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Der Weiße Schweizer Schäferhund gehört zu den beliebtesten Hunderassen. Er stammt von uralten Herdenhunden ab und wäre Anfang des 20. Jahrhunderts beinahe ausgestorben, wäre er nicht rechtzeitig von Hundefreunden gerettet worden. Das Buch gibt einen kompakten Überblick über seine Entstehung, enthält viele Informationen über Gesundheit, Fütterung, Erziehung und gibt wertvolle Tipps für das Zusammenleben mit diesen außergewöhnlichen Hunden. Viele Zeichnungen in Farbe und Schwarz-Weiß runden das Buch ab. Die vorliegende, zweite Auflage wurde erweitert und überarbeitet.
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Seitenzahl: 171
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Geschichte, Erscheinung und Charakter
Der FCI-Rassestandard
Fütterung
Gesundheit und Pflege
Erziehungsgrundlagen
Ausbildung, Hundesport und Beschäftigung
Literatur
Die Geschichte
Die Geschichte des Weißen Schweizer Schäferhundes ist eng mit der des Deutschen Schäferhundes verbunden. Weiße Herdenhunde gab es schon zu Urzeiten. Man konnte sie im Halbdunkel besser von möglicherweise angreifenden Beutegreifern wie Bären oder Wölfen unterscheiden. Die Herdenschutzhunde wogen häufig mehr als 50 kg und verteidigten die Herden gegen zwei- und vierbeinige zwielichtige Gestalten. Sie waren in der Lage, einen Wolf oder gar Bären zu töten. Die kleineren Herdenhunde, also Hüte- und Treibhunde, waren dazu da, die Herden zusammen zu halten und sie in die vom Menschen gewünschte Richtung zu treiben. Hütehunde sind wendiger und schneller als Herdenschutz- oder Hirtenhunde. Diese Hunde waren nicht grundsätzlich weiß, aber häufig.
Der heute bekannte und beliebte Deutsche Schäferhund entstand Ende des 19. Jahrhunderts. Er wurde von dem Rittmeister Max von Stephanitz (1864-1936) aus Hütehundschlägen verschiedener Gegenden Deutschlands herausgezüchtet. So wurden u.a. Hanauer Hunde und Pommersche Schafpudel eingekreuzt, aber auch Thüringer und Württembergische Schäferhunde. Was die Entstehungsgeschichte angeht, sind der Deutsche und der Weiße Schweizer Schäferhund eine Rasse. Aber natürlich hat sich der Weiße Schweizer Schäferhund inzwischen seit vielen Jahren als eigenständige Rasse etabliert. Zwischen beiden Rassen gibt es große Unterschiede, sowohl charakterlich als auch anatomisch. Der Weiße ist sanfter und sensibler, und er hat die ursprüngliche Schäferhundform mit dem geraden Rücken behalten.
1882 wurde in Hannover der Rüde Greif ausgestellt, der erste urkundlich erwähnte weiße Schäferhund. 1888 wurde in Hamburg eine weiße Schäferhündin namens Greifa ausgestellt, und 1889 ein weißer Schäferhundrüde namens Greif 2. Der Rüde Greif wurde von Friedrich Spaarwasser erworben und mit der Hündin Lotte verpaart. Aus diesem Wurf stammte eine Hündin namens Lene. Die Farbe von Lene ist nicht bekannt, man nimmt aber an, dass sie wolfsgrau war, da Lotte diese Farbe hatte. Lene wurde mit dem Rüden Kastor verpaart, und aus diesem Wurf stammte der Rüde Hektor Linkshrein, der am 1.1.1895 geboren wurde. Hektor war ein grauer Hund, trug aber das rezessive weiße Gen, das er von seinem Großvater geerbt hatte. Hektor war das Ergebnis einer langen Zuchtreihe verschiedener Herdenhunde Deutschlands. Erst 1899 bekamen diese Hunde, die als Herden- und Gebrauchshunde gezüchtet wurden, den Namen Deutscher Schäferhund. Max von Stephanitz kaufte Hektor auf einer Karlsruher Hundeausstellung am 22. April 1899. Noch am Tag der Hundeausstellung gründeten Max von Stephanitz, Arthur Meyer und einige weitere Hundefreunde den Verein für Deutsche Schäferhunde (SV). Sie wollten die Hütehunde retten und als Gebrauchshunde etablieren, denn ihnen war klar, dass mit dem Zusammenbruch der Schafzucht als ertragreicher Wirtschaftszweig die Ära der Hütehunde ihrem Ende entgegensah. Meyer starb kurz nach Vereinsgründung, aber von Stephanitz führte den Verein bis 1935. Max von Stephanitz starb am 22. April 1936 – am Jahrestag der Vereinsgründung. Meyer und von Stephanitz legten die Rassekennzeichen fest und erarbeiteten eine Vereins- und Zuchtordnung. Bis heute blieb der seinerseits entworfene Rassestandard fast unverändert bestehen.
