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Beschreibung

"Mit dem Buch Wenn die Zeit knapp ist präsentieren die Herausgeber:innen einen aus der Praxis entstandenen Ansatz, der Menschen mehr Möglichkeiten bietet, ohne Anmeldung Termine zu bekommen und herauszufinden, ob und inwieweit in einer Sitzung Fortschritte gemacht werden können." Jürgen Hargens "Suchen Sie nach einem multikulturellen Therapieansatz für alle Lebensphasen, der sich auf ein breites Spektrum von Störungen anwenden lässt? In diesem Beitrag zur innovativen Anwendung der Single Session Therapie werden Sie fündig. Ein praxisorientiertes Buch, das dazu einlädt, die eigene therapeutische Tätigkeit aus einer neuen Perspektive zu betrachten." Donald Meichenbaum, PhD, Forschungsleiter des Melissa Institute for Violence Prevention, Miami Kommen Sie rein! Auch im deutschsprachigen Raum gibt es Therapie- und Beratungsformate, die nur aus einer einzigen Sitzung bestehen, etwa in der Schwangerschafts- oder Drogenberatung. Was bislang fehlt, sind systemisch-lösungsorientierte Ansätze für dieses Setting, wie sie in anderen Ländern erfolgreich praktiziert werden. Dieser Band versammelt Beiträge zu Theorie, Praxis und Supervision, wie sie in den USA, Kanada und Australien entwickelt wurden. Konzepte wie Single Session Therapy oder Walk-in Therapy sind effizient, praktikabel und haben ihre Wirksamkeit vielfach unter Beweis gestellt. Sie eignen sich für alle Settings – ambulant wie stationär –, in denen (noch) keine fortlaufende Beratung vereinbart ist oder in denen es um Veränderungsanliegen geht, die nicht schon als Therapie ausgeflaggt sind. Dazu gehören sozialarbeiterische, medizinische und seelsorgerische Kontexte, Familiengespräche mit Angehörigen u. v. a. m. Die vorgestellten Konzepte sind darüber hinaus für alle von Interesse, die an einer besseren psychotherapeutischen Versorgung interessiert sind – sei es als Therapeut:in, Ausbildungseinrichtung oder Forschende:r an Hochschulen. Sie werden im hiesigen Versorgungssystem auch deshalb zunehmend an Bedeutung gewinnen, weil sie schnelleren Zugang zu Psychotherapie ermöglichen und ausgesprochen kostengünstig sind. Die Herausgeber:innen: Michael F. Hoyt, PhD; Psychologe; Mitbegründer des Single Session-Therapieansatzes (gem. mit Moshe Talmon und Robert Rosenbaum). Monte Bobele, PhD, ABPP; emeritierter Professor der Psychologie; Psychologe und Supervisor; Leiter von Kursen zur Single Session Therapie in den USA, Kanada, Mexiko und Australien. Arnold Slive, PhD; Psychologe und Supervisor; Gastdozent an der University San Antonio, Texas. Gründer von Single Session-Beratungsdiensten in Kanada und den USA. Jeff Young, PhD; klinischer Psychologe. Leiter von "The Bouverie Centre", La Trobe University Melbourne. Moshe Talmon, PhD; Autor des Buches Single Session Therapy: Maximizing the effect of the first (and often only) therapeutic encounter (1990), durch welches das Single Session-Konzept bekannt wurde. Pam Rycroft, Psychologin, Familientherapeutin und Ausbilderin in "The Bouverie Centre", Melbourne. Zahlreiche Veröffentlichungen im Bereich Single Session Therapie; Mitveranstalterin des 1. und 3. Internationalen Symposiums zur Single Session Therapie.

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Seitenzahl: 449

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Systemische Therapie und Beratung

In den Büchern der Reihe zur Systemischen Therapie und Beratung präsentiert der Carl-Auer Verlag grundlegende Texte, die seit seiner Gründung einen zentralen Stellenwert im Verlag einnehmen. Im breiten Spektrum dieser Reihe finden sich Bücher über neuere Entwicklungen der systemischen Arbeit mit Einzelnen, Paaren, Familien und Kindern ebenso wie Klassiker der Familien- und Paartherapie aus dem In- und Ausland, umfassende Lehr- und Handbücher ebenso wie aktuelle Forschungsergebnisse. Mit den roten Bänden steht eine Bibliothek des systemischen Wissens der letzten Jahrzehnte zur Verfügung, die theoretische Reflexion mit praktischer Relevanz verbindet und als Basis für zukünftige nachhaltige Entwicklungen unverzichtbar ist. Nahezu alle bedeutenden Autor:innen aus dem Feld der Systemischen Therapie und Beratung sind hier vertreten, nicht zu vergessen viele Pioniere der familientherapeutischen Bewegung. Neue Akzente werden von jungen und kreativen Autor:innen gesetzt. Wer Systemische Therapie und Beratung in ihrer Vielfalt und ihren transdisziplinären und multiprofessionellen Zusammenhängen verstehen will, kommt um diese Reihe nicht herum.

Tom LevoldHerausgeber der Reihe Systemische Therapie und Beratung

Michael F. Hoyt, Monte Bobele,Arnold Slive, Jeff Young,Moshe Talmon, Pam Rycroft (Hrsg.)

Wenn die Zeit knapp ist

Der Single-Session-Ansatz in Therapie und Beratung

Aus dem Amerikanischen von Hildegard Höhr und Theo Kierdorf

Mit einem Vorwort von Jürgen Hargens

2024

Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des Carl-Auer Verlags:

Prof. Dr. Dr. h. c. Rolf Arnold (Kaiserslautern)

Prof. Dr. Dirk Baecker (Dresden)

Prof. Dr. Ulrich Clement (Heidelberg)

Prof. Dr. Jörg Fengler (Köln)

Dr. Barbara Heitger (Wien)

Prof. Dr. Johannes Herwig-Lempp (Merseburg)

Prof. Dr. Bruno Hildenbrand (Jena)

Prof. Dr. Karl L. Holtz (Heidelberg)

Prof. Dr. Heiko Kleve (Witten/Herdecke)

Dr. Roswita Königswieser (Wien)

Prof. Dr. Jürgen Kriz (Osnabrück)

Prof. Dr. Friedebert Kröger (Heidelberg)

Tom Levold (Köln)

Dr. Kurt Ludewig (Münster)

Dr. Burkhard Peter (München)

Prof. Dr. Bernhard Pörksen (Tübingen)

Prof. Dr. Kersten Reich (Köln)

Dr. Rüdiger Retzlaff (Heidelberg)

Prof. Dr. Wolf Ritscher (Esslingen)

Dr. Wilhelm Rotthaus (Bergheim bei Köln)

Prof. Dr. Arist von Schlippe (Witten/Herdecke)

Dr. Gunther Schmidt (Heidelberg)

Prof. Dr. Siegfried J. Schmidt (Münster)

Jakob R. Schneider (München)

Prof. Dr. Jochen Schweitzer † (Heidelberg)

Prof. Dr. Fritz B. Simon (Berlin)

Dr. Therese Steiner (Embrach)

Prof. Dr. Dr. Helm Stierlin † (Heidelberg)

Karsten Trebesch (Dallgow-Döberitz)

Bernhard Trenkle (Rottweil)

Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler (Köln)

Prof. Dr. Reinhard Voß (Koblenz)

Dr. Gunthard Weber (Wiesloch)

Prof. Dr. Rudolf Wimmer (Wien)

Prof. Dr. Michael Wirsching (Freiburg)

Prof. Dr. Jan V. Wirth (Meerbusch)

Themenreihe: »Systemische Therapie und Beratung«

hrsg. von Tom Levold

Reihengestaltung: Uwe Göbel

Umschlaggestaltung: Melanie Szeifert

Umschlagmotiv: © Tom Levold

Redaktion: Veronika Licher

Satz: Verlagsservice Hegele, Heiligkreuzsteinach

Printed in Germany

Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

Erste Auflage, 2024

ISBN 978-3-8497-0523-7 (Printausgabe)

ISBN 978-3-8497-8480-5 (ePUB)

© 2024 Carl-Auer-Systeme Verlag

und Verlagsbuchhandlung GmbH, Heidelberg

Alle Rechte vorbehalten

Die Beiträge dieser Ausgabe wurden im Original in folgenden Ausgaben veröffentlicht: »Single-Session Thinking and Practice«, hrsg. v. Michael F. Hoyt, Jeff Young, Pam Rycroft, © 2021, Auswahl und Herausgeberbeiträge Michael F. Hoyt, Jeff Young und Pam Rycroft; Copyright der Einzelbeiträge bei den Autoren. »Single-Session Therapy by Walk-In or Appointment«, hrsg. v. Michael F. Hoyt, Monte Bobele, Arnold Slive, Jeff Young, Moshe Talmon, © 2021, Auswahl und Herausgeberbeiträge Michael F. Hoyt, Jeff Young und Pam Rycroft; Copyright der Einzelbeiträge bei den Autoren.

Beide Originalausgaben sind bei Routledge, Taylor & Francis Group, New York/London erschienen. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Hildegard Höhr und Theo Kierdorf

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Informationen zu unserem gesamten Programm, unseren Autoren und zum Verlag finden Sie unter: https://www.carl-auer.de/.

Dort können Sie auch unseren Newsletter abonnieren.

Carl-Auer Verlag GmbH

Vangerowstraße 14 • 69115 Heidelberg

Tel. +49 6221 6438-0 • Fax +49 6221 6438-22

[email protected]

Inhalt

Vorwort von Jürgen Hargens

Vorwort der Herausgeber

Teil I: Einführung

1 Single-Session-Therapie in Theorie und Praxis: ihre globale Ausbreitung Schritt für Schritt

1.1 Die Geschichte der Single-Session-Therapie

1.2 Die drei bisherigen internationalen Konferenzen

1.3 Single-Session-Therapie auf Termin und/oder spontan als Walk-in-Angebot

1.4 Ein Lexikon des Single-Session-Ansatzes: Terminologie und einige damit zusammenhängende Aspekte

1.5 Und jetzt …

Teil II: Orientierungen – Der Single-Session-Ansatz und seine praktische Anwendung

2 Hoffnung und Freude bei der Single-Session-Arbeit

2.1 Sich den Möglichkeiten des Single-Session-Ansatzes öffnen

2.2 Die Macht eines guten Augenblicks

2.3 Maßgeschneidert: Einzigartig, jeweils nur einmal und manchmal nur ein einziges Mal

2.4 Abbilder von Hoffnung und Freude und die Single-Session-Therapie

2.5 Wird Freude Sie überraschen? Oder erwarten Sie sie?

2.6 Jetzt … und dann

2.7 Coda

3 Der Single-Session-Ansatz in der Praxis

3.1 Eine einmalige Sitzung ist nicht zwingend die einzige stattfindende Begegnung, sondern oftmals Teil eines Prozesses

3.2 Beispiel einer Familientherapie

Was sind unsere zentralen Elemente?

