Western Legenden 02: Keine Chance für Chato -  - E-Book

Western Legenden 02: Keine Chance für Chato E-Book

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Beschreibung

Chato half, Geronimo und seine Rebellen aufzuspüren. Doch die Weißen dankten es ihm nicht. Zu spät begreift Chato, dass es ein großer Fehler war, den Weißen zu vertrauen. Als Lebensmittelrationen von einem gewissenlosen Indianeragenten unterschlagen werden und die Apachen hungern, weiß Chato, dass er handeln muss. KEINE CHANCE FÜR CHATO erschien zuletzt 2004 und wurde speziell für diese Ausgabe überarbeitet und mit neuen zusätzlichen Handlungssträngen ergänzt. Der Umfang wurde somit fast verdoppeln.Die Printausgabe des Buches umfasst 224 Seiten

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WESTERN LEGENDEN

Bereits in dieser Reihe erschienen:

9001 Werner J. Egli, DELGADO DER APACHE

9002 Alfred Wallon, KEINE CHANCE FÜR CHATO

Alfred Wallon

KEINE CHANCE FÜR CHATO

© 2014 Blitz Verlag

Ein Unternehmen der SilberScore Beteiligungs GmbH

Mühlsteig 10 • A-6633 Biberwier

Redaktion: Jörg Kaegelmann

Titelbildgestaltung: Mark Freier

Satz: Winfried Brand

Printed in Germany

All rights reserved

www.BLITZ-Verlag.de

ISBN 978-3-95719-402-2

Kapitel 1

27. April 1886

Santa Cruz-Tal

Im Grenzland zwischen Arizona und Mexiko

Sie kamen lautlos. Gedrungene Gestalten huschten durch die Nacht und näherten sich der kleinen Ranch, deren Bewohner schliefen. Es waren die Stunden zwischen Mitternacht und Morgengrauen, in denen der Schlaf des Menschen am tiefsten und die Träume am intensivsten sind.

Geronimo und seine zwanzig Krieger hatten keine Träume mehr. Sie wollten nur noch kämpfen, um zu überleben. Sie wollten den Weißaugen zeigen, dass sie selbst vor einer deutlichen Übermacht von Blaurock-Soldaten niemals aufgeben würden. Das wüstenähnliche Land war ihre Heimat, und sie kannten hier jeden Fußbreit Boden. Sie wussten um geheime Verstecke in dieser Region, die ein Weißer niemals finden würde.

Geronimo lächelte kaltherzig, als er sah, wie Nachite sich mit sechs weiteren Kriegern rasch dem Haupthaus der abgelegenen Ranch näherte. Er wusste, dass er sich jederzeit auf den erfahrenen Krieger verlassen konnte, und gab nun fünf anderen Kriegern einen kurzen, aber eindeutigen Wink, sich an das Nebengebäude heranzuschleichen und dann genauso hart und kompromisslos zuzuschlagen, wie er und die übrigen Apachen es geplant hatten. Immer wieder schaute Geronimo wachsam nach allen Seiten, als ob er befürchtete, dass buchstäblich im letzten Augenblick eine unergründliche Laune des Schicksals eingreifen und die Apachen daran hindern würde, das zu tun, was sie tun mussten.

Geronimo kannte die Weißen nicht, die hier abseits der bekannten Routen und Städte eine Ranch errichtet hatten. Es interessierte ihn auch nicht. Er wusste nur, dass er und seine Krieger ein Zeichen für die Blaurock-Soldaten setzen wollten. Damit Bear Coat Miles erfuhr, dass Geronimo sich auch nicht vor tausend Soldaten fürchtete, die sich auf die Fährte der Apachen gesetzt hatten, um sie ein für alle Mal auszuschalten.

Natürlich wusste Geronimo, dass General Nelson A. Miles ein gefährlicher Mann war, und dass er hart und kompromisslos gegen seine Feinde vorging. Trotzdem war es ihm bisher nicht gelungen, die restlichen freien Apachen einzukreisen, gefangen zu nehmen und zu bestrafen. Geronimo und seine Krieger waren bisher immer schneller gewesen und hatten sich über die Grenze nach Mexiko zurückgezogen.

Obwohl die Apachen auch von mexikanischen Soldaten gejagt wurden, hatten Geronimo, seine zwanzig Krieger sowie dreizehn Frauen und sechs Kinder immer in der unzugänglichen Region der einsamen Sierra Madre untertauchen können. Sie waren zurückgekommen, um zu rauben, zu plündern und zu töten!

Geronimo zuckte zusammen, als er plötzlich hörte, wie drüben unweit des Hauses ein Hund zu bellen begann. Unterschiedliche Gedanken gingen ihm in Bruchteilen von Sekunden durch den Kopf. Die Späher hatten den Hund übersehen und ihm gestern nichts davon berichtet. Hätte Geronimo davon gewusst, dann wäre das Tier sein erstes Opfer geworden. Das Bellen wurde lauter, brach dann aber mit einem kurzen Jaulen ab. Geronimo atmete auf. Nachite oder einer der übrigen Krieger, die sich von der anderen Seite an das Haupthaus herangeschlichen hatten, war im richtigen Augenblick zur Stelle gewesen. Der Hund schwieg für immer!

