Wer schreibt der bleibt 2013 - Dietmar Elsner - E-Book

Wer schreibt der bleibt 2013 E-Book

Dietmar Elsner

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Beschreibung

Dieses Buch enthält alle meine Zeitungsartikel und Fotos aus dem Jahr 2013.

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Seitenzahl: 183

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhaltsverzeichnis

Zum Buch

Der Autor

Vorwort

Halsbandsittiche

Ratten

Hildegard Bachmann

Mosaik

Duo Liederlich

HvB ‚Best of‘

Tabaluga in der HvB

Südamerikanisches Kinderbuch

Sibylle Nicolai

Frühlingsfest der Landfrauen

Friedrich Dönhoff: Seeluft

Esoterik im Hochheimer Hof

ZWÖLFplusEINS-Theater

King Arthur in St. Peter und Paul

E-Books im Buchhandel

Facebook für Senioren

Lieblingsbilderbuch 2013

Fluglärm kann töten

Sigis Jazz Men

Rebenmord im Antoniushaus

Singing Generations

Portrait Dietmar Elsner

Hintergasse

Bienen

Tingvall Trio

Weinbergschule

Kunst im EVIM

Vereinsring tagt

HvB entwickelt sich weiter

Astrid Lindgren Schulbücherei

Deponie als Innovationsmotor

Interview mit Gerd Mehler

VBW Romménachmittag

Alex Capus

Vater in Russland gefunden

Ortheil liest

Petite Messe

Markt - Backstage

Lach- und Freuhaus

Beckers Almhütte

Sicherheit am Markt

10 Jahre Singing Generations

Fernwärme

Gewaltprävention

Tag der offenen Tür in der HvB

50 Jahre Stadtbücherei

VBW-Künstler im Rathaus

Weihnachtskonzert

Best of HvB

Danksagung

Zum Buch

Dieses Buch enthält alle Zeitungsartikel und Fotos von Dietmar Elsner aus dem Jahr 2013 für die Hochheimer Zeitung.

Der Autor

Dietmar Elsner lebt seit rund 20 Jahren in seiner Wahlheimatstadt Hochheim. Er ist IT Projekt- und Qualitätsmanager im Ruhestand, nun freier Journalist und Buchautor.

Er ist verheiratet, hat drei Kinder und wohnt in der sogenannten ‚Weststadt‘ Hochheims.

Seine Homepage: http://www.dietmar-elsner.de

Vorwort

Die Hochheimer Zeitung ist eine kleine Zeitung. Sie beschäftigt sich weder mit Landesthemen, noch mit Bundesproblemen und schon gar nicht mit den Wichtigkeiten der großen weiten Welt.

Der Horizont ist naturgegeben verhältnismäßig eng. Er beschränkt sich auf Hochheim am Main, auf meinen Heimatort. Konsequenterweise wird die HZ im Internetauftritt des VRM-Verlages auch als Heimatzeitung vorgestellt.

Diese Regionalität hat eine interessante Eigenheit: Was in Wiesbaden, Berlin oder Paris geschieht, kann man schneller und mit großem redaktionellen Aufwand recherchiert, im SPIEGEL oder STERN, in der ARD oder im ZDF erfahren.

Aber was in Hochheim los ist, das steht in der Hochheimer Zeitung und nicht in der Weltpresse.

Obwohl Hochheim keine große Stadt ist, sie hat rund 18 000 Einwohner, ist die Auflage respektabel. 3 500 Stück werden gedruckt und ein Drittel geht an Abonnenten. Der Trend ist gleichbleibend. Im Gegensatz zu großen Zeitungen.

Bei einem ‚Termin‘ erfuhr ich bemerkenswerte Hintergründe. Als ich meine Fragen gestellt und notiert hatte, bekam ich noch eine Tasse Kaffee und selbst gebackenen Kuchen aufgetischt. Beim gemütlichen Plaudern stellte ich eine Frage, die eigentlich etwas ungehörig war: „Haben Sie die Hochheimer Zeitung abonniert?“

Die unerwartete Antwort: „Nein. Wir nicht.“ „Oh.“ „Aber meine Schwester. Wenn die sie fertig gelesen haben, bekommen wir sie. Dann liest unsere Familie die Zeitung. Und dann schicken wir sie zur Tante nach München. Die haben früher hier gewohnt und wollen dort noch immer wissen, was in Hochheim geschieht.“

Ich schätze mal, dass das Blatt mindestens 10 Mal gelesen wird. Und zwar ganz genau, vorn vorne bis hinten. Ständig neugierig suchend, ob Bekannte, Verwandte, Vereinskameraden oder Nachbarn drin stehen. Vor allem die Gruppenbilder werden ausgiebig studiert, ob jemand drauf ist, den man kennt.