Hektor Linksrhein wurde in Horand von Grafrath umbenannt und kam stark züchterisch zum Einsatz. Fast alle heutigen Deutschen Schäferhunde gehen irgendwie auf Horand oder seinen Wurfbruder Luchs Spaarwasser zurück. Ein Nachkomme von Horand war der 1913 geborene Rüde Berno von der Seewiese, der 1913 als zweiter weißer Deutscher Schäferhund im SV-Zuchtbuch registriert wurde – damals war die Farbe weiß noch erlaubt. Im selben Wurf lag die weiße Hündin Berna. Bereits vor Berno wurde 1913 die weiße Schäferhündin Lotte von Burg Eltz als erster weißer Deutscher Schäferhund im SV-Zuchtbuch eingetragen. Die Anfangszucht des Deutschen Schäferhunden wurde von etwa 30 Hunden maßgeblich beeinflusst. 18 von ihnen vererbten das weiße Gen bzw waren selbst weiß. Anfangs kamen weiße Schäferhunde also recht häufig vor. Die Herkunft des weißen Schäferhundes kann somit klar genetisch belegt werden. Weiße Schäferhunde sind keine Albinos und auch sonst keine Abnormitäten. Weiße Schäferhunde sind völlig normal pigmentiert, was man an Augen, Nasen, Lefzen, Lidrändern, Ballen und sonstigen exponierten Hautstellen gut erkennen kann. Auch weiterhin fielen weiße Welpen in der Zucht. Anfangs wurden sie als ganz normale Farbe akzeptiert. Später, mit dem Auftauchen genetischer Fehler in der Zucht, wurden sie fälschlicherweise für diese verantwortlich gemacht und nach und nach aus der Zucht ausgeschlossen. Zudem fand Max von Stephanitz keinen Gefallen an einheitlich weiß oder schwarz gefärbten Hunden, stellte aber das Aussehen nicht über die Gebrauchstüchtigkeit. Eine Zeitlang durften nur langstockhaarige, langhaarige und zotthaarige Schäferhunde weißes Fell haben. Diese wurden ebenfalls später von der Zucht ausgeschlossen. 1933 schließlich wurde der weiße Schäferhund komplett aus der Zucht des Deutschen Schäferhundes verbannt. Seitdem heißt es im Standard „Die Farbe Weiß ist nicht zugelassen.“ In der Folge verschwanden die weißen Schäferhunde nach und nach aus Deutschland und Europa. Weiße Schäferhunde wurden nicht mehr zur Zucht eingesetzt. Und wenn ein weißer Welpe fiel, wurde er meist sofort eliminiert. „Bedauerlicherweise“ hielt sich die Natur nicht an diese Vorschriften, und so fallen bis zum heutigen Tage in manchen Linien weiße Welpen. Der Grund ist wie beschrieben sehr einfach: Greif, der Großvater von Horand von Grafrath, war weiß.
Die Farbe weiß kommt bei vielen Hunderassen vor, und die meisten davon haben keine genetischen Probleme – zumindest nicht aufgrund der weißen Fellfarbe. Außerdem wurden seit Urzeiten weiße Hunde zum Hüten und Schützen von Herden eingesetzt. Hier war die Farbe weiß – zumindest anfangs - äußerst erwünscht, und es lässt sich nicht verleugnen, dass die Farbe weiß in der Rasse des Deutschen Schäferhundes verankert ist. Wenn weiße Welpen auch häufig von vielen „Züchtern“ ermordet wurden, sind sie doch ein Bestandteil in der Genetik des Deutschen Schäferhundes. In der Folge verschwanden die weißen Schäferhunde aus fast ganz Europa, nur in England hat es immer weiße Schäferhunde gegeben. Dennoch fielen und fallen weiße Welpen immer wieder in der Zucht des Deutschen Schäferhundes – bis zum heutigen Tage.