Was ist beim Single-Session-Ansatz von zentraler Bedeutung?

4 Arbeit mit Familien in einer einmaligen Sitzung

4.1 Wie die Single Session Family Consultation entstanden ist

4.2 Die Prinzipien der SSFC-Praxis

4.3 Das Modell in der Praxis

4.4 Fallvignette

Phase I: Convening – Zusammenkommen

Phase II: Conducting – Durchführen

Phase III: Weiterverfolgen (Following-up)

4.5 Der Zukunft entgegen

5 Weshalb einmalige Walk-in-Sitzungen definitiv sinnvoll sind – die drei wichtigsten Gründe

5.1 Aber zunächst ein Fallbeispiel

5.2 Sie nutzen den Augenblick

Motivierte Klienten

Glückliche Therapeuten

Glückliche Klienten

Veränderungen zum Positiven finden früh im Therapieprozess statt

Die Walk-in-Option

5.3 Sie funktionieren

Verbesserungen hinsichtlich der Vorstellungsgründe

Hohe Klientenzufriedenheit

5.4 Sie sind effizient

Verkürzte Warteliste

Verringerter Bedarf an teuren Dienstleistungen

Verringerung von »Überbehandlung«

5.5 Über Follow-ups

5.6 Implikationen und mögliche zukünftige Entwicklungen

5.7 Zum Abschluss

6 Die besondere Bedeutung der Geisteshaltung des Therapeuten

6.1 Zum Abschluss

7 Das ewige Jetzt – Wie man Single-Session-Therapeut wird und ist

7.1 Über die Essenz der Psychotherapie

7.2 Single-Session-Therapie lehren

7.3 Über das Konzept der »Heilung«

7.4 Über »Zeit ist Geld«

7.5 Was es bedeutet, ein kompetenter Experte zu sein

7.6 Über Kreativität

7.7 Zum Abschluss

Teil III: Klinische Perspektiven

8 Single-Session-Therapie – Geschichten, Strukturen, Themen, Warnungen, Perspektiven

8.1 Konzepte: Definitionen, Theorien und Modelle

8.2 Drei miteinander verbundene Themen

Die Geisteshaltung

Die Zeit

Die Befähigung des Klienten

8.3 Warnungen

Perspektiven: Wohin bewegen wir uns?

8.4 Zwei SST-Geschichten und die Lektionen, die sie uns lehren

Wo ist die Magie?

9 Ein, zwei, drei Arten, Ihnen heute zu helfen – Therapeutische Modelle in einem Single-Session-Therapie-Programm

9.1 Fallbeispiel: Die Nutzung von drei verschiedenen Modellen in drei einmaligen Sitzungen

Kognitiv-behaviorale Therapie

Lösungsfokussierte Kurzzeittherapie

Ein narrativer Ansatz

9.2 Zum Abschluss

10 Single-Session-Arbeit im kulturellen Kontext von Klienten – eine stärkenbasierte multikulturelle integrative Therapie

10.1 Eine kollektivistisch geprägte kulturelle Sicht

Ein generationenübergreifendes Problem

10.2 Der theoretische Rahmen

(1) Entwickeln einer therapeutischen Allianz und eines Vertrags für die gemeinsame Arbeit

(2) Das Problem identifizieren

(3) Wie der Klient das Problem wahrnimmt

(4) Welche Versuche, das Problem zu lösen, wurden bereits unternommen?

(5) Aktivieren der Stärken des Klienten

(6) Verändern der Problemwahrnehmung

(7) Entwickeln neuer Lösungsmöglichkeiten

10.3 Fallbeispiel: Die junge Haushaltshilfe

Der Problemzyklus

Aufbau einer therapeutischen Allianz durch Eintritt in die Welt der Klientin

Stärken aktivieren

Verändern der Wahrnehmung

Veränderung der Sicht ihrer Rolle

Verändern der Sichtweise des Vaters

Stärkung des Körpers

Stärkung des Geistes

Stärkung der Seele

Eine »180-Grad-Wende« hinsichtlich möglicher Lösungen

Veränderung des Interaktionszyklus

Eine weitere Rollenveränderung

10.4 Resultat des Fallbeispiels

10.5 Zusammenfassung

11 Rückkehr »zur Inspektion« – Erfahrungen einer Familie mit einer episodischen Langzeit-Single-Session-Therapie

11.1 Der Praxiskontext

11.2 Erworbene Hirnverletzungen und die Single-Session-Therapie

11.3 Die Familie Anderson

Erfordern seit Langem bestehende Probleme langfristige intensive Interventionen?

11.4 Die Reise der Andersons und die in ihrem Verlauf genutzten Interventionen

Wann erfüllt die Single-Session-Therapie ihren Zweck und wann nicht?

12 Single-Session-Walk-ins als kollaborative Lerngemeinschaft

12.1 Einladende und leicht zugängliche Hilfsangebote

12.2 Organisatorische Eckdaten

12.3 Das reflektierende Team im Walk-in-Programm des Houston Galveston Institute

12.4 Nutzen und Sammeln von Klienten-Feedback

12.5 Klinisches Beispiel: Von der Verzweiflung zur Linderung in nur einer Stunde

12.6 Zusammenfassung

13 Single-Session-Ansätze für die Arbeit mit Säuglingen: Ein kollaboratives Single-Session-Modell

13.1 Warum Single-Session-Arbeit für Säuglinge?

13.2 Verschiedene Arten von Single-Session-Angeboten für Säuglinge

13.3 Das kollaborative Single-Session-Modell

13.4 Die Struktur des kollaborativen Single-Session-Modells

13.5 Vorteile des kollaborativen Single-Session-Modells

Ähnlichkeiten mit anderen Single-Session-Ansätzen

13.6 Klinisches Beispiel

Aufbau einer Allianz mit dem Therapeuten und Festlegen erster Ziele

Festlegen des Rahmens für eine einzelne Sitzung

Aufbau einer Allianz mit der Familie und Festlegen von Zielen

Bemühungen, die gesteckten Ziele zu erreichen

Überprüfung, Follow-up, Feedback und Abschied

Überprüfung der Ziele mit der externen Beraterin

13.7 Zum Abschluss

Teil IV: Supervision

14 Das erste Mal – Über die Vermittlung von Fertigkeiten, die Assistenzärzte und angehende Therapeuten auf das Walk-in-Counselling vorbereiten

14.1 Hintergrund

14.2 KW Counselling Services als Ausbildungsinstitution

14.3 Trainingsmethoden

14.4 Zentrale Kenntnisse und Kompetenzen

Philosophische Grundhaltung

Spezielle klinische Fertigkeiten

Praxiswissen

14.5 Zusammenfassung

15 In der Supervision den Augenblick nutzen

15.1 In der Supervision Augenblicke nutzen

Nun zurück zur Single-Session-Therapie …

Und jetzt weiter zur Single-Session-Supervision …

15.2 Eine Supervisions-»Sonate«

Exposition

Durchführung

Reprise

15.3 Abschluss

Literatur

Über die Autoren

Über die Herausgeber

Vorwort von Jürgen Hargens

Die meisten werden den Spruch kennen: Gut Ding will Weile haben. Das trifft offensichtlich auch auf die Idee zu, die dieses Buch auszeichnet. Vor etwas über 30 Jahren, 1990, veröffentlichte Moshe Talmon sein Buch über Single Session Therapy (SST) auf Englisch und 1993 sein Single Session Solutions. Es dauerte gute fünf Jahre, ehe sein erstes Buch 1996 unter dem Titel Schluss mit den endlosen Sitzungen auf Deutsch erschien, meines Wissens bisher das einzige deutschsprachige Buch zu diesem Thema – mit einem Nachwort von Wolfgang Loth. Diese Idee ging im Zuge der sich zu der damaligen Zeit im deutschsprachigen Raum ausbreitenden »lösungsorientierten Therapie« (de Shazer) offensichtlich unter, vermutlich da Letztere die geringe Anzahl therapeutischer Sitzungen hervorhob, was offenbar mit Single Session gleichgesetzt wurde, so dass diese Idee scheinbar »nur mehr desselben« zu betonen schien. Was nach dem Verständnis der AutorInnen dieses Buches keinesfalls zutrifft – im Gegenteil, wie ich finde: Die Idee unterminiert die vorherrschende Meinung, Therapie müsse lang dauern, intensive Treffen beinhalten, um überhaupt wirksam sein zu können.

Single Session heißt eben nicht, eine einzige Sitzung reiche aus, sondern thematisiert als Erstes immer die Frage, ob eine Sitzung ausreichen könnte. Im Buch zitieren Monte Bobele und Arnie Slive (S.26) eine Workshop-Teilnehmerin, die dies wunderbar verdeutlicht: SST bedeute eben nicht, dass »eine Stunde alles ist, was wir haben«, sondern es bedeute – ein Unterschied, der einen Unterschied macht –: Du hast »eine ganze Stunde«. Und das natürlich mit der Möglichkeit, dies zu wiederholen, wenn der betroffene Mensch es möchte.

Nun liegt endlich eine umfassende Darstellung dieser in meinen Augen so anderen (nicht zu verwechseln mit »besseren«) Idee vor – theoretisch erläutert und mit Beispielen aus der Praxis versehen. Und da wird deutlich, dass Single Session Therapy ein Begriff ist, der sich nur schwer ins Deutsche übersetzen lässt. Es geht nämlich nicht darum, dass nur eine einzige therapeutische Sitzung nötig ist, sondern das Wesentliche – was die HerausgeberInnen und AutorInnen immer wieder betonen – ist eine andere Art des Denkens, der Reflexion, der Haltung.

