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Wer schreibt der bleibt 2014 Dieses Buch enthält alle meine Zeitungsartikel und Fotos aus dem Jahr 2014.
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Seitenzahl: 150
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Zum Buch
Der Autor
Vorwort
1 Schlackensortierung
2 Online-Stadtführer
3 Leichte Sprache
4 Schüler als Artisten
5 Schulzirkus Tausendtraum
6 Pfarrer spielen Kabarett
7 Internetgangster
8 Filmstar in Tansania
9 Brentano-Camp
10 Sinfonische Klänge
11 Lieblingbilderbuch
12 Nele Neuhaus‘ neuer Roman
13 Interview mit Nele Neuhaus
14 Lesefest: 12 Stunden Lesen
15 Lehreraustausch HvB
16 Kleine Reblaus
17 Reblaus Interview
18 Sänger in Massenheim
19 Frühstück auf dem Wochenmarkt
20 Blues in der Kirche
21 WM-Finale
22 Kunst in der Hintergasse
23 Assistenzhund Nele
24 Sommerliche Serenade
25 Fotosafari-Stadtführung
26 Einschulung mit Minister
27 Ferienspiele
28 Happy Metal beim Gemeindefest
29 VBW Jubilare
30 Demenz als Lebensphase
31 Leichte Sprache
32 Fotos von Kornelia Kauss
33 Inklusion
34 Sina Trinkwalder
35 Markt und Pferde
36 Markt und Rinder
37 Klezmer-Quartett
38 Ostende 1936
39 Holger Venino
40 HvB Open door
41 Weihnachtskonzert des Blasorchesters
42 Advent der VBW Senioren
43 Ausstellung der Kreativen des VBW
Danksagung
Index
Dieses Buch enthält alle Zeitungsartikel und Fotos von Dietmar Elsner aus dem Jahr 2014 für die Hochheimer Zeitung.
Dietmar Elsner lebt seit rund 20 Jahren in seiner Wahlheimatstadt Hochheim. Er ist IT Projekt- und Qualitätsmanager im Ruhestand, nun freier Journalist und Buchautor.
Er ist verheiratet, hat drei Kinder und wohnt in der sogenannten ‚Weststadt‘ Hochheims.
Seine Homepage: http://www.dietmar-elsner.de
Ein Zeitungsartikel entsteht nicht durch geniale Geistesblitze Ein Zeitungsartikel ist Arbeit, manchmal sogar richtig harte Arbeit an der Grenze der Belastbarkeit.
Es wäre natürlich leicht, ein paar persönliche Eindrücke zu notieren und diese dann mit schönen Worten zu umschreiben. Aber das ist nicht mein Ding. Mir liegt Qualität am Herzen. Meine Artikel sollen richtig informativ sein, gleichzeitig unterhalten und gefällig zu lesen sein.
Ich schildere einmal, wie es bei mir üblicherweise abläuft: Es beginnt mit einer E-Mail im Postfach: „Wenn Sie Zeit und Lust hätten, könnten Sie dann bitte zu dieser oder jener Veranstaltung gehen? 120 Zeilen und ein Foto. Bitte sagen Sie mir, ob es klappt.“
Meist werde ich dann freundlich vom Veranstalter empfangen, bekomme einen reservierten Platz zugewiesen: „Hier können Sie gut sehen und fotografieren.“ Eine interessante Lesung, eine lustige Veranstaltung oder ein gutes Konzert machen durchaus Freude, auch wenn es sich um Arbeit und Arbeitszeit handelt.
Es kann aber auch ganz anders laufen: Niemand kennt mich, niemand kümmert sich um mich. Die Dame am Eingang muss ich davon überzeugen, dass ich keinen Eintritt zu zahlen brauche. An die Künstler komme ich nicht heran, Verantwortliche sind im Stress und haben keine Zeit. Einen Platz im überfüllten Saal darf ich mir selbst suchen.
Egal, wie es läuft, ich muss nun Informationen sammeln. Was geht hier eigentlich wirklich ab? Was ist wichtig? Wer ist wichtig? Was sollte geschrieben werden? Was sollte ich geflissentlich lieber weglassen? Was muss fotografiert werden? Wer ist auf den Bildern zu sehen? Wie lauten die Namen (bitte mit Vornamen) von links nach rechts? Welche Funktionen haben sie?
