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Wellensittiche sind immer in Bewegung, stets gut gelaunt und es macht Freude, der bunten Flatterbande beim Spielen und Toben zuzusehen. Sie zwitschern, putzen gegenseitig ihr Gefieder und zeigen rasante Flugmanöver. Die kleinen Australier sind mit Abstand die beliebtesten Heimvögel. Viele werden sehr zahm und machen ihrem Halter Freude, indem sie auf ihre ganz eigene Art mit ihm kommunizieren. Wer sich eingehend mit Wellensittichen beschäftigt, wird faszinierende Einblicke in das Leben dieser besonderen Vögel finden und schnell erkennen, dass ein einzeln gehaltener Wellensittich niemals glücklich ist. In artgerechter Paar- oder gar Schwarmhaltung zeigen Wellensittiche ihr ganzes Repertoire an Verhaltensweisen. Das Buch enthält viele Informationen über Herkunft, Verhalten, Pflege, Fütterung, Genetik, Anschaffung und vieles mehr. Viele farbige Fotos und Zeichnungen runden das Buch ab.
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Seitenzahl: 103
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Kapitel 1:
Die Geschichte des Wellensittichs
Kapitel 2:
Wellensittiche in freier Natur
Kapitel 3:
Überlegungen vor dem Kauf von Wellensittichen
Nie ein Einzeltier
Die Geschlechterkombination
Käfige und Volieren
Einrichtung und Ausstattung
Was wichtig ist beim Vogelkauf - Tiergeschäft, Züchter, Tierheim oder Nothilfeorganisation?
Eingewöhnung
Kapitel 4:
Samenvielfalt als Grundfutter
Wasser
Frischfutter
Picksteine
Nahrungsergänzung
Futter zur Fitness
Sonstiges
Kapitel 5:
Hausputz im Käfig, in der Innen- und Außenvoliere
Reinigungs- und Desinfektionsmittel
Die Mauser
Sonstiges
Kapitel 6:
Sinne und Anatomie
Verhalten
Beschäftigung und Freiflug
Kapitel 7:
Gesunder Vogel, kranker Vogel
Der vogelkundige Tierarzt
Krankheiten
Ältere und gehandicapte Wellis
Kapitel 8:
Etwas Farbgenetik
Literatur
Wellensittiche sind seit vielen Jahrzehnten auf der ganzen Welt als Heimvögel beliebt. Sie sind zwar relativ einfach zu halten, wenn man einiges beachtet, aber sie sind keinesfalls anspruchslos! Wellensittiche sind bildschöne Vögel, dazu relativ leicht zu zähmen. Seine aufgeweckte Art, sein fröhliches Gezwitscher und sein niedliches Aussehen machen den Wellensittich als Stubenvogel beliebt, außerdem kann er recht einfach gezüchtet werden. Wer – wie es sich gehört – zwei oder mehr Wellensittiche hält, kann die kleinen süßen Kobolde den ganzen Tag beobachten und sich am fröhlichen Gehabe der Tierchen erfreuen. Wenn man sich ausreichend mit den Vögeln befasst, werden sie – auch im Schwarm – relativ leicht zutraulich. Es ist ein Ammenmärchen, dass nur Einzelvögel richtig zahm werden. Die Haltung von Einzelwellensittichen ist haarsträubende Tierquälerei. Auch Pärchen und Schwärme werden zahm, wenn man sich ausreichend mit ihnen beschäftigt (jedenfalls meistens). In meinem Buch "Das kleine Buch vom Wellensittich“ habe ich u.a. darauf hingewiesen, dass die Einzelhaltung von Wellensittichen absolute Tierquälerei ist. Daraufhin erhielt ich eine schlechte Buchbewertung. Nichts gegen eine Buchbewertung, auch eine kritische. Aber wer glaubt, dass es ausreicht, sich fast den ganzen Tag mit dem Vogel zu beschäftigen und ihm einen Artgenossen vorzuenthalten, der sollte sich gar nicht erst Tiere anschaffen. Man kann sich noch so viel mit dem Vogel beschäftigen – einen Artgenossen ersetzt man ihm niemals. In der Schweiz ist die Einzelhaltung von Wellensittichen im Übrigen gesetzlich verboten. Wie man die Haltung der in privaten Haushalten gehaltenen Vögel im Einzelfall kontrollieren möchte, ist mir zwar nicht ganz klar, aber die Gesetzesvorlage gegen Einzelhaltung von Wellis ist nur zu begrüßen. Früher fristeten Wellis oft ein furchtbares Dasein: wenig oder kein Freiflug, winziger Käfig, Einzelhaft, ungeeignetes Futter, schlechte Sitzstangen, die die Füßchen verformten, dazu häufig noch ein Spiegelchen oder ein Plastikvogel, der vor allem von Hähnchen dauernd angebalzt wurde, was nicht selten zu einem frustrierten Vogel mit Kropfentzündung führte. Es ist völlig ohne Belang, wieviel man sich mit dem Vogel beschäftigt, Einzelhaltung ist und bleibt Tierquälerei, egal wie sehr man sich mit seinem Vogel abgibt. Auch das „Argument“, dass nur Einzelvögel zahm werden, läuft ins Leere.
