Vertrag für die Ewigkeit: Der Anfang - Seleni Black - E-Book

Vertrag für die Ewigkeit: Der Anfang E-Book

Seleni Black

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Beschreibung

Die Welt wird von sechs Drachenlords und -Ladys regiert. Jeder für sich über einen Teil der Welt. Tests und zehn Jahre Probezeit muss man überstehen, um das Geschenk der Unsterblichkeit von den Lords und Ladys zu erhalten. Nach Vertragsende erhält man die Wandlung. Anschließend bleibt man im Dienste der Lords und Ladys, solange es ihnen gefällt. Zumindest, wenn man nicht auch ein Drache wird. Eleonora nimmt es auf sich und leistet ihren Dienst. Die Jahre bei ihrem Lord gestalten sich gefährlich. Ständige Angst vor Übergriffen begleitet sie. Doch ein Jahr vor Ende ihrer Probezeit sollte sich alles für sie ändern! Bei einem Treffen der sechs Höchsten begegnet sie einem Lord, der nicht nur aus Respekt ihr Herz höherschlagen lässt. Aber sie weiß, dass er viel zu weit über ihr steht, als dass sie sich Hoffnungen machen könnte. Viele aufeinandertreffende Ereignisse werden ihr jedoch zeigen, dass das Schicksal immer einen Weg findet. Aber ist es für sie auch zum Guten? ------------------------------------------------------------------ Dieses Buch ist Teil 1 von 3 und entspricht 388 Taschenbuch Seiten. Buch 1: Vertrag für die Ewigkeit - Der Anfang Buch 1,5: Vertrag für die Ewigkeit - Savio und Allisa Buch 2: Vertrag für die Ewigkeit - Neue Welt

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Impressum:

 

Copyright © 2017

Seleni Black

c/o WirFinden.EsNaß und Hellie GbRKirchgasse 1965817 Eppstein

 

Covergestaltung: Copyright © 2017

Seleni Black

Coverbilder: Adobe Stock

Korrektur:

Annett Heideke 2019

Katharina H. 2021

Beth .B.H. 2024

 

Stand: November 2024

 

Erste Deutsche Auflage

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne Zustimmung der Autorin nachgedruckt oder anderweitig verwendet werden.

 

Die Ereignisse in diesem Buch sind frei erfunden. Die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entsprechen der Fantasie der Autorin, oder wurden in einen fiktiven Kontext gesetzt und bilden nicht die Wirklichkeit ab. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, tatsächlichen Ereignissen, Orten, Markennamen oder Organisationen sind rein zufällig. Alle Rechte liegen bei den jeweiligen Eigentümern.

 

 

Tausende von Jahren v. Chr.

 

Drachen waren ein lang geglaubter Mythos, keiner hatte sie je gesehen. Keiner konnte mit Sicherheit sagen, dass es sie jemals gab und doch waren sie immer präsent, immer da. Geschichten beschrieben sie als gnadenlose Killer, die wahllos alles töteten, was ihnen begegnete. Ungeheuer, denen Jungfrauen geopfert wurden, um sie zu besänftigen. Doch wie so vieles waren es eben nur Geschichten.

Sie hatten einfach nur geschlafen, gewartet und gehofft, die Menschheit würde ihren Fehler sehen und sich alles zum Guten wenden.

Vergeblich!

Jahrhundertelanges Warten hatte nichts gebracht. Die Menschheit war unbelehrbar ohne Führung. Also hatten sich die Drachen erhoben und wollten für Ordnung sorgen. Doch die Gier nach Macht saß schon zu tief und so brach ein erbitterter Krieg aus.

Die Welt versank im Chaos: jeder gegen jeden. Überall gab es Zerstörung, Tod und Feuer. Kriege waren fast schon ein Normalzustand. Die Menschheit jagte Drachen und rechtfertigte es als Ehrenkämpfe. Monster nannten sie sie.

Drachen jagten Menschen und begründeten es mit der Tatsache, dass sie sich nur wehrten. Leid und Schmerz war ein ständiger Begleiter im Leben aller Lebewesen geworden.

Sechs der stärksten und größten Drachen, saßen auf Bergen und sahen sich von oben an, was auf der Welt geschah.

Cassian Dragos war der weiseste und mächtigste Drache unter allen. Er hatte Mitleid mit den Menschen. Sie waren zu jung, um zu verstehen, was ihnen geschenkt worden war.

Das Leben!

Also rief er seine sechs stärksten Gefährten an seine Seite. Er berichtete ihnen, dass er vorhabe, die Welt unter ihnen aufzuteilen, um für Frieden zu sorgen. Jeder von ihnen würde drei Hoch-Familien unter sich haben, die ihnen dabei helfen würden. Er würde ihnen die Macht verleihen, Unsterblichkeit zu schenken. Doch nur an wirklich Auserwählte. Alle stimmten zu und so begann die große Ära der Drachen.

 

Dragos sah Hoffnung, bis er verraten wurde. Einer seiner sechs wollte mehr, er wollte alles!

Ein erbitterter Kampf brach zwischen den beiden aus, doch der Gegner war jünger und schneller. Mit seinen letzten Atemzügen verfluchte Dragos seinen Angreifer und gab ihm eine Prophezeiung mit auf den Weg. Niemals solle er eine Gefährtin finden. Nein! Eine Gefährtin würde sein Verderben werden. Sie würde nicht alleine kämpfen, die ihr treuergebenen wären an ihrer Seite. Ihre Kraft würde aus den vier Elementen erblühen. Sollte er auf den rechten Weg zurückfinden, könnte sie seine Rettung sein. Wenn er es nicht schaffen würde, wäre sie sein Verderben.

Der weise Drache starb und seine Wegbegleiter trauerten, bis auf einen. Seine getreuen Gefährten würden sein Erbe weiterführen, denn dies war sein letzter Wille.

Sie würden für Ordnung sorgen.

Sie, die Lords of Dragos!

Heutige Zeit

9 Jahre zuvor

 

Eleonora lebte in einer Zeit, in der sechs Drachenlords über die Welt regierten. Jeder für sich über einen eigenen Teil.

Da gab es Nestor Bail, erster Lord of Dragos, bekannt für seine strenge Hand, mit der er über Europa, angrenzende Gebiete und Länder herrschte.

Derrick Black, der zweite Lord of Dragos. Er herrschte über gesamt Nordamerika. Auch wenn er der ruhigste unter den Lords war, war er doch der gefährlichste von allen. Durch seine Ruhe, Intelligenz und Gerissenheit gewann er jede Schlacht, die es zu schlagen galt.

Von Asien bis hinunter nach Australien, herrschte Liridona Cheng. Man erzählte sich, dass sie ihren Lord ermordet habe, um an die Macht zu kommen. Doch beweisen konnte es niemand.

