Werner Schulze Veltrup: Chronik von Haus Veltrup, seiner Bewohner und der Bauerschaftder Familie Schulze Veltrup und ihres Hofes Haus Veltrup - Eckart Hammerström - E-Book

Werner Schulze Veltrup: Chronik von Haus Veltrup, seiner Bewohner und der Bauerschaftder Familie Schulze Veltrup und ihres Hofes Haus Veltrup E-Book

Eckart Hammerström

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Beschreibung

Das Buch handelt von der wechselvollen Geschichte eines Bauernhofes im Münsterland, der zum ersten Mal im Jahr 890 AD im Eigentümerverzeichnis der Reichsabtei Werden bei Essen in NRW erwähnt wird. Der Hof war zunächst im Besitz der Reichsabtei Werden, wechselte dann im 14. Jahrhundert in den Besitz der Grafen von Bentheim Steinfurt über. Frei wird der Hof aber nicht durch die "Bauernbefreiung" zu Anfang des 19. Jahrhunderts, wie gerne in Schulbüchern dargestellt, sondern wie alle anderen Höfe erst nach 1850 durch die sogenannte "Ablösung". Viele Höfe - so auch Schulze Veltrup - mussten sich über mehrere Jahrzehnte von ihren früheren Dienstleistungen und Bodenrechten, wie etwa der heute unbekannten "halben Mast", freikaufen, in unserem Fall vom Fürstenhaus Bentheim Steinfurt, in anderen Fällen vom Domkapitel in Münster, dem Stift Borghorst oder dem Kloster Metelen, bzw. ihren Rechtsnachfolgern. Die Darstellung der über elfhundertjährigen Geschichte von Haus Veltrup wird illustriert mit zahlreichen Dokumenten aus allen relevanten Jahrhunderten, auch und gerade aus dem Mittelalter, farbigen Landkarten des 17. und 18. Jahrhunderts und Fotos der letzten hundert Jahre. Die gute Lesbarkeit der alten Dokumente und Karten wird erleichtert durch Transkription der alten deutschen Kurrentschrift und Übersetzungen aus dem Lateinischen. Die angeführten Karten spiegeln die Machtansprüche ihrer Auftraggeber wider. So zeigt die Karte des westfälischen Reichskreises des Kartographen Sgrothen, die erst vor wenigen Jahren im Archiv entdeckt und publiziert wurde, die selbständige Grafschaft Steinfurt als Teil des Fürstbistums Münster, während die Karte der Grafschaft Steinfurt von Johann Westenberg, der Professor an der Hohen Schule in Burgsteinfurt war und im Dienste des Grafen stand, Steinfurt als souveränen Territorialstaat verzeichnet.

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Alle Rechte am vorliegenden Text bei den Herausgebern

Nachdruck und jegliche Art der Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Herausgeber

Das Luftbild auf dem Umschlag zeigt Haus Veltrup im Jahre 1955 vor dem großen Brand.

Wappen der Familie Schulze Veltrup

„In Rot unter silbernem Schilderhaupt mit querliegendem, an den Enden lilienförmigen schwarzen Hausanker drei fächerförmig angeordnete goldene Ähren. Auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken ein halber rot-silberner Flug als Helmzier, belegt mit dem schwarzen, aufrechten Hausanker.“

Inhaltsverzeichnis

Vorwort der Herausgeber

Ursprung und Begriff des Namens Schulze Veltrup

Geschichtliche Entwicklung

Das

Urbar

(Eigentümerverzeichnis) der Reichsabtei Werden an der Ruhr von 890

Abgaben des Hofes Veltrup und benachbarter Höfe an das Kloster Werden und den Fronhof in Leer (südlich von Veltrup): Zehnter und Heerschilling

Archäologische Funde bei Haus Veltrup

Hofname und Wappen der Familie Schulze Veltrup

Wechsel des Grundherrn zwischen 1355 und 1369: Vom Stift Münster zum Steinfurter Grafenhaus

Die Familie Schulze Veltrup im Eigenbehörigenverzeichnis des Grafen von Steinfurt

Die Familien Veltrup und Schulze Veltrup: Auswanderer von Haus Veltrup in die Niederlande, USA und nach Thüringen

Schulze Veltrup muss finanzielle Verpflichtungen für das Grafenhaus übernehmen

Die Gogerichte

Zum Rüschhaus

bei Laer und

Zum Sandwell

bei Metelen

Daudenstiege und Willibrordprozession: Einbindung des Hofes in religiöse Traditionen

Stenvorde um 1420: Verpflichtung der Schulze Veltrups zum Wachtdienst an der Stadtmauer und ihre

hoffstede

in der Stadt

Veltrup und Burgsteinfurt in historischen Karten von 1573 bis 1620

Die Familienbibeln von 1616 und 1712

Steinfurt und die zwei Reformationen von 1544 und 1587

Dreißigjähriger Krieg und Schwarzer Tod

Der ewige Streit zwischen der Grafschaft Steinfurt und dem Bistum Münster und sein Ende 1716 vor dem Reichskammergericht in Wetzlar

