Western Legenden 72: Die Plünderer - Peter Dubina - E-Book

Western Legenden 72: Die Plünderer E-Book

Peter Dubina

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Beschreibung

In den Wirren des Bürgerkrieges sucht Joe Kane nach den Mördern seiner Frau. In der Stadt Ames stellt er drei Männer, die er für die Täter hält und erschießt sie. Da er die Uniform eines First-Lieutenants der Konföderation trägt, zieht er sich den Hass der Stadtbewohner zu. In letzter Sekunde wird Kane von Jeb Morgan und seinen Leuten vor einem wütenden Mob gerettet. Daraufhin schließt er sich diesen Guerillas an. Dann geschieht das Unglaubliche. Kane muss erkennen, dass der wahre Mörder seiner Frau ein Mitglied dieser Bande ist. Ein berührender Western der Extra-Klasse. Mit einem persönlichen Nachwort des Autors Alfred Wallon.

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In dieser Reihe bisher erschienen:

9001  Werner J. Egli Delgado, der Apache

9002  Alfred Wallon Keine Chance für Chato

9003  Mark L. Wood Die Gefangene der Apachen

9004  Werner J. Egli Wie Wölfe aus den Bergen

9005  Dietmar Kuegler Tombstone

9006  Werner J. Egli Der Pfad zum Sonnenaufgang

9007  Werner J. Egli Die Fährte zwischen Leben und Tod

9008  Werner J. Egli La Vengadora, die Rächerin

9009  Dietmar Kuegler Die Vigilanten von Montana

9010  Thomas Ostwald Blutiges Kansas

9011  R. S. Stone Der Marshal von Cow Springs

9012  Dietmar Kuegler Kriegstrommeln am Mohawk

9013  Andreas Zwengel Die spanische Expedition

9014  Andreas Zwengel Pakt der Rivalen

9015  Andreas Zwengel Schlechte Verlierer

9016  R. S. Stone Aufbruch der Verlorenen

9017  Dietmar Kuegler Der letzte Rebell

9018  R. S. Stone Walkers Rückkehr

9019  Leslie West Das Königreich im Michigansee

9020  R. S. Stone Die Hand am Colt

9021  Dietmar Kuegler San Pedro River

9022  Alex Mann Nur der Fluss war zwischen ihnen

9023  Dietmar Kuegler Alamo - Der Kampf um Texas

9024  Alfred Wallon Das Goliad-Massaker

9025  R. S. Stone Blutiger Winter

9026  R. S. Stone Der Damm von Baxter Ridge

9027  Alex Mann Dreitausend Rinder

9028  R. S. Stone Schwarzes Gold

9029  R. S. Stone Schmutziger Job

9030  Peter Dubina Bronco Canyon

9031  Alfred Wallon Butch Cassidy wird gejagt

9032  Alex Mann Die verlorene Patrouille

9033  Anton Serkalow Blaine Williams - Das Gesetz der Rache

9034  Alfred Wallon Kampf am Schienenstrang

9035  Alex Mann Mexico Marshal

9036  Alex Mann Der Rodeochampion

9037  R. S. Stone Vierzig Tage

9038  Alex Mann Die gejagten Zwei

9039  Peter Dubina Teufel der weißen Berge

9040  Peter Dubina Brennende Lager

9041  Peter Dubina Kampf bis zur letzten Patrone

9042  Dietmar Kuegler Der Scout und der General

9043  Alfred Wallon Der El-Paso-Salzkrieg

9044  Dietmar Kuegler Ein freier Mann

9045  Alex Mann Ein aufrechter Mann

9046  Peter Dubina Gefährliche Fracht

9047  Alex Mann Kalte Fährten

9048  Leslie West Ein Eden für Männer

9049  Alfred Wallon Tod in Montana

9050  Alfred Wallon Das Ende der Fährte

9051  Dietmar Kuegler Der sprechende Draht

9052  U. H. Wilken Blutige Rache