Geronimo erkannte einen hellen Schimmer in einem der Fenster des Hauses. Die Bewohner mussten durch das Bellen des Hundes aus dem Schlaf gerissen worden sein. Jemand wollte offenbar nach dem Rechten sehen. Geronimo sah zu dem angrenzenden Gebäude, in dem die fünf Männer schliefen, die für den weißen Farmer arbeiteten. Auch dort waren Geräusche zu hören. Nur wenige Sekunden später öffnete sich die Tür und ein Mann trat ins Freie, der herzhaft gähnte und mit müden Augen hinaus in die Nacht blickte. Im selben Moment fiel ein Schuss. Der Mann wurde vom Aufschlag der Kugel zurückgestoßen. Er ruderte mit den Armen und schrie. Gleichzeitig stürmten fünf Krieger auf das Nebengebäude zu und sprangen über den sterbenden Mann hinweg.

„Tötet sie alle!“, schrie Geronimo seinen Kriegern zu. Dies war das Zeichen zum Angriff.

*

Carol Buchanan wurde aus dem Schlaf gerissen, als sie den Hund bellen hörte. „Tom“, murmelte sie leise und rüttelte an der Schulter ihres Mannes. „Du musst aufstehen und hinausgehen. Da ist irgendetwas. Rusty bellt.“

Tom Buchanan rieb sich die Augen. Er fluchte leise, als ihm bewusst wurde, was Carol gesagt hatte. Er hatte nichts gehört. Gar nichts. Er hatte tief und fest geschlafen. Doch der Rest an Müdigkeit war verflogen, als der Hund erneut bellte und plötzlich mit einem kurzen Jaulen verstummte. Tom Buchanan zog sich an, während seine Frau die Petroleumlampe entzündete.

„Geh zu Audrey und kümmere dich um sie!“, zischte der Mann seiner Frau zu. „Schließ die Tür hinter dir zu! Hast du verstanden?“

Carol Buchanan lebte lange genug in dieser einsamen Gegend, um zu wissen, was diese Worte bedeuteten. Die letzten Wochen und Monate war alles ruhig geblieben, doch die Menschen, die auf der Box-B-Ranch lebten, hatten ihre eigenen Erfahrungen gemacht und kannten die Risiken. Vor allem, wenn es Geronimo und seine Apachenbande betraf, die zum wiederholten Mal das Reservat in San Carlos verlassen hatten und seitdem im Grenzland von Arizona und Mexiko umherzogen. Seit einem knappen Vierteljahr war endlich Ruhe eingekehrt, es hatte keine Überfälle mehr auf dieser Seite der Grenze gegeben. Doch wenn es drüben in Mexiko Ärger mit Geronimos Apachen gab, dann drangen die Nachrichten entweder nur sehr spät oder gar nicht bis in diesen Teil des Landes vor.

Plötzlich war das Splittern von Glas in einem der angrenzenden Räume, dort, wo Audrey schlief, zu hören. Es folgte ein ängstlicher Schrei und ein dumpfes Poltern. Tom Buchanan zuckte zusammen, als er draußen Schüsse und Schreie vernahm. Für einen winzigen Augenblick wusste er nicht, was er tun sollte. Und genau diese Sekunden wurde ihm und seiner Familie zum Verhängnis.

„Audrey!“, rief die besorgte Mutter und wollte loslaufen.

Doch ihr Mann packte sie hart am rechten Oberarm und hielt sie zurück. „Bleib hier! Nimm den Revolver und achte auf die Tür. Hast du verstanden?“

Seine Frau erwiderte etwas, doch das nahm er kaum noch wahr. Seine Sorgen galten im Moment nur den Dingen, die sich im Nachbarraum abspielten. Erneut hörte er einen Hilfeschrei seiner Tochter. Die Panik in ihm wuchs. Er wusste auch, dass er von seinen fünf Cowboys keine Hilfe erwarten konnte, denn diese kämpften ebenfalls um ihr Leben. Weitere Schüsse, die er von draußen hörte, signalisierten ihm deutlich, in welcher Gefahr sich die Bewohner der Ranch befanden.

Mit vorgehaltener Waffe riss Tom Buchanan die Tür zu Audreys Zimmer auf und sah, wie ein stämmiger Apache über der auf dem Boden liegenden Audrey kniete und ihr einen Faustschlag versetzte, der das sechszehnjährige Mädchen erneut aufschreien und um Hilfe rufen ließ. Buchanan zielte auf den Rücken des Apachen, der zu einem weiteren Schlag ausgeholt hatte, während hinter seinem Rücken eine Fensterscheibe eingeschlagen wurde und Apachen ins Haus eindrangen. Er hörte seine Frau schreien, konzentrierte sich aber darauf, Audrey zu helfen. Der Gedanke, dass dieser elende Bastard seiner Tochter etwas Schlimmes antun konnte, wenn er nicht eingriff, überlagerte alles andere.