Es hängt immer davon ab, wieviel man sich mit den Vögeln beschäftigt, ob sie zahm werden, und auch von der individuellen Veranlagung des Vogels. Auch Pärchen und sogar ganze Schwärme können zahm werden, wenn man sich ausreichend mit ihnen beschäftigt. Dagegen gibt es auch scheue Einzelvögel. Und Vögel, die niemals richtig zahm werden, kann man stundenlang beobachten. Auch das macht Freude.
Selbst wenn ein Vogelhalter rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag, in der Lage ist, sich mit seinem Einzelvogel zu beschäftigen (was ich bezweifle), ist und bleibt es nicht artgerecht und somit Tierquälerei, egal wie liebevoll das Tier ansonsten behandelt wird. Obwohl Wellensittiche recht einfach gehalten werden können, machen manche Vogelhalter noch so einiges falsch. Fehler sind menschlich. Aber wenn sie zu Lasten der Tiere gehen, sind sie nicht tragbar.
Die eigentliche Heimat des Wellensittichs ist Australien. Der englische Forscher John Gould brachte die ersten Wellensittiche 1840 nach England. Sein hübsches, buntes Aussehen, sein liebenswertes Wesen und sein fröhliches Zwitschern machten den Wellensittich auf der ganzen Welt als Stubenvogel beliebt. Außerdem sind seine Zucht und Pflege relativ einfach. Der Wellensittich ist ein gutes Beispiel für die Einbürgerung fremder Arten und die anschließende Domestikation. Er wird erst seit etwas mehr als 150 Jahren bei uns gehalten und gezüchtet. Dabei gestaltete sich die Domestikation, Haltung und Zucht relativ einfach. Der Wellensittich hat sich gut bei uns eingeführt. George Shaw, zoologischer Leiter des Britischen Museums, erwähnt den Wellensittich erstmals (1781-1813). Der Wellensittich (Melopsittacus undulatus) ist der einzige Vertreter der Gattung Melopsittacus. 1832 erwähnt John Georg Wagler einen ausgestopften Wellensittich im Museum der Linnean Society als einziges Exemplar seiner Art in der Sammlung. John Gould fasste seine Freilandbeobachtungen im 19.
Jahrhundert in seinem „Handbook of the birds of Australia“ zusammen. Damals wie heute brüten die Wellensittiche in großen Kolonien. Seit 1860 gab es Wellensittiche in allen deutschen zoologischen Gärten. 1855 gelang der Gräfin von Schwerin in Berlin die erste Brut. Auch in England wurde der Wellensittich zu dieser Zeit wohl schon gezüchtet. Die ersten Wellensittiche waren grün, so wie es bei der Wildform heute noch der Fall ist. Andere Farben tauchten später in Zuchten auf.
Wellensittiche wurden in großer Zahl von mehreren Hunderttausend Tieren nach Europa gebracht. Sicher starben bei den Importen viele Vögel. Die ersten Wellensittiche wurden von Australien aus nach England importiert. In den Niederlanden und Belgien wurden sie allerdings domestiziert. Zucht und Haltung von Tieren war damals in beiden Ländern schon weit verbreitet. Auch aus Australien wurden weiterhin Wellensittiche in viele Länder der Welt exportiert. Der Siegeszug des Wellensittichs um die ganze Welt war nicht mehr aufzuhalten. Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Frankreich große Zuchtbetriebe. Die klimatischen Verhältnisse waren für die Zucht der Wellensittiche vorteilhaft. Vögel aus diesen Massenzuchten konnten allerdings so günstig abgegeben werden, dass kleine Züchter kaum noch Vögel verkaufen konnten. Ende des 19. Jahrhunderts wurden teilweise mit einem einzigen Import mehrere Zehntausend Wellensittiche eingeführt. Dass dies den Vögeln nicht immer gut tat und viele von ihnen die Strapazen nicht oder mit Schäden überlebten, ist kein Wunder. Um den Bestand im Heimatland zu schützen, erließ die australische Regierung 1894 ein Ausfuhrverbot für einheimische Vögel – auch für Wellensittiche. Im Laufe der Zucht traten die ersten Mutationen auf. Bei den Wellensittichen bezog sich das vor allem auf Gefiederzeichnung und -farbe.