Die Vorstellung, eine therapeutische Sitzung mit der Idee zu beginnen, dass diese eine Sitzung ausreichen könnte (nicht: muss!), ist unüblich und passt vermutlich nicht so ganz einfach in das deutsche Gesundheitssystem. Denn um hierzulande sofort therapeutisch zu arbeiten, muss zuerst eine umfassende Diagnose erstellt werden, die viel Zeit kostet – womit die eine Stunde dann schon vorüber sein könnte.

Eine ganze Stunde zu nutzen, zur Verfügung zu haben, stellt liebgewordene Überzeugungen infrage. Insofern erfordert Single Session Therapy ein Umdenken, eine andere Haltung. Und sie erfordert keine neue oder beste Therapiemethode – sie entspringt einer anderen Überzeugung, Haltung: dass Hilfe und Unterstützung sich nicht methodisch begründen lassen, sondern eher grundlegenden Überzeugungen entspringen.

Genau dies stellt für mich einen großen Unterschied dar: Single Session Therapy nimmt den Menschen mit all seinen Stärken (und Schwächen) ins Zentrum, traut ihm zu, sich zu ändern. Genau das vermittelt Hoffnung – und Hoffnung ist, wie auch empirische Forschung verdeutlicht, ein wichtiger Aspekt, wenn es um (therapeutischen) Fortschritt geht.

Single Session Therapy bedeutet, mit einem anderen Verständnis die therapeutische Arbeit anzugehen, ein anderes Verständnis für Betroffene umzusetzen. Das ist für Fachleute nicht ganz einfach, worauf Talmon schon 1990 mit Nachdruck aufmerksam gemacht hat: »Mir wurde klar, dass Therapeutinnen und Therapeuten viel größere Schwierigkeiten haben, das Phänomen SST zu akzeptieren, als ihre Klientinnen und Klienten« (S. 13).

Ein Aspekt ist mir dabei besonders wichtig: Single Session Therapy ist keine neue Therapietheorie oder ein neuer Therapieansatz; sie ist für jeden bestehenden Therapieansatz denkbar und möglich (was auch die HerausgeberInnen betonen). Und – mindestens ebenso bedeutsam – Single Session Therapy ist kein Dogma, sondern eine Möglichkeit, die einer anderen Denkhaltung entspringt. Auch das hat Talmon schon 1993 (dt.: 1996) sehr klar benannt: »Letzten Endes muß die Entscheidung, weiterzumachen oder nicht, jedenfalls bei Ihnen [Klient/Klientin] liegen und nicht bei Ihrem Therapeuten« (S. 42). Auch das ein – kleiner? – Schritt in eine stärkere Form der gleichberechtigten Zusammenarbeit.

Letztlich sind es – was nach meinen Erfahrungen manchmal unterzugehen scheint (oder vielleicht zu wenig bedacht werden könnte) – die Menschen, die zur Therapie bzw. Beratung kommen, die etwas ändern – und eben nicht die mehr oder weniger grandiosen Vorgehensweisen der Fachpersonen. Diese regen an, machen Mut, schaffen Hoffnung und Zutrauen. Die Handelnden bzw. die, die etwas ändern, sind immer die Betroffenen selber, was ich in dieser Klarheit bei Bohart und Tallman (2002) gelesen habe und hier sinngemäß zitiere: Ohne Klient/Klientin kann es keine Therapie geben. Uwe Grau, emeritierter Professor der Kieler Universität, zitiert dazu einen Satz der US-PsychologInnen Alex Molnar und Barbara Lindquist: »Wenn etwas geändert werden soll, muss etwas geändert werden!« (2013, S. 9). Die »wahren HeldInnen« sind und bleiben die Menschen, die Unterstützung suchen und angeregt werden, Schritte zu gehen, die zu ihnen passen.

Was darüber hinaus in meinen Augen spannend ist, ist die Fortschreibung oder Weiterentwicklung dieser Vorgehensweise in der Idee Walk-In Therapy: Der Mensch, der Unterstützung sucht, erscheint und bekommt sofort die Möglichkeit, mit einer Fachperson zu sprechen, was hierzulande angesichts der Wartezeiten utopisch klingen mag. Es geht darum, Möglichkeiten zu erkennen, zu reflektieren, zu ermuntern und zu nutzen. Das geht letztlich dann am besten, wenn man die sog. Ratsuchenden als autonome, selbstständige und kundige Personen begreift – unabhängig vom methodischen Vorgehen.

Insofern freut es mich, dass der Carl-Auer Verlag dieses Buch verlegt – eine Anregung, liebgewordene Annahmen psychotherapeutischer Arbeit infrage zu stellen oder, wie ich es nennen möchte, »liebevoll abzuklopfen« und so – meine Hoffnung – innovativ und anregend die Zukunft der Psychotherapie zu beeinflussen und Dialoge zu eröffnen und zu erweitern.

Jürgen Hargens

Meyn, im Januar 2024

Bohart, A. C. a. K. Tallman (2002). How Clients Make Therapy Work. The Process of Active Self-Healing. Washington, DC (American Psychological Association).

Grau, U. (2013). Vorwort. In: A. Molnar u. B. Lindquist (Hrsg.): Verhaltensprobleme in der Schule – Lösungsstrategien für die Praxis. Dortmund (Borgmann).

Talmon, M. (1990): Single Session Therapy. Maximizing the effect of the first (and often only) therapeutic encounter. San Francisco/Oxford (Jossey-Bass).

Talmon, M. (1996): Schluss mit den endlosen Sitzungen. München (Knaur).

Vorwort der Herausgeber

Wir sind hocherfreut darüber, dass sich der Carl-Auer Verlag entschlossen hat, eine deutschsprachige Ausgabe unseres Buches zu veröffentlichen, und danken ihm für die exzellente Qualität dieser Publikation.

Die Essenz des Single-Session-Ansatzes und seiner praktischen Umsetzung, der Single-Session-Therapie (SST), besteht darin, an jede Therapiesitzung so heranzugehen, als sei es die einzige, die jemals stattfinden wird. Sowohl behandelnde Therapeuten1 als auch ihre Klienten sollten von der SST von Anfang an erwarten, dass es bei diesem einen Termin bleiben könnte. Der Ansatz beinhaltet einen planvollen, gezielten Versuch, »den Augenblick zu nutzen« (Hoyt a. Talmon 2014a) und aus der ersten und oft einzigen Sitzung das Bestmögliche zu machen. Seit der Publikation des Buches Single-Session Therapy: Maximizing the Effect of the First (and Often Only) Therapeutic Encounter (Talmon 1990) wurde in zahlreichen Untersuchungen aufgezeigt, dass viele Klienten nach einer Sitzung nicht mehr zu weiteren Terminen kommen – und dass diese einmalige Sitzung das ist, was sie bekommen wollen und was sie brauchen.

Der SST-Ansatz kann in vielen verschiedenen Praxissituationen genutzt werden. Therapeuten, die einzelne Sitzungen anbieten, nutzen vielfältige theoretische Modelle und arbeiten in sehr unterschiedlichen Settings, in Kliniken, Privatpraxen oder Krankenhäusern, und sie führen sowohl »Zweitmeinungs«-Konsultationen als auch klinische Demonstrationsinterviews durch. Den genannten Anwendungsbereichen ist die Sicht gemeinsam, dass es nur diese eine Begegnung geben wird und dass sie ausreichen könnte, wenn sie genutzt wird, – oder dass sich ein Klient nur auf diesen einen Termin einlassen wird. Wird eine Therapie mit der Einstellung geplant, dass eine einzige Sitzung ausreichen könnte, übernehmen Klienten diese Sicht häufig und beschließen deshalb, nur zu dieser einen Sitzung zu erscheinen; die meisten von ihnen berichten später, sie seien mit der Arbeit zufrieden und hätten davon profitiert.

Das vorliegende Buch enthält eine sorgsam ausgewählte Sammlung von Aufsätzen, die während des zweiten und dritten internationalen Symposiums über Single-Session-Therapie und Walk-in-Services präsentiert wurden (siehe Hoyt et al. 2018; Hoyt, Young a. Rycroft 2021). Dabei wird großer Wert darauf gelegt, klinische Arbeit an vielfältigen Problemen und mit vielen Populationen (darunter auch Familien und Kindern) zu berücksichtigen. Die einzelnen Kapitel enthalten zahlreiche Fallbeispiele.2 Informationen über die Identität der Klienten, deren Fälle beschrieben werden, sind im ganzen Buch verändert worden, um die Privatsphäre zu schützen. Das Buch ist als Informationsquelle für alle in der Kurzzeittherapie und im gesamten Gesundheitsbereich Tätigen sowie für Therapeuten gedacht, die in einer Terminpraxis oder einer psychotherapeutischen Ambulanz arbeiten.

Wir Herausgeber hatten ausgewählte Autoren mit folgenden Worten zur Mitwirkung eingeladen:

»Wir wollen verschiedene Aspekte des Single-Session-Ansatzes und der entsprechenden Praxis veranschaulichen. Wichtig ist uns dabei die genaue Beschreibung spezifischer Prozesse. Welche Prinzipien könnten andere Kliniker und Manager nutzen? Welche technischen Empfehlungen, theoretischen Erklärungen und Warnhinweise (inklusive ethischer Aspekte) könnten hilfreich sein? […] Grundsätzlich geht es darum, dass Sie Ihre Arbeit möglichst interessant beschreiben und dadurch Interesse wecken, damit Leser, die erwägen, ihre gewohnte therapeutische Praxis oder ihren Single-Session-Ansatz zu erweitern, von der Darstellung profitieren.«

Die Reaktionen auf diese Aufforderungen waren enthusiastisch und sehr vielfältig.

Die vorliegende Aufsatzsammlung umfasst vier Teile:

Teil I: In der Einführung werden Geschichte, Entwicklung und aktueller Status des Single-Session-Ansatzes beschrieben, außerdem die Nutzung der SST in einer Terminpraxis und einer Ambulanz sowie Forschungsergebnisse und die internationale Terminologie.

