Weird USA - Cornelia Lohs - E-Book

Weird USA E-Book

Cornelia Lohs

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Beschreibung

Jenseits des Atlantiks ist der Wahlkampf in vollem Gange und die Medien zeigen einmal mehr, wie gespalten die Riesennation ist. Gleichzeitig befeuern moderne Unternehmen und Stars der Popkultur die Trend- und Lifestyleszene der gesamten Welt. Mit Weird blicken wir tief ins Herz der Gesellschaft und zeigen mit 55 spannenden und kontroversen Fragen, wie skurril die USA sind – und wie viele Dinge uns doch vereinen.

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Seitenzahl: 150

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Cornelia Lohs

Weird

USA

55 unverschämteFragen an das Land derdoch nicht unbegrenztenMöglichkeiten

Impressum

© Bruckmann Verlag GmbH

Infanteriestraße 11a

80797 München

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN: 978-3-7343-3247-0

eISBN: 978-3-9588-9502-7

Autorin: Cornelia Lohs

Verantwortlich: Matthias Walter

Produktmanagement: Svenja Müller

Lektorat: Daniela Hansjakob

Korrektorat: Simona Fois

Umschlaggestaltung: Mathias Frisch

Satz: Röser MEDIA, Karlsruhe

Druck und Verarbeitung: Printed in Türkiye by Elma Basim

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Umschlagabbildung: © Stock.adobe.com / Beboy

INHALT

Vorwort

1Blickt ihr bei eurem Wahlsystem eigentlich selbst durch? Wir tun es jedenfalls nicht!

2Warum werden in eurem Wahlkampf so viele Schlammschlachten geschlagen?

3Wieso zeigt ihr immer und überall Flagge?

4Wieso schwört ihr vor Unterrichtsbeginn auf die Flagge?

5Warum ändert sich an eurem Zwei-Parteien-System nichts?

6Warum seid ihr so versessen darauf, den Bürgerkrieg nachzuspielen?

7Glaubt ihr echt, der 1. Mai sei subversiv?

8Ihr wählt Kleinkinder zum Bürgermeister?

9Was, eure Ureinwohner waren bis 1924 keine Bürger der USA?

10Warum gibt es bei euch so abstruse Gesetze?

11Warum seid ihr so waffenverrückt?

12Denkt ihr beim Autofahren auch ans Klima?

13Wer bitte soll euren unvorstellbar komplizierten Nationalsport kapieren?

14Warum habt ihr ein so absurd-drakonisches Strafsystem?

15Was? Ihr habt keine offizielle Landessprache?

16Was, die Melodie eurer Nationalhymne stammt von einem Sauflied?

17Warum wollt ihr bei »How are you?« eigentlich gar nicht wissen, wie es uns wirklich geht?

18Wieso sagt ihr »Come over« und lasst uns dann vor der Tür stehen?

19Wieso seid ihr zu faul, eine Fremdsprache zu lernen?

20Müsst ihr bei Spring Break immer die Sau rauslassen?

21Geht der Superbowl auch eine Nummer kleiner?

22Warum lasst ihr euch von euren Vermietern einfach auf die Straße setzen?

23Warum habt ihr diese Ich-verklage-dich-Mentalität?

24Warum denkt ihr nicht endlich metrisch?

25Warum steht ihr mit Messer und Gabel auf Kriegsfuß?

26Schmeckt es euch von Plastikgeschirr tatsächlich besser als von Porzellan?

27Wieso haben eure Waschmaschinen nur eine begrenzte Waschkraft?

28Warum übertreibt ihr dermaßen mit der Weihnachtsdeko?

29Geht’s auch mal ohne Baseball-Cap?

30Schwitzt ihr übermäßig oder warum läuft bei euch ständig die Klimaanlage?

31Wieso dürfen wir uns in einem Restaurant nicht einfach an einen freien Tisch setzen?

32Was soll die Begnadigung eines einzigen Truthahns an Thanksgiving?

33Warum gönnt ihr euren Mitmenschen auf öffentlichen Toiletten keine Privatsphäre?