Nach diesem Hausbesuch verstand ich besser, was eine Heimatzeitung ist.

Die Hochheimer Zeitung erscheint wöchentlich. Immer am Freitag. Verantwortlich für den Inhalt ist der Redakteur Jürgen Kunert.

Früher arbeitete ihm Annette Zwaack zu. Sie machte die Zeitung zwischendurch auch mal alleine, wenn er in Urlaub war. Mittlerweile ist sie im Ruhestand und der Redakteur hat einen harten Job. Oft muss er die Zeitung inhaltlich ganz alleine druckfertig machen. Mit knallhartem Termin am Donnerstagabend.

Das Anzeigengeschäft erledigt die Sekretärin Frau Schäfer-Bach, wenigstens das muss er nicht auch noch machen.

Da er nicht alle Termine allein bewältigen kann, darf er ein paar freie Mitarbeiter einspannen. Zum Beispiel mich.

Es sind oft kulturelle Ereignisse, zu denen er mich schickt. Zum Beispiel Ausstellungen, Lesungen oder Konzerte. Das mache ich gerne. Obwohl ich auch mal etwas Wichtiges über die große weite Welt da draußen schreiben würde.

Aber man kann eben nicht alles haben.

Dietmar Elsner

Juni 2016

1 Halsbandsittiche

Farbenfrohe Exoten im Garten

Halsbandsittiche suchen auch in Hochheim nach Futter

Rote Augenringe – der Halsbandsittich

Im Jahr 1976 waren sie noch eine Sensation: Das erste Paar brütete in einer Platane im Biebricher Schlosspark. Beim Sonntagsspaziergang suchten die Parkbesucher die knallgrünen, aus Käfigen entkommenen oder freigelassenen Vögel in den hohen Bäumen, aber meist hörte man sie nur. Die ursprünglich aus Indien stammenden ulkigen Exoten mit den roten Augenringen etablierten sich mittlerweile bei uns und bilden im Rhein-Main-Gebiet eine frei lebende Population von über 1000 Tieren.

Derzeit tauchen sie auch in Hochheim in kleinen Gruppen an Futterstellen auf, die für ganz andere Vögel gedacht sind. Wie Clowns schauen sie erst mit schrägem Kopf hin und her, ziehen dann den Meisenknödel hoch, halten ihn mit einem Fuß fest und fressen, was ihnen darin schmeckt.

Nicht jeder mag sie, vor allem, weil sie gemeinsame Schlafbäume aufsuchen. Im Schiersteiner Hafen verursachten sie erheblichen Fluglärm. Vierzig Minuten nach Sonnenuntergang fallen sie lautstark zu Hunderten über die Platanen her. Morgens verzweifelten die Anwohner, weil sie mit einem Riesenlärm vierzig Minuten vor Sonnenaufgang wieder in den Tag starten. Im Sommer kann das eine kurze Nachtruhe bedeuten. Die geplagten Fluglärmgeschädigten wussten sich zu helfen. Nicht gerade tierlieb nutzten sie das ängstliche scheue Verhalten, um den Vögeln ebenfalls die Nachtruhe zu stören.

Natürliche Feinde haben die Halsbandsittiche durchaus. Sie müssen sich die Nistplätze und das Futter mit Habicht, Sperber, Wanderfalke, Baumfalke und Rotmilan teilen. In Wiesbaden beobachteten Vogelfreunde, dass der Sieger keineswegs vorab feststeht. Erst vertrieb ein Sittichpaar Spechte aus ihrem Nest, danach übernahmen allerdings Bienen die sorgsam hergerichtete Nisthöhle.

4. Januar 2013

2 Ratten

Was tun bei einem Rattenproblem?

Ordnungsamt gibt Tipps und rät Betroffenen zu professioneller Hilfe

Das intelligente Nagetier, fotografiert auf einem Gartengrundstück in Hochheim.

