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»Ich bin ja so weihnachtsfroh«, flüstert sie. Und der Raum ist vollständig erfüllt mit sinnlichem Staunen. Mit dem Duft von Weihrauch, mit Kerzen- und Lichterschein, mit Glück und Seligkeit. Die Seele der Schönheit wohnt in diesem Raum. Am 1. Advent macht der kauzige Vermieter Hieronymus Schollenbein einen überraschenden Fund. Eine geheimnisvolle Schneekugel lässt ihm von da an keine Ruhe mehr. Ein betrügerischer Professor und ein Einbrecher alter Schule haben es ebenso auf ihn abgesehen wie ein stadtbekannter Krimineller. Die Wege unterschiedlicher Schicksale kreuzen sich. Kann das Weihnachtsfest gerettet werden? Welche Magie wirkt im Hintergrund? Und was verbirgt die Geschichte der Schneekugel? Ein Roman für jedes Alter. Wer Humor, Feinsinnigkeit, ein wenig Verschrobenheit und die Weihnachtszeit mag, kommt auf seine Kosten. Weihnachten verändert alles und jeden. Sogar Vermieter. Charles Dickens hätte sicher seine Freude gehabt.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Das in die Jahre gekommene Büro liegt im zweiten Hinterhof. Eine Holztreppe führt in den dritten Stock hinauf. Eine Klingel gibt es ebenso wenig wie ein Firmen- oder Namensschild. Einzig ein Briefkastenschlitz ist vorhanden. Wer genau hinsieht, erkennt einen abgewetzten Stern auf dem halbblinden Metalldeckel. Sonst deutet weiter nichts auf den Zweck des Büros hin, das sich zweifellos bereits seit Jahrzehnten an diesem Ort befinden muss. Dennoch ist es in keinem Telefonbuch oder Verzeichnis, nicht in den Gelben Seiten und gar schon nicht online zu finden.
Die schmutzigen Scheiben zum Treppenabsatz hin sind mit gilben Gardinen verhängt. Die Luft riecht nach Sonne, Staub und einem trockenen Gestern. Weder gibt es Zimmerpflanzen noch Besucher. Auch hat keine Person jemals diese Räumlichkeiten betreten oder verlassen. Zumindest war eine solche niemals beobachtet worden. Und doch wird an diesem wunderlichen Ort eine Arbeit getan. Allerdings immer nur in der Vorweihnachtszeit.
Jule drückt mit beiden Händen einen gewaltigen Stempel auf ein Blatt Papier.
ABGELEHNT!
Anschließend pustet sie, um ein letztes Mal guten Willen zu beweisen, die Tinte trocken. Bevor die Eingabe, unberücksichtigt wie sie jetzt ist, für immer in einem massiven Ordner verschwindet. Abgelegt und abgehakt, abschlägig beschieden aus Gründen.
»Der Nächste?«
»Der hier könnte einer sein«, meint Jule, während sie den Kopf auf ihre Fäuste stützt.
»Lies vor, Jule«, sagt jemand von einem anderen Schreibtisch her.
Nun hebt Jule den Kopf und liest mit leiser Stimme: »Ich wünsche mir, dass meine Oma noch einmal glücklich sein kann. Sie hat außer viel Kummer niemanden mehr und ist deshalb meist ganz allein. Dann sitzt sie in ihrer großen Wohnung, weil sie nicht mehr umziehen kann. Weil Umzüge heutzutage so teuer sind. Ihre Nachbarinnen und Freundinnen von früher sind alle tot oder längst weggezogen. Ich möchte ihr gern helfen, wohne aber meiner Arbeit wegen weit weg.«
»Ein klassischer Fall.«
»Ja, das ist er.«
»Passt er zu den bereits ausgewählten Fällen?«
»Leider nein.«
»Aber Oma ist alt.«
»Noch nicht so alt, sie ist gerade mal sechzig …«
»Aber sie ist schwer krank. Das steht auch in dem Brief. Also ist sie ein dringender Fall.«
»Ich verstehe. Dann schieben wir ein bisschen. Lass doch mal sehen. Wer von unseren Beantragenden hat noch etwas Zeit übrig?«
So geht das eine Weile. Schließlich ist auch dieser Fall in den diesjährigen Weihnachtsplan eingepflegt. Und er würde gut werden. Jule heftet den Vorfall zufrieden ab.
Jule mit dem Herzgesicht ist siebenundzwanzig Jahre alt und hat ein Leben bereits hinter sich. Jule ist unglaublich dünn, besitzt eine weiße Haut wie aus Papier und dunkle, tief liegende Augen. Wer sie nicht kennt, muss vor ihr erschrecken, denn es ist, als sähe man den Tod vor sich. Ehemals exzessiver Drogenkonsum hat ihr Hirn geschädigt. Auf Jules Herz hatten die Drogen allerdings keinen Zugriff gehabt, deshalb ist es intakt geblieben. Nicht nur das. Ihr Herz hatte sich nach überstandener Angelegenheit mit vollem Einsatz um das Gegenteil bemüht. Herzinnigkeit ist, was Jule vor allem auszeichnet. Und sie macht keinen Unterschied. Ihr Herz schließt jeden ein, so groß ist es.
»Und jetzt: Ein Vermieter.«
»Oh, Oh weh.«
»Ja«, sagt Jule und streicht sich mit einer langsamen Bewegung das Haar aus der Stirn. Einmal hatte Korbinian ihr Haar Engelshaar genannt. Das gefällt ihr.
»Wann hat es das wohl zuletzt gegeben, ein Vermieter …?«
»Ich weiß es kaum noch«, sagt Korbinian, obwohl er sich zuverlässig bei allen Fällen auf das Genaueste zu erinnern weiß. Er will Jule nicht mit zu vielen Überlegungen belasten. Der letzte Vermieter, für den ein Wunsch einging, das war … das war … sollte ihn sein Gedächtnis nun doch im Stich lassen? Nein, jetzt weiß er es wieder.
»Es ist tatsächlich eine Weile her. Im Dezember neunzehnhundertsechzig, wenn ich mich recht erinnere.« Korbinian erinnert sich immer richtig, aber er tut gern so, als könne er, wie jeder andere, Dinge einfach so vergessen. Das Vergessen ist ein reizvolles Konzept, findet er, das Erleichterung in vielerlei Hinsicht verspricht. Wie angenehm es sein muss … Leere. Doch ihm ist es leider nicht gegeben.
»Um auf den Fall zurückzukommen. Also damals hatte jemand, der nachgewiesenermaßen kein Angehöriger des später Begünstigten war, einen ziemlichen Batzen Glück für den Besitzer eines Dreifamilienhauses erbeten.«
Oder wie ist das noch gewesen? Korbinian hat mittlerweile derart viele Fälle im Gedächtnis angesammelt, dass ihm die eine oder andere Sache schon mal durcheinandergerät. Genau das ist das Problem, wenn man nichts vergisst.
Seltsamerweise leiden die Regale in dem altmodischen Büro unter demselben Sachverhalt. Sie biegen sich unter den randvollen Ordnern. Hier wirft niemand etwas weg. Nimmt Jule einen Ordner heraus, kann man in der entstandenen Lücke, wenn man gerade hindurchsieht, die dahinterstehenden, noch viel älteren Ordner sehen.