Während die wilden Wellensittiche überwiegend grün sind, kennen wir Wellensittiche heute in über 100 verschiedenen Farbschlägen. Ein blauer Wellensittich kostete in Berlin nach dem Ersten Weltkrieg etwa 1000 Mark. In den Niederlanden schlüpfte 1878 ein erster blauer Welli.
1872 tauchte in Belgien ein erstes gelbes Exemplar auf. Aufgrund verschiedener Mutationen und durch entsprechende Verpaarungen schuf man mit der Zeit immer mehr Farbschläge. Die Anlagen für unterschiedliche Farben sind in allen Wellensittichen vorhanden. In der Natur sind grüne Wellensittiche aber im Schwarm geschützter vor Beutegreifern, da diese sich aus dem „großen Farbklecks“ sich nicht so einfach einzelne Tiere herauspicken können. Wohl kommen auch bei wilden Wellis hin und wieder andere Farben wie weiße, gelbe, graue oder blaue Vögel vor, aber sie überleben meist nicht lange, da sie zu auffällig sind. In menschlicher Obhut haben die Vögel natürlich keine Fressfeinde zu fürchten, und deshalb bleiben die Farbschläge erhalten. In Zuchten kommen heute viele schöne Farbschläge vor. Mitunter muss man für einen ausgefallenen Farbschlag deutlich mehr zahlen als für einen grünen oder blauen „Hansi-Bubi“. Ein wenig wird auf die verschiedenen Farbschläge noch im Genetikkapitel eingegangen.
Traute Einheit: Timmy (Hellflügel) und Lutino-Henne Trixy. Lutinohennen haben rote Augen, gelbes Gefieder, weiße Wangenflecken und ein dunkelbraunes Näschen, wenn sie in Brutstimmung sind. Lutinodamen, die nicht in Brutstimmung sind, haben wie hier Trixy ein rosa bis lila Näschen (Wachshaut).
Der australische Kontinent ist die Heimat des Wellensittichs, ebenso wie vieler anderer Papagei- und Sitticharten. Wellensittiche leben überwiegend in den Trockengebieten im Inneren Australiens. Dort wachsen nur kleine Sträucher und harte Gräser. Das Spiniefexgras ist das Hauptnahrungsmittel der wilden Wellis. Es gibt nur wenige Wasserläufe und Wasserlöcher, und dort gedeihen Eukalyptusbäume. In Zentralaustralien ist es trocken und heiß. Mittags kann die Temperatur +40 °C betragen und nachts auf unter Null sinken. Diese Temperaturschwankungen überstehen die Wellensittiche gut. Nachts schlafen sie dicht zusammen gedrängt und wärmen sich gegenseitig. Wird es jedoch Winter und so auch tagsüber kalt, suchen die Schwärme wärmere Gegenden auf. Im Lebensraum der Wellis gibt es keine festen Regenzeiten. Meistens regnet es im Winter, aber in manchen Jahren regnet es gar nicht. In „regenlosen“ Zeiten vermehren sich Wellensittiche nicht, und oft sterben viele von ihnen. Ihre Zahl kann so rapide sinken. Bei lang andauernden Trockenzeiten suchen die Vögel andere Gegenden auf, etwa die Küstenregion. Aber auch hier sind die Bedingungen nicht die besten. Wellensittiche sind äußerst gesellig. Sie leben in Schwärmen von rund 20-60 Vögeln oder auch mehr. Die Vögel schlafen und fressen zusammen, wärmen sich gegenseitig, putzen ihr Gefieder gegenseitig und halten Ausschau nach Feinden oder Nahrung. Genügend Gründe, Wellis niemals einzeln zu halten. Die Schar lässt sich immer in der Nähe einer Wasserstelle nieder. Auch Bäume muss es dort geben. Außerhalb der Brutsaison sitzen die Wellensittiche auf einem gemeinsamen Schlafbaum, um zu schlafen und sich auszuruhen. Während der Brutsaison suchen sich Wellensittiche Bruthöhlen. Meistens sind das Ast- und Baumlöcher. Und dort haben mehrere Brutpaare eine Bruthöhle. Die