9053  Alex Mann Die fünfte Kugel

9054  Peter Dubina Racheschwur

9055  Craig Dawson Dunlay, der Menschenjäger

9056  U. H. Wilken Bete, Amigo!

9057  Alfred Wallon Missouri-Rebellen

9058  Alfred Wallon Terror der Gesetzlosen

9059  Dietmar Kuegler Kiowa Canyon

9060  Alfred Wallon Der lange Weg nach Texas

9061  Alfred Wallon Gesetz der Gewalt

9062  U. H. Wilken Dein Tod ist mein Leben

9063  G. Michael Hopf Der letzte Ritt

9064  Alfred Wallon Der letzte Mountain-Man

9065  G. Michael Hopf Die Verlorenen

9066  U. H. Wilken Nächte des Grauens

9067  Dietmar Kuegler Die graue Schwadron

9068  Alfred Wallon Rendezvous am Green River

9069  Marco Theiss Die Mathematik des Bleis

9070  Ben Bridges Höllenjob in Mexiko

9071  U. H. Wilken Die grausamen Sieben

9072  Peter Dubina Die Plünderer

9073  G. Michael Hopf Das Gesetz der Prärie

9074  Alfred Wallon Tag der Vergeltung

9075  U. H. Wilken 5000 Dollar für seine Leiche

9076  Lee Roy Jordan Wo Chesterfield geht

DIE PLÜNDERER

WESTERN LEGENDEN

BUCH 72

PETER DUBINA

Dieses Buch gehört zu unseren exklusiven Sammler-Editionen

und ist nur unter www.BLITZ-Verlag.de versandkostenfrei erhältlich.

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Copyright © 2024 Blitz Verlag, eine Marke der Silberscore Beteiligungs GmbH, Mühlsteig 10, A-6633 Biberwier

Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Logo: Mario Heyer

Satz: Gero Reimer

Alle Rechte vorbehalten

www.Blitz-Verlag.de

ISBN: 978-3-689-84083-9

9072 vom 01.09.2024

INHALT

Die Plünderer

Nachwort

Peter Dubina

Die Plünderer

Die drei Männer hingen von drei verschiedenen Ästen des Galgenbaumes. Jemand hatte ihnen die Hände auf den Rücken gefesselt, sie in den Sätteln ihrer Pferde unter den Baum geführt, ihnen die Schlingen um die Hälse gelegt und dann die Pferde unter ihnen weggejagt. Sie waren einen schweren Tod gestorben.

Joe Kane hielt auf seinem Pferd unter dem Galgenbaum und blickte in der Abenddämmerung zu den Toten empor. Etwas wie Angst überkam ihn, dass diese drei Männer jene wären, die er so lange verfolgt hatte, dass er zu spät gekommen wäre, um die Rache mit eigener Hand zu vollziehen.

Beim Anblick der drei Männer konnte er keine Genugtuung empfinden. Zu tief war die Wunde, die ihm geschlagen worden war. Der Schmerz in seinem Innern brannte wie eine Flamme, die nicht erlöschen wollte.

Joe Kane trug die Uniform eines First Lieutenants der Kavallerie der Konföderierten Südstaaten. In diesem Jahr 1862 tobte die Furie des amerikanischen Bürgerkriegs zwischen dem Norden und dem Süden auf Schlachtfeldern mit den Namen Fort Henry und Fort Don Nelson, Shiloh und Vicksburg.

Anders als andere Soldaten trug er zwei Armeecolts mit Holzgriffen. Der eine war tief an seiner rechten Seite, der andere hoch an der linken Hüfte, mit dem Griff nach vorn, festgeschnallt. So trugen manche Revolvermänner ihre Waffen.

Nach einer Weile setzte er seinem Pferd die Sporen an und ritt auf die Lichter der Stadt Ames zu, die schwach zu erkennen waren. Er hatte das deutliche Gefühl, dass sich seine Menschenjagd so oder so dem Ende zuneigte.