»Werden wir ihm helfen?«
»Nötig hätte er es, davon kann ausgegangen werden. Aber Vermieter sind schwierige Fälle. Da braucht es Geschick, einen gut kalkulierten Ablauf der Dinge und eine solide Portion Magie.«
»Verfügen wir über eine solche Portion Magie?«
Korbinian antwortet darauf nicht sofort. Stattdessen sieht er in die staubigen Lichtstrahlen der Sonne, die den Raum schräg durchstechen. Und erkennt in ihnen die Verbindungen der Menschen und Dinge untereinander. Alles hängt zusammen, ob es den Menschen gefällt oder nicht. Jeder ist mit jedem anderen verbunden, ob man es will oder ob man es nicht will. Manchmal ist das offensichtlich und in anderen Fällen delikat verwickelt. Seine Kunst besteht darin, das zu erkennen. Schließlich wendet er sich wieder seiner Gehilfin zu.
Er sagt: »Ja, tun wir. Worauf du dich verlassen kannst.«
Jule sucht nach einem anderen Stempel. Einem, der nicht minder groß ist. Mit sehnigen dürren Händen packt sie zu.
STATTGEGEBEN!
Für die Arbeit ist Jule ihres beschränkten Verstandes wegen nur bedingt einsetzbar, doch sie gibt sich jede Mühe, Korbinian zur Hand zu gehen. So wühlen sich die beiden gemeinsam durch die turbulente Vorweihnachtszeit. Jule geht nie in den Außeneinsatz. Sie liest Eingaben, bewegt Ordner, kämpft immer wieder aufs Neue vergeblich gegen den Staub an. Jule räumt auf und macht sauber. Da ihr großes Herz niemandem etwas Böses zu unterstellen vermag, ist sie den Anträgen gegenüber wohlwollend eingestellt. Sie möchte jedem helfen und hätte sich, wäre sie in der Verantwortung gestanden, grob ausnutzen lassen. Als wenn eine bestimmte Art auf den eigenen Vorteil bedachter Menschen ihre herzliche Hilflosigkeit spüren konnte. So ist das mit den Herzen, sind sie erst einmal groß genug, weisen sie nichts und niemanden mehr zurück.
Jule lächelt oft still vor sich hin. Sie steht oft schräg da, bei der Arbeit wie auch sonst im Leben. Und sie dreht oft unruhig ihre Hände, als würde sie sie waschen wollen. Jule trägt ein himmelblaues Kleid, in das silbrige Sterne gewebt sind. Der geschlossene weiße Bubikragen lässt sie mädchenhaft wirken. Wenn nur ihr Blick nicht gewesen wäre …
Sobald Statistiken zu erledigen sind, übernimmt Jule das. Zahlen versteht sie ganz ausgezeichnet. Falsch abgeheftet hatte Jule noch nie etwas – jedenfalls soweit man davon weiß. Andeuten sollte man in dieser Richtung besser nichts. Wen einmal ein Blick aus ihren dunklen traurigen Augen getroffen hat, der beeilt sich, jeden Zweifel zur Seite zu legen.
Der Bürovorsteher Korbinian Stern ist ein hagerer Mensch, dessen Alter schwer zu schätzen ist. Die einen halten ihn für Mitte zwanzig, andere sind sicher, es mit einem mindestens Fünfzigjährigen zu tun zu haben – wenn er nicht sogar noch älter ist. Die Zweifel bleiben. Ob Korbinian sein wahres Alter kennt, lässt er offen. Wie jeden Tag trägt er eine schwarze Anzughose gestrigen Zuschnitts. Dazu kommen ein weißes Hemd, Ärmelschoner und eine schwarze Krawatte. So hätte man ihn auch für einen Bestatter halten können. Zumal wenn im Außeneinsatz noch Hut und Jackett hinzukommen.
Korbinian setzt seine Lesebrille auf, angelt eine Papiertüte aus der Aktentasche und wickelt ein Wurstbrot aus. Er beißt hinein, kaut und wendet sich den ihm vorgelegten Schreiben zu. Korbinian liest und denkt nach. Beides zu gleicher Zeit zu tun, scheint ihm keine Schwierigkeiten zu bereiten.
»Ja«, sagt er schließlich, nachdem das Wurstbrot den ihm zugedachten Weg in den Magen gefunden hat. »Er ist es tatsächlich. Der Vermieter, mit ihm lassen wir es beginnen.«
Schon fängt er an, rumpelnd in der Schreibtischschublade zu stöbern.
»Ah hier … Kannst du mal halten, Jule, bitte?«
Und Jule hält. Jule hält die ihr noch unbekannte Kugel erst wie ein rohes Ei und wenig später, nachdem sie warm geworden ist, wie ein zu schützendes Vögelchen. Jule hält tapfer durch. Sechzehn Minuten lang umschließen Herzenswärme und Hände das Objekt. Dann kehrt Korbinians Aufmerksamkeit zu ihr zurück.
»Wie schwer sie ist«, lächelt sie ihm entgegen. »Das war anstrengend.« Sie reibt sich die Arme.
»Tut mir leid.« Er nimmt ihr die Schneekugel aus der Hand, versucht, das Gewicht zu schätzen, erstaunt sich wieder einmal darüber, und mustert sie interessiert und von allen Seiten, als müsse er sich vergewissern, dass keine Flocke im Innern fehlt.
»Die müsste noch viel schwerer sein. Aber das liegt an dem dünnen Glas, Jule. Es ist mundgeblasen. So etwas wird heutzutage gar nicht mehr hergestellt. Du wirst es kaum glauben, aber sie ist über hundert Jahre alt.«
Die Kugel trotzt dem fahlstaubigen mattgelben Sonnenschein des Büros und setzt ihm einen strahlendweißen Schimmer entgegen.
»Wie schön sie ist.«
»Oh ja, das ist sie. Man nennt sie die Schneekönigin. Aber schütteln dürfen wir sie nicht.«
»Warum dürfen wir sie nicht schütteln? Ist das nicht, wozu Schneekugeln gemacht sind?«
Korbinian lässt ein leises Lachen hören. »Du hast recht, Jule. Aber in diesem Fall sollte nur der Richtige das tun, verstehst du? Sonst ist der Zauber nämlich dahin. Und auf den kommt es an. An uns ist es, diesen Richtigen ausfindig zu machen.«
»Was wir bereits getan haben, oder?«
»So ist es.«
Eine Frage lastet Jule noch auf der Seele, während sie die Hände ringt.
»Wie hat die Schneekönigin all die Jahre überdauert? Und wieso ist sie hier?«
Korbinian zieht seine Ärmelschoner hoch.
»Du wirst es nicht glauben, aber ich habe sie erst unlängst in einem kleinen Laden gekauft.«
»War sie sehr teuer?«
»Ganz im Gegenteil. Man nennt es wohl ein Schnäppchen. Weißt du, es ist gar nicht selten, dass Kunstgegenstände in Vergessenheit geraten, weil niemand mehr ihren Wert kennt. Was meinst du, ist das Objekt dann nichts mehr wert oder behält es ihn? Ist ein Wert absolut oder imaginär? Wonach bemisst sich das? Es ist nur das etwas wert, was einer haben will. Oder?«
Jule hat nicht folgen können. Sie ringt noch mit den Worten.