Eine Sage vom Schulzenhof zu Veltrup: Der

Hof ohne Heide

und ein Gedicht von Wilhelm Nibbrig aus den 1930er Jahren

Verwaltung und Nutzung der Veltruper Mark und Gottfried Laurenz Pictorius‘ Karte von der Bauerschaft Veltrup

Der Siebenjährige Krieg (1756-63) in Burgsteinfurt und Abgaben an die durchziehende französische Armee

Holz, Torf und Ibbenbürener Steinkohle: Streit zwischen Stadt und Kirchspiel

Auflistung der zum Hof Schulze Veltrup gehörenden Buschgründe und Abgaben an den Grundherrn im 17., 18. und frühen 19. Jahrhundert

Die großen Brände von 1780, 1943 und 1972

Die Markenteilung und die Nutzung der Röthekuhlen

Steinfurt in napoleonischer Zeit und als Teil des Kaiserreichs Frankreich

Listen der Veltruper Bauern in der Feuersozietät (1816), der Beschäftigten auf den Höfen (1825) und eine alte Beschreibung der Gebäude des Hofes Schulze Veltrup

Die Privatbrauerei von Heinrich Schulze Veltrup von 1854 bis zum 1. Weltkrieg

Auflistung der zum Hof Schulze Veltrup gehörenden Flurstücke aus dem Jahr 1860

Die Bauernbefreiung durch die preußischen Minister Stein und Hardenberg

Gedenkspruch zur Trauerfeier von Anna Elisabeth Schulze Veltrup, geb. Overesch (1798-1877)

Der Jahresablauf im bäuerlichen Kalender

Fule, Buxenbeer und Wifken mit Strohkerl

Das Schützenwesen, die Landwehren und eine Tonne Bier

Neujahrskuchen, das Backen der Roulle, das offene Herdfeuer und ein überliefertes Familienrezept

Die

Levtucht

,

Lieftucht

oder das Altenteil des Hofes Schulze Veltrup und diverse Pachtverträge mit Geersen, Elfers und Kötterheinrich

Die zum Hof Schulze Veltrup gehörenden Flurstücke nach der Separation (Verkoppelung) im Jahre 1916

Fotos vom Hof Schulze Veltrup im Jahre 1925 anlässlich der Feier zum 100. Geburtstag des Bauernkönigs Freiherr von Schorlemer-Alst

Preußische Landgemeindeordnung in Stadt und Kirchspiel (Amt) Steinfurt

Die Verpachtung des Hofes Schulze Veltrup an Anton Püning, Max Nuyken und Dietrich Joormann

Professor Döhmanns Spaziergänge in Veltrup und Sellen im Jahr 1903

Der 1. Weltkrieg 1914 -1918 und die Inflationsjahre bis 1923

Der bäuerliche Genossenschaftsgedanke

“Einigkeit macht stark“

in der Weimarer Republik

Wilhelm Schulze Veltrup studiert in Bonn Landwirtschaft 1920/21

Der Übergabevertrag von 1929 und der Streit zwischen Mutter und Sohn

Schafzucht auf dem Hof Schulze Veltrup, Eigenjagdbezirk und diverse Waffenscheine – auch von der englischen Besatzungsmacht

Der 2. Weltkrieg mit staatlicher Zwangsbewirtschaftung, Zuteilungskarten, Metallspenden und Abwehr der Kartoffelkäfer

Wilhelm Schulze Veltrups Mitgliedschaft im Reichskolonialbund und Verpflichtung der Jugend 1944 im Arnoldinum

Der 2. Weltkrieg, militärischer Teil, mit Flakstellung, Bunkerbau und Abzug der Wehrmacht vom Hof am 28. März 1945

Die Nachkriegsordnung unter englischer Besatzung und der Schreckensruf “

Unna kümmp

“: Schwarzmarkt und Zuteilungskarten prägen weiterhin das Leben

Das Schicksal der

Villa

Fotos von Speicher und Hof aus dem Jahre 1955

Laienspielschar der Landjugend Burgsteinfurt am 5. Oktober 1952

“Die Veltruper Brücke“

: Nachruf zum Tode von Wilhelm Schulze Veltrup in Gedichtform von Dina Brundiek, Palmsonntag 1961

