Wahrnehmung, Wahrnehmungsstörungen und Wahrnehmungsförderung im Grundschulalter - Tassilo Knauf - E-Book

Wahrnehmung, Wahrnehmungsstörungen und Wahrnehmungsförderung im Grundschulalter E-Book

Tassilo Knauf

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  • Herausgeber: Kohlhammer
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2006
Beschreibung

In den Schulen steigt die Zahl der Schüler, die trotz ausreichender Intelligenz Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten sowie Rechenschwäche zeigen. Als Ursache dafür werden immer häufiger Wahrnehmungsstörungen diagnostiziert. Systematisch und zugleich gut lesbar stellt das Buch das menschliche Wahrnehmungssystem dar, beschreibt die verschiedenen Wahrnehmungsstörungen und stellt sie in den Zusammenhang mit Schulleistungsstörungen und kindlicher Entwicklung. Erläutert werden darüber hinaus Diagnostik, therapeutische Ansätze, aber auch unterrichtsbezogene Fördermaßnahmen.

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Seitenzahl: 186

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In den Schulen steigt die Zahl der Schüler, die trotz ausreichender Intelligenz Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten sowie Rechenschwäche zeigen. Als Ursache dafür werden immer häufiger Wahrnehmungsstörungen diagnostiziert. Systematisch und zugleich gut lesbar stellt das Buch das menschliche Wahrnehmungssystem dar, beschreibt die verschiedenen Wahrnehmungsstörungen und stellt sie in den Zusammenhang mit Schulleistungsstörungen und kindlicher Entwicklung. Erläutert werden darüber hinaus Diagnostik, therapeutische Ansätze, aber auch unterrichtsbezogene Fördermaßnahmen.

Petra Kormann ist Ergotherapeutin. Sandra Umbach arbeitet als Grundschullehrerin. Professor Dr. Tassilo Knauf lehrt Grundschulpädagogik an der Universität Duisburg-Essen.

Tassilo Knauf Petra Kormann Sandra Umbach

Wahrnehmung, Wahrnehmungsstörungen und Wahrnehmungsförderung im Grundschulalter

unter Mitarbeit von Andrea Schäfer

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen oder sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

Alle Rechte vorbehalten © 2013 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Umschlag: Gestaltungskonzept Peter Horlacher Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG, Stuttgart

Print: 978-3-17-019084-9

E-Book-Formate

pdf:

epub:

978-3-17-027690-1

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Zum Aufbau des Buches

1 Zur Literaturlage und Terminologie

1.1 Vorstellung der aktuellen Literaturlage

1.2 Begriffsklärung

2 Zum Prozess der Wahrnehmung

2.1 Das Zentralnervensystem

2.1.1 Aufbau und Funktion des Gehirns

2.1.2 Lateralität

2.1.3 Beeinträchtigungen in der Lateralitätsentwicklung

2.2 Wie funktioniert „Wahrnehmen“?

2.3 Zusammenfassung

3 Sinnessysteme und ihre Funktionsstörungen

3.1 Die Unterteilung des sensorischen Systems

3.1.1 Nahsinne

3.1.2 Fernsinne

3.2 Wechselwirkungen von funktionsgestörten Sinnessystemen

3.2.1 Die taktile Wahrnehmung im Zusammenhang mit anderen Sinnessystemen

3.2.2 Die vestibuläre Wahrnehmung im Zusammenhang mit anderen Sinnessystemen

3.2.3 Auswirkungen auf die Bewegungsplanung

3.3 Emotionale Auswirkungen bei Kindern mit Wahrnehmungsstörungen

3.4 Zusammenfassung

4 Wahrnehmungs- und Schulleistungsstörungen

4.1 Rechenschwäche

4.1.1 Die Bedeutung der taktil-kinästhetischen Wahrnehmung

4.1.2 Die Bedeutung der visuellen Wahrnehmung

4.2 Lese-/Rechtschreibschwierigkeiten (LRS)

4.2.1 Die Bedeutung der auditiven Wahrnehmung

4.2.2 Die Bedeutung der kinästhetischen Wahrnehmung

4.2.3 Die Bedeutung der visuellen Wahrnehmung

4.3 Das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS)

4.4 Zusammenfassung

5 Wahrnehmungsstörungen und kindliche Entwicklung

5.1 Die kindlichen Entwicklungsstufen im Alter von 0–7 Jahren

5.2 Kindliche Entwicklungsmodelle

5.2.1 Die sensomotorische Entwicklung nach Jean Piaget

5.2.2 Das Entwicklungsmodell nach Félicie Affolter

5.3 Ursachen für Wahrnehmungsstörungen

5.4 Zusammenfassung

6 Diagnostik und Therapieverfahren

6.1 Das Problem erkennen

6.2 Spezielle Diagnostik und Therapiemöglichkeiten

6.2.1 Ergotherapie

6.2.2 Mototherapie

6.2.3 Krankengymnastik

6.2.4 Logopädie

6.3 Zusammenfassung

7 Unterrichtsbezogene Maßnahmen

7.1 Vor dem Schulbeginn

7.2 Zur Gestaltung des Schulalltags

7.3 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Einleitung

Als Lehrer/In geht man häufig davon aus, dass man in der Regelschule gesunde Kinder unterrichtet. Sie werden einem Einschulungsverfahren unterzogen und sind für schulfähig erklärt worden.