»Egal, diese Schneekugel wird eine wichtige Rolle spielen, das kann ich dir versprechen. Mit dieser gläsernen Schönheit fangen wir an. Sie ist eine hübsche Überraschung. Alles Weitere findet sich dann. So wie es immer ist.«
»So wie es immer ist«, wiederholt Jule gedankenversunken.
»Ganz genau.«
»Also keine Christbaumkugel in diesem Jahr?«
»Keine Christbaumkugel in diesem Jahr.«
»Und keine Kerze?«
»Auch keine Kerze in diesem Jahr. Und auch kein sonstiger Gegenstand, so festlich und mächtig er auch sein mag.«
»Stattdessen die Schneekugel …«
»Oh ja. Die Schneekönigin ist etwas Besonderes. Eine wie sie gibt es nur einmal auf der Welt. Unter ihrer gnädigen Zuhilfenahme wird unser Vorhaben auch diesmal gelingen. Und dann wird alles gut.«
»Brauchen wir ein Formular?«
»Wir brauchen immer ein Formular, Jule.«
Und Jule eilt, das Gewünschte zu besorgen. Auf eine schöne Vorweihnachtszeit.
Der Schneeregen hat plötzlich eingesetzt. Hieronymus Schollenbein flucht, denn er hat seinen Schirm im Wagen gelassen. Die Umgebung hat sich schlagartig grau gefärbt. Der Schnee klatscht ihm nass und kalt ins Gesicht. Arbeiter in roten Westen sind auf einem Autokran stehend damit beschäftigt, eine Lichterkette über die Straße zu spannen. Der Schneefall stört, hält sie aber nicht auf.
Weihnachten ist nicht zu verhindern. Da können Regen und Schnee fallen, wie sie wollen, denkt Hieronymus. Er ist an diesem Donnerstag unterwegs zu einem seiner drei Mietshäuser. Weihnachtlich geht es hier in der Vorstadt zu Beginn des Dezembers noch kaum zu. Einzelne Lichter, verschiedene zurückhaltende Dekorationen sind aber bereits in den Schaufenstern erschienen. Der weihnachtliche Glanz der Stadt beginnt im Verborgenen zu strahlen. Bald wird er weithin sichtbar prächtig blinken.
Das dreistöckige Gebäude befindet sich in der Weberstraße. Eine erstklassige Lage, die ihm 1-a-Mieter eingebracht haben sollte. Stattdessen muss er sich immer wieder kümmern. Je öfter er im Haus auftaucht, desto häufiger scheint sein Eingreifen notwendig zu sein. Ein seltsamer Zusammenhang. Tief im Innern weiß Hieronymus, dass er sich die Sache selbst schwer macht. Wenn er es nur fertig bekäme, seinen Mietern mehr Vertrauen zu schenken, die Dinge würden wahrscheinlich wie von allein laufen.
Eine stattliche Erscheinung ist Hieronymus nicht. Von bescheidenem Wuchs ist er und keineswegs kräftig. Er trägt, was man in seinem Alter eben trägt. Praktisch muss es sein und preisgünstig. Tägliche Körperpflege hält er für überschätzt, reine Zeitverschwendung. Aus denselben Gründen benutzt er eine dunkle Perücke, die ihm einen strengen Ausdruck verleiht. Der moderne Haarersatz ist perfekt produziert, und doch bemerken die Leute ihn. Nicht jeder, aber doch erstaunlich viele Menschen achten zumindest unbewusst darauf und wissen seine Haarpracht genau einzuschätzen. Ihm gefällt das. Sollen sie ihn ruhig für streng und unnahbar halten, ihn sogar ein wenig fürchten. Der Hauptnutzen aber ist: Das Haar unter der Perücke darf aussehen, wie es will, es bedarf keiner Extrapflege. Denn dazu hat er keine Zeit.
Hieronymus zupft das Notizbuch aus der Jackentasche. Ihm ist es natürlich sofort aufgefallen, jemand hat an der Haustür einen Aufkleber angebracht. Einen glänzenden dicken Weihnachtsmann. Das schreibt er sich auf, auch wenn er den Verursacher noch nicht kennt. Hieronymus mag keine Aufkleber, jedenfalls nicht an seiner Tür. Und ebenso wenig an den außen angebrachten Briefkästen, die er anschließend inspiziert. Allerdings, ohne etwas zu entdecken.
»Das haben wir nicht so gern«, murmelt er, dann fällt sein Blick nach unten. An der Schwelle lehnt eine fleckige Papiertüte, die aussieht, als würde ein Wurstbrot darin aufbewahrt. Als er sie mit aller Vorsicht mit den Fingerspitzen ergreift, um sie in den Mülleimer zu bugsieren, kann er nicht widerstehen. Die Tüte wiegt schwerer als erwartet. Er muss hineinsehen. Sein Blick fällt auf ein schwarzes Kästchen. Er zieht es hervor und lässt die Tüte fallen.
»Was zum Teufel …«
Das Kästchen besteht aus Holz. Es gibt weder eine Beschriftung noch sonst einen Hinweis auf seinen Inhalt. Darf er es gefahrlos öffnen? Kann er es wagen? Hieronymus ist hin- und hergerissen. Dann siegt ein zweites Mal die Neugier. Er klappt den Kasten mit einer ruckartigen Bewegung auf. Und glaubt seinen Augen nicht zu trauen. Vor ihm liegt, aufgebahrt auf schwarzer Seide, die Allerschönste. Da liegt SIE. Da liegt die Schneekönigin. Er erkennt sie sofort, obwohl sie sich bislang nicht in seinem Besitz befunden hat. Dazu ist sie zu selten. Nur einmal auf einer pompösen Ausstellung in Chemnitz war er einem ähnlich wertvollen Stück nahe gekommen. Dem erzgebirgischen Schneefräulein …
Träumt er? Hieronymus Schollenbein taumelt. Das Herz schlägt hoch. Er stützt sich am Türrahmen ab. Klappt die Schachtel zu. Die Allerschönste. Wie kann das sein? Ihm wird heiß, obwohl der Schneeregen bereits sein Haar durchnässt hat und kalte Flocken in seinen Kragen rieseln. Plötzlich ist ihm sein Mietshaus egal. Er fühlt die große Sache und hastet zurück zu seinem alten Saab. Dort hat er etwas Entscheidendes zu tun.
Hieronymus schnauft durch. In der warmen Behaglichkeit seines Wagens öffnet er ein weiteres Mal das Kästchen. Immer wieder muss er hinschauen. Er kann nicht fassen, dass SIE, ausgerechnet, nun in seinen Händen weilt. Er starrt auf den Wunderbaum, der am Rückspiegel baumelt und weihnachtliche Gerüche verbreitet. Die Realität … Hieronymus darf sich nicht von seinen Gefühlen übermannen lassen. Er zwingt sich zu nüchterner Überlegung.