Ein Lichtblick: Das Cafe

Haus Veltrup,

Bauernkunststube

1111 Jahre Haus und Familie Veltrup am 25. August 2001

Verzeichnis der benutzten Literatur

Anhang: Eine (sehr) kurze Geschichte des Hofes Veltrup aus dem Jahr 1985

Unsere Herausgeber und Autoren

Der Spieker von Haus Veltrup 1957

Vorwort der Herausgeber

Das vorliegende Buch geht zurück auf Werner Schulze Veltrup (1942 – 2015), der im Jahre 2005 eine längere Schrift über die Geschichte seiner Familie und deren Hof in Veltrup unter dem Titel “Aus der Geschichte der Familie Schulze Veltrup und deren Hof Haus Veltrup“ verfasste, die aber leider nur maschinenschriftlich vorliegt. Einige wenige der von Werner Schulze Veltrup gesammelten Dokumenten hatte schon 1988 der Niederländer Peter Johann van Wermeskerken aus Winschoten (Provinz Groningen) in seiner maschinenschriftlichen Arbeit Schulze Veltrup 890 – 1990: 1100 Jahre der acht Linien Veltrup (1988) verwendet. Wie der Titel besagt, sind alle Linien der Veltrups von Steinfurt über Laer, Emsdetten, Niedergrafschaft Bentheim, Dörpen, Leer und Osnabrück bis in die USA Gegenstand der Untersuchung. Das Werk ist dreisprachig angelegt – schon das ist ungewöhnlich – und umfasst beachtliche 545 Seiten. Deutsche, englische und niederländische Fassung stehen parallel nebeneinander, so dass für jede der acht Linien nur gut 60 Seiten zur Verfügung stehen. Das macht pro Familienlinie tatsächlich im Schnitt nur 20 Seiten aus. Wermeskerken verweist in seiner Schrift darauf, dass er Werner Schulze Veltrup mehrere Dokumente aus der Hofgeschichte in Veltrup verdankt, dass er ohne dessen Vorarbeit die Arbeit nicht hätte machen können. Damit meint er wohl die zwölfseitige Kurzgeschichte des Hofes Schulze Veltrup: 890 – 1985, die Werner Schulze Veltrup einige Jahre vor seiner umfassenden Schrift verfasst hatte und die später im Internet veröffentlicht wurde (www.veltrup-web.de). Wir geben sie im Anhang wieder.

Gut möglich, dass Werner Schulze Veltrup Unterstützung bei der Suche nach Quellen von Prinz Oskar von Bentheim Steinfurt erhalten hat, den er seit seiner Kindheit kannte und mit dem er auch später in Verbindung blieb. Prinz Oskar war der Archivar der fürstlichen Familie und hatte direkten Zugang zum Schlossarchiv. Viele Dokumente in Werner Schulzes Buch stammen nämlich aus dem Schlossarchiv. Dies gilt vor allem für seine umfassende Familiengeschichte von 2005. Die Kurzgeschichte der Familie von 1985 enthält naturgemäß sehr wenig Dokumente. Wahrscheinlich verfügte er aber auch zunächst nicht über zahlreiches Material aus dem Schlossarchiv. Eine andere Quelle war für Werner Schulze Veltrup der frühere Stadtarchivar Fritz Hilgemann, mit dem er in engerem Kontakt stand. Generell hat Werner Schulze Veltrup aber nicht mit anderen, noch nicht einmal mit seiner Frau über die Arbeit an seiner Familiengeschichte gesprochen, wie sie uns verriet. Im Heimatverein Burgsteinfurt waren das Vorhaben und sein Ergebnis somit weitgehend unbekannt.

Werner Schulze Veltrup war ein Bruder von Heinrich Schulze Veltrup, dem Hoferben, und ein Sohn von Wilhelm Schulze Veltrup.

Die Herausgeber haben den ursprünglichen Text von Werner Schulze Veltrup mit Anmerkungen versehen, wie z.B. Quellenangaben und bibliographischen Verweisen. Allerdings konnte nicht bei allen Quellen und vor allem Karten die genaue Herkunft ermittelt werden. Dies gilt nicht nur für die Fluglagekarten der Flakstellung Heinrich Paula 6 bei Haus Veltrup und die alliierten Luftaufnahmen über die Bombeneinschläge dort. Mitunter spielte der Zufall bei der Auffindung von Quellenangaben eine Rolle. Wir bitten hierfür um Entschuldigung.

Auch wurden, wo notwendig, einzelne Ergänzungen vorgenommen, wie zum Beispiel Bemühungen der französischen Verwaltung im Jahre 1810 um die Markenteilung, die dann aber unterblieb. Ähnliches gilt für die genaue Beschreibung der versicherten Gebäude auf dem Hof Veltrup, den Plan der Wege und die Wegebeschreibung im Kirchspiel Steinfurt von 1807 und die zahlreichen historischen Karten. Die Karte des Münsterlandes von Christian Sgrothen aus dem Jahr 1573 schlummerte zur Zeit von Werner Schulze Veltrup noch im Archiv. Auch wurden Statistiken um Anmerkungen erweitert und Begriffe erläutert, wie zum Beispiel beim alten Getreidemaß Scheffel, um jedem Leser eine Vorstellung von den Mengenangaben zu ermöglichen. Hinzugefügt wurden auch Anmerkungen aus dem Museumskreis des Heimatvereins zum alten Dielentor des Heuerhauses von Schulze Veltrup.

Ansonsten wurde der Text aber in seinem ursprünglichen Zustand belassen. Wo es notwendig erschien, wurden Einzelsätze zu erforderlichen Absätzen erweitert. Und Abschnitte wurden neu geordnet, so z.B. bei den verschiedenen Bränden auf dem Hof über die Jahrhunderte, die in einem Kapitel zusammengefasst wurden.