Den zweiten Apachen sah er viel zu spät. Es war nur ein Schatten jenseits seines Blickfeldes, der ihn plötzlich in dem Moment ansprang, als Buchanan abdrückte. Die Kugel bohrte sich in die Holzwand des Hauses und stoppte den Apachen nicht, der Audrey Gewalt antun wollte.

Auf einmal spürte er einen heißen Stich in seinem Magen, der sich Sekunden später in einen schrecklichen Schmerz verwandelte.

Der Apache stieß einen Triumphschrei aus, als er das blutige Messer aus Tom Buchanans Bauch riss und ihm einen Tritt versetzte, der den Rancher taumeln und schließlich zusammenbrechen ließ. Das Gewehr hatte er fallen gelassen, weil es auf einmal so schwer geworden war, dass er es nicht mehr hatte festhalten können. Hart schlug er auf dem Boden auf, während sich der wahnsinnige Schmerz im Magen langsam auf den gesamten Oberkörper ausbreitete und ihn kaum noch einen klaren Gedanken fassen ließ. Den Siegestaumel der Apachenkrieger, die in der Zwischenzeit das Bunkhouse gestürmt und seine Männer überrumpelt hatten, nahm er nur aus weiter Ferne wahr. Er sah nur, dass der Apache Audrey an ihren Haaren riss und sie hinter sich her schleifte. Tom Buchanans Gedanken überschlugen sich. Er wollte sich hochstemmen und den Apachen daran hindern, seine Tochter mitzunehmen. Aber dann sah er das Blut, das aus seinem Körper lief und bereits eine unübersehbare Lache auf dem rissigen Holzfußboden gebildet hatte. Ich sterbe!, dachte er voller Panik. Um Gottes willen, was ist mit Carol? Ich muss ihr doch helfen, sonst …

Von einem Atemzug zum anderen wurde alles dunkel um ihn. Und aus dieser Finsternis erwachte er niemals wieder.

*

„Tom!“, schrie Carol Buchanan außer sich vor Entsetzen, als sie den Schuss und das dumpfe Poltern im Nachbarraum hörte. Sie ahnte, dass etwas Folgenschweres geschehen war, konnte aber nicht nachsehen. Denn genau in diesem Augenblick wurde die Tür eingetreten, und zwei Apachenkrieger stürmten herein, während ein dritter die Scheibe des Fensters einschlug und mit seinem Gewehr auf die Frau zielte, die angesichts dieser massiven Bedrohung zur Salzsäule erstarrte und nicht mehr wusste, was sie tun sollte.

Der Apache, der Audrey an den Haaren gepackt hatte, trieb das Mädchen in den größeren Raum und hielt ihr sein Messer an die Kehle. Sein Blick war eindeutig, auch wenn er kein einziges Wort zu ihr sprach. Aber in seinen dunklen Augen spiegelte sich eine unverhüllte Drohung wider.

Carol Buchanan zitterte am ganzen Leib und war blass. Feine Schweißperlen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet, als sie die Blicke der Krieger auf sich gerichtet fühlte und ahnte, was ihr nun gleich widerfahren würde. Aber noch war es nicht so weit. Ein Apache betrat das Ranchhaus, den die anderen Krieger abwartend anschauten. Dass er der Anführer dieser Mörderbande war, erkannte Carol Buchanan sofort.

„Ich bin Goyathlay“, sagte er mit dunkler Stimme und strengem Blick zu ihr, während außerhalb des Hauses die letzten Schüsse verstummten und die Krieger den Sieg auf ihre Weise feierten. „Die Weißaugen nennen mich Geronimo.“

Als Carol Buchanan diesen Namen hörte, schnürte ihr die Angst fast die Kehle zu. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und ihre Beine begannen zu zittern. Ähnlich erging es ihrer Tochter Audrey, die wieder zu wimmern begann. Aber nur für einen kurzen Moment. Dann versetzte ihr der Apache, der sie fest im Griff hielt, eine schallende Ohrfeige, die das Mädchen sofort wieder verstummen ließ. Sie weinte lautlos, und das war mehr, als eine Mutter wie Carol Buchanan ertragen konnte.

„Was wollt ihr hier? Warum habt ihr uns angegriffen?“, wagte Carol Buchanan den Anführer der Apachen zu fragen. „Wir haben euch nichts getan!“

„Dein Volk hat genügend Verbrechen an unseren Stämmen begangen“, sagte Geronimo und blickte voller Verachtung und Hass auf die Frau. „Es wird Zeit, dass auch ihr dafür büßt. Du wirst es am eigenen Leib erfahren. Wir brennen alles nieder, und das Mädchen nehmen wir mit.“

„Nein“, stammelte Carol Buchanan. „Nicht Audrey! Sie ist alles, was ich noch habe …“

Geronimo winkte ab und gab zwei seiner Krieger ein Zeichen. Die packten daraufhin die schockierte Frau und brachten sie hinaus ins Freie. Ebenso Audrey, die noch nicht einmal von ihrem Vater Abschied nehmen konnte.