Zuerst muss er die Echtheit überprüfen. Mit dem Handy ruft er einige Fotos auf und beginnt Details zu vergleichen. Das Glas der Kugel ist in einem exzellenten Zustand, aber es ist nicht makellos. Es gibt einige Schlieren, bedingt durch eine seltene mundgeblasene Herstellung. Wie es zu erwarten ist. Hieronymus versucht, Handyabbildung und Original im selben Winkel zu erfassen, was ihm nicht gelingt. Das Telefon rutscht ihm aus den Fingern. Diese Dinger sind unpraktisch wie Ziegelsteine, denkt er. Und genauso schwer.
Die Kugel zeigt im Innern eine Winterlandschaft mit Häuschen. Haarfeine Details sind zu sehen. Eine sorgfältige Arbeit. Aber nichts eigentlich Ungewöhnliches und in vielen Modellen so oder so ähnlich zu haben. Er hat das alles schon oft gesehen. Allerdings kann diese Kugel so etwas wie die Mutter vieler ihr nachfolgenden Schneekugeln sein. Wenn sie denn echt wäre.
»Was ist dein Geheimnis?«, fragt er laut.
Der Sockel besteht nicht aus Metall, dazu ist die Schneekönigin nicht schwer genug, obwohl sie sich anfühlt, als halte man eine Kanonenkugel in der Hand. Hieronymus geht von bemaltem Holz aus. In den Fuß sind glitzernde Schneekristalle eingeprägt. Bei genauerem Hinsehen stellt er fest, dass es sich um Einlegearbeiten handelt, die gemäß Homepage des anerkannten Professors von Klotte aus Tausenden winziger Diamanten bestehen. Wenn sie denn echt wären.
Hieronymus Schollenbein besitzt eine achtbare Sammlung, die er in einigen Jahrzehnten zusammengetragen hatte. Darunter sind auch einige seltene Stücke, doch nichts aus dieser Gewichtsklasse. Es gibt irrsinnig aufwendig gestaltete Exemplare aus teuersten Materialien. Doch hinter denen ist er nicht her. Für eine solche Kugel hätte er eines seiner Häuser opfern müssen, was für ihn nicht infrage kam. Er interessiert sich weniger für Seltenheit und Wert, als für die Motive. Die Vielfalt der Welten innerhalb des begrenzten Raumes der Kugel, das ist sein Thema. Tatsächlich kann man so ziemlich jede Szene in eine Schneekugel bringen, allerdings sollte sie des Prinzips Schnee wegen winterlich sein. Regenkugeln würden nicht funktionieren. Und wenn doch, würde sie niemand kaufen.
Ob Schnee- oder Weihnachtsmann, Tannenbaum, Schlitten, Kinder, Engel, Personen, Glocken, Zapfen, Geschenkkartons, Holz, Schwibbögen oder Sterne, den Schöpfern klassischer Kugeln sind die Motive nie ausgegangen. Moderne Schneekugeln zeigen noch mehr. Flugzeuge, Automobile, Figuren aus Film und Fernsehen, nicht einmal winterlich muss es zugehen. Hieronymus aber liebt nur die Klassiker. Die kugelige Vielfalt nimmt eine vollständige Wand in seinem Arbeitszimmer ein – wir werden das noch sehen. Es ist sein ganzer Stolz. Ein Stolz in Form eines übergroßen Setzkastens. Dazu kommen die Vitrinen in Wohn- und Esszimmer sowie auf dem Flur. Weitere mindestens tausend Kugeln lagern in Schachteln und Pappkartons überall da, wo er sie hat unterbringen können.
Die Schneekönigin bugsiert er vorsichtig zurück in ihr Bett aus Seide in dem schwarzen Kästchen. Es hat keinen Zweck. Auf die Schnelle würde er die Echtheit der Schönen nicht feststellen können. Eine sichere Möglichkeit, die vermeintliche Echtheit zu bestimmen, hat er nicht. Es gibt zwei Koryphäen auf dem Gebiet der Schneekugeln. Der eine arbeitet in einem Museum in St. Petersburg. Doch diesen Alexander Nikolajewitsch Shurlov kann er unmöglich fragen. Dann müsste er Fragen nach der Herkunft beantworten und geriete womöglich in ernste Schwierigkeit. Denn wie könnte er seinen Besitz erklären? Und das womöglich auf Russisch, das er mit keinem Wort spricht. Und der andere ist sein Bekannter und Rivale, weil ebenfalls Sammler, Professor von Klotte, der sich nach Baden-Baden zurückgezogen hat. Von Klotte würde die Sache vertraulich behandeln. Das ist gewiss.
Die Schneekönigin war kurz nach neunzehnhundert in Süddeutschland … oder, nein, ist es in Österreich gewesen? … hergestellt worden. Sie stammt aus dem Besitz einer reichen Russin oder gar Königin. Genau erinnert er sich nicht mehr. Zarin korrigiert er sich. In Russland sagt man Zarin. Den Namen hat er sich nicht gemerkt. Diese Schneekugel ist nicht einfach nur selten, sie ist absolut einmalig. Es gibt nur ein einziges Exemplar. Und das soll sich jetzt, ausgerechnet hier in seinem Saab, in seinen Händen befinden? Absurd. Dabei wirkt sie so echt. Nicht wie eine billige Warenhauskopie, die ein Kenner auf Anhieb als Schwindel entlarvt. Wenn, dann muss es sich um eine aufwendig gefertigte Replik handeln, nichts weniger als das. Hieronymus schüttelt den Kopf. Abwechselnd blickt er auf seinen Fund und durch die Wagenscheiben.
Schon macht sich die Sorge in ihm breit, jemand könne ihm das unersetzliche Stück wieder entreißen. Wird er gleich wahnsinnig oder ist er der größte Glückspilz der Welt? Ausgerechnet er, der noch nie etwas von Wert gefunden hat. Geldstücke, die zweifellos ständig von Leuten verloren werden, scheinen stets einen Bogen um ihn zu machen. Sohnemann Frank hatte erst letztens in der Bahn einen Zwanzigeuroschein gefunden. Ihm selbst wäre das unter Garantie nie passiert. Ein passabler Zwanzigeuroschein wusste das zweifelsohne zu verhindern. Das jedenfalls galt bis zum heutigen Tag als sicher anzunehmen. Und nun?
Für die Schneekönigin existiert kein Preis. Sie ist nie zur Auktion gekommen, nie ausgestellt worden, sondern einfach verschwunden. In den russischen Weiten oder anderswo. Sammler wie er haben nie eine Chance auf einen Besitz gehabt. Er sowieso nicht. Im Leben nicht. Und doch …
Es ist nicht nur die Seltenheit, die das zarte Objekt aus Glas so einmalig macht. Da ist auch die Legende. Die Schneekönigin soll es, von den richtigen Händen zum richtigen Zeitpunkt geschüttelt, nämlich an Weihnachten, tatsächlich und wahrhaftig schneien lassen können. Dafür gibt es Berichte von Zeugen. Die Sache ist hinlänglich verbürgt. Seit der russischen Revolutionswirren ist die Kugel verschollen. Ihr Verbleib ist in Sammlerkreisen ein beliebter Anlass immer wieder aufflammender Diskussionen. Mindestens drei als reich geltende Amerikaner haben durchblicken lassen, die Kugel zu besitzen. Ein arbeitsloser Schlosser behauptet, die Schneekönigin im Dezember neunzehnhundertzweiundneunzig sein Eigen genannt zu haben. Was selbstverständlich angezweifelt wird, allerdings besitzt er rätselhafterweise ein Foto, das nicht wegzudiskutieren ist. Man vermutet das einmalige Stück in Museen, bei der Mafia oder in einem Tresor eines der an der Herstellung beteiligten Unternehmens, das es noch immer gibt. Fantasievollere Zeitgenossen glauben, das zauberhafte Ding in den Händen des Weihnachtsmannes, der aber unglücklicherweise nur selten Gebrauch von den magischen Talenten des Gegenstandes zu machen scheint. In den letzten Jahren hielt der Dezember nur Schneeregen bereit.