Vierter Lord of Dragos war Quendim Vladis, ein gemeiner Mann. Er tötete Menschen, seine Gestaltwandlerwachen oder seine Haushaltsvampire einfach so, weil es ihm Freude bereitete. Er herrschte über Russland.

Ruphina Durankes aus Südamerika, die fünfte in der Runde der Lords, wurde die Sirene genannt. Ihre Stimme sei so verführerisch, dass ihr kaum einer widerstehen könne.

Largo Harvari aus Afrika, sechster Lord of Dragos. Er war temperamentvoll und charmant, eine gefährliche Kombination.

Diese Lords hatten bisher je drei Hoch-Familien, die wiederum für Ordnung in den jeweiligen Herrschaftsgebieten sorgten. Natürlich waren die Anführer dieser Familien ebenfalls Drachen. Sie wurden Familien genannt, waren aber im Grunde ein kleinerer Hofstaat neben dem des Lords. Dieser wurde wiederum von einer Führungsperson geleitet. Die Drachenlords konnten die Unsterblichkeit schenken, aber erst, nachdem man eine zehnjährige Probezeit bestanden hatte. Doch, um diese Zeit antreten zu können, musste man zuerst durch einige Tests. Es brauchte eine bestimmte Veranlagung, die es einem erst ermöglichte, unsterblich zu werden.

Aber selbst, wenn man es in dieser Probezeit geschafft hatte, konnte es passieren, dass der Lord einen verkaufte oder gegen andere Anwärter ausgetauschte. Überstand man auch dies, kam der Vertrag zustande und die ersehnte Belohnung erfolgte. Diese Belohnung brachte eine Wandlung mit sich. Die Erste waren, Vampire. Sonnenverträglich, aber nicht besonders stark zur hellen Tageszeit. Daher wurden sie für den Haushalt und zu dessen Schutz eingeteilt.

Die zweite Möglichkeit der Wandlung waren Gestaltwandler. Die Raubtiere wurden zu Soldaten ausgebildet. Die Pflanzenfresserwandler hatten die Aufgabe, sich um Ackerbau und Viehzucht zu kümmern.

Und dann gab es noch die Drachen. Ein Drache durch Wandlung zu werden, war extrem selten. Sie zählten vom Zeitpunkt ihrer Entstehung, zu den Hoch-Familien und in diesen galt die Grundregel - nur die Stärksten führten, die Schwachen folgten. -

 

***

 

Eleonora stieg aus dem Taxi und bezahlte mit ihrem letzten Geld. Das gesamte letzte Jahr hatte sie gespart und es vor ihren Eltern versteckt, da sie es ihr weggenommen hätten, um es selber zu verprassen.

Als sie vor einer Woche den Brief für ihre Probezeit bekam, nach den endlosen Tests und der Wartezeit, hatte sie sich so sehr gefreut, dass sie noch nicht mal weinte, als ihre Eltern sie mit einer Tasche vor die Tür gesetzt hatten, mit der Begründung, sie hätten kein Geld, um für fünf Personen zu sorgen.

Somit musste sie mit ihren zwölf Jahren und als ältestes Kind ihrer Eltern, gehen. Sie jammerte nicht und sie bedauerte es auch nicht, da ihre Eltern im Grunde nie da waren und ihre beiden Geschwister nur das taten, was sie wollten. So war sie in den Zug gestiegen und nach unzähligen Umstiegen, befand sie sich nun in Deutschland, in der Nähe von Berlin auf dem Land und sah vor sich das große schmiedeeiserne Tor. Als sie näherkam, trat ein Wachmann aus dem kleinen Häuschen und sah sie an.

»Was willst du hier?«, wollte er mit dunkler Stimme wissen.

Schnell holte sie den Brief heraus und hielt ihn ihm hin. »Ich habe den hier bekommen.«

Mit hochgezogenen Augenbrauen, nahm er den Brief und überflog ihn. »Ausweis«, brummte er.

Auch diesen gab sie ihm und wartete wieder.

Nach einem schnellen Gespräch in sein Headset, sah er sie wieder an. »Es wird dich gleich jemand abholen kommen.«

»Danke«, sagte sie nervös.

»Bist du nicht zu jung für all das hier?«

Immer dieselbe Frage. Es nervte sie jedes einzelne Mal.

»Wieso? Ich habe zehn Jahre vor mir, in denen ich älter werden kann«, antwortete sie mit finsterer Miene.

Der zweite Wachmann, der aus den Schatten trat, fing an zu lachen. »Tough ist sie ja, das muss man ihr lassen.«

Der erste sah seinen Kollegen an. »Aber ob sie tough genug ist, für all das hier, wird sich zeigen.«

Hinter den beiden Männern kamen Schritte näher. Kurz darauf kam durch eine Seitentür des Wachhäuschens, ein in die Jahre gekommener bediensteter Vampir, der wohl erst sehr spät verwandelt wurde, auf sie zu.

»Miss Kells, ich hatte Sie bereits vor einer Stunde erwartet!«

Er sah sie finster an und gerade, als sie zu einer Erklärung ansetzen wollte, redete er weiter.

»Da ich aber zufällig hörte, dass es Probleme mit den Zügen gab, sind Sie für dieses eine Mal entschuldigt. Nun folgen Sie mir, ich werde Ihnen schnell alles zeigen.«

Die beiden Wachmänner grinsten.

»Willkommen in der Hölle«, sagte der Erste und sah dann wieder auf die Umgebung.

Schnell eilte sie dem älteren Mann nach.

»Links und rechts vom Haus, gibt es je zwei Wohngebäude, für die Angestellten«, erklärte er und hielt auf eines, zur Linken des Haupthauses, zu.

Das Vordere war größer und bot sehr viel Platz, das Kleinere dahinter war etwas weiter weg und schien etwas mitgenommen zu sein.

»So, Sie haben Glück, denn Sie werden in der besseren Unterkunft untergebracht.«

Von der Eingangstür aus, ging ein langer Gang komplett nach hinten durch, von dem wiederum Gänge abgingen; auf jeder Seite befanden sich mehrere Türen.

»Der untere Teil des Hauses ist für die Wachleute. Ich rate Ihnen, von diesem Teil fernzubleiben und Ihre Zimmertür immer verschlossen zu halten!«, warnte er sie.

Ganz nach dem Motto: Egal wie alt du bist, ist die Tür unverschlossen, ist das eine Einladung für jedermann.

In der Mitte des oberen Ganges blieb er stehen und öffnete eine Tür.

