Verliebe dich nie als Rockstar (Rockstar 1 aus der Sicht von Alex) (Die Rockstars-Serie 0) - Teresa Sporrer - E-Book

Verliebe dich nie als Rockstar (Rockstar 1 aus der Sicht von Alex) (Die Rockstars-Serie 0) E-Book

Teresa Sporrer

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Beschreibung

**ENDLICH: Band 1 der Bestseller-Reihe aus der Sicht von Rockstar Alex – mit vielen brandneuen Szenen!** Dem jungen Rockmusiker Alex eilt sein Ruf bereits voraus, als er zum zweiten Mal die Klasse wiederholen muss. Er ist nicht nur ein begnadeter Gitarrenspieler und erfolgreicher Bandleader, sondern auch ein absoluter Womanizer – bis er Zoey begegnet. Der Einen, die sich von seinem Charme nicht um den Finger wickeln lässt. Die ihm vor versammelter Klasse eine Ohrfeige verpasst. Und deren Stimme so einzigartig ist, dass sie eine Gänsehaut verursacht. Da trifft es sich gut, dass Zoey ein Mathe-Ass ist. Schließlich braucht er ganz dringend Nachhilfe… //Alle Bände der romantischen Bestseller-Reihe:  -- Verliebe dich nie als Rockstar (Die Rockstar-Reihe 0)  -- Verliebe dich nie in einen Rockstar (Die Rockstar-Reihe 1)  -- Blind Date mit einem Rockstar (Die Rockstar-Reihe 2)  -- Ein Rockstar kommt selten allein (Die Rockstar-Reihe 3)  -- Rockstar weiblich sucht (Die Rockstar-Reihe 4)  -- Der Rockstar in meinem Bett (Die Rockstar-Reihe 5)  -- Rockstars bleiben nicht zum Frühstück (Die Rockstar-Reihe 6)  -- Rockstars küssen besser (Die Rockstar-Reihe 7)  -- Rockstars kennen kein Ende (Die Rockstar-Reihe 8)  -- Rock'n'Love (Ein Rockstar-Roman)  -- Liebe ist wie ein Rocksong (Die Rockstar-Reihe Spin-off) -- Alles begann mit einem Rocksong (Die Rockstar-Reihe Spin-off) -- Die MEGA Rockstars-E-Box: Band 1–8 der Bestseller-Reihe -- ROCKSTARS. Band 1–3 in einer E-Box -- Berührende Rocksong-Romantik im Sammelband (Die Rockstar-Reihe)//   Die Rockstar-Reihe ist abgeschlossen. Alle Bände der Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden und haben ein abgeschlossenes Ende.

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Teresa Sporrer

Verliebe dich nie als Rockstar (Die Rockstar-Reihe 0)

**ENDLICH: Band 1 der Bestseller-Reihe aus der Sicht von Rockstar Alex – mit vielen brandneuen Szenen!** Dem jungen Rockmusiker Alex eilt sein Ruf bereits voraus, als er zum zweiten Mal die Klasse wiederholen muss. Er ist nicht nur ein begnadeter Gitarrenspieler und erfolgreicher Bandleader, sondern auch ein absoluter Womanizer – bis er Zoey begegnet. Der Einen, die sich von seinem Charme nicht um den Finger wickeln lässt. Die ihm vor versammelter Klasse eine Ohrfeige verpasst. Und deren Stimme so einzigartig ist, dass sie eine Gänsehaut verursacht. Da trifft es sich gut, dass Zoey ein Mathe-Ass ist. Schließlich braucht er ganz dringend Nachhilfe …

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Vita

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© privat

Teresa Sporrer wurde 1994 in der kleinen österreichischen Stadt Braunau am Inn geboren. Da ihr Heimatdorf fast nur aus Feldern und Bäumen besteht, zieht es die Autorin seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr regelmäßig auf verschiedene Rockkonzerte und Festivals. Neben ihrer Liebe zur Musik hegt sie noch eine große Leidenschaft für Bücher und kümmert sich regelmäßig um ihren eigenen Bücherblog. Momentan bereitet sich die Autorin auf ihr Lehramtsstudium vor und arbeitet an neuen Geschichten.

PROLOG

ALLES AUF ANFANG …

Vor ungefähr zwei Jahren

Wenn die Rothaarige mit der wahnsinnig tief ausgeschnittenen Bluse nicht sofort den Mund hielt, würde ich meinen Kopf einfach so lange gegen die schwarz angestrichene Wand schlagen bis ich entweder in Ohnmacht fiel oder mich die Typen von der Klapse in eine Zwangsjacke steckten.