Hieronymus schüttelt die Kugel nur kurz. Es ist ein professionelles Schütteln, erlernt in vielen tausend Schüttelvorgängen über Jahrzehnte. Er sieht dem Flockenwirbel im Innern des Glases zu. Schaut dann wieder durch die Windschutzscheibe und meint für einen Moment tatsächlich mehr Schnee als Regen zu sehen. Der Zauber soll doch wohl nicht etwa real sein? Barer Unsinn, denn es ist ja noch nicht Weihnachten. Er macht sich hier lediglich etwas vor. Seine Sinne spielen ihm einen Streich. Er will glauben, das ist alles.
Die Schneekönigin in seinen Händen ist aller Wahrscheinlichkeit nach eine Fälschung. Jemand, der über seine Leidenschaft Bescheid weiß, will ihn auf den Arm nehmen. Doch wie ist diesem Jemand die perfekte Fälschung gelungen? Hieronymus atmet heftig aus. Wahrscheinlich ist alles ganz anders. Dies ist einfach nur eine gut gemachte Replik, und jemand hat sie für ihn an die Tür gestellt. Einer der Mieter könnte dafür verantwortlich sein. Das dürfte auf der Hand liegen. Wer sonst hätte eine gebrauchte Papiertüte benutzt? Jemand, der den Wert des Gegenstandes kannte sicherlich nicht. Oder? Den einen oder anderen Vorteil würde dieser Mieter sich versprechen. Vermutlich will man ihn gnädig stimmen, indem man ihn in eine vorweihnachtliche Laune versetzt. Dieser Plan wird nicht aufgehen. Wenn es um die Immobilie geht, beharrt Hieronymus auf Korrektheit. Bestechung würde nicht funktionieren. Es ist lächerlich, was erhofften die Leute sich von ihm? Mietsenkungen? Größere Balkone, Keller? Oder gar Kaminöfen?
Noch immer im Wagen hockend überlegt er, wie seine Mieter von seiner Sammlung wissen konnten. Gesprochen hatte er, soweit er sich erinnerte, niemals darüber. Miete ist Miete und die Sammlung ist seine Privatangelegenheit. Hieronymus stellt sich vor, wie es wäre, die echte Königin besitzen zu dürfen. Und wenn man es mit ihrer Hilfe nicht nur an Weihnachten, sondern ständig schneien lassen könnte. Was wäre das für ein Spaß. Er malt sich aus, wie er Schneelandschaften erzeugt, indem er mit der Kugel umherläuft. Er sieht vor seinem geistigen Auge, wie er den Kindern Spaß bereitet und den Wintersportlern hilft. Das städtische Tourismusbüro wird ihn loben und später sogar anstellen, er käme ins Fernsehen. Dort würde er das Wetter nicht einfach nur ansagen. Nein, er würde es machen. Das Wetter wäre immer so, wie er es angesagt hätte. Jedenfalls im Winter. Oder … oder vielleicht auch nicht. Wäre es nicht schöner, den Schnee seltener zu haben, aber dann zur perfekten Zeit? So wie es sich gehörte. An Weihnachten nämlich.
Die Männer in den roten Westen umzingeln sein Auto. Jemand klopft an die Scheibe.
»Wenn Sie woanders halten könnten. Hier kommen jetzt die Lichterketten ran. Wir müssen uns beeilen. Das Wetter, versteh’n Sie?«
»Kein Problem, Meister«, hört er sich sagen und setzt den Wagen um. Und schon nehmen auch seine Gedanken eine andere Richtung. Plötzlich schmeckt ihm der jahrelang erhoffte Triumph, nämlich die schönste und teuerste Schneekugel aller Sammler zu besitzen, fad. Ein Objekt wie die Schneekönigin sein Eigen nennen zu dürfen, wäre großartig gewesen. Und für einen Moment hatte er sich ja auch tatsächlich als Eigentümer gefühlt. Es hatte ihn emotional auf das Heftigste durchgeschüttelt. Doch lieber hätte er das seltene Stück in einem Kampf erobert oder in einer hitzigen Versteigerung die Oberhand behalten. Aber darf er das Objekt, so es denn echt ist, überhaupt behalten? Wem gehört es? Wer hat dafür bezahlt? War es gestohlen? Eines Tages würde jemand den Sachverhalt herausfinden. Er würde nichtsahnend die herrliche Sammlung des Hieronymus bestaunen und dann die Schneekönigin entdecken und womöglich wissen, woher sie gekommen war. Aus dieser Lage würde sich kaum herauszureden sein. Es ist also nicht klug, die Kugel zu nehmen, ohne etwas über ihre Herkunft zu wissen. Aber was soll er sonst tun? Zur Polizei gehen? Den Gegenstand in die Tüte zurücklegen, sofern er sie wiederfindet, und noch mal vor die Tür legen? Vielleicht ist sie für jemand anderen bestimmt gewesen? Vielleicht hat der wahre Besitzer sie nur kurz ablegen wollen, um … Er könnte ein Inserat in der Stadtteilzeitung aufgeben oder bei Facebook nach dem Besitzer fahnden. Doch wie er es auch betrachtete, immer ist er es, der in einem ungünstigen Licht stehen würde.
Hieronymus weiß, dass seine Mieter ihn für einen peniblen Geizkragen halten. Aber er ist überhaupt nicht geizig. Er investiert regelmäßig in alle seine Objekte. Ja schon, ein bisschen penibel ist er wohl. Aber das ist auch nötig, wenn man Mietshäuser zu verwalten hat, findet er. Wieso meinen die Leute, ihm Geiz unterstellen zu dürfen? Wegen korrekter Nebenkostenabrechnungen? Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass man versucht, ihn durch Großzügigkeit zu beschämen. Aber ausgerechnet mit einer Schneekugel, ausgerechnet mit dieser Schneekugel? Das kann kein Zufall sein.
In Wahrheit ist Hieronymus Schollenbein Freunden und der Verwandtschaft gegenüber durchaus großzügig, wenn sich eine entsprechende Gelegenheit ergibt. Mieter hatten allerdings immer zu den Ausnahmen gehört. Ebenso wie Lieferanten und Händler. Und die Leute von der Bank oder der Versicherung. Denen kann man nicht trauen, da gebietet es der Verstand, auf den Euro zu achten. Ja ja, von Mietern wird man grundsätzlich übervorteilt und betrogen, das ist seine feste Ansicht. Wenn man bei denen nicht ständig aufpasst, ist das Geschäft schnell ruiniert. Und was dann? Ein Luchs muss er sein, wenn es um den Mieter geht. Ein Luchs, jawohl, nichts weniger. Eine Ansicht, die er von seinem Vater hat, der in schlechten Zeiten den Grundstock des kleinen Imperiums gelegt hatte. Ohne dessen ausgeprägtes luchshaftes Wesen wäre das damals nicht gegangen.