Immer wieder wird die Stadtverwaltung Hochheim von Bürgerinnen und Bürgern zum Thema Ratten und deren Bekämpfung angerufen. Grundsätzlich wird jährlich im Zeitraum Mai bis Juni eine Spezialfirma mit der Rattenbekämpfung im öffentlichen Kanalnetz von der Stadtverwaltung beauftragt. Hierfür werden die Kanalschächte und die Bachläufe in Hochheim mit entsprechenden Ködern belegt.

Diese Köder werden nicht offen ausgelegt - sie sind für Kinder, Haustiere und Vögel unerreichbar. Hat man allerdings auf dem eigenen Grundstück ein Rattenproblem, ist es auf jeden Fall empfehlenswert, sich Rat beim Experten zu holen.

Folgende Maßnahmen zur Vorbeugung sollten beachten werden:

hygienische und saubere Verhältnisse im eigenen Umfeld;

keine Nahrungs- und Futtermittel offen auf dem Grundstück stehen lassen, insbesondere im Winter bei Vogelhäuschen mit entsprechendem Vogelfutter;

keine Nahrungsmittel oder Reste von Katzen- oder Hundenahrung offen stehen lassen;

wenn selbst kompostiert wird, gehören Küchenabfälle nicht auf, sondern in den Kompost;

Essensreste jeder Art gehören auf gar keinen Fall in den Kompost, sondern demnächst in die Bio-Tonne;

vorzugsweise sollten geschlossene Komposter benutzt werden, die zum Boden mit einem engmaschigen Metallgitter versehen sind.

Bei weiteren Fragen wenden sich Betroffene an das Team Öffentliche Sicherheit und Ordnung der Stadtverwaltung Hochheim am Main.

25. Januar 2013

Anmerkung: Ich informierte die Stadtverwaltung vom Rattenbesuch in unserem Garten und übergab das Foto. Der Text stammt von der Stadtverwaltung.

3 Hildegard Bachmann

„Veräppele kann isch misch selbst“

Närrische Lesung beim VBW mit Hildegard Bachmann / Trockener Humor, der ankommt

Hildegard Bachmann mit ihrer winzigen Narrenkappe.

Es war wieder so weit: Die Fastnachterin aus Drais hatte sich in einen knallroten Hosenanzug geworfen, ihre winzige Narrenkappe aufgesetzt und etliche Blätter mit ihren Geschichten und Gedichten auf das Weinfass gelegt. Doch erst mussten die Gäste das Essen beenden. Sie mag es nicht, wenn das Publikum noch Schweinemett, Käse, Schinken oder Spundekäs vom Winzerteller mampft, anstatt richtig zuzuhören.

Zuerst stimmte der Gastgeber Martin Mitter die Besucher im voll besetzten Saal auf die ersten Weine ein.

Dann begann Hildegard Bachmann mit ihren anrührenden Geschichten, schwarzem Humor und ausgefeilten Gedanken. Ganz so, wie man sie von der Mainzer Fastnacht kennt. Sie weiß aus Erfahrung, was ihr Publikum hören möchte und sie gibt es ihm auch. Dazu gehören Einblicke in ihr Gefühlsleben, Berichte von ihrer Hassliebe zum Fernsehen und den nur schwer zu erfüllenden Ansprüchen.

Gespannt hingen die Zuhörer an ihren Lippen, als sie von schlaflosen Nächten erfuhren, wenn die Ideen fehlen, von seelischer und körperlicher Not: „Ich kau die Nägel ohne Wonne und tat ich an mei Fuß noch komme, dann kaut ich auch die Nägel da. Weil ich beleibt, fällt mir das schwer, drum greif ich lieber doch zur Scher. Dann sitz und sitz ich Stund um Stund und sitz mir meinen dicken Poppes wund."

Sie erzählte von den Anfängen, als Sitzungspräsident Hans-Peter Betz nach dem Hongkong-Vertrag in der Rheingoldhalle zu ihr sagte: „Du bist in der Fernsehsitzung drin!" und sie antwortete: „Veräppele kann ich mich selbst."