34Könnt ihr bitte einen Tick leiser sein?

35Wieso redet ihr uns mit Sweetheart und Honey an?

36Warum tut ihr nichts gegen eure maroden Straßen?

37Ist eure Freundlichkeit fake?

38Warum schnürt ihr eure Kehlen mit Eiswürfeln zu?

39Wieso rufen Spaziergänger gleich die Polizei auf den Plan?

40Das ist nicht euer Ernst – ihr vergebt Lizenzen zur Einhornjagd?

41Warum sichtet ihr ständig Ufos?

42Könnt ihr Gott nicht mal außen vor lassen?

43Wieso stehen auf allen Etiketten falsche Preise?

44Warum ist Leben auf Pump euer Lifestyle?

45Warum seid ihr so irre spendenfreudig?

46Warum haben es eure Anwälte nötig, mit Billboards auf sich aufmerksam zu machen?

47Glaubt ihr echt, eine gesetzliche Krankenversicherung sei sozialistisch?

48Wie übergewichtig wollt ihr eigentlich noch werden?

49Warum gebt ihr Milliarden für verschreibungspfichtige Medikamente aus?

50Was hat die Apotheke im Supermarkt verloren?

51Alkohol erst ab 21? Was hat euch Ronald Reagan da eingebrockt!

52Ihr kommt tatsächlich mit zehn Tagen Urlaub im Jahr aus?

53Ihr müsst Urlaub nehmen, wenn ihr krank seid? Echt jetzt?

54Warum lasst ihr eure Servicekräfte für umme schuften?

55Die Zutaten für gutes Brot kennt ihr nicht, oder?

5 der 55 Fragen an die USA

Warum …

… ist euer Wahlsystem eigentlich sokompliziert?

… müsst ihr euch für Bildung in Schulden stürzen?

… müsst ihr beim Spring Break immer die Sau rauslassen?

… sagt ihr »Kommt vorbei« und lasst uns dann vor der Tür stehen?

… ist College-Sport so eine große Sache?

VORWORT

Die Vereinigten Staaten von Amerika – Land der unbegrenzten Möglichkeiten oder der unmöglichen Begrenztheit? Beides! Die USA selbst nannten sich nie »Land der unbegrenzten Möglichkeiten«, sondern Land of opportunity und das ist es bis heute. Wie zu Zeiten der großen Immigrantenwellen aus Europa im 19. Jahrhundert stehen auch heute die Türen für Talente aus aller Welt offen. Vom Tellerwäscher zum Millionär wie anno dazumal? Im Silicon Valley ist das möglich! Aber darum soll es in diesem Buch nicht gehen. Beleuchtet werden die Eigenheiten der Amerikaner, die für uns Deutsche mitunter recht sonderbar sind.

Wie die ständige Frage nach »How are you?«, deren tatsächliche Beantwortung keinen interessiert, die nicht ernst gemeinten Einladungen »Why don’t you come over for a drink sometime!«, oder die ewige Freundlichkeit, die uns aus dem »Land der Schlechtgelaunten« doch ziemlich fake erscheint. Wir wundern uns über die Liebe der Amerikaner zu Plastik und Verbrennermotoren, Apotheken in Supermärkten, den täglichen Fahneneid an Schulen, das Spektakel des Superbowl und über falsche Preise auf Etiketten, nämlich ohne Steuern. Wir fragen uns, warum die Amerikaner mit Messer und Gabel auf Kriegsfuß stehen, ihre Gläser bis zum Rand mit Eiswürfeln füllen, warum die Klimaanlagen die ganze Zeit auf Niedrigsttemperaturen laufen, wieso die Hälfte von ihnen nicht ohne verschreibungspflichtige Medikamente durch den Alltag kommt und wie dick sie eigentlich noch werden wollen und vieles mehr. Gleich im ersten Kapitel geht es um das komplizierte und veraltete Wahlsystem, bei dem die Regel »The winner takes it all« gilt, was die Stimmen der Wahlmänner betrifft, auch wenn der eigentliche Sieger oder die Siegerin mehr Stimmen durch das Volk erhielt. Wer das Rennen im November 2024 macht, ist bei Drucklegung dieses Buches noch offen. Wir sind gespannt und werden uns dann eventuell fragen, wieso … oder uns freuen, dass …

POLITIK & PATRIOTISMUS

Blickt ihr bei eurem Wahlsystem eigentlich selbst durch? Wir tun es jedenfalls nicht!