1912 importierte Ann Tracy, eine Amerikanerin mit Verbindungen zum deutschen Kaiserhaus, einige Deutsche Schäferhunde und gründete den ersten wichtigen Zwinger in Amerika. Sie bekam einige der besten Zuchttiere, die Deutschland seinerzeit hatte. Auch in ihren Würfen fielen weiße Welpen, und so verbreiteten sich die weißen Schäferhunde über Amerika. Lange Jahre wurden weiße Schäferhunde in der Zucht geduldet. Erst 1968, also viel später als in Deutschland, wurde die Farbe weiß auch hier aus dem Standard des Deutschen Schäferhundes gestrichen. Seitdem dürfen die Weißen keine offizielle Ausstellung mehr besuchen; nur das Recht zu Registrierung beim AKC (American Kennel Club) ist ihnen geblieben. Da sich bereits viele Liebhaber und Züchter der weißen Schäferhunde gefunden hatten, war ihr Siegeszug trotzdem nicht mehr aufzuhalten. Diese Liebhaber verhinderten 1981, dass in Kanada der Standard des Deutschen Schäferhundes geändert wurde. Die weißen Schäferhunde galten von da an als akzeptierte, aber unerwünschte Farbe. Auf Zuchtschauen landeten sie logischerweise schon aufgrund ihrer Farbe meistens auf den hintersten Plätzen. Der Beliebtheit des weißen Schäferhundes tat das aber keinen Abbruch. Bis heute sind sie in den USA und Kanada als Begleit-, Familien- und Arbeitshunde beliebt. 1998 wurde auch in Kanada die weiße Farbe aus dem Standard des Deutschen Schäferhundes gestrichen. Der Beliebtheit der Hunde tat das aber keinen Abbruch. Es existieren sowohl in den USA als auch in Kanada Rassehundezuchtvereine, die sich mit dem weißen Schäferhund beschäftigen. Inzwischen gibt es auch dort Tendenzen, den weißen Schäferhund als Rasse anzuerkennen. Die meisten Züchter haben sich auf farbige oder weiße Schäferhunde spezialisiert. Es gibt aber auch Züchter, die gemischte Würfe machen oder die zur Genpoolerweiterung hin und wieder farbige Schäferhunde in die weiße Zucht einkreuzen. Mit einer Anerkennung als eigene Rasse des weißen Schäferhundes würde diese Möglichkeit verschwinden, weil es sich bei den Nachkommen um Kreuzlinge handeln würde. Der verfügbare Genpool bzw die Möglichkeiten der Verpaarungen würden somit auf einen Schlag verringert.
1970 kam der erste weiße Schäferhund zurück nach Europa. Der Schweizer Kurt Kron hatte die ersten Hunde importiert und begann 1972 mit der Zucht. Auch Agatha Burch, eine Schweizerin, die in den USA gelebt hatte, importierte einen weißen Schäferhundrüden namens Lobo White Burch. Er besaß ein gültiges Exportpedigree des American Kennel Club, so dass er wohl oder übel in das Anhangsregister des Schweizerischen Hundestammbuchs eingetragen werden musste. Auch der Schweizer Standard des Deutschen Schäferhundes lässt keine weiße Farbe zu, weshalb der Eintrag den Zusatz „Zur Zucht gesperrt“ erhielt. Lisbeth Mach, eine Freundin von Agatha Burch, importierte die englische weiße Schäferhündin Blinkbonny’s White Lilac, die ebenfalls registriert wurde. White Lilac und Lobo wurden gekreuzt, und Lilac warf 1973 die drei Rüden Shangrila’s Silverboy, Shangrila’s Sunking und Shangrila’s Star sowie die Hündin Shangrila’s Sweetygirl. Die vier weißen Schäferhunde wurden in das Anhangsregister des Schweizer Hundestammbuchs eingetragen. Somit war dieser Wurf der erste dieser Rasse in Europa. Als Agatha Burch ihre Zucht jedoch erweitern wollte, wurden ihr weitere Eintragungen in das Anhangsregister verweigert. Sie zog in die USA zurück und nahm ihren Lobo natürlich mit. Er starb dort 1980 im Alter von 14 Jahren. Allerdings ist er heute in vielen Stammbäumen vertreten. Kurt Kron, ein Schweizer, züchtete ebenfalls weiße Schäferhunde unter dem Zwingernamen „von Kron“. Sein erster