Doch es war bitterer Ernst: „Dann begann für mich die Zeit des Grauens. 10 Millionen Zuschauer im Nacken. Acht Tage lang Panik. Der Magen zu. Acht Pfund abgenommen. Schlaflosigkeit. Baldriantabletten. Dann steh ich am Freitag zum Auftritt bereit, da kommt die saublöde Bemerkung: ‚Frau Bachmann, denken Sie dran, gleich gucken Ihnen 10 Millionen Menschen zu.' Meine Hormone drehen völlig durch und in dem Moment hasse ich die Fastnacht! Und dann muss ich raus. Eine Seite nach der anderen kommt dran und endlich ist es rum. Ich bin überglücklich, es ist mir egal, was im Saal vor sich geht. Gott sei Dank ist die Reaktion von den 10 Millionen Zuschauern prima. Ich bekomme viele Briefe und ich genieße es. Das war Klasse. Es lebe die Fassenacht. Ich bin jetzt berühmt und darf beim Rosenmontagszug auf dem Wagen fahren. Alle Leute freuen sich, geben mir die Hand. In der Altstadt singen sie: ‚Hilde wir lieben dich!' Das geht runter wie Öl."

Sie erzählte auch, wie es weiterging: Auch im nächsten Jahr war sie wieder dran und durchlebte die Höllenqualen vor der Fernsehsitzung. Sie wusste nicht, ob sie es durchhalten würde, bereitete sich auf einen frühen Tod vor. Doch diesmal bemerkte sie, dass auch die anderen, die auf ihren Auftritt warteten, ganz grün im Gesicht waren:

„Einer, der schon seit 10 Jahren mitmacht, erzählt, er hätte auf der Bühne immer Brechreiz. Der Till gibt mir die Hand und will mir weismachen, er wäre nicht aufgeregt. Ich fragte ihn, warum dann seine Hand mit zwanzig Zentimetern Wasser bedeckt wäre. Eine Südwestfunkmitarbeiterin erzählte mir, sie müssten ständig auf den Ernst Neger aufpassen. Wenn der aufgeregt war, hat der immer so viel Sekt getrunken und sie müssten darauf achten, dass er noch auf die Bühne gehen konnte. Dann ging ich raus, machte meinen Vortrag und keiner merkte, was ich mitgemacht hatte. Und was sagte der Betz gleich hinterher: „Also tschüss Hildegard, bis nächstes Jahr ..."

Natürlich brachte Frau Bachmann auch die Gäste im Weingut Mitter-Velten zum Lachen, Schmunzeln und Nachdenken. Mit Geschichten von der Kreppelherstellung, einem gelangweilten Rentner, urkomischen Theaterbesuchen, einem sterbenden Winzer, der immer munterer wurde: „Entweder wir saufen oder wir sterben jetzt auf der Stell!" Sie rühmt ihren üppigen Körper und ihren Hang zum nackigen Sonnenbaden: „Piloten haben sich schon verirrt und sind gestrandet, sind statt in Frankfurt in Finthen gelandet." Sie dichtete Lobeshymnen auf ihren Hund: „Drum ihr Männer lasst euch sagen, lasst die Hände von der Frau. Denn in ihren späteren Jahren wird sie hässlich, alt und grau. Wird dein Hund dir mal zuwider, dann verkaufst du den Wauwau. Verkauf mal so ne alte Frau!"

So ging es immer weiter, die Gäste lachten Tränen über den trockenen Humor der begnadeten Fastnachterin. Dazwischen erklärte Martin Mitter die Eigenschaften der insgesamt acht verkosteten Weinsorten. Zum Schluss kredenzte er großzügig eine echte Rarität: Einen 2007er Hochheimer Reichestal Spätburgunder Weißherbst Auslese Edelsüß. Ein wahrer Höhepunkt der Weinprobe.

Nach insgesamt drei Stunden nahm Hildegard Bachmann gut gelaunt von der Veranstalterin des Volksbildungswerkes Angelika Kohl die Blumen in Empfang und erlaubte sich endlich ebenfalls ein paar gute Tropfen.

1. Februar 2013

4 Mosaik

Mit viel Liebe zum Detail

Mosaikkünstler Franz Ludwig Siebel vollendet St. Peter und Paul

Franz Ludwig Siebel neben seinem neuesten Werk ‚St. Peter und Paul’ im 19. Jahrhundert. Da nach jedem Mosaik die Zange unbrauchbar geworden ist, hängt er sie oben an den Rahmen. Sie ließ sozusagen ihr Leben für die Kunst und gehört nun zum Bild.

