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Ich bin dann mal hier - Willkommen in unserer Kultur Blickkontakt zu fremden Frauen? Reichen Mann und Frau bei der Vorstellung einander die Hand - und wenn ja, in welcher Reihenfolge? Hunde als Haustiere und Radfahren auf der Autobahn? Selbstbedienung im Supermarkt? Obst und Gemüse anfassen und wieder zurücklegen? Was sind denn das für Sitten und Gebräuche? Dass es in anderen Ländern ungewöhnliche Umgangsformen und Verhaltensmuster gibt, dürfte jedem bekannt sein. Trotzdem ist immer wieder festzustellen, dass Menschen aus fremden Kulturen - verständlicherweise - ihre eigenen Verhaltensmuster in die neue Kultur mitbringen. Manchmal führt das zu Missverständnissen oder vielleicht auch zu ungewollten Konfliktsituationen. Beide Parteien, gemeint sind hier der Fremde auf der einen Seite und der Einheimische auf der anderen Seite, sind aufgefordert dafür zu sorgen, dass diese Missverständnisse möglichst gering gehalten werden. Regeln, Verhaltensmuster, Gesetze im Gastland müssen beachtet werden. Umgangsformen, rechtliche Vorgaben, kulturelle Werte und andere gelten uneingeschränkt. So geben die Kapitel im Buch Tipps und Hinweise im Umgang mit Menschen anderer Kulturen. Es wird eingegangen auf Themen wie der erste Eindruck, Political Correctness, Emanzipation, Gleichberechtigung, Geschlechterkonformität, Respekt und Achtung. Das soziale Miteinander im täglichen Leben, im Beruf und der Familie ergänzen den Inhalt. Auch wenn das Buch den Titel "Welcome to Germany" trägt, sind damit auch Teile der Schweiz, Österreich, Südtirol und andere europäische Länder gemeint, in denen Deutsch gesprochen wird. Jeder Fremde, jeder Reisende, jeder Interessierte - aus welchem Land er auch immer kommt - soll sich bei uns wohlfühlen. Liebe Leserin, lieber Leser, fühlen Sie sich willkommen bei uns! Welcome to Germany!
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Seitenzahl: 155
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PROLOG
Welcome to Germany
Willkommen in Deutschland!
Willkommen in Deutschland?
Willkommen in unserer Kultur
TEIL 1 – DIE ERSTE KONTAKTAUFNAHME
HERZLICH WILLKOMMEN – DER ERSTE ENTSCHEIDENDE EINDRUCK
I
M GESELLSCHAFTLICHEN
L
EBEN
Einschätzung des Gegenübers?
Wirkung auf andere
Menschliche Distanz-Zonen in unserer Kultur
Augenkontakt – Schau’ mir in die Augen, Kleines
Die erste Kontaktaufnahme – die korrekte Anrede
Die formvollendete Vorstellung
Die gegenseitige Begrüßung
Die Hand reichen
„He du!“ – Duzen und Siezen
Entschuldigung – „Sie müssen entschuldigen ...“
Bitte & Danke
In bedrohlich wirkender Gruppe auftreten
TEIL 2 – IN DER GESELLSCHAFT
UNTERWEGS – VERHALTEN IN DER ÖFFENTLICHKEIT
I
M GESELLSCHAFTLICHEN UND KULTURELLEN
L
EBEN
Unter einem Regenschirm am Abend
Koffer, Tasche, Rucksack
Gassi gehen – Der Hund an der Leine
Küssen in der Öffentlichkeit
Auf Rädern, Schienen oder in der Luft
Verhalten mit dem PKW – Im Straßenverkehr
Handy-Gaffer
Als Beifahrer unterwegs
Im Taxi
Beim Einkauf – Im Supermarkt
Im Kino und im Theater
Im Hotel
Tipp – Das sogenannte Trink-Geld
Das Mobiltelefon in deutscher Kultur
S
OZIALES
M
ITEINANDER
– L
EBEN UND
T
OD
Sauberkeit, Hygiene, Krankheit und Tod
Beim Arzt
Der letzte Weg
Abschied am offenen Grab
Besuch auf dem Friedhof
Besuch eines Gottesdienstes
F
REUNDSCHAFT UND
P
ARTNERSCHAFT
Freundschaft
Immer noch Single – oder schon wieder?
