Weg da - jetzt komm ich! - Christine Goeb-Kümmel - E-Book

Weg da - jetzt komm ich! E-Book

Christine Goeb-Kümmel

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Beschreibung

Zoe, eine gänzlich unbescheidene und außerordentlich resolute kleine Straßenhündin schleicht sich - wohlbemerkt, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen - in ihr neues zu Hause ein und mischt dort kräftig auf. Die achtsame spirituelle Entwicklung der eher ernsten und zurückhaltenden Familienmitglieder scheint sie nicht nur absolut nicht zu interessieren, nein, sie scheint sie auch noch komplett untergraben zu wollen. Erst nach und nach bestätigt sich die allererste intuitive Vermutung, dass Zoe in ihrer neuen Familie keineswegs falsch gelandet ist sondern genau die ist, auf die hier alle insgeheim gewartet haben. Wie so oft lohnt es sich, hinter die Fassade zu schauen, denn nicht immer ist alles so ist wie es zu sein scheint. Bis dahin bringt das kleine Energiebündel mit Unternehmungslust, Ausgelassenheit und Lebensfreude ordentlich Schwung in den beschaulichen Haushalt und gibt sich alle Mühe, den Bewohnern das zu zeigen, was Ihnen bisher gefehlt hat. Gleichzeitig jedoch lüftet die kleine Hündin ihre geheimnisumwitterte Vergangenheit früherer Daseinsformen und nicht nur ihre Menschen begreifen, sondern auch sie selbst erfährt, worauf es wirklich ankommt im Leben. Am Ende hat jeder von jedem viel gelernt und das gemeinsame Leben ist dadurch ein gutes Stück fröhlicher und beschwingter und damit um einiges leichter geworden. Ein fröhliches und unterhaltsames Buch, das mit der Vermischung von Realität, Spiritualität und Fantasie, das Vertrauen darauf weckt, dass jeder auf die eine oder andere Art eigentlich immer das bekommt, was er benötigt.

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ISBN 978-3-946723-00-4

ISBN der Druckversion: 978-3-9814784-2-6

Christine Goeb-Kümmel und Zoe

Weg da — jetzt komm ich!

Sind freche Engel immer weiblich?

Copyright 2012

1. Auflage

Gestaltung: Elke Mehler

www.ca-mehler.de

Lektorat: Silke Martin, M.A.

Druck: Klicks GmbH, 98693 Ilmenau

Verlag: Begegnungen– Verlag für Natur und Leben

www.raum-fuer-natur-und-leben.de

Alle Rechte vorbehalten

Weg da —

jetzt komm ich!

 Sind freche Engel immer weiblich?

Christine Goeb

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Die Hauptfiguren

Zoe

Zoes Einzug

Die ersten Wochen

Mara und die Folgen der Begegnung

Ruussaan und das Reich der wissenden Seelen

Veränderungen

Der zweite Besuch bei Ruussaan

Entwicklung

Die Lektionen

Das Ende — ein neuer Anfang?

Nachwort

Danke

Zoes Schlusswort

Vorwort

Ich arbeitete gerade konzentriert und vertieft an meinem Buch „Zauber der Welten, Teil 2“, als eines Sonntagnachmittags, ohne Vorwarnung und sozusagen aus heiterem Himmel, der Satz

„Weg da — jetzt komm ich“

im wahrsten Sinne des Wortes in meine Gedanken „knallte“. Sekunden später folgte noch ein zweiter Satz in Form einer Frage, und zwar:

„Sind freche Engel immer weiblich?“

Im ersten Moment war ich etwas verblüfft, doch musste ich über den möglichen Absender bzw. die Absenderin nicht lange nachdenken. Es konnte nur meine Hündin Zoe sein, die friedlich schlafend neben meinem Schreibtisch in ihrem Körbchen lag. Oder zumindest tat sie so als ob, denn kaum blickte ich in ihre Richtung, schon öffnete sich blitzschnell eines ihrer hellen Augen und sah mich erwartungsvoll an. Ich war sicher, nur sie kam als Absenderin dieser Botschaft infrage, denn niemand sonst in unserem Haushalt ist so direkt in seinen Aussagen und so geschickt im Benutzen der Ellenbogen. Außerdem ist sie frech und weiblich, nur den genannten Engel konnte ich ihr beim besten Willen nicht zuordnen.

