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Dieses Buch enthält: • 100 der schönsten und berühmtesten Bilder von Vincent van Gogh • zahlreiche Briefe, Zitate und Skizzen • eine prägnante und fesselnde Biografie • einen persönlichen Brief des Autors an Vincent Vincent van Gogh, wer war er wirklich? Vincent van Gogh, einer der herausragendsten Künstler der Weltgeschichte, ist vielfach und oft kontrovers diskutiert worden. Unterschiedliche Ansichten von Historikern und Kunstkennern prallen aufeinander, manchmal in deutlichem Widerspruch zueinander. Doch wer war Vincent wirklich? Was war er für ein Mensch? Welche Träume und Visionen trieben ihn an? Welche Ängste und Sorgen bewegten ihn? Wie sah er die Welt, die er so eindrucksvoll auf Leinwand brachte? Welche Maltechniken zog er vor? Wie positionierte er sich zu anderen Malern und Stilrichtungen? Und was wollte Vincent uns durch seine Kunst eigentlich vermitteln? Die Antworten auf diese Fragen liefern uns seine Briefe – die als Meisterwerk der Kunstliteratur gelten –, Zitate und seine Bilder, die er uns hinterlassen hat. Das sind seine Worte und Taten, welche seine wahre Natur widerspiegeln und uns einen tiefen Einblick in sein bewegtes Innenleben ermöglichen. Dieses Buch präsentiert 100 seiner schönsten und berühmtesten Bilder samt seinen zahlreichen Zitaten, Briefen und Skizzen. Diese sollen dem Leser ermöglichen, Vincent ganz persönlich kennenzulernen und eine eigenständige Meinung über ihn und seine Kunst zu bilden. Ergänzend dazu bietet eine prägnante und fesselnde Biografie Einblicke, insbesondere in den berüchtigten Vorfall, bei dem Vincent einen Teil seines Ohrs verlor, und in die rätselhaften Umstände seines Todes, unter Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse.
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Vincent van Gogh
100 seiner berühmtesten und schönsten Bilder samt Briefen, Zitaten und Skizzen
Autor und Illustrator: Vincent van Gogh
Einführung: Simon Mayer
Gewidmet allen Künstlern dieser Welt
© Simon Mayer 2022
A&S Kulturverlag
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Dieses Werk ist auch als Taschenbuch und Hardcover erhältlich.
Vorwort
Biografie von Vincent van Gogh
Brief an Vincent van Gogh
Über den Autor
Vincents Briefe an seinen Bruder Theodor van Gogh
Vincents Briefe an seinen Freund Emile Bemard
Weitere Briefe an Theodor van Gogh
Weitere Briefe an Emile Bernard
Weitere Briefe an Theodor van Gogh
Nachwort
Weitere Werke des Autors
Impressum
Selbstportrait, Paris, 1887
Vincent van Gogh, einer der herausragendsten Künstler der Weltgeschichte, ist vielfach und oft kontrovers diskutiert worden. Unterschiedliche Ansichten von Historikern und Kunstkennern prallen aufeinander, manchmal in deutlichem Widerspruch zueinander.
Doch wer war Vincent wirklich? Was war er für ein Mensch? Welche Träume und Visionen trieben ihn an? Welche Ängste und Sorgen bewegten ihn? Wie sah er die Welt, die er so eindrucksvoll auf Leinwand brachte? Welche Maltechniken zog er vor? Wie positionierte er sich zu anderen Malern und Stilrichtungen? Und was wollte Vincent uns durch seine Kunst eigentlich vermitteln?
Die Antworten auf diese Fragen liefern uns seine Briefe – die als Meisterwerk der Kunstliteratur gelten –, Zitate und seine Bilder, die er uns hinterlassen hat. Das sind seine Worte und Taten, welche seine wahre Natur widerspiegeln und uns einen tiefen Einblick in sein bewegtes Innenleben ermöglichen.
Dieses Buch präsentiert 100 seiner schönsten und berühmtesten Bilder samt seinen zahlreichen Zitaten, Briefen und Skizzen. Diese ermöglichen Ihnen, geschätzter Leser, Vincent ganz persönlich kennenzulernen und eine eigenständige Meinung über ihn und seine Kunst zu bilden.
Ergänzend dazu bietet eine prägnante und fesselnde Biografie Einblicke, insbesondere in den berüchtigten Vorfall, bei dem Vincent einen Teil seines Ohrs verlor, und in die rätselhaften Umstände seines Todes, unter Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse.
