2,49 €
Paul sieht einfach verboten gut aus! Doch Gwen ahnt: Sicher kommt für ihn nur eine makellose Schönheit wie ihre Schwester in Frage. Aber dann küsst er Gwen so heiß, dass sie nach Atem ringen muss. Hat sich Mr. Perfect etwa in sie verliebt?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 198
IMPRESSUM
Vor schönen Männern wird gewarnt erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2008 by Jolie Kramer Originaltitel: „Ms. Match“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY SEXYBand 63 - 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Christian Trautmann
Umschlagsmotive: GettyImages
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733728045
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de
Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.
Der Coffeeshop in Beverly Hills war wie immer um kurz vor sieben völlig überfüllt. Eine lange Schlange aus Frauen und Männern in Anzügen und Businesskostümen wand sich zwischen den kleinen runden Tischen bis hinaus auf die Straße. Paul Bennet überlegte, ob er auf seinen Bagel verzichten und sich gleich auf den Weg ins Büro machen sollte, aber am Vorabend hatte er bloß zwei Hot Dogs zum Abendessen gehabt, und er wollte den Tag nicht hungrig beginnen.
Dieser Tag würde ohnehin anstrengend werden. Er musste einen neuen Kunden betreuen, eine Fernsehproduktionsfirma, die auf Heimwerkershows spezialisiert war. Sie hatten Pauls Public-Relations-Unternehmen engagiert, nachdem sie von mindestens fünf anderen Unternehmen umworben worden waren. Er hatte die letzte Präsentation selbst gemacht, und sie war fantastisch gewesen.
Er stieß gegen den Arm einer jungen Frau, die ihn wütend anfunkelte. Er lächelte, und ihre Wut verflog sofort.
„Verzeihung“, sagte sie leicht errötend.
„Macht nichts.“
Sie setzte ihren Weg fort, und er beschwor die Schlange im Stillen, sich schneller zu bewegen. Er könnte warten und dann Tina, seine Sekretärin, bitten, telefonisch etwas ins Büro zu bestellen. Aber sie kam nicht vor neun.
Paul war gern der Erste im Büro, um ganz in Ruhe seine Telefonate mit Übersee oder der Ostküste zu führen, seine E-Mails zu lesen und den Großteil der eigentlichen Arbeit zu erledigen. Ab neun war er hauptsächlich damit beschäftigt, zu reden, zu reden und nochmals zu reden. Aber er sollte sich nicht beklagen, denn schließlich war es das, was er am besten konnte und der Grund dafür, warum Bennet Inc. erfolgreich war.
An diesem Morgen würde er allerdings zuerst Autumn Christopher anrufen. Sie würde mittlerweile in ihrem Hotel sein, sich bei einem Drink entspannen und die Aussicht auf die Piazza di Spagna genießen.
Er stellte sie sich in ihrer knallroten Stewardessenuniform vor, mit ihren langen, züchtig hochgesteckten blonden Haaren. Ihr Lippenstift würde zur Farbe ihrer Uniform passen, ihre Lippen feucht und glänzend aussehen, aber dank irgendeines weiblichen Zaubers keine Spur an ihrem Glas hinterlassen. Das war nur eines der Dinge, mit denen sie ihn verrückt machte. Wie ihre rauchgrauen Augen, mit denen sie ihn von Kopf bis Fuß musterte. Der Klang ihres Lachens. Die Tatsache, dass, egal, was er tat, wie charmant oder großzügig er war und wie sehr er alles richtig machte, sie einfach nicht mit ihm schlafen wollte.
Die Frau war nicht dumm.
Die Jagd hatte ihn stets fasziniert. Bis zu einem gewissen Punkt, den er bei Autumn längst überschritten hatte. Warum wollte er dann noch immer etwas von ihr? Er hätte sie schon vor Monaten ziehen lassen und sich anderen Verlockungen zuwenden sollen. Schließlich gab es genügend andere wunderschöne und außergewöhnliche Frauen in Los Angeles.
Endlich erreichte er den Tresen, wo er sein Lächeln erneut einsetzte und vage die Reaktion der Bedienung registrierte. Das Mädchen errötete und senkte den Blick.