In der Stadt war es unheimlich ruhig. Es war, als hätte nicht nur der Schatten der hereinbrechenden Nacht, sondern auch ein zweiter, finsterer, bedrohlicherer über Ames gelegen. Das war nicht ungewöhnlich, denn in diesen Jahren war niemand in den Gebieten der Unionsstaaten Kansas, die an den Konföderiertenstaat Missouri grenzten, seines Lebens sicher. Ein Mann, der sich wie Joe Kane in der Uniform der Südstaaten auf das Gebiet der Nordstaaten wagte, musste mit seinem Leben abgeschlossen haben. Das war bei Joe Kane der Fall. Ihn trieb etwas an, das stärker war als der Wunsch nach Überleben: das Verlangen nach Rache.

Er ritt die Frontstreet entlang. Nirgendwo zeigte sich ein Mensch. Nur vor dem Emporium-Saloon standen drei angebundene Pferde. Joe zügelte seinen Braunen und blickte auf die bunten Glasfenster, durch die das gelbliche Licht von Petroleumlampen in die Dunkelheit fiel. Nachdem er seinen Blick in beide Richtungen über die Straße hatte schweifen lassen, saß er ab, führte sein Pferd zum Haltegeländer vor dem Saloon und band es daran fest.

Er stieg die drei Stufen zum Gehsteig an der Vorderfront des Emporium hinauf. An der Schwingtür blieb er stehen und überblickte das Innere des Saloons. Nur ein Mann war anwesend: ein Barkeeper, der hinter der Theke Gläser putzte. Am rechten Ende der Theke führte eine Treppe zum Obergeschoss.

Joe Kane fragte sich, wo die drei Männer sich aufhalten mochten, deren Pferde vor dem Emporium angebunden waren. Er schob die Schwingtür zum Saloon mit der linken Schulter auf. Seine rechte Hand befand sich in der Nähe des Revolvergriffes. Der Barkeeper ließ das Glas sinken. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er sah, dass der Ankömmling die graue Uniform der Südstaaten trug.

„Was wollen Sie hier?“, fragte er mürrisch. „Wissen Sie nicht, dass Sie sich hier in Kansas, auf Unionsgebiet, befinden? Ein Mann muss verrückt sein, hier die Rebellenuniform zu tragen. Wollen Sie mit einem Strick um den Hals enden?“

„Die drei Männer, die draußen vor der Stadt am Galgenbaum hängen: Waren das auch Leute aus dem Süden?“, entgegnete Joe Kane.

„Schlimmer. Sie gehörten zu Morgans Plünderern. Und die Männer, die sie aufknüpften, taten gut daran. Morgans Leute sind wie tollwütige Hunde, schlimmer als die Banden von Quantrill, Todd und Anderson. Aber Sie denken wohl anders darüber, denn alle diese Mörder kämpften wie Sie für die Südstaaten.“

Aus den Worten des Barkeepers sprach offener Hass. Demselben Hass war Joe Kane schon oft begegnet. Und wie hätte es auch anders sein können in einem Land, das vom Bürgerkrieg zerrissen war?

Aber Joe Kane ging nicht auf diese Vorwürfe ein. Er hatte schon vor Tagen aufgehört, über den Krieg nachzudenken. Was ihn innerlich bewegte und vorwärtstrieb, war schrecklicher als alles, was er an Gräueln auf den Schlachtfeldern in Tennessee, Kentucky und Virginia erlebt hatte. Die furchtbare, unaussprechliche Erinnerung an das, was sein Leben zerstört hatte, verließ ihn weder bei Tag noch bei Nacht, weder im Wachen noch in seinen Träumen.

„Geben Sie mir einen Whiskey!“, sagte er und warf eine Konföderiertenmünze auf die Theke. Der Keeper streifte sie mit einem verächtlichen Blick.

„Südstaatengeld“, sagte er abschätzend. „Behalten Sie Ihren Dollar. Der ist nichts wert. Außerdem habe ich meine Gläser nicht für Rebellen geputzt. Wenn Sie unbedingt einen Whiskey haben wollen, werde ich ihn in den Spucknapf gießen, daraus können Sie trinken.“

Joe Kane starrte den Keeper nur an. Noch nie hatte der solch einem Blick standhalten können. Er war zu schwach dazu. Nach einer Weile trat Schweiß auf seine Stirn, und er begann unruhig an seiner Unterlippe zu nagen, stellte ein Glas vor Kane auf die Theke und füllte es halb aus einer Whiskeyflasche.

