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Eine Novella zur LOVE-NXT-Reihe von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Anne Pätzold
Jae-yong grinste mich an - und für einen kurzen Augenblick verschwamm alles andere um mich herum. Fast ein Jahr kannten wir uns mittlerweile, und obwohl ich mich immer noch hin und wieder wie das nervöse Mädchen fühlte, das ihm auf der Award-Show begegnet war, erfüllte mich sein Anblick in letzter Zeit nur noch mit einem Gefühl von Sicherheit. Geborgenheit. Von Angekommen-Sein. Es saß tief in meiner Brust und meldete sich immer dann zu Wort, wenn ich mir einen Moment Zeit nahm, um ihn richtig anzusehen.
"Ein Tag noch", hörte ich mich sagen.
Ella und Liv reisen nach Seoul, machen Sightseeing und besuchen Jae-yong. Special Guests: Min-ho und der Rest von NXT, Erin, die Ella nach wie vor die besten Ratschläge gibt, Mel, die im Mutter-Modus ist, weil ihre zwei Küken allein im Ausland sind, und Jae-yongs Bücherregal in der NXT-Wohnung. Falls es euch auch schwergefallen ist, Ella und Jae-yong nach dem Ende WHEN WE HOPE gehen zu lassen, dann ist diese Novella genau der richtige Lesenachschub für euch.
"Anne Pätzold hat mit WHEN WE DREAM einen Rückzugsort für mich geschaffen. Die NXT-Reihe ist vieles. Eine Geschichte zum Verlieben. Eine Geschichte zum Wohlfühlen. Ein absolutes Herzensbuch." BOOKWORMIII
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Titel
Zu diesem Buch
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
Die Autorin
Die Romane von Anne Pätzold bei LYX
Impressum
ANNE PÄTZOLD
When We Begin
EINE LOVE-NXT-NOVELLA
Fast ein Jahr sind Ella und Jae-yong nun ein Paar – ein Jahr voller gemeinsamer glücklicher Momente. Allein die Tatsache, dass ihre Beziehung nach wie vor ein Geheimnis bleiben muss, macht Ella zu schaffen. Doch als sie und Liv gemeinsam für einen Kurztrip nach Seoul aufbrechen, ahnt sie nicht, dass diese Reise nicht nur Livs Welt grundlegend auf den Kopf stellen wird. Denn plötzlich kann Ella nicht aufhören, über das »Was wäre, wenn …?« nachzudenken …
Meine Zimmertür flog ohne Vorwarnung auf – und dahinter erschien meine kleine Schwester, die offensichtlich gerade kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand.
»Ella! Notfall!« Ungefragt stürmte sie durch den Raum zu mir und baute sich direkt neben meinem Schreibtisch auf. Mit weit aufgerissenen Augen schaute sie auf meinen Laptop, und als sie Jae-yong auf dem Bildschirm erkannte, winkte sie kurz, ehe sie ihren Cruella-de-Vil-Blick wieder auf mich richtete. Ich nahm aus den Augenwinkeln wahr, wie Jae-yong schmunzelte und das Winken erwiderte, aber das bekam Liv schon gar nicht mehr mit.
Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück, das vertraute Quietschen ein eindeutiger Hinweis, dass ich mir nach fünf Jahren langsam einen neuen zulegen sollte. »Was ist es diesmal? Zu wenig Platz im Koffer? Zu wenig Kleidung in deinem Schrank?«
»Zu wenig Zeit zum Packen!«, rief Liv. »Diese Reise wird eines der wichtigsten Erlebnisse in meinem ganzen Leben und ich habe nur vier Stunden Zeit, um zu entscheiden, welche Outfits ich einpacken möchte, wie ich mich auf dem Flug beschäftige und wie viel Geld ich brauche, um alles kaufen zu können, was ich unbedingt brauche.«
»Du hattest vier Wochen Zeit«, gab ich zu bedenken. »Wir haben die Flugtickets vor einem Monat gebucht, erinnerst du dich noch?«
Liv quittierte meine Frage mit einem bösen Blick. Allem Anschein nach war Ehrlichkeit gerade nicht der Weg zu ihrem Herzen. Dabei hatte Mel ihr in den vergangenen Wochen immer wieder gesagt, dass sie nicht erst auf den letzten Drücker anfangen sollte. Sie kannte Liv einfach zu gut.