EINGEBROCKT HABEN EUCH DAS KOMPLIZIERTE WAHLSYSTEM EURE GRÜNDERVÄTER GEORGE WASHINGTON, ALEXANDER HAMILTON, BENJAMIN FRANKLIN, THOMAS JEFFERSON UND CO.

Die trafen sich 1778 mit über 50 Delegierten aus den 13 Kolonien in Philadelphia zum Verfassungskonvent und debattierten monatelang über die Frage der Präsidentenwahl. Die eine Hälfte war dafür, dass der Kongress (die Legislative) den Präsidenten wählen sollte, die andere Hälfte beharrte auf einer demokratischen Wahl durch das Volk. Das eine Lager war der festen Überzeugung, dass eine Wahl des Präsidenten durch den Kongress zu viele Gelegenheiten für Korruption zwischen Exekutive und Legislative bieten würde, das andere Lager war absolut dagegen, dass das Volk den Präsidenten durch eine reine Volksabstimmung wählt. Seine Vertreter waren erstens der Ansicht, dass es den Wählern im 18. Jahrhundert an Ressourcen mangelt, um sich umfassend über die Kandidaten zu informieren, insbesondere in ländlichen Gegenden, zweitens fürchteten sie einen eigenwilligen »demokratischen Mob«, der das Land in die Irre führen würde, und drittens vertraten sie die Meinung, dass ein populistischer Präsident, der sich direkt ans Volk wendet, gefährlich werden könnte.

Als Kompromiss einigten sich beide Lager auf ein Gremium aus Wahlmännern, den Electors. Der Kandidat, der die meisten Wahlmänner für sich gewinnen konnte, sollte Präsident werden. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Nach Meinung von amerikanischen Politikwissenschaftlern fanden die Gründerväter diese Idee selbst nicht genial, waren aber nach monatelangen Diskussionen müde, frustriert und ungeduldig, die Verfassung endlich auf die Beine zu stellen. Aus diesen langwierigen Debatten ging schließlich der Kompromiss des Wahlmännergremiums, des Electoral College, hervor. Die Wahlmänner sollten weder vom Kongress ausgewählt noch vom Volk gewählt werden. Stattdessen sollte jeder Staat unabhängige Wahlmänner ernennen, die die eigentlichen Stimmzettel für die Präsidentschaft abgeben würden. Genau zu bestimmen, wie viele Wahlmänner jedem Staat zugewiesen werden sollten, war jedoch ein weiterer Streitpunkt. Hier bestand die Kluft zwischen Staaten mit Sklaverei und Staaten ohne Sklaverei. Sollten die Sklaven in die Zählung der Bevölkerung eines Staates einbezogen werden oder nicht? Im Jahr 1787 waren rund 40 Prozent der Menschen in den südlichen Bundesstaaten schwarze Sklaven. James Madison aus Virginia, ein Staat, in dem 60 Prozent der Bevölkerung Sklaven waren, wusste, dass entweder eine direkte Präsidentschaftswahl oder eine Wahl, bei der die Wähler nur nach freien weißen Einwohnern aufgeteilt waren, im Süden nicht funktionieren würde. Der Grund: Die Südstaaten bestanden darauf, dass die Sklaven mitgezählt wurden, denn das bedeutete eine höhere Bevölkerungszahl, ergo mehr Wahlmänner. Das sahen die sklavenfreien Staaten anders, denen auf diese Weise weniger Wahlmänner zustehen würden.