Ich erkannte in diesen Sätzen sofort einen Buchtitel. Und obwohl ich eigentlich keine Zeit hatte und meinen „Zauber der Welten“ weiter bearbeiten wollte, dauerte es nicht lange, bis sich auch das Buchcover in meinem Kopf bemerkbar machte und sich nicht wieder verdrängen ließ. Es hieß nun wohl umdisponieren, hier wollte offensichtlich zuerst eine andere Arbeit erledigt werden. Ich hatte keine Ahnung, worüber genau dieses Buch berichten würde, hatte ich doch bis dahin mit keinem Gedanken ein Buch über oder mit Zoe in Erwägung gezogen. Der Buchinhalt lag also vollkommen im Nebel verborgen. Dieser Nebel lichtete sich aber bereits in den nächsten Tagen und schnell, klar und direkt, so wie Zoe eben nun mal ist, diktierte sie mir zuerst den Aufbau und dann mehr oder weniger auch den kompletten Inhalt des Buches. Ich feilte noch etwas hier und da und ergänzte das ein oder andere, ansonsten stammt das vorliegende Buch von ihr.

Eigentlich müsste ich nun schreiben: Alle Figuren sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig  usw. usf. …

Das ist natürlich nicht so. In der einen oder anderen Passage tauchen dann doch einige Parallelen zu unserer Familie auf. Doch ein großer Teil des Buches ist Intuition, Fantasie, altes oder unergründetes Wissen oder wie auch immer man es nennen mag. Es fragt sich jetzt nur, woher die Intuition, die Fantasie und das Wissen kommen? Von mir? Von Zoe? Oder von jemand ganz anderem? Ich würde sagen, alles stimmt. Meiner Meinung nach gibt es sowieso nur eine Quelle, aus der alles entspringt. Also lassen wir die Antwort offen und nehmen wir es einfach so hin, dass jemand, wer auch immer, diese Geschichte erzählt und geschrieben sehen wollte.

Den größten Teil der Geschehnisse erzählt Zoe selbst. Einiges, besonders auch all das, was sie zu dieser Zeit noch nicht wissen konnte, wird ergänzt von jemand anderem. Wir wissen nicht, wer es ist, vielleicht ein Sprecher des Universums oder eine wissende Seele?

Wer auch immer es sein mag, wünscht Ihnen neben Zoe und mir

viel Spaß beim Lesen.

Christine Goeb-Kümmel

Juli 2012

Die Hauptfiguren

Die Hauptfiguren in diesem Kapitel unseres gemeinsamen Lebens sind:

Aus Transsylvanien:

Zoe, die erdbraune Mischlingshündin, klein und frech,

und

Indio, der wunderschöne, sanfte, schneeweiße Rüde.

Mit ungarischen Wurzeln:

Alaska, der schwarze Bärenhund, groß, mächtig, stark und tapfer, dabei liebenswert, anlehnungs- und liebebedürftig.

Außerdem:

Die Menschenfrau, achtsam und immer schon fast ängstlich darauf bedacht, niemanden zu verletzen.

Der Menschenmann, Stütze im Hintergrund und so manches Mal die wichtige und notwendige Erdung.

Mara, weise und richtungsweisende Freundin, Begleiterin und Vertraute.

Ruussaan, Halt, Hoffnung und wissende Seele im Verborgenen.