Wurf fiel 1972. Er kaufte von Agatha Burch die Hündin Sweetygirl und kreuzte sie mit dem dänischen Rüden Kokes Mahalo. Ein Nachkomme aus diesem Wurf, der Rüde Champion von Kron, wurde an den Deutschen Martin Faustmann verkauft, der von Kurt Kron 1981 auch noch die Hündin Rani von Finn kaufte, die ursprünglich aus dem amerikanischen Zwinger Finn-Kennels stammte. Champion und Rani wurden verpaart und am 29.12.1981 kamen die ersten weißen Schäferhunde in Deutschland zur Welt. Faustmann züchtete unter dem Zwingernamen „Von Ronanke“ (nach seinen Enkeln Ron und Anke). Er stieß auf großen Widerstand, als er die Rasse 1981 unter dem Namen Weißer Deutscher Schäferhund in Deutschland einführen wollte. Es muss jener Widerstand gewesen sein, der dazu führte, dass Martin Faustmann die Rasse in Anerkennung an die vorrangegangene Zuchtarbeit der Amerikaner und Kanadier in Amerikanisch-Canadischer Weißer Schäferhund umbenannte. Über zwei Jahrzehnte war die Rasse unter diesem Namen bekannt und wurde als A.C. Weißer Schäferhund gezüchtet. Daran war auch der Wunsch einer Anerkennung durch die FCI geknüpft. Allerdings lässt die FCI keine zwei Länder im Rassenamen als Ursprung zu. Ein antragstellendes Land muss FCI-Land und Ursprungs- oder Patronatsland sein. Weder der CKC (Canadian Kennel Club) noch der AKC (American Kennel Club) sind FCI-Mitglieder. Außerdem hätten sie sicher keinen solchen Antrag gestellt, da sie die Rasse (noch) als Deutsche Schäferhunde betrachten. Schließlich erklärte sich die Schweiz bereit, das Patronat zu übernehmen, einen entsprechenden Rassestandard auszuarbeiten, die geforderten 8 Blutlinien (jede Blutlinie mit 8 Stammbäumen; zwischen den einzelnen Hunden dürfen keine verwandtschaftlichen Beziehungen bis zu den Großeltern bestehen) sowie den entsprechenden Antrag bei der FCI einzureichen. Der VDH lässt nur Rassen zu, die bereits FCI-anerkannt sind. In der Schweiz wurde der Weiße Schäferhund 1991 von der SKG (Schweizerischer Kynologischer Verband,
FCI-angeschlossener Kennelclub) anerkannt. 1989 wurde die GWS (Gesellschaft Weisse Schäferhunde Schweiz) gegründet und 1991 in die SKG aufgenommen. Damit war die Schweiz das erste europäische Land, das die Rasse anerkannte. Neben anderen Ländern hat die Schweiz auch einen erheblichen Anteil an der positiven Entwicklung der Rasse. So war es nur logisch, dass die Schweiz einen entsprechenden Antrag bei der FCI einreichen würde. Die Deutsche Birgit Stoll, Zuchtbuchleiterin in der 1. WS e.V. Einheit, hat im Laufe der Zeit eine umfangreiche Datenbank für weiße Schäferhunde aufgebaut und konnte die erforderlichen Linien herausfiltern. Die Rasse wurde noch in 10 weiteren FCI-Ländern anerkannt. In Deutschland wurde die Rasse erst 2004 nach Aufnahme in die FCI vom VDH anerkannt. Der BVWS (Bundesverein für Weiße Schweizer Schäferhunde) und der RWS (Rassezuchtverein für Weiße Schweizer Schäferhunde) wurden in den VDH aufgenommen. Am 1.1.2003 wurde der Weiße Schweizer Schäferhund (White Swiss Shepherd Dog / Berger Blanc Suisse) vorläufig als provisorische Rasse von der FCI anerkannt, 2011 erfolgte die endgültige FCI-Anerkennung als definitive Rasse. Die FCI (Fédération Cynoloquiqe Internationale) ist der internationale Dachverband der Hundezucht, der knapp 80 Länder angeschlossen sind. Bei der FCI sind für über 350 Rassen Standards hinterlegt. Verbandskörperschaften oder Vereine, die der FCI angeschlossen sind, müssen FCI-anerkannte Rassen ebenfalls anerkennen und ggfs. entsprechende Rassevereine aufnehmen, sofern diese die Bedingungen erfüllen. FCI-Verbandskörperschaften angeschlossene Vereine müssen auch den FCI-Standard übernehmen.