Hinter den Hügeln zeichneten sich die ersten hellen Schimmer der Morgenröte ab, während die Krieger auf Geronimos Geheiß mit der Plünderung des Ranchhauses begannen und alles mitnahmen, was ihnen irgendwie von Wert erschien. Das galt auch für das Bunkhouse, in dem die fünf Cowboys gelebt hatten. Alle waren tot. Ihre blutigen Leichen verursachten einen Brechreiz in Carol Buchanans Kehle, als die beiden Krieger sie hinüber zum Stall zerrten. Sie versuchte sich zu wehren und wollte sich noch einmal umdrehen und nach ihrer Tochter Audrey sehen. Aber die Apachen verhinderten dies und stießen sie grob nach vorn.

Carol Buchanan stolperte und fiel unweit des Stalltores hart zu Boden. Draußen erklang eine laute befehlsgewohnte Stimme in einer Sprache, die Carol Buchanan nicht verstand. Laute Schreie und wildes Gelächter wechselten sich immer wieder ab, während die beiden Krieger, die sie zum Stall gezerrt hatten, grinsten. Was sie mit ihr vorhatten, konnte man an ihren gierigen Blicken deutlich erkennen.

Als der erste Krieger sich über sie beugte und das dünne Nachthemd zerriss, schrie die Frau ihre Hilflosigkeit laut heraus. Aber niemand hörte ihr Flehen.

*

„Rauch. Das bedeutet nichts Gutes“, sagte Tyler Banks mit nachdenklichem Blick und schaute zu dem Chiricahua-Scout, der sein Pferd neben ihm gezügelt hatte. Chatos Miene war ausdruckslos. Was er in Wirklichkeit dachte, das wusste nur er.

Die beiden Scouts waren die Vorhut eines größeren Trupps unter dem Kommando von Captain H. W. Lawton, der schon seit mehreren Wochen das Grenzland durchkämmte, auf der Suche nach Geronimo und seinen flüchtigen Apachenkriegern. Aber bisher hatte man weder Spuren noch sonstige Hinweise gefunden, wo sich die Indianer verborgen hielten. Das Land war weit, einsam und von schroffen, teilweise unzugänglichen Gebirgszügen umgeben. Selbst ein größerer Soldatentrupp würde dort nur schwer vorwärtskommen und einen eventuellen Hinterhalt erst dann bemerken, wenn es schon zu spät war.

Zwischenzeitlich waren auch Martine und Ke-e-te-na näher gekommen, zwei loyale Chiricahua-Scouts, die schon unter General Crook gedient hatten. General Nelson A. Miles hatte den größten Teil von Al Siebers Apachenscouts übernommen, weil sie bisher gute Dienste geleistet und auch ganz offen gegen ihr Volk gekämpft hatten.

Eine Blaurock-Uniform zu tragen war keine Schande, wenn man dadurch das eigene Überleben sichern konnte. Denn das Leben in der San Carlos Apache Reservation war hart und unerbittlich. Die Lebensmittelrationen wurden immer knapper, und die Apachen starben durch Entbehrung und Erschöpfung. Deshalb hatten sich viele Krieger dazu entschlossen, die Seiten zu wechseln und die Uniform der Soldaten zu tragen, damit sie wenigstens auf diese Weise ihre Familien ernähren konnten. Dass sie trotzdem nur Mittel zum Zweck waren, würden die meisten von ihnen erst viel später begreifen.

„Dort ist eine Ranch“, sagte Martine, als er die schwarze Rauchwolke am Horizont sah. „Ich war schon einmal dort.“

„Berichte Captain Lawton, dass wir losgeritten sind, um dort nach dem Rechten zu sehen“, entschied Tyler Banks nach kurzem Überlegen.

„Der Rauch bedeutet nicht, dass es keine Gefahr mehr gibt“, meinte Ke-e-te-na zögerlich. „Was ist, wenn Geronimos Krieger nur darauf warten, dass wir näher kommen?“

„Solch ein riskantes Spiel wird dieser alte Halunke nicht wagen“, erwiderte Banks abwinkend. „Der weiß doch ganz genau, dass General Miles 5.000 Soldaten und 500 Indianerscouts aufgeboten hat, um ihn zur Strecke zu bringen. Da wird er kein unnötiges Risiko wagen.“

„Er hat ein Zeichen gesetzt“, ergriff nun Chato das Wort. „Er will uns damit sagen, dass er sich nicht vor uns fürchtet. Auch wenn auf der anderen Seite der Grenze ebenfalls Soldaten darauf warten, ihn zu töten.“