Lassen Sie uns gemeinsam auf eine Reise gehen, die über die Pinselstriche und Leinwände hinausgeht und uns direkt ins Herz eines der größten Künstler der Geschichte führt.
Selbstbildnis mit hellem Filzhut, Paris, 1887
Vincent van Gogh wurde am 30. März 1853 in Groot-Zundert, einem Dorf in der niederländischen Provinz Nord-Brabant, als Sohn eines Pfarrers geboren. Er sollte, wie zwei seiner Onkel, Kunsthändler werden und war bis zu seinem 23. Jahre in Den Haag, in London und Paris im Geschäft von Goupil tätig. Von Paris ging er wieder nach England und war dort kurze Zeit Schullehrer auf dem Lande. Aber auch das befriedigte ihn nicht; er wollte nun in Amsterdam Theologie studieren. Als auch dieses Studium ihm nicht bot, was er suchte, zog er nach Belgien, wo er als Evangelist bei den Minenarbeitern auftrat.
Dort in der Borinage fing er an zu zeichnen. Er ging nach Brüssel und kam 1881 in das Elternhaus zurück, wo er auf eigene Hand studierte, bis er nach Den Haag zog und dort zuerst zu Malern in Beziehung trat. 1883 zog er in die Provinz Drenthe und bald darauf wieder nach Brabant, wo er bis 1881 energisch arbeitete. Die Sachen, die er da in Zundert zeichnete und malte, hatten schon einen stark ausgeprägten persönlichen Charakter, waren aber noch ganz anders als die Bilder aus seiner späteren französischen Periode, wofür er später, nach seinem Tod, berühmt wurde. 1885 besuchte er einige Monate die Akademie in Antwerpen und war im Frühjahr 1886 in Paris, wo er durch seinen Bruder, den feinsinnigen Kunsthändler Theodor (Theo) van Gogh, zu welchem er eine sehr innige Beziehung hatte, die Kunst der Impressionisten kennenlernte und mit einigen in persönliche Berührung kam.
Kurz darauf siedelte er in den Süden über und arbeitete in Arles, wo sich sein depressiver Gemütszustand, mit dem er durchgehend zu kämpfen hatte, zwar erheblich besserte, er aber auch weiterhin von Geldsorgen geplagt wurde. In seinen Leistungen aus dieser Periode schloss er sich viel mehr der modernen französischen als der Kunst seines Vaterlandes an.
Vincent träumte von einer Künstlergemeinschaft, in welcher er zusammen mit seinen Freunden Paul Gauguin und Emile Bernard gemeinsam leben und malen sollten. Gauguin folgte dem Rufe seines Freundes und kam zu gemeinsamer Arbeit in die sonnige, farbenfreudige Provence, wo sie gemeinsam anfingen zu Malen, wobei sie teilweise unterschiedliche Ansichten bezüglich der Malerei hatten, weswegen sie des Öfteren auch mal in Streit gerieten.
Selbstporträt mit bandagiertem Ohr, Arles, 1889
Van Gogh plädierte für das Malen nach dem tatsächlichen Leben, Gauguin für das Malen nach seiner eigenen Vorstellung.
Bisher wurde angenommen, dass ein Wahnsinnsanfall im Dezember 1888 van Goghs das Zusammenleben der beiden Künstler endgültig zerstörte, bei welchem sich Vincent angeblich selbst verstümmelte und einen Teil von seinem linken Ohr abschnitt. Die beiden Kunsthistoriker Hans Kaufmann und Rita Wildegans von der Universität Hamburg haben jedoch diesbezüglich eine andere Theorie, die auf einer erneuten Überprüfung von zeitgenössischen Polizeiberichten und überlieferten Zeugenaussagen beruht und durchaus plausibel erscheint.12
Demnach soll Gauguin, ein begeisterter Amateurfechter, in einem betrunkenen Streit über eine Frau Namens Rachel und über die wahre Natur der Kunst, mit seinem Degen versehentlich einen Teil von Vincents Ohr abgetrennt haben, als er ihn mit dem Degen in Schach halten wollte.
Bezüglich des Vorfalls soll Gauguin sich mehrmals selbst widersprochen und behauptet haben, Ereignisse gesehen zu haben, die er nicht hätte sehen können. Andere Zeugen sollen behauptet haben, Van Gogh habe Gauguin provoziert und Gauguin habe van Gogh angegriffen. Vincent hingegen hat weder Gauguin noch sich selbst beschuldigt. Womöglich wollte er seinen Freund decken und wollte nicht, dass Gauguin Schwierigkeiten mit dem Gesetz bekommt. Möglicherweise hatte er auch gehofft, sich dadurch mit ihm wieder versöhnen und weiterhin zusammenarbeiten.
