Vom Leben im Dorfe um 1950 - Hans Theede - E-Book

Vom Leben im Dorfe um 1950 E-Book

Hans Theede

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Beschreibung

Vom Leben im Dorfe um 1950 ist eine Rückbesinnung in Reimen, die ein Stimmungsbild des dörflichen Lebens im Nachkriegsdeutschland um 1950 zeichnet und Aufschluss gibt über die Lebensweise und die Lebensumstände auf dem Lande in der Mitte von Schleswig-Holstein.

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Hans Theede,

geboren 1934. Kindheit und Jugend in dem Dorf Jevenstedt bei Rendsburg, in der Mitte von Schleswig-Holstein, später Meeresbiologe am früheren Institut für Meereskunde in Kiel und an der Universität Bremen.

HT

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

Rückbesinnung

Kindheit und Jugend

Häusliche Verhältnisse

Ein überschaubares Zuhause

Die warme Wohnküche

Der andere Teil des Hauses

Vorratshaltung in der Speisekammer

Die Trinkwasserversorgung

Heizen mit Geschick

Häuschen mit Herz

Der Hausputz vor Pfingsten

Freitags Waschtag

Im Hausgarten

Gepflegter Blumengarten

Reichhaltiger Gemüsegarten

Unsere Haustiere

Das Federvieh

Das Hausschwein

Eine Milchkuh

Die Hauskatze

Bescheidene Lebensumstände

Ein natürliches Umfeld

Zweckmäßige Kleidung

Schlichte Frisuren

Der Einkauf

Nahrungsmittel zuhause

Wenig Müll

Spärliche Beleuchtung

Waschen und Baden

Im Ort

Post und Telefon

Hausarztbesuch

Zum Nahverkehr

Unsere Kleinbahn

Ernte auf Wiesen und Feldern

Heuernte

Getreideernte

Kartoffelernte

In der Dorfschule

Der Klassenraum

Ein leichter Schulranzen

Unterricht

Die Schultoiletten

Freizeit und Ferien

Feiern

Die Geburtstage

Tortenschlachten

Nachbarschaftstreffen

Taufe

Konfirmation

Hochzeit

Advent und Weihnachten

Silvester

Nachwort

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

als ich anfing, diese Zeilen zu schreiben, sagte mir eine gute Bekannte, die die Reden zu meinem achtzigsten Geburtstag gehört hatte, es wäre doch schön, wenn ich die vielen Erlebnisse in meinem Leben für die Nachwelt aufschreiben würde. Meine Antwort war, ich sei gerade angefangen, die Verhältnisse in meinem Heimatdorf, in der Mitte Schleswig- Holsteins, zur Zeit meiner Jugend, so um 1950, zu notieren. Das sind die Jahre in meiner Jugend, an die ich mich am besten erinnere.

Wenn ich jetzt aus der Stadt komme und mein Heimatdorf besuche, wirkt alles anders als früher. Häuser, Straßen, Geschäfte, einfach alles hat sich verändert. Der Gesamteindruck lässt ein Heimatgefühl nur noch teilweise zu.

Ich habe mich nun in Ruhe in die damalige Zeit meiner Jugend vertieft und hatte Spaß daran, die Beschreibung der Dinge, die mir persönlich etwas bedeuten, in Reimform abzufassen. So konnte ich selber meine Erinnerungen genießen. Nun hoffe ich, dass auch die älteren Leser dieser Zeilen die damalige Zeit wieder aufleben lassen können, das Gelesene mit eigenen Beobachtungen vergleichen und eventuell durch eigene Erinnerungen ergänzen können, um dann auch ein wenig nostalgisch zu schwärmen. Für die Jüngeren möge diese Quelle ein Bild von der Lage im Dorfe um 1950 liefern, so dass sie den Wandel seit dieser Zeit ermessen und sich vorstellen können, wovon die Großeltern träumen.

Hans Theede

Rückbesinnung

Kindheit und Jugend

Wir wollen heute nicht versäumen,

nostalgisch von der Zeit zu träumen,

die unsre Jugend einst verband,

als vieles anders war im Land.

Heut denken wir an die Gefahren,

von denen wir betroffen waren,

das Leben oft am Faden hing,

ein Wunder war’s, wenn’s trotzdem ging.

So waren die Kinderbetten schön

mit buntem Anstrich anzusehn.

Noch keinem kam es in den Sinn,

dass Schwermetalle waren drin.

Auch Bauklötze und andere Sachen

konnten bunt viel Freude machen:

die steckten wir auch in den Mund

und fanden es nicht ungesund.

Arznei zu öffnen kein Problem,

auch Putzmittel herumstehn sehn:

Verschluss für Kinder unbekannt.

War es unsicher deshalb im Land?