»So, das ist Ihr Zimmer. Stellen Sie Ihre Tasche ab, damit wir weiterkönnen.«

Viel gab es nicht darin. Ein Bett, einen Schreibtisch mit Lampe, einen Fernseher und ein eigenes, kleines Bad mit Dusche, Toilette und Waschbecken. Mehr, als sie Zuhause hatte.

»Auf dem Schreibtisch liegen die Papiere. Nehmen Sie diese mit. Auf dem Weg zum Haupthaus, können Sie sie lesen.«

Schnell nahm sie diese, insgesamt nur zwei Seiten. Zum einen eine Verzichts- und Rechtserklärung. Dort stand im Grunde, dass sie für die Dauer von zehn Jahren sich der Führung des Lords zu unterwerfen und seinen Wünschen Folge zu leisten hätte, was die Anordnungen des Hauses betraf. Dazu gehörten Putzen, Kochen, Botengänge, Gartenarbeit, und so weiter. Im Gegenzug würde sie ein Gehalt bekommen, sowie Schutz vor der Außenwelt, Unterkunft und Verpflegung.

Auf dem zweiten Blatt, stand im Großen und Ganzen dasselbe, nur detaillierter.

»Wenn Sie alles gelesen haben, unterschreiben Sie.«

Vor der Tür des Haupthauses, gab sie ihm den Vertrag zurück.

»Gut. Willkommen im ersten Haus, des Lords of Dragos.«

Er öffnete die Tür und sie betraten die riesige Haupthalle, die in Weiß und Gold dominierte. In der Mitte gab es eine große Freitreppe, links und rechts mehrere Türen; dieses Haus war riesig! Schnell gingen sie in den hinteren Teil, wo sie ihre Uniform, einen Plan für den Monat erhielt und welche Aufgaben sie hatte. So wie es aussah, hatte sie für den Anfang Küchendienst, was nicht schlimm war.

Die Küche war im Keller und riesengroß, mit mehreren Kochstellen, auf denen irgendetwas gebraten wurde.

»Allisa, komm her!«

Eine junge Frau, kam aus dem hinteren Teil der Küche gelaufen.

»Ja, Sir?«

»Das hier ist Miss Kells, sie ist seit heute bei uns. Zeig ihr alles und kümmere dich um sie. Ich muss zurück, der Lord kommt bald.« Damit ging er ohne ein weiteres Wort davon.

»Hey, ich bin Allisa. Komm mit.«

Schnell eilte sie durch die Küche und erklärte ihr, wo alles stand und zu finden war, danach gingen sie in die Lagerräume.

»So, da wären wir. Für die nächste Zeit sind wir mit Kartoffel und Zwiebel schälen beschäftigt. Aber besser, als beim Lord oben zu sein.«

»Warum?«

Allisa beugte sich zu ihr und flüsterte: »Er ist extrem launisch, schmeißt mit Sachen um sich und schreit sehr viel. Wenn es sich vermeiden lässt, gehst du ihm besser aus dem Weg, dann geht die Zeit schnell vorbei.« Grinsend richtete sie sich wieder auf. »Wie ist eigentlich dein Vorname?«

Sie grinste zurück. »Eleonora.«

»Ein schöner Name. Na dann, Leo, lass uns anfangen, bevor wir Ärger bekommen.«

 

Stunden später, nach dem Abendessen, gingen sie auf ihre Zimmer, die, wie Eleonora feststellte, genau gegenüberlagen.

»Gute Nacht, Leo. Vergiss nicht, abzuschließen, das ist sehr wichtig und lass den Schlüssel stecken zur Sicherheit.«

»Mach ich, danke.« Im Zimmer tat sie genau das und ging schnell duschen, bevor sie sich ins Bett legte.

 

Etwa eine Stunde später wurde an ihrer Tür gerüttelt, was sie erschrocken hochfahren ließ.

»Die Neue lernt schnell. Schade, ich hätte Lust auf etwas Frischfleisch«, kam es gedämpft durch die Tür, woraufhin von weiteren Stimmen ein Lachen zu hören war.

»Was macht ihr hier oben?«, erklang eine andere Stimme, die sie kannte - der Wachmann vom Tor. -

»Wir waren auf der Suche nach etwas Spaß, nichts weiter.«

»Geht nach unten. Heute Nacht gibt es keinen Spaß für euch!«, knurrte der Torwächter.

Schritte entfernten sich, doch Eleonora war sich sicher, dass der Torwächter noch da war.

»Schlaues kleines Mädchen, weiter so. Gute Nacht.«

»Gute Nacht«, wisperte sie und ein raues Lachen, war von der anderen Seite der Tür zu hören.

 

***

 

Tagelang ging es so weiter. Die Gespräche des Nachts, wurden immer länger.

Am Tag, freundete Eleonora sich mit Allisa immer mehr an. Wie im Flug war der Monat vorbei und die neuen Pläne wurden verteilt. Der Garten sollte es dieses Mal sein. Sie freute sich sehr darauf, rauszukommen und ging voller Elan an die Arbeit. Schwere Arbeit machte ihr nichts aus. Als sie gerade einen Sack Laub wegbrachte, trat ihr bekannter Wachmann aus den Büschen.

»Hallo, Eleonora.«

Sie freute sich, ihn zu sehen und Schmetterlinge tanzten in ihrem Bauch. »Hallo… äh….« Sie stockte. »Du hast mir nie gesagt, wie du heißt?«

Er lachte. »Savio.«

»Hallo, Savio. Was machst du hier?«

Wieder lachte er. »Ich habe meinen Rundgang gemacht und dachte, ich sag mal Hallo.«

Sie musste grinsen. Er war so anders, als sie anfangs dachte. »Na, dann freut es mich umso mehr, dich zu sehen.«

Er nickte. »Ist der Sack auf deinem Rücken nicht zu schwer für dich?«

Sie schüttelte den Kopf und schwang diesen von der Schulter und hievte ihn, in einen der Komposter. »Nein, es macht mir Spaß. Die Gartenarbeit ist auch nicht zu schwer. Ich sehe alles als Training an, um stärker zu werden.«

Er wirkte verwundert. »Training wofür? Wenn es wegen der Nächte ist, du weißt doch, dass ich auf dich aufpasse, oder?«

»Ja, das weiß ich. Auch wenn ich nicht verstehe warum. Aber es geht nicht nur um die Nächte. Ich möchte einfach nicht auf andere angewiesen sein, was meinen Schutzbedarf angeht. Versteh mich bitte nicht falsch, ich mag dich wirklich gerne. Aber auch du, wirst nicht immer da sein können.«

Nun wirkte er zornig. »So ungern ich es zugebe, aber du hast recht.« Er strich sich durch die Haare und schien über etwas nachzudenken. »Ich werde dich trainieren, natürlich heimlich.« Wieder strich er sich durchs Haar und sie sah ihn verwundert an. »Heute Nacht fangen wir an. Ich werde zu dir kommen, und wir beginnen mit dem Krafttraining. Ich muss jetzt weitermachen, bis später.«

Mit diesen Worten, verschwand er wieder zwischen den Büschen und sie sah ihm absolut verwirrt nach.