Vielleicht würde die Schlagzeile »Junger aufstrebender Rockstar in der Irrenanstalt« meiner Band endlich den erhofften Aufschwung verschaffen.

Ich konnte von den bescheidenen Einnahmen der Auftritte gerade einmal das Nötigste einkaufen und meine Rechnungen begleichen. Aber was noch viel schlimmer war: Wir waren immer noch eine ziemlich unbekannte Band. Klar, hier in Salzburg kannten uns die meisten, deren Alter irgendwo zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig lag, aber ich wollte mehr. Viel mehr.

»Hörst du mir eigentlich zu, Acid?«

Die Rothaarige, deren Namen entweder Christina, Christine oder Monica war, sah mich beleidigt an.

Dabei hätte ich derjenige mit dem angepissten Gesichtsausdruck sein sollen. Nicht nur, dass das Mädchen laberte und laberte – ohne Punkt und Komma – nein, so ziemlich alles, was sie sagte, war grundlegend falsch. War es zu viel verlangt, mal mit einem ziemlich attraktiven Mädchen zu quatschen, welches Ahnung von Musik hatte und nicht krampfhaft versuchte, mich irgendwie zu beeindrucken?

Meine Hand glitt zu dem dunkelvioletten Fleck an meinem Hals.

Ja, es war besser, wenn dieses Exemplar mit dem Mund einfach andere Sachen machte, als über Musik zu reden.

»Kann schon sein«, antwortete ich schulterzuckend. »Ich meine ja, ich höre dir zu.«

Ich hatte aufgegeben, sie zu verbessern, als sie meinte, dass eine richtige Rockband nur aus Männern bestehen zu hätte. Ich selbst war der Meinung, dass besonders unserer Band eine weibliche Stimme guttun könnte, aber bis jetzt hatte ich kein Mädchen getroffen, deren gesanglichen Künste mich zufrieden stellen würden. Ich suchte eine, deren Stimme mich beim ersten Ton sprichwörtlich umhaute. Leider würde ich unsere Sängerin bei jeder Gelegenheit flachlegen. Da ich aber keine Lust auf eine Freundin hatte, würde das alles nur zu Problemen führen. Schließlich verliebten sich alle Mädchen früher oder später in mich – aber ich mich nicht in sie. Ich war einfach kein Beziehungstyp. Nicht, weil ich mich dann auf eine einzige Frau hätte einlassen müssen, ich fand nur dieses Zusammensein total unnötig.

»Also, Chris, sehen wir uns nach dem Gig?«

»Mein Name ist Antonia!«, empörte sie sich aufgesetzt, worauf ich wieder einmal nur mit den Schultern zuckte. »Ich stehe ganz vorne und warte auf dich, Acid«, flötete sie gleich viel besser gelaunt. »Du wirst mich sicherlich sehen.«

Sie hatte mir schon überdeutlich klargemacht, was sie nach dem Konzert von mir wollte. Nur wusste sie nicht, dass ich heute allein in meinem Bett schlafen würde. Nur eine Packung Taschentücher oder eine warme Wärmflasche würden mir heute Nacht Gesellschaft leisten.

Ich war so vollgepumpt mit dem Antibiotikum, dass ich sogar befürchtete auf der Bühne einzuschlafen. Aber ich brauchte das Geld für den Auftritt, um die Stromrechnung zu bezahlen.

»Bis dann.« Sie stolzierte auf ihren schwarzen High Heels aus dem Raum und wackelte dabei aufreizend mit ihrem knackigen Hintern. Beim Gehen zog sie ihren kurzen Rock nach unten, der natürlich sofort wieder hochrutschte.

Und da fragten sich manche Mädels, warum andere Frauen oder Kerle sie als Schlampen abstempelten …

Das Möchtegern-Groupie rannte fast in meinen Bandkollegen rein.

»Wer ist denn die da?«, fragte Craig, unser erster Gitarrist, und deutete auf die davon spazierende Anna – oder wie sie noch mal hieß.

»Irgendein Groupie«, antwortete ich ihm lächelnd. »Ich habe sie anscheinend gestern Abend schwer beeindruckt.«

»Du ziehst also auch Mädels an, wenn du total scheiße aussiehst.«

Er deutete auf meine ungewohnt langen Haare.