Aufmerksam auf die Schrift gemacht wurde der Herausgeber durch seinen Nachbarn Rolf Engels, der eines Tages die Schrift von Werner Schulze Veltrup über den Gartenzaun überreichte und auch ans Herz legte: Ich solle sie mal durchsehen und schauen, ob man daraus etwas machen könne, etwa ein Buch. Das könnte doch auch für den Heimatverein Burgsteinfurt interessant sein. Ich holte dann Wilhelm Alff ins Boot, mit dem ich das Buch über die Steinfurter Auswanderer verfasst hatte und der über zusätzliches Material verfügte, insbesondere über die Auswanderer von Haus Veltrup mit den neuesten Angaben aus der Datenbank von Elisabeth Lindhof, die Viehsteuer, die Namen der Beschäftigten auf Haus Veltrup, die preußische Markenteilung um 1850 im Münsterland und die Rolle von Eduard Ebmeier in Burgsteinfurt. Ebmeier war ein Schüler des bekannten Agrarreformers Albrecht von Thaer. Wie die Nachforschungen zeigten, gibt es in dieser Hinsicht deutliche Spuren der preußischen Reformen in Burgsteinfurt und im Münsterland. Das Denkmal Thaers steht heute wieder auf seinem ursprünglichen Platz in Berlin neben dem von Karl Friedrich Schinkel und von Peter Christian Wilhelm Beuth, aus Kleve gebürtig, dem Gründer des Berliner Gewerbeinstituts. Christian Daniel Rauch hatte diese Denkmäler auf dem Schinkelpatz vor der Bauakademie geschaffen und für ihn waren sie, wie er hervorhob, „die ersten Helden auf öffentlichem Platze ohne Degen“, d.h. sie waren keine Generäle oder Könige.

Wilhelm Alff war es auch, der gelegentlich Schwierigkeiten mit der altdeutschen Schreibschrift durch seine Geduld und Beharrlichkeit zu überwinden half. Alte Briefe und Behördenschreiben waren noch im frühen 19. Jahrhundert in altdeutscher Schrift, der Kurrentschrift, manchmal gemeinhin auch Sütterlin genannt, verfasst, während gedruckte Bücher schon in der lateinischen Antiquaschrift erschienen. Wilhelm Alff hat die altdeutsche Schrift noch in der Schule lernen müssen, was uns als Herausgeber zugutekam.

Nach Durchsicht des Textes von Werner Schulze Veltrup zeigte sich alsbald, dass dieses Vorhaben durchaus Gestalt annehmen könnte, gibt es doch nicht viele Hofgeschichten in Westfalen, zumal nicht über eine so lange Zeitspanne von 890 bis heute. In Steinfurt war den Herausgebern außer dem Manuskript von Werner Schulze Veltrup zunächst nur die Schrift von Walter Lindstrot “Linstrots Erbe 1355 – 2002: Ein münsterländischer Bauernhof und seine Familie“ (2014, 342 Seiten) bekannt. Auch diese liegt nur maschinenschriftlich, nicht in Buchform vor, sodass sie nicht über den engeren Familienkreis hinausreicht.

Eine breitere Wirkung können Schriften jedoch nur in Buchform erreichen. Und das ist wichtig, lebte doch bis Ende des 19. Jahrhunderts der größte Teil der deutschen Bevölkerung auf dem Lande und war in irgendeiner Form mit der Landwirtschaft verbunden. Im Mittelpunkt der Geschichtsschreibung und auch der Schulbücher steht jedoch in diesem Zeitraum die Industrialisierung und die Geschichte der Arbeiterschaft. Die Bauernbefreiung im 19. Jahrhundert wird deshalb in den Geschichtsbüchern sehr schemenhaft und manchmal geradezu oberflächlich und nicht unbedingt sachgerecht abgehandelt. Es ist weitgehend unbekannt, dass nach der sog. Bauernbefreiung die Ablösung von persönlichen Dienstleistungen und den Naturalabgaben nur mit dem 25fachen und später dann 20fachen Wert der jährlichen Abgaben und Dienstleistungen an den ursprünglichen Grundherrn möglich war. Die Erklärungen zur Bauernbefreiung waren zunächst nur bloße Absichtserklärungen, nicht Tatsachen. Die Durchführung und die finanziellen Folgen der Befreiung für die Bauern erstreckten sich über Jahrzehnte bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Bauern waren oft mehr als zwanzig Jahre mit der Abzahlung an den früheren Grundherrn, hier in Steinfurt häufig der Fürst, beschäftigt und mussten dafür hart arbeiten.

Gedruckte Hofgeschichten, die in Buchform erschienen, sind in Westfalen sehr selten. Als Beispiel kann man Michael Rosenkötter anführen, der vor kurzem ein Buch über den elterlichen Hof im Herforder Raum mit dem Titel “Alltag und Lebenswelt einer Bauernfamilie, Der Hof Rosenkötter in der Bauerschaft des Stifts Quernheim von der frühen Neuzeit bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts“ (Norderstedt 2020) herausgegeben hat. Die Zeitspanne, über die Rosenkötter berichtet, umfasst allerdings nur gut 300 Jahre. Lindstrots Manuskript seiner Hofgeschichte erstreckt sich über 650 Jahre, während Werner Schulze Veltrups Schrift sich über 1100 Jahre erstreckt.