„Hallo, Carol. Ich hätte gern einen Zwiebelbagel mit Streichkäse light, dazu einen Becher Kaffee, schwarz. Und ich wäre hocherfreut, wenn Sie dieser Bestellung ein Lächeln hinzufügen könnten.“
Obwohl er den gleichen albernen Spruch jedes Mal benutzte, verfehlte er seine Wirkung auf Carol nicht. Nervös beeilte sie sich für ihn besonders, was sein eigentliches Ziel war. Er stand nicht gern in einer Schlange und wartete.
Schneller als es möglich zu sein schien, kehrte sie mit seiner Bestellung zurück. „Ich habe Ihren Bagel schon aufgewärmt, als noch zwei Kunden vor Ihnen dran waren“, erklärte sie gerade laut genug, dass es nur für seine Ohren bestimmt war.
„Das liebe ich an Ihnen, Carol“, erwiderte er und gab ihr einen Zehner, der bereits ein großzügiges Trinkgeld beinhaltete. „Sie sind ein Schatz.“
Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Danke, Mr. Bennet.“
„Bis bald.“
In zwei Minuten war er wieder draußen und in seinem Bürogebäude. Er hatte in dem Hochhaus eine ganze Etage gemietet. In den unteren Stockwerken waren Banker untergebracht, doch in den oberen arbeiteten Filmproduktionsfirmen, Werbeunternehmen, die für die Filmbranche tätig waren, eine Casting-Agentur und zwei Buchhaltungsfirmen für Klienten aus dem Filmbusiness. Hier oben drehte sich alles ums Showbusiness. Sein Unternehmen beispielsweise beschäftigte sich mit Stars, Filmausrüstern, Produktionsfirmen, einem der kleineren Filmstudios und drei verschiedenen Werbesendern. Sie betreuten außerdem Sportler, Verlage und sechs Autoren.
Er öffnete die Tür zum Empfang, der von einem der führenden Bühnenbildner Hollywoods gestaltet worden war. Das allein hatte Paul mehr gekostet, als er in den ersten zwei Jahren verdient hatte. Es roch nach den frischen Blumen, die wöchentlich geliefert wurden, und nach Geld. Nichts in diesem Geschäft war billig, und genau das gefiel ihm.
Mit seinem Bagel und dem Kaffee in der Hand ging er den Flur entlang zu seinem Büro. Hier, im zwanzigsten Stock, wurde er mit einem phänomenalen Blick über die Stadt belohnt. Vom Rodeo Drive bis zu den Hollywood Hills war dies der Inbegriff von Luxus. Leider gab es nicht viele klare Tage mit einer guten Aussicht.
Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und schaltete den Computer ein. Während er aß, überflog er seine E-Mails. Einige erforderten eine rasche Antwort, doch die meisten konnten warten. Er achtete sehr genau auf das Timing, da seine Kunden maßlos wurden, wenn er zu schnell auf ihre Anfragen reagierte.
Einige Minuten später, gestärkt von seinem zugegebenermaßen bescheidenen Frühstück, setzte er sein Headset auf und wählte Autumns Handynummer. Nach dem dritten Klingeln war ihr liebliches, sanftes „Hallo“ zu hören.
„Hallo, meine Schöne.“
„Paul“, sagte sie und legte ihren ganzen Charme in dieses eine Wort hinein.
„Wie ist Rom?“
„Heiß.“
„Armes Ding.“
„So schlimm ist es auch nicht. Es gibt einen Hotelpool. Ich wollte mir gerade meinen Badeanzug anziehen.“
„Anzug? Ist das nicht ein bisschen übertrieben für diesen Bikini, der nicht größer ist als vier Post-it-Zettelchen?“
Sie lachte, und wie immer erregte ihn ihr Lachen.
„Ich weiß genau, was du tun solltest“, sagte er. „Benutz die Videofunktion deines Handys, und lass mich dir beim Ausziehen zusehen.“
Autumn seufzte. „Eines muss ich dir lassen, Paul. Du gibst nicht leicht auf.“
„Da hast du verdammt recht.“
„Das gefällt mir. Aber ich muss das Thema wechseln.“
„Ach?“
„Ja, denn ich muss dich um einen Gefallen bitten.“
Insgeheim hoffte er, dass Unterwäsche und Champagner dabei eine Rolle spielen würden. Er schwang den Sessel herum, um auf die Stadt und das geschäftige Treiben hinunterzuschauen. In New York trug fast jeder Schwarz. Nicht so in der Stadt der Engel. Es war warm, und die Menschen trugen Kleidung, deren Farben so bunt waren wie die der Blumen entlang des Rodeo Drives.
