den meisten Menschen die Mehrzahl der kognitiven Aufgaben – wie Sprache, Zahlenverständnis, Wahrnehmung usw. – hoch spezialisiert ist und getrennt voneinander in verschiedenen Gehirnregionen ausgeführt wird. Auch liegt das Sprachgehirn in der Regel der Schreibhand schräg gegenüber (zum Beispiel linke Gehirnhälfte – rechte Hand).
Bei den Mischformern dagegen befinden sich Sprachgehirn und Schreibhand auf der gleichen Seite. Häufig sind bei ihnen auch die oben genannten Spezialisierungen nicht eindeutig getrennt. Dies führt zu einer Zunahme der zu verarbeitenden Datenmenge und damit zu einer höheren Stressanfälligkeit. Kurz gesagt: in der Regel hochbegabt, aber stressanfällig.
Stressanfälligkeit bedeutet hier, dass sich durch instabile Spezialisierungen im Gehirn bestimmte Gehirnregionen leicht »ins Gehege kommen«. Gerade durch Störungen von außen wie zum Beispiel Zeitdruck, Lärm, Ablenkungen, Ungeduld usw. kann die Konzentrationsfähigkeit verloren gehen. Man hat dann alle Hände voll zu tun, um bei der Sache bleiben zu können. Mischformkinder sind besonders häufig von dieser Problematik betroffen.
Diese Kinder sind kreativ, neugierig und alles ist für sie gleich wichtig: Die Spinne, die gerade ihr Netz spinnt, hat gleich hohe Bedeutung wie die Mathematikaufgabe, die gerade zu lösen ist. Informationen, die auf Mischformkinder einströmen, ordnen sie nicht nach Prioritäten. Dadurch sind sie schnell einer Reizüberflutung ausgesetzt.
Doch sie leben in einer Kultur, die eine andere Art und Weise des Denkens präferiert. In unserem Alltag muss alles begründet werden, man fragt nach der Logik, es werden Ursachen gesucht und Prioritäten gesetzt. Es heißt: »Sei kreativ und fantasievoll, aber logisch.«
Den Kindern, die wir in diesem Buch beschreiben, ist diese Vorgehensweise fremd. Sie verstehen nicht, warum so kompliziert gedacht wird. Da sie aber eine Minderheit sind (nach unseren Erfahrungen sind es ca. acht bis zehn Prozent der Bevölkerung), ziehen diese Kinder bald den Schluss: »Ich bin nicht okay.«
Wenn wir diese Kinder fördern wollen, wenn wir verhindern wollen, dass sie als Jugendliche in unserer Gesellschaft scheitern, müssen wir uns mit ihrer Art zu denken näher beschäftigen. Die Evolutionspädagogik macht uns die wunderbare und fantastische Denkweise dieser Kinder verständlicher.
Überdurchschnittlich intelligent, aber stressanfällig
Ein großer Artikel in der Wochenzeitung Die Zeit sollte die Gesellschaft wachrütteln: »Jugend ohne Charakter« so die Überschrift. »Karrieredruck und Zukunftsangst haben eine angepasste Generation hervorgebracht. Fleißiger denn je, aber erschreckend widerspruchslos.«2
Dieser Artikel beschreibt diejenigen Kinder und Jugendlichen, die unser Schulsystem durchlaufen haben, ohne dabei gescheitert zu sein. Diese »traurigen Streber« (Die Zeit) haben sich dem Schulsystem gebeugt, das zu angepasster Intelligenz erzieht. Auch könnte man die Headline »Jugend ohne Charakter« mit »Manager ohne Charakter« ersetzen. Ein Großteil unserer Führungskräfte, die gegenwärtig in die Kritik geraten sind, sind die Produkte unseres Schulsystems, einer Pädagogik, die Anpassung statt individuelle Entwicklung als Ziel hat, die kreativitätshemmend und so auch entwicklungsfeindlich ist. Doch wer sich gegen diese Pädagogik wehrt, geht schnell unter. Folgende Fakten verdeutlichen hier eine wachsende Problematik:
■ Immer mehr Kinder sind hyperaktiv.
■ Immer mehr Jugendliche verweigern sich der gesellschaftlichen Integration.
■ Immer mehr Talente liegen brach.
■ Immer mehr Kinder und Jugendliche gehen der Gesellschaft verloren.
■ Immer mehr Kinder und Jugendliche haben Essstörungen.
■ Immer mehr Schüler sind nach dem überkommenen Lehr- und Erziehungssystem nicht mehr beschulbar oder erziehbar.