Ich musste unbedingt mal wieder zum Frisör, aber ein paar Mädchen fanden längere Haare extrem sexy. Hm, ich könnte die Zotteln höchstens noch drei Wochen ertragen. Dann würde ich mir aber auch den Friseur leisten können.

»Sagt der Typ mit den weißen Haaren.« Ich rollte mit den Augen. »Willst du dadurch älter aussehen? Du siehst höchstens einen Tag älter als sechzehn aus und du hattest gestern Geburtstag.«

»Und du siehst echt krank aus«, konterte Craig. »Wäre es nicht besser, wenn du deine Grippe auskurieren würdest?«

Im selben Augenblick musste ich dreimal niesen.

»Gesundheit. Oder sollte ich dir lieber Bescheidenheit wünschen?«

»Und wer soll dann singen?«, fragte ich ihn. »Seit David nicht mehr in der Band ist, fehlt uns nicht nur ein Gitarrist, sondern auch ein Sänger. Außerdem brauchen wir einen neuen Bassisten! Oder willst du immer Bass spielen? David hat mir nur Probleme hinterlassen.«

Ich versuchte möglichst gefühlsneutral zu klingen, als ich über meinen älteren Halbbruder redete, aber es gelang mir nur zum Teil.

»Scheißkerl«, knurrte ich, doch das Knurren verwandelte sich sofort in einen Hustenanfall.

Wie ich es hasste krank zu sein! Im Moment hätte ich wirklich nichts lieber getan, als in meinem Bett zu liegen und von einem heißen Mädel in Krankenschwesteruniform betreut zu werden.

Meine Augen tränten, mein Schädel pochte und bei mir zu Hause sah es aus wie in einem Saustall, weil ich zu krank war, um aufzuräumen und zu arm, um mir eine Haushaltshilfe einzustellen.

»Mach doch Playback«, meinte Craig. »Die meisten sind sowieso schon so betrunken, dass sie absolut nichts mehr mitbekommen. Du könntest ein Lied von Justin Bieber, Miley Cyrus oder Britney Spears singen. Die Leute würden keinen Unterschied bemerken.«

»Craig!«, ermahnte ich ihn streng. »Ich habe noch so etwas wie Würde.«

»Und diese Würde sieht man jedes Mal, wenn du dich unter’n Tisch säufst«, grinste er. »Wortwörtlich.«

»Du betrinkst dich auch ziemlich oft.«

»Aber ich behaupte nicht, dass ich so etwas wie Würde habe.«

Satz und Sieg für Craig.

»Ich habe mir jetzt übrigens auch einen Künstlernamen für dich überlegt«, erzählte ich ihm. »Wie wäre es mit Snow? Das klingt mysteriös.«

Er sah mich verständnislos an. »Nicht dein Ernst? Schnee? Das klingt so … weich. Da kann ich mich auch gleich Teddy nennen.«

»Glaub mir, die Mädels werden so auf dich abfahren.«

Er schüttelte den Kopf. »Wir müssten eigentlich auch mal raus auf die Bühne«, merkte mein Freund dann an. »Wir sind schon ziemlich spät dran.«

»Okay, ich komme gleich …«

Während Craig davon ging, schmiss ich mir noch ein paar Tabletten rein und zündete mir eine Zigarette an. Nur einen Moment später spürte ich die Wirkung der Pillen. Antibiotikum hatte ich noch nie gut vertragen.

Aber sollten die anderen ruhig denken, dass ich unter Drogen stand. Lieber ein kranker Rockstar auf der Bühne, als ein kranker Rockstar, der zu Hause todkrank mit seinem Frettchen im Bett lag. Und nein, Frettchen war kein anderes Wort für ein Mädchen. Mit Frettchen meinte ich eine gut dreißig Zentimeter lange Fusselrolle, die mich nicht schlafen ließ, solange ich ihren Napf nicht mit Trockenfutter auffüllte.

Ich drückte meine Kippe aus.

Mit geringer, sprich gar keiner, Motivation bewegte ich mich auf die Bühne. Nur ließ ich das meine Fans nicht merken.

Ich lächelte selbstbewusst, als die Mädels wie am Spieß kreischten.

Kurz ließ ich meinen Blick über die versammelten Leute schweifen. Das Mädchen, dessen Name mir wieder nicht einfiel, hatte sich noch eine Schicht Lippenstift draufgeklatscht und … War ihr Ausschnitt irgendwie größer geworden? O Mann, wie schafften das Mädchen nur?