Das Ergebnis war der umstrittene »Drei-Fünftel-Kompromiss«, bei dem Sklaven als drei Fünftel einer Person gezählt wurden, um Vertreter und Wähler zuzuweisen und die Bundessteuern zu berechnen. Der Kompromiss stellte sicher, dass die südlichen Staaten die Verfassung ratifizieren würden, und gab Virginia, wo mehr als 200.000 Sklaven lebten, ein Viertel der damals gesamten Wahlstimmen, die erforderlich waren, um die Präsidentschaft zu gewinnen. Parteien gab es damals noch keine. Die Gründerväter gingen davon aus, dass die Wähler nach eigenem Ermessen wählen würden und nicht nach dem Diktat eines Staates oder einer nationalen Partei. Die Verfassung sagte zudem nichts darüber aus, wie die Staaten ihre Wahlstimmen vergeben sollen. Die Annahme war, dass die Stimme eines jeden Wählers (Wählerinnen gab es damals noch nicht) gezählt werden würde. Im Laufe der Zeit haben jedoch alle bis auf zwei Bundesstaaten (Maine und Nebraska) Gesetze verabschiedet, die dem Kandidaten, der die Stimmenzahl des Bundesstaates gewinnt, alle Wahlstimmen geben. Die Wählerunabhängigkeit wurde somit vollständig ausgelöscht.

Bis heute entscheidet also der Kandidat oder die Kandidatin die Wahl für sich, der bzw. die die meisten Wahlmänner für sich gewinnen kann. Die Zahl der Electors variiert in den Bundesstaaten je nach Bevölkerungszahl. So verfügt der Staat Kalifornien, der traditionell an die Demokraten geht, über 55 Wahlmänner, Texas, der in der Regel an die Republikaner geht, über 38 und bevölkerungsarme Staaten wie Alaska oder Montana nur über je drei. Jeder Staat hat so viele Wahlmänner, wie er Vertreter in beiden Häusern des Kongresses zusammen hat. Insgesamt besteht das Electoral College aus 538 Wahlmännern. Da die Wahlmännerstimmen die Wahl entscheiden, heißt es mitunter am Ende: The winner takes it all, auch wenn dieser eigentlich der Verlierer ist. Bei der Wahl 2016 lag Hillary Clinton mit über 2,8 Millionen Wählerstimmen vor Trump, verlor die Wahl aber, weil sie nur 232 der 270 erforderlichen Wahlmänner hinter sich bringen konnte. Trump schaffte es auf 306. Im Jahr 2000 führte der Demokrat Al Gore in puncto Wählerstimmen, aber mit 266 Wahlmännern fehlten ihm zur Freude von George W. Bush vier zum Präsidentenamt. Trump selbst nannte das Wahlmännergremium 2012 ein »Desaster für die Demokratie«, und er hatte ausnahmsweise mal recht, denn das Volk bekommt letztendlich nicht immer den Präsidenten, den es mehrheitlich gewählt hat.

Nach einer Umfrage des Pew Research Center 2023 wünschen sich 65 Prozent der Amerikaner die Abschaffung des Wahlmännergremiums. Warum es dieses trotz seiner umstrittenen Ursprünge immer noch gibt? Weil die an der Macht befindliche Partei in der Regel von der Existenz des Gremiums profitiert, sagen amerikanische Politikwissenschaftler, und die Minderheitspartei nur geringe Chancen habe, das System zu ändern, da eine Verfassungsänderung eine Zweidrittelmehrheit im Kongress sowie die Ratifizierung durch drei Viertel der Staaten erfordert.

Der Gang zur Urne ist zwar weniger kompliziert als das Wahlsystem, aber auch anders als bei uns. Wer wählen will, muss sich vorab registrieren. Da es in den USA keine Einwohnermeldeämter gibt, die wissen, wer wo wohnt, kann auch keine Einladung zur Wahl erfolgen. Die Registrierung kann bei staatlichen Behörden erfolgen, wie zum Beispiel der Kfz-Zulassungsstelle, im Rathaus, in öffentlichen Bibliotheken und in den meisten Staaten mittlerweile online. Die Identität wird mit einem Ausweis belegt – in den USA ist das der Führerschein, denn Personalausweise sind unbekannt. Der Führerschein muss nach jedem Umzug in einen anderen Staat erst wieder neu beantragt werden. Wer dies verpasst, kann sich am neuen Wohnort nicht zur Wahl registrieren. Vielen sind die bürokratischen Hürden zur Registrierung zu zeitintensiv – 2020 haben 23 Millionen Wahlberechtigte auf eine Registrierung verzichtet.