Am Tag nach dem Vorfall wurde Vincent in ein psychiatrisches Krankenhaus eingeliefert, wo er einen Anfall erlitt, der so schwerwiegend war, dass die Ärzte ihn in eine Abteilung für Gewalttätige mit der Diagnose Schläfenlappen-Epilepsie einwiesen. Gauguin hingegen verlies in aller Eile Arles, ohne seinen Freund im Krankenhaus zu besuchen.
Während der Remission bat van Gogh darum, wieder ins Atelier zurückkehren zu dürfen, um weiterzuarbeiten, aber die Einwohner von Arles schrieben an den Bürgermeister von Arles und verlangten, dass der Künstler vom Rest der Bevölkerung isoliert wird.
Selbstbildnis mit Strohhut, Paris, 1887
Vincent wurde angeboten, ins Krankenhaus für Geisteskranke in Saint-Rémy-de-Provence in der Nähe von Arles zu gehen, wo er am 3. Mai 1889 eintraf und wo er in seinen lichten Stunden noch schöne Bilder schuf.
Im Frühjahr 1890 zog der Künstler nach Auvers-sur-Oise, einer kleinen Stadt außerhalb von Paris. Er malte weiter, aber der Stil seiner letzten Werke änderte sich endgültig und wurde noch nervöser und bedrückender.
Am 27. Juli soll sich der Künstler bei einem Spaziergang mit Malutensilien mit einem Revolver in die Herzgegend geschossen haben, wobei, das Geschoss tiefer ging. Daraufhin hat er sich selbst zu dem Hotelzimmer begeben, in dem er untergebracht war. Der Gastwirt rief einen Arzt, der die Wunde untersuchte und seinen Bruder Theodor (Theo) informierte, der am nächsten Tag eintraf und die ganze Zeit bei Vincent verbrachte, bis er 29 Stunden nach der Verletzung am 29. Juli 1890 an Blutverlust starb.
Gauguin schrieb über das Ende seines Freundes:
„In seinem letzten Briefe aus Auvers bei Pontoise schrieb er mir, dass er noch immer gehofft hatte, so weit zu genesen, um in der Bretagne mit mir zu malen, dass er aber jetzt von der Unmöglichkeit einer Heilung überzeugt sein müsse. „Mein lieber Meister, es ist würdiger, nachdem ich Sie gekannt und gekränkt habe, bei voller Geistesklarheit, als in einem entwürdigenden Zustand zu sterben.“ – Er schoss sich eine Kugel in den Leib und starb einige Stunden darauf, im Bette seine Pfeife rauchend, bei klarem Bewusstsein in heißer Liebe zu seiner Kunst und ohne Groll gegen die Menschen.“
Jedoch gibt es auch bezüglich seines Ablebens nach neueren Forschungsergebnissen abweichende Ansichten. So vermuten z. B. die beiden amerikanischen Kunsthistoriker und Pulitzer-Preisträger Stephen Naifeh und Gregory White Smith, dass eine ortsansässige Jugendgruppe, welche als schießwütig bekannt war, an Vincents Tod beteiligt gewesen sein könnte und es sich wahrscheinlich um einen Unfall handelte. 345
„Gewidmet an meinen Freund Paul Gauguin“, Arles, 1888
Für einen Selbstmord spricht zwar van Goghs eigene Aussage gegenüber dem Wirt und seiner Tochter nach der Rückkehr in die Gaststätte sowie gegenüber zwei Polizisten am Morgen nach dem Vorfall, dass er versucht habe, sich nach eigener und freier Entscheidung umzubringen. René Secretan, ein Mitglied dieser Jugendgruppe, hat später zugegeben, dass der verwendete Revolver ihm gehörte und dass Vincent diesen entwendet haben soll. Allerdings hat ein Forensiker, der von Naifeh und Smith 2013 beauftragt wurde, in einem Gutachten festgestellt, dass Vincent sich die Wunde nicht selbst beigebracht haben könnte.
Der Einschusswinkel für einen Selbstmord sei ungewöhnlich und keiner der anwesenden Ärzte hat zudem je etwas von Pulverrückständen berichtet, die aber sichtbar sein müssten, wenn van Gogh die Waffe in direktem Kontakt mit seinem Körper, oder zumindest nicht weit davon entfernt, abgefeuert hätte.