Mein Blick glitt weiter über die Menge.

Ein paar Clubbesucher kamen mir aufgrund ihrer auffälligen Haarfarbe oder den sichtbaren Tattoos bekannt vor.

Gefährlich nah an den Boxen, rechts bei der Bühne, stand ein kleines Mädchen. Gut, so klein war sie wohl auch nicht. Sie war höchstens zwei bis drei Jahre jünger als ich.

Ich wurde nur auf sie aufmerksam, weil sie mit ihrem braven Mittelscheitel, den langen glatten Haar und dem unscheinbaren Outfit – weißes T-Shirt und Jeans – eigentlich gar nicht zu den vielen unterschiedlichen Personen mit bunten Haarfarben und Piercings an allen möglichen Stellen passte. Zudem wirkte sie alles andere als begeistert, irgendwie verloren.

Sie sah zu mir hoch und für einen kurzen Moment konnte ich in ihre dunklen Augen blicken.

Sie musterte mich angewidert.

Irgendwoher kam sie mir bekannt vor …

Hatte ich mit ihr schon mal rumgemacht?

01. KAPITEL

MEIN LEBEN ZWISCHEN SADISTISCHEN FRETTCHEN UND FAULEN KAKERLAKEN

Ich bekam keine Luft mehr. Irgendetwas Weiches lag auf meinem Gesicht und verstopfte meine Atemwege. Da ich einen pelzigen Geschmack im Mund hatte und mich etwas Haariges an der Nase kitzelte, wurde mir schnell klar, dass Ronnie wieder einmal einen kleinen Mordanschlag auf mich geplant hatte. Mit einem lauten Stöhnen griff ich nach dem schlafenden Frettchen in meinem Gesicht, das sofort zu fiepen und zu zappeln begann.

Wenigstens hatte sich Ronnie abgewöhnt mich zu beißen, wenn ich etwas tat, das gegen seinen Willen war. Es wurde langsam peinlich, mit fünf bis acht Pflastern an einer Hand rumzurennen, mit der Ausrede, dass ich betrunken in Scherben gefallen war. Aber mir würde sowieso niemand die Wahrheit abkaufen, nämlich dass mein zahmes Frettchen mich gebissen hatte, weil es ab und zu eine leichte sadistische Veranlagung hatte.

»Wenn ich tot bin, wirst du verhungern«, erklärte ich ihm mit müder Stimme, worauf er mich mit seinen dunklen Augen anblinzelte. »Also Ronnie, lass dein Herrchen leben, ja?«

Ich setzte ihn auf meinen Nachttisch, worauf sich Ronnie rasch zusammenrollte und weiterschlief. Kurz ließ ich meinen Blick zum Wecker schweifen. Viertel vor acht – das war doch noch überhaupt keine Zeit. Mit einem lauten Seufzen drehte ich mich um und wollte weiterschlafen, bis mir einfiel, welchen Tag wir heute hatten.

»Scheiße, scheiße, scheiße«, fluchte ich laut und sprang aus dem Bett, woraufhin ich gleich mehrere Bierflaschen umstieß und deren halbvollen Inhalt auf meinem roten Teppich verteilte. Wir hatten gestern noch ein bisschen gefeiert und da ich zu müde gewesen war, die Flaschen auszuleeren und zu entsorgen, hatte ich alle in mein Schlafzimmer gestellt.

Ich zog mir schnell irgendeine Jeans und ein Shirt über, nahm eine der halbleeren Flaschen und übergoss beim Vorbeigehen die Kakerlake, die sich im Wohnzimmer meiner Wohnung einquartiert hatte. Und mit Kakerlake meinte ich kein ekliges Insekt, sondern den Bassisten meiner Band, der auf meiner Couch schlief, weil er sich noch immer keine eigene Wohnung leisten konnte.

Kein Tropfen Alkohol war auf meine Couch getropft, dafür war mein Kumpel umso durchnässter.

»Was soll der Scheiß?«, knurrte Simon, der sich aus irgendeinen Grund den Namen »Snake« ausgesucht hatte. »Alter, ich bin müde!«

»Ich habe dir einhundertmal gesagt, dass du gerne bei mir wohnen kannst, solange du keine Wohnung gefunden hast, aber nur, wenn du dich an ein paar Regeln hältst«, half ich seiner Erinnerung auf die Sprünge. »Zum einen übernachtest du im Club, wenn ich ein Mädel nach Hause bringe und zum anderen hältst du meine Wohnung sauber!« Die zweite Regel hatte ich schon gebrüllt. »Ist das echt schon zu viel verlangt?«

Ich deutete auf die leeren Energy-Drink-Dosen am Boden und auf die halb aufgegessene Pizza auf dem Wohnzimmertisch.