Davon abgesehen gilt nach wie vor: Unser Schulsystem ist auf Mittelmäßigkeit und auf eine lineare Denkstruktur ausgerichtet. Die Pädagogen holen sich ihr Feedback von den Schülern, die mit der vorgegebenen linearen Struktur keine Probleme haben. Diese Schüler passen sich dem an, was der Lehrer vorgibt, weil sie die gleiche Denkstruktur haben. Denjenigen Schülern, die tatsächlich Hilfe brauchen, können sie keine Unterstützung geben. Ihr Verhalten wird nicht verstanden und fehlinterpretiert – falsche Schlussfolgerungen sind die Folge.
Was macht es gerade diesen durchaus intelligenten Kindern so schwer?
Das Problem liegt überwiegend darin, dass in der Pädagogik statt Neugier Standardisierungen vorherrschen. Die Fähigkeit, umfassend beobachten zu können, wird in der pädagogischen Ausbildung zu wenig trainiert. Stattdessen werden die Kinder »in Schubladen gesteckt«, denen sie dann zu entsprechen haben. Wer Dinge anders sieht, Lösungen anders angeht, kommt sehr schnell in Konfliktsituationen.
Diese Schüler brauchen Fragestellungen, die den Blick weiten (viele Informationen gleichzeitig) und nicht immer sofort logisch-einseitige Begründungen verlangen. Für diese Kinder gibt es nicht nur einen Lösungsweg, sondern viele Möglichkeiten.
Wir brauchen eine Pädagogik, die Fragen so stellt, dass sie verstanden und beantwortet werden können. Wir brauchen eine Pädagogik, die nicht eine Erziehung zur Anpassung propagiert, sondern Anregung zur individuellen kreativen Entfaltung bietet.
Gerade die begabten Kinder leiden unter der Einseitigkeit des üblichen Erwachsenendenkens. Und so wird schnell aus »überdurchschnittlich begabt« ein unterdurchschnittlicher Schüler, der sich vom bestehenden System verabschiedet hat.
Wenn einem guten Schüler einmal eine Arbeit misslingt, spricht der Lehrer von Ausrutscher. Erzielt ein mittelmäßiger Schüler eine gute Note, wird er gefragt: »Wer hat dir geholfen oder wo hast du abgeschrieben?«
Gerade die lineare Denkstruktur, die häufig in den Köpfen der Pädagogen vorherrscht, neigt dazu, alle Daten linear zu übertragen. Vorurteile wie »Der Schüler war letztes Schuljahr schlecht, also geht es sicher so weiter« sind typische Beispiele dafür. Oder die Aussage »Der Schüler ist nicht sprachbegabt«: Sie gilt dann für die gesamte schulische und berufliche Laufbahn. In Untersuchungen wurde jedoch festgestellt, dass bis zu 60 Prozent der Empfehlungen und Einschätzungen der Pädagogen für den Übertritt an weiterführende Schulen falsch sind.
Diese Einförmigkeit im Denken und Handeln ist nicht nur auf die Schulen beschränkt. Auch die berufliche Laufbahn eines Erwachsenen ist davon betroffen. In der Industrie werden immense Geldbeträge für Führungstrainings ausgegeben. Die Auswahl der zukünftigen Führungskräfte soll so gesteuert und optimiert werden. So kommen zum Beispiel alle führenden Topmanager irgendwann in ihrer Ausbildung mit den bekanntesten Managementschulen in Berührung. Es herrscht ein regelrechter Korpsgeist unter diesen Personen. Wer einmal dazugehört, hat ausgesorgt. Und alle gingen durch die gleichen Trainingscenter.
Die wirtschaftliche und häufig auch die politische Elite, die so oft versagt und unendlich viel Volksvermögen verschleudert und viel Leid für viele Betroffene bringt, ist nach den gleichen Prinzipien ausgebildet: einseitige lineare Betrachtungsweisen ohne Empathie und Augenmaß.
Es zeigt sich immer wieder, dass Menschen, die die Welt anders sehen, die uneigennützig und freundlich sind und zum Beispiel Gerechtigkeit bedeutender finden als Karrieredenken, Gefahr laufen in unserer Gesellschaft »unter die Räder zu kommen« und ausgegrenzt zu werden. Dies dürfen wir nicht länger zulassen.
Der Weg dahin führt über eine neue Beschreibung, was Intelligenz tatsächlich ist. Wir brauchen einen neuen Fokus, denn Intelligenz bedeutet nicht, ein möglichst großes Wissen zu haben, sondern:
■ Intelligenz ist, was man einsetzt, wenn man nicht mehr weiterweiß.
■ Oder man tut etwas, was andere vorher nicht getan haben.3
Wichtig sind Begabungen, die in Zukunft weit mehr gebraucht werden als eine sich nur am Zweck orientierende Vorgehensweise. Die Gesellschaft braucht unsere »begabten Aussteigerkinder«.