Interessant ist außerdem auch, dass Vincent keinen Abschiedsbrief hinterließ und dass er sein ganzes Leben Selbstmord verurteilt hatte. Womöglich war sein Tod nichts anderes als ein tragischer Unfall und vielleicht wollte Vincent den Jugendlichen decken, der ihn tödlich verletzte, so wie er auch nach der Ansicht der Kunsthistoriker der Universität Hamburg Gauguin decken wollte, als dieser im Streit unglücklicherweise einen Teil vom Vincents linken Ohr abgetrennt haben soll.
In jedem Fall spricht jedoch einiges dafür, dass zu der Zeit Vincent dem Tod gegenüber zumindest nicht abgeneigt gewesen ist, da er vom ständigen Kampf mit seiner Krankheit und der Geldnot müde und ausgelaugt gewesen ist.
Selbstbildnis mit Strohhut, Paris, 1887/88
Laut seinem Bruder Theo lauteten die letzten Worte des Künstlers:
„La tristesse durera toujours“ (Die Traurigkeit wird ewig dauern).
Vincents Kunst wurde während seines Lebens nur von ganz Wenigen geschätzt. Nach seinem Tode aber hat sie weltweit in steigendem Maße begeisterte Anhänger gefunden und wurde zu Rekordsummen verkauft bzw. versteigert.
Doch auch seine Briefe haben eine große Beachtung gefunden. Sie gelten nicht umsonst als Meisterwerk der Kunstliteratur, da sie Vincents bemerkenswerte literarische und bildliche Kultur zeigen und seine sprachlichen Talente, lyrisch und farbenfroh, zum Ausdruck bringen.
Selbstportrait vor der Staffelei, Paris, 1888
Lieber Vincent,
ich schreibe dir diesen Brief, wohlwissend, dass Du ihn niemals lesen wirst. Dennoch möchte ich meinen Dank an Dich richten.
Du hast einmal an deinen Bruder Theodor geschrieben:
„Ich will Zeichnungen machen, die einige Menschen in Erstaunen setzen. Kurz, ich will es so weit bringen, dass man von meiner Arbeit sagt: Der Mann empfindet tief und der Mann empfindet fein.“
Was soll ich sagen? Du hast es geschafft. Dank Dir habe ich (und unzählige andere Menschen) die Kraft und die Schönheit der Natur und der Welt um uns herum für mich wiederentdeckt. Deine Bilder drücken aus, dass es in der Welt niemals einen Stillstand gibt, sondern dass alles um uns rum in Bewegung und voller Leben ist. All das habe ich in meiner Kindheit sehr stark gespürt, jedoch zwischenzeitlich ziemlich vergessen. Als Du mich wieder daran erinnert hast, hat es mich so sehr bewegt, dass ich wieder meine Wanderstöcke auspackte und das erste Mal seit meiner Schulzeit einen Pinsel in die Hand nahm und ein goldenes Weizenfeld malte, auf welchen der Mond scheint.
Und dafür danke ich Dir zutiefst.
Man sagt nicht umsonst, dass man den Menschen durch seine Worte und Taten kennenlernen kann, daher war ich sehr froh, dass du uns neben deinen Bildern auch deine Briefe hinterlassen hast.
Diese Briefe sagen mir, dass Du kein Wahnsinniger gewesen bist (wie es manch einer heute noch behaupten vermag), sondern ein feiner, gutmütiger und hochintellektueller Geist, welcher das Malen sich selbst beibrachte, ständig in Geldnot gewesen ist und mit seiner Krankheit gerungen hatte und dennoch unermüdlich an seinen Werken gearbeitet hat.
Selbstportrait mit Strohhut, Paris,1887
Einer, der es geschafft hat, die Liebe zu der Natur und den Menschen durch seine Bilder zu vermitteln, auch wenn sie erst nach deinem tragischen Tod größere Beliebtheit erlangten. Leider warst Du, Vincent, deiner Zeit voraus und konntest den weltweiten Erfolg deiner Bilder nicht mehr miterleben.
Doch glaube mir, sie wurden und werden deswegen nicht weniger geschätzt.
In aufrichtiger Wertschätzung,
Simon Mayer
Simon Mayer ist Autor und engagierter Literaturforscher. Nach seinem Studium der Geschichte und Rechtswissenschaften hat er sich in der Nähe von München niedergelassen, wo er sich leidenschaftlich der Aufgabe widmet, Menschen für die klassische Literatur und Kunst zu begeistern.