Teil II: Orientierungen – Der Single-Session-Ansatz und seine praktische Anwendung enthält sechs Kapitel, in denen die Mentalität des Therapeuten und sein Wechsel zum Single-Session-Ansatz erörtert werden, weiterhin der Gegensatz zwischen plötzlicher und allmählicher Veränderung, die praktische Umsetzung der Single-Session-Theorie, die Bedeutung von Konsultationen unter Einbeziehung der gesamten Familie oder von Teilen derselben, der Wert ungehinderten Zugangs zu einem Therapeuten in Form ambulanter Beratungsangebote sowie eine von Hoffnung und Freude geprägte Grundhaltung, die in einzelnen Sitzungen sehr vorteilhaft ist.

Teil III – Klinische Perspektiven: In den sechs Kapiteln dieses klinischen Teils wird die Nutzung verschiedener theoretischer Modelle beschrieben, weiterhin die Bedeutung des Eingehens auf den kulturellen Kontext von Klienten. Wie wiederholte einzelne Sitzungen genutzt werden können, wird thematisiert sowie der Aufbau eines Single-Session-Programms für ambulante Dienste und der Single-Session-Ansatz bei der Arbeit mit kleinen Kindern und Familien.

Teil IV: Supervision beschreibt in einem Kapitel, wie man angehenden Therapeuten und Praktikanten die Grundlagen der spontanen SST-Beratungsarbeit vermitteln kann, und in einem zweiten Kapitel die Nutzung des Single-Session-Ansatzes im Rahmen klinischer Supervision.

Die Single-Session-Therapie – und im weiteren Sinne die Idee der Therapie in einer einzigen Sitzung sowie die ihr entsprechende Praxis – ist kein Allheilmittel und sollte nicht zu eifrig angepriesen und niemandem aufgedrängt oder gar aufgezwungen werden. Wird sie jedoch als Möglichkeit angeboten, entscheiden sich viele dafür und empfinden das, was sie zu erreichen in der Lage ist, als nützlich. Die SST spricht den natürlichen Drang vieler Klienten an, sich Hilfe zu suchen. Sie ist respektvoll und zielt auf Zusammenarbeit, und die Klienten selbst entscheiden über Fokus und Dauer der Therapie. Manchmal wird in einer Sitzung ein Problem »gelöst« oder »aufgelöst« – in anderen Fällen werden nur Dinge »in Bewegung gebracht« oder »verarbeitet«, manchmal wird ein Klient dann besser damit fertig. Er kann in einer Sitzung eine wichtige Veränderung zustande bringen; es kommt aber auch vor, dass ihm nur ein Schritt in die richtige Richtung gelingt. Oder er beschäftigt sich mit verschiedenen Optionen und/oder validiert seine bisherigen Bemühungen beziehungsweise er sichert sich Unterstützung und vermeidet eine Verschlimmerung seiner Symptome. Jede Sitzung ist einzigartig und insofern maßgeschneidert; eine Einheitslösung für alle denkbaren Probleme ist nicht das Ziel.

Es wäre sinnvoll, mehr Möglichkeiten zur Nutzung einzelner Sitzungen sowohl in Terminpraxen als auch in Ambulanzen zu haben, und beides sollte sowohl im realen Kontakt zu einem Therapeuten von Angesicht zu Angesicht als auch in Form von Online-Meetings möglich sein. Werden die Anzeichen für Effizienz und Effektivität von einmaligen Therapiesitzungen zahlreicher, wird die Zahl entsprechender Angebote sowie wissenschaftlicher Untersuchungen darüber zunehmen, es werden mehr Publikationen darüber erscheinen und mehr Ausbildungen (in physischer Präsenz und online) angeboten werden. Von all dem werden Klienten, Therapeuten, Familien, Entscheidungsträger, Kostenträger und die Gesellschaft insgesamt profitieren.

Der Single-Session-Ansatz und die auf ihm basierende therapeutische Praxis breiten sich inzwischen international rapide aus. Willkommen an Bord!

Michael F. Hoyt, Monte Bobele, Arnold Slive,Jeff Young, Moshe Talmon, Pam Rycroft

1 In diesem Buch wird der besseren Lesbarkeit halber in der Regel die männliche grammatische Form verwendet. Die weibliche sowie alle anderen Formen sind stets mitgemeint (Anm. d. Übers.).

2 Weitere Beiträge aus den Symposien SST2 und SST3, die andere Möglichkeiten klinischer Anwendung erörtern und sich mit der Nutzung der SST in nicht-westlichen und indigenen Settings befassen, sind in Hoyt et al. (2018) sowie Hoyt, Young a. Rycroft (2021) zu finden.

Teil I: Einführung

1Single-Session-Therapie in Theorie und Praxis: ihre globale Ausbreitung Schritt für Schritt

Michael F. Hoyt, Jeff Young und Pam Rycroft

»Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem einzelnen Schritt.«

Laotse (6. Jh. v. Chr.)

Entscheidend für den Single-Session-Ansatz ist, an die erste Therapiesitzung so heranzugehen, als sei und bleibe es die einzige Sitzung, die jemals stattfinden wird, wobei man gleichzeitig Voraussetzungen für die Fortsetzung der Arbeit für den Fall schafft, dass sich der Klient mit seinen Problemen weiter auseinandersetzen möchte. Das Resultat ist ein Prozess, der auf Zusammenarbeit zielt, direkt und transparent ist und dem Klienten bei der Festlegung des Fokus und der Dauer der Arbeit eine sehr aktive Rolle zuspricht. Talmon (1993, p. 73) schreibt:

»Diese Konzepte sind eine Alternative zum traditionellen Modell psychiatrischer und psychotherapeutischer Arbeit: Psychische Gesundheit anstelle von Psychopathologie, Lösungen anstelle von Problemen und Partnerschaft anstelle von Gängelei, Bevormundung und Hierarchie.«

Das Prinzip, eine einmalige Sitzung anzubieten, ist eine praktische und ethisch verantwortliche Reaktion auf die vielen wissenschaftlichen Untersuchungen, die – ob uns das nun gefällt oder nicht – gezeigt haben, dass eine große Zahl von Klienten nur zu einer einzigen Therapiesitzung zu erscheinen bereit ist und die Meinung vertritt, diese eine Sitzung reiche aus. Klinische Erfahrung lehrt uns, dass sich nicht voraussagen lässt, ob ein Klient nach einem ersten Treffen zu weiteren Sitzungen erscheinen wird. Deshalb befürwortet der Single-Session-Ansatz eine Form von Therapie und anderweitiger klinischer Angebote, bei der alle Beteiligten von Anfang an davon ausgehen, dass es nur zu einer einzigen Begegnung kommen wird. Weitere Sitzungen können folgen, müssen es aber nicht; somit muss die erste und einzige Sitzung (und das Gleiche gilt auch für alle eventuell doch noch folgenden Sitzungen) im Sinne dieses Ansatzes als in sich abgeschlossenes Ereignis verstanden werden. Diese Sichtweise könnte ganz generell zu einer völligen Umgestaltung psychotherapeutischer Dienste führen.

Single-Session-/One-at-a-Time-Anwendungen haben die für herkömmliche Psychotherapie charakteristischen Grenzen überwunden. Das Hauptthema des vorliegenden Buches ist die Frage, wie diese aus therapeutischer Praxis und klinischer Forschung hervorgegangen sind. Diese Denkweise ist für viele verschiedene Kontexte von Interesse. Beispielsweise kann sie einem kollaborativen, fokussierten, effizienten und ergebnisorientierten Ansatz für das ständig wachsende Spektrum von Beratungsangeboten außerhalb des Therapieraums zugutekommen und so in den Bereichen schulischer und berufsorientierter Beratungen, der Betreuung von Wohnungslosen, der Sozialarbeit in Krankenhäusern, der Betreuung von Agenturen für die häusliche Pflege und der Katastrophenhilfe von Nutzen sein.

Vier Themen spielen in sämtlichen denkbaren Kontexten für den Single-Session-Ansatz eine wichtige Rolle:

1)

Die

Einstellung (

A

ttitude)

– Die Sitzung muss so verstanden werden, »als ob« sie die einzige jemals stattfindende wäre; deshalb ist es wichtig, jede Begegnung optimal zu nutzen, was die Prämisse, dass eine Sitzung ausreichen könnte (und es oft auch tut!), unterstreicht.

2)

Erreichbarkeit (

A

ccessibility)

– Zeitnahes Reagieren auf die Hilfesuche von Klienten, unter Vermeidung unnötiger Hindernisse, sodass Hilfesuchende wirklich dann Hilfe erhalten, wenn sie am stärksten motiviert sind, sie anzunehmen.

3)

Jetzt handeln (

A

cting Now)

– Akzeptieren, dass die beste Möglichkeit, sich um eine Veränderung zu bemühen,

jetzt

ist, ganz gleich, welche Diagnose gestellt wurde und wie schwerwiegend oder komplex das Problem ist.

4)

A

llianz

– Therapeuten sollten ihre Klienten zu Beginn der Sitzung fragen, was sie an deren Ende erreicht haben wollen, damit sie gemeinsam im Hier und Jetzt auf dieses Ziel hinarbeiten können.

Ein altes Sprichwort lautet: »So wie der Zweig gebogen ist, so wächst der Baum.« In diesem Sinne haben sich verschiedene Autoren (z. B. Eisenthal a. Lazare 1976a, 1976b; Haley 1977, 1989; Napier a. Whitaker 1978; Goulding 1990; Budman, Hoyt a. Friedman 1992) über den entscheidenden Einfluss der ersten und manchmal einzigen Begegnung von Klient und Therapeut geäußert. Sich einmal zu treffen reicht oft aus. O’Hanlon und Weiner-Davis (1989, S. 77–78) schreiben: »Wir haben so viele ›Heilungen in einer einzigen Sitzung‹ miterlebt, dass wir überzeugt sind, dass es sich dabei nicht um Glückstreffer, nicht um Wunder und auch nicht um Zaubertricks handelt. Während dieser Sitzungen geschieht in der Interaktion zwischen Therapeut und Klient etwas sehr Wirkmächtiges.« Uns liegen sowohl qualitative als auch quantitative empirische Belege für die Effektivität der SST in großer Zahl vor, und es werden ständig mehr (siehe Mumford et al. 1984; Talmon 1990, 1993; Hurn 2005; Slive a. Bobele 2011; Campbell 2012; Hymmen, Stalker a. Cait 2013; Harper-Jaques a. Foucault 2014; Hoyt a. Talmon 2014a; Stalker et al. 2015; Schleider a. Weisz 2017; Hoyt et al. Talmon 2018; Ewen et al. 2016; Aafjes-van Doorn a. Sweeney 2019; Cannistrà et al. 2020; Kachor a. Brothwell 2020; Schleider et al. 2021).