Erscheinung und Charakter
Der Weiße Schweizer Schäferhund ist muskulös, mittel- bis übermittelgroß, stockoder langstockhaarig. Er ist mittelkräftig, stehohrig und hat einen mittelschweren Knochenbau sowie elegante, harmonische Körperumrisse. Der Weiße Schweizer Schäferhund soll ein mäßig langes Rechteckformat aufweisen, d.h. er ist geringfügig länger als hoch, darf dabei aber nicht kurzbeinig wirken. Die Widerristhöhe soll zwischen 53 und 66 cm liegen, das Gewicht zwischen 25 und 40 kg. Die beiden Haararten (kurzes Stockhaar und Langstockhaar) dürfen miteinander verpaart werden. Das Fell besteht aus Deckhaar und dichter Unterwolle und schützt gegen Nässe, Kälte und bis zu einem gewissen Grad sogar vor Hitze. Dennoch braucht der Weiße Schweizer Schäferhund bei heißem Wetter einen kühlen, schattigen Platz und natürlich ausreichend Trinkwasser. Natürlich haart der Weiße, aber mit einer vernünftigen Ernährung, täglichem Staubsaugen und regelmäßigem, gründlichen Bürsten hält sich das in Grenzen. Hauptsächlich haart er im Fellwechsel zweimal jährlich, aber manche Hunde scheinen ständig leicht abzuhaaren. Ein vernünftig ernährter Hund riecht auch nicht unangenehm im Gegensatz zu mit Getreideabfällen traktierten Hunden, die über die Haut permanent zu entgiften versuchen. Die meisten Rassevertreter sind nahezu bis rein weiß. Manche Hunde weisen leichte bis starke gelbliche oder rötliche Verfärbungen auf, die meistens an den Ohren, am Rücken und an der Rute zu erkennen sind. Manche Hunde haben auch eine „Maske“ im Gesicht. Das ist nicht erwünscht, aber kein Weltuntergang, und ein entsprechender Hund sollte nicht alleine aufgrund des nicht perfekt gefärbten Fells aus der Zucht verbannt werden. Auch eine Schnee- oder Wechselnase ist nicht erwünscht, aber zur Zucht zugelassen. Hierbei hellt das Nasenpigment in der kälteren Jahreszeit auf und kann ganz rosa werden, dunkelt aber in der wärmeren Jahreszeit wieder nach. Ein ganzjährig nicht pigmentierter Hund sowie blauäugige Tiere sind in der Zucht jedoch nicht geduldet. Hunde mit leichten Pigmentmängeln und Wildfärbung sollten mit Hunden verpaart werden, die gut gefärbt und pigmentiert sind. Vor allem englische oder schwedische Weiße Schweizer Schäferhunde sind in der Zucht begehrt, weil sie den Genpool „aufpeppen“ können. Und gerade solche Hunde haben oft ein nicht perfekt gefärbtes Fell. Allerdings sind Wildfärbungen kein Weltuntergang, und ein ausreichender Genpool und gesunde Hunde sollten wichtiger sein als ein reinweißer Hund mit pechschwarzem Pigment. Im Alter kann es passieren, dass ein Weißer Schweizer Schäferhund etwas gelblicher wird und/ oder das Hautpigment leicht aufhellt. Auch Kastration kann das Pigment aufhellen lassen; ebenso haben Weiße Schweizer Schäferhunde bei kaltem Klima oft stärkere Wildfärbung, was sich oftmals in der wärmeren Jahreszeit wieder gibt. Auch Möhren, Luzerne, Blut, Algen usw können das Fell bei manchen Hunden vergilben lassen. Allerdings darf einem Hund kein lebenswichtiger Nährstoff vorenthalten werden, nur damit er schön weiß bleibt! Und es reagieren auch nicht alle Hunde gleich darauf. Tragende und säugende Hündinnen sind meist sehr stark pigmentiert, was nach der Trage- und Säugephase bei manchen Hündinnen wieder nachlässt. Kastration kann zu Aufhellungen des Fells und des Hautpigments führen. Leichte