Selbstbildnis mit Palette und Pinseln, Saint-Rémy, 1889
Du musst es mir nicht übelnehmen, lieber Bruder, dass ich Dir schon wieder schreibe, es geschieht nur, um Dir zu sagen, dass das Malen mir ein so ganz besonderes Vergnügen macht. Vergangenen Sonntag habe ich etwas angefangen, was mir schon immer vorgeschwebt hat: Es ist ein Blick auf eine flache grüne Wiese, auf der Heuhaufen stehen. Ein Kohlenweg neben einem Graben läuft quer darüber hin. Und am Horizont, mitten im Bilde, die Sonne. Das Ganze ein Gemisch von Farben und Tönen – ein Vibrieren der ganzen Farbenskala in der Luft. Zuerst ein lilafarbener Nebel, in dem die rote Sonne halbverdeckt von einer mit glänzendem Rot fein umrandeten dunkelvioletten Wolkenschicht steht; in der Sonne Spiegelungen von Zinnober, oben darüber ein Streifen Gelb, der grün und weiter oben bläulich abtönt (bis zum zartesten Himmelblau), und dann hier und da lila und graue Wolken, die die Reflexe der Sonne tragen. Der Boden ein kräftiges Teppichgewirk von Grün, Grau und Braun, voller Schattierungen und Leben. Das Wasser des Grabens glänzt auf dem lehmigen Grund. Es ist so, wie z. B. Emil Breton es malen würde.
Dann habe ich ein großes Stück Düne dick in Farbe aufgetragen und breit gemalt. Von diesen beiden Sachen, ich weiß es bestimmt, wird man nicht glauben, dass es meine ersten gemalten Studien sind. Offen gestanden, verwundert es mich: Ich hatte gedacht, die ersten Sachen würden nichts wert sein, und wenn ich mich auch selbst loben muss, sie sehen wirklich nach etwas aus, und das ist mir immerhin überraschend. Ich glaube, es liegt daran, dass ich zuerst, bevor ich zu malen anfing, so lange gezeichnet und Perspektive studiert habe und ein Ding nun so aufsetzen kann, wie ich es vor Augen habe. Jetzt, seitdem ich mir Pinsel und Malgerät gekauft habe, habe ich dann auch gearbeitet und geschuftet, dass ich todmüde davon bin, sieben gemalte Studien in einem Zuge ich kann mich buchstäblich nicht auf den Beinen halten und mag die Arbeit doch weder im Stich lassen noch mich ausruhen. Aber das wollte ich Dir noch sagen:
Ich fühle, dass mir beim Malen die Dinge in Farben vor Augen treten, die ich früher nicht sah. Dinge voller Breite und Kraft.
Das sieht so aus, als ob ich mit meinen eigenen Werken schon zufrieden wäre: Aber ganz im Gegenteil.
Das weiße Haus bei Nacht, Auvers-sur-Oise, 1890
„Ich möchte Bündigeres, Einfacheres, Ernsteres;
ich möchte mehr Seele und mehr Liebe und mehr Herz.“
Eines habe ich aber doch dabei schon erreicht: Wenn mir etwas in der Natur auffällt, so stehen mir jetzt mehr Mittel zur Verfügung als früher, um es mit Kraft zum Ausdruck zu bringen. Ich glaube auch nicht, dass es mir etwas ausmachen würde, wenn meine Gesundheit mir mal einen Streich spielt. Soweit ich das beurteilen kann, sind das nicht die schlechtesten Maler, die dann und wann eine Woche oder vierzehn Tage haben, an denen sie nicht arbeiten können. Das liegt wohl in erster Reihe daran, dass gerade sie diejenigen sind, „qui y mettent leur peau“,6 wie Millet sagt. Das stört nicht, und man muss im gegebenen Fall keine Rücksicht nehmen; dann hat man sich wohl für eine Zeit ganz ausgegeben, aber das kommt wieder in Ordnung, und man hat wenigstens das dabei gewonnen, dass man Studien eingeheimst hat wie der Bauer seine Fuhre Heu. Nur denke ich vorläufig noch nicht ans Ausruhen.
***
Es ist zwar schon spät, aber ich muss Dir doch noch ein paar Zeilen schreiben. Du bist nicht hier und Du fehlst mir, aber es ist mir, als wären wir trotzdem nicht weit voneinander.