„Meine Eltern feiern Freitag ihren fünfzigsten Hochzeitstag“, erklärte Autumn. „Und ich kann nicht kommen.“
„Ich verstehe“, sagte er.
„Die Sache ist die, dass meine Schwester kein Date hat.“
„Deine Schwester …“
„Ja, Gwen. Sie sagt zwar, es mache ihr nichts aus, allein hinzugehen, aber ich weiß, dass das nicht stimmt. Daher habe ich mich gefragt …“
„Wenn sie Ähnlichkeit mit dir hat, wäre es mir eine Ehre, sie zu begleiten.“
Autumn lachte erneut. „Nein, nicht du. Aber du kennst bestimmt jemanden, dem es nichts ausmacht.“
„Warum sollte es irgendjemandem etwas ausmachen?“
Sie seufzte frustriert. „Ich will nicht gemein sein, aber Gwen entspricht nicht … nun, sie ist sehr intelligent.“
„Ah, sie ist eine interessante Persönlichkeit.“
„Genau.“
„Wie interessant?“
„Sie ist kein Troll oder so was, aber, na ja. Für sie spricht, dass sie wirklich interessant und witzig ist.“
„Verstanden. Kein Problem. Ich habe schon den geeigneten Mann im Sinn. Gib mir ihre Nummer.“
„Er soll nicht anrufen. Sag ihm, er soll sie abholen. Ich werde ihr sagen, dass er kommt. Ach ja, es ist ein feierlicher Anlass.“
Autumn nannte ihm die Adresse und weitere Einzelheiten. Er schrieb pflichtbewusst alles auf, während er sich insgeheim fragte, wie viel Punkte ihm dieser Gefallen bei ihr einbringen würde. Er würde sie mit fliegenden Fahnen erobern, denn sie würde sich bei ihm bedanken müssen, und da fielen ihm hundert verschiedene Möglichkeiten ein.
„Das ist superlieb von dir, Paul. Im Ernst. Diese Jubiläumsfeier ist sehr wichtig. Danke.“
„Bis jetzt habe ich noch nichts getan.“
„Das wirst du noch. Du warst der Erste, an den ich gedacht habe.“
„Gut, so sollte es auch sein.“
Sie lachte, und aus irgendeinem Grund wusste er, dass das Gespräch beendet war – keine Videobotschaft, kein weiteres Necken. Das war Autumns Art.
„Ich muss los, wenn ich noch schwimmen will.“
„Wann kommst du zurück?“
„Sonntag.“
„Ich kann es kaum erwarten“, sagte er und wusste, dass jede andere Frau bei diesen Worten dahingeschmolzen wäre. Aber nicht sie. Nicht Autumn.
Um vier Uhr vierzig am Freitagnachmittag stellten sich im Büro gedanklich alle allmählich auf das Wochenende ein. Paul hatte sein letztes Telefonat absolviert und machte sich für die kommende Woche Notizen. Er freute sich auf den Abend, weil da sein monatliches Pokerspiel stattfand. Frauen spielten dabei keine Rolle, nur Bier, gute Zigarren und derber Blödsinn, wie er nur von einem Haufen kommen konnte, der sich seit dem College kannte.
Als Sam Ensler sein Büro betrat, ließ Pauls gute Laune schlagartig nach.
„Tu mir das nicht an, Sam.“
„Du weißt, dass ich es nicht tun würde, wenn mir eine andere Wahl bliebe.“
„Heute Abend ist das Hochzeitsjubiläum.“
Sam, sein Mann für literarische PR, sah zerknirscht aus. „Ich muss nach Michigan“, erklärte er. „Meine Mutter hat sich die Hüfte gebrochen und wird morgen früh operiert.“
„Mist.“
Sam nickte. „Sie hat sonst keinen, und sie ist schon fünfundachtzig.“
„Ich verstehe. Geh nur, und kümmere dich um sie. Nimm dir die Zeit, die du brauchst.“
„Es tut mir wirklich leid, Paul.“
„Schon gut. Um wie viel Uhr erwartet Gwen dich?“
„Um sieben.“ Er legte ein Blatt Papier auf Pauls Schreibtisch. „Das ist ihre Adresse.“
Paul überlegte bereits fieberhaft, welcher seiner Freunde und Bekannten einspringen könnte. „Halte mich auf dem Laufenden, wie es deiner Mutter geht, ja? Und lass dein Handy eingeschaltet.“
Sam lächelte grimmig und verschwand.