Wenn es wirklich der Fall ist, dass alle Kinder schulfähig und gesund sind, warum gibt es dann immer wieder solche, die sich mit dem Lernen schwer tun, obwohl ihre Entwicklung bisher augenscheinlich keinerlei Auffälligkeiten aufwies?

Lesen, Schreiben und Rechnen sind Fähigkeiten, die von Kindern in der Regel zu bewältigen sein sollten. Dennoch gibt es Fälle von Lese-/Rechtschreibschwierigkeiten und Rechenschwächen, bei denen jede Art von intensiver Förderung auch über einen längeren Zeitraum keinerlei Erfolge zeigt.

Die meisten dieser Kinder haben einen mindestens durchschnittlichen Intelligenzquotienten. Folglich lassen sich diese Schwierigkeiten in vielen Fällen nicht durch mangelnde Intelligenz des Kindes erklären, wie man irrtümlich vermuten könnte. Es muss eine andere Ursache geben. Die Schwierigkeiten entstehen durch eine Störung der Wahrnehmung, ausgelöst durch eine minimale Hirnfunktionsstörung, die selbst durch eine neurologische Untersuchung nur schwer festzustellen ist.

Das Wissen um diese Störungen und ihre Auswirkungen ist leider noch nicht genügend verbreitet, was die Diagnose und Therapie erschwert. Um die Voraussetzung für eine optimale Förderung betroffener Kinder zu schaffen, greift dieses Buch das Thema Sinneswahrnehmung, Wahrnehmungsstörungen und deren Auswirkungen in seinen komplexen Zusammenhängen auf. Uns ist es wichtig zu zeigen, dass nicht nur Eltern, sondern auch Lehrer/Innen über dieses Thema informiert sein müssen, um den betroffenen Kindern den Weg in einen normalen Schul- und Lernalltag zu ebnen.

Zum Aufbau des Buches

Im Hauptteil dieses Buches werden im ersten Kapitel zunächst die aktuelle Literaturlage geschildert und einige zentrale Begriffe geklärt.

Im zweiten Kapitel wird der Prozess der Wahrnehmung erläutert. Unmittelbar damit verbunden ist die Erklärung der Funktionen des Zentralnervensystems.

Das dritte Kapitel beschreibt alle Sinnessysteme und ihre Funktionsstörungen. Um die Auswirkungen von Wahrnehmungsstörungen zu verstehen, muss man vorher alle Sinnessysteme kennen und wissen, welche Symptome betroffene Kinder zeigen. Im Zuge dieses Kapitels werden auch emotionale Auswirkungen von Wahrnehmungsstörungen angeführt.

Nachdem ein Überblick über die verschiedenen Sinnessysteme und ihre Störungen gegeben wurde, werden dann Wahrnehmungsstörungen mit Schulleistungsstörungen in Verbindung gesetzt. Damit soll gezeigt werden, wie sehr Wahrnehmungsstörungen die schulischen Leistungen negativ beeinflussen können. In diesem Kapitel soll deutlich werden, dass sich auch Lehrer mit dem Thema Wahrnehmungsstörungen auseinandersetzen müssen.

Im Anschluss daran folgt ein Kapitel über Wahrnehmungsstörungen in Verbindung mit der kindlichen Entwicklung. Kenntnisse über die kindliche Entwicklung sind notwendig, um den Ursprung der Wahrnehmungsentwicklung kennenzulernen. In diesem Zusammenhang ergeben sich zudem mögliche Ursachen von Wahrnehmungsstörungen.

Diagnostik und Therapieverfahren erscheinen in einem weiteren Kapitel. Es werden die unterschiedlichen Therapieverfahren geschildert; vorab wird gezeigt, wie Eltern und Lehrer/Innen Wahrnehmungsstörungen bei Kindern erkennen können.

Abschließend möchten wir einige Impulse geben, wie man den Unterricht gestalten kann, um für wahrnehmungsgestörte Kinder das Lernen erfolgreicher zu machen. Dabei wird ein besonderer Akzent auf das „Lernen mit allen Sinnen“ gelegt.

1 Zur Literaturlage und Terminologie

Vor dem Einstieg in die Thematik wird ein Überblick über die aktuelle Literaturlage gegeben. Vor allem werden einige Werke benannt, auf die in diesem Buch immer wieder Bezug genommen wird.