Endlich ist es geschafft! Diesmal hielt der in Weilbach wohnende Franz Ludwig Siebel den Aufwand fest: Aus 5.983 Mosaikteilen schuf er in 39.120 Minuten, also 652 Stunden, das Mosaik der Hochheimer Pfarrkirche. Mit 73 Jahren begann er das Werk, mit fast 77 Jahren vollendete er es nun am 7. Januar 2013.

Der gelernte Farblithograf vergrößerte einen Stich der Stadtpfarrkirche aus dem 19. Jahrhundert auf 100 x 120 Zentimeter, um ihn als präzise Vorlage verwenden zu können. Das leuchtend farbige glänzende Werk besteht aus den Bruchstücken unzähliger verschiedener Keramikfliesen. Meist sind es geschenkte Reste fliesenlegerischer Arbeit, die auf dem Boden des Speichers, seinem ‚Atelier’, als kleine Häufchen liegen.

Er erklärte uns den Werdegang eines solchen Mosaiks: „Auf eine Spanplatte hefte ich die Vorlage, meist eine Filmfolie mit dem passend vergrößerten Motiv. Darauf kommt Stramin, ein gitterartiges Gewebe, auf das ich die einzelnen Mosaikstückchen mit Uhu klebe, sobald sie passen.“

Wie die oft winzigen Teile in die richtige Form kommen, beschreibt er so: „Erst zwick ich sie mit der Zange ab, dann bearbeite ich sie mit einer Steinfeile und die Feinarbeit wird mit Schmirgelpapier gemacht. Da ich nicht verfuge, muss alles ganz genau stimmen.“

Schmunzelnd zeigt er auf Daumen, Zeige- und Mittelfinger: „Die drei Finger, mit denen ich die manchmal nur zwei Millimeter großen Teile halte, leiden arg. Die Nägel sind glatt, die Haut nur noch hauchdünn oder sogar durch. Manchmal arbeite ich zehn Minuten an einem Stückchen, da bleibt die meiste Zeit hängen. Erst wenn alle Steinchen sitzen, wird das Netz abgehoben, die Vorlage entfernt und das Mosaik mit Fliesenkleber endgültig auf die Spanplatte geklebt. Dann kann der Schreiner den Rahmen anfertigen.“

Angefangen hatte alles im Badezimmer, beim Umbau tüftelte er ein Mosaikbild aus. Und nun schauen den Familienmitgliedern niedliche Seepferdchen und Fische beim Duschen und Baden zu. Mosaike wurden bald seine Leidenschaft. In Italien sammelte er Kieselsteine, formte daraus ein Bodenmosaik. Jetzt segelt ein Boot durch den Garten in der Frankenstraße. Die weiteren Werke sind so etwas Ähnliches wie als Geschenk verwendete Auftragswerke für seine Frau Waltraud. Da sie aus Hochheim stammt, wünscht sie sich entsprechende Hochheimer Motive. Es entstand ein eindrucksvolles Bild des alten Hochheimer Rathauses, für dessen Dach sein Vater noch großzügig gespendet hatte, bevor es plötzlich abgerissen wurde. Es folgte wieder in jahrelanger Arbeit die äußert filigran gearbeitete Madonna, doch zum Ausgleich auch das Weilbacher Schloss. Es zeigt auch den mittlerweile nicht mehr vorhandenen Schlossturm. Und jetzt wurde nach vierjähriger mühevoller Tüftelei die Ansicht von St. Peter und Paul fertig.

Die vier Mosaiken sind unverkäuflich, sie sollen Erbstücke für die Tochter und die drei Enkel werden. Schriftlich wird festgelegt, dass die Mosaiken nie verkauft werden dürfen, sondern im Familienbesitz bleiben müssen. Mittlerweile entsteht in der Tordurchfahrt des Hauses nach und nach je eine Weilbacher und eine Hochheimer Seite.

Unter seinem Namen Franz Ludwig ist der Künstler in Weilbach kaum bekannt. Er heißt überall nur ‚Luddi’. Er erzählte, dass ihn seine Mutter schon so genannt hatte und wenn sie ausnahmsweise einmal ‚Franz Ludwig’ rief, dann war alles zu spät, dann rauchte es meist gleich.