Diese Individuen fügen sich zu einer vielfältigen Einheit zusammen:

Zoe die Äußere: taff und klein und drahtig

Zoe die Innere: facettenreich und engelsgleich

Alaska: Lichtgestalt und zarter Krieger

Indio: Prinz aus einem fernen Reich

Zoes Menschenfrau: scheu und achtsam

Zoes Menschenmann: sanft und wachsam

Mara: Freundin, Hexe, weise Frau

Ruussaan: Zukunft, Zuflucht und so wichtig

Taff und klein und drahtig,

Facettenreich und engelsgleich,

Lichtgestalt und zarter Krieger,

Prinz aus einem fernen Reich,

Scheu und achtsam,

Sanft und wachsam,

Freundin, Hexe, weise Frau,

Zukunft, Zuflucht und so wichtig,

was immer kommt, ist gut und richtig!

Zoe

Hallo Leute,

ich bin Zoe!

Ich bin 15 Monate alt, wiege 17 kg und meine Maße sind 50/50/50.

Ich habe auch noch einige andere Namen: Trulla, Thusnelda, Hexenweib, Hexe, Zwergenfrau, Madame, Zicke, Schnecke, Schneckchen, wilde Hilde, Mrs. Spock, Mäuschen, Kleine, Biest, Teufeline, Süße, Geierwally oder Magermodel. Mit dem einen oder anderen Namen könnte ich mich durchaus anfreunden. Madame zum Beispiel gefällt mir sehr gut. Der Name hört sich sehr edel an und ist meiner durchaus angemessen. Wäre da nicht immer der lauernde Unterton in Menschins Stimme, wenn sie mich damit anspricht: Madammme … so langgezogen und am Ende des Wortes hebt sich ihre Stimme fast schon drohend — oder ganz kurz und scharf: MADAM, NEIN, LASS DAS!

Da lobe ich mir dann doch die Betonung von Hexenweib. Das wird meist liebevoll und, wie ich herauszuhören glaube, wohlwollend und verstehend benutzt, wie mit einem leisen Lächeln. Wie heißt es bei den Menschen so schön: Der Ton macht die Musik. Aber egal, mein wirklicher und richtiger und wichtiger Name ist Zoe. Er ist durch die vielen zusätzlichen Namen nicht infrage gestellt. Das „Z“ wird wie ein „S“ gesprochen und das „e“ wird betont, also Soee. Den Menschenmann interessiert das nicht, er sagt immer Tsoe zu mir, das ist mir auch recht. Der Name Zoe ist mir deshalb so wichtig, weil er das bedeutet, was ich verkörpere. Zoe ist ein altgriechisches Wort und übersetzt heißt es „Leben“. Im weiteren Sinn bedeutet es „die einfache Tatsache des Lebens“ oder auch „Leben um des Lebens willen, um des guten Lebens willen“. Ist das nicht wunderschön? Die Erklärung meines Namens ist so eine Art Schlüsselbotschaft, das Thema, der Anfang und wahrscheinlich auch das Ende meines Daseins sozusagen. Was es im Detail damit auf sich hat, werde ich euch nach und nach erzählen. Es ist, wenn ich es mir recht überlege, eigentlich eine der wichtigsten Botschaften in meiner Geschichte. So ganz weiß ich selbst noch nicht, wie diese Geschichte verläuft und wie sie enden wird, ich weiß nur, dass sie nicht langweilig sein wird.

Ich selbst lebe noch nicht sehr lange bei meinen Menschen. Zuerst dachte ich, ha, ich habe hier alles im Griff, das wird eine leichte Aufgabe, diese Menschen scheinen schnell zu verstehen, warum ich bei ihnen gelandet bin. Naja, aber als ganz so einfach hat es sich dann doch nicht herausgestellt, so manches Mal ist es unerwartet anstrengend. Zum Glück bekomme ich hier genug zu essen, das ist auch wichtig bei meinem vollen Körpereinsatz. Die Arbeit, die ich leiste, verbraucht ordentlich Kalorien. Die Menschenfrau ist immer wieder aufs Höchste erstaunt, wie viel ich esse und wie dünn ich dabei bleibe.