Aus den geschilderten Gründen fühlt sich Hieronymus Schollenbein durch das Geschenk verpflichtet, etwas Positives für seine Mieter zu tun. Falls jemand auf eine Mietsenkung spekuliert, kann er das vergessen. Mietsenkungen sind in Deutschland vollkommen unbekannt, ausgestorben sozusagen, falls es sie je gegeben hat. Bestenfalls würde man die nächste Erhöhung eine Weile hinauszögern können. Aber das liegt nicht in seiner Absicht. Sollte jemand darauf gesetzt haben, hatte er sich geschnitten. Dennoch muss er die Schuld ausgleichen. Der Gedanke beherrscht ihn.
Schollenbein steht klappernd auf dem Hof und versucht, in der kühlen Luft zur Ruhe zu kommen. Was ihm auch einigermaßen gelingt. Er schreitet den Hof ab, auf dem zwei Pkw in Parknischen stehen. Er hat eine Idee. Er wird hier einen Christbaum aufstellen lassen und ihn schmücken. Platz ist genug vorhanden. Alle Mieter hätten etwas davon. Jeder würde den Baum von seiner Wohnung aus sehen können. Jeder wüsste auch gleich, wie er die Sache einzuschätzen und wem er zu danken hat. Hieronymus zieht sein Smartphone hervor. Er weiß, wen er anrufen muss.
»Gärtnerei Jonas, Sandra Jonas am Apparat.«
»Schollenbein hier, Ihre Firma hat meinen Garten gestaltet.«
»Herr Schollenbein, ja ich erinnere mich. Ich war selbst bei Ihnen vor Ort. Der Rhododendron, nicht wahr? Gibt es Probleme damit, Herr Schollenbein? Können wir Ihnen unter die Arme greifen?«
Er weiß, dass es einen Trauerfall in der Familie Jonas gibt, seine Frau Mira hatte ihm davon erzählt, er mag darauf jedoch nicht eingehen. Der Anruf soll rein geschäftlich sein.
»Das ist es nicht, mit dem Garten ist soweit alles in Ordnung. Aber ich hab mich gefragt, ob Sie nicht auch Weihnachtsbäume führen?«
»Wir bieten nur lebende Pflanzen an, da muss ich Sie leider enttäuschen.«
»Ich dachte an eine Kübelpflanze.«
»Oh, verstehe. Das ist natürlich kein Problem. Möchten Sie sich unsere Bäume in der Gärtnerei ansehen?«
»Nicht nötig. Ich vertraue Ihnen da. Ich gebe Ihnen die Adresse und Sie stellen den Baum dort einfach auf. Hier auf dem Hof gibt es Parkplätze. Sie können problemlos mit einem Lieferfahrzeug vorfahren.«
»Wird gern erledigt, Herr Schollenbein.«
»Haben Sie eine Nordmanntanne da?«
»Haben wir.«
Über den Preis wurde man sich auch einig. So also hat sich Hieronymus Schollenbein zum ersten Mal um einen Christbaum für seine Mieter bemüht. Ihm fehlt nur noch der Schmuck. Aber das wird er schon klären. Zunächst will er seinen Mietern auf den Zahn fühlen. Die kugelige Königin rückt wieder in das Zentrum seiner Gedanken. Er wird schon rauskriegen, was dahintersteckt. Glaubt er.
Zuerst klingelt er im ersten Stock bei der Mieterin Teffner. Astrid Teffner ist eine alleinerziehende Mutter. Das ist durch die geschlossene Wohnungstür bereits deutlich zu hören. Es poltert.
»Nu mach doch, Sanne!«
Sanne ist die Tochter. Mit dem dritten Klingeln wird die Haustür geöffnet.
Die neunundzwanzigjährige Astrid Teffner trägt eine rosafarbene Jogginghose und ein T-Shirt mit Katzenmotiv, obwohl Haustiere in diesem Gebäude verboten sind. Das Haar hat sie unter einem Handtuchturban versteckt. Schollenbein hält sich nicht lange mit Vorreden auf, Small Talk ist seine Sache nicht.
»Guten Tag, Frau Teffner. Ich war gerade zufällig in der Gegend und dachte mir, ich schaue mal vorbei.« So redet er dahin. Die Teffner kennt das bereits von früheren Kontrollbesuchen. Ihr Vermieter beginnt stets mit derselben Floskel.
»Ich bin grad echt ziemlich im Stress, Herr Schollenbein. Ist doch gerade Advent gewesen. Da hab ich tierisch viel zu tun. Die Arbeit, wissen Sie? Können wir das vielleicht morgen machen?«
Sanne schreit aus dem Kinderzimmer. Schollenbein zückt das Notizbuch, als wolle er eine gründliche Untersuchung starten: »Es ist nur eine einfache Frage, Frau Teffner, dann bin ich wieder weg. Die Nebenkostenabrechnung mach ich Ihnen auch die Tage noch fertig.«
»Danke auch. Worum geht’s denn?«
»Haben Sie in der letzten Zeit eine Schneekugel gesehen?«
»Hmm, bei Sanne in der Schule, glaub ich. Da warn letztens ... Ich mein, die hatten da ...«.
»Ich meine hier, hier im Haus?«
»Im Haus?«
»Ja?«
»Wär mir aufgefallen. Ich denk nicht.«
»Und hat einer der anderen Mieter ... ich meine Nachbarn … vielleicht zufällig mal etwas erwähnt?«
»Von Schneekugeln?«
Hieronymus nickt, er hat aber bereits eingesehen, dass dieses Gespräch zu nichts führen wird. Die Mieterin Teffner ist nicht die Hellste, wenn sie unter Druck steht, denkt er bei sich. Aber was schert mich das ...
»Na, macht nichts«, verabschiedet er sich. »Schönen Tag dann noch.« Als er wieder vor der verschlossenen Tür steht, ärgert er sich, dass er den bestellten Christbaum nicht erwähnt hat. Sollen die Mieter ruhig wissen, was ihr Vermieter alles für sie macht. Und zwar über das Gebotene hinaus. Warum er das tut? Weil die Weihnachtszeit begonnen hat. Und natürlich der Schneekönigin wegen. Da war er wieder, der alles beherrschende Gedanke. Sich ein wenig erkenntlich zu zeigen, ist keine Schande. Muss er sich nur daran gewöhnen. Seltsamer Gedanke, findet er.
In der gegenüberliegenden Wohnung residiert die Familie Peißner, von der allerdings niemand anwesend ist. Die Befragung an dieser Stelle muss ausfallen. Die Herrschaften sind wie immer im Dezember im Urlaub. Geben nichts auf Tradition. Schollenbein kämpft sich eine Etage höher. Dort erwarten ihn schwierigere Fälle. Als Vermieter muss man mit allen Arten von Leuten zurechtkommen, sinniert er, und fühlt sich ein kleines bisschen wie ein Held.