Sonntags nie! Wieso wird an einem Dienstag gewählt?

Im Jahr 1845 wurde als Wahltag der Dienstag nach dem ersten Montag im November gesetzlich festgelegt. Damals lebten die meisten Amerikaner von der Landwirtschaft und waren im Frühjahr und Sommer mit Feldarbeit beschäftigt. Anfang November war die Ernte eingefahren und das Wetter in den meisten Gebieten noch mild genug, um mit dem Pferdegespann zum Wahllokal zu fahren. Der Sonntag kam für die religiösen Amerikaner als Wahltag nicht infrage, denn da ging man in die Kirche, und der Montag galt als Reisetag, denn zum nächstgelegenen Wahllokal, das meist in der Bezirkshauptstadt lag, war es nicht gerade ein Katzensprung.

Heute wünscht sich die Mehrheit der Amerikaner den Samstag oder Sonntag als Wahltag. Ein entsprechender Antrag wurde in den letzten Jahren mehrmals von Abgeordneten im Kongress eingebracht, scheiterte aber jedes Mal.

POLITIK & PATRIOTISMUS

Warum werden in eurem Wahlkampf so viele Schlammschlachten geschlagen?

WER DIE MÄCHTIGSTE PERSON DER USA WERDEN WILL, IST IM WAHLKAMPF ZAHLREICHEN BELEIDIGUNGEN AUSGESETZT – DER KONTRAHENT ODER DIE KONTRAHENTIN NICHT MINDER.

»Let the Presidential Election Mudslinging begin« (Lasst die Schlammschlacht bei den Präsidentschaftswahlen beginnen) titelte das Politmagazin The Nation im März 2024. In der langen Geschichte des US-Wahlkampfs wurde schon immer viel gespöttelt, beleidigt und schmutzige Wäsche gewaschen, der Schlüssel zum Sieg lag aber immer darin, der beliebteste Kandidat zu sein. Heute hat die besten Aussichten auf den Sieg die Person, die am wenigsten gehasst wird. Die Wahlkampfteams der jeweiligen Kandidaten setzen alles daran, den Ruf und die Glaubwürdigkeit des Gegenkandidaten zu schädigen. Dazu wird tief gegraben und nach der sprichwörtlichen Leiche im Keller gesucht, nach außerehelichen Affären, unehelichen Kindern, Drogenkonsum in der Jugend, nach vermeintlichen Fehltritten des Kandidaten oder von Familienangehörigen etc. Jeder noch so kleine Fund wird bis ins winzigste Detail ausgeschlachtet, um die Person, die das Präsidentenamt anstrebt, herabzuwürdigen. Sachlich bleibt dabei keiner, objektiv auch nicht.

Als letzter Wahlkampf, der einigermaßen respektvoll über die Bühne ging, gilt der von Obama und McCain 2008. Damals warf die republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin mit Verschwörungstheorien um sich und behauptete, Obama mache gemeinsame Sache mit Terroristen. Als während einer Wahlkampfveranstaltung der Republikaner ein Anwesender die Behauptung Palins wiederholte, stellte sich John McCain vor Obama. Im Jahr 2011 tauchte Donald Trump in der politischen Arena auf und wurde zum Star der Republikaner, als er behauptete, dass Obama nicht in den Vereinigten Staaten geboren sei. Davon ließ er sich auch nach Vorlage von dessen Geburtsurkunde nicht abbringen. Die Ära der Schlammschlacht, die fortan zur Norm in der amerikanischen Politik werden sollte, hatte begonnen. Als The orange man, wie seine Nichtanhänger ihn spöttisch nennen, 2016 gegen Hillary Clinton in den Wahlkampf zog, war er in Sachen Verleumdung, Beleidigung, Diffamierung und Respektlosigkeit kaum zu übertreffen.