Weibchen entscheiden, ob eine Höhle zur Brut tauglich ist oder nicht. Alle Brutbäume sind in Hör- und Sichtweite des Schwarms. Die Vögel verlassen am frühen Morgen und am späten Nachmittag den Baum, um Nahrung zu suchen. Überwiegend fressen sie halbreife Samen von Gräsern am Boden. In Trockenzeiten fressen sie die trockenen Samen und müssen deshalb mehr trinken. Außerdem werden auch Erd- und Sandkörnchen aufgenommen, die die Nahrung im Magen zerkleinern. Damit versorgen sich die Vögel mit Mineralien. Hier und da werden wohl auch einmal kleine Insekten aufgenommen. Die Vögel klettern bei der Nahrungssuche auf kleine Zweige und Grashalme. Dabei benetzen sie ihr Gefieder mit Tau. Bei großer Hitze fliegt die Schar etwa alle 3 Stunden zur Wasserstelle, um zu trinken und das Gefieder zu befeuchten. Wellensittiche sind ständig mit Artgenossen zusammen. Beendet etwa ein Wellensittich seine Mahlzeit und fliegt zum Schlafbaum, folgen mehrere Artgenossen. Der Rest des Schwarms folgt kurz darauf ebenfalls. Der Zusammenhalt des Schwarms schützt auch vor Feinden, denn Beutegreifer können Einzeltiere im Schwarm nicht so leicht ausmachen.
Feinde des Wellensittichs sind z.B. Greifvögel. Schlangen erhaschen Wellensittiche, und hungrige Küken verraten sich bisweilen durch ihre Rufe nach den Eltern und Futter. Im Kampf um Nisthöhlen unterliegen Wellensittiche oft anderen Vögeln wie z.B. Rauchschwalben. Die grüne Farbe mit der Wellenzeichnung und das Zusammensein mit Artgenossen schützt die Vögel. Ein großer Schwarm erscheint unantastbarer als ein Einzelvogel und durch die Wellenzeichnung und die überwiegend grüne Farbe können Beutegreifer wie z.B. Greifvögel nicht so leicht Einzeltiere aus dem Schwarm herauspicken. Im Laub der Bäume fallen die Wellensittiche kaum auf, die Farben wirken wie Reflexe der Sonnenstrahlen. Wellensittiche bevorzugen zudem hohe Sitzplätze, von denen aus sie die Umgebung gut im Blick haben – auch ein Grund, warum man Wellensittichkäfige möglichst hoch aufstellen soll. Entdeckt ein Vogel einen potenziellen Feind wie etwa einen Greifvogel, ertönt sein Warnruf und die ganze Schar macht sich aus dem Staub. Wellensittiche verfügen über ein großes Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten der Gestik, Mimik und Lautsprache. Während der Nahrungssuche ertönen immer wieder Kontaktrufe, so dass alle Wellensittiche wissen, wo sich die Schwarmmitglieder aufhalten.
Kurz vor den Ruhephasen zwitschern die Wellensittiche leise, um den anderen mitzuteilen, dass alles in Ordnung ist. Wellensittiche können Schwarmgenossen an der Stimme erkennen. Wenn man sich ansieht, wie Wellis in der Natur leben, lässt das nur einen Schluss zu: Wellis brauchen Artgenossen! Man muss keinen Schwarm von hundert Tieren halten, aber mindestens 2 Vögel müssen es schon sein! Wellensittiche werden unruhig, wenn Wasser und Nahrung knapp werden.
Sie ziehen dann in eine andere Gegend. Oft ziehen sie dann hunderte Kilometer weit über das Land. Die Vögel ziehen dahin, wo sie Regen „erwarten“. Richtung und Flugzeit sind dabei eher bedeutungslos.
Wellensittiche sind Nomadenvögel. Sie kehren wenn überhaupt nur unbewusst und zufällig in eine früher einmal von ihnen bewohnte Gegend zurück. Heimvögel, die entfliegen, finden deshalb nur im Ausnahmefall nach Hause zurück. Haben die Vögel ein Gebiet gefunden, das ihnen gefällt, suchen sie nach geeigneten Brut- und Wohnhöhlen.