Der Hof Schulze Veltrup mit seinen ungefähr 1000 Morgen galt lange Zeit als der größte Hof im Altkreis Steinfurt. Nur der Fürst, wie man hier sagte, verfügte in Burgsteinfurt über mehr Landbesitz. Er hatte früher wie andere herausgehobene Höfe in Steinfurt, wie z.B. tho Gempt und Meinikmann in Hollich, eine Gräfte, die Hof und Speicher umgab. Mit Steinfurter Familiengeschichte hatte sich der Verfasser schon vor einigen Jahren beschäftigt, und zwar mit der Familien- und Firmengeschichte der Brauerei Rolinck, die 2015 erschien.

Die Hausstätte oder der Wohnsitz Veltrup erscheint zum ersten Mal im Urbar, d.h. dem Eigentümerverzeichnis des Essener Klosters Werden aus dem Jahr 890. Das Kloster, genauer gesagt die Reichsabtei Werden, verfügte damals über zahlreichen Grundbesitz im Münsterland, aber im Werdener Urbar wird in der Stadt Steinfurt nur Veltrup erwähnt. Damit ist die Hausstätte Veltrup übrigens deutlich älter als das Steinfurter Schloss.

Warum gibt es überhaupt so wenige Hofgeschichten? Wie wir bei unseren Recherchen herausfanden, gibt es noch zahlreiche andere als die erwähnten Aufzeichnungen über die Geschichte von Bauernhöfen in Steinfurt, vor allem bei den größeren Höfen. Sie harren allerdings noch der Veröffentlichung und wurden uns auch angeboten. Aber manches Mal spürt man auch eine gewisse Zurückhaltung bei den heutigen Inhabern der Höfe, was eine Veröffentlichung angeht.

Teilaspekte von Burgsteinfurter Hofgeschichten sind in den letzten Jahren allerdings schon in der gedruckten Literatur abgehandelt worden, so z.B. die Ablösung der grundherrlichen Reallasten am Beispiel des Hofes Dalming in Sellen. Der kürzlich verstorbene Heimatforscher Eberhard Sundermann hat die finanziellen Folgen der sogenannten Bauernbefreiung in Preußen an Hand seines Hofes dargestellt. Die Ergebnisse wurden u.a. bei Eckart Hammerström, Rolinck, die Brauerei: 200 Jahre Steinfurter Wirtschaftsgeschichte veröffentlicht, später dann auch im Internet in Yumpu (Hof Dalming).

Dabei hatte eine Denkschrift von 1849, als die Industrialisierung in Deutschland in vollem Gange war, gleich in ihrem ersten Satz festgestellt:

„Unstreitig ist von allen materiellen Fragen, welche in möglichst kurzer Zeit ihre Lösung erfahren müssen, die Ablösung der verschiedenen Reallasten, die auf Grundstücken haften, die bei weitem wichtigste“ (Denkschrift, S. 1).

Dank zu sagen ist den Familien Schulze Veltrup, die den Text für eine Veröffentlichung zur Verfügung stellten, hier vor allem der Witwe von Werner Schulze Veltrup und ihrem Sohn Thorsten und auch Christian Schulze Veltrup, dem Sohn von Heinrich Schulze Veltrup und Hoferben, ohne die das Projekt nicht verwirklicht worden wäre. Hoferbe und Herausgeber waren sich 1975 am Arnoldinum begegnet, ersterer als Schüler und letzterer als nebenamtlicher Lehrer, der sich noch zusätzlich etwas Geld für das Promotionsstudium in Münster verdienen musste. Zu danken ist auch Bernhard Beckmann aus Veltrup und seiner Tochter Heidrun so wie Dina Neuland, geb. Schürmann, die dabei halfen, einige Unklarheiten über ein Foto vom Erntedankfest 1952 zu beseitigen und Werner Haugwitz, der für Auskünfte über das Hofleben nach dem 2. Weltkrieg gerne zur Verfügung stand.

Fotos, Karten und viele Belege, sofern nicht anders vermerkt, entstammen der Familie Werner Schulze Veltrup, Wikipedia und Wikimedia Commons.

Welcher Hof in Steinfurt und dem Münsterland kann schon von sich sagen, in Gedichten besungen worden zu sein, wie der Hof Schulze Veltrup. Und doch ist genau das in den beiden plattdeutschen Gedichten von Fritz Hilgemann, dem langjährigen und unvergessenen Stadtarchivar, und Wilhelm Nibbrig und auch in dem Beileidsgedicht von Dina Brundiek geschehen. Darüber hinaus hat es starke Frauen auf dem Hof Veltrup gegeben, wie die Sage vom Schulzenhof zu Veltrup: Der Hof ohne Heide beweist. Also es gibt genügend Gründe, sich mit der Geschichte des Hofes Schulze Veltrup auch noch in heutiger Zeit intensiver zu beschäftigen.