Zu wenige Informationen bekomme ich selten. Meist ist es so viel, dass ich erst einmal verwirrt bin und im Schnellgang sortieren muss. Dabei muss ich gleichzeitig zuhören, verstehen, was gemeint ist, Notizen machen, fotografieren, dabei niemand stören oder anderweitig unangenehm auffallen.
Meist lasse ich mein Diktiergerät mitlaufen. Zur Sicherheit. Falls ich während der Veranstaltung irgendetwas Wichtiges nicht verstanden oder wieder vergessen haben sollte. Meist benötige ich anschließend nur wenige Teile der Tonaufnahme.
Zuhause schaue ich mir zuerst die Fotos an und suche ein paar gute Bilder aus, die für die Zeitung infrage kommen könnten. Dann kommt der Text dran. Welcher erste Satz macht den Leser neugierig auf mehr? Was muss unbedingt im Artikel stehen? In welcher Reihenfolge? Wie komme ich am Ende aus dieser Geschichte wieder heraus?
Wie gesagt, das alles fällt nicht vom Himmel. Das ist richtig Arbeit.
Wenn ich meine, das könnte es nun sein, drucke ich diese erste Textversion am PC aus und bitte meine Frau, sie kritisch durchzulesen. Meist kommt Kritik, meist ist sie konstruktiv. Meist wird der Artikel durch wenige Änderungen deutlich besser.
Am Dienstag ist für mich Einsendeschluss. Da ich meine Texte möglichst bald nach der Veranstaltung schreibe, klappt das ganz gut. Meine letzte Tat ist dann eine E-Mail an die Redaktion: „Hier kommen in der Anlage Text und Bilder zu…“
Dann warte ich bis Freitag, bin ich gespannt, ob der Redakteur etwas geändert hat, welche Überschriften ihm einfielen, welches Foto er ausgesucht hat und auf welcher Seite der Artikel steht. Manchmal landet er sogar auf Seite Eins mit meinem Foto aus Aufmacher. Aber meist ist es eben ein Artikel unter vielen anderen.
Dietmar ElsnerJuni 2016
In Wicker werden Eisen, Aluminium, Kupfer, Messing, Zink, Blei und Gold in der modernsten Schlackensortieranlage Europas gewonnen
In dieser Halle werden mit modernster Technik sämtliche Metalle von Eisen bis Gold aus der Müllverbrennungsschlacke herausgeholt.
Hinter dem Wertstoffhof der Deponie steht eine unscheinbare große graue Halle. Nach Hightech sieht sie wirklich nicht aus. Doch drinnen befindet sich die modernste und weitgehend automatisch arbeitende Schlackensortieranlage Europas. Aus den Toren qualmt es, drinnen piepst und blinkt es und wer sich nähert, sollte nicht nur Gummistiefel, sondern auch Gehörschutz tragen.
Ein LKW nach dem anderen kommt und lädt seine noch rauchende und zu Brocken verbackene Ladung auf einer riesigen Halde ab. An anderer Stelle nehmen Schaufellader diese graue Substanz wieder auf und fahren sie in die Halle. Seitlich ragen Förderbänder aus den Wänden, von ihnen fallen graue Krümel sortiert nach Korngröße auf die Erde. Große Schaufellader befördern sie auf andere Halden.
Was wie ein lautes Spiel mit grauen dampfenden Massen aussieht, ist in Wirklichkeit Recycling auf dem neuesten Stand der Technik. Die dampfenden Berge sind nichts anderes als Asche und Schlacke aus den Müllheizkraftwerken in Frankfurt, Mainz, Mannheim, Darmstadt und Offenbach. Der aus den Restmülltonnen eingesammelte Abfall wird dort bei über 850 Grad verbrannt. Die per LKW angelieferte dampfende Schlacke hat noch immer bis zu 60 Grad und muss mindestens 6 Wochen auf der Deponie lagern, bevor sie weiterverarbeitet werden kann.