Neben der Mosaikpuzzlearbeit greift ‚Luddi’ auch gerne zu Papier und Pinsel. Das Malen von Aquarellen ist seine zweite große Leidenschaft. Jeden Montag besucht er den Malkurs von Hilde Eckelmann in Flörsheim. Dort holt er sich handwerkliche und gestalterische Tipps und kann sich mit 15 gleich gesinnten Kollegen austauschen. Frau Eckelmann staunt über seine Liebe zum Detail: „Er zupft selbst aus dem Pinsel der Größe 1 noch Haare heraus, um genauer malen zu können.“

8. Februar 2013

5 Duo Liederlich

Skurril an Fastnacht

Das Duo Liederlich singt Chansons von Georg Kreisler

Sabine Koch und René Rudisile bei Kultur in der Kirche.

„Kultur in der Kirche“ hatte Sabine Koch und den Pianisten René Rudisile zu einem Liederabend mit dem Titel: „Ab 40 singt man Kreisler“ eingeladen. Die Besucher in der ausverkauften Kirche hörten fast zwei Stunden lang die mit großer Bühnenpräsenz vorgetragenen Lieder von Georg Kreisler. Der Pianist ließ sich, wohl seinem Rollstuhl Tribut zollend, unter seinem Künstlernamen: „René van Roll“ ansagen.

Zwölf Lieder standen auf dem Programm. Sabine Koch machte ein Spiel daraus: „Welches stammt nicht von Georg Kreisler?“ Es wurde erraten: „Das Klassentreffen“ hatte das Duo Liederlich selbst komponiert.

Kreisler verarbeitete in seinen Chansons so ziemlich alles, was den Menschen menschlich macht. Vordergründige Dramen in und außer Haus, aber auch hintergründige Gesellschaftskritik verbargen sich wie ein verstecktes Geheimnis hinter manchem derben Spaß.

1938 emigrierte Georg Kreislers jüdische Familie von Wien nach Hollywood. Er schrieb und spielte für Chaplin die Klavierbegleitungen, war jedoch sonst nicht sehr erfolgreich. RCA nahm einige seiner Lieder auf, getraute sich aber nicht, die frechen Texte zu veröffentlichen. Auch in Hochheim hörten die Zuhörer für eine Kirche teils recht ungewohnte Reime: „Ich bin die Rinnsteinprinzessin, Gelegenheitsbraut, Küss mir das taube Gefühl von der Haut.“

Verstörend das tiefschwarze Lied „Als der Zirkus brannte. War nicht Wasser genug zur Hand, In zwei lächerlichen Teichen, Lagen Leichen über Leichen, Ein paar halbe Jaguare, Und verkohlte Dromedare, Zwischen stöhnenden Dompteuren, Und verwundeten Jongleuren.“ Ein Gleichnis auf den Weltkrieg? Sabine Koch trug es glaubhaft betroffen vor.

Die Höhen und Tiefen einer Ehe inspirierten Georg Kreisler zu: „Mein Mann, das ist ein Schlappschwanz, Sie wissen, was das heißt. Wer was Ähnliches zu Haus' hat, ist im Klaren! Na, da träumte ich von seinem Tod und eine Woche drauf, Hat ein Riesen-LKW ihn überfahren.“

In etwas philosophischerer Form klingt es bei Kreisler auch mal so: „Man ruft sich, doch erregt sich nicht. Befühlt sich, doch bewegt sich nicht. Verblüfft und überrascht sich nicht. Verleitet und vernascht sich nicht. Man küsst sich nicht und schmiegt sich nicht. Und will sich nicht und kriegt sich nicht. Und lebt sein Leben nur grau in grau. Und träumt sich - Und träumt sich - Ganz tief in eine andere Frau.“

Sabine Koch trug mit großem Einsatz die heiteren und traurigen, mal einfachen und dann wieder hintersinnigen, zum Nachdenken auffordernden Chansons vor. Sie sang vom Klassentreffen mit den liebsten und den schrecklichsten Freundinnen, vom Drama, wenn man sich im Spiegel nicht mehr sehen mag. Oder davon, wie schön ein Wien ohne die Wiener wäre. Kreisler hatte auch die Erkenntnis vertont: „Als wir noch dünner waren, standen wir uns näher.“

Für die Technik sorgte Sven Eric Panitz. Vom Notebook aus steuerte er das Licht auf zwei Masten. Die perfekte Tonanlage transportierte die mit sonorer Stimme vorgetragenen Texte Kreislers mühelos allen Zuhörern ins Ohr. Keine Selbstverständlichkeit im akustisch schwierigen Raum.