»Herrgott, hast du wieder deine Tage?«, murrte Simon und zog meine Decke über seinen Kopf und machte es sich weiterhin auf meiner Couch bequem. »Nimm deine Regeltabletten und lass mich weiterschlafen.« Das letzte Wort musste man sich denken, da Simon – mit nassem Gesicht und Haar, wohlgemerkt – eingeschlafen war.

Ich stöhnte laut auf, schnappte mir meinen abgenutzten Rucksack und meine Schlüssel und ließ die Haustür mit einem lauten Knall hinter mir zufallen.

Fraßen Frettchen eigentlich auch Kakerlaken?

***

Natürlich kam ich zu spät zur ersten Stunde.

Der Verkehr in Salzburg war um die Zeit mörderisch. Zwei Obusse und drei Radfahrer hätten mich beinahe angefahren. Ich war heilfroh, dass bald wieder Winter war und die Studenten es dann unterließen auf ihren Fahrrädern durch die Stadt zu flitzen, als wären sie allein auf den Straßen unterwegs.

Ich wusste, in welche Klasse ich musste, dafür aber nicht, wo sich der besagte Raum dieses Jahr befand. Welches Fach war überhaupt in der ersten Stunde dran? Physik oder Mathe?

Nachdem ich meine Klasse endlich gefunden hatte, sah ich mal auf meine Handy-Uhr.

Da der Unterricht vor gut fünfzehn Minuten begonnen hatte, beschloss ich einfach, die restlichen fünfunddreißig Minuten mit Zeit totschlagen zu verbringen. Ich würde nicht so »unhöflich« sein und die Klasse mitten im laufenden Unterricht stören.

Ich kramte eine Zigarette aus meiner Jeans und zündete sie mir an. Mit einem Seufzer lehnte ich mich gegen die Mauer.

Wie wohl meine diesjährige Klasse sein würde?

Eigentlich egal. Mich interessierte so etwas wie die »Klassengemeinschaft« kein Stück. Warum auch? Ich war zum dritten Mal in der Zwölften und wenn Mathe weiterhin so ein arschgemeines Fach zu mir war, würde ich nächstes Jahr immer noch in der gleichen Klasse sitzen. Es war eine Demütigung mit zwanzig in der Zwölften zu sitzen, aber mit einundzwanzig?

Zudem himmelten mich die Mädchen immer nur an, während die Kerle neidisch auf mich waren. Die Mädchen wurden außerdem immer jünger … Okay, ich wurde immer älter! Auf Klassenfahrten fuhr ich auch nie mit. Kein Alkohol, kein Sex und am besten keine Zigaretten – da konnte ich auch gleich eine Woche ins Kloster eintreten!

Und an diesem nie enden wollenden Teufelskreis war eigentlich nur Mathe schuld!

Ich stöhnte laut und schlug meinen Hinterkopf gegen die Wand. Vielleicht würde Mathe endlich in meinen Kopf passen, wenn mir dieses Fach von einem attraktiven Mädchen erklärt werden würde. Inbegriffen war in dieser Fantasie ein kurzer Faltenrock, der ihr nicht einmal bis in die Nähe der Knie reichte; eine schön ausgeschnittene weiße Bluse, die mir einen guten Einblick auf ihre wohlgeformten Brüste gab; eine Krawatte, die locker um ihren Hals lag …

»Rauchen ist hier untersagt!«

Mein schöner Tagtraum wurde von einer Lehrerin unterbrochen.

Ihre dicke Brille verstärkte nur ihren bösen Blick. Ich hatte sie noch nie in irgendeinem Fach gehabt, sondern lediglich zwei oder drei Mal auf dem Gang gesehen. Sie hatte kurze rote Haare und war sicherlich doppelt so alt wie ich. Oh, und auch nicht sonderlich heiß für ihr Alter … Ich meine, es gab Vierzigjährige, die ich sicherlich nicht von der Bettkante schubsen würde.