Wir gingen raus in Holzpantinen,

liefen barfuß auf den Schienen –

und wer zu faul zum Laufen war

oder etwas müde gar,

der Freund half mit dem Fahrrad aus,

man sprang dann einfach hinten drauf.

Die Sattelfedern boten Halt,

leicht klemmten sich die Finger bald.

Der Fahrer strampelte sich ab

und hielt die anderen auf Trab,

auch freihändig konnte er lenken,

trotzdem noch Schabernack bedenken,

natürlich immer ohne Helm,

wer anders denkt, der wär’ ein Schelm.

Das Fahrrad war oft viel zu groß:

man kriegte das vom Vater bloß –

für Mädchen war das ein Malheur:

schräg durchzutreten, das war schwer.

Entfernter fuhr man mit der Bahn

mit Dampflok und Packwagen dran.

Und gab’s eine Fahrgelegenheit

mit dem Auto, war das eine Freud.

Das fuhr auch schon mal 80 Sachen,

doch Kindersitz, das wäre zum Lachen.

Auch war der Gurt noch nicht erfunden,

so war’n wir völlig ungebunden.

Das Essen war an sich recht schwer,

doch Hausmannskost liebten wir sehr;

wir fanden Speck und Schinken chic,

und diese machten uns nicht dick,

dann Schweinebraten mit der Kruste,

von Kalorien man nichts wusste.

Vegan war auch noch nicht erfunden,

zumindest nicht in unseren Runden.

Und wie ich mich erinnern kann,

waren Gummibärchen noch nicht dran.

Für uns ein Überraschungsei

war eines mit der Dotter zwei.

Bei Durst sei da noch zu erwähnen,

wir tranken gern aus Wasserhähnen,

nicht Cola oder Bismarck-Quelle,

wir waren auch ohne Flasche helle.

Es musste ohne Smartphone gehn,

das Leben war auch so ganz schön.

Wir gingen auf die Straße raus,

zu Freunden auch direkt ins Haus.

Wir klopften oder gingen rein,

kein Anruf vorher musste sein.

Noch wurden Kinder nicht gefahren,

sie einfach so selbständig waren.

Es wurde nicht so viel gegängelt,

als Kind hat man sich durchgeschlängelt.

Was hat zum Spielen animiert?

Uns haben Kastanien interessiert,

Holzstöcke haben wir gemacht,

Maikäfer haben Spaß gebracht.

Wir liefen Stecken, spielten Ball,

suchten ein Springseil uns im Stall,

und stellte sich ein Unfall ein,

gab’s eine Ohrfeige obendrein,

weil doch die Kleidung schmutzig war

und schwer zu reparieren gar.

Wer gut war, durfte gleich mitmachen

und froh mit allen anderen lachen.

Wer nicht, der musste erst mal sehen

und lernen, damit umzugehen.

Fürs Leben hat sich das bewährt,

den Psychiater war’s nicht wert.

Nicht alle waren schlau wie Asse

und wiederholten auch die Klasse,

die Eltern nicht emotional,

so etwas galt als ganz normal.

Das Pausenbrot wurd’ mitgenommen,

man konnte sonst ja nichts bekommen.

Wer vergesslich war im Leben,

musste einfach hungern eben.

Man ging zur Schule stets zu Fuß,

es gab im Ort ja keinen Bus.

Die Abhärtung hat sich bewährt,

die „Weicheibildung” wurd’ erschwert.

Bei Blödsinn war es jedem klar,

verantwortlich man selber war.

Wir löffelten das selber aus,

die Eltern halfen nicht heraus.

Man musste immer findig sein,

und konnt’ sich am Gelingen freun.

Es sollte dieser Zeit gelingen,

viel Neues noch hervorzubringen.

Häusliche Verhältnisse

Ein überschaubares Zuhause

Wir wohnten im Dorf auf der Geest seinerzeit,

die Güter Ostholsteins waren sehr weit,

die westlichen Marschhöfe ebenso,

bei uns ging es bescheidener zu.

Der Lebenskreis sah recht klein aus,

über Nachbardörfer ging’s kaum hinaus,

und um für das tägliche Leben zu sorgen,

begann die Arbeit schon früh am Morgen.

In aller Frühe krähte der Hahn,

dann tutete die Bimmelbahn,

die Kirchturmuhr ferne hörten wir schlagen,

es ratterten Kannen auf Melkerwagen.

Durch solche Geräusche konnte man wissen

die Uhrzeit, die wir haben müssen.

Pferd und Wagen waren noch häufig,

Autofahren eher wenig geläufig.

Wir gingen viele Wege zu Fuß,

fuhren mit Fahrrad oder dem Bus.

Das Elternhaus war von Feldern umgeben

sowie kleinen Wäldchen neben Schleichwegen.

Für Kinder war es ein Königreich,

wir liebten Pflanzen und Tiere zugleich.