René Rudisile, von Geburt an querschnittgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen, begleitete die Sängerin perfekt, sang mit ihr hin und wieder im Duett. Selbst in der Pause unterhielt er wie in einem Wiener Café die Besucher mit einschmeichelnden Klängen. Der 1966 in Pforzheim geborene Musikpädagoge trug, wie auch Sabine Koch, das Zweistundenprogramm aus dem Kopf vor. Eine beachtliche Leistung der beiden Vollblutmusiker.

Das wohl bekannteste Lied Kreislers sollte eigentlich nicht zu hören sein. Das Programm hatte schließlich den Untertitel: „Alles außer Taubenvergiften.“ Doch als Zugabe brachte Sabine Koch es doch und alle sangen den immer wieder auftauchenden Refrain laut mit: „Ja, der Frühling, der Frühling, der Frühling ist hier, Geh mer Tauben vergiften im Park! Kanns geben im Leben ein größres Plaisier, Als das Tauben vergiften im Park? Da Hansel geht gern mit der Mali, Denn die Mali, die zahlt's Zyankali, Die Herzen sind schwach und die Liebe ist stark, Beim Tauben vergiften im Park!“

Kreisler-Texte sind sowohl freundlich wie gehässig, sprechen das Publikum auf mehreren Gefühlsebenen gleichzeitig an. Es ist schwer, sich zu entscheiden. Lachen oder weinen? Doch Sabine Koch schaffte es sogar, die Zuhörer zum Schunkeln zu bewegen. Warum nicht? Die Stimmung war gut und es war Fastnachts-Samstag.

15. Februar 2013

6 HvB ‚Best of‘

Beeindruckende Präsentationen

Schüler stellen die besten Abschlussprüfungsprojekte der Heinrich-von-Brentano-Schule vor

Die Autoren der besten Projektprüfungen: Antonio Bila, Ian Aust, Nils Anspach, Jessica Lenwell, Ilana Hellmann, Rebecca Lederer, Leona Becker und die Moderatorin Hanna Gossler.

Am 7. Februar 2013 war es so weit: Drei Schüler und vier Schülerinnen des Jahrgangs 10 wurden von Schulleiter Christopher Textor auf die Bühne der überfüllten Aula gebeten. Aus weit über 100 Arbeiten wählte die Jury sieben Projekte für dieses „Best Of“ aus.

Hanna Gossler moderierte das abwechslungsreiche Programm und erklärte, dass die Inhalte der Vorträge nicht zufällig gefunden wurden. Immer handelte es sich um Themen, mit denen die Schüler auf vielfältige Weise in Berührung gekommen waren, die sie besonders interessierten oder gar direkt tangierten.

Nils Ansbach begann und verriet, dass sein Traum Fliegen und sein Traumberuf Pilot ist. Sein Großvater unterstützte ihn auf dem Weg dorthin sehr praktisch und schenkte ihm einen Kompaktkurs zum Segelfliegen auf der Wasserkuppe. An dessen Ende stand die A-Prüfung für den Privatpilotenschein, die bereits drei Platzrunden im Alleinflug beinhaltet. Nils trug in der Aula begeistert vor, was er gelernt hatte und veranschaulichte auf Folien die Auftriebskräfte, Profilformen der Tragflügel, Anstellwinkel, Oberflächenwiderstand, Thermik und erklärte die Bordinstrumente. Dann berichtete er vom Schleppflug auf 500 Meter, dem Ausklinken und dem wunderbaren Gefühl, allein zu fliegen.

Jessica Lenwell, selbst Amerikanerin, erklärte die historischen Ursprünge des Patriotismus in den USA. Auch ihr selbst kommt er reichlich übertrieben vor, aber er ist der Kitt, der das aus vielen Nationalitäten zusammengewürfelte Land zusammenhält. An jedem 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag, wird dieser Patriotismus mit einem für Fremde recht unverständlichen Pomp gefeiert. Überall wehen die Fahnen, Flaggenaufkleber zieren Schaufenster und Autos. Kleidung, Häuserschmuck, selbst Kuchen und Torten tragen die Nationalfarben. Und die ganz großen Feuerwerke werden nicht an Sylvester, sondern am 4. Juli gezündet.

Ian Aust