Die Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) und die Rhein-Main-Deponie GmbH (RMD) hatten die Journalisten des Rhein-Main-Gebietes eingeladen. FES Geschäftsführer Dirk Remmert, die RMD-Geschäftsführer Gerd Mehler und Markus Töpfer erklärten die hochmoderne Schlackensortieranlage. Knapp 2 Monate lang war die alte in die Jahre gekommene Anlage erneuert worden: „Fast alles ist neu. Als sie vor 6 Wochen in Betrieb ging, fiel uns ein Stein vom Herzen: Sie funktioniert!“
Zusammenarbeit
Mehler wies auf die ständig erforderliche Anpassung an die technische Entwicklung hin: „Dies geschieht immer mit Partnern, es gibt keine Berührungsängste zu privaten Unternehmen. Im Fall der Schlackenaufbereitung ist dies die FES Frankfurt.“
Die Geschäftsführer erklärten die Vorteile der Zusammenarbeit. Die RMD stellt das Gelände und die Halle bereit und übernimmt die übrig bleibende mineralische Restschlacke. Die FES kennt ihre Abfälle am besten und führt deshalb die Sortierung selbst durch. Die FES fand für die Verbrennungsrückstände bereits im Jahr 2000 auf der Deponie eine neue Heimat, nachdem sie den Standort im Frankfurter Osthafen aufgeben musste. 2004 wurde schon einmal modernisiert. Durch langfristige Zusagen der RMD ermutigt, investierte die FES jetzt weitere 3,5 Million Euro in diese hochmoderne Anlage.
Die Zahlen sind beeindruckend: Mit nur 12 Mitarbeitern werden 130 Tonnen Schlacke pro Stunde fast vollautomatisch verarbeitet. Die Kapazität der Anlage liegt bei 500 000 Tonnen pro Jahr.
Allmetalltrennung
Dr. Christian Dommermuth, Leiter der FES Rohstoffwirtschaft, erklärte sichtlich begeistert und stolz weitere Details. Bei der Müllverbrennung bleiben 23% der angelieferten Menge als Schlacke übrig. Diese Rohschlacke besteht zu 90% aus Mineralien wie Sand, Glas und Keramik, zu 2–3% aus Wasser, aber zu 8% aus Metallen. Um genau diese 8% geht es!
Dr. Dommermuth zeigt eine Glasschale voll Nichteisenmetall-Granulat, noch grau mit Asche verbacken.
5% sind Blech und Eisen, die werden schon seit längerem mittels Magneten vom laufenden Schlackeband gefischt und verkauft. Der Rest sind Nichteisenmetalle (NE). Jetzt kommt Hightech ins Spiel, um die zerkleinerten mit Asche grau verbackenen Schlacketeile zurück zu gewinnen. Der neue Allmetalltrenner ist tatsächlich in der Lage, nichtrostenden VA-Strahl, Aluminium, Kupfer, Messing, Zink, Blei und sogar Gold getrennt vom Band zu holen. Wie die Erkennung genau funktioniert, konnte oder durfte Dr. Dommermuth nicht sagen. Das genaue physikalische Verfahren wird aus Wettbewerbsgründen geheim gehalten. Es grenzt an Zauberei, wie diese intelligenten Maschinen präzise die richtigen Körnchen mit Magneten, Wirbelströmen und ähnlichen Verfahren erkennen und mit Druckluft vom Band pusten.
Dr. Dommermuth gab zur Wirtschaftlichkeit leider keine Auskunft. Aber er verriet, dass jährlich 20 000 Tonnen Eisenschrott und 4 000 Tonnen NE-Metalle aus dem verbrannten Restmüll geangelt werden. Er sprach von einem Quantensprung im Metall-Recycling: „Es gibt keine Mine auf dieser Welt, deren Schürfung einen derart hohen Metallgehalt aufweisen kann, wie diese Schlacke.“ Dann nannte er einen Begriff, der weit in die Zukunft weist:
Urban Mining
Die Wirtschaft ist auf die Rohstoffrückgewinnung angewiesen. In den Kupferlagerstätten kann nur noch ähnlich viel gewonnen werden, wie aus der Abfallwirtschaft zu bekommen ist. Auch Zink muss unbedingt aus den Abfällen herausgeholt werden. Die Bergwerke haben nur noch für 20 Jahre Ressourcen zur Verfügung. Das Urban Mining, die sogenannte Stadtschürfung betrachtet die Städte als riesige Rohstoffminen. Der Verbraucher wird zum Lieferanten.