Ich bin neulich mit mir selbst übereingekommen: Mein Unwohlsein oder besser gesagt, das, was mir davon übriggeblieben ist, nicht zu beachten. Es ist genug Zeit verloren, die Arbeit darf nicht hintenangesetzt werden. Also ob gesund oder nicht, jedenfalls werde ich wieder regelmäßig von morgens bis abends zeichnen. Ich will nicht, dass jemand wieder von mir sagen kann: „Ach das sind alles alte Zeichnungen.“ …
Meine Hände sind meiner Ansicht nach zu zart geworden, aber was kann ich tun? Ich werde wieder ausgehen, wenn mir die Sache selbst teuer zu stehen kommt, die Hauptsache ist, dass ich meine Arbeit nicht länger im Stich lasse. Die Kunst ist eifersüchtig, sie will nicht, dass man die Krankheiten über sie stellt. Und ich gebe ihr nach. ....
Sternennacht, Saint-Rémy, 1889
„Mancher Mensch hat ein großes Feuer in der Seele,
und niemand kommt, um sich daran zu wärmen.“
Stilleben mit Iris, Saint-Rémy, 1890
Menschen wie ich dürfen eigentlich nicht krank sein. Du musst nur begreifen, wie ich zur Kunst stehe. Um zur wahren Kunst zu gelangen,
muss man lange und viel arbeiten. Was ich will und mir als Ziel stecke, ist verteufelt schwierig, und doch glaube ich nicht, dass ich zu hoch hinaus will.
Ich will Zeichnungen machen, die einige Menschen in Erstaunen setzen.Kurz, ich will es so weit bringen, dass man von meiner Arbeit sagt: Der Mann empfindet tief und der Mann empfindet feintrotz meiner sogenannten Grobheit– verstehst Du – vielleicht gerade deshalb. Jetzt klingt das noch anspruchsvoll, so zu sprechen, aber das ist dann auch der Grund, warum ich Kraft da hineinbringen will. Was bin ich denn in den Augen der meisten? Eine Null, oder ein Sonderling, oder ein unangenehmer Mensch, jemand, der in der Gesellschaft keine Position hat oder haben wird, kurz weniger noch als der Geringste. Gut: Angenommen, das verhielte sich alles so, dann würde ich durch meine Arbeit mal zeigen wollen, was das Herz einer solchen Null, eines so unbedeutenden Mannes birgt. Das ist mein Ehrgeiz, der trotz alledem weniger auf Groll beruht, als auf Liebe, mehr auf einem Gefühl ruhiger Heiterkeit, als auf Leidenschaft. Und wenn ich oft genug mit Widerwärtigkeiten zu kämpfen habe, so ist doch in mir eine ruhige reine Harmonie und Musik. Die Kunst erfordert eine hartnäckige Arbeit, eine unausgesetzte Arbeit und unaufhörliche Beobachtung. Unter hartnäckiger Arbeit verstehe ich in erster Reihe eine anhaltende Arbeit, aber auch das Aufrechterhalten der eigenen Auffassung, den Behauptungen dieses oder jenes gegenüber.
Ich habe mich in der letzten Zeit besonders wenig mit Malern unterhalten und habe mich dabei nicht schlecht befunden. Man muss nicht so sehr auf die Sprache der Maler, wie auf die Sprache der Natur horchen. Ich kann jetzt besser begreifen, als vor einem halben Jahr, dass Mauve sagen konnte: Sprich mir doch nicht über Dupré, sprich mir lieber vom Rand deines Grabens, oder von dergleichen.“ Das klingt wohl seltsam, ist aber vollkommen richtig. Das Empfinden für die Dinge an sich, für die Wirklichkeit ist von größerer Wichtigkeit als das Empfinden der Malerei; es ist fruchtbarer und belebender. Was ich noch in Bezug auf den Unterschied zwischen der alten und der modernen Kunstsagen wollte:
Weizenfeld mit Krähen, Auvers-sur-Oise ,1890
„Ich fühle eine Kraft in mir, die ich entwickeln muss, ein Feuer, dass ich nicht ersticken darf, sondern anfachen muss, obschon ich nicht weiß, zu welchem Ende es mich führen wird.“
Vase mit 15 Sonnenblumen, Arles, 1888
Die neuen Künstler sind vielleicht größere Denker. Rembrandt und Ruysdael sind groß und erhaben, für uns genau in derselben Weise wie für ihre Zeitgenossen, aber in dem Modernen liegt etwas Persönlicheres, Intimeres, das mehr zu uns spricht. Ich habe heute wieder eine Studie von der kleinen Kinderwiege gezeichnet und farbige Striche hineingesetzt. Ich werde die kleine Wiege, hoffe ich, außer heute wohl noch hundertmal zeichnen – mit Hartnäckigkeit.