„Du kennst ihn am besten, Chato“, seufzte Banks. „Du warst bei ihm, als er mit Nana und Ulzana das Reservat verlassen hat.“

„Er wird kämpfen bis zuletzt“, sagte Chato und ging dabei nicht auf die letzte Bemerkung ein. „Und es ist ihm egal, ob es 1.000 oder 5.000 Soldaten sind. Ich glaube, dass der Rauch uns nur etwas zeigen will, was wir nicht mehr retten können.“

„Wahrscheinlich“, murmelte Tyler Banks und trieb sein Pferd an. Ke-e-te-na und Chato folgten ihm wenige Augenblicke später, während Martine sein Pferd an den Zügeln herumriss und zurück zu Captain Lawtons Truppe ritt, die sich knapp fünf Meilen weiter nordöstlich befand und dort nach Spuren suchte.

Banks beobachtete die dunkle Rauchwolke und sah auch die kreisenden Vögel am Himmel, als er und die beiden Apachenscouts sich der abgelegenen Ranch näherten. Dichter schwarzer Rauch stieg in den stahlblauen Mittagshimmel empor. Banks, Chato und Ke-e-te-na blickten von einer Anhöhe hinunter ins Tal und erkannten das Bild einer vollkommenen Zerstörung.

Das Ranchhaus war bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die verkohlten Holzreste qualmten noch, ebenso die des angrenzenden Stalles. Die Scheune brannte ebenfalls noch, aber dieses Feuer würde niemand mehr löschen können, denn in dem Augenblick, als Tyler Banks mit den beiden Apachen auf den Ranchhof geritten kam, stürzte eine Scheunenwand ein und begrub alles, was sich darin noch befinden mochte. Funken und schwarzer Qualm stiegen auf und legten sich beißend auf die Atemwege der Männer.

Die Tiere wurden nervös und scheuten vor der Hitze. Banks und die Apachen waren gezwungen, sich ein Stück zurückzuziehen, denn die Hitze setzte ihnen unerträglich zu. Chato war indessen abgestiegen, drückte wortlos die Zügel Ke-e-te-na in die Hand und begab sich mit dem Gewehr in der Hand hinüber zu dem Corral, wo zwei tote Pferde lagen. Der Gestank von Tod und Blut war überall zu spüren.

Banks Züge wurden angespannter, als er in unmittelbarer Nähe des verkohlten Bunkhouse einige reglose Körper liegen sah. Es waren drei Männer, und sie trugen kaum etwas am Leibe. Der Überfall musste sie so plötzlich aus dem Schlaf gerissen haben, dass sie keine Zeit mehr hatten, sich gegen den Apachenangriff zur Wehr zu setzen. Sie waren einfach abgeschlachtet worden, und Geronimos Krieger hatten dabei ganze Arbeit geleistet.

Die Hitze war noch so stark, dass Banks sich dem Ranchhaus nicht nähern konnte. Aber egal, wer sich im Innern noch aufgehalten haben mochte, lebte bestimmt nicht mehr. Denn die alles verzehrenden Flammen hatten das vernichtet, was die Apachen nicht mitgenommen hatten.

„Banks!“

Chatos Ruf riss den Scout aus seinen Gedanken. Er wandte sich um und sah Chato bei den herausgerissenen Corralstangen stehen. Chato hatte die linke Hand erhoben und winkte ihm zu, rasch näher zu kommen. Währenddessen beobachtete Ke-e-te-na das Umfeld der Ranch. Seine Miene wirkte sehr angespannt, und es bedurfte keiner großen Fantasie, um sofort zu erkennen, wie unwohl sich der Chiricahua in diesem Augenblick fühlte. Er hatte Angst davor, Geronimo und seinen Kriegern in die Hände zu fallen. Denn er wusste, was dann mit ihm geschehen würde. Er hatte sein Volk verraten und trug die Uniform der Blaurock-Soldaten!

Chato zeigte auf ein Gebüsch neben dem Corral und eilte voraus. Dort angekommen beugte er sich über eine Gestalt.

Banks fluchte, als er erkannte, dass es eine Frau war. Sie trug nur noch Fetzen am Leib, und ihr Gesicht war schlimm zugerichtet. Sie hatte eine stark blutende Wunde im Oberkörper, und ihr Blick war eine Mischung aus Angst und Verwirrung, als sie zunächst Chato sah.

„Nein …“, murmelte sie und versuchte sich erneut zu wehren, da sie annahm, dass sich ihr Martyrium fortsetzen würde. Erst als Banks in ihr Blickfeld kam, schien die Angst zu weichen.

„Die Apachen sind weg“, sagte Tyler Banks, während er neben ihr kniete und einen besorgten Blick auf die Wunde richtete. Es sah nicht gut aus. Es grenzte schon fast an ein Wunder, dass die Frau überhaupt noch am Leben war.

