Vom Königsbett zum Schafott - Barbara Beck - E-Book

Vom Königsbett zum Schafott E-Book

Barbara Beck

4,4

Beschreibung

"Die Verleumdung ist ein Lüftchen" - Intrigen und Komplotte üben seit Urzeiten eine große Faszination aus. Verschwörungstheorien haben scheinbar immer Hochkonjunktur. Hinterlistige Täuschungsmanöver zum Schaden Dritter sind so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst. Der vorliegende Band stellt bekannte und weniger bekannte Frauen aus der europäischen Geschichte vor, die Opfer von Intrigen wurden. Anhand ausgewählter Biografien vom 15. bis 20. Jahrhundert kann der Leser in spannende Kapitel der Geschichte eintauchen. Politische Machtzentren boten seit jeher ein ideales Betätigungsfeld für Intrigen aller Art. Nicht immer waren die Opfer ohne Schuld an ihrem Schicksal, oft waren sie sogar selbst rücksichtslose Intrigantinnen. Auch führte nicht jede Intrige zwangsläufig zum gewünschten Ziel. Da Intrigen oft keine eindeutigen Spuren hinterlassen haben, bietet manches Ereignis einen Spielraum für Interpretationen. Agnes Bernauer Johanna die Wahnsinnige Lady Jane Grey Olympia Mancini Manon Roland Victoria von Preußen Elisabeth von Thadden Polina Semjonowa Schemtschuschina und viele weitere

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Über den Autor

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Dr. Barbara Beck, geboren 1961 in München, ist Historikerin. Seit ihrem Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Volkskunde in Augsburg und München ist sie vor allem im kulturhistorischen Ausstellungsbereich (u.a. für das Haus der Bayerischen Geschichte, die Bayerische Schlösserverwaltung) tätig. Sie hat zu den unterschiedlichsten historischen und kunsthistorischen Themen Bücher und Beiträge verfasst.

Zum Buch

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Wieder und immer wieder: Kabale und Liebe

Der vorliegende Band stellt bekannte und weniger bekannte Frauen aus der europäischen Geschichte vor, die Opfer von Intrigen wurden. Anhand ausgewählter Biografien vom 15. bis 20. Jahrhundert kann der Leser in spannende Kapitel der Geschichte eintauchen.

Agnes Bernauer, Johanna die Wahnsinnige, Anna Boleyn, Lady Jane Grey, Maria Stuart, Margarethe von Valois, Katharina von Braganza, Olympia Mancini, Anna Constantia von Cosel, Caroline Mathilde von Dänemark, Marie Anotoinette, Manon Roland, Luise Karoline von Hochberg, Marie Caroline von Berry, Victoria von Preußen, Elisabeth von Thadden, Polina Semjonowa Schemtschuschina

»Die Verleumdung ist ein Lüftchen« – Intrigen und Komplotte üben seit Urzeiten eine große Faszination aus. Verschwörungstheorien haben scheinbar immer Hochkonjunktur. Hinterlistige Täuschungsmanöver zum Schaden Dritter sind so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst. Politische Machtzentren boten seit jeher ein ideales Betätigungsfeld für Intrigen aller Art. Nicht immer waren die Opfer ohne Schuld an ihrem Schicksal, oft waren sie sogar selbst rücksichtslose Intrigantinnen. Auch führte nicht jede Intrige zwangsläufig zum gewünschten Ziel. Da Intrigen oft keine eindeutigen Spuren hinterlassen haben, bietet manches Ereignis einen Spielraum für Interpretationen.

Haupttitel

Barbara Beck

Vom Königsbett zum Schafott

Frauen als Opfer von Intrigen
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar.  Alle Rechte vorbehalten  Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2011 Covergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbH Bildnachweis: istockphoto, Calgary/Kanada Lektorat: Etel Brüning, Kaltenkirchen eBook-Bearbeitung: Medienservice Feiß, Burgwitz Gesetzt in der Palatino Ind Uni – untersteht der GPL v2   ISBN: 978-3-8438-0065-5  www.marixverlag.de