***
Um Studien draußen aufzunehmen, und um eine kleine Skizze zu machen, ist ein stark entwickeltes Gefühl für den Kontur durchaus erforderlich, ebenso wie für die spätere weitere Ausführung. Das bekommt man nun, glaube ich, nicht von selbst, sondern in erster Reihe durch Beobachtung, ferner besonders durch hartnäckiges Arbeiten und Suchen: Außerdem muss aber ohne Zweifel ein Studium der Anatomie und Perspektive dazu kommen.
Neben mir hängt eine Landschaftsstudie von Roelofs (eine Federzeichnung), aber ich kann Dir gar nicht sagen, wie ausdrucksvoll der einfache Kontur darin ist; es liegt eben alles darin. Ein anderes noch treffenderes Beispiel ist der große Holzschnitt „Die Hirten“ von Millet, den ich im vorigen Jahr bei Dir sah, und der mir seitdem lebhaft in der Erinnerung geblieben ist. Außerdem z. B. die kleinen Federzeichnungen von Ostade und dem Bauern-Breughel. Ich habe die alte Kappweide noch in Angriff genommen, und ich glaube, dass dies das beste meiner Aquarelle geworden ist. Eine düstere Landschaft. Ich habe sie so machen wollen, dass man dem Bahnwärter mit der roten Flagge seine Gedanken: „Ach, wie trübe ist es doch heute!“, ansehen und nachfühlen muss.
Ich arbeite in diesen Tagen mit vielem Vergnügen, obgleich ich hin und wieder die Nachwehen meiner Krankheit noch gründlich fühle. Was nun die Kaufwerte meiner Bilder anbetrifft, so sollte es mich sehr wundern, wenn mit der Zeit meine Arbeiten nicht ebenso gut gekauft werden sollten, wie die der Anderen. Ob das jetzt geschieht oder später, ist mir ganz gleichgültig. Aber getreu und eifrig nach der Natur zu arbeiten, ist, wie mir scheint, ein sicherer Weg, der zum Ziele führen muss.
Landstraße mit Zypresse und Stern, Saint-Rémy, 1890
Das Gefühl und die Liebe zur Natur findet früher oder später bei Menschen, die sich für die Kunst interessieren, immer einen Widerhall. Es ist also Pflicht des Malers, sich ganz in die Natur zu vertiefen, seine ganze Intelligenz anzuwenden und sein Empfinden in sein Werk zu legen, so dass es auch anderen verständlich wird. Aber auf den Verkauf hinzuarbeiten, ist meiner Ansicht nach nicht der richtige Weg, man soll auch nicht den Geschmack der Sammler berücksichtigen, – das haben die Großen nicht getan. Die Sympathie, die sie sich früher oder später erwarben, hatten sie nur ihrer Aufrichtigkeit zuzuschreiben. Mehr weiß ich darüber nicht, glaube auch nicht, dass ich mehr darüber zu wissen brauche. Dass man arbeitet, um Liebhaber zu finden und Liebe bei ihnen zu erwecken, das ist etwas anderes und natürlich etwas Erlaubtes. Aber es soll nicht zur Spekulation werden, die vielleicht verkehrt auslaufen könnte, um derentwillen sicherlich nutzlos Zeit vergeudet würde.
Du wirst in meinen jetzigen Aquarellen noch Sachen finden, die heraus müssten – aber das muss die Zeit bringen. Versteh mich nur recht: Ich bin sehr weit davon entfernt, mich an ein System oder etwas Ähnliches zu halten. Nun lebe wohl – und glaube, dass ich manchmal herzlich darüber lachen muss, dass die Leute mir (der ich eigentlich nichts anderes bin als ein Freund der Natur, des Studiums, der Arbeit, in erster Reihe aber auch der Menschen) gewisse Absurditäten und Bosheiten, an die nicht ein Haar auf meinem Kopf denkt, zum Vorwurf machen.
***
Ich war in diesen Tagen noch einmal in Scheveningen, lieber Theo, und hatte an einem Abend das Vergnügen, das Einlaufen eines Fischerbootes zu beobachten. Neben dem Denkmal liegt ein Bretterhäuschen, auf dem ein Mann auf der Warte steht. Sobald das Schiff deutlich sichtbar wird, kommt er mit einer großen blauen Fahne zum Vorschein, hinter ihm eine Schar kleiner Kinder, die ihm nicht einmal bis zu den Knien reichen. Anscheinend ist es für sie ein großes Vergnügen, neben dem Manne mit der Fahne zu stehen. Ihrer Ansicht nach tragen sie sehr viel dazu bei, dass das Fischerboot gut einläuft.