„Mein Mann …“, stammelte die Frau und versuchte hinüber zu dem verkohlten Ranchhaus zu schauen. Aber sie konnte nur kurz den Kopf heben, dann fiel sie ermattet wieder zurück. „Was ist mit ihm? Ist er …?“

„Ich fürchte ja, Ma’am“, erwiderte Banks. „Hier lebt niemand mehr.“

„Audrey“, murmelte die Frau. „Sie haben … meine Tochter Audrey mitgenommen. Was werden … sie ihr antun?“

„Was genau ist geschehen?“, fiel ihr Banks ins Wort, weil er erkannte, dass der schwer verletzten Frau nicht mehr viel Zeit blieb. „Erzählen Sie es. Jede Einzelheit kann wichtig sein.“

„Geronimo“, keuchte die Frau. „Ich habe … diesen Teufel gesehen. Er nannte mir … seinen Namen, bevor mich diese Schweine …“

Ein Hustenanfall unterbrach kurz die Schilderung der Frau. Blut trat dabei über ihre Lippen. Sie wusste genau, dass sie nicht länger am Leben bleiben würde. Deshalb schaute sie Tyler Banks flehend an. „Sie müssen … Audrey suchen, Mister“, murmelte sie mit immer schwächer werdender Stimme. „Versprechen Sie mir das. Sie darf … nicht von den Apachen …“

Ihre Augen weiteten sich, während sie mit der rechten Hand nach Banks Arm griff. Dann fiel sie zurück und atmete nicht mehr. Die Angst um ihre Tochter hatte noch im Tode Spuren in ihrem misshandelten Gesicht hinterlassen.

Banks fluchte leise, als er sich erhob und Chato dabei anschaute. „Was glaubst du, was Geronimo mit dem Mädchen macht?“

„Die Antwort kennst du, Banks“, sagte der Chiricahua-Scout. „Er wird das Mädchen einem seiner Krieger geben. Und wenn sie ihm nicht gehorcht, dann lebt sie nicht lange. Willst du das Mädchen befreien?“

„Ja“, antwortete Banks auf die Frage und erntete dafür nur ein Kopfschütteln Chatos. Ganz zu schweigen vom wütenden Blick Ke-e-te-nas, dem der Vorschlag des weißen Scouts ganz und gar nicht behagte.

„Wir sollten besser warten, bis die anderen Soldaten hier sind“, fügte Chato hinzu. „Wir drei können gegen Geronimo und seine Krieger gar nichts ausrichten, auch wenn dich der Gedanke beunruhigt, was mit dem Mädchen ist. Wenn sie am Leben bleiben will, dann tut sie besser das, was man ihr befiehlt.“

Im ersten Augenblick lag Tyler Banks eine heftige Erwiderung auf der Zunge. Aber dann überlegte er es sich im letzten Moment doch noch anders und schluckte seinen Zorn herunter. Seufzend erhob er sich und blickte noch einmal auf die tote Frau. Sie und ihre Familie hatten einen hohen Preis dafür bezahlen müssen, dass sie so weit abseits von Tucson oder Tombstone in der Abgeschiedenheit dieser kargen und öden Landschaft lebten, nur um Rinder oder Pferde zu züchten und davon zu leben. Das Schicksal hatte jedoch eine andere Entscheidung getroffen.

„Der Captain und seine Leute kommen!“, rief Ke-e-te-na mit sichtlicher Erleichterung und zeigte mit seinem Gewehr in die betreffende Richtung.

Banks erhob sich und zog seinen Hut etwas tiefer in die Stirn, weil er genau in die grelle Mittagssonne blickte. Dann erkannte er die Staubwolke, aus der sich die Konturen der ersten blau uniformierten Reiter abzeichneten. Martine, der zweite Chiricahua-Scout, hatte rasch gehandelt und Captain Lawtons Soldaten auf dem schnellsten Wege hierhergeführt.

Lawton war ein erfahrener Soldat. Deshalb schickte er sofort jeweils vier Soldaten los, die das umliegende Gelände im Blickfeld behalten sollten, während er ebenfalls weitere sechs Männer als Wachposten abstellte. Er wusste genau, was er tat, und Banks respektierte dieses umsichtige Verhalten.

Captain Lawton zählte nicht zu den unerfahrenen Offizieren, die man ins Grenzland schickte, um sich dort zu bewähren. Er hatte schon unter General Crook einige Jahre gedient und gegen die Apachen mehrmals gekämpft. Deshalb hatte ihn General Miles auch mit dieser Mission betraut und ihn eine Truppe aufstellen lassen, die nur ein Ziel vor Augen hatte – Geronimo zu finden und zu besiegen.