»Ich glaube, du musst dir gar nicht so viele Sorgen machen, Liv«, warf Jae-yong in dem Moment ein. »Seoul ist nicht das Ende der Welt. Wenn du etwas vergisst, bekommst du hier eigentlich fast alles zu kaufen, was du auch in Chicago finden würdest.«
»Auch meinen liebsten Cronut von Dunkin’ Donuts?«
»Es gibt mehrere Dunkin’ Donuts in der Stadt. Ich kann dir nicht versprechen, dass sie deine Lieblingssorte haben, aber du dürftest zumindest nicht verhungern.«
»Was ist eigentlich mittlerweile deine Lieblingssorte?«, schaltete ich mich in das Gespräch ein. »Die mit der Nuss-Nougat-Füllung?«
»Quatsch, die hab ich schon ewig nicht mehr gegessen«, antwortete meine kleine Schwester in einem Ton, als wäre es nicht zu fassen, dass ich so etwas Banales für ihre Lieblingssorte halten könnte. »Ich mag die Boston-Creme-Cronuts mittlerweile am liebsten.«
»Natürlich. Wie konnte ich nur so ignorant sein?«
»Dabei hole ich mir ständig welche.«
»Aber du isst sie, bevor du zu Hause ankommst.«
»Nur, weil ich weiß, dass ich sonst ein Stück mit dir teilen müsste.«
»Ich hab nie verlangt, dass du das mit mir teilen musst.«
»Du vielleicht nicht. Aber wenn Mel mitbekommt, dass wir nicht teilen, hat sie immer diesen merkwürdigen Blick drauf.«
»Ah«, machte ich – und sah genau vor mir, wie Mel die Stirn leicht in Falten legte, wenn Liv und ich uns ums Essen stritten. »Okay, Punkt für dich.«
Zufrieden verschränkte meine kleine Schwester die Arme vor der Brust. Man hätte meinen können, sie hätte eine unglaublich wichtige Argumentation gewonnen.
»Ich möchte euch ungern unterbrechen«, sagte Jae-yong. »Aber wenn ihr in vier Stunden losmüsst und dein Koffer noch nicht gepackt ist, Liv …«
Ihre Augen wurden plötzlich wieder riesengroß. »Oh Gott, das hab ich ganz vergessen. Ella, wenn ich nackt durch Seoul laufen muss, ist das deine Schuld!« Sie machte auf dem Absatz kehrt und warf die Zimmertür hinter sich zu, bevor ich auch nur den Mund öffnen könnte.
»Wieso bin ich denn jetzt schuld?«, fragte ich ungläubig.
Jae-yongs verhaltenes Lachen drang knisternd zu mir. Die Verbindung war heute wackelig – ich hatte mich in der vergangenen halben Stunde mehr als einmal mit einem verpixelten Gesicht unterhalten müssen.
»Große Geschwister sind prinzipiell immer schuld an allem«, sagte Jae-yong. »Frag Ha-eun. Sie würde dir das Gleiche erzählen.«
Ich seufzte tief. »Ich kann doch nichts dafür, dass sie alles immer bis auf den letzten Drücker aufschiebt.«
»Hm«, machte Jae-yong nachdenklich. »Mir kommt ein gewisser Jemand in den Sinn, der die Hausarbeiten für die Kunsthochschule immer erst einen Abend vor Abgabe erledigt und sich die ganze Zeit über darüber beschwert, dass die Zeit zu knapp ist.«
Ich stützte mein Kinn auf einer Hand ab. »Keine Ahnung, wen du meinst. Das klingt nicht nach jemandem, den ich kenne.«
Jae-yong grinste mich an – und für einen kurzen Augenblick verschwamm alles um mich herum. Fast ein Jahr kannten wir uns mittlerweile, und obwohl ich mich immer noch hin und wieder wie das nervöse Mädchen fühlte, das ihm auf der Award-Show begegnet war, erfüllte mich sein Anblick in letzter Zeit nur noch mit einem Gefühl von Sicherheit. Geborgenheit. Von Angekommen-Sein. Es saß tief in meiner Brust und machte sich immer dann breit, wenn ich mir einen Moment Zeit nahm, um ihn richtig anzusehen.
»Ein Tag noch«, hörte ich mich sagen.