„Ich suche drei Männer, die vor Kurzem aus dem Süden, von Texas, heraufgekommen sein müssen“, sagte Joe Kane. Er griff nach dem Glas und leerte es langsam. „Ich weiß weder ihre Namen, noch kenne ich ihr Aussehen, aber sie müssen durch diese Stadt gekommen sein. Einer von ihnen hat das hier verloren. Haben Sie so etwas schon einmal gesehen?“

Er griff mit der Linken in die Tasche seiner kurzen Uniformjacke, zog einen kleinen silbernen Stern heraus und legte ihn auf die Theke. Der Barkeeper zuckte mit den Schultern.

„Das sieht aus wie ein Teil des Sattelzierats eines Unionsoffiziers“, antwortete er widerwillig. „Aber viele Leute reiten heutzutage in Sätteln der einen oder anderen Armee, ohne Soldaten zu sein.“

„Sind in den letzten vierundzwanzig Stunden drei Männer durch diese Stadt gekommen, die Sie nie zuvor gesehen haben? Es könnten auch welche sein, die in Ames leben. Aber es müssen drei sein.“

„Mister“, sagte der Keeper mit gepresst klingender Stimme, während er sich mit dem Handtuch den Schweiß von der Stirn wischte. „Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“

„Ich rede zum Beispiel von den drei Männern, die ihre Pferde vor diesem Saloon angebunden haben“, erwiderte Kane. „Wer sind sie, und aus welcher Richtung kamen sie hierher.“

„Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie ...“, begann der Keeper abermals.

„Suchen Sie uns?“, fragte ein Mann hoch hinter Kane. Er drehte sich um. Am oberen Ende der Treppe, die zum Obergeschoss des Saloons führte, stand ein hochgewachsener, breitschultriger Mann in einem Unionsarmeemantel. Er trug Kavalleriestiefel, eine braune Hose und eine Lederweste über einem Raureiterhemd. Die Mantelschöße waren zurückgeschlagen und enthüllten zwei Armeecolts mit nach vorn gerichteten Griffen an kreuzweise übereinander geschnallten Waffengürteln. Das unrasierte Gesicht des Mannes wurde von einem Kavalleriehut beschattet. In seinem linken Mundwinkel hing eine erloschene Zigarre, und in der rechten Hand hielt er eine halb leere Whiskeyflasche.

Hinter ihm stand eine Tür halb offen. Eine schwarzhaarige Frau war auf der Schwelle zu sehen. Sie war fast nackt. Als Joe Kanes Blick sie traf, hob sie rasch das Betttuch, das sie um ihre Hüften geschlungen trug, vor ihre Brüste. Joe Kane wandte sich gleich wieder dem Mann zu. Er hatte kein Interesse an Huren.

Was Joes Sinn für Gefahr alarmierte, war die Tatsache, dass der Unbekannte in der Mehrzahl gesprochen hatte: „Suchen Sie uns?“ Er war also nicht allein.

Joe Kane wandte den Kopf nach rechts. Dort stand ein zweiter Mann im Salooneingang. Auch er trug Teile einer Nordstaatenuniform. In den Händen hielt er ein Spencer-Repetiergewehr. Der rechte Zeigefinger war um den Abzugsbügel gekrümmt. Dann ging Joes Blick nach links. Ein dritter Mann stand breitbeinig vor dem Hinterausgang. Er war bullig und untersetzt, mit zernarbtem, schnurrbärtigem Gesicht. Seine Finger spielten nervös mit den Griffen zweier tief geschnallter Colts.

Joe Kane verstand sofort, wer seine Gegner waren: sogenannte Kansas-Guerillas, die für die Nordstaaten kämpften. Männer, die dem berüchtigten Anführer irregulärer Unionskavallerie, Alvah Jenkins, unterstanden. Jenkins verheerte die Grenzgebiete des Südens ebenso erbarmungslos, wie Quantrill die Gebiete des Nordens.