Vorwort

Die Geschichte der Menschheit ist seit Anbeginn zugleich eine Geschichte mehr oder weniger erfolgreich durchgeführter Intrigen und Komplotte. Die Intrige kommt in vielerlei Gestalten vor und besteht oft nicht nur aus einer isoliert dastehenden Aktion, sondern aus einer ganzen Kette von Einzelintrigen. Die »klassischen« Bestandteile der Intrige sind arglistige Täuschung, Fälschung, Verleumdung, Lüge und Rufmord. Da Geheimhaltung üblicherweise ein wesentlicher Bestandteil von Intrigen und verschwörerischen Komplotten ist, um aus der sicheren Deckung heraus »zuschlagen« zu können, ist es für die Geschichtsforschung nicht immer möglich, derartige Aktionen in allen Einzelheiten zu erfassen und die hinter den Kulissen agierenden Personen und ihre Beweggründe dingfest zu machen. Im Allgemeinen hinterließ der Intrigant bzw. die Intrigantin auch keine Dokumente, in denen Vorgehen und Intentionen zur Freude späterer Wissenschaftler genau festgehalten wurden.

Immer dann, wenn in der Geschichte von der Gewalt als selbstverständlich akzeptiertem und praktiziertem Mittel der Realpolitik abgerückt wurde, gewann die Intrige als Mittel zur Durchsetzung eigener Ziele an Bedeutung. Man begegnet ihr bevorzugt dort, wo sich Macht und Glanz entfalten – in den jeweiligen politischen Schaltzentralen, an den Höfen und Regierungssitzen. Es besteht von daher eine sehr enge Nachbarschaft von Politik und Intrige, worauf auch die zynisch anmutende Feststellung des ehemaligen sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf anspielt, dass nämlich Intrigen das Nebengeräusch der Politik sind. Zwar galten und gelten Intrigen als moralisch verwerflich, doch kommt der Mensch im Kampf um Macht und Einfluss ohne sie anscheinend nicht aus. Für die große »Beliebtheit« dieser Form der menschlichen Konfliktlösung spricht zudem, dass sich Literatur und Kunst ihrer immer wieder gerne als nahezu festem und offenbar unerschöpflichem Bestandteil der Handlung bedienen.

Nicht immer verdienen die Opfer von politischen Intrigen uneingeschränktes Mitgefühl. Sie waren keineswegs durch die Bank bedauernswerte Unschuldslämmer. Sehr häufig war die Grenze zwischen Intrigant und Opfer sogar fließend und die Veränderung der Position erfolgte sozusagen im fliegenden Wechsel. Die schottische Königin Maria Stuart etwa war selbst in zahlreiche Komplotte gegen Königin Elisabeth I. verwickelt, bevor diese deren Hinrichtungsurkunde unterzeichnete. Sich ohne genaue Kenntnis der Machtmechanismen in den Kampf um eine herausgehobene Stellung einzulassen, konnte mitunter tödlich enden, wie dies zum Beispiel das tragische Schicksal der Baderstochter Agnes Bernauer beweist. Dass eine Intrige nicht zwangsläufig zuungunsten des ins Auge gefassten Opfers ausgehen musste, beweist das Schicksal der Katharina von Braganza. Im Gegensatz zu einer anderen, wesentlich bekannteren englischen Königsgemahlin, Anna Boleyn, musste sie den gegen sie erhobenen, dabei aber völlig haltlosen Hochverratsvorwurf nicht mit ihrem Leben bezahlen. Bei ihr hatten sich die Verschwörer sozusagen »verrechnet« und den Rückhalt, den sie in führenden Kreisen und vor allem bei ihrem Ehemann König Karl II. genoss, falsch eingeschätzt. Bei Anna Boleyn hingegen war König Heinrich VIII. selbst die treibende Kraft hinter den Anschuldigungen, so dass diese geradezu zwangsläufig den Weg des Opfers zum Schafott ebneten. In ihrem Fall wirkte es sich außerdem fatal aus, dass sie sich in den Zeiten ihres Glanzes nur wenig Freunde gewonnen hatte. Schwächen im falschen Moment zu zeigen und nicht auf der Hut vor möglichen Gegnern zu sein, trug bei vielen politischen Intrigenopfern zum Scheitern bei. So manches Opfer musste die bittere Erfahrung machen, dass seine Feinde und Gegenspieler aus dem allerengsten Umfeld kamen.