1.1 Vorstellung der aktuellen Literaturlage

Sinneswahrnehmung und Wahrnehmungsstörungen

Eines der wichtigsten Bücher zum Thema ist in Deutschland bereits 1984 unter dem Titel „Bausteine der kindlichen Entwicklung. Die Bedeutung der Integration der Sinne für die Entwicklung des Kindes“ erschienen. Das Buch wurde geschrieben von Anna Jean Ayres, einer amerikanischen Beschäftigungstherapeutin. Die amerikanische Originalausgabe erschien 1979 unter dem Titel: „Sensory Integration and the child“. Bis heute ist dieses Buch die Grundlage vieler Publikationen, die sich mit der Thematik Wahrnehmung befassen. Auch in dieses Buch sind wichtige Erkenntnisse von Anna Jean Ayres eingeflossen.

Eine weitere wichtige Autorin ist Renate Zimmer. Sie hat 1995 ein „Handbuch der Sinneswahrnehmung“ verfasst, das sehr anschaulich und ausführlich die einzelnen Sinnessysteme und ihre Störungen aufführt.

Beziehung zwischen Wahrnehmungs- und Schulleistungsstörungen

Viele Bücher, die in den letzten fünf bis zehn Jahren geschrieben wurden, stellen Ratgeber für Eltern von wahrnehmungsgestörten Kindern dar. Nur wenige Autoren bringen Wahrnehmungsstörungen deutlich mit Schulleistungsstörungen in Beziehung. Sie erwähnen einen möglichen Zusammenhang, gehen aber in den meisten Fällen nicht genauer darauf ein. Eine Ausnahme bildet Karlheinz Barth. Er führt in seinem Buch „Lernschwächen früh erkennen im Vorschul- und Grundschulalter“ jedes Sinnessystem und seine Störungen ausführlich auf und bringt sie in Zusammenhang mit Lernstörungen. Dieses Buch liefert u. a. grundlegende Informationen über die Gründe für eine Lese-/Rechtschreibschwäche.

Häufig werden zu der Thematik Bücher verfasst, in denen die mangelhafte kindliche Entwicklung aufgrund von Wahrnehmungsstörungen geschildert wird. Im Verlag „Modernes Lernen“ oder auch im „Ernst Reinhardt Verlag“ sind einige aktuelle Veröffentlichungen erschienen, die vor allem von Autoren, die privat oder im Berufsleben mit wahrnehmungsgestörten Kindern umgehen, geschrieben wurden. Auch aus diesen Büchern erhielten wir Anregungen.

Lernen mit allen Sinnen in der Primarstufe

Erfreulicherweise gibt es zahlreiche Veröffentlichungen über das Thema „Lernen mit allen Sinnen“ in der Schule. In ihnen wird gefordert, dass die Kinder sich mit der Welt auseinandersetzen, was ein anschauliches, handlungsorientiertes und ganzheitliches Lernen einschließt. Im Laufe dieses Buches soll deutlich werden, wie entscheidend ein „sinnvolles“ Lernen insbesondere für Kinder mit Wahrnehmungsstörungen ist.

1.2 Begriffsklärung

„Sensorische Integration“ und „sensorische Integrationsstörungen“

In diesem Buch geht es um Sinneswahrnehmung und Wahrnehmungsstörungen bei Grundschulkindern.

Dabei spielen auch die Begriffe „sensorische Integration“ und „sensorische Integrationsstörung“ eine bedeutsame Rolle. Diese Begriffe stammen von Anna Jean Ayres. Sie versteht unter „sensorischer Integration“ „das Ordnen der Empfindungen, um sie gebrauchen zu können“ (Ayres 1998, S. 7). Diese Empfindungen sind Sinneseindrücke, Informationen aus der Umwelt, die durch die verschiedenen Sinnesorgane und -systeme zum Gehirn weitergeleitet und dort verarbeitet werden.

Analog dazu bedeutet eine sensorische Integrationsstörung eine Störung in der Wahrnehmungsverarbeitung. Das Wort „Störung“ ist hier nicht im Sinne einer Aussonderung oder Stigmatisierung der betroffenen Kinder zu verstehen, sondern bezeichnet Einbußen in der Funktionsfähigkeit.

„Sensorisch“ bedeutet, dass die ungenügende Leistung des Gehirns besonders die Sinnesorgane betrifft (vgl. Ayres 1998, S. 87).

Ursachen für die Entstehung einer solchen Integrationsstörung werden im Verlauf des Buches dargelegt.

Das Kind muss immer als Ganzes gesehen werden!

Wir vermeiden die von einigen Autoren benutzten Begriffe „Teilleistungsstörung“ und „Teilleistungsschwäche“ im Zusammenhang mit Lern- und Entwicklungsauffälligkeiten. Es handelt sich hier nicht um Störungen einzelner Teilfunktionen, wie man es bei diesen Begriffen irrtümlich vermuten könnte. Die Probleme lassen sich nicht in einem Teil des Kindes lokalisieren, sondern das Kind muss immer als Ganzes gesehen werden.

2 Zum Prozess der Wahrnehmung

In dem nun folgenden Kapitel soll der Prozess der Wahrnehmung erläutert werden. Bevor die einzelnen Sinnessysteme und ihre Funktionsstörungen angesprochen werden, wird vorab erläutert, wie Wahrnehmung funktioniert.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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