Ach ja, für die, die noch nicht wissen, was ich meine:

Meine Aufgabe ist es, meine Menschen zu spiegeln und zu führen. Im Detail bedeutet das, ich muss durch mein Verhalten die Dinge im Leben oder in der Persönlichkeit der Menschen aufzeigen, die wichtig für sie sind, die sie selber bei sich beachten sollten oder die ihnen fehlen. Es ist naheliegend, zu glauben, dass die Zweibeiner das ohne fremde Hilfe bemerken, es ist aber nicht so. Im Gegenteil, es ist sogar für uns Tiere meist schwere Arbeit und erfordert in der Regel sehr viel Energieaufwand, da die Menschen meist etwas mehr Zeit benötigen, bis sie verstehen. In der Praxis bedeutet dies, dass ich ein bestimmtes Verhalten immer und immer wieder präsentieren muss. Deshalb kommen wir Tiere zu den Menschen und deshalb kommt auch kein Tier zufällig zu einer Person, das hat immer so seinen Sinn und seine Richtigkeit. Viele Leute glauben, wir Tiere sind untergeordnete und hilflose Wesen. Das ist nicht so. Viele Tiere sind spirituell wesentlich weiter entwickelt als die Menschen, bei denen sie leben. Sie sind zu ihren Zweibeinern gekommen, um zu helfen.

Unsere Seelen werden sozusagen speziell darauf geschult. In der Tier-hilft-Mensch-Seelenschule habe ich gehört, dass es oft Fälle gibt, in denen die Menschen in einem ganzen Leben keine einzige Botschaft verstehen. Das wird bei mir und meinen neuen Familienmitgliedern natürlich nicht der Fall sein, dafür bin ich einfach zu gut ausgebildet und auch motiviert und außerdem haben meine Leute prinzipiell schon einiges verstanden und wir müssen nicht bei null anfangen. Wie ich allerdings anfangs schon erwähnte, bin doch auch ich schon auf einige Widerstände gestoßen. Ach ja, bevor ich es vergesse: Ich bin dazu auserwählt worden, meinen Menschen Durchsetzungsvermögen, Selbstbewusstsein, Kampfgeist und Entschlossenheit und alles, was sonst noch so dazugehört, zu bringen. Was anderes war da auch noch, das habe ich aber vergessen — es wird mir schon wieder einfallen, wahrscheinlich war es sowieso nichts Wichtiges … “

Zoes neue Familie lebt in einem Häuschen, schön gelegen, in einer ruhigen Gegend in der Natur.

Bevor Zoe dort einzog, waren die Hunde Alaska und Indio hier zu Hause. Die beiden Hunde verstanden sich gut. Der junge Straßenhund Indio hatte in dem einige Jahre älteren Alaska nicht nur einen Vaterersatz gefunden, sondern auch einen Beschützer und ein Vorbild. Alaska genoss seine Aufgabe als Ziehvater und großer Bruder und ertrug tolerant die anfängliche Ruhelosigkeit des kleinen Energiebündels Indio.

Zwei Jahre verstrichen in Frieden — doch plötzlich kamen schwere Zeiten. Alaska starb, viel zu früh, und der gerade mal zweieinhalb-jährige Indio fühlte sich halt- und schutzlos und litt sehr unter dem Verlust. Selbst harmlose Spaziergänger ängstigten ihn, er wurde traurig und der sonst so unternehmungslustige und fröhliche Hund verbrachte viel Zeit zusammengekauert und manchmal sogar teilnahmslos im Haus.

Nie in seinem Leben war Indio ohne andere Hunde gewesen, zwar in den ersten Monaten seines Lebens ärmlich und entbehrungsreich aufgewachsen, doch immer mit einem Freund an seiner Seite. Nun war da niemand mehr. Er liebte seine Menschen sehr, aber ihm fehlte die Sicherheit eines Begleiters.

Zoes Einsatz begann, nachdem Alaska gestorben war.

Aber lassen wir sie nun selbst weitererzählen.