„Die Apachen haben ganze Arbeit geleistet, Captain“, sagte Tyler Banks. „Alle sind tot … bis auf die Tochter der Rancherfamilie …“

Er schilderte dem Offizier kurz, was er von der Frau erfahren hatte. Lawtons Stirn zog sich in Falten, als er das hörte. Ihm war klar, dass das Mädchen nicht ihrem Schicksal überlassen werden durfte, auch wenn dies ein erhöhtes Risiko für ihn und seine Soldaten bedeutete. Unter Umständen hatte Geronimo diese Entführung bewusst vorgenommen, um die verhassten Blaurock-Soldaten in einen Hinterhalt zu locken.

Captain Lawton hörte schweigend zu. Er schien einen kurzen Moment nachzudenken und traf eine Entscheidung.

„Wir verfolgen sie“, sagte er. „Das ist eine Spur, zum ersten Mal seit Wochen. Wir müssen Geronimos Mörderbande erwischen. Und diesmal werden sie uns nicht entkommen. Das schwöre ich!“

Die Wut darüber, dass es dem Captain und seinen Soldaten trotz aller bisherigen Bemühungen nicht gelungen war, Geronimos Versteck ausfindig zu machen, spiegelte sich in seinen Gesichtszügen wider.

„Reiten Sie mit Chato voraus, Mister Banks“, befahl Lawton. „Suchen Sie nach weiteren Spuren, aber riskieren Sie nichts. Sobald Sie etwas bemerken, kommen Sie sofort wieder zurück. Erst dann wird entschieden, was zu tun ist.“

„Natürlich, Sir“, meinte Tyler Banks daraufhin. Er wollte ohnehin nicht dabei sein, wenn die Soldaten die Toten unter die Erde brachten. Deshalb war er erleichtert darüber, mit Chato diese Stätte des Todes endlich verlassen zu können.

Kapitel 2

Audrey Buchanans Gedanken ließen sie fast verrückt werden. Immer wieder schaute sie verzweifelt zum Horizont, während die schrecklichen Bilder der niedergebrannten Ranch vor ihrem geistigen Auge auftauchten. Das Letzte, was sie von ihrer Mutter gehört hatte, waren die schrecklichen Schreie aus der Scheune. Aber in diesem Augenblick hatte sie einer der Krieger einfach gepackt, auf ein Pferd gesetzt, ihr die Beine unter dem Bauch des Tieres gefesselt und sie mit Lederriemen so fest gebunden, dass sie ihre Fingerspitzen nicht mehr spürte. Das Gefühl einer ständigen Taubheit breitete sich immer weiter aus, aber ihre flehenden Bitten blieben ungehört. Die Krieger lachten und amüsierten sich über ihre Hilflosigkeit.

Audrey hatte wieder zu weinen begonnen. Ihr Schluchzen war jedoch in dem Moment verstummt, als Geronimo zu ihr geritten kam und sie drohend anschaute. Es hatte keiner weiteren Worte bedurft, um Audrey klarzumachen, dass ihr weiteres Schicksal an einem sehr dünnen Faden hing. Es lag einzig und allein an ihr, was sie daraus machte. Das hatte sie verstanden.

Die Apachenkrieger ritten weiter in die Wüste hinein. Audrey hatte bemerkt, dass drei Krieger zurückgeblieben waren. Zuerst hatte sie gar nicht verstanden, was die Krieger beabsichtigten, aber dann war ihr aufgefallen, dass selbst dieses Vorhaben dazu diente, um die Suche der Verfolger zu erschweren.

Mithilfe einiger Büsche, welche die Krieger an den Schweifen ihrer Pferde mit Lederriemen festgebunden hatten, gelang es ihnen, die Hufabdrücke zu verwischen, sodass es den Verfolgern schwerfallen würde, ihnen zu folgen.

Sie würden ohnehin bald felsiges Gelände erreichen, und dann würde es noch problematischer für die Verfolger werden.

Audreys Hoffnung auf baldige Hilfe sank auf ein Minimum herab, als sie beobachtete, wie geschickt die Apachen dabei vorgingen. Sie hatte aus verschiedenen Erzählungen und Berichten gehört, dass die Apachen die eigentlichen Herren dieser kargen Region gewesen waren, bevor die ersten Weißen mit dem Errichten von Ansiedlungen und dem Bau von Poststraßen begonnen hatten. Kurz darauf begannen die ersten Auseinandersetzungen, und der Kampf auf beiden Seiten war so unerbittlich geworden, dass die Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden schließlich in weite Ferne rückte.

Dem Chiricahua-Häuptling Cochise war es schließlich gelungen, einen Waffenstillstand und anschließenden Frieden mit den Weißen auszuhandeln, aber das lag schon lange zurück, und Cochise lebte nicht mehr. Er war 1874 in den Dragoon Mountains gestorben, und zu diesem Zeitpunkt war Audrey gerade mal zwei Jahre alt gewesen. Cochise kannte sie nur durch die Erzählungen ihrer Eltern.