Pigmentmängel sind nicht erwünscht (z.B. fleckige Pigmentverluste an den Lefzen), aber zur Zucht zugelassen, während starke Pigmentmängel (z.B. Rubinnase, also ganzjährig rosa Nase, oder völlig rosa Ballen usw) den Hund von der Zucht ausschließen. Läufige Hündinnen schwächeln manchmal im Pigment und bekommen eine stärkere Wildfärbung, was sich nach der Läufigkeit wieder einpendelt. Es ist erwünscht, wenn die Haut komplett schwarz oder blau pigmentiert ist. Allerdings kann die schwarze Farbe auch an den sichtbaren Hautstellen (Ballen, Nasen, Lefzen, Lidränder) zum Ausdruck kommen und blaue oder schwarze Flecken die restliche Haut bedecken. Manche Hunde haben auch helleres Hautpigment und das dunkle Pigment ist nur an den sichtbaren Stellen zu erkennen. Ein Hund wird nicht krankheitsanfälliger, nur weil (vorübergehend oder ständig) das Pigment etwas schwächelt. Ein Weißer Schweizer Schäferhund ist pflegeleicht. Er wird nicht schmutziger als andere Hunde. Sobald das Fell trocken ist, fällt der Schmutz heraus oder kann ausgebürstet werden, da die Haut leicht rückfettend wirkt. Bäder sind meistens nicht öfter als zweimal im Jahr nötig, zu viele Bäder mit Zusätzen können auch zu Hautirritationen führen. Der Weiße Schweizer Schäferhund soll nach vorne gerichtete, mittelgroße Stehohren haben. Er soll über ein vollzahniges Scherengebiss (die Schneidezähne des Oberkiefers greifen geringfügig über die des Unterkiefers) mit 42 Zähnen verfügen. Der Rücken ist horizontal gerade und dann zur Kruppe hin ganz sanft abfallend. Dadurch wird auch die Wahrscheinlichkeit auf das Vorkommen von HD stark gemindert. Der Weiße Schweizer Schäferhund ist vielseitig einsetzbar – Hütehund, Begleithund, Familienhund, Therapiebegleithund, Fährtenhund, Mantrailing, ja sogar vor dem Schlitten sieht man hin und wieder Weiße Schweizer Schäferhunde. Der Weiße braucht Auslauf und Beschäftigung. 2-3 Stunden sollte der gesunde, erwachsene Weiße Schweizer Schäferhund spazieren gehen. Meist reicht das alleine nicht aus, sodass man sich nach einer guten Beschäftigung umsehen sollte. Für den Welpen reicht anfangs eine halbe bis eine Stunde Auslauf täglich, natürlich nicht am Stück, sondern auf 3-6 kleine Spaziergänge über den Tag verteilt. Diese dienen der Beschäftigung, der Versäuberung und der Prägung und Sozialisierung. Außerdem helfen sie beim Bindungsaufbau zwischen Mensch und Hund. Mit zunehmendem Alter des Hundes kann man Spaziergänge, Sport und Beschäftigung weiter ausbauen. Bei alten oder kranken Hund muss man die Beschäftigung und Bewegung ebenfalls entsprechend anpassen. Später gehe ich noch auf das Thema Beschäftigung ein. Der Weiße gehört ins Haus oder in die Wohnung zu seinen Menschen und nicht nach draußen gesperrt. Eine Stadtwohnung ist nicht ideal, aber es kann funktionieren, wenn man Möglichkeiten für Beschäftigung und Auslauf hat. Der Weiße liebt das Landleben. Auch in einem Häuschen mit Grundstück am Waldrand lässt es sich gut leben. Er ist extrem anhänglich und würde am liebsten ununterbrochen bei seinen Menschen sein. Dennoch kann auch ein Weißer Schweizer Schäferhund lernen, täglich rund fünf Stunden alleine zu bleiben (bei längerem Alleinebleiben sollte man sich nach einer Alternative wie einem privaten Hundesitter oder einer guten Hundetagesstätte umsehen). Der Weiße ist manchmal etwas