Die Brücke von Langlois, Arles, 1888
„Es ist besser, feurig von Geist zu sein,
selbst wenn man dann mehr Fehler begeht,
als beschränkt und übervorsichtig.“
Ein paar Minuten, nachdem der Mann mit der Flagge geweht hat, kommt ein Mann auf einem alten Pferd daher, der den Anker einholen soll. Männer und Frauen, auch Mütter mit Kindern treten jetzt dazu, um das Fahrzeug zu empfangen. Sobald das Schiff dicht genug heran ist, geht der Mann zu Pferde in See und kommt bald darauf mit dem Anker wieder zurück.
Danach werden die Schiffer auf dem Rücken der Männer mit hohen Wasserstiefeln an Land gebracht, und frohe Willkommensrufe begrüßen jeden neuen Ankömmling. Nachdem alle versammelt sind, marschiert der Trupp nach Hause wie eine Herde Schafe oder eine Karawane, voran der Mann auf dem Kamel, ich meine auf dem Pferd, der sie wie ein großer Schatten überragt.
Natürlich habe ich mit angestrengter Aufmerksamkeit die verschiedenen Vorfälle zu skizzieren versucht. Habe auch etwas davon gemalt, besonders die kleine Gruppe, die ich hierhin kritzele … Du siehst an der beigefügten Kritzelei, auf was mein Suchen gerichtet ist – auf die Volksgruppen, die dieser oder jener Beschäftigung nachgehen.
Die Kirche von Auvers, Auvers-sur-Oise, 1890
Aber wie schwer ist es, da Leben und Bewegung hineinzubringen, und die Figuren an ihre Stelle und voneinander fortzubekommen! Das ist eine sehr schwierige Aufgabe – das Wogen der Menge, die Gruppe von Figuren, die, obschon von oben gesehen, ein Ganzes bilden, mit dem Kopf oder den Schultern über den andern hinausragen. Während im Vordergrund die Beine der ersten Gestalten sich kräftig abheben, bilden weiter oben die Röcke und Hosen ein starkes Durcheinander, in dem aber doch viel Zeichnung steckt. Und dann rechts und links, je nach dem Augenpunkt, die weitere Ausdehnung oder Verkürzung der Seiten. Zur Komposition gestalten sich mir alle möglichen Szenen und Figuren – ein Markt, das Ankommen eines Schiffes, ein Trupp Menschen vor einer Volksküche, die auf der Straße wallende und schwatzende Menge, nach derselben Grundregel von der Herde Schafe, und es kommt alles auf Licht und Schatten und Perspektive an.
***
Es ist doch merkwürdig, dass wir beide immer dieselben Gedanken haben. Gestern Abend zum Beispiel kam ich mit einer Studie aus dem Wald zurück – und ich war gerade in dieser Woche besonders mit der Frage der Vertiefung der Farben beschäftigt gewesen – gern hätte ich mit Dir darüber gesprochen an der Hand der Studie, die ich machte, und siehe da, in Deinem Brief von heute Morgen sprichst Du zufälligerweise darüber, dass Dich auf Montmartre die stark ausgesprochenen und dennoch harmonisch bleibenden Farben frappierten ....
Ich habe mich gestern Abend mit dem sacht ansteigenden Terrain des Waldbodens, der ganz mit dürren, welken Buchenblättern bedeckt ist, beschäftigt. Den Grund bildet ein helleres und dunkleres Rotbraun mit Schlagschatten von Bäumen, die wie Streifen darüber hinlaufen, flauer oder kräftiger hingesetzt. Die Aufgabe ist, und ich finde das sehr mühsam, die Tiefe der Farbe herauszukriegen und die enorme Kraft und Festigkeit des Terrains – und doch merkte ich bei der Arbeit, wie viel Licht noch in der Dunkelheit saß! Das Licht muss man geben und doch die Glut, die Tiefe der reichen Farbe festhalten. Denn es ist kein Teppich denkbar, so prächtig wie jenes tiefe Braunrot in der Glut einer gleichwohl durch die Bäume gedämpften Herbstabendsonne.
Strohgedeckte Häuser in Cordeville, Auvers-sur-Oise, 1890
„Das Feuer in seiner Seele soll man nie ausgehen lassen,
sondern schüren.