Sobald er allein war, fluchte Paul herzhaft. Er hatte keine Ahnung, wen er so kurzfristig fragen konnte. Woody? Nein, der war in New York. Vielleicht Jeff … Mist, der würde einen Freitagabend nicht dafür opfern, um mit einer unattraktiven unbekannten Frau auszugehen. Wem wollte er etwas vormachen? Keiner seiner Freunde würde sich darauf einlassen. Pauls einzige Hoffnung war jemand, der für ihn arbeitete oder ihm einen Gefallen schuldete. In der zweiten Gruppe hätte es noch Möglichkeiten gegeben, wenn es nicht Freitag und noch Zeit gewesen wäre.
Er fluchte erneut, wählte Carys Nummer und hinterließ eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, dass er es nicht zur Pokerrunde schaffen würde. Dann schaute er sich Gwens Adresse an. Sie wohnte in Pasadena. Er würde sich beeilen müssen, wenn er pünktlich sein wollte. Zum Glück hatte er stets mindestens einen Smoking parat.
Dafür schuldete Autumn ihm einen sehr großen Gefallen.
Du lieber Himmel, sah der gut aus.
Groß, zerzaustes dunkles Haar, umwerfende braune Augen – ein Mann wie vom Titelbild der GQ. Er war einer der attraktivsten Männer, die Gwen Christopher jemals in natura gesehen hatte. Armer Kerl. Autumn hatte ihn immer noch nicht rangelassen. Das war der einzige Grund, der ihr einfiel, weshalb ein Mann mit seinem Aussehen sich einverstanden erklären würde, sie zu begleiten. „Das wird nicht funktionieren.“
„Wie bitte?“
Sie hielt ihm die Tür auf. „Cinderella wird nicht mit Ihnen schlafen, nur weil Sie mit der hässlichen Schwester zum Ball gehen. Sie wird Sie weiterhin zappeln lassen.“
Der blendend aussehende Mann wirkte auf äußerst charmante Weise verwirrt. „Ich bin nicht …“
Seufzend schloss sie die Tür hinter ihm. „Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich in Schale geworfen haben, deshalb werde ich es Ihnen leicht machen. Ich werde Autumn sagen, dass Sie vollkommen waren, ein wundervolles Date. Und ich werde Ihnen sogar einen Tipp geben: Sie wird Sie erst wollen, wenn Sie sie nicht mehr wollen. Dann werden sich ihre Beine teilen wie das Rote Meer. Der Abend ist noch jung. Wenn Sie sich beeilen, schaffen Sie es noch zu einer Premiere oder sonst einer Veranstaltung, die schöne Menschen für gewöhnlich an einem Freitagabend besuchen.“
„He, Lady, ich bin bloß hier, um Ihnen den Wachturm anzudrehen.“
Gwen lachte, überrascht, dass jemand, den Autumn kannte, Humor besaß. „Sehr gut. Sam, nicht wahr?“
„Nein, Paul. Paul Bennet. Ich bin Sams Ersatzmann. Er musste weg. Seine Mutter hat sich die Hüfte gebrochen.“
„Ah, dann haben Sie wirklich Pech gehabt. Im Ernst, Sie brauchen nicht zu bleiben.“
„Ich hätte nicht einmal herkommen müssen, aber ich würde Sie trotzdem gern zu der Party begleiten.“
„Glauben Sie mir, das wollen Sie nicht.“
Paul neigte den Kopf zur Seite und hob eine Braue, was ihn noch attraktiver machte. „Na schön, Sie sind tatsächlich Autumns Schwester.“
„Wie meinen Sie das?“
„Sie sind genauso störrisch.“ Er machte einen Schritt auf sie zu. „Ich habe heute Abend nichts vor, bin dem Anlass entsprechend gekleidet und hätte nichts dagegen, den Rest der Familie kennenzulernen.“
Würde ihre ganze Familie nicht staunen, wenn sie mit Paul Bennet auftauchte? Natürlich würde es nicht lange anhalten – sobald sich der Schock gelegt hätte, würden sie schnell begreifen, dass er sie nur aus Mitleid begleitete. Trotzdem wäre es nett, zu sehen, wie Faith die Kinnlade herunterklappte. „Ich habe Ihnen das Geheimnis verraten, wie Sie Autumn ins Bett bekommen. Glauben Sie mir etwa nicht?“
„Ich bevorzuge es, meine eigenen Schlüsse zu ziehen. Was sagen Sie nun?“
„Ich sage, dass Sie verrückt sind.“
„Das stimmt wahrscheinlich. Andererseits war von einer Bar und einem tollen Buffet die Rede.“
„Schon, aber so viel Alkohol gibt es gar nicht, um die Veranstaltung zu einem angenehmen Abend zu machen.“
„Ich riskiere es trotzdem.“
Sie musterte ihn, immer noch erstaunt, wie gut aussehend er war. Das war geradezu lächerlich. Niemand sollte so attraktiv sein dürfen. Aber Attraktivität hatte nichts mit Fairness zu tun. Sie sollte diesem Unsinn jetzt ein Ende bereiten. Die ganze Situation war grotesk. Zog sie wirklich in Erwägung, mit diesem Adonis zur Feier ihrer Eltern zu gehen?