Ein kleines Resümee am Ende der Reise durch die Geschichte eines münsterländischen Hofes durch elf Jahrhunderte: Man entdeckt viel Neues, was man nicht kannte, unbekannte Ecken, Überraschendes. Man muss nur offen sein dafür. Ähnlich ging es mir neulich bei einer Reise in Süddeutschland, als ich zum ersten Mal auf ein freies Reichsdorf – jawohl, nicht freie Reichsstadt, so etwas kennt man ja – stieß. Es handelt sich um Mainbernheim, nicht weit vom bekannten Weinort Iphofen in der Nähe von Würzburg. Von diesen freien Reichsdörfern gab es früher gut einhundert in Süddeutschland und leider nur dort. Aber man findet davon kaum einen Niederschlag in den Geschichtsbüchern, geschweige denn in den Schulbüchern. Wie die freien Reichsstädte hatten die freien Reichsdörfer keinen Territorialherren über sich, nur den Kaiser. Sie hatten eigene Gerichtsbarkeit und konnten über die Konfession selbst bestimmen. Kein Landesfürst hatte dabei mitzubestimmen. Auch Hofgeschichten sind unbekannte Orte, die es zu entdecken gilt und sie sagen sehr viel aus über Wirtschafts- und Sozialgeschichte im Allgemeinen. Vor allem Neues und bisher Unbekanntes!

Siegel des Konvents der Abtei Werden

Speicher Wesseling in Veltrup

Mehrere Höfe im alten Kirchspiel Burgsteinfurt gehörten der Reichsabtei Werden bei Essen, die vom Heiligen Liudger gegründet wurden. Darauf verweist eine Münze, die zum elfhundertjährigen Jubiläum der Bauerschaften Veltrup und Sellen im Jahr 1990 geprägt wurde (s. oben), darunter Haus und Hof Veltrup. Im Spätmittelalter gingen Haus und Hof Veltrup in den Besitz des Grafenhauses auf dem Burgsteinfurter Schloss über.

Ursprung und Begriff des Namens Schulze Veltrup

Der Name Veltrup geht von der Bauerschaft Veltrup aus. Was bedeutet der Orts- und danach der Familienname Veltrup? Die Bauerschaft Veltrup wird erstmals im Urbar (Grundbuch oder Eigentümerverzeichnis) der Abtei Werden an der Ruhr in der Nähe von Essen um 890 als „veliun" erwähnt.

Veltrup bei Burgsteinfurt kann demnach als „dat duarp up de vele", also als höher gelegene Bauerschaft angesehen werden, was auch tatsächlich der Wirklichkeit entspricht. Der Hof Schulze Veltrup liegt auf einer Anhöhe 76 Meter über NN.

Veltrup ist neben Hollich und Sellen eine der drei Bauerschaften des Kirchspiels Burgsteinfurt, und zwar die kleinste der drei, wie die Skizze deutlich macht:

Karte des Amtes Burgsteinfurt 1844. Das Amt Burgsteinfurt umfasste die Bauerschaften Hollich, Sellen und Veltrup.

Deutung des Begriffs Schulze

Nur der älteste Sohn und Hoferbe durfte den Schulzentitel tragen. Die nachgeborenen Söhne hießen lediglich Veltrup. Mit dem Ablösungsgesetz der Leibeigenschaft vom 2. März 1850 wurde der Name Schulze Veltrup zum vollen Familiennamen erklärt.

Lageplan Haus Veltrup 1968 vor der Zuschüttung der Gräfte: Im Süden Backhaus, Braukeller und Schuppen; südlich davon jenseits der Gräfte muss man sich noch den Bunker denken, der hier 1943 angelegt wurde. Der eingezeichnete Hofbrunnen ist noch heute sichtbar. Im Westen das Torhaus mit der Röstekuhle davor.

„Flachs und Hanf wurde gebündelt zum Faulen in die Gruben gesenkt. Zum Röthen war unbedingt stehendes Wasser erforderlich. Die Fauldauer war von der Temperatur abhängig. Das gebündelte Material musste ca. 2 Wochen faulen. Nach dieser Zeit lösten sich die spinnbaren Fasern von den kernigen Stengeln. Eine Überröthung machte die Fasern jedoch mürbe und unbrauchbar. Während des Fäulnisprozesses entwickelte sich ein unangenehmer Gestank. Daher legte man die Röstekuhlen nicht unbedingt in der Nähe der Häuser an“ (Werner Schulze Veltrup, S. 111).

Der Spieker hat auf dieser Karte nur einen Steg zum Haupthaus, später kam noch ein Steg direkt über die Gräfte hinzu. Nach Norden befinden sich die Bleiche (für die Wäsche) und der Hofbrunnen (kein fließendes Wasser!). Die Gräfte wurde gespeist von dieser Quelle (Foto unten) nordöstlich des Spiekers, die heute weitgehend trocken liegt.