»Sie sind Alexander Seidl, oder?«

Ich stieß einen leisen Fluch aus, als die Lehrerin meinen richtigen Namen nannte. Ich hatte ich mir nicht ohne Grund diesen dummen Künstlernamen zugelegt und darauf bestanden, so genannt zu werden. Niemand sollte mich mit dem Namen meines Vaters anreden.

Ich war Acid.

Oder von mir aus Alex, aber sicher nicht Alexander.

»Ja.«

»Ich habe schon von einigen Lehrkräften gehört, wie sie sich im Unterricht aufführen«, keifte sie mit ihrer schrillen Stimme. »Natürlich nur, wenn Sie überhaupt anwesend sind. Also machen Sie endlich die Zigarette aus und gehen Sie in die Klasse. Oder wollen Sie dieses Jahr wieder sitzen bleiben? Glauben Sie mir eines: Wenn ihre Leistungen auch bei mir nicht stimmen, lasse ich Sie eiskalt durchfallen. Und die Klausel …«

»Ja, ich weiß. Die kriege ich sowieso nicht.«

Ich glaubte, dass es in der Schulordnung sogar schon einen extra meinetwegen neu eingefügten Paragraphen gab, der besagte, dass ich nie die Klausel kriegen würde, um trotz meiner negativen Note aufsteigen zu dürfen.

»Ihr Charme funktioniert bei uns Lehrern nicht.«

O Mist. Ich hatte irgendwie gehofft, dass ich mich dieses Jahr mit meinem Charme in Mathe durchmogeln könnte.

»Ja …«, murmelte ich leise. »Ich will Mathe lernen. Wird sicher lustig«, fügte ich noch mit sarkastischer Stimme hinzu. »Yay. Die Freude.«

Ich öffnete die Notausgangstür und schnippte die Zigarette nach draußen. Eigentlich wollte ich sie auf meiner Hand ausdrücken – wäre cool gewesen – aber dann fiel mir ein, dass das sicherlich schmerzhaft wäre.

Meine Mathelehrerin schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Stattdessen packte sie mich am Arm und stieß mich beinahe wie eine Sklaventreiberin in die Klasse.

»Und dass ich Sie nie wieder beim Rauchen auf dem Gang erwische!«, keifte sie. »Wir können von Glück reden, dass Sie nicht den Feueralarm ausgelöst haben.«

»Entschuldigung«, murrte ich und wandte mich von ihr ab.

Letztes Jahr hatte ich mit meiner Raucherei den Feueralarm ausgelöst, aber die meisten Schüler hatten sich über die »Feuerwehrübung« gefreut. Okay, okay. Der Direktor, die gesamte Lehrerschaft und die Typen von der Feuerwehr waren weniger begeistert gewesen. Ich hätte fast für den Fehlalarm aufkommen müssen, aber dann war diesen Idioten aufgefallen, dass ich chronisch pleite war.

Seufzend und die ganzen neugierigen Blicke ignorierend ließ ich mich auf einen leeren Platz in der ersten Reihe nieder. Oh, ganz toll. Erste Reihe. Das neue Jahr fing ja wieder einmal ausgesprochen gut an.

Ich versuchte mich auf die Mathelehrerin zu konzentrieren, aber sobald sie von irgendwelchen Integralen und Limes zu reden anfing, schaltete mein Gehirn auf Standby. Waren Limes nicht irgendwelche exotischen Früchte?

Nur am Rande bekam ich mit, dass ein Mädchen in meiner Reihe die ganze Zeit aufzeigte und jede einzelne Frage der Lehrerin richtig beantwortete.

Ich verdrehte die Augen.

So eine langweilige Streberin.

Dieses Mädchen brauchte ganz klar mal wieder jemanden, der es ihr richtig besorgte, aber ich würde mich ganz bestimmt nicht zu dieser armen Person herabwürdigen.

Ich musterte sie genauer.

Die Kleine ging ja noch als halbe Jungfrau durch. Jungfräulich war sie aber sicher nicht mehr. Schließlich war sie mindestens siebzehn und nicht gerade unattraktiv, wenn man von dem grässlich langweiligen Outfit, der noch langweiligeren Frisur und dem Fehlen von Make-up absah. Es gab sicher ein paar Kerle, die auf sie und ihren Look standen.

Auf jeden Fall war sie nicht mein Typ und somit bestand mein Interesse an ihr aus purer unfleischlicher Lust. Etwas Seltenes, aber ich konnte auch nicht andauernd an Sex denken. Ab und zu musste ich mein Gehirn auch antreiben, sich auf neue Songs zu konzentrieren und auf Mathe. Wobei Letzteres gar nicht gut funktionierte.