„Also abgemacht. Holen Sie Ihre Tasche, Gwen, und lassen Sie uns Spaß haben.“
Obwohl sie den Kopf schüttelte, ging sie zum Esszimmertisch und holte ihre Handtasche. Und als Paul ihr seinen Arm anbot, hakte sie sich unter. Es überraschte sie nicht, dass er einen eleganten schwarzen Mercedes fuhr. Verblüffender war da eher das leichte Kribbeln, das sie verspürte, als er ihr beim Einsteigen half.
Auf der Autobahn warf Paul seiner Begleitung einen verstohlenen Blick zu. Autumn hatte schwer übertrieben – so unattraktiv war ihre Schwester gar nicht. Sie spielte nicht in Autumns Liga, aber hässlich war sie absolut nicht. Gwen besaß eher eine natürliche Ausstrahlung und wirkte selbstbewusst. Ihre Augen waren hübsch, die Nase war vielleicht einen Tick zu groß. Auf einer Party wäre sie ihm vielleicht nicht auf den ersten Blick aufgefallen, wohl aber auf den zweiten.
„Woher kennen Sie sie?“, wollte Gwen wissen.
„Ich bin Autumn auf der Party einer meiner Autoren begegnet.“
„Autumn kennt einen Schriftsteller? Sie kann lesen?“
„Ich glaube nicht, dass sie ihn kannte“, erwiderte er, den Seitenhieb ignorierend. „Sie war in Begleitung von jemandem da.“
„Sie müssen meine Verwirrung verstehen, denn sie ist nicht gerade ein Bücherwurm.“
Er lächelte und dachte, dass Gwen recht hatte. „Dafür hat sie andere Vorzüge.“
„Ja, vermutlich.“
„Sie beide stehen sich nicht nahe?“
„Nein. Wir verkehren in völlig unterschiedlichen Kreisen.“
„Erzählen Sie mir von Ihren Kreisen.“
Sie bedachte ihn mit einem Blick, der in ihm den Wunsch weckte, ihr sein College-Diplom zu zeigen. „Ich bin Headhunter bei Rockland-Stewart, hauptsächlich für wissenschaftliche Positionen.“
„Wirklich? Ich habe ein- oder zweimal einen Headhunter in Anspruch genommen.“
„Für …?“
„Public Relations, vorrangig im Bereich Entertainment.“
„Das passt“, sagte sie.
„Warum?“
Sie sah wieder geradeaus auf die Straße. „Sie wirken wie ein Mensch, der in der Unterhaltungsbranche tätig ist.“
„Höre ich da eine gewisse Verachtung heraus?“
„Nein, es ist bestimmt eine faszinierende Arbeit.“
„Das ist sie tatsächlich.“
„Warum PR?“, wollte sie wissen.