Die Therapie in einer einzigen Sitzung wird offenbar auch von Klienten sehr geschätzt. Eine Meta-Studie von Hymmen, Stalker a. Cait (2013) beispielsweise, die auf 18 begutachteten Zeitschriftenartikeln und Buchkapiteln basiert, dokumentierte eine Klientenzufriedenheit von 90–100 Prozent sowohl für einmalige Therapiesitzungen ohne Termin, die in ambulanten Einrichtungen durchgeführt wurden (dokumentiert in 5 Studien), als auch für einmalige Sitzungen in Terminpraxen (dokumentiert in 13 Studien). Weil Menschen mittlerweile seltener stigmatisiert werden, wenn sie psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, interessieren sich immer häufiger auch Manager im Gesundheitswesen und politische Entscheidungsträger für das Modell der Single-Session-Therapie, weil der Bedarf an psychotherapeutischen Angeboten ständig steigt und es für die Kostenträger immer schwieriger wird, diesen Bedarf zu finanzieren.

1.1 Die Geschichte der Single-Session-Therapie

Die Single-Session-Therapie (SST) ist seit der Publikation von Moshe Talmons wegweisendem Buch Single-Session Therapy: Maximizing the Effect of the First (and Often Only) Therapeutic Encounter, das er im Rahmen seiner Tätigkeit für den Gesundheitsdienstleister Kaiser Permanente in Nord-Kalifornien im Jahre 1990 in Zusammenarbeit mit Robert Rosenbaum und Michael F. Hoyt verfasste, rasch in weiten Kreisen bekannt geworden. Vor der für Kaiser durchgeführten Studie hatte es nur einige sporadische Berichte über den Erfolg einmaliger Therapiesitzungen gegeben, die übrigens auch schon Freud durchführte (siehe Sproel 1975; Bloom 1981, 1992; Malan et al. 1975; Rockwell a. Pinkerton 1982; O’Hanlon a. Hexum 1990; Rosenbaum, Hoyt a. Talmon 1990; Hoyt, Rosenbaum a. Talmon 1992). Die Untersuchung von Talmon war jedoch die erste prospektive, systematische Studie, die Häufigkeit und Wirksamkeit geplanter (bzw. beabsichtigter) einmaliger Therapiesitzungen untersuchte.

Die Kaiser-Studie kam zu folgenden grundsätzlichen Ergebnissen:

34 von 58 Patienten (58,6 Prozent) entschieden sich, ihre Therapie nach einer Sitzung abzuschließen, obwohl sie weitere Sitzungen hätten in Anspruch nehmen können.

Über 88 Prozent der Patienten, die nur eine Sitzung in Anspruch genommen hatten, berichteten über deutliche Verbesserungen hinsichtlich ihres Problems (des Vorstellungsgrundes), und mehr als 65 Prozent berichteten außerdem über Verbesserungen in benachbarten Funktionsbereichen.

Obwohl die Probanden nicht aufgrund einer Experimentalbedingung für die Behandlung in nur einer Sitzung resp. in mehreren vorgesehen gewesen waren, konnte anlässlich einer Follow-up-Untersuchung kein Unterschied hinsichtlich der individuellen Zufriedenheit und der erreichten Resultate zwischen denjenigen festgestellt werden, die ihre Behandlung nach einer Sitzung beendet hatten (SST), und denjenigen, die sich entschlossen hatten, weitere Sitzungen in Anspruch zu nehmen.

Im Jahre 1967 wurden sowohl in der Los Angeles Free Clinic als auch in der Haight-Ashbury Free Clinic [in San Francisco] psychologische (und medizinische) ambulante Walk-in-Konsultationen eingeführt, und 1969 wurde die Walk-In Counseling Clinic in Minneapolis eröffnet. Anfang der 1990er-Jahre boten Arnie Slive, Nancy McElheran und ihre Kollegen am Eastside Family Centre in Calgary, Kanada, einmalige ambulante Sitzungen an (siehe Slive a. Bobele 2011; Slive et al. 1995; Slive, McElheran a. Lawson 2008; McElheran et al. 2014; Miller a. Slive 2004; Stewart et al. 2018). Walk-in-SST-Angebote wurden später von Monte Bobele an der Our Lady of the Lake University in San Antonio, Texas, eingeführt, wo Graduierte in ihrer Anwendung unterrichtet und sie im öffentlichen Gesundheitswesen genutzt wurden. Auf diesem Wege wurden sie in den USA und Mexiko bekannt (siehe Slive a. Bobele 2011; Bobele et al. 2018). Die Einführung von Walk-in-SST-Angeboten in Kanada war ebenfalls für das Bekanntwerden dieser neuen Behandlungsmöglichkeit wichtig (siehe Harper-Jaques a. Foucault 2014; McElheran, Harper-Jaques a. Lawson 2020; K. Young 2018, 2020).

Die Resultate der Kaiser-Studie und die Zunahme von Walk-in-Angeboten für jeweils eine einzelne Therapiesitzung führten zu einigen Kontroversen. Manche Kritiker bezweifelten, ob man eine einzige Sitzung mit einem Therapeuten schon als Therapie bezeichnen könne; andere konzedierten zumindest: »Na ja, bei simplen Problemen vielleicht.« Einige sorgten sich, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen könnten, wenn ihre Klienten nur ein einziges Mal zu ihnen kämen; wieder andere äußerten irrigerweise die Befürchtung, bei der SST handle es sich um einen üblen Trick, der Klienten vorgaukele, eine einzige Therapiesitzung reiche aus, weil auf diese Weise die Kosten derartiger Gesundheitsdienstleistungen radikal eingeschränkt werden sollten. Auch viele Kliniken und im Gesundheitswesen tätige Manager äußerten ähnliche Sorgen, waren von der neuen Möglichkeit aber auch fasziniert, weil ihnen aufgefallen war, dass manche Klienten sie direkt drängten, eine solche einmalige Therapiesitzung zu bekommen. Die SST ging auf dieses offensichtlich vorhandene Bedürfnis ein und gab Therapeuten die Möglichkeit, die Zeit, die solch ein Klient aufzuwenden bereit war, optimal zu nutzen. Allmählich wurde klar, dass der Single-Session-Ansatz es ermöglichte, leichter zugängliche Hilfsangebote zu entwickeln, früher zu intervenieren und Ressourcen für den dringenden Bedarf anderer Klienten, die sich eine längere Therapie wünschten und sie auch wirklich brauchten, zu reservieren (Hoyt, Young a. Rycroft 2020).

Im Jahre 1994 begann man im Bouverie Centre der La Trobe University in Melbourne, Australien, (siehe Young 2018; Rycroft a. Young 2014; Young, Rycroft a. Weir 2014; siehe auch Kapitel 3 dieses Buches), im großen Maßstab termingebundene einzelne Therapiesitzungen anzubieten. Es wurden in großer Zahl Praktiker aus den verschiedensten psychosozialen und medizinischen Bereichen in Theorie und Praxis der Single-Session-Arbeit ausgebildet. Das ermöglichte es zahlreichen Organisationen, eigene SST-Angebote zu entwickeln. In den letzten Jahren hat Windy Dryden (2017, 2019, 2020) in Großbritannien und weltweit zahlreiche SST-Workshops angeboten; Karen Young (2011, 2018, 2020) lehrte in Kanada und weltweit Single-Session-Arbeit und narrative Therapie im Walk-in-Format und auch Flavio Cannistrà und Federico Piccirilli (2018; siehe auch Kapitel 6) haben im Rahmen des Italian Center for Single Session Therapy in Rom verschiedene Trainings durchgeführt. In jüngster Zeit und insbesondere in Reaktion auf die Covid-19-Pandemie haben einige Organisationen angefangen, sowohl SST für Klienten als auch professionelle SST-Trainings online anzubieten (siehe z. B. https://www.latrobe.edu.au/research/centres/health/bouverie; www.windzcentre.com; http://ca.portal.gs/).

Angesichts der wachsenden Zahl von SST-Workshop-Teilnehmern, die den SST-Ansatz als sehr wichtig und nützlich empfanden, sich aber nicht als Therapeuten verstanden, hat Mitte der 2000er-Jahre das Bouverie Centre als neue Bezeichnung den Begriff Single Session Work (SSW – »Arbeit nach dem Single-Session-Prinzip«) eingeführt und auf diese Weise dazu beigetragen, dem Single-Session-Ansatz größere Anwendungsbereiche zu erschließen. Das Bouverie hat auch ein als Single Session Family Consultation (SSFC; siehe hierzu die Kapitel 3 und 4) benanntes Format entwickelt, das auf Individualbehandlungen spezialisierten Organisationen helfen soll, auch mit Familien zu arbeiten. Die SSFC basiert auf Theorie und Praxis des Single-Session-Ansatzes und einem als Family Consultation (Wynne a. Wynne 1986) bezeichneten Modell, das in Australien und Neuseeland schnell bekannt wurde. SSFC-Praktiker beraten mit ihren Einzelklienten, ob es für ihre persönliche Arbeit sinnvoll sein könnte, andere Mitglieder ihrer Familie oder ihres sozialen Netzwerks (bis zu dreimal in Folge) zu einmaligen Sitzungen einzuladen. Ist ein Klient damit einverstanden, lädt der Therapeut eine wichtige Person aus dem sozialen Netz des Betreffenden einmalig zu einer Sitzung ein, um in diesem Rahmen die sowohl vom Klienten selbst als auch von seinem sozialen Netzwerk geschilderten drängendsten Probleme zu erörtern.