Ich stamme — wie auch Indio — ursprünglich aus Rumänien. An meine Geburt und die ersten Monate meines Lebens kann ich mich nur sehr vage erinnern. Die Zeit war schwer und kräftezehrend, aber diese Umstände waren mir nicht fremd, ich kannte sie offensichtlich bereits aus früheren Leben, denn auch im Nachhinein ist da trotz aller Erinnerungslücken eine seltsame Vertrautheit zu dieser Zeit.

Im Alter von ungefähr sechs bis sieben Monaten kam ich nach Deutschland. Während Alaska mit seiner schweren Krankheit kämpfte, lebte ich in einer Pflegestelle einige Hundert Kilometer entfernt von ihm. Hier hatte ich zuvor schon einige Vermittlungsversuche meiner Pflegeleute erfolgreich abgeblockt. Das musste so sein, weil mein Auftrag zu dieser Zeit noch nicht ganz klar war. Ich war zwar für den Job als Alaskas Nachfolgerin vorgemerkt, musste aber noch etwas warten, da noch nicht sicher geklärt war, ob Alaska abberufen wurde oder nicht. Das wussten meine Pflegemenschen natürlich nicht und versuchten fleißig, mich zu vermitteln. Zweimal wäre es ihnen fast gelungen und für mich deshalb beinahe schiefgegangen. Es kamen fremde Menschen und nahmen mich einfach mit. Also musste ich mir etwas einfallen lassen und improvisieren. Beim ersten Mal hatte ich die Idee, mich strikt zu weigern, mich anfassen zu lassen, und einmal habe ich den Leuten auch so ganz dezent und fast unauffällig einen meiner schönen Reißzähne gezeigt, also eigentlich nicht mal den ganzen Zahn, nur so ein Stückchen davon. Es hat aber gereicht und Wirkung gezeigt, die Menschen haben mich zurückgebracht. Bei solchen Memmen wäre ich sowieso nur höchst ungern geblieben.

Die nächste geplante Vermittlung folgte dann kurz darauf, nämlich bereits einige Tage später. Mir dämmerte, dass ich die Nummer mit dem gefährlichen Hund nicht nochmal aufführen durfte, zu leicht hätte ich mir damit ein Eigentor einhandeln können und im schlimmsten Fall als aggressiv und nicht vermittelbar gegolten. Also musste ein neuer Plan konstruiert werden. Da ich sehr einfallsreich bin, wusste ich schnell, was zu tun war. Ich ließ es zu, dass es so aussah, als würde mich der bereits vorhandene Hund der Familie mobben. Das war bis dahin mein allerschwerster Auftrag gewesen. Ich hätte dieses buntgescheckte, arrogante, übergewichtige, wichtigtuerische Wollknäuel auf vier Beinen am liebsten zum Teufel gejagt, aber es ging nicht. Ich musste durchhalten und zeigte mich als hilfloses Mädchen. Sollte ich aber in diesem oder einem anderen Leben nochmals mit diesem Kerl zusammentreffen, wird das Sackgesicht die Begegnung nicht in guter Erinnerung behalten. Entschuldigung, aber ist doch wahr.

Auch diese Aktion war aus meiner Sicht von Erfolg gekrönt und ich wurde zum zweiten Mal in meine Pflegestelle zurückgebracht.

Genau zu diesem Zeitpunkt zeigte sich dann, dass Alaska abberufen wurde, und er verließ diese Welt.

Alaska lebte bis dahin im Körper eines mächtigen und kräftigen, dabei aber sehr anmutigen, bärenhaften Hundes mit seidig glänzendem, schwarzem Fell.

Er war groß und schön und freundlich gewesen, also alles in allem das Gegenteil von mir. Ich bin mehr so der Typ klein und garstig und irgendetwas zwischen mausgrau gesprenkelt und schlammbraun.