Die geschichtliche Entwicklung von Veltrup

Die ältesten Spuren der Besiedlung unserer Gegend weisen in die Jüngere Steinzeit. Aus verschiedensten Funden weiß man, dass Werkzeuge und Waffen der Steinzeitmenschen größtenteils aus Feuerstein und den Knochen erlegter Tiere bestanden. Ferner wissen wir heute aus Knochenfunden und Blütenpollenanalysen von Siedlungsplätzen, dass die Altvorderen bereits Vieh hielten und verschiedene Getreidearten anbauten. Bearbeitet wurde der Boden mit einem Hakenpflug (Wühlpflug). Von den Siedlungen selbst, die durch chemische Untersuchungen (C-14-Methode) datiert werden können, haben wir für die auf die Steinzeit folgende Bronzezeit und noch mehr für die Eisenzeit genauere Vorstellungen.

Die ältesten verbürgten Nachrichten verdanken wir dem römischen Geschichtsschreiber Tacitus. Danach war zur Zeit des Kaiser Augustus (um Christi Geburt) die Gegend der oberen und mittleren Ems von dem germanischen Volksstamm der Brukterer besiedelt. Die Nachbarstämme waren die Chamaven und die Angrievarier.

Die Römer versuchten die germanischen Stämme zu unterwerfen. Bereits um 12 v. Chr. drang der römische Feldherr Drusus mit seinen Legionen von der Nordsee über die Ems aufwärts in das Land der Brukterer und unterwarf sie. Die Germanen ertrugen diese Fremdherrschaft nur widerwillig. Im Jahre 9 n. Chr. wurden die Römer unter dem Kommando des Varus von dem Cheruskerfürsten Arminius (Hermann) siegreich geschlagen und das römische Joch abgeschüttelt. Der Ort der Varusschlacht wurde von Tacitus als Teutoburgiensis Saltus bezeichnet. Der Schlachtort im Teutoburger Wald war lange Zeit umstritten, denn der heutige Teutoburger Wald trägt diesen Namen erst seit dem 17. Jahrhundert. Durch 1989 begonnene Ausgrabungen wurde die Varusschlacht am Kalkrieser Berg, nördlich von Osnabrück und östlich von Bramsche, lokalisiert. Um 14 n. Chr. wurden die Brukterer erneut von den Römern unter dem Feldherrn Germanicus in der Gegend der heutigen Stadt Rheine besiegt. Doch eine auf Dauer endgültige Unterwerfung der Germanen gelang den Römern nicht.

Im 3. bzw. 4. Jahrhundert schlossen sich die Brukterer dem großen Völkerbund der Franken an. Als die Franken nach Süden in das römische Gallien vordrangen, breitete sich um etwa 500 n. Chr. der Stamm der Sachsen, von Norden kommend, westlich bis zur Ijssel und südlich bis zum Sauerland hin aus. Sie besetzten somit auch das heutige Münsterland. Über die genaue Art und Weise der Ausbreitung sind sich die Gelehrten nicht einig. Die Sachsen verfügten über einen sehr zahlreichen Adel. Aus diesem Grund besaß fast jedes Dorf (Bauerschaft) einen Edeling (nach Herman Rothert, Bd. 1, S. 64).

Durch die Ausbreitung der Sachsen und den damit verbundenen Grenzkonflikten lagen Franken und Sachsen ständig in Streit, der sich noch verschärfte, nachdem die Franken zum Christentum übergetreten waren. Nun versuchten die Franken auch die Sachsen für das Christentum zu gewinnen. Im Land der Brukterer wirkte um 693 der angelsächsische Missionar und Begleiter von Willibrord Suitbert (* um 637, + 713) der erste Verkünder des Christentums, jedoch ohne sichtbare Erfolge. Die Christianisierung der Sachsen erwies sich als äußerst schwierig. Obwohl um 758 die Franken bis an die Weser und in die Gegend des heutigen Münsters vorgestoßen waren, gewann das Christentum hier keinen Raum. Die Sachsen wehrten sich mit Händen und Füßen und leisteten erbitterten Widerstand. Unter ihrem Führer, dem Gaufürsten Widukind, verteidigten sie die alten Stammesrechte, sowie den alten Götterglauben.

Die Ausdehnung seines Reiches war für Karl den Großen ganz klar mit der Verbreitung des Christentums verbunden. Im Jahre 784 fügte Karl der Große den Sachsen bei Detmold und in der Gegend von Osnabrück vernichtende Niederlagen zu. Zur endgültigen Unterwerfung der Sachsen kam es jedoch erst 785 durch die Taufe des Sachsenfürsten Widukind.

Aber die Christianisierung der Sachsen machte Karl dem Großen auch weiterhin Schwierigkeiten, so dass es immer wieder zu Strafexpeditionen in die sächsischen Gefilde kam. Wichtige Aspekte der fränkischen Politik waren in der Folgezeit die Befriedung des Landes und die Sicherung der Heerstraßen. Die unterworfenen Landesteile wurden in feste Verwaltungsbezirke (Grafschaften) eingeteilt. Diese Grafschaften lehnten sich größtenteils an die alte sächsische Gaueinteilung an.