 

Als der Tag endete, saß Eleonora auf ihrem Bett und wartete. Sie war nervös, sie wusste, dass sie etwas Verbotenes tat. Als ein leises Klopfen erklang, eilte sie zur Tür, wartete aber auf die Bestätigung, dass er es war.

»Mach auf, Eleonora!«

Sie grinste, sperrte schnell auf und hinter ihm ab.

»Wir haben nicht viel Zeit. Ich werde dir ein paar Übungen zeigen, die du auch alleine machen kannst, wenn ich nicht da bin.«

Gesagt, getan. Schnell gingen sie einige Formen durch, wobei sie am Ende total geschafft war.

»Das reicht für den Anfang. Mach das jeden Abend und es wird dir schnell leichter fallen. Am Wochenende erholst du deine Muskeln und dann wieder von vorne.« Er kam zu ihr und hob ihren Kopf an. »Du musst schnell stärker werden.«

»Warum?«

Er schloss die Augen. »Weil der Lord etwas plant. Wir haben noch Zeit, aber je schneller du an Kraft gewinnst, desto besser.« Damit schloss er die Tür auf und ging hinaus.

Erst als sie abgeschlossen hatte, hörte sie, wie er ging.

 

***

 

Zwei Jahre war diese Warnung nun her. Ihr Leben hatte einen geregelten Ablauf gefunden und bestand aus aufstehen, arbeiten, trainieren, schlafen. Ihre Freundschaften hatten sich vertieft. Aber die Nächte, in denen jemand vergaß die Tür abzuschließen, waren die Schlimmsten. Sie konnte nie schlafen, solange es dauerte. Mann oder Frau, das war den Wachen egal. Sie vergnügten sich solange mit der Person, wie sie Lust dazu hatten. Auch sprach am nächsten Tag niemand darüber oder wunderte sich über das Fernbleiben, des Betroffenen.

 

Eleonora hatte wieder Gartendienst, als Savio zu ihr kam. Er war letzte Nacht bei ihr gewesen, als die Wachen den neuesten Zugang erwischt hatten. Zugegeben, sie hatte die Warnungen der anderen in den Wind geschlagen und darüber gelacht, aber so etwas hatte niemand verdient.

»Hallo.«

»Hey, alles in Ordnung?«

Er sah sie schweigend an, dann griff er in seine Tasche und zog ein kleines Handy heraus, das er ihr reichte. »Ich habe dir das hier besorgt.«

Sie nahm es und betrachtete es einen Moment, bevor sie ihn wieder ansah. »Wofür ist das?«

Er seufzte. »Damit du mich erreichen kannst.« Wieder strich er sich durchs Haar. »Verdammt, der Lord will ein paar Leute auf seinen Landsitz schicken, um fürs nächste Jahr alles vorzubereiten, und ich habe mitbekommen, dass du dabei sein sollst.«

Erschrocken sah sie ihn an. Ein Jahr sollte sie wegfahren und woanders leben und arbeiten? Traurigkeit überkam sie. »Wann?«, krächzte sie.

»In zwei Monaten. Wir müssen dein Training anziehen und fangen noch heute mit dem Laufen und den Kampftechniken an«, teilte er ihr mit.

Nickend steckte sie das Handy ein, machte weiter und er ging.

»Hey Leo, was wollte der Wachmann von dir?«

Sie hasste es, ihre Freundschaft zu Savio zu verheimlichen, besonders vor Allisa. Aber es würde nur Probleme geben, wenn das herauskam.

»Nichts Besonderes, ich soll mich nur beeilen.«

»Ach so. Hast du es schon gehört? Seine Lordschaft gibt ein Fest und die Hohen Familien kommen.«

Verwundert sah sie ihre Freundin an. »Oh, das klingt spannend.«

Den Rest des Tages verbrachten sie damit, zu überlegen, wie die Leute wohl waren. Jetzt war Eleonora schon so lange hier und hatte es noch nicht geschafft, seine Lordschaft zu sehen.

 

Am Abend, schlich sie sich zum ersten Mal aus ihrem Zimmer. Da die Wachen, den Abend zuvor erst hier oben waren, war es ziemlich sicher. Sie gingen in den Fitnessraum, wo er ihr das Laufband einstellte und sie rannte, bis sie nicht mehr konnte.

»Morgen Abend ist das Fest. Halte dich im Hintergrund und versuche nicht aufzufallen. Wenn es vorbei ist, warte in der Küche auf mich. Ich komme dich holen.«

Wieso war er so besorgt um sie? Sie nickte und beide gingen zurück auf ihr Zimmer.

 

***

 

»Stell dir vor, wir sind als Bedienung eingeteilt, heute Abend«, freute sich Allisa. »Wir werden viele wichtige Personen kennenlernen«, trällerte sie.

»Das ist ja toll«, spielte Eleonora mit. Natürlich wusste sie das schon, aber das konnte sie ihrer Freundin nicht sagen.

Sie eilten in die Küche, um sich zum Dienst zu melden.

 

Gerade, als sie mit den Vorbereitungen fertig waren, trafen die ersten Gäste ein. Allisa stand in dem großen Festraum hinter der Bar und sie selber im Hintergrund und musste in den Keller laufen, wenn etwas fehlte oder leer wurde. Wie sie es Savio versprochen hatte, hielt sie sich zurück. Selbst als der Lord des Hauses den Saal betrat und sie ihn nach zwei Jahren, in seinen Diensten, zum ersten Mal sah.

Er war ein großer, kräftiger Mann mit dunkelbraunen Haaren und dunkelbraunen Augen. Seine Gesichtszüge waren kantig und seine Stimme sehr tief, wie zu hören war, als er mit einigen der Gäste sprach.

 

Der Abend war anstrengend und sie musste einige Male laufen, da diese Leute Unmengen trinken konnten. Am interessantesten waren die Gespräche. Dabei ging es um Grenzstreitigkeiten, Gesetzesauslegungen und Geschäfte aller Art. Besonders verschiedene, bestehende Geschäfte und welche, die geplant waren. Viele sollten nur zur Tarnung oder Finten sein, um wiederum andere Geschäfte abschließen zu können. Sie saugte dieses Wissen wie ein Schwamm in sich auf und konnte gar nicht genug davon bekommen.

 

Um vier Uhr morgens war das Fest beendet und die Gäste gingen.