1.2 Die drei bisherigen internationalen Konferenzen

Um die Single-Session-Therapie bekannter zu machen und ihre Verbreitung zu fördern, veranstaltete das Bouverie Centre im März 2012 das erste internationale Symposium über SST und Walk-in-Angebote auf Phillip Island in der Nähe von Melbourne in Australien. Auf dieser Konferenz gab es Berichte aus den USA sowie aus Kanada, Australien, China, Mexiko und Israel. Anschließend wurde das Buch Capturing the Moment: Single Session Therapy and Walk-In Services (Hoyt a. Talmon 2014a) veröffentlicht. Die Buchbeiträge enthielten inspirierende Äußerungen wie die folgenden (sie alle stammen von Autoren, die ihre neuesten Erkenntnisse auch im hier vorliegenden Buch veröffentlicht haben):

(von Moshe Talmon, S. 32–33): »Einige bezeichnen die SST und andere ultrakurze Therapien als eine ›psychotisch optimistische‹ Art, therapeutisch zu arbeiten. Dem menschlichen Potenzial zu vertrauen sowie den inneren und äußeren Ressourcen und den immer wieder überraschenden Fähigkeiten des mentalen Immunsystems, sich zu regenerieren und zu heilen, ist tatsächlich unerbittlich optimistisch. Obwohl ich dem zustimme, sehe ich die SST eher als eine sehr realistische, pragmatische, keinen Scheiß duldende und bodenständige Therapieform.«

(von Bob [R.] Rosenbaum, S. 48–50): »Ebenso wie das Leben ›kostet‹ eine Therapie keine Zeit, weil Zeit keine Dimension ist, ›in‹ der wir existieren. Wir sind Zeit, und Zeit ist, was wir sind […] Nichts wird jemals beendet, aber alles ist immer vollständig.«

(von Michael F. Hoyt, S. 69): »Wir sollten unser therapeutisches Bemühen und unsere Kompetenz darauf konzentrieren, zu ermutigen, hervorzulocken, zu evozieren, zu erforschen und zu elaborieren, was immer ein Klient mitbringt, sofern es ihm helfen könnte, das zu erreichen, was zu erzielen er sich vorgenommen hat.«

(von Monte Bobele und Arnie Slive, S. 96): »Kürzlich hat mir eine Workshop-Teilnehmerin erklärt, es stehe nicht im Einklang mit unserer Botschaft, wenn wir darüber nachdächten, dass ›eine Stunde ALLES ist, was wir haben‹. Nach ihrer Auffassung sollten wir dem Buch den Titel

Wenn du eine GANZE Stunde hast

geben. Und damit hatte sie recht! Wir hatten es versäumt, darauf hinzuweisen, dass eine Stunde oft mehr als genug Zeit ist, um Klienten einen kleinen Fortschritt in Richtung ihrer Ziele zu ermöglichen.«

(von Jeff Young, Pam Rycroft und Shane Weir, S. 138): »Es war uns eine Freude, Organisationen zu helfen, einen Ansatz umzusetzen, der es einem größeren Kreis von Klienten ermöglicht, psychotherapeutische Angebote leichter zu nutzen.«

(von Patricia Boyhan, S. 175): »Ich habe die SST zwar zunächst als Werkzeug für den Umgang mit einer Warteliste gesehen und genutzt, aber dann festgestellt, dass sie in einem viel umfassenderen Rahmen nützlich ist, insbesondere beim Umgang mit zögerlichen Klienten und wenn es sich um interkulturelle Beratung handelt […] Mittlerweile greife ich in allen meinen Therapiesitzungen auf die SST-Prinzipien zurück.«

(von Nancy McElheran, Janet Stewart, Dean Soenen, Jennifer Newman und Bruce MacLaurin, S. 181–182): »Das Walk-in-Single-Session-Therapie-Projekt des Eastside Family Centre zielte von Anfang an darauf, eine in sich abgeschlossene Therapie in einer einzigen Sitzung zu ermöglichen. Jede Sitzung wurde als Einheit mit einem Anfang, einer Mitte und einem Ende konzipiert. […] Dass schnelle Veränderung sowohl möglich als auch sehr verbreitet ist und dass die größte Chance für eine Veränderung sich schon früh im Therapieprozess darbietet, ist im Kontext der Walk-in-Therapie ein wichtiger Grundsatz.«

(von John Miller, S. 197): »Unter den vielen Therapieansätzen, die im sich entwickelnden chinesischen Kontext eine Chance haben, finden familiär/interpersonal orientierte, problemfokussierte, kurze und direktive Ansätze bei den Klienten den größten Anklang.«

Ein zweites internationales Symposium unter dem Titel Capturing the Moment 2: Scaling New Heights in Single Session Therapy and Walk-In Services wurde von Wood’s Homes und dem Eastside Family Centre organisiert und fand im September 2015 in der Stadt Banff in Kanada statt. Die vorgetragenen Berichte über SST kamen diesmal außer aus den bereits erwähnten Ländern aus Kambodscha, Haiti, Finnland und Schweden und führten zur Publikation des Buches Single-Session Therapy by Walk-In or Appointment: Administrative, Clinical, and Supervisory Aspects of One-at-a-Time Services (Hoyt et al. 2018)3. Es folgen Auszüge aus den Beiträgen beteiligter Autoren, die bisher noch nicht zitiert wurden; einige von ihnen waren auch schon im ersten Konferenzband vertreten:

(von Karen Young, S. 69): »Sowohl der narrative kurzzeittherapeutische Gesprächsansatz […] als auch schon die bloße Existenz dieser Walk-in-Kliniken […] haben eine Entwicklung eingeleitet, die mit unseren Bestrebungen, Menschen möglichst schnell eine sinnvolle, kollaborative und stärkenorientierte therapeutische Begegnung zu ermöglichen, im Einklang steht.«

(von Rachel Barbara-May, Paul Denborough und Tess McGrane, S. 109): »Die Familie hatte das Gefühl, in der Sitzung bekommen zu haben, was sie brauchte. Ein weiteres Treffen wurde nicht geplant, und der Familie wurde empfohlen, sich wieder zu melden, falls sie in Zukunft erneut Hilfe in Anspruch nehmen wolle.«

(von Karen Story, S. 202 – siehe auch

Kapitel 11

in diesem Buch): »Die Nutzung einer einmaligen Therapiesitzung förderte Resilienz und Adaptation – Qualitäten, die entscheidend sein würden, wenn diese Familie mit den Schwierigkeiten, die sie aufgrund einer erworbenen Gehirnschädigung eines Elternteils hatte, jemals fertig werden sollte.«

(von Sue Levin, Adriana Gil-Wilkerson und Sylvia Rapini De Yatim, S. 258 – siehe auch

Kapitel 12

in diesem Buch): »Der Erfolg des Programms des Houston Galveston Institute basiert auf einer Kombination unseres kollaborativen und dialogischen Therapieansatzes mit der Einbeziehung reflektierender Teams, der Nutzung der Ressourcen unserer Klienten, dem Enthusiasmus und Wohlwollen ehrenamtlich arbeitender Therapeuten und dem enormen Bedarf an zugänglichen und erschwinglichen therapeutischen Angeboten im Gemeinwesen.«

(von Martin Söderquist, S. 283): »Beim Single-Session Couple Counseling (SSCC) kann man sich nicht mit allen Aspekten des Lebens eines Paares befassen. Eine möglichst effektive Nutzung der Sitzung ist nur dann möglich, wenn man sich auf das konzentriert, was für das Paar am wichtigsten ist und was es in nächster Zukunft konkret tun kann. Beim SSCC richtet man den Fokus auf das für Paare Wichtigste und Erreichbarste und vertieft sich in die Beschreibung von Zielen und Anzeichen für Bewegungen in Richtung der Ziele des Paars.«

Theorie und Praxis des Single-Session-Ansatzes haben sich hinsichtlich der Betätigungsfelder, der theoretischen Erwägungen und praktischen Methoden sowie der Arten behandelter Probleme und angesprochener Populationen weiterentwickelt. Inzwischen interessieren sich viel mehr Therapeuten und andere im psychosozialen Bereich Tätige sowie auch Manager und politische Entscheidungsträger – denen die Bereitstellung leicht zugänglicher und effektiver Angebote für Klienten wichtig ist – für Informationen und Instruktionen bezüglich der SST. Deshalb fand das 3rd International Single Session Therapy and Walk-in Services Symposium, unter dem Titel Single Session Thinking: Going global one step at a time erneut vom Bouverie Centre organisiert, im Oktober 2019 in Melbourne statt. Der Titel der Konferenz, auf der die Vorstellung eines Single-Session-Mindsets zentral war, spiegelte das ständig wachsende Spektrum von Diensten und Systemen, die im Einklang mit Single-Session-Ansätzen arbeiten. Zu der immer länger werdenden Liste von Ländern, die über SST-Aktivitäten berichteten, zählten mittlerweile die USA, Kanada, Australien, Großbritannien, Israel, Mexiko, Schweden, China, Kambodscha, Türkei, Italien und Neuseeland.4 Auch aus Norwegen und Singapur kamen Teilnehmer.

Im Anschluss an die Konferenz wurden die Beiträge in dem Band Single Session Thinking and Practice in Global, Cultural, and Familial Contexts: Expanding Applications (Hoyt, Young a. Rycroft 2021)5 publiziert.

Ein viertes internationales Symposium unter dem Titel Single Session Therapies: What, Why and How Single Session Mindset and Practices are Effective, Efficient and Excellent wurde vom Italian Center für Single Session Therapy veranstaltet und fand im November 2023 in Rom statt. Informationen über diese Konferenz sind unter www.singlesessiontherapies.com zu finden.