Audreys Gedanken kehrten schließlich wieder in die Wirklichkeit zurück, als der Durst so groß wurde, dass sie einen der neben ihr reitenden Apachen um etwas zu trinken bat. Der aber grinste nur verächtlich. Es blieb Audrey nichts anderes übrig als so lange durchzuhalten, bis die Sonne so weit nach Westen gerückt war, dass sich die Apachen dazu entschlossen, zwischen einer Gruppe von schützenden Felsen ein Lager zu errichten.

Jemand löste Audrey die Fußfesseln. Aber nur so lange, bis sie vom Pferd gehoben wurde und auf dem Boden stand. Der Krieger zwang sie, niederzuknien, und dann fesselte er ihre Füße sofort wieder. Audrey konnte nur ganz kleine Schritte gehen, und deshalb stolperte sie, als der Apache sie grob mit sich riss. Sicher wäre sie gestürzt, wenn der Krieger das nicht im letzten Moment verhindert hätte. Er packte sie und deutete ihr mit einer unmissverständlichen Geste an, sich hinzusetzen und sich nicht von der Stelle zu rühren.

Audrey tat, was man ihr befohlen hatte und blickte sich ängstlich um. Die Apachen ließen sich nieder, aßen und tranken und taten so, als gäbe es überhaupt keine Gefahr, mit der sie rechnen mussten – und das, obwohl zu beiden Seiten der Grenze Hunderte von Soldaten, Freiwilligen und Spähern schon längst auf ihrer Fährte waren.

Sie zuckte zusammen, als sie Geronimos Blicke bemerkte. Der Anführer der Apachen, den die Weißen mit einem Teufel verglichen, erhob sich und trat zu ihr. In der Hand hielt er einen Beutel aus Leder. Er schaute sie wortlos an, während er den Verschluss öffnete und ihr den Beutel an den Mund hielt.

Audrey schluckte gierig das lauwarme Wasser, das ihr Geronimo zu trinken gab. Dieses belebende Gefühl hielt nur wenige Sekunden an, da er den Beutel sofort wieder verschloss.

„Das muss reichen“, sagte er.

„Danke“, murmelte Audrey und konnte den stechenden Blick des Apachen nur kurze Zeit ertragen. Deshalb wich sie ihm aus.

„Du wirst das Leben bald vergessen, das du gekannt hast“, sagte Geronimo. „Bald wirst du eine von uns sein und unserem Volk neues Leben schenken.“

Deutlicher hätte er das, was Audrey erwartete, nicht sagen können. Das Mädchen wurde blass, und die Angst vor einem schrecklichen Leben, das für sie keines war, nahm immer mehr zu. Erneut zeichneten sich Tränen in ihren Augenwinkeln ab. In diesem Moment zog Geronimo sein Messer und hielt ihr die scharfe Klinge direkt vor das Gesicht. Da wusste Audrey, dass es besser war, keine Emotionen mehr zu zeigen, denn dies wurde von den Apachen als Schwäche ausgelegt. Und wer schwach war, der bekam in diesem unbarmherzigen Land keine Überlebenschance.

Auch wenn Audrey Buchanan erst 16 Jahre alt war, so begriff sie auf diese Weise, wie es wirklich um sie stand. Und der Gedanke, überleben zu wollen, überlagerte die Trauer und den Schmerz des Verlustes ihrer Eltern.

Sie sah, wie sich Geronimo von ihr abwandte und zu den anderen Kriegern ging. Er sagte etwas zu ihnen, schaute dabei zu Audrey, und die Apachen lachten. Audrey wusste nicht, um was es genau ging, aber dass man über sie spottete, hatte sie verstanden. Je länger sie darüber nachdachte, wie groß eigentlich die Chancen waren, wieder in die ihr bekannte Zivilisation zurückzukehren, umso rascher wurde ihr klar, dass dies nur noch ein Wunder bewirken konnte.

*

Tyler Banks wischte sich mit der linken Hand den Schweiß von der Stirn und setzte den breitkrempigen Hut auf. Die Sonne brannte vom Himmel und ließ das Land, das sich vor seinen und Chatos Blicken ausbreitete, vor Hitze erstarren. Kein Lüftchen regte sich, und die geringste Bewegung sorgte dafür, dass Banks erneut zu schwitzen begann.

Er hatte Durst, aber er musste mit seinem Wasservorrat sorgsam umgehen. Denn eins hatte er in den Jahren gelernt, seit er unter General Crook und General Miles als Scout diente, Wasser war ein kostbares Gut in dieser Region. Es konnte Leben retten, wenn es benötigt wurde, und man konnte sterben, wenn die Wasservorräte zu Ende gingen und eine Quelle weit entfernt war. Die Apachen kannten solche Orte, an denen man Wasser finden konnte. Deshalb hatten sie in dieser Wildnis auch überleben können.

Banks öffnete seine Canteen, nahm einen kleinen Schluck und spülte seine Mundhöhle aus, bevor er es schließlich schluckte. Das Wasser schmeckte abgestanden, aber es war immer noch besser, als gar nichts zu trinken.