Schnell half sie, alles wegzuräumen und machte sich auf den Weg in die Küche. Da sie ihre Freundin gefragt hatte, wie sie aufs Zimmer käme, meinte diese, sie hätte da jemanden und lächelte zu einem der Wachmänner rüber, die an der Tür standen. Das fand Eleonora sehr interessant, hatte sich aber entschlossen, sie erst später danach zu fragen.

Sie war auf dem Weg in die Küche, als sie am Arm gepackt wurde. Gerade als sie schreien wollte, legte sich eine Hand auf ihren Mund und Lippen an ihr Ohr.

»Pst, ich bin es«, wisperte Savio und sie beruhigte sich. »Du musst leise sein.«

Wie aufs Stichwort kam eine Gruppe Männer den Gang entlang, aus dem sie kurz zuvor kam.

»Mist, ich weiß genau, dass sie hier irgendwo sein muss. Die kann doch nicht einfach verschwinden!«

»Alter, seit zwei Jahren geht die uns schon durch die Lappen.«

Die anderen knurrten zustimmend.

»Ich rieche sie nicht mehr, überall nur Savio, verdammt. Der scheint überall zu sein.«

Eleonora erstarrte. Diese Männer suchten sie?

»Sie wird bald ein Jahr weg sein. Ich hatte eigentlich nicht vor, so lange zu warten«, beschwerte sich einer.

»Wir werden sie schon kriegen, keine Sorge.«

Murrend machten sich die Männer auf den Rückweg und sie entspannte sich.

»Komm, lass uns schnell gehen«, sagte Savio und zog sie mit sich einen weiteren Gang hinunter.

Zu ihrer Überraschung gingen sie nicht ins Wohnhaus, sondern in den Fitnessraum. Dort gab es für den Anfang, weiteres Laufen. Anschließend zeigte er ihr einige Handgriffe, wie sie sich wehren konnte, um einen Gegner so zu verletzen, dass sie entkommen konnte.

 

»Warum sind diese Männer hinter mir her?«, fragte sie schließlich, als sie das Training beendet hatten.

»Weil du eine Herausforderung für sie bist. Seit zwei Jahren versuchen sie nun, dich zu erwischen. Es ist ein Spiel für sie. Je länger es dauert, desto verbissener werden sie versuchen, dich zu fangen.«

Er hatte Recht, Gestaltwandler waren zur Hälfte Tier, die Wachen dazu noch Raubtiere und die liebten die Jagd.

»Warum hilfst du mir?« Sie hatte ihn das schon so oft gefragt, aber nie eine richtige Antwort bekommen.

»Ich weiß es nicht. Es ist wie ein innerer Zwang, ich kann nichts dagegen tun.«

Schweigend brachte er sie auf ihr Zimmer.

Erst als sie alles verschlossen hatte, auch die zusätzlichen Schlösser an der Tür und dem Fenster, hörte sie, wie er ging.

 

***

 

Am nächsten Tag war die Hölle los. Der Lord hatte einen seiner sehr schlechten Tage, da sich die Grenzstreitigkeiten immer mehr zuspitzten. Besonders der russische Lord setzte ihm zu. Er hatte so extrem schlechte Laune, dass er mit Sachen warf und sie zerbrach, sodass das Haus bereits am Morgen total verwüstet aussah. Und sich die Lage auch nicht beruhigte, bis der Abend anbrach.

Eleonora hatte gerade die Anweisung bekommen, alle zerbrochenen Vasen in der Eingangshalle zusammenzukehren, als sich dunkle schwere Schritte näherten.

»Du da, wie ist dein Name?«

Erschrocken ließ sie ihr Kehrblech samt Besen fallen und sah den Lord des Hauses mit großen Augen an. »Eleonora, Mylord«, antwortete sie schnell und neigte den Kopf, sodass sie den Boden ansah, da der Lord es nicht mochte direkt betrachtet zu werden.

»Folge mir!« Ohne ein Wort ging er.

Wie aus dem Nichts tauchte der Chefbutler auf und gab ihr ein Zeichen, ihm sofort nachzugehen. Also hastete sie dem Lord schnell hinterher. Zum ersten Mal, nach all der Zeit, betrat sie sein Arbeitszimmer. Er saß bereits an seinem Tisch und wartete, also beeilte sie sich, die Tür zu schließen und trat vor den Schreibtisch.

»Mir wurde berichtet, dass du sehr gute Arbeit leistest. Daher habe ich beschlossen, dich nicht auf meinen Landsitz zu schicken, sondern nach Schottland, um dort ein Anwesen wiederherzurichten, das ich in ein paar Jahren als Sitz für Verhandlungen nutzen möchte.« Er zog eine Liste aus einer Schublade und überflog sie. »Du und einige andere werden dort hinreisen und alles vorbereiten.«

Er hielt ihr ein Stück Papier hin, dass sie mit zitternden Händen entgegennahm. Dort standen verschiedene Namen, eine Adresse und Anweisungen.

»Geh jetzt, morgen werdet ihr abreisen.«

Damit war sie entlassen.

Schnell eilte sie aus dem Zimmer und weiter ins Wohnhaus.

Dort angekommen, verschloss sie die Tür und las sich den Brief genau durch. Fünf weitere Frauen sollten mitfahren. Dazu kamen noch zehn Hausangestellte und zehn Wachen. Zum Glück keiner der Männer, die hinter ihr her waren.

Betrübt legte sie das Blatt auf ihren Schreibtisch. Wie lange würde sie weg sein? Wie lange würde sie ihre Freunde nicht sehen können? Schnell verstaute sie ihre wenigen Habseligkeiten, in ihrer großen Reisetasche und stellte diese bereit. Danach nahm sie das Handy, machte ein Bild von dem Brief und schickte es Savio. Anschließend ging sie wieder an die Arbeit. Doch den restlichen Tag verbrachte sie damit, zu überlegen, was sie wohl erwarten würde und wo genau sie hinfuhr.

 

Stunden später machte sie sich wieder auf den Weg zu ihrem Zimmer, als sie Savio sah, der ihr entgegenkam.

»Hallo, du kannst momentan nicht auf dein Zimmer. Sie warten im Flur auf dich und es sieht nicht so aus, als würden sie bald gehen.«

Erschrocken blieb sie stehen. »Sie sind ziemlich hartnäckig.«

Er nickte finster dreinblickend. »Wir werden im angrenzenden Wald laufen gehen. Vielleicht geben sie mit der Zeit auf, wenn sie merken, dass du nicht kommst.«

Zum Glück hatte sie bequeme Kleidung und Schuhe angezogen.

 

Einige Minuten später, stand sie mitten in einem schönen Fichtenwald. Die Sonne war bereits so tief gesunken, dass es nicht mehr lange bis zur Nacht dauern würde.

