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Die Welt befindet sich im Umbruch. Die Unzufriedenheit der Menschen, das kollektive Gefühl von „wir brauchen mehr Gerechtigkeit, Anerkennung, Wertschätzung“ war noch nie so hoch, wie heute. Fast alle Nationen sind ideologisch tief gespalten. Ein Teil der Menschheit will zurück in die Vergangenheit, die andere Hälfte in die Zukunft. Immer öfter wird die Frage gestellt: Diktatur oder Demokratie? Patriarchat oder Matriarchat? Hierarchie oder Heterarchie? Was ist besser? Was ist zukunftsfähiger? Wohin führt uns das eine und wohin das andere? Glaubt man Albert Einstein, dann kann man Probleme niemals mit der Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. Folgt man diesem Schluß, hätten Patriarchat und Hierarchie ausgedient. Denn viele unserer heutigen Probleme liegen in genau diesen beiden Konstrukten begründet. Aber wären „Matriarchat“ und „Heterarchie“ wirklich so viel besser? Wenn ja, für wen und wieso? Was käme auf Männer und Frauen zu? Welche Märchen, Mythen, Urängste und Veränderungen gehen mit diesen beiden Gesellschaftsformen einher? Neugierig? Dann begleiten Sie Barbara Winter auf ihrem Streifzug durch die Vergangenheit und die matri-lineare Welt, deren Anfänge wir gerade erleben.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsangabe
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Impressum
Wir brauchen mehr Matriarchat und Heterarchie ____________________________________
Patriarchat und Hierarchie haben ausgedient.
Die Zukunft gehört jungen Frauen und der „antiken griechischen Volksdemokratie“.
von Barbara Winter
Die Welt befindet sich im Umbruch. Die Unzufriedenheit der Menschen, das kollektive Gefühl von „wir brauchen mehr Gerechtigkeit, Anerkennung, Wertschätzung“ war noch nie so hoch, wie heute. Fast alle Nationen sind ideologisch tief gespalten. Ein Teil der Menschheit will zurück in die Vergangenheit, die andere Hälfte in die Zukunft. Immer öfter wird die Frage gestellt: Diktatur oder Demokratie? Patriarchat oder Matriarchat? Hierarchie oder Heterarchie? Was ist besser? Was ist zukunftsfähiger? Wohin führt uns das eine und wohin das andere? Glaubt man Albert Einstein, dann kann man Probleme niemals mit der Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. Folgt man diesem Schluß, hätten Patriarchat und Hierarchie ausgedient. Denn viele unserer heutigen Probleme liegen in genau diesen beiden Konstrukten begründet.
Aber wären „Matriarchat“ und „Heterarchie“ wirklich so viel besser? Wenn ja, für wen und wieso? Was käme auf Männer und Frauen zu? Welche Märchen, Mythen, Urängste und Veränderungen gehen mit diesen beiden Gesellschaftsformen einher? Neugierig? Dann begleiten Sie Barbara Winter auf ihrem Streifzug durch die Vergangenheit und die matri-lineare Welt, deren Anfänge wir gerade erleben.
Matriarchat. Dieses kleine Wort hat es in sich.
Machen Sie mal ein Experiment und lassen Sie diesen kleinen Zungenbrecher in einer Diskussionsrunde fallen. Sofort haben Sie Leben in der Bude - verbunden mit heftigen, zumeist negativen Reaktionen. Skepsis, Spott, Sarkasmus, Unglauben, lästiges Abwinken, jede Menge unbelegter Vorurteile - vor allem aber Angst.
Am lautesten geht dabei männliches Angstgeheul um. Die große Befürchtung der Männer ist: Das Urweibliche, das Diffuse, das nicht Fassbare greift nach der Macht und will Männer kastrieren, sie ihrer Männlichkeit, ihrer Besitzstände und ihrer Macht berauben.
Diese Sorge ist nicht ganz unbegründet, wenn man bedenkt, dass Männer Jahrtausende lang alles dafür getan haben, um das Männliche zu erhöhen und das Weibliche zu erniedrigen. Zug um Zug zementierten Männer über die Jahrtausende hinweg ihre Macht, indem sie Gesetze und Strukturen erschufen, die Männern alles ermöglichten und Frauen nichts. Frauen waren laut männlicher Definition jahrhundertelang nichts anderes als Ware, Eigentum, Gebärmaschine, recht- und machtlose Mündel. Männer instrumentalisierten alle Bereiche der Gesellschaft, um Frauen klein zu halten. In der Familienstruktur genauso, wie bei der gesellschaftlichen Teilhabe. Selbst Wissenschaftler (zu 99,9 Prozent jahrhundertelang nur Männer), die sonst immer gerne auf mathematische bzw. naturwissenschaftliche Beweise pochen, durften ungestraft unbewiesene Dummheiten behaupten, wie z.B. Bildung schade der Gebärfähigkeit der Frau, oder Frauen haben ein kleineres Gehirn, ergo sind sie automatisch dümmer als Männer.
Wenn all solche haltlosen Behauptungen nicht fruchteten oder gar widerlegt wurden, gab es am Ende immer das ewig gleiche Totschlagargument, das nicht widerlegt werden konnte (zumindest nicht, ohne Gefahr zu laufen als Hexe/Häretiker auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden): die Bibel. Die Bibel und Evas Urschuld. Wegen ihrer weiblichen Schwäche wurde die Menschheit aus dem Paradies verbannt.
Das ewig gleiche männliche Narrativ lautete deswegen: natürlich verführte die Schlange im Paradies die „dumme, schwache, labile und instabile“ Eva und nicht den starken, gewieften, intelligenten Mann. Was für eine bequeme Erzählweise der Männer. Und doch ist diese Erzählweise genauso falsch, wie dümmlich. Denn der Teufel selbst widerlegt dieses allzu durchsichtige männliche Narrativ. Das glauben Sie nicht?