Alaska starb und Indio, ein leuchtend weißes Lichtwesen in Hundegestalt (also auch mehr oder weniger nicht wirklich mit mir vergleichbar) blieb alleine zurück. Zwar nicht ganz alleine, denn sein Katerfreund und andere Tiere waren ja auch noch da, jedoch fehlte ihm sein großer Freund Alaska sehr. Er war derjenige gewesen, der ihm Halt gegeben und zu dem er aufgesehen hatte, und besonders außerhalb des Hauses konnte er sich stets hinter ihn flüchten, wenn scheinbare Gefahren in Form von fremden Menschen oder Hunden auftauchten. Das war immer sehr wichtig gewesen für Indio, da er zwar bei der Verteilung der Eigenschaften viel Sanftmut, Freundlichkeit und Güte erhalten hatte, aber das Selbstbewusstsein und das Durchsetzungsvermögen waren offensichtlich bei ihm vergessen worden.

Indio wurde immer unsicherer und auch freudloser. Oft lag er zusammengerollt in einer Ecke und die Einsamkeit, die ihn umgab, war deutlich spürbar.

Irgendein Teil in mir fühlte sehr stark mit ihm und konnte verstehen, was es für ihn bedeuten musste, den Schutz eines solch mächtigen Wesens verloren zu haben — oder vielleicht besser gesagt, zu glauben, ihn verloren zu haben. Ich konnte es mir nicht erklären, doch Alaska war mir, obwohl ich ihm nie begegnet war, so nah und vertraut wie kaum ein anderer. Ich empfand ihn als mächtiges Wesen und ich spürte, dass sein Schutz bestehen blieb, auch wenn sein Körper nicht mehr bei Indio war.

Indios Menschen beobachteten sein Verhalten mit Sorge. Hatten sie zuvor geglaubt, dass eine gewisse Zeit ohne schützende Hundebegleitung sicherlich zur Stabilisierung und zur Förderung des Selbstbewusstseins beitragen würde, so schien es jetzt so, als sei dies nicht der Fall.

Meine Aufgabe war es nun, dafür zu sorgen, dass ein zweiter Hund — nämlich meine Wenigkeit — adoptiert wurde, warum genau … nun, es wird sich zeigen.

Und so sendete ich einen Funkspruch ins Universum, um auf MICH aufmerksam zu machen.

Der Menschenmann hatte wohl als Erster unbewusst auf Empfang gestellt. Er sprach noch vor der Menschenfrau davon: „Indio braucht wieder einen großen, starken Freund und Beschützer, groß und stark und schwarz soll er sein“, sagte er ungefähr zwei Monate nach Alaskas Tod. Keine Frage, es sollte wieder ein mächtiger Hund sein und ein männlicher noch dazu. Mist, da schien mein Funkspruch etwas gestört angekommen zu sein. Ich bin stark und mächtig, okay, das bin ich wirklich, also zumindest relativ gesehen — aber ich bin weder groß noch schwarz, einem Hund wie Alaska nur äußerst entfernt ähnlich und ein Freund kann ich für Indio auch nicht sein — wenn schon, dann eine Freundin, ich bin nun mal ein Mädchen.

So wie ich die Sache analytisch überblickte, hatte ich einige Aufgaben zu bewältigen:

1. Den Menschenmann ruhigstellen,

2. irgendwie suggerieren, dass ich stark und mächtig und, naja, fast schwarz bin,

3. vertuschen oder irgendwie unwichtig werden lassen, dass ich ein Mädchen bin. Ich hatte schon realisiert, dass in der Tierfamilie hauptsächlich Jungs zu finden und auch alle Hundevorgänger Jungs gewesen waren — warum auch immer.

Um meinem Ziel näher zu kommen, begann ich als Erstes damit, mich in die Gedanken der Menschenfrau zu schleichen.

Hierzu muss ich erklären, dass ich seit meiner Geburt sozusagen auf dieses Zusammentreffen programmiert bin. Deshalb wusste ich über alle Entfernungen nicht nur immer genau, was passierte, sondern stand auch auf der seelischen Ebene mit den Menschen und den Tieren im Haus in ständiger Verbindung. Den Menschen war das nur, leider oder vielleicht auch zum Glück, nicht wirklich bewusst.