„Warum nicht? Ich bin gut darin.“
„Davon bin ich überzeugt. Sie haben Ihre Rolle bisher ziemlich gut gespielt.“
„Wäre Ihnen das ursprünglich geplante Arrangement lieber gewesen? Sam ist ein interessanter Typ.“
Gwen seufzte. „Ich benehme mich schrecklich, verzeihen Sie. Meine Schwester glaubt, sie tut mir einen Gefallen mit diesem Date. Ich habe ihr schon ein Dutzend Mal gesagt, dass ich mich selbst um einen Begleiter kümmern werde, wenn ich einen will.“
„Gehen Sie gern solo aus? Auch auf eine solche Veranstaltung?“ Paul musste die Spur wechseln, weil sie am Autobahnkreuz angelangt waren. Die Party fand im Marriott Hotel in Burbank statt. Das war nicht weit von Gwens Wohnung in Pasadena entfernt, jedenfalls nicht für L. A.
„Kommt drauf an.“
„Worauf?“
Sie warf ihm erneut einen Blick zu, den er nicht deuten konnte, weil ihr Gesicht jetzt im Dunkeln lag. „Meine Schwester und der Großteil meiner Familie haben keine Ahnung, wie ich lebe, und umgekehrt verhält es sich genauso. Es ist unkomplizierter, allein zu Familienfeiern zu gehen.“
„Ich verstehe.“
„Aber es besteht die Chance, dass Sie sich amüsieren“, erklärte sie. „Es wird voll sein. Außer den Freunden meiner Eltern ist da noch meine große Familie. Wir waren acht Kinder, müssen Sie wissen. Fünf sind mittlerweile verheiratet, Faith ist verlobt. Dann kommen noch deren Kinder dazu.“
„Wow, ich hatte ja keine Ahnung.“
„Und alle ähneln Autumn mehr als mir. Mein Leben lang machten sie Witze darüber, dass meine Mutter eine Affäre mit dem Postboten hatte.“
„Es ist doch gut, etwas Besonderes zu sein.“
„Da spricht der PR-Experte.“
Abgesehen davon, dass Gwen recht hatte, gefiel ihm das Ganze nicht. Schließlich tat er hier jemandem einen großen Gefallen, da konnte sie ruhig ein bisschen dankbarer sein.
„Tut mir leid, ich fange schon wieder an. Es ist nichts Persönliches, ehrlich“, versicherte sie ihm.
„Ist schon gut.“
„Nein, ist es nicht. Was Sie tun, ist sehr nett, auch wenn Ihre Motive nicht ganz koscher sind.“
„Na schön, ich bin kein Heiliger. Trotzdem glaube ich, dass wir das Beste daraus machen können. Wenn Sie sich dadurch besser fühlen, kann ich Sie dort einfach absetzen und Ihnen für die Rückfahrt ein Taxi besorgen.“
Das schien sie zu erschrecken, doch da er dabei war, von der Autobahn herunterzufahren, konnte er sie nur kurz ansehen. Sie antwortete erst, als er an einer Ampel hielt.
„Das überlasse ich Ihnen. Trinken und essen Sie etwas, und gehen Sie, sobald Ihnen danach ist. Um einen Wagen für mich brauchen Sie sich nicht zu kümmern, das kann ich auch selbst erledigen.“
„Gut. Schauen wir mal, wie es läuft.“
Obwohl er ihr Gesicht nicht sehen konnte, hatte er den Eindruck, dass sie sich allmählich entspannte. Er fühlte sich ebenfalls besser. Jetzt, da er die Möglichkeit hatte, mit Anstand davonzukommen, würde er es vielleicht doch noch rechtzeitig zur Pokerrunde schaffen. Lächelnd bog er in die Auffahrt zum Marriott ein.
Als die Fahrstuhltüren aufgingen, hörte Gwen ein Orchester und wusste, dass ihre Eltern im siebten Himmel schwebten. Sie waren beide Anfang siebzig und noch immer sehr verliebt. Gwen vermutete, dass sie deshalb so viele Kinder hatten. Früher waren sie herausragende Tänzer gewesen und hatten alle möglichen Preise gewonnen. Sie lebten für ihr Publikum und eine große Tanzfläche. Wenn sie in Schwung kamen, hielten sie länger durch als viele jüngere Paare.
Kurz vor dem Eingang zum Ballsaal dachte Gwen an die Gesichter, die ihre Familie und deren Freunde machen würden, wenn sie sie mit einem Mann wie Paul hereinkommen sahen. Diese Vorstellung brachte sie zum Lächeln. Sie hoffte nur, dass Paul es nicht bemerkte.