Wie in den drei Präsidentschaftswahlen zuvor zeichnete sich auch 2024 ein Unbeliebtheitswettbewerb ab. Bevor der amtierende Präsident Joe Biden auf seine Wiederwahl verzichtete und das Wahlkampffeld Kamala Harris überließ, war er in der Wählergunst gesunken. »Er ist so unbeliebt, dass er jetzt sogar noch weniger beliebt ist als Mr. Trump, der immer noch genauso unbeliebt ist wie vor vier Jahren«, schrieb die New York Times. Kamala Harris gelang es, das Ruder herumzureißen. Nach zwei Wochen im Wahlkampf hatte sie Trump in den Umfragewerten bereits überholt. Dieser zögerte nicht mit Beleidigungen. Er griff ihre ethnische Identität an, nannte sie »dumm wie ein Stein« und ihr Lachen »irre«. Harris ließ Trumps verbale Attacken zu seinem Ärger ins Leere laufen und reagierte auf seine Provokationen nicht so, wie er es sich erhofft hatte. Was ihm bisher noch nie passiert war.

Ob Kamala Harris es tatsächlich als erste Frau ins Oval Office schafft, steht bei Drucklegung des Buches noch in den Sternen.

TEURE FAKTEN

Wer Präsident der USA werden will, braucht eine Menge Geld und vor allem viele Spenden, denn »ohne Moos nix los«. In die Endphase des Wahlkampfs schafft es nur, wer neben der Ausdauer über die nötigen Milliönchen verfügt. Etwa 5,7 Milliarden Dollar kostete der Wahlkampf 2020 laut Angaben der unabhängigen Forschungsgruppe Open Secrets, die unter anderem Wahlkampfspenden dokumentiert. Diese Summe verteilte sich auf sämtliche Kandidaten beider Parteien – auf Joe Biden entfielen über eine Milliarde Dollar.

POLITIK & PATRIOTISMUS

Wieso zeigt ihr immer und überall Flagge?

DANKE, DASS IHR UNS WÄHREND EINER USA-REISE AUF SCHRITT UND TRITT DARAN ERINNERT, WO WIR UNS GERADE BEFINDEN. ES GIBT KAUM EIN HAUS, VOR DEM KEIN STERNENBANNER WEHT.

Klar, für euch sind die Stars and Stripes Sinnbild des Patriotismus, unabhängig von eurer politischen Couleur. Die Flag Manufacturers Association of America schätzt, dass jedes Jahr 150 Millionen amerikanische Flaggen in allen möglichen Größen verkauft werden. Was hat das Stück Stoff mit 13 Streifen und 50 Sternen an sich, dass ihr ihm eine solche Bedeutung zumesst?

Flaggenkundler John Hartvigsen, Präsident der North American Vexillological Association (NAVA) hat die Antwort: »Unsere Flagge ist zu einem Symbol geworden, das über der Politik steht. Sie ist das Symbol dessen, was uns verbindet.« Seiner Meinung nach war das brennende Bedürfnis, Einheit in einem Land zu finden, in dem es keinen Monarchen gab, um den man sich versammeln konnte, seit der Amerikanischen Revolution vorhanden. Spätestens seit dem Bürgerkrieg sehen die Amerikaner die Flagge als Erinnerung daran, dass sie trotz ihrer Unterschiede und Schwierigkeiten eine Nation sind.

An patriotischen nationalen Feiertagen wie dem Independence Day, dem Veterans Day und dem Memorial Day badet das ganze Land förmlich in Flaggen. Sie wehen dann nicht nur an Gebäuden, Autos und Motorrädern, sondern prangen von T-Shirts, Baseballkappen und sonstigen Kleidungsstücken. Präsident Woodrow Wilson hat dem Sternenbanner