Hinter der nächsten Tür wohnt seit zwölf Jahren der Mieter Gesell. Hieronymus hat ihn als frechen, lauten Junggesellen in Erinnerung. Dieser Herr Gesell hat sich von ihm nie etwas sagen lassen. Und wenn, dann nur mit Widerwillen. Doch der Stefan Gesell ist längst nicht mehr der Mann, der er früher gewesen ist. Er ist reifer geworden und damit auch vernünftiger. Hieronymus ignoriert die Veränderung, er will sich nicht daran anpassen und tut, als sei alles wie früher. Ein Dutzend leerer Bierflaschen besetzt die Fußmatte. Auf ein Neues holt er das Notizbuch hervor, um einen Eintrag zu machen. Hieronymus seufzt, der Mieter Gesell hat bereits zahlreiche Einträge hinter seinem Namen versammelt. Wegen zu lautem Musikhören, weil er die Mülleimer nicht auf die Straße gestellt hat, als die Reihe an ihm gewesen ist, weil ... Aber diese Einträge sind allesamt schon Jahre alt. Was ist da zu tun? Zudem zahlt er die Miete seit mindestens zehn Jahren pünktlich und es gibt keine Probleme mit den Nachbarn – wenn man von dem Leergut absieht. Ein süßlicher Duft strömt ihm entgegen, als Stefan Gesell die Tür öffnet.
»Ja?«
»Guten Morgen, Herr Gesell.«
»Morgen.«
»Herr Gesell, das mit den Flaschen hier, das geht so nicht. Brandschutz und so.«
»Die brennen ja nicht. Die sind bloß leer.« Der Mieter Gesell ist betrunken. Er hat einen guten Grund, genau jetzt zu diesem Zeitpunkt betrunken zu sein. Hieronymus ahnt davon nichts und Gesell wird ihm auch nichts sagen.
»Die stehen im Weg, wenn’s mal brennen sollte im Haus. Verstehen Sie? Das kann Leben kosten.«
»Okay, räum ich weg.«
»Eine andere Sache, Herr Gesell. Da Sie sich mit Glas so gut auskennen, haben Sie in der letzten Zeit mal jemanden mit filigranen Spielzeugen hantieren sehen? Hier im Haus, mein ich.«
»Was denn für Sachen?«
»Schneekugeln zum Beispiel ...«
Herr Gesell denkt nach. Schollenbein wird klar, dass er den falschen Mann an der falschen Stelle verhört. Der Mieter vor ihm ist betrunken. Selbst wenn er etwas weiß, wird er sich nicht erinnern. Seine Wohnung, sein Konsum, da kann man nichts machen.
»Nee, tut mir echt leid. Aber wenn ich eine sehe, sag ich Ihnen sofort Bescheid. Ehrenwort.«
Wahrscheinlich wird weder jemals eine weitere Schneekugel im Haus auftauchen noch wird dieser Mieter sein im Suff gegebenes Versprechen halten. Davon ist Hieronymus überzeugt. Er wendet sich um.
Von der Mieterin Piontek ist bekannt, dass sie sich gern unterhält, am liebsten länger. Ach, dass sie am liebsten gar nichts anderes tut, wenn sie die Zeit dazu hat. Und sie hat viel Zeit. Tatsächlich hat sie bereits hinter der Tür gehorcht, durch den Spion gelinst und das Gespräch der beiden Männer auf dem Treppenabsatz, so gut wie es ihr möglich war, verfolgt.
Hieronymus Schollenbein hätte jetzt gehen können. Genau darüber hat er schon nachgedacht, als er noch dem Junggesellen Gesell gegenüberstand. Doch den Zeitpunkt zum Hinunterschleichen hat er verpasst. Hätte er nicht geläutet, hätte die Mieterin Piontek wie zufällig die Tür geöffnet, ihn erspäht und in eine Unterhaltung verwickelt. Er muss sich eingestehen: Dem Gespräch würde er nicht entkommen. Die Sache wird sich hinziehen, dafür ist hier die Aussicht auf Beute am größten. Der alten Tratschtante entgeht nichts. Irgendetwas wird sie ganz bestimmt wissen.
Die Tür ziert ein opulenter Weihnachtskranz. Der Vermieter läutet und überlegt, wie der Kranz befestigt worden ist. Nägel ... Nägel waren hoffentlich nicht zum Einsatz gekommen. Nägel sind verboten im Haus.
»Oh Herr Schollenbein, mit Ihnen hätte ich nun aber wirklich nicht gerechnet. Ist es wegen der Nebenkostenabrechnung?«
Das Notizbuch noch immer in der Hand, sagt er: »Die mache ich in der nächsten Woche, versprochen.« Er blättert zwischen unbeschriebenen Seiten hin und her. »Frau Piontek, es gibt Sicherheitsbedenken im Hausflur.«
»Ja«, sagt die ältere Frau, »das habe ich schon bemerkt. In der Etage unten stehen überall diese Bierflaschen herum. Wie schnell da was passieren kann.«
»Eben.«
»Der Herr Gesell ist doch sonst nicht so.«
»Das habe ich aber ganz anders in Erinnerung.«
»Asbach, Herr Schollenbein. Der Gesell ist seriös geworden. Können Sie mir glauben. Fast schon ein bisschen langweilig für sein Alter. Immerhin arbeitet er viel.«
»Schön, dass Sie das alles wissen. Um den Gesell habe ich mich schon gekümmert«, sagt er und verweist auf sein Notizbuch. Die Mieterin Piontek nickt verstehend.
»Es geht um etwas anderes ...«
»Ja?«
»In der letzten Zeit wurden hier des Öfteren Wurstbrottüten und weitere Gegenstände gesichtet, die nicht ins Haus gehören. Im Hof oder im Treppenhaus. Wissen Sie davon etwas?«
»Äh nö, also ich meine, nein«, erwidert die Alte kleinlaut.
»Sind Ihnen in letzter Zeit Schneekugeln begegnet?«
Jetzt grinst sie und zwinkert ihm zu. Hält die Frage wohl für einen vorweihnachtlichen Scherz. Ihm ist das peinlich. Sogleich verschwindet die Mieterin Piontek aus dem Türrahmen in die Tiefen ihrer Wohnung. Er hört sie noch rufen:
»Warten Sie, Herr Schollenbein, ich hab, was Sie suchen.«
Und sie kehrt zurück mit einer leibhaftigen Schneekugel. Einem wertlosen ominösen Ding. Aus Plastik. Vom Jahrmarkt. Sein Kennerblick sieht das sofort.
»Die habe ich von ... wie hieß er noch ... der war ein Vertreteter von einem Hersteller gewesen, dummer Kerl, wollte mir den Hof machen.« Sie kichert schon wieder. »Wenn Sie die Kugel brauchen, bitte sehr gern. Für mich ist das eh alles Vergangenheit. Da kommt nichts zurück.«
Er nimmt die Kugel überrumpelt entgegen und reicht sie sogleich wieder zurück. Die Szene wird ihm immer peinlicher. Da steht die grauköpfige Frau in einer fleckigen Schürze vor ihm, glückselig grinsend, entweder wegen der Erinnerung an den Verehrer oder darüber, ihm vermeintlich geholfen zu haben.