„Ich suche drei Männer, die vor Kurzem aus Texas heraufgekommen sind“, sagte Joe Kane. Seine Worte fielen schwer in die entstandene Stille. „Drei Männer, die dort eine Ranch niederbrannten, eine Frau vergewaltigten und danach erschlagen haben. Ich denke, ich habe sie gefunden.“

„Es mag sein, dass du so denkst, Freund“, entgegnete der Kerl oben an der Treppe. „Aber wir kommen nicht aus Texas. Ich weiß nicht, wovon du redest. Aber ich weiß genau, dass du diesen Saloon nicht lebend verlassen wirst. Deine Rebellenuniform verschafft dir einen Freifahrtschein zur Hölle.“

Etwas in Joe verhärtete sich. Alle Schrecken der vergangenen Tage standen wieder vor ihm auf.

„Du verdammter Bastard weißt genau, wovon ich spreche“, sagte er. „Die Ranch, die ihr niedergebrannt habt, lag im Nordosten von Texas. Und die Frau, die ihr getötet habt, war blond und jung und schön und hatte blaue Augen. Wie wird sie euch um Erbarmen angefleht haben, doch ihr kanntet keine Gnade. Ihr habt sie vergewaltigt und umgebracht. Von dort an bin ich euren Spuren bis hierher gefolgt. Ihr habt es getan. Und jetzt zahlt ihr mit eurem Leben dafür, ihr verfluchten Mörder.“

Der Mann oben an der Treppe ließ plötzlich die Whiskeyflasche fallen, und während er noch die Zigarre aus seinem Mundwinkel spuckte, griff er mit beiden Händen nach seinen Colts. Vielleicht glaubte er, leichtes Spiel zu haben, weil Joe Kanes Hände auf der Theke lagen, weit weg von der Waffe an seiner rechten Hüfte. Aber Joes Rechte vollführte eine blitzschnelle Bewegung, und der Revolver aus dem linken Holster, der mit dem Griff nach vorn im Leder steckte, schien seiner zugreifenden Hand entgegenzuspringen und spie sofort eine rote Feuerzunge aus.

Der Mann am oberen Ende der Treppe schien von einem Windstoß erschüttert zu werden. Beide Kugeln aus seinen Waffen gingen ins Leere. Sein Körper drehte sich schwerfällig halb um die Achse, prallte gegen das Treppengeländer, durchbrach es und blieb mit dumpfem Aufprall drei Meter tiefer auf dem Boden liegen.

Joe Kane ließ sich fallen, nachdem er geschossen hatte. Zwei, drei Kugeln verfehlten ihn um Haaresbreite. Der Mann am Salooneingang feuerte, so schnell er den Ladehebel seiner Spencer bedienen konnte. Dann schoss Joe Kane, sah den Mann taumeln und fallen. Er wälzte sich herum. Neben ihm schlug heißes Blei in die Dielenbretter. Er schwang den Coltlauf zur Seite, sein Daumen ließ den gespannten Revolverhahn springen. Der dritte Mann vor der Haustür bekam das Blei mitten in die Brust und schlug der Länge nach hin, als hätte man ihn von einem Dach geworfen. Dann war alles still. Pulverrauch zog in trägen Bahnen durch die gelben Lichtkegel der Petroleumlampen.

* * *

Joe richtete sich auf. Der Kampf hatte nur zehn Sekunden gedauert, und doch lagen drei Männer tot auf dem schmutzigen Bretterboden.

Der Barkeeper lehnte, bleich wie eine Wand, am Flaschenregal hinter der Theke. „Verdammter Rebell, wenn Ihnen irgendetwas an Ihrem Leben liegt, dann verlassen Sie die Stadt sofort. Die drei Männer, die Sie gerade getötet haben, gehörten zu einem Trupp von Kansas-Guerillas. Sie knüpfen jeden auf, der im Verdacht steht, mit dem Süden zu sympathisieren. Und einen, der die Rebellenuniform trägt, hängen sie dreimal so hoch.“

Joe begriff nur zu gut, dass dieser Mann nicht aus Sympathie zum Süden so sprach, sondern aus Angst um sein Leben und seinem Saloon. Doch gerade das gab seinen Worten den Anschein der Wahrheit. Menschen, die Todesfurcht haben, lügen nicht. Joe Kane stellte keine Fragen. Er schob den linken Colt ins Holster und raffte mit der freien Hand den Silberstern, der noch immer auf dem Tresen lag, an sich. Dann schritt er rückwärts zum Ausgang, stieß die Schwingtür mit der Schulter auf und trat über die Schwelle in die Dunkelheit hinaus, um zu seinem Pferd zu laufen.