Aus Fremden werden Freunde
Nachbarn und Freunde
Die gute Nachbarschaft
Die Hochzeit
Gegenseitige Hilfestellung – in den eigenen vier Wänden
Die Scheidung
TEIL 3 – DISKRIMINIERUNG, WERTE, RESPEKT
ZWISCHENMENSCHLICHES – ANDERE WERTSCHÄTZEN
R
ESPEKT ZOLLEN
Der Wert eines Menschen
Gesellschaftliche Normen
Intoleranz
Stereotypen
Gerechtigkeit, Gleichheit, Neid, Erniedrigung
Körperliche und seelische Gewalt
Mobbing, Bossing, Bullying
Diskriminierende Sprache
Menschenrechte gelten für alle
Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG)
Akzeptanz aller Glaubensrichtungen
Sexuelle Orientierung
Hetero–, Homo– oder Bisexuell
Heterosexismus
TEIL 4 – OFFEN SEIN, EMANZIPATION, POLITISCHE KORREKTHEIT
AN DER VIELFÄLTIGKEIT ERFREUEN
V
ON
F
REMDEN LERNEN
Fremd ist anders
Ethnie – Herkunft
Ethnische Unterschiede
Fremdenfeindlichkeit
G
LEICHBERECHTIGUNG VON
F
RAU UND
M
ANN
Geschlechterkonformität – Rollenverhalten und Erwartungshaltung
Die Gleichberechtigung
Gender Mainstream
Emanzipation
Ladies first
Nur für Frauen
Berufliche Korrektheit
Armut in Deutschland
Zwischenmenschlicher Umgang und Political Correctness
EPILOG
Fühlen Sie sich heimisch
Einem Gast gegenüber gewalttätig zu werden, gilt als Frevel; wer aus irgendeinem Grund zu ihnen [den Germanen] kommt, den schützen sie vor Unrecht und behandeln ihn wie einen Unverletzlichen; ihm stehen die Häuser aller offen, und er hat Teil an ihrem Leben.Gaius Julius Cäsar, röm. Staatsmann, (100 - 44 v. Chr.)
Willkommen, ¡Bienvenido!, Bienvenue, Welcome, Hoşgeldin, Witamy, Huānying, Benvenuto, dobro pozhalovat', Tarhib, ….
Da der Text dieses Buches kaum in allen Sprachen geschrieben werden kann, beschränken wir uns auf die deutsche Sprache.
ich freue mich, dass Sie vorhaben, diesen Text zu lesen. Er ist für Menschen geschrieben, die nach Deutschland kommen. Und zwar deswegen, weil sie hier studieren, arbeiten oder einfach nur leben wollen.
Egal, ob Sie als Geflohene/r, Tourist/in, Arbeitnehmer/in oder wegen der Liebe hierherkommen – Sie sollen sich wohl fühlen.
Ein Sprichwort lautet: „Andere Länder, andere Sitten.“ Vielleicht haben Sie hier schon die ersten Erfahrungen sammeln können.
Sie werden sich wundern, wie seltsam Ihnen die hier Lebenden vorkommen können.
Selbst innerhalb Deutschlands gibt es die unglaublichen Unterschiede. Je nach Region und Bundesland hören Sie sprachliche Besonderheiten und sehen Sie lustige und/oder ernstzunehmende Brauchtümer und Riten.
Selbstverständlich sind die kulinarischen Vorlieben dem regionalen Gaumen angepasst.
Bestimmt haben Sie auch schon einige Dinge über Deutschland gehört. Vielleicht solche Behauptungen wie:
„Die Deutschen …
… trinken alle Bier,
… tragen alle Lederhosen,
… essen alle Sauerkraut.“
Der Spitzname der Deutschen im Zweiten Weltkrieg war übrigens ‚Krauts‘, abgeleitet vom Sauerkraut.