»Ein schönes Exemplar ... äh, aber nicht, was ich suche.«
»Na, wie schade auch. Aber woher soll ich alte Frau wissen, was der Herr Vermieter begehrt?«
»Eben.«
Schollenbein aalt sich in der Peinlichkeit der Situation. Er muss auf ein anderes Thema umsteuern. Da war doch noch etwas ... Was hat er der Mieterin sagen wollen? Der Christbaum, jetzt fällt es ihm wieder ein, er will den Christbaum erwähnen, den es in diesem Haus bald im Hof zu bewundern gibt.
»Nichts für ungut, Frau Piontek. In ein paar Tagen wohnt hier der Weihnachtsmann. So wird es Ihnen vorkommen. Warten Sie’s nur ab und gucken Sie auch mal in den Hof«, schließt er seinen Satz und das Notizbuch und den Besuch – alles in einem eleganten Rutsch. Wer hätte das außer ihm so hinbekommen?
Hieronymus steigt grußlos die Treppen hinab. Um von der redseligen Mieterin wegzukommen, scheut er sich nicht, Schroffheit vorzuschützen. Aus seiner Sicht ist das Notwehr. Das habe ich einfach nicht so gern. Ich muss verdammt noch mal hier weg.
»Ihnen auch einen schönen Tag, Herr Schollenbein«, ruft die Piontek ihm von oben nach. »Ich hab den Hof für Sie im Blick.«
Da ist er sicher. Niemand hier scheint etwas zu wissen, jedenfalls nicht, was die Dinge betrifft, für die er sich interessiert. Das kommt ihm verdächtig vor, es wirkt wie abgesprochen. Wahrscheinlich wissen alle genau Bescheid, ziehen es aber aus unerfindlichen Gründen vor, ihn zum Narren zu halten.
Er wird schon noch dahinterkommen. Was die Schneekönigin anbelangt, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Seine Mieter werden sich noch wundern. Und er sich im Übrigen ebenfalls, aber das ahnt Hieronymus Schollenbein zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Als die sechzigjährige Frau Piontek eine halbe Stunde später, ein Eierlikörchen in der Hand, ihre beste Freundin Luise anruft, redet sie völlig anders daher: »Du weißt ja, Liebes, mit einem Vermieter muss man vorsichtig sein. Vermieter haben immer einen Hintergedanken.«
»An was soll der schon denken?«
»Ans Geld natürlich. Was denkst denn du? An die nächste Mieterhöhung. Da sind sie doch alle gleich, die feinen Herren.«
»Natürlich, das stimmt«, bestätigt die Freundin. »Man kann nicht vorsichtig genug mit diesen Herrschaften sein. Lass dich bloß auf nichts ein.«
»Ich werde mich hüten, meine Liebe. Wer seinem Vermieter die Wahrheit sagt, der bettelt ja geradezu um eine Mieterhöhung. Deswegen weiß ich nichts. Natürlich habe ich etwas gesehen, Liebes. Nicht, dass ich lauschen oder spionieren würde. Aber Hof und Flur habe ich schon im Blick. Wegen der Sicherheit. Geht heutzutage ja nicht anders. Ein seltsamer dunkel gekleideter Typ ist unten gewesen. Na, das kann ich dir sagen, der tat vielleicht geheimnisvoll, wollte sich wohl nicht erwischen lassen. Obwohl, vermisst hat hier keiner was. Davon hätte ich wohl gehört ...«
Die beste Freundin der Frau Piontek, Luise Schneidewind, ist die Schwester der Mutter der Frau, die zur selben Zeit Sanne, die Tochter der Frau Teffner, aus dem ersten Stock holt, um sie zusammen mit den eigenen lärmenden Sprösslingen zur Nachhilfe zu fahren. Abgelenkt vom Besuch des Vermieters hat Frau Teffner völlig vergessen, ihrer Kleinen eine Zwischenmahlzeit einzupacken und ihr stattdessen einen hölzernen Stern, der an ein Geschenkpaket gehört hätte, mit in den Beutel gesteckt. Eine reine Gedankenlosigkeit, wie sie einer gestressten Mutter eben passieren kann. Die jüngere Frau Schneidewind, genannt Rosi, die den Wagen fährt, beschließt, als das Versäumnis offenbar wird, noch schnell bei der Tankstelle vorzufahren, um für Ersatz zu sorgen. Dabei biegt sie etwas zu scharf in die Einfahrt hinein, und zwar durch eine riesige Pfütze hindurch. Das führt zu einem beeindruckenden Wasserschwall, der sich über den just vom Mietshaus kommenden und vorüberspazierenden Hieronymus Schollenbein ergießt. Eine womöglich wohlverdiente nasse Backpfeife für den Vermieter. Ein feuchter Gruß an ... ach, an alle Vermieter einfach.
Ja, auch so hängen die Dinge zusammen. Der Nachhilfelehrer Herr Wittekind ist ebenfalls Kunde in der schon erwähnten Gärtnerei der Familie Jonas. Die Firma hat ihm vor zwei Jahren einen beschaulichen Vorgarten angelegt, durch den die Kinderschar gleich marschieren wird. Mitten durch ein Paar schmunzelnder Rehe aus Weidenzweigen hindurch, um die feine Lichterketten geschlungen sind, die aus einem alteingesessenen Geschäft für Dekoartikel hier im Viertel stammen.
Der Tankwart übrigens, Herr Peißner, um auch das nicht unerwähnt zu lassen, hat mit all dem nicht das Geringste zu tun. Zwar ist auch er Mieter in der Weberstraße, spielt in dieser Geschichte aber nicht mit. Er verbringt den kompletten Dezember samt Weihnachtsfest wie immer mit der Familie auf Mallorca. Die Peißners sind bereits auf dem Weg. Noch heute Abend fliegen sie davon und damit aus diesen Seiten heraus.
Sandra Jonas ist dreiundzwanzig Jahre jung, blond, burschikos und ihrer Jugend zum Trotz Inhaberin der Gärtnerei. Ausgesucht hat sie sich das nicht. Im elterlichen Betrieb ausgebildet, hatte sich die praktisch veranlagte Sandra im Anschluss an ihre Lehre ins Schweizerische verfügt. Dann hatte das Schicksal zugeschlagen. Von ganz oben. Mit dem größten aller denkbaren Dampfhämmer. Frontal. Beide Eltern tot bei einem Verkehrsunfall. Ihr Bruder, der mit in dem Wagen gesessen hatte, schwer verletzt. Leo ist inzwischen wieder auf den Beinen, hat aber sein Verhalten komplett verändert. Er, der ursprünglich als Erbe des Betriebes vorgesehen war, schlägt nun alles in den Wind. Leo, der die Zuverlässigkeit in Person gewesen war, strebsam und fleißig, ist nun das genaue Gegenteil seines früheren Selbst. Zu nichts mehr zu motivieren, um nicht faul zu sagen, verbringt Leo seine Tage mit Indieluftguckereien. Er trägt weiterhin die grüne Kluft der Gärtner mit den schwarzen Streifen, rührt aber keine Hand mehr. Leo macht auf Luftikus, Sandra schmeißt den Betrieb. Eine Aufteilung, die so nie vorgesehen gewesen war.
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