Sein Lächeln wurde, wenn möglich, noch größer. »Weniger als vierundzwanzig Stunden. Es kommt mir vor, als hätte ich dich monatelang nicht mehr gesehen, dabei ist es erst ein paar Wochen her.«
»Wenn Mel nicht Liv und mir die Reise zu Weihnachten geschenkt hätte, wären vermutlich mehrere Monate daraus geworden«, sagte ich. Mein Konto mochte diese Fernbeziehung zwischen Jae-yong und mir nicht sonderlich – und der Job im Museum würde mich in nächster Zeit voraussichtlich auch nicht reich machen.
Jae-yong verzog das Gesicht mitfühlend. »Ich hab dir gesagt, dass ich euer Hotel bezahlen …«
»Du weißt, dass weder Liv noch ich das wollten«, unterbrach ich ihn. »Es ist schon in Ordnung. Wirklich.«
Meine Aussage schien ihn nicht wirklich aufzuheitern. Er nickte zwar und wechselte das Thema, um sein Unverständnis zu überspielen, aber ich kannte ihn gut genug, um auch die kleinsten Regungen aus seinem Gesicht lesen zu können. Er war nicht glücklich mit der Situation. Weil er nichts mit uns würde unternehmen können. Weil wir in einem Hotel schlafen mussten, da die Sorge sonst zu groß war, dass jemand etwas mitbekam. Auch wenn sein Label von der Beziehung wusste und sie mittlerweile kein Problem mehr darstellte, war da immer noch … der Rest der Öffentlichkeit.
Wir sprachen nicht ständig darüber, doch hin und wieder kam das Thema auf und ließ uns beide ratlos zurück. Wir waren bisher nicht bereit gewesen, es der Welt zu sagen – aber es nicht zu tun, wurde auch mit jedem Tag erdrückender.
Als wir ein paar Minuten später das Gespräch beendeten, lächelten wir beide über diesen Elefanten im Raum hinweg, wie wir es meistens taten. Die andere Möglichkeit war, uns den ganzen Tag davon vermiesen zu lassen, und wir hatten beide schon vor Monaten gemerkt, dass das nicht die beste Idee war, wenn die Person, die einen hätte trösten können, am anderen Ende der Welt lebte.
Mit einem Seufzen klappte ich meinen Laptop zu und streckte mich kurz in meinem Stuhl, ehe ich aufstand. Mein Koffer und mein Rucksack standen bereits gepackt vor dem Bett. Durch die geschlossene Tür hörte ich Liv aufgeregt durch die Wohnung wuseln – vom Bad in ihr Zimmer, zur Küche und zurück.
Ich verließ mein Zimmer und gesellte mich zu Mel auf die Couch. Sie hatte sich den halben Tag Urlaub genommen, um uns zum Flughafen fahren zu können, und verbrachte ihre freie Zeit gerade damit, abwechselnd Liv bei ihrer Packwut zuzusehen und eine Sendung im Fernsehen zu verfolgen.
»Was wirst du tun, während du sturmfrei hast?«, fragte ich Mel.
»Arbeiten. Essen. Partys feiern. Schlafen. Das Übliche halt.«
Ich zuckte zusammen, als in Livs Zimmer etwas zu Boden fiel, das dem Klang nach beim Aufprall in mehrere Einzelteile zerschellte. Livs unterdrückter Fluch bestätigte meine Vermutung. »Aber lass die Wohnung ganz. Und meine Zimmertür bleibt zu.«
Mel schnaubte amüsiert. »Ja, Mom.«
Ich grinste in mich hinein und machte es mir dann auf dem Sofa bequem. Für mich war es mittlerweile der vierte Flug nach Seoul. Und auch wenn ich dem Fliegen weiterhin nicht allzu viel abgewinnen konnte, stellte sich beim Ablauf der Reise langsam eine Routine ein, die mir einen Teil meiner Nervosität nahm. Ich arbeitete für meine Kurse so weit wie möglich vor und fing spätestens drei Tage vor der Abreise an, meine Sachen zu packen. Jae-yong und ich klärten, wann wir uns wo treffen würden – und kurz darauf saß ich schon im Flugzeug und war nur noch ein paar Stunden von ihm entfernt.
Während Liv also im Chaos versank und die Wohnung, offensichtlich auf der Suche nach ihrem Lieblingspulli, auf den Kopf stellte, entspannte ich mich auf der Couch, bis Mel ankündigte, dass wir uns allmählich fertig machen sollten. Sie klopfte an Livs Tür, die mit einem gestressten »Ja?« antwortete.