Trennverhalten der Bürger
Das zukünftige Trennverhalten der Bürger ist nur schwer einzuschätzen. Wie entsorge ich meine Hantel? Wie mein altes Besteck? Wie den alten Wasserhahn? Lohnt der Weg zum Wertstoffhof oder zum Altmetallhändler? Die Kreislaufwirtschaft benötigt neben der Mülltrennung (Stichwort: Wertstofftonne ab 2015) unbedingt die Rückgewinnung der Metalle aus dem Restmüll. Die heutigen Ersparnisse durch Recycling liegen bereits im Milliarden-Euro-Bereich.
Wert der Schlacke
Gerd Mehler bestätigte, dass selbst die zerkleinerten und bereits ausgebeuteten mineralischen Verbrennungsrückstände ihren Wert haben: „Die Restschlacke wird vor ihrer Weiterverwendung auf Schadstoffe untersucht. Wir verwenden sie derzeit hauptsächlich als gastrennende Auflageschicht zur Abdichtung der Deponie und verkaufen sie zu diesem Zweck mittlerweile auch an andere Deponien in Wiesbaden, Büttelborn, Beselich und so weiter. Schlacke ist außerdem ein wunderbarer Baustoff mit guten bauphysikalischen Eigenschaften. Die weitere Verwendung muss die Zukunft zeigen.“
3. Januar 2014
Online-Stadtführer informiert Menschen mit Behinderungen
Die drei ‚Stadtdetektive‘ Kyra Schuster, Gesina Trempenau, Matthias Widrinski der Edith-Stein-Schule und die Projektleiterin Ulrike Krommenacker (Stabsstelle Inklusion der Stadt Hochheim) berichten von ihrer Arbeit.
Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention nimmt in Hochheim sichtbare Formen an. Seit dem 23. Januar 2014 führt ein Link auf der Internetseite der Stadt Hochheim (www.hochheim.de) zum Online-Stadtführer für Menschen mit Behinderungen. Wer auf ‚Stadtführer-Infos Barrierefreiheit‘ klickt, bekommt das erste öffentliche Ergebnis des Projektes ‚Modellkommune Inklusion Hochheim am Main‘ angezeigt.
Der international verwendete Begriff ‚Inklusion‘ bedeutet: Niemanden ausgrenzen. Vorhandene Hindernisse jedweder Art sollen beseitigt werden und neue erst gar nicht entstehen. Diese sogenannten Barrieren werden meist gedankenlos gebaut, jedenfalls solange sie uns nicht selbst betreffen. Sie behindern nicht nur Rollstuhlfahrer, sondern auch Menschen mit Sehbehinderungen, Hörbehinderungen, Gehbehinderungen und anderen altersbedingten oder demenzielle Einschränkungen. Ausländer verstehen oft die Fachsprache der Behörden nicht und selbst Müttern mit Kinderwagen wird das Leben an vielen Stellen unnötig schwer gemacht.
Beim Pressetermin in der Kapelle des Antoniushauses bezeichnete Bürgermeisterin Angelika Munck die Inklusion als große gesellschaftliche Herausforderung: „Als wir vor einem Jahr zur Modellkommune Inklusion wurden, ahnten wir nicht, was das beinhaltet, was es wirklich bedeutet und was auf uns zukommt. Auch die neue Internetseite muss noch wachsen und ist regelmäßig zu aktualisieren.“
Projektleiterin Inklusion bei der Stadt Hochheim ist Ulrike Krommenacker. Sie berichtete, dass bis zum Ende des zweijährigen Projektes im Dezember 2014 noch viel zu tun sei. Der Stadtführer ist erst ein Anfang in Richtung barrierefreies Hochheim. Etliche Helfer arbeiten Frau Krommenacker zu: Die Edith-Stein-Schule des Antoniushauses testete über 100 freiwillig teilnehmende Firmen und Organisationen auf barrierefreie Zugänge. Der Verein Lebenshilfe Main-Taunus sorgte für die ‚Leichte Sprache‘ im Onlineportal. Außerdem beteiligten sich Senioren der Wohnanlage Schwedenstraße und Bürger, die sich nach einem Aufruf der Stadt gemeldet hatten. Das Büro für Kommunikation KiKo in Frankfurt übernahm die professionelle Gestaltung des Internetauftrittes. KiKo-Geschäftsführer Robert Schmidt erläuterte die Analyse der Objekte: Bei Türen musste das Innenmaß ermittelt werden, ab 5 Zentimetern Höhe wird eine Stufe zum Hindernis, die Bewegungsfläche vor Türen und in Toiletten wurde gemessen, Leisten, Möbel, unterfahrbare Waschbecken, sowie die Höhe und Qualität von Bedienelementen (ertastbare Ziffern) wurden berücksichtigt.