Da traf ihn ein Gewehrkolben in den Nacken. Der Schlag war so heftig, dass sein Körper alle Kraft verlor. Der Colt entfiel seiner Hand. Joe schlug mit dem Gesicht auf dem Gehsteig vor dem Saloon auf. Dann schob sich eine Stiefelspitze unter seinen Leib und wälzte ihn auf den Rücken.

„Ein leibhaftiger Rebell“, sagte eine Männerstimme. „Wir sollten ihn neben Morgans Männer hängen, aber drei Fuß höher als sie.“

Ein anderer sagte: „Nach seinem Abzeichen gehört er zu Hoods Texasbrigade. Doch diese Rebelleneinheit steht weit östlich von hier in Virginia oder Kentucky. Ich möchte wissen, was dieser Rebell in Kansas zu suchen hatte. Vielleicht ist er ein Deserteur.“

„Egal. Er hat Spence, Buckman und Grant erschossen. Das genügt, um ihn zu hängen. Zum Teufel mit allen Rebellen!“

Harte Hände griffen Joe Kane unter die Achseln und stellten ihn auf die Füße. Noch immer benommen von dem Schlag, der ihn getroffen hatte, war er nicht imstande, sich auf den Beinen zu halten. Doch viele Hände stützten ihn, als er in die Knie knickte. Er hob den Kopf und sah sich um. Fremde Gesichter umgaben ihn, viele Augenpaare starrten ihn mitleidlos an.

„Also gut, er soll hängen“, sagte jemand. „Bindet ihm die Arme auf den Rücken und setzt ihn auf sein Pferd! Er soll keine Grabinschrift haben. Wir setzen einfach seinen Hut auf das Kreuz über seiner Grube. Wenn einer zur Hölle fährt, rutscht er unter seinem Hut genauso gut hinab wie unter einer frommen Inschrift.“

Joes Hände wurden auf dem Rücken mit einem Seilende zusammengeschnürt. Er war zu schwach, um sich zu wehren. Und die Kerle, die ihn fesselten, griffen hart zu. Dann wurde er in den Sattel seines Pferdes gesetzt. Da war ihm klar, dass er auf dieselbe Weise enden sollte wie jene drei Männer, die er vor der Stadt am Galgenbaum gesehen hatte.

Niemand machte sich die Mühe, seine Füße in die Steigbügel zu stecken. So schwankte er im Sattel hin und her wie ein Betrunkener. Undeutlich nahm er wahr, dass er rings von Reitern umgeben war, die ihn aus der Stadt hinausbrachten. Es mochten zwei Dutzend Männer sein. Viele von ihnen trugen lodernde Fackeln in den Händen.

Einmal hob Joe den Kopf, und da sah er im flackernden Schein den Galgenbaum aus dem Dunkel der anbrechenden Nacht hervortreten. Der Baum war längst abgestorben und schimmerte weiß wie ein Skelett.

„Das Seil!“, rief jemand, als Joe Kanes Pferd unter dem Galgenbaum stand. Er hörte, wie das fingerdicke Seil klatschend über einen der höchsten Äste flog. Dann drängte ein Reiter sein Pferd an Joes Seite, beugte sich aus dem Sattel und streifte dem Verurteilten die Schlinge über den Kopf. Er zog sie eng zusammen und achtete darauf, dass der Knoten links vom Nacken saß. Dann dirigierte er sein Pferd zwei, drei Sätze zur Seite.

„Wenn du noch etwas zu sagen hast, Rebell, dann beeil dich, denn gleich wird dir der Atem wegbleiben.“