Fragen Sie doch mal den nächsten Deutschen, den Sie treffen, wann er das letzte Mal Sauerkraut gegessen hat. Entweder werden Sie auf ein begreifendes Lächeln treffen oder auf ein nicht verstehendes Stirnrunzeln stoßen.
Sonstige Stereotypen, die Fremde über die deutschen Menschen kennen, beziehen sich auf grandiosen Fußball, schnelle Autos und absolute Pünktlichkeit. Ob die Stereotypen wirklich so zutreffen?
Stereotypen
Stereotypen entsprechen Vorurteilen. Ein Stereotyp ist das vereinfachte, feststehende Urteil zu Personengruppen.
Bedauerlicherweise haben auch sehr viele Deutsche bestimmte Vorurteile Fremden gegenüber. Beispielsweise: Alle Schweden sind blond – alle Türken essen Knoblauch – alle Italiener sind gute Liebhaber – alle Franzosen trinken Rotwein – alle US-Amerikaner kennen keine Esskultur.
Dummerweise sind manche Vorurteile recht negativ zu bewerten. Stehlen, Handtaschen rauben, vergewaltigen, Ausnutzen der Sozialsysteme, einbrechen und vieles andere mehr. Wohl wissend, dass diese Behauptungen nur auf eine deutliche Minderheit zutrifft, hängen diese Vorurteile ständig im Raum.
Es kann also sein, liebe Leserin, lieber Leser, dass Sie auf hier Lebende treffen, die nicht unbedingt wohlwollend und mit offenen Armen auf Sie zukommen.
Die meisten Menschen in unserer Kultur hingegen haben kaum oder keine Ressentiments gegenüber Fremden.
Sie sind manchmal nur nicht gewohnt, wie sie mit Personen anderer Kulturen richtig umgehen sollen. Hin und wieder schwingt auch etwas Furcht vor Unbekanntem mit.
Umso wichtiger ist es, dass Sie zu den hiesigen Umgangsformen und der Etikette einen gewissen Zugang erhalten. So vermeiden Sie zumindest, in einige peinliche Fettnäpfchen zu treten. Viel Vergnügen in der deutschen Kultur.
Das Wort ‚Willkommen‘ zeigt bereits, dass ein Gast mit offenen Armen und lächelnd empfangen wird. „Ich will, dass du kommst. Fühle dich geborgen in meinen Armen.“
Dem Gast wird neben einem sicheren Raum das Beste geboten, das der Gastgeber aufzutischen hat. Lecker zubereitete Speisen, erfrischende Getränke, ein passendes Ambiente gegebenenfalls bei untermalender Musik – aber auch Geborgenheit und Sicherheit.
Es wird sich unterhalten, nach dem Wohlbefinden erkundigt und es wird auf Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten hingewiesen. Bei Bedarf wird dem Gast eine gemütliche Möglichkeit zur Übernachtung angeboten.
Sollte der Gast längere Zeit vor Ort bleiben wollen, wird ihm zum Beispiel Hilfestellung bei der Wohnungs- und bei der Arbeitssuche gegeben.
Der Gastgeber kann von den Erzählungen des Gastes profitieren. Was ist in den anderen Ecken der Welt los? Welche Neuigkeiten gibt es?
Durch Reisende, die Ware oder Leistung anbieten, kann ebenso profitiert werden. Dem Einheimischen erschließen sich nicht nur die Reichtümer der Welt, sondern es eröffnen sich ihm auch fremde Denkweisen. Weiter kann er, zum Beispiel im gastronomischen Bereich, vom Fremden deutlich durch dessen in Anspruch genommene Dienstleistungen profitieren.
In Deutschland gab es in den fünfziger und sechziger Jahren die sogenannten Gastarbeiter, ohne deren Hilfe der aktuelle wirtschaftliche Erfolg kaum hätte erreicht werden können. Es stellte sich schnell heraus, dass die Nachkommen dieser Gastarbeiter bald nicht mehr als Gäste gesehen wurden.
Aus Gästen werden Staatsbürger – Integration
Mittlerweile wird auch bevorzugt der Begriff Migranten statt Fremdarbeiter gewählt. Viele wurden deutsche Staatsbürger und leben in der dritten Generation hier.