Nun, dann nehmen wir doch einfach mal an, es gäbe den Teufel. Der Teufel gilt als Widersacher Gottes. Um diesen Titel überhaupt in Anspruch nehmen zu können, muss der Teufel fast so intelligent und allwissend sein wie Gott selbst - sonst wäre er ja kein ernstzunehmender Widersacher. Jetzt die Bitte an Sie: Nehmen Sie einfach mal die Position des Teufels ein. Ihre Aufgabe ist es die Menschheit zu verführen. Wen würden Sie sich für die Verführung aussuchen? Den Stärkeren oder den Schwächeren?
Spricht es wirklich für die Intelligenz des Teufels, wenn er sich den Schwächeren von beiden aussucht? Ich, und ich bin nicht super intelligent, würde mir als Teufel den Stärkeren auswählen. Einfach deshalb, um mir die Arbeit nicht zweimal oder millionenfach machen zu müssen. Denn - verführe ich den Stärkeren bzw. den Stärksten aller Menschen, übernimmt dieser anschließend die Verführung des Schwächeren bzw. aller Schwächeren für mich. Oder sind Sie etwa der Meinung, dass der Schwächere den Stärkeren verführen kann?
Schauen wir uns also einfach mal an, wen sich der Teufel für die Verführung ausgesucht hat, weil er diese Person ganz offensichtlich für das stärkere Individuum von beiden gehalten hat: siehe da - richtig, es war Eva. Für den Teufel war das weibliche Geschlecht ganz eindeutig das stärkere.
In der heutigen Zeit wissen wir längst, dass Frauen das stärkere Geschlecht sind. Wobei ich das Wort „stärker“ lieber mit „umsichtiger oder umfassender“ ersetzen möchte.
Frauen haben die größten Ungerechtigkeiten, Benachteiligungen und Bösartigkeiten durch strukturelle männliche Gewalt, männliche Dummheit, männliche Arroganz, männliche Brutalität und auch männlichen Größenwahn ertragen. All diese männlichen Auswüchse waren über die Jahrhunderte mit unsagbar viel weiblichem Leid verbunden. Milliarden Frauen haben dieses Leid nicht nur überlebt und ertragen, sondern sie haben auch die Macht ihren männlichen Unterdrückern Stück für Stück wieder abgerungen. In einem mühseligen kleinteiligen Kampf. Friedlich, ohne jeglichen Krieg, ohne Blutvergießen, mit unglaublicher Ausdauer und Geduld. Zumindest in westlichen Demokratien. Wie gesagt, ohne massenmörderisches Blutvergießen, ohne Krieg. Friedlich. Über Jahrhunderte hinweg. Oder haben Sie schon mal von einem von Frauen begangenen weltweiten Chauvizid gehört? So will ich mal die geschlechtsbezogenen (nicht existierenden) Ehren- und Massenmorde an Männern nennen. In der Tat gibt es zu dem strukturellen Massenmord an Frauen, dem sogenannten Femizid, keine männliche Entsprechung.
Wieso eigentlich nicht?
Wieso haben wir noch nie etwas von Chauviziden gehört, also von Massenmorden an Männern, die von Frauen begangen wurden, weil Männer die weibliche (Familien)Ehre beleidigt haben?
Wir haben deshalb noch nie von Chauviziden gehört, weil Männer nirgendwo auf der Welt wegen ihres Geschlechts massenhaft abgetrieben, verstümmelt, verfolgt oder umgebracht werden. Massenhafte Ehrenmorde an Männern? Fehlanzeige. Beziehungsmorde an Männern? Selten bis kaum. Massenhafte Abtreibungen wegen des falschen (männlichen) Geschlechts? Fehlanzeige.
Allein aufgrund des pränatalen Femizids, also dem gezielten Abtreiben von weiblichen Föten vor der Geburt, fehlen weltweit mittlerweile nahezu 200 Millionen Frauen. Wenn aber 200 Millionen Frauen fehlen, dann werden auch etwa 200 Millionen Männer partnerlos bleiben. Der aufgestaute sexuelle Frust dieser Männer wird bereits heute von Wissenschaft und Forschung als neue Ursache für extremen Menschenhandel, Kindesdiebstahl und Bürgerkriege diagnostiziert. Um die überlebenswichtige Ressource „Frau“ werden neue hässliche Kriege entbrennen. Die Auswirkungen des extremen Frauenmangels bekommen China, Indien und Pakistan bereits jetzt zu spüren. Dort wurden millionenfach weibliche Föten abgetrieben, weil sie weniger wert sind als Söhne. Die Folge: In allen drei Ländern gibt es Dörfer, in denen nur noch Männer leben. Allein in Indien suchen 40 Millionen Männer händeringend nach einer Frau. In China ist der Handel mit gestohlenen Mädchen ein florierender Wirtschaftszweig mit gigantischen Zuwachsraten. Trotzdem geht in Asien der Wahnsinn des pränatalen Femizids unvermindert weiter, weil die herrschende Männerklasse nicht bereit ist, die verkrusteten, destruktiven, männlichen Strukturen namens Patriarchat, Kastendenken, Religiosität und Geschlechterdiskriminierung zu überdenken bzw. konsequent abzuschaffen.
Wenn man das unvorstellbare ungerechte Leid sieht, dem Frauen selbst heute noch wegen ihres Geschlechts ausgesetzt sind, dann stelle ich mir immer wieder die Frage: wären ausgebeutete, missbrauchte, unterdrückte, mit unfassbar erniedrigenden Vorurteilen behaftete Männer über die Jahrtausende genauso friedlich geblieben wie Frauen?