»Wir sind hier außerhalb des Grundstückes, also werden wir keinen Wachen begegnen. Durch den Weg hierher bist du aufgewärmt, daher möchte ich, dass du einfach losläufst, ohne darüber nachzudenken wohin, ich werde dich lenken.«

Verwirrt sah sie erst ihn an, dann die Umgebung; zuckte kurz mit den Schultern und lief los. Sie lief und lief immer weiter. Er blieb dicht hinter ihr. Ab und zu holte er auf und lenkte sie in eine bestimmte Richtung.

»Schneller, Leo«, forderte er nun von ihr und sie tat es.

Schneller und schneller liefen sie, sprangen über umgestürzte Baumstämme und schlängelten sich zwischen ihnen hindurch. Sie liebte es! Es machte ihr so viel Spaß, dass sie gar nicht mitbekam, wie die Sonne ganz verschwand und der Mond aufging.

 

Erst einige Zeit später rief Savio ihr zu, dass sie stehenbleiben solle. Es fiel ihr sehr schwer, denn sie war wie im Rausch. Ein paar Minuten später schaffte sie es und stützte sich an einem Stamm ab.

»Du bist schnell geworden und hast eine sehr gute Ausdauer. Ich bin stolz auf dich.«

Diese Worte berührten sie und gaben ihr ein gutes Gefühl.

»Wenn du zum neuen Haus fährst, trainiere weiter. Auch wenn dort nur ein paar Wachen sind, musst du aufpassen!«

Sie nickte. »Ich werde unser gemeinsames Training vermissen und dich als Freund auch.«

Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. »Ich bin schon sehr gespannt, was einmal aus dir wird, kleine Leo.«

Gemeinsam gingen sie zurück zum Wohnhaus.

Zu ihrem Glück, hatten die Wachen, die Lust zu warten verloren und waren verschwunden.

»Leo, was dort auch passieren mag, vernachlässige dein Training niemals und ruf mich immer an, wenn etwas ist. Ich werde dir, so gut ich kann, von hier aus helfen.«

Sie war traurig, ihn verlassen zu müssen. Alle verlassen zu müssen, die sie gernhatte.

»Ich werde mich, so oft ich kann, melden. Versprochen!« Sie umarmte ihn zum Abschied und schlüpfte in ihr Zimmer.

Lange lag sie noch wach und fragte sich, was nun aus ihr werden würde.

 

***

 

Am nächsten Morgen brachte sie ihre Tasche in eines der Autos, die sie zum Flughafen bringen würden. Da sie lange Abschiede hasste, stieg sie ein und wartete darauf, dass die anderen kamen. Kurze Zeit später begann ihre Reise.

Zu ihrem Pech, war einer der Fahrer, genau einer jener Männer, die hinter ihr her waren und mit Sicherheit immer noch war. Immer wieder sah er sie im Rückspiegel an. Sie war heilfroh, als sie ankamen. Schnell schnappte sie ihre Tasche, doch sie war nicht schnell genug.

»Ich werde dich erwischen, das ist dir doch klar, oder?«

Sie sah ihn an. »Dazu musst du mich erst einmal erwischen.« Sie riss sich los und folgte der Gruppe in die Halle. Von dort aus ging es weiter zu einem Privatflieger, der sie direkt zum Ziel bringen würde.

 

Inverness war eine schöne Stadt, altmodisch trifft auf modern, nicht zu groß und nicht zu klein. Leider hatte sie nicht allzu viel Zeit, um die Stadt lange zu betrachten und zu bewundern, denn gleich nach der Landung ging es weiter zum Standort.

Dort befand sich ein wunderschönes, burgartiges Herrenhaus, das in seiner Glanzzeit, mit Sicherheit ein Traum gewesen sein musste. Doch nun war davon nichts mehr zu sehen. Die Landschaft war verwildert, die Fenster zum Teil zerbrochen. Fensterläden hingen nur noch vereinzelt in den Angeln oder fehlten ganz. Kurzum, sehr viel Arbeit für eine so kleine Mannschaft, wie sie es waren.

Nachdem sie in den Kellerräumen ihre Zimmer bezogen hatten, wurden sie vom leitenden Vampir für verschiedene Arbeiten eingeteilt. Zu ihrem Glück oder Pech, bekam sie den Garten und das Gelände. Sie und eine weitere Frau, die es vorzog, zu schweigen, machten sich sofort an die Arbeit. Für schwere Kraftarbeiten bekamen sie, zwei Wachen dazu. Auch sehr ruhige Leute, die es ebenfalls vorzogen, kaum etwas zu sagen.

Das würde lustig werden und eine sehr stille Zeit, würde für sie anbrechen.

 

***

 

Woche um Woche, Monat um Monat verging und sie kamen nur langsam voran. Nachdem alles Gras gemäht war, Unkraut vernichtet und Bäume gefällt waren, kam der Winter, der in Schottland bitterkalt war. Zum Glück waren die Fenster als erstes repariert, nachdem die Mauern befestigt und isoliert worden waren. So war es erträglich, im Haus zu arbeiten.

Tag für Tag erledigten sie mehr, langsam aber stetig. Noch immer wurde es vorgezogen, zu schweigen und nur zu sprechen, um sich auszutauschen, was zu tun war.

Nur die Gespräche mit Savio hielten sie aufrecht, denn dieses ständige Schweigen war nervenzerreißend. Auch trainierte sie, wann immer sie Zeit hatte oder die Kraft dazu. Mit Savio besprach sie verschiedene Trainingseinheiten. Stetig nahm sie an Kraft zu und sie freute sich über jeden Erfolg, den sie ihm berichten konnte.

Heute:

 

An ihrem 21. Geburtstag erhielt sie eine Nachricht, die sie am Boden zerstörte. Ihre Freundin Allisa war in der Wandlung zur Unsterblichkeit steckengeblieben und lag im Koma. Auch dies konnte passieren. Man wusste nicht wieso, aber wenn es geschah, dann blieb einem ein Jahr, um aufzuwachen, oder man wurde aufgegeben. Man beendete es, da der Erfolg auf ein gesundes Erwachen, sehr gering war. Eleonora weinte bitter, um ihre Freundin.

Sieben Jahre waren vergangen, seit sie nach Schottland gekommen war. Sieben Jahre, in denen sie gesehen hatte, wie Frauen und Männer kamen und gingen, wie ihre Verträge oder ihre Probezeiten zu Ende gingen und sie die Wandlung bekamen. Sieben Jahre, in denen sie gehofft hatte, ihre Freunde wiederzusehen. Aber in denen sie auch stärker, schneller und schlauer geworden war.