Ebenso viele haben sich gesellschaftlich und beruflich optimal integriert und in verschiedenen Bereichen ihren Lebensweg gefunden beziehungsweise Karriere gemacht.
Nach wie vor kommen ausländische, hochqualifizierte Menschen zu uns, um zu studieren oder dauerhaft zu arbeiten. Auch Sie werden überwiegend als Migranten bezeichnet.
Täglich kommen Fremde nach Deutschland, aus touristischen, gesellschaftlichen oder beruflichen Gründen. In jüngster Zeit, konkret und deutlich ins Bewusstsein kommend seit dem Jahr 2015, überrennen förmlich Hunderttausende die Grenzen, weil sie aus wirtschaftlichen Gründen oder aus Furcht vor Kriegen und Verfolgung die eigene Heimat verlassen mussten.
Auch in dieser Situation mit unerwartet vielen Gästen, die nun als Flüchtlinge bezeichnet werden, gab es in vielen deutschen Städten eine spürbare Willkommens-Kultur. So wurden Bilder nicht nur vom Münchner Hauptbahnhof gezeigt, in denen den erschöpften Ankommenden zugejubelt wurde.
Viele Stimmen aus Politik und Bevölkerung warnten vor nicht zu bewältigender Herausforderung, allein schon aufgrund der schieren Menge an Zugereisten.
Und dann geschahen bösartige Übergriffe von Fremden auf hier lebende Menschen. Die Situation in der Silvesternacht des Jahres 2015 auf die Neujahrsnacht 2016 alleine rund um den Kölner Hauptbahnhof ließen die Wellen der Emotionen wochenlang in die Höhe treiben.
Darf sich ein Gast so verhalten? Darf er Gastgeber unsittlich berühren, vergewaltigen, bedrohen, ausrauben, in panische Angst versetzen? Werden die Betroffenen (in diesem Fall hauptsächlich Frauen) diese fürchterlichen Übergriffe jemals psychisch verarbeiten können?
Regeln des Gastlandes gelten
Das Risiko der Verallgemeinerung auf bestimmte Menschengruppen für Personen einer bestimmten Rasse, Nationalität oder Religion oder für Angehörige einer spezifischen sozialen Gruppe schien bestätigt.
Jedem seriös denkenden Menschen sollte aber klar sein, dass eine Verallgemeinerung aus diesen Gründen falsch und kritisch ist. Die überwiegende Mehrheit der Fremden verhält sich ebenso korrekt, wie es erwartet wird.
Hier heißt es eindeutig, dass die im Gastland geltenden Regeln ausnahmslos beachtet werden müssen. Das gilt selbstverständlich auch für Touristen, egal in welches Land sie reisen. Umgangsformen, rechtliche Vorgaben, kulturelle Werte und andere gelten uneingeschränkt.
Deshalb ist es umso wichtiger, dass jeder – egal ob Fremder oder Einheimischer – die Persönlichkeit des anderen uneingeschränkt achtet. Um es noch einmal klar zu machen: die meisten Menschen verhalten sich anderen gegenüber sowieso respektvoll.
Keineswegs soll der Schwerpunkt auf vermeintlich straffällig gewordene Menschen gelegt werden, sondern auf denjenigen, der, egal aus welchen Gründen, in unser Land kommt.
In diesem Buch sollen nicht nur Schutzsuchende angesprochen werden, sondern auch Studierende aus fremden Ländern, die ein Semester oder länger hier verbringen wollen. Und natürlich auch Arbeitnehmer und Geschäftsleute, die in der hiesigen Kultur vorübergehend oder auch längerfristig zu tun haben.
Liebe Leserin, lieber Leser, dass es in anderen Ländern andere Lebensweisen und Verhaltensmuster gibt, dürfte jedem bekannt sein. Trotzdem ist immer wieder festzustellen, dass Menschen aus anderen Kulturen – verständlicherweise – ihre eigenen Verhaltensmuster in die westliche Kultur mitbringen.