„Gwen?“
Als sie die Stimme ihrer Schwester Faith hörte, verlangsamte sie ihre Schritte. Faith war sechs Jahre älter und Einkäuferin bei Neiman Marcus. Ihr Verlobter Bret, der neben ihr stand, war ebenfalls Einkäufer. Die beiden waren ein Traumpaar. Zusammen hatten sie beinah ein ganzes Gehirn.
„Ja, Faith, ich bin es, Gwen.“
„Und wer ist das?“ Faith musterte Paul, als wäre er ein angesagtes neues Designerjackett. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich Neugier wider, was sie noch schöner machte. Alle fünf Schwestern hatten irgendwann einmal gemodelt. Obwohl Faith schon vierunddreißig war, bekam sie noch immer Angebote von Fotografen.
„Paul Bennet, meine Schwester Faith.“
Paul deutete eine Verbeugung an, was Faith ein Seufzen entlockte, ehe sie sich wieder an Gwen wandte. „Ich muss unbedingt den Namen des Begleitservices haben. Nicht für mich, selbstverständlich, aber ich kenne viele Frauen …“ An ihn gewandt sagte sie: „Wie dem auch sei, ich bin entzückt, Sie kennenzulernen.“
Gwen registrierte Pauls geschockte Miene, aber er gewann seine Fassung rasch wieder.
„Ich sehe die Bar“, sagte er, Faith und ihre idiotische Bemerkung ignorierend. „Wollen wir etwas trinken?“
„Gern.“ Gwen hakte sich bei ihm unter, und gemeinsam drangen sie weiter ins Feindesland vor. Sie überlegte, ob sie sich für Faith entschuldigen sollte, doch wenn sie damit erst einmal anfing, würde sie sich den ganzen Abend lang entschuldigen müssen. Was soll’s. Sie würde etwas trinken, Paul verabschieden und sich ein Taxi bestellen. Im Nu würde es vorbei sein und sie den ganzen Unsinn vergessen können.
Das Orchester war fabelhaft, es spielte all die Sachen, mit denen sie aufgewachsen war, hauptsächlich Swing und dazwischen einige ruhige Klassiker. Bis jetzt hatte sie ihre Eltern noch nicht entdeckt, aber dann sah sie Danny und seine Frau Sandy. Und ihre Schwestern Bethany und Eve.
„Was möchten Sie trinken?“, fragte Paul.
„Gin Tonic, bitte.“
„Keinen Champagner?“
„Nein. Um diesen Abend zu überstehen, brauche ich etwas Stärkeres. Deshalb nehme ich auch einen Doppelten.“
„Klingt sehr vernünftig“, sagte er. „Also, wie viele sind hier?“
Sie wusste genau, was er meinte. „Alle sechs. Und ihre Partner.“
„An welcher Stelle stehen Sie?“
„Jess und Autumn sind jünger als ich, die anderen älter, wenn auch nicht klüger. Mein Angebot gilt noch, Sie können jederzeit gehen. Ich bin an meine Familie gewöhnt.“
„Ich weiß nicht. Das Buffet sieht gut aus.“
„Das ist es bestimmt auch. Meine Familie versteht es, eine Party zu schmeißen.“
Er sah zum Orchester auf der anderen Seite des riesigen Ballsaals. „Das sehe ich. Tanzen Sie?“
„Wir haben es alle gelernt. Meine Eltern waren semiprofessionelle Tänzer, als sie noch jünger waren. Statt Schlaflieder hörten wir Swingbands.“
„Ich musste eine Tanzschule besuchen. Der reinste Albtraum. Ich wurde regelmäßig verprügelt, und, nein, Foxtrott zu lernen machte mich nicht so schnell, dass ich ungeschoren davonkam. Bis zu meinem fünfzehnten Lebensjahr hatte ich ständig ein blaues Auge.“
„Aber heute sind Sie froh?“
„Klar. Ich hatte seit Jahren kein blaues Auge mehr.“
Sie grinste. „Ich meinte wegen des Tanzens.“
„Ja, es ist nicht schlecht, tanzen zu können, obwohl es heutzutage nur noch wenige Anlässe gibt, bei denen man seine Fähigkeiten einsetzen kann.“
„Das stimmt, und es ist traurig.“
„Im Valley gibt es ein paar Swingclubs.“
Die Frau vor ihnen in der Schlange an der Bar drehte sich zu Paul um. Er räusperte sich. „Swingtanzclubs“, präzisierte er. „Die anderen gibt es dort aber vermutlich auch.“