1.3 Single-Session-Therapie auf Termin und/oder spontan als Walk-in-Angebot

Zwar gibt es verschiedene Single-Session-Modi für jeweils bestimmte Kontexte und Probleme – was ja das Thema des vorliegenden Buches ist –, aber man sollte sich die SST eher als eine affirmative Geisteshaltung vorstellen (»Immer nur eine Sitzung«) und als eine Art Forum oder als Ausführungsmodus statt als eine spezielle Theorie oder Methode (J. Young 2018a; Hoyt et al. 2018). Es gibt hauptsächlich zwei Möglichkeiten, eine intendierte einzelne Sitzung durchzuführen: (1) auf der Grundlage eines zuvor vereinbarten Termins oder (2) im Rahmen einer Ambulanz (einer Walk-in-Einrichtung). Wie Dryden (2018; Young a. Dryden 2019) festgestellt hat, gehören beide genannten Möglichkeiten zur Kategorie »Hilfe, wann und wo sie gebraucht wird« (»Help Provided at the Point of Need«) – statt da, wo sie angeboten wird (»At the Point of Availability«). Abgesehen von Privatpraxen und psychotherapeutischen Kliniken werden Single-Session-Behandlungen oft auch in Notfallambulanzen ermöglicht (siehe Martin et al. 2007; Robinson a. Reiter 2016; Reiter, Dobmeyer a. Hunter 2018; Luutonen et al. 2019), ebenso in Form von Klinik- und Evaluation-Result-Meetings6 (siehe z. B. Hoyt, Opsvig a. Weinstein 1982; Kosoff 2003; Eom et al. 2012; Gibbons a. Plath 2012; Rosenberg a. McDaniel 2014); in College-Beratungszentren (Center for Collegiate Mental Health 2020; Cornish 2020; Cornish et al. 2017; Cornis, Churchill a. Hair 2020); in Gruppen mit Psychiatriepatienten (Yalom a. Leszcz 2005, p. 488/dt. 2007, S. 520); in Form von Zweitmeinungs-Konsultationen und in Form von klinischen Demonstrationen (siehe z B. Barber 1990; Lankton a. Erickson 1994; Keeney a. Keeney 2019; Burns 20207; Dryden 2021).

Außerdem gibt es Protokolle und Programme, die Klienten ermöglichen, an einem strukturierten, eine Sitzung umfassenden Prozess teilzunehmen (z. B. zwecks Stressreduktion, Raucherentwöhnung, Schmerzmanagement oder Schlaftraining), sowie wissenschaftlich validierte einmalige Sitzungen bei bestimmten Phobien und Albträumen (Davis III, Ollendick a. Öst 2012). Eine einmalige musiktherapeutische Sitzung verbessert bei Menschen mit chemischen Abhängigkeiten erwiesenermaßen die Behandlungsergebnisse (Jones 2005), und es existiert sogar ein Protokoll für eine einmalige tanz-/bewegungstherapeutische Sitzung für Klienten mit akuter Schizophrenie (Biondo a. Gerber 2020). Auch geführte Fantasiereisen (guided imagery) und Hypnose in der Palliativpflege (Battino 2014, 2021), die ericksonsche Mirroring-Hands-Technik (Hill a. Rossi 2017) und Dreamscaping bei Trauer und bei Verlusterlebnissen (Gershman a. Thompson 2019) eignen sich für das Single-Session-Format. Kommunale Einrichtungen wie Wohnungslosenunterkünfte und Berufsberatungen können ebenfalls versuchen, die Probleme ihrer Klienten in einer Sitzung zu lösen. Manchmal führen wir eine Sitzung auch vor Ort bei den Klienten durch. Damit stellen wir uns dort zur Verfügung, wo das Problem sich zeigt (z. B. bei einer humanitären Katastrophe): Wir begegnen den Klienten in ihrem Zuhause, auf der Straße, an ihrem Arbeitsplatz oder in ihrem Dorf, statt sie zu uns kommen zu lassen. Im Grunde kann der Single-Session-Ansatz, bei dem es im Wesentlichen darum geht, das Bestmögliche aus der ersten (und jeder eventuell folgenden) Sitzung zu machen, auf viele Kontexte angewandt werden, indem man das Zusammentreffen so sieht, als sei es das letzte.

In der ursprünglichen Kaiser-Studie (Talmon 1990) wurden die Patienten/Klienten8 zunächst zu einem Termin gebeten. Nachdem sie diesen wahrgenommen hatten, wurde ihnen die Möglichkeit angeboten, an einer einzigen Therapiesitzung teilzunehmen (wobei sie darauf hingewiesen wurden, dass sie nötigenfalls weitere Sitzungen in Anspruch nehmen könnten). Auf Terminbasis angebotene einmalige Therapiesitzungen sind auch vom Bouverie Centre und von anderen Einrichtungen in Australien (siehe z. B. Carey, Tai a. Stiles 2013; Perkins a. Scarlett 2008; Price 1994) sowie in Großbritannien (Iveson, George a. Ratner 2014; Dryden 2017, 2019), in Italien (Cannistrà a. Piccirilli 2018), in Schweden (Söderquist 2018, 2020) und andernorts verstärkt genutzt worden. Die andere wichtige Form der SST-Nutzung ist die Walk-in-/Drop-in-Situation. Die Klienten wissen, wo sie ohne vorherige Terminvereinbarung psychotherapeutische Hilfe erhalten können, und wenn sie diese benötigen, begeben sie sich ohne Vorankündigung dorthin (gewöhnlich persönlich, allerdings manchmal auch per Computer oder Telefon). Später können sie erneut dort vorsprechen, sich über ihren Computer einloggen oder anrufen, um wie beim ersten Mal Unterstützung zu erhalten. Der Walk-in-SST-Ansatz wird am Eastside Family Centre in Calgary (Stewart et al. 2018; siehe auch Kapitel 11 in diesem Buch) praktiziert, außerdem unter anderem an der Our Lady of the Lake University in San Antonio (Slive a. Bobele 2011; Bobele et al. 2018), am Houston Galveston Institute (Levin, Gil-Wilkerson a. Rapini De Yatim 2018), im Walk-In Counseling Center of Minneapolis/St. Paul (Weeks a. Zook-Stanley 2018) und in Kliniken in Mexico City (Platt a. Mondellini 2014; Rodriguez 2018). Einige Einrichtungen bieten sowohl Sitzungen auf Terminbasis als auch Walk-in-Sitzungen an.

Beide Verfahrensweisen haben ihre Vorteile und ihre Verfechter. Wie Slive und Bobele (2011, 2018; siehe auch Kapitel 4 dieses Buches) festgestellt haben, sind vielen Klienten Walk-in-Therapie-Angebote vertraut und werden von ihnen als »benutzerfreundlich« empfunden, weil sie anderen weitverbreiteten Walk-in-Dienstleistungen ähneln (z B. Bankdienstleistungen und Friseurbesuchen); sie »nutzen die aktuelle Situation«, sie erfüllen ihren Zweck, und sie sind effizient (die Klienten kommen, wann sie wollen; folglich gibt es [für die Anbieter] keine Ausfälle bei nicht eingehaltenen Terminvereinbarungen). Die Tatsache, dass der bürokratische Aufwand und die Aufnahmeformalitäten bei solchen Angeboten stark reduziert werden können, verringert zudem die organisatorische Belastung erheblich. Es gibt Hinweise darauf (Stalker et al. 2015), dass speziell Männer eher Walk-in-Angebote als herkömmliche Psychotherapieangebote mit Terminvereinbarung nutzen.

Termingebundene SST hingegen kommt Klienten gelegener, die gern einen festen Termin vereinbaren (und zweifellos ziehen auch einige Psychotherapeuten verbindliche Terminabsprachen und einen verlässlichen Terminkalender vor); diese Art von Klienten kann man ermutigen, sich auf die Wirkung einer termingebundenen SST vorzubereiten und so möglicherweise deren Wirkkraft zu maximieren. Talmons (1990) Kaiser-Studie beispielsweise war teilweise durch die Arbeit von Steve de Shazer inspiriert, der geäußert hatte, er gehe an jede Therapiesitzung so heran, als sei es die einzige, die jemals stattfinden werde. Er befürwortete einen Kontakt mit dem Klienten bereits vor dieser Sitzung, um die »Dietrich-Frage«9 zu stellen mit der Bitte an die Klienten, darauf zu achten, was in ihrem Leben, das es jetzt bereits gebe, weiterhin und häufiger stattfinden möge (siehe Weiner-Davis, de Shazer a. Gingrich 1987). Der vom Bouverie Centre in Melbourne verfolgte Ansatz baut auf dieser Methode auf, insofern dort darum gebeten wird, vor und nach der einmaligen Sitzung je einen Fragebogen auszufüllen (Young a. Rycroft 2006; Fry 2012; siehe auch die Kapitel 3 und 5 dieses Buches); diese Fragebögen haben viele Organisationen übernommen und an den jeweils für sie relevanten Kontext angepasst. Indem die Klienten sich schon vor der Sitzung mit den Fragen befassen, beginnen sie bereits in dieser Phase mit ihrer inneren Arbeit und stärken so den Fokus in der Sitzung selbst; telefonisch durchgeführte Follow-up-Interviews ermöglichen es, eingetretene Veränderungen zu dokumentieren; außerdem sind sie der ideale Zeitpunkt, um gemeinsam mit den Klienten zu besprechen, ob weitere Arbeit erforderlich oder gewünscht ist (siehe Young a. Dryden 2019). Preston, Varzos und Liebert haben 1995 das Buch Every Session Counts publiziert, um Klienten zu helfen, sich auf die Arbeit in einer Therapiesitzung vorzubereiten (indem sie beispielsweise konkrete Ziele festlegen, sich Gedanken über nützliche Ressourcen machen und sich über ihre Motivation klar werden), um aus der anstehenden Kurztherapie den bestmöglichen Gewinn zu ziehen. Klienten, die sich über die »Step Model« College Counseling Services um Hilfe bemühen (siehe Cornish et al. 2017), werden möglicherweise gebeten, verschiedene Websites aufzusuchen oder Texte zu lesen, um ihre Motivation zu klären und sich auf eine SST vorzubereiten. Indigene10 und schamanische Praktiker fordern ihre Klienten auf, bestimmte Rituale auszuführen, um sich auf eine einmalige Heilungssitzung vorzubereiten (siehe Frank a. Frank 1991; Gielen, Fish a. Draguns 2004; Leslie 2019). Wie Moshe Talmon und Robert Rosenbaum in einem Interview mit Jeff Young 2006 erläutert haben, sind die meisten Heilungsrituale in der nicht westlichen Welt einmalige Ereignisse.