Der entstandene Stadtführer informiert nun mit Symbolen im Stadtplan, ob der Zugang zu einem Gebäude nur über Treppen möglich ist oder ob es dort einen Aufzug gibt. Beim Klick auf das jeweilige Objekt erscheinen detaillierte Angaben zum Beispiel über Behindertentoiletten und zentimetergenaue Angaben zu Stufenhöhen und Türbreiten.
Elf Branchen können ausgewählt werden: Ämter und Behörden, Dienstleistungen, Einkaufen, Essen und Trinken, Freizeit Sport Kultur, Gesundheit, Handwerk, Kinder und Bildung, Soziales, Übernachten, Verkehr. Man kann die Suche noch mittels Unterbranchen eingrenzen. Die Suchergebnisse werden in alphabetischer Reihenfolge angezeigt.
Mit Filtern und Symbolen sind bestimmte Kriterien zu finden: Vier Arten von Barrieren, rollstuhlgerechte Toiletten, Hilfe bei Hörbehinderungen, Sehbehinderungen, Informationen in ‚Leichter Sprache‘, barrierefreie Parkplätze, kinderwagengeeignete Zugänge und rollstuhlgerechte Aufzüge. In einem Suchfeld kann man nach bestimmten Objekten suchen. Auch Hilfeseiten für die Bedienung des Online-Stadtführers sind vorhanden.
Der vorbildliche Stadtführer macht jedoch auch Schwachpunkte in unserer Stadt sichtbar: Gibt es nur eine öffentliche Toilette (bei Mamma mia) in Hochheim? Hilfen bei Hörbehinderungen oder in Leichter Sprache tauchen nicht auf, der Bahnhof ist nicht aufgeführt und im Rathaus könnten auch noch Barrieren abgebaut werden. Wir werden sehen, wie es weitergeht.
Das Projekt Inklusion wird vom Hessischen Sozialministerium bezuschusst. Hochheim ist die zweite Region mit einer solchen Internetseite, Pionierarbeit leistete bereits die Stadt Eschborn. Vorläufig wird es bei der Anzeige im Internet bleiben. Eine kostspielige Papierversion soll einem späteren und vollständigeren Stadtführer vorbehalten bleiben.
31. Januar 2014
Mit einfachen Sätzen alles sagen / Beitrag zur Barrierefreiheit
Engagieren sich für die Leichte Sprache: Vorstandsmitglieder der Lebenshilfe Main-Taunus: Jenny Hillebrandt, Karin Schleith, Heike Behnsch.
Ein neuer Begriff taucht auf der Internetseite der Stadt Hochheim auf: ‚Leichte Sprache‘. Den Online-Stadtführer für Menschen mit Behinderungen kann man sich nicht nur auf Englisch, sondern auch in ‚Leichter Sprache‘ anzeigen lassen. Warum?
Für Bürger, nicht nur Behinderte, sind behördliche Schreiben, Formulare, Gesetzestexte, Verträge, ja selbst Zeitungsartikel oft ziemlich unverständlich. Behördendeutsch, Fremdwörter, Anglizismen und endlose Schachtelsätze verkomplizieren die Sprache.
Zur Barrierefreiheit entsprechend dem Abkommen der Vereinten Nationen gehört ausdrücklich eine Sprache, die auch Menschen mit Lernschwierigkeiten verstehen. Bundesweit bemüht sich das Netzwerke Leichte Sprache um leicht verständliche Texte. Bei uns im Landkreis tut dies der Verein Lebenshilfe Rhein-Main. Er startet Fortbildungen für Behörden, Vereine, Firmen oder Verbände. Dafür werden Gebühren erhoben. Für Behinderte, die Schwierigkeiten mit der ‚Schweren Sprache‘ haben, ist die Beratung kostenlos.