Die Keimzelle für deren Entwicklung liegt in unseren Schulen – mit Pädagogen, die einen Blick für tatsächliche Begabungen haben. Pädagogen, die mit Neugier auf die Kinder zugehen und nicht nur Antworten geben, sondern auch zuhören, zuschauen, beobachten und durch Fragen herausfinden, wie diese Kinder die Welt sehen und was sie uns mitzuteilen haben. Wir brauchen Schulen als Begabungsförderungseinrichtung mit dem Credo: »Jedes Kind ist auf seine Weise begabt.«
Das wunderbare Bild von den unterschiedlichen Weisen zu schwimmen, wie es im Tierreich sichtbar ist, macht dies deutlich. Jede Form des Schwimmens ist auf ihre Weise optimal und individuell angepasst. Kein Tier ist besser oder schlechter angepasst – gerade weil Tiere so unterschiedlich sind.
Quelle: Humberto Maturana u. Francisco Varela: Der Baum der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln des menschlichen Erkennens, Bern/München/Wien: Scherz 1987, S. 125
Der schmale Grat zwischen Normalität und »Verrücktheit«
Vom großen Physiker Niels Bohr wird folgende Geschichte erzählt: Als er in seiner Abiturprüfung in Physik die Aufgabe gestellt bekam, mithilfe eines Barometers herauszubekommen, wie hoch ein spezieller Turm sei, soll er als Lösung geschrieben haben: »Ich klingle beim Hausmeister und frage ihn.« Nach langen Diskussionen in der Prüfungskommission wurde die Aufgabe als nicht bestanden bewertet. Die Lehrer hatten keinen Sinn für Bohrs Genialität.
Wir können Niels Bohr getrost als einen hochbegabten Menschen mit »anderer Denkstruktur« betrachten.
An diesem Beispiel wird deutlich, wie schmal der Grat ist, auf dem diese Menschen wandeln. Die Welt anders zu sehen, wird nicht immer honoriert oder wenigstens geduldet.
Hohe Intelligenz kann häufig ein Risikofaktor sein. Häufig wird sie sogar als Provokation verstanden. Zeitungsredakteure haben in einer Recherche über das Verhalten der Justiz bei Menschen, die sich in ihrem Denken nicht so verhalten wie die Mehrheit der Bevölkerung, herausgefunden, dass schon mal schnell deren Zurechnungsfähigkeit angezweifelt und eine Entmündigung erwirkt wird.
Anders zu sein ist also gefährlich. Aber gerade die Geschichte über den oben genannten Physiker zeigt uns, dass bahnbrechende Erfindungen und Entdeckungen in hohem Maße eine andere Denk- und Gehirnstruktur benötigen.
Da ist das Beispiel vom Schüler Max, über den die Lehrerin in der Besprechung mit der Mutter klagte, dass Max nicht einmal die Chance wahrgenommen habe, mit einem freiwilligen Referat seine Note zu verbessern. Zur Rede gestellt, sagte er: »Die Lehrerin hat ausdrücklich gesagt, es ist freiwillig, ohne mich direkt anzusprechen.« Max hat nur wortwörtlich umgesetzt, was die Lehrerin gesagt hat. Den Hintergedanken der Lehrerin, »Ihr wisst schon, was gemeint ist«, hat Max nicht wahrgenommen.
Von Einstein wird erzählt, dass er es schon sehr früh leid war, immer nach seinen Strümpfen zu suchen, um dann auch noch festzustellen, dass sie Löcher haben. Er hat das Problem nach »einsteinscher« Art dahin gehend gelöst, dass er fortan gar keine Strümpfe mehr getragen hat – angeblich auch nicht bei der Verleihung des Nobelpreises.
Jedes Jahr wiederholt sich dasselbe Ritual. Stehen Zeugnisse an, verkündet das Kultusministerium, dass Zeugnisnoten nicht alles seien, und appelliert an die Eltern, nicht mit Vorwürfen und Aggression zu reagieren. Ein schlechtes Zeugnis sei keine Katastrophe. Eltern und Schüler erleben aber in der Realität, dass häufig wegen eines einzigen Zeugnisses über das weitere Wohl und Wehe des Schülers entschieden wird. Kinder haben für diese Doppelzüngigkeit ein gutes Gespür, und auf der Strecke bleibt das Vertrauen in die Erwachsenen.
Der Hauptfehler liegt hier in dem Glauben, dass alle Menschen die gleiche Wahrnehmung hätten. Vieles wird in der Kommunikation vorausgesetzt, ohne beim anderen nachzufragen. Kinder erschaffen sich aber ihre Welt durch Beobachtung und sie schließen eventuell Schlüsse, die sich aus ihrer Weltsicht ergeben.
Der Autor Daniel Tammet erzählt in seinem Buch Wolkenspringer