»Könnte es sein,« schreiben Jerome und Julia Frank in ihrem Buch Persuasion and Healing (1991, p. 149), »dass Patienten weniger Zeit in einer Therapie verbringen möchten als Therapeuten?« Verschiedene Möglichkeiten, SST sowohl auf Walk-in- als auch auf Terminbasis zu organisieren, werden in den folgenden Kapiteln beschrieben.

1.4 Ein Lexikon des Single-Session-Ansatzes: Terminologie und einige damit zusammenhängende Aspekte

Während sich die SST-Praxis weiterentwickelt und über die ganze Welt ausgebreitet hat, wurden zahlreiche Begriffe entwickelt, um bestimmte Aspekte des Single-Session-Ansatzes zu beschreiben. Wir hoffen, dass die Einführung einer konsistenten Terminologie Verwirrung minimieren und die Weiterentwicklung des Modells fördern wird.11

Single Session Thinking. Dieser Oberbegriff wurde während des Symposiums im Jahre 2019 in Melbourne eingeführt und in den Online-Trainings des Zentrums (The Bouverie Centre 2020) bekannt gemacht. Er bezeichnet die Geisteshaltung, die für alle Single-Session-Ansätze charakteristisch ist. Viele davon werden im weiteren Verlauf dieses Buches beschrieben.

Single-Session-Therapie (SST). Talmon (1990, p. xv) hat die SST ursprünglich bezeichnet als »eine Begegnung von Angesicht zu Angesicht zwischen einem Therapeuten und einem Patienten, welcher innerhalb eines Jahres weder weitere Sitzungen vorangegangen sind noch folgen werden«. Obwohl der Begriff Single-Session Therapy auch vorher schon benutzt wurde (siehe z. B. Sproel 1975; Bloom 1981; Rockwell a. Pinkerton 1982) und obwohl die Definition (»ein Jahr«) ein wenig willkürlich und für Forschungszwecke gewählt worden war, machte der Titel von Talmons Buch die Idee einer Behandlung mittels einer einzigen Sitzung bekannt. Wie J. Young (2018a, p. 45; siehe auch Young a. Rycroft 2012) feststellte, beinhaltete die Formulierung Single-Session Therapy eine Provokation angesichts der herkömmlichen Erwartung, eine Therapie erfordere in jedem Fall eine längere Folge von Sitzungen, weshalb dieser Idee »ein kreativer und revolutionärer Einfluss auf die klinische Praxis, auf unsere Theorien der Veränderung und auf die bisher übliche Art, psychosoziale Dienstleistungen anzubieten« zukomme. Die SST wird gedacht als geplantes Arrangement für (immer nur) eine Sitzung (siehe hierzu auch weiter unten die Erläuterungen zum Begriff OAAT); es geht dabei jedoch nicht zwingend darum, dass es tatsächlich bei dieser einen Sitzung bleiben muss (one and done). Es handelt sich aber auch nicht um eine Therapie, die weiter (und weiter …) hätte gehen können, dann aber nach einem einzelnen Treffen im Sande verlaufen wäre oder aus anderen Gründen beendet wurde. Die SST gilt nach Möglichkeit, aber nicht grundsätzlich nach einer Sitzung als abgeschlossen (Budman a. Gurman 1988). Verwandte andere Bezeichnungen sind Single Session Work (SSW – Boyhan 2006; The Bouverie Centre 2014; Gibbons a. Plath 2012; dieser Begriff wird zur Bezeichnung der Anwendung des Single-Session-Ansatzes außerhalb des Therapieraums benutzt oder in Situationen, in denen sich Anwender dieser Methode nicht als Psychotherapeuten verstehen); Single Session Intervention (SSI – siehe Campbell 1999; Miller 2011; Schleider a. Weisz 2017); Single Session Consultation (SSC – Boyhan 1996) und Single Session Family Consultation (SSFC – The Bouverie Centre 2014). Tess McGrane und Ron Findlay (2021) sowie Myf Murphy und Denise Fry (2012) bezeichnen ihre Treffen mit Jugendlichen und Familien in einer einzigen Sitzung als Single Session Family Therapy (SSFT); John Miller und seine Kollegen in China (2021) bezeichnen ihre Arbeit mit Familien als Single Session Team Family Therapy (SSTFT). McKenzie (2013) spricht von Single Session Peer Work (SSPW). Dryden (2017) nutzt die Bezeichnung Single-Session Integrated CBT12 (SSI-CBT). Außerdem gibt es das Akronym SSS für Single Session Supervision (Rycroft 2018).

One-at-a-Time (OAAT – Hoyt 2011; Hoyt et al. 2018), One-Session-at-a-Time (Bobele a. Slive 2014; Slive a. Bobele 2018) sowie One-and-Done (DeMelo 2018) sind weitere Bezeichnungen für den Single-Session-Ansatz und stellen die für diesen entscheidende Idee in den Vordergrund, dass jede Therapiesitzung als eigenständiges Ereignis verstanden werden sollte (Aafjes-van Doorn a. Sweeney 2019), das als in sich abgeschlossen betrachtet werden kann. Der Therapeut verhält sich so, »als ob« – als ob außer diesem einen Treffen kein weiteres erforderlich wäre (Talmon 1990; Bobele a. Slive 2014). Die Klienten können die Arbeit zwar später wieder aufgreifen, aber die erneute Begegnung wird als neues »Stand-alone«-Treffen angesehen.

Sequential Single Session Therapy (Battino 2014, p. 405) und Serial Single Session Therapy (Bobele et al. 2018, p. 234) – zwei weitere vorkommende Begrifflichkeiten – werden beide SSST abgekürzt! Wie auch die SST/OAAT beinhalten sie nicht zwingend »nur ein einziges Mal«; wie J. Young (2018a) berichtet, kehren etwa 50 Prozent der »SST«-Klienten später zu einer oder mehreren weiteren Sitzungen zurück. So kann es zu intermittierenden oder mehrmaligen SSTs kommen, die aber jeweils als in sich abgeschlossenes und für sich stehendes Ereignis verstanden werden. Karen Story (siehe Kapitel 11) beispielsweise berichtet über einen Fall »episodischer, langfristiger Single-Session-Therapie«, in der eine Familie versuchte, mithilfe von 32 OAAT-Sitzungen über eine Zeitspanne von fünf Jahren hinweg mit der erworbenen Hirnverletzung eines Elternteils fertigzuwerden. Cummings und Sayama (1995; siehe auch Budman 1990) beschreiben eine »intermittierende Therapie, die sich über das ganze Leben erstreckte«. Hoyt (2017, pp. 13–14) fragt seine Leser, ob sie die einmalige, jedoch zehn Stunden andauernde Therapiesitzung, über die Berenbaum (1969) berichtet, als prolongierte Kurzzeittherapie oder als kurze, prolongierte Therapie bezeichnen würden.

Single Session Family Consultation (SSFC) beinhaltet, wie bereits erwähnt wurde, dass man im Rahmen der längerfristigen Therapie eines Einzelklienten eine einmalige Sitzung mit dessen Familie durchführt. Hampson et al. (1999; siehe auch Fry 2012) benutzten am CAMHS13 in Canberra auch den Begriff Single Session Family Consultation (SFCC) zur Bezeichnung ihrer Praxis, die ganze Familie zu einer Sitzung einzuladen und sie anschließend telefonisch zu kontaktieren, um herauszufinden, was als Nächstes zu tun sinnvoll wäre, wobei oft ein reflektierendes Team hinzugezogen bzw. eingeschaltet wurde. Wir würden dies Single-Session-Therapie (SST) oder Single-Session-Familientherapie (SSFT) nennen, und es ähnelt ein wenig dem, was Miller et al. (2021) über ihre Arbeit in China im Rahmen der von ihnen so benannten Single Session Team Family Therapy (SSTFT) berichten. Die SSFC, wie sie im Bouverie Centre entwickelt wurde und in Australien und Neuseeland praktiziert wird, ist ein anderer Ansatz (siehe hierzu Kapitel 4), insofern sie eine Familienberatung mit den Grundsätzen des Single-Session-Ansatzes auf folgende Weise zu einem dreiphasigen Modell verbindet:

Zusammenkommen (Convening)

: Kontakt zum Einzelklienten herstellen, um herauszufinden, ob dieser interessiert ist, seiner Familie zu begegnen, und wenn ja, die Familie kontaktieren, um festzustellen, ob auch sie zur Teilnahme an einer auf der Single-Session-Praxis basierenden Sitzung mit der ganzen Familie bereit ist.

Durchführen (Conducting)

der Familienzusammenkunft als einmalige Sitzung.

Nachsorge (Following-up)

: Telefonische Kontaktaufnahme, um festzustellen, was als Nächstes zu tun sinnvoll ist.

Walk-in (WI) oder Drop-in sind Bezeichnungen für die Möglichkeit, ohne Voranmeldung eine therapeutische Ambulanz in Anspruch zu nehmen (meist in persona, manchmal aber auch online oder per Handy). Verwandte Bezeichnungen sind Open access und Same-day Counseling (Ewen et al. 2016).

Client/Patient/Consumer (Klient/Patient/Kunde) – Jede dieser Bezeichnungen hat bestimmte Implikationen (siehe Hoyt 2017, pp. 1–5 und 217–218). Der Begriff Klient bezeichnet eher eine auf Gleichgestelltheit als auf hierarchischer Unterordnung basierende therapeutische Beziehung, wobei die Implikationen einer Pathologie, einer psychiatrischen Diagnose und einer strategischen Top-down-Behandlung seitens eines Experten zugunsten der Nutzung von auf Zusammenarbeit basierenden, fördernden und stärkenorientierten Ansätzen vernachlässigt werden (siehe Hoyt 1994a, pp. 2–4). Aus ebendiesen Gründen ist im australischen Gesundheitswesen die Bezeichnung consumer (»Kunde, Konsument«) gebräuchlich. Die Autoren des vorliegenden Kapitels bevorzugen im hier gesteckten Rahmen grundsätzlich die Nutzung des Begriffs Klient