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales schreibt dazu: „Die Leichte Sprache ist eine leicht verständliche Sprache, sie ist ein Türöffner, damit möglichst viele Menschen am gesellschaftlichen und politischen Leben teilhaben können. Gerade Menschen mit Beeinträchtigungen fällt es oft schwer, die Behördensprache zu verstehen. Sie verzweifeln an langen und komplizierten Sätzen. Juristische Ausdrücke lassen sie ratlos zurück.
Dabei haben sie ein Recht darauf, dass wir ihnen alle Informationen so einfach wie möglich nahebringen.“
Es gibt ein Bundes- und ein Landes-Behinderten-Gleichstellungsgesetz. Darin wird verlangt, dass auch die Informationen von Behörden barrierefrei sind. Informationen müssen auch in Leichter Sprache veröffentlicht werden.
Hier ein paar Regeln für die Leichte Sprache:
Einfache Wörter benutzen: ‚Erlauben‘ statt ‚Genehmigung‘.
Genaue beschreibende Wörter benutzen: ‚Bus und Bahn‘ statt ‚öffentlicher Nahverkehr‘.
Immer die gleichen Wörter benutzen: Nicht wechseln zwischen ‚Tablette‘ und ‚Pille‘.
Kurze Wörter benutzen: ‚Bus‘ statt ‚Omnibus‘.
Keine Abkürzungen: ‚das heißt’ statt ‚d.h. ‘.
Aktive Verben statt Hauptwörtern: ‚Morgen wählen wir. ‘ statt ‚Morgen ist die Wahl zum…‘.
Genitiv vermeiden: ‚Das Haus vom Lehrer. ‘ statt ‚Des Lehrers Haus.‘
Konjunktiv vermeiden: ‚Morgen regnet es vielleicht. ‘ statt ‚Morgen könnte es regnen.“
Positiv sprechen: „Peter ist gesund.“ statt ‚Peter ist nicht krank.“
Redewendungen und bildliche Sprache vermeiden: ‚Rabeneltern‘. Rabeneltern sind nicht die Eltern von Rabenküken.
Arabische Zahlen (4) schreiben, keine römischen (IV).
Alte Jahreszahlen vermeiden: ‚Vor mehr als 100 Jahren‘ statt ‚1867‘.
Hohe und Prozentzahlen vermeiden: ‚Viele Menschen‘ statt ‚14.795 Menschen‘.
Ziffern statt Worte schreiben: ‚5 Frauen‘ statt ‚fünf Frauen‘.
Telefonnummern mit Leerzeichen schreiben: 0 55 44 33 22 11.
Sonderzeichen vermeiden (%, &, §).
Kurze einfache Sätze schreiben:
‚Ich kann Ihnen helfen.Bitte sagen Sie mir:Was wünschen Sie?‘statt
‚Wenn Sie mir sagen, was Sie wünschen, kann ich Ihnen helfen. ‘
Den Leser persönlich ansprechen: ‚Sie dürfen wählen. ‘
Die Anrede ‚Sie‘ benutzen.
Keine Verweise: Zusammen schreiben, was zusammen gehört.
Jeden neuen Satz in eine neue Zeile schreiben.
Was vom Sinn her zusammengehört, in eine Zeile schreiben:
Im Winter fällt Schnee.Es ist kalt.Im Sommer scheint die Sonne.Dann ist es wärmer.
Große Schriften benutzen: 14, 16 oder 18 Punkt.
Zeilenabstand 1,5 benutzen.
Immer linksbündig schreiben. Kein Blocksatz.
Ratgeber Leichte Sprache
Solche Regeln, auch für Tagungen und das Internet, sind ausführlich im Ratgeber Leichte Sprache beschrieben. Mehr erfahren Sie vom ‚Netzwerk Leichte Sprache‘ (www.leichtesprache.org) oder vom ‚Treffpunkt Leichte Sprache‘ der Lebenshilfe Main-Taunus (www.lebenshilfe-main-taunus.de). Ein sehr gutes Beispiel sind die Hilfeseiten des Online-Stadtführers für Menschen mit Behinderungen auf der Internetseite der Stadt Hochheim. Sie können sowohl in üblicher wie auch in Leichter Sprache angezeigt werden. Sie werden erkennen: Leichte Sprache hat nicht den Anspruch, eine schöne Sprache zu sein, sondern eine Sprache, die viele Menschen besser verstehen können.
31. Januar 2014
Schüler bereiten sich auf ihren Auftritt vor
Fast alle