Das ist natürlich weiter nicht schlimm, sofern sie nicht meinen, dass ihre Verhaltensmuster die allein gültigen und richtigen Umgangsformen darstellen.
Wer in ein anderes Land reist, sollte sich deswegen noch viel mehr Gedanken darüber machen, von welchen Werten die für ihn fremde Kultur geprägt ist. Da das im Vorfeld nicht immer – oder nicht immer ausreichend – möglich ist, tut der Neuangekommene sehr gut daran, sich nach Ankunft im fremden Land umzuschauen und zu informieren, was dort als üblich gilt.
Da der Neuangekommene nicht unbedingt wissen muss, dass eigene Verhaltensmuster ‚schräg‘ angesehen werden, kann es für ihn noch schwieriger werden, sich in einer neuen Kultur einzuordnen.
Denn, wenn einer nicht weiß, dass ein bestimmtes Verhaltensmuster in einem anderen Land als unschicklich betrachtet wird, kommt er sehr wahrscheinlich auch gar nicht auf den Gedanken, sich hier anders zu verhalten.
So war in der Tagespresse in Deutschland zu lesen, dass eine Familie, die aus dem Nahen Osten fluchtartig ausreisen musste, mit den neu erworbenen Fahrrädern stolz zu Verwandten in Deutschland fahren wollte – allerdings auf der Autobahn.
Unglaublich und fast undenkbar für in unserer Kultur aufgewachsene Menschen, dass jemand bedenkenlos mit dem Fahrrad auf der Autobahn fährt. Der Fremde war sich keiner Schuld bewusst. Erst als ihn die Autobahnpolizei anhielt und sicher von der Autobahn geleitete, wurde ihm bewusst, in welche große Gefahr er sich und seine Familie begeben hatte.
Missverständnisse vermeiden
Daraus ist abzulesen, dass es manchmal zu Missverständnissen oder vielleicht auch zu ungewollten Konfliktsituationen kommen kann, wenn Menschen anderer Kulturen hier in der deutschsprachigen Kultur leben wollen. Beide, sowohl der Fremde als auch der Einheimische, sind aufgefordert dafür zu sorgen, diese Missverständnisse möglichst zu vermeiden.
Als Ziel sollte angestrebt werden, dass beide auf derselben Seite stehen können. Menschen, die aus ‚exotischen‘ Ländern nach Deutschland einreisen, empfinden aufgrund der mitgebrachten, angelernten und intensiv gelebten Verhaltensmuster hiesige Verhältnisse manchmal sehr ungewohnt oder sogar als falsch.
Die Art, sich zu ernähren beziehungsweise das, was gegessen wird, die Gleichberechtigung Mann-Frau, sexuelle Freiheiten und Errungenschaften in diesem Gebiet sowie natürlich religiöse Lebensweisen und Anschauungen sind oft extrem anders als hier.
Kritisch beurteilen, bewertend mit dem Daumen nach unten zeigen ist relativ leicht. Sich Gedanken über den anderen zu machen und ihm durch kleine Hilfestellungen das Zusammenleben zu erleichtern, sollte ebenso leicht sein. Es bedarf hier allerdings einiger Empathie im Sinne von dem gezielten Wollen, sich in die Situation des anderen gedanklich hineinzuversetzen.
So sollen die folgenden Kapitel Menschen ansprechen, die aus einem anderen Kulturkreis in den deutschsprachigen Raum kommen. Auch wenn das Buch den Titel „Welcome to Germany“ trägt, sind auch Teile der Schweiz, Österreich, Südtirol und andere europäische Gebiete gemeint, in denen Deutsch gesprochen wird.
Es ist wohl klar, dass Umgangsformen und Verhaltensmuster in diesen genannten Ländern nicht immer deckungsgleich sind. Aber zumindest ähneln sie einander stark, sodass wir hier vom Bereich der Länder in Europa sprechen, in denen die deutsche Sprache gesprochen wird. Der Text wurde deshalb, zumindest vorerst, in deutscher Sprache geschrieben.