Während bei Männern im Allgemeinen ein lockerer, ja sogar ein ausschweifender Lebenswandel nicht schadete, stellte für Frauen ihr Ruf meist ihre Achillesferse dar. Frauen waren daher über Jahrhunderte hinweg besonders leicht mit dem Vorwurf der Sittenlosigkeit zu Fall zu bringen. Erschien ihre Reputation kompromittiert wie im Falle der dänischen Königin Caroline Mathilde, konnte dies für sie schreckliche Folgen haben. Und selbst wenn die angegriffenen Frauen die sprichwörtliche Ehrbarkeit in Person waren, konnten sich geschickt gesteuerte Rufmordkampagnen als erfolgreiche Aktionen erweisen. Manon Roland, Gattin eines führenden Ministers in der Zeit der Französischen Revolution und selbst einflussreicher Mittelpunkt der girondistischen Gruppe, sah sich wie die von ihr verachtete skandalumwitterte Königin Marie Antoinette von Frankreich einer solchen öffentlichen Diffamierung ausgesetzt. Ihre politischen Gegner zogen ihren Namen gnadenlos mit Hilfe von Lug und Trug in den Schmutz, bevor sie schließlich unter der Guillotine endete.

Der vorliegende Band versammelt bekannte und weniger bekannte Schicksale von Frauen aus der europäischen Geschichte, die aus politischen Gründen auf unterschiedliche Art und Weise Opfer von Intrigen wurden. Die Auswahl dieser Biografien aus dem 15. bis 20. Jahrhundert muss dabei letztlich immer nach subjektiven Kriterien getroffen werden. Ziel war es, eine möglichst große Bandbreite an solchen von Intrigen überschatteten und gestalteten Lebensgeschichten aufzuzeigen, auch mit welch unterschiedlichen Taktiken und Strategien gegen diese Frauen vorgegangen wurde und wie deren Reaktionen darauf ausfielen.

Mord aus Staatsräson

Agnes Bernauer

Der zeitgenössische Chronist Andreas von Regensburg, der gewöhnlich als gut informiert gilt, berichtet über den gewaltsamen Tod der Agnes Bernauer am 12. Oktober 1435 in Straubing: »Am 12. Oktober [wurde] auf Befehl Herzog Ernsts eine gewisse schöne Frau, die Geliebte Herzog Albrechts, genannt Bernawerin, von einer Donaubrücke gestürzt. Mit Hilfe eines Fußes, der nicht gefesselt war, schwamm sie ein Stück und kam dem Ufer nahe, wobei sie unter heiserem Röcheln rief: ›Helft, helft!‹ Der Henker aber, der sie von der Brücke gestürzt hatte, lief am Donauufer herzu, und, weil er den heftigen Zorn Herzog Ernsts fürchtete, wickelte er eine lange Stange in ihr Haar und tauchte sie wieder unter«1. Diese dürre Notiz wurde wohl um 1444 verfasst, neun Jahre nach den dramatischen Ereignissen. Lediglich der Tod der häufig nur »die Bernauerin« Genannten durch Ertränken ist damit zweifelsfrei dokumentiert. Andreas von Regensburg äußert sich weder über einen vorausgegangenen Prozess noch über Beteiligte an dieser Hinrichtung. Prozessakten sind in der Tat auch nicht überliefert, wie überhaupt die Quellenlage zum Schicksal der Agnes Bernauer, dieser berühmten Frauengestalt aus der bayerischen Geschichte, bemerkenswert dürftig ist.

Üblicherweise wird die Reichsstadt Augsburg als Geburtsort von Agnes Bernauer genannt. Hier soll sie um 1410 als Tochter des Baders Kaspar Bernauer geboren worden sein. Die Existenz dieses Baders konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Er taucht weder im Bürgerverzeichnis der Reichsstadt noch in den städtischen Steuerlisten des 15. Jahrhunderts auf. Vielleicht betrieb der Vater von Agnes nicht eigenständig ein Bad, sondern arbeitete als Geselle oder Baderknecht. Ebenso wenig eindeutig verbürgt wie die familiäre Abstammung sind das Geburtsjahr und der Geburtsort der Bernauerin. Die frühesten Hinweise auf den Vater und Augsburg stammen aus den siebziger Jahren des 15. Jahrhunderts. Eine erste Mitteilung darüber, welcher beruflichen Tätigkeit Agnes Bernauer selbst nachging, liefert der Humanist Enea Silvio Piccolomini, der spätere Papst Pius II., der als Teilnehmer am zeitgleich zu den Ereignissen in Straubing stattfindenden Basler Konzil entsprechenden Klatsch aufschnappte. Er berichtet daher 1456: .

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