»Wir müssen langsam los«, sagte Mel durch die Tür. »Bist du fertig? Brauchst du Hilfe?«
»Nicht nötig«, rief Liv zurück. Im nächsten Moment wurde die Tür von innen aufgerissen, knallte gegen die Wand dahinter und Liv hievte ihren Koffer ins Wohnzimmer. Ihre Haare waren völlig wirr und sie sah aus, als hätte sie bereits eine Tagesreise hinter sich. Als sie mein kaum unterdrücktes Lachen bemerkte, entstand eine genervte Falte zwischen ihren Augenbrauen. »Kein Wort.«
Ich hob beide Hände und rollte mein Gepäck dann ebenfalls den Flur hinunter bis vor die Wohnungstür. Mel packte ihre Autoschlüssel ein, warf sich eine Jacke über und ermahnte Liv, die Hacken ihrer Schuhe nicht plattzutreten, nur weil sie zu faul war, sie richtig anzuziehen. Daraufhin stöhnte Liv, kam Mels Aufforderung aber nach – und gefühlte zehn Jahre später saßen wir endlich im Auto und fuhren auf den Highway.
Das Radio lief leise im Hintergrund, ich hatte mich in weiser Voraussicht freiwillig auf die Rückbank gesetzt. Denn kaum waren wir ein paar Minuten unterwegs, fuhr Mel damit fort, ihre Rolle als große Schwester auszuüben und Liv den letzten Nerv zu rauben.
»Hast du genügend Geld dabei?«
»Ja.«
»Hast du dein Handy geladen und alle Ladegeräte eingepackt?«
»Ja.«
»Dein Portemonnaie und Reisepass?«
»Ja.«
»Hast du genügend Unterwäsche …«
»OH MEIN GOTT, MEL, JA! Ich habe genügend Unterwäsche dabei. Und selbst wenn nicht, ist Seoul eine Millionenmetropole, in der ich sicher Unterwäsche kaufen könnte.«
Die Ironie, dass Liv gerade Jae-yongs Worte wiederholte, entging mir nicht. Ich amüsierte mich köstlich aus sicherer Distanz. Zu sehen, wie meine kleine Schwester sich unter Mels Fragen wand, war nur so lange witzig, bis ich mich selbst an ihrer Stelle befand. Auch wenn wir drei wussten, dass es nur oberflächliche Zankereien waren.
In Wahrheit war Liv genauso froh wie ich, dass Mel noch mal jede Kleinigkeit durchging. Ich durchschaute es an dem Augenblick des Überlegens, den Liv sich vor jedem »Ja« nahm, um zu durchdenken, ob sie auch wirklich alles dabeihatte.
Mel parkte am Flughafen und half uns, unser Gepäck in das riesige Gebäude zu schleppen und aufzugeben. Wir checkten direkt ein, bekamen unsere Bordkarten und verabschiedeten uns wenig später vor der Sicherheitskontrolle von Mel. Sie umarmte Liv so lange, dass ich kurz Angst hatte, meine kleine Schwester könnte dabei ersticken. Dann tat Mel das Gleiche bei mir und ließ uns schließlich gehen.
Wir winkten ihr, bis sie aus unserem Blickfeld verschwand, und Liv stieß einen erleichterten Laut aus.
»Sie meint es nur gut«, sagte ich beschwichtigend.
»Ich weiß«, erwiderte sie. »Aber wenn sie so nervös ist, stachelt das meine Nervosität noch zusätzlich an. Und ich möchte mich eigentlich nur auf die Vorfreude konzentrieren.«
»Du darfst auch beides sein: nervös und vor Freude ganz aufgeregt. Niemand verlangt, dass du deinen ersten Langstreckenflug mit einer Glanzleistung in Gelassenheit hinter dich bringst. Solange du dich nicht auf meinen Schoß übergibst, ist alles in Ordnung.«
Liv verdrehte die Augen, grinste aber. »Danke.«
Ich drückte ihr meinen Ellenbogen kurz in die Seite und deutete auf einen Stand, der frisch gepressten Saft verkaufte. »Komm, du bekommst von der besten Reisebegleitung aller Zeiten einen Saft samt Muffin spendiert.«
»Beste Reisebegleitung?«, fragte Liv.
»Ich nehme dich mit nach Südkorea.«
»Allerbeste Reisebegleitung.«