Jeder Fremde, jeder Reisende, jeder Interessierte, egal aus welcher fremden Kultur, soll sich in unseren Breitengraden willkommen heißen.
Liebe Leserin, lieber Leser, fühlen Sie sich willkommen bei uns!
Welcome to Germany!
Horst Hanisch
Die Erscheinung ist vom Betrachter nicht losgelöst; vielmehr in die Individualität desselben verschlungen und verwickelt.Johann Wolfgang von Goethe, dt. Dichter (1749 - 1832)
Die weiter oben erwähnten Vorurteile zeigen, dass jeder einen Fremden beim Erstkontakt einschätzen wird. Zu den Kriterien, die den ersten (subjektiven) Eindruck beeinflussen gehören
reale Beobachtungen und
persönliche Komponenten
Reale Betrachtungen
Unter realen Betrachtungen werden Dinge verstanden, die tatsächlich wahrnehmbar sind. Dazu zählen
Körperbau (athletisch, groß, klein, schmächtig, dick)
Auftreten (tatsächlich, hörbar, leise)
Mimik (Gesichtszüge lächelnd, starr)
Gestik (Arm- und Beinbewegung)
Körpersprache (kompletter Einsatz des Körpers)
Standort, an dem sich der Mensch befindet
Distanz (zum Gesprächspartner)
Haltung (gebeugt, aufrecht)
Territorialer Anspruch (Platz, der zum Beispiel durch die Gestik eingenommen wird)
Bewegung (steif, lebhaft)
Gang (kurze, lange Schritte, schaukelnd, stramm)
Art zu sitzen oder zu stehen.
Aber auch
Augenfarbe
Hände/Fingernägel (Pflege, Farbe)
Frisur, Haare (Farbe, Länge, Pflege)
Make-up (oder auch keines; die Persönlichkeit unterstreichend versus aufdringlich)
Schuhe (passend, gepflegt)
Statussymbole (mit welchem Fahrzeug wird vorgefahren?)
Duft, Parfum, Geruch (die Persönlichkeit unterstreichend)
Kleidung (modern, konservativ, gepflegt, Farbe, passend zum Anlass, zum Typ, zur Jahreszeit, zum Ort usw.)
Schmuck (aufdringlich, passend)
Koffer, Tasche (Leder, Plastik, Jute)
Accessoires (Mobilphone, Arbeitsmappe, Schreibstift)
Brille (die Persönlichkeit unterstreichend oder auffallend)
Und anderes.
Persönliche Komponenten
Zu den realen Betrachtungen kommen die sogenannten ‚persönlichen Komponenten‘.
Hier wird unterschieden zwischen Komponenten gesehen aus eigener Einstellung und jenen, die von der anderen Person ausgehen.
Betrachten wir zuerst Komponenten, die von uns aus Einfluss nehmen, wie etwa
die eigenen Gefühle
persönliche oder eigene Erfahrungen, die wir gemacht haben
Erinnerungen an ähnliche Personen
Moralvorstellungen – was darf ein Mensch, was darf er nicht?
ethische Ansprüche
Wertmaßstäbe – worauf lege ich besonders viel Wert? (zum Beispiel Menschenrechte)
Einstellungen zu anderen Menschen
Erwartungshaltungen an andere Menschen
Typologie (Schubladendenken)
Und andere.
Dann Komponenten, die von der anderen Person ausgehen, wie
Auftreten (bildlich)
Charisma (Ausstrahlungskraft der Person)
Selbstbewusstsein
Wärme/Kühle
Herzlichkeit
Umgangsformen
Menschlichkeit
Selbstsicherheit oder
Aura (Wirkung eines Menschen)
Und auch hier andere.
Es lässt sich erkennen, dass reale Betrachtungen und persönliche Komponenten zusammengenommen den ersten Eindruck entstehen lassen.
Um fair miteinander umzugehen, schlagen wir vor: Egal wie ein Mensch aussieht, geben Sie ihm erst eine Chance, sich zu entwickeln.
Wie viel Zeit braucht es, um den ersten Eindruck zu bilden? Nun, nur wenige Augenblicke. Angeblich sind es höchstens 7 Sekunden.