Wer besiegt war, musste sich auch zu dem neuen Glauben bekennen. Die meisten sächsischen Adeligen fanden sich bald damit ab und waren bereit, die Bedingungen des Königs zu erfüllen, zumal sie dann ihren Besitz zurückbekamen. Auf diese Weise schaffte sich der König treue Gefolgsleute unter den Sachsen.

Für die Christianisierung des heutigen Münsterlandes wurde von Karl dem Großen der Friese Ludgerus berufen. Dieser Priester, später dann der erste Bischof von Münster, gründete eine Reihe von Kirchen und Klöstern. Im Jahre 792 gründete er ein Kloster in Münster, die Keimzelle des Bistums, das sich 13 Jahre später etablierte. Sechs Jahre später baute Ludgerus in Werden an der Ruhr eine Kirche und ein Benediktinerkloster. Es gewann in den Folgejahren als reichsunmittelbares Kloster, das nur dem König unterstand, großen Einfluß. Für den Raum Steinfurt lassen sich drei Siedlungen nachweisen, nämlich die Bauerschaften Sellen, Veltrup und Ascheberg.

Sellen wird als villa seliun mit dem befestigten Haupthof, wahrscheinlich an der Stelle des heutigen Schlosses Steinfurt/Graf-Adolf-Denkmal, um 890 in dem Urbar (Besitz- und Einkünfteverzeichnis) der Abtei Werden an der Ruhr genannt (Hesping, S. 61).

Haupthof villa seliun um 900 v. Chr. (nach Hesping, S. 63)

Haupthof villa seliun um 900 v. Chr.

Bereits kurz nach 1000 n. Chr. übte das Geschlecht der Edlen von Steinfurt in unserem Raum die Herrschaft aus. Sie hatten den alten Geschlechtsnamen Dy Stoltebuck abgelegt und ihren neuen Namen von der steinernen Furt entlehnt. Um 1129 werden die als älteste urkundlich einwandfrei beglaubigten Namen der fränkischen Edlen Rudolf von Steinfurt und dessen Bruder Ludolf von Steinfurt genannt. Nach der Zerstörung ihrer Burg durch den Edlen von Ascheberg errichteten diese Brüder in einem Aabogen, in der Nähe der steinernen Furt durch den Fluß, um 1175 dy stolte Buckelenborch als mächtige Wasserburg wieder auf (Hesping, Bevölkerung und Siedlung in der Niedergrafschaft Steinfurt, S. 127).

In diesem Bereich entstand dann auch später die Ansiedlung der Stadt Steinfurt. Veltrup wird als veliun mit dem Haupthof Schulze Veltrup ebenfalls bereits 890 in dem Urbar (Besitz- und Einkünfteverzeichnis) der Abtei Werden an der Ruhr genannt. Der Hof Schulze Veltrup übernahm auf Grund seiner erhöhten Lage (76 m über NN) und seinen Verteidigungsanlagen, bestehend aus Gräften und Wehrspieker, den Schutz der tiefen liegenden Höfe. Für die Bauerschaft Veltrup läßt sich eine lockere Gruppierung von neun Höfen um den Schulzenhof nachweisen. Es handelt sich um die Höfe Wöstmann – Wessendorf - Wernink - Dreihus - Jessink - Wesseling - Könink - Flintermann und Beckmann. Der Hof Feldhus wurde vermutlich erst 1406 von den Johannitern geschaffen. Typisch waren zur Zeit der Brukterer und dann auch der sie ablösenden Sachsen 3-5 Gehöfte. Sie bildeten einen Trupp (das Wort ist in dem Orts- und Personennamen Veltrup noch enthalten), aus dem in der Karolingerzeit dann die größeren Bauerschaften entstanden. Diese Gruppierung wird nach Hesping als Rodungs- und Eschgemeinschaft, einem Vorläufer der Dorfgemeinschaft - Bauerschaft, gedeutet (Bevölkerung und Siedlung in der Niedergrafschaft Steinfurt, S. 65).

Ascheberg mit dem Haupthof Schulze Ascheberg, erscheint urkundlich erst im Jahre 1142 in den Stiftsurkunden des Klosters Hohenholte als Asceberg. Die Bauerschaft Asceberg gehörte zum Herrschaftsbereich der fränkischen Edelherren von Ascheberg. Die Wallburg dieser Edelherren lag an der via regia (Heerstraße) östlich der Aa. Um 1164 wurde in einer Fehde die Burg Ascheberg von den Edelherren von Steinfurt zerstört und dem Erdboden gleichgemacht. Da es keine männlichen Erben mehr gab, starb das Geschlecht derer von Ascheberg aus. Die letzte Aschebergerin mit Namen Odelhildis trat in das Kloster Borghorst ein. Das gesamte Erbgut ging daraufhin an den Bischof von Münster. In den Jahren 1206 bis 1300 erhielten die Edlen von Steinfurt durch Verträge mit dem Bischof von Münster die in ihrem Bereich liegenden ehemaligen Güter der Edlen von Ascheberg überschrieben. Im Jahre 1312 wurde die Bauerschaft Asceberg von den Steinfurtern in Honlec (= hohes Land