zurückhaltend, es darf sich aber keine Angst, Scheu oder Aggression zeigen. Man muss keine Erziehungskurse besuchen, aber man sollte einige gute Bücher zum Thema Erziehung, Beschäftigung und Verhalten sowie Ausbildung und Sport lesen. Der Hund wird sowieso zuhause und auf den Spaziergängen erzogen, nicht auf irgendeinem Hundeplatz. Dennoch kann der Hundeplatz etwas Sinnvolles sein. An anderer Stelle gehe ich darauf weiter ein. Der Weiße ist leichtführig und leicht erziehbar. Das heißt aber nicht, dass sich die Erziehung von alleine erledigt. Auch der Welpe sollte schon früh gut erzogen und sozialisiert werden. Und der Weiße braucht Auslauf und Beschäftigung. Der gut sozialisierte Weiße Schweizer Schäferhund kann (fast) überall hin mitgenommen werden und bleibt Zeit seines Lebens (10-17 Jahre, durchschnittlich 12-15 Jahre) ein treuer, zuverlässiger Begleiter. Er ist intelligent, kinderlieb und lässt sich von den eigenen Kindern einiges gefallen, bevor es zu Abwehrreaktionen kommt, die auf hündische Art Blessuren nach sich ziehen kann. Man sollte Kinder frühzeitig an den richtigen Umgang mit dem Hund heranführen und dem Hund Ruheplätze zur Verfügung stellen, die natürlich von allen Familienmitgliedern akzeptiert werden. Und: bei fremden Kindern kann die Geduld schneller zu Ende sein! Auf alle Fälle ist der Weiße ein toller Begleiter, der in vielen Bereichen brillieren kann. Man schätzt, dass in Deutschland jährlich rund 1000 WSS-Welpen geboren werden, davon ca. 300-400 in VDH-kontrollierter Zucht, es gibt aber auch seriöse Vereine außerhalb des VDH.
Standard FCI Nr. 347
12.08.2011/DE
WEISSER SCHWEIZER SCHÄFERHUND (Berger Blanc Suisse)
ÜBERSETZUNG: Gesellschaft Weisse Schäferhunde Schweiz, Uwe H.Fischer und Dr. J.-M. Paschoud, ergänzt und überarbeitet Christina Bailey / Offizielle Originalsprache: (FR).
URSPRUNG: Schweiz.
DATUM DER PUBLIKATION DES GÜLTIGEN OFFIZIELLEN STANDARDS: 04. 07. 2011.
VERWENDUNG: Familien- und Begleithund
KLASSIFIKATION F.C.I.: Gruppe 1 Hütehunde und Treibhunde, (ausgenommen Schweizer Sennenhunde. Sektion 1 Schäferhunde Ohne Arbeitsprüfung.
KURZER GESCHICHTLICHER ABRISS: In den USA und Kanada konnten sich Weisse Schäferhunde allmählich zu einer eigenständigen Rasse entwickeln. Anfangs der 70-er Jahre wurden die ersten Tiere in die Schweiz importiert. Der amerikanische Rüde „Lobo“, geboren am 05. März 1966, kann als Stammvater der Rasse in der Schweiz angesehen werden. Aus Verbindungen mit diesem in der Schweiz registrierten Rüden sowie weiteren Importhunden aus den USA und Kanada wurden die Weissen Schäferhunde allmählich über ganz Europa verbreitet, wo sie heute, über Generationen rein gezüchtet, in großer Zahl leben. Deshalb werden diese Hunde seit Juni 1991 in der Schweiz als neue Rasse im Anhang des Schweizerischen Hundestammbuches (SHSB) geführt.
ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD: Kräftiger, gut bemuskelter, mittelgroßer, stehohriger, stockhaariger oder langstockhaariger weisser Schäferhund von gestrecktem Format, mittelschwerem Knochenbau und eleganten, harmonischen Körperumrissen.
WICHTIGE PROPORTIONEN: Mäßig langes Rechteckformat. Verhältnis Rumpflänge (von der Bugspitze zum Sitzbeinhöcker gemessen) zu Widerristhöhe – 12 : l0. Die Distanz vom Stop bis zum Nasenschwamm ist geringfügig grösser als die vom Stop bis zum Hinterhaupthöcker.