Unglaublich! In maximal 7 Sekunden bildet sich der Mensch einen ersten (subjektiven) Eindruck. Der Eindruck, der hierbei vermittelt wird, bleibt oft lange, eventuell monatelang bestehen.
Ist der erste Eindruck negativ, so wird es die betreffende Person schwierig haben, überzeugend auftreten zu können.
Obwohl der positive oder negative Eindruck zwangsläufig entsteht, steht es jedem Menschen frei, sich von diesem Eindruck nur bedingt beeinflussen lassen.
Der Appell hierzu: Unabhängig davon, wie eine Person aussieht, woher sie kommt, wie sie sich verhält – versuchen Sie zumindest eine neutrale Haltung einzunehmen. Lassen Sie die Person sich erst entfalten.
Aufgrund der nur wenigen Sekunden, in denen ein positiver/negativer Eindruck ausgelöst wird, muss schnell gehandelt werden. Um das anschließende Miteinander möglichst reibungslos ablaufen zu lassen, sollte die Wirkung auf andere möglichst positiv ausfallen.
Natürlich kann es Ihnen ‚an sich’ egal sein, wie Sie auf andere Menschen wirken. Im tatsächlichen Leben bringt es allerdings meistens Vorteile, wenn Sie auf andere Menschen möglichst positiv wirken.
Und zwar vom ersten Augenblick an, so etwa
Während eines Aufnahme-Gesprächs
Beim Amt oder beim Arzt
Im Bewerbungsgespräch
Bei der Suche eines Praktikums
Bei einer Kreditaufnahme bei der Bank
Wenn Sie jemanden kennenlernen möchten.
Bei der Wohnungssuche
Beim Erstkontakt mit Nachbarn
Beim Kennenlernen anderer Eltern (Kindergarten, Schule usw.)
Wenn Sie Ihr Erscheinungsbild und Ihr Auftreten reflektieren, bemerken Sie, welche Muster gegebenenfalls auf die hier Lebenden negativ wirken könnten.
Schaffen Sie es, diese auf die hiesige Gesellschaft einzustellen, werden Sie sehr wahrscheinlich mit sich selbst zufrieden sein und somit einen guten Eindruck hinterlassen, da Sie entsprechend selbstsicher auftreten. Und noch ein kleiner Nebeneffekt: Sie fühlen sich gut!
Den hier Ansässigen steht es natürlich frei, ein andersartiges – gleich fremdartiges – Auftreten oder Erscheinen so zu nehmen, wie es ist. Der Fremde soll sich schließlich nicht verbiegen müssen, um positiv wahrgenommen zu werden.
Je nachdem, wie gut Sie jemanden kennen beziehungsweise was Sie mit diesem Menschen beabsichtigen zu tun, werden Sie eine unterschiedliche Distanz zueinander einnehmen. Vielleicht kennen Sie ja auch Menschen, die Ihnen manchmal ,zu nahe‘ kommen. Finden Sie das angenehm? Als Distanz wird hier der Abstand zweier Personen zueinander bezeichnet. In unserer Kultur lassen sich vier verschiedene Distanzzonen unterscheiden.
Intime Distanz
Intime Distanz, 0 - 50 cm, vertraute, körperliche Nähe, Familienangehörige, Freunde. Bei Fremden unerwünscht. Ausnahmen: Friseur, Masseur, Arzt, beim Tanzen usw.
Persönliche Distanz
Persönliche Distanz, 50 - 100 cm, Smalltalk, erfolgreiche Gesprächsführung. In dieser Distanz stehen zwei sich Unterhaltende gegenüber.
Bei angewinkelten Armen ist diese Distanz ungefähr gegeben.
Soziale Distanz
Gesellschaftliche oder soziale Distanz (auch Abwartezone genannt), 100 - 200/300 cm. Jemand betritt einen Raum und schaut sich erst einmal um.
Öffentliche Distanz
Öffentliche Distanz, mehr als 200/300 cm, Professor im Hörsaal vor den Studierenden. Jemand wartet in einem Großraumbüro, bis er aufgerufen wird.