Wann immer sie die Gelegenheit bekam, hatte sie sich Bücher aus der Bibliothek geholt und sie abends nach dem Training gelesen. Geschichte, Literatur, Mathematik, Kunst, Biologie, sie hatte alles gelesen und ihr Wissen immer weiter ausgebaut. Es gab nicht mehr viele Bücher, die sie lesen konnte. Also hatte sie unter Savios Anleitung gelernt, Schlösser zu knacken. Eine sehr nützliche Fähigkeit, wenn man so will, denn nun kam sie auch an die sehr alten Bücher heran, die verschlossen im Schrank lagerten. Und so fing sie an, mehr über die Drachenlordgeschichte zu erfahren, nur leider nie etwas Genaueres.

Ein Krieg der Menschen hatte die Drachen, die seit Jahrhunderten in ihren Verstecken geschlafen hatten, geweckt. Menschen gegen Menschen gab es von da an nicht mehr, denn die Drachen rissen die Macht so schnell an sich, dass es in nur ein paar Jahren ruhig um die Menschheit wurde. Doch die Ruhe währte nicht sehr lange, denn schon bald begannen die Drachen, sich untereinander zu bekämpfen. Jeder wollte mehr Macht, als der andere und noch mehr Land besitzen.

Damit diese Kämpfe nicht überhandnahmen, hatten sich die Lords darauf geeinigt, alle paar Jahrzehnte zusammenzukommen, um zu verhandeln. Und genau solch ein Treffen stand nun kurz bevor.

Seit Tagen herrschte wegen der Vorbereitungen reges Treiben im Haus. Das Herrenhaus erstrahlte im neuen Glanz und auch zwei kleinere Häuser waren errichtet worden, sodass alle Angestellten Platz darin hatten.

Am morgigen Tag sollten die ersten Wächter und Hausangestellten eintreffen und vier Tage später der Lord. Einen Tag danach die anderen Lords. Bis dahin würden sie sehr viel zu tun haben.

Schnell eilte sie in den Garten und ging noch einmal alle Wege ab, die sie angelegt hatte, um sich zu vergewissern, dass sie auch nichts vergessen oder übersehen hatte. Da sie am längsten hier war, war es ihr aufgetragen worden, sich darum zu kümmern, dass der großangelegte Garten immer, im tadellosen Zustand war. Dies war ihre bisher einzige Aufgabe; nur im Winter sollte sie im Haus mithelfen.

Durch die viele Zeit, die sie draußen verbrachte, war sie immer sonnengebräunt. Ihr Haar, das ihr nun bis weit über die Hüfte reichte, trug sie stets als Zopf zusammengebunden und zum Dutt eingerollt, sodass es nicht im Weg war. Die dunkle, fast schwarze Farbe ihres Haares, fing sehr oft die Wärme des Tages ein. Daher versuchte sie, es unter einem Hut zu verstecken, was ihre leuchtend grünen Augen nur noch mehr zur Geltung brachte. Deswegen lief sie meist mit gesenktem Blick, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.

Durch die Zeit und das Training hatte ihr Körper sich sehr verändert. Muskulös, aber an den richtigen Stellen Rundungen bekommen, was sie jedoch unter weiten Klamotten zu verstecken wusste. Nachdem sie den gesamten Garten abgegangen war, ging sie ins Haus, um dort bis zum Feierabend mitzuhelfen.

 

***

 

Früh am nächsten Tag trafen die anderen ein und verteilten sich auf die Nebengebäude. Anschließend gingen sie direkt an die Arbeit. Zum Glück erkannte sie unter den Wächtern keinen der Männer, die damals hinter ihr her waren.

 

Am Abend schlich sie sich wie immer davon. Da die Wachen nun an der Grundstücksgrenze unterwegs waren, lief sie weiter, bis sie weit die Grenze hinter sich ließ. Gelassen joggte sie zwischen den Bäumen hindurch und genoss die Freiheit des Waldes. Doch irgendetwas war anders. Sie hatte das Gefühl, beobachtet zu werden.

Eleonora lief schneller und immer schneller, bis sie glaubte, genug Abstand zu haben. Sie sprang auf einen der nahegelegenen Bäume und zog sich mühelos an einem der Äste hoch. Von dort aus ging es weiter auf einen der nächsten Bäume und den nächsten. Als sie sicher war, weit genug von der Stelle weg zu sein, an der sie abgesprungen war, setzte sie sich so nah wie möglich an den Baumstamm und wartete.

Einige Minuten geschah gar nichts, doch dann hörte sie es, Schritte.

Langsam nur kamen sie näher, bis eine große männliche Gestalt aus den Schatten trat. Sie kannte ihn nicht, das wurde ihr sofort klar, auch wenn sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Wartend beobachtete sie weiter, was geschah und was der Mann tat.

 

Er war aufs Äußerste gespannt. Die Treffen aller Lords am selben Ort waren immer sehr interessant, aber auch gefährlich, da niemand ihren Ausgang vorhersagen konnte.

Er reiste immer ein paar Tage früher an, um sich mit dem Ort vertraut zu machen. Doch dieses Mal erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Er stand an der Grenze des Grundstückes und beobachtete eine Gestalt, die sich aus dem Haus schlich.

Der Größe und der Figur nach, musste es eine Frau sein. Kurz sah sie sich um und sprintete los. Sie war schnell, schneller als er gedacht hatte. Wohin sie wohl wollte? Traf sie sich mit einem heimlichen Geliebten? Was hatte sie vor?

Wie von einer unsichtbaren Kraft angezogen, lief er ihr nach. Als er hinter ihr war und tief einatmete, um ihre Witterung aufzunehmen, kam er ins Straucheln. Dieser Duft war berauschend, eine Mischung aus Rosen, Erde und Wind. Doch lag auch etwas darin, dass er nicht erfassen konnte. Es war wie ein Rausch, von dem man nicht genug bekam, dem man sich nicht entziehen konnte.

Mit einem Schlag war die Spur weg, verwirrt sah er sich um, konnte aber nichts erkennen. Auch die umliegenden Bäume waren leer. Wie war das möglich? Sein Gefühl sagte ihm, dass sie noch da war, aber wo?

Frustriert suchte er weiter, fand aber keinerlei Anzeichen, wo sie sein könnte. Als sein Handy in seiner Tasche vibrierte und eine Nachricht ankündigte, seufzte er resigniert. Auf dem Weg zurück, las er die Nachricht, worin stand, dass das Treffen vorverlegt wurde.

Na ganz toll!

Ein letztes Mal sah er zurück und nahm sich fest vor, dieses Mädchen zu finden.

 

Als der Fremde weg war, wartete Eleonora noch eine Zeit lang, um sich ganz sicher zu sein. Danach sprang sie vom Baum und streckte ihre verkrampften Muskeln. Anschließend lief sie auf einem Umweg zurück zum Haus.