Aber etwas anderes war verlockend an dem Mädchen. Ich war so auf ihr Äußeres fixiert gewesen, dass ich es zuerst gar nicht bemerkt hatte.

Ich schloss meine Augen und lauschte aufmerksam ihrer Stimme. Ein kleines Lächeln stahl sich in mein Gesicht. Kraft, Tiefe, Klang. Ohne Zweifel. Die beinahe Klosterschülerin in der ersten Reihe hatte gesangliches Potential – und damit meinte ich nicht Chorpotential, sondern eine Stimme, die sich in einer Rockband behaupten konnte.

Warum war mir das nicht gleich aufgefallen? Ihre Stimme war genial!

Die Frage war nur, ob jemand wie sie es überhaupt in Erwägung ziehen würde in solch einer Band zu singen.

Jetzt weckte sie mein Interesse auf jeden Fall. Zwar immer noch nicht im sexuellen Sinne, aber so etwas konnte man ganz leicht ändern.

Warte!

Ich beugte mich ein bisschen vor.

Diese braunen Augen hatte ich doch auch schon mal irgendwo gesehen. Hatte ich schon mal mit ihr rumgemacht?

***

Ich konnte es kaum erwarten, als es zum Ende der Stunde läutete und sich die Mathelehrerin grummelnd aus dem Raum verzog.

»Hi!«, begrüßte ich die Schwarzhaarige, die mich gleich darauf unfreundlich anzischte.

Mich überraschte zuerst einmal der wilde Glanz in ihren braunen Augen, der so gar nicht zu ihrem braven, unschuldigen Aussehen passte. Vielleicht hatte ich mir zu vorschnell ein Bild von ihr gemacht. Was, wenn sie in der Schule brav und züchtig war und zu Hause nur in Strapsen und BH herumlief, während sie zu den Songs von Eskimo Callboy tanzte?

»Was willst du?«, knurrte sie.

Das Mädchen mit den bunten Strähnen, das neben ihr saß, gab ihr einen kleinen Stoß in die Rippen, wahrscheinlich um sie daran zu erinnern, dass sie mit mir redete.

Um nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, zog ich etwas anderes der Frage mit der Band vor. Denn es gab mehr, das ich von ihr wollte.

»Ich frage mich, ob du mir vielleicht Mathenachhilfe geben könntest«, fragte ich sie mit einem schiefen Grinsen, dass Frauen zu meinen willenlosen Sklavinnen machten konnte – und sie anscheinend nur dazu bewegte, die Augenbrauen verwundert hochzuziehen.

02. KAPITEL

ICH BIN ACID UND KALI SCHLÄGT MICH GERN

Die schwarzhaarige Klosterschülerin musterte mich immer noch mit einem gewissen Argwohn in ihren dunkelbraunen Augen. Jedes normale Mädchen wäre vor Freude oder Aufregung augenblicklich in Ohnmacht gefallen, wenn jemand wie ich sie um Nachhilfe gebeten hätte. Schließlich würde diese »Nachhilfe« in einem gar nicht mal so unwahrscheinlichen Fall in meinem Bett enden. Selbst mit diesem speziellen Exemplar von Mädchen würde ich vielleicht nach ein paar Verbesserungskuren etwas anfangen. Hässlich war sie schließlich nicht und ich war mir ziemlich sicher, dass sie gut singen konnte. Ihre Lustschreie klangen sicherlich auch wie Musik in meinen Ohren.

»Nein«, sagte sie überraschend. »Und hör auf, mich anzuglotzen, als wäre ich dein Frauchen! Ich streichele dir nicht über den Kopf und sage dir, dass du«– Sie formte mit ihren Fingern irgendwelche komischen Zeichen– »ja, sooo ein braver Junge bist. Dieser dämliche Dackelblick zieht nicht bei mir.«

Für einen Augenblick war ich völlig perplex. Hatte mich dieses Mädchen gerade beleidigt? Mich? Den heißbegehrtesten Typen der gesamten Schule? Und ich dachte, dass es nichts mehr auf dieser Welt gab, dass mich schocken konnte, nachdem ich mit eigenen Augen gesehen hatte, wie Simon eine Tätigkeit ausführte, die er »putzen« nannte. Am Ende war die Wohnung mindestens fünfmal dreckiger als vorher gewesen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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