Gerade hatte sie es in ihr Zimmer geschafft und die Tür verriegelt, als sie Laster hörte, die sich dem Haus näherten. Wer konnte das sein? Der Lord wurde erst in zwei Tagen erwartet. Schnell lief sie zum Fenster, um zu sehen, was da vor sich ging. Zu ihrem Erschrecken sah sie, wie einige Wachen von den Fahrzeugen sprangen und darunter auch die Männer, die sie immer verfolgt hatten.

Ganz vorne stand eine schwarze Limousine, aus der weitere Wachen stiegen, sowie der Lord selbst. Doch am meisten freute sie sich auf Savio, der als letzter ausstieg. Er hatte sich nicht verändert.

Ein Ruf ging durchs Haus, dass alle antreten sollten. Also zog sie sich schnell um und eilte in die Eingangshalle, wo sie sich in die letzte Reihe stellte, aber immer noch gut sehen konnte.

Als der Lord das Haus betrat, senkten alle ihren Blick. Mehr oberflächlich erkundigte er sich, ob alles fertig sei, da die Gäste bereits am Mittag eintreffen würden, woraufhin der Hausdiener versicherte, dass bereits alles hergerichtet sei. Ohne ein weiteres Wort, ging der Lord nach oben und die Angestellten zogen sich wieder zurück. Nur Eleonora trödelte herum, um so die Gelegenheit zu bekommen, mit Savio zu reden. Doch leider waren die Wachen schneller.

»Na, sieh mal einer an, wen wir da haben«, spottete einer von ihnen.

»Das kleine Küken, ist ja richtig groß geworden«, meinte ein anderer, während sie sie langsam einkreisten.

Sie blieb ganz ruhig, bereitete sich vor. Auf genau diese Situation, hatte sie immer hintrainiert. Als einer der Männer nach ihr greifen wollte, schlug sie seine Hand weg.

»Oh, wir sind wohl schüchtern, wie?«

Ein anderer wollte sie von hinten greifen, doch sie hörte ihn kommen, duckte sich unter ihm weg, boxte ihn in den Magen, sah ihre Lücke und rannte los.

Die Männer waren so verblüfft, dass sie einige Sekunden auf den am Boden liegenden Mann sahen, bevor sie begriffen, was gerade passiert war. Bevor sie reagieren konnten, war sie in ihrem Zimmer und hatte sämtliche Schlösser vorgelegt. Niemand würde durch diese Tür kommen, ohne das gesamte Haus auf sich aufmerksam zu machen. Dennoch hörte sie die Männer davor.

»Du kannst uns nicht ewig davonlaufen! Wir kriegen dich und eins sollte dir klar sein. Von jetzt an, wirst du nicht mehr sicher sein.«

Damit gingen die Männer und sie atmete tief durch. Was sollte sie nur die nächsten Monate tun? Sie hatte nur noch ein Jahr vor sich. Es musste doch zu schaffen sein, das unbeschadet zu überstehen.

 

Nachdem einige Minuten vergangen waren, hörte sie ein leises Klopfen.

»Leo, ich bin es, mach auf.«

Savio!

Sie freute sich so sehr, ihn wiederzusehen, dass sie einen Moment brauchte, um die Schlösser aufzubekommen. Als sie die Tür einen Spalt breit geöffnet hatte und gleich wieder verschloss, drehte sie sich um und warf sich ohne Vorwarnung in seine Arme.

»Ich habe dich so vermisst, großer Bruder«, flüsterte sie an seiner Brust. Denn trotz der Zeit, die sie sich nicht gesehen hatten und sie gewachsen war, überragte er sie noch um einen ganzen Kopf.

»Ich dich auch, kleine Schwester. Du hast dich sehr verändert.« Dabei schloss er die Arme um sie und spielte mit ihrem Zopf, der sich aus dem Knoten gelöst hatte.

Sie wusste es nicht mehr, wann sie angefangen hatten, sich als Bruder und Schwester zu bezeichnen, aber das waren sie, im Leben wie im Kampf, eine Familie.

»Ich bin sehr beeindruckt, wie du mit den Wachen fertig geworden und dass du so ruhig geblieben bist.«

Sie sah zu ihm auf. »Du hast es gesehen?«

Er nickte und lächelte. »Ja, das habe ich. Ich wollte eingreifen, doch dann habe ich gesehen, wie du dich verhalten hast, und wollte dir die Gelegenheit lassen, das Gelernte anzuwenden. Du hast das sehr gut gemacht!« Liebevoll strich er ihr über den Kopf und spielte wieder mit ihrem Zopf.

Voller Freude sah sie weiter zu ihm auf, doch dann fiel ihr ein, was einer der Männer zu ihr durch die Tür gesagt hatte, und sie senkte traurig den Blick.

»Was ist?«

Savio hob ihr Kinn an, sodass sie ihn wieder ansehen musste. »Es hat mir nichts gebracht, mich zu wehren. Nur, dass die Männer noch entschlossener sind, mich zu erwischen. Ich habe noch ein Jahr, dann ist meine Probezeit um. Dass ich hierhergekommen bin, war reines Glück. Doch was mache ich, wenn ich zurückkomme?« Sie sah, dass er sie verstand und wusste, was sie meinte.

»Ich werde dir zeigen, wie man mit Waffen umgehen muss, aber diese darfst du nur im Notfall verwenden.«

Sie nickte eifrig und sie besprachen, wann sie damit anfangen wollten.

Den Rest der Nacht redeten sie über alles, was sich so getan hatte, während sie getrennt waren.

 

***

 

Am nächsten Morgen ging es drunter und drüber. Letzte Vorbereitungen wurden getroffen. Zu guter Letzt wurden die Anwärter eingeteilt, um jeden Lord zu bedienen und dies, so lange sie in diesem Haus anwesend waren.

Eleonora sollte dem zweiten Lord Derrick Black zugeteilt werden. Er herrschte über gesamt Nordamerika, was mitunter eins der größten Gebiete war, noch dazu eins der reichsten und erfolgreichsten.

Der Lord des Hauses war angespannt und ließ es alle wissen mit seinen ständigen Wutausbrüchen. Andauernd schmiss er Sachen durch die Gegend oder ließ Arbeiten ständig neu machen oder mehrere Male überprüfen.

Dann war es soweit, die ersten Lords trafen ein.

Zuerst kam Vladis, der vierte Lord. Kurz darauf traf Harvari, der sechste Lord ein, die auch sofort von ihren jeweiligen Bediensteten auf ihre Zimmer gebracht wurden.

Eleonora stand weiter in der Halle und wartete auf ihren Einsatz und beobachtete, die ankommenden Gäste.

---ENDE DER LESEPROBE---