Who's the Boss? - Tina Keller - E-Book
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Who's the Boss? E-Book

Tina Keller

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Beschreibung

Ben ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, aber nicht gerade ein feinfühliger Vorgesetzter. Seine Sekretärin Dana treibt er mit seiner schroffen Art täglich zur Weißglut. Punkten kann er einzig und allein mit seinem fantastischen Aussehen, bei dem die Frauen reihenweise dahinschmelzen. Auch Dana gibt sich heimlich erotischen Fantasien mit ihrem sexy Boss hin. Ein schwerer Unfall verändert alles. Ben leidet an einer Amnesie und kann sich nicht an die letzten drei Jahre erinnern – und auch nicht an die Frauen, die er in dieser Zeit getroffen hat. Durch einen dummen Zufall glaubt er plötzlich, dass er ein Verhältnis mit Dana hatte. Und Dana denkt nicht mal im Traum daran, dieses Missverständnis aufzuklären – jetzt, wo sie die Chance hat, ihrem Boss endlich näher zu kommen ….

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 - Dana

Kapitel 2 - Ben

Kapitel 3 - Ben

Kapitel 4 - Ben

Kapitel 5 - Ben

Kapitel 6 - Dana

Kapitel 7 - Dana

Kapitel 8 - Dana

Kapitel 9 - Dana

Kapitel 10 - Dana

Kapitel 11 - Ben

Kapitel 12 - Ben

Kapitel 13 - Dana

Kapitel 14 - Dana

Kapitel 15 - Ben

Kapitel 16 - Dana

Kapitel 17 - Ben

Kapitel 18 - Dana

Kapitel 19 - Ben

Kapitel 20 - Dana

Kapitel 21 - Ben

Kapitel 22 - Dana

Kapitel 23 - Ben

Kapitel 24 - Dana

Kapitel 25 - Ben

Impressum

Kapitel 1 - Dana

Mein Boss ist ein echter Arsch, wenn auch ein verdammt attraktiver. Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, könnte ich einerseits zerfließen, weil er so sexy ist – aber sobald er den Mund aufmacht, könnte ich ihn in der Luft zerreißen. Klar, ein Typ wie er, der aussieht wie ein Hugo Boss Model und noch dazu unendlich viel Kohle hat, muss nicht auch noch nett sein. Das wäre wohl ein bisschen zu viel des Guten.

„Frau Dormann, wo zum Teufel ist der Ordner von diesem Wellnesshotel in Seefeld?“, herrscht er mich an, während sein verführerisches Parfüm mich umwölkt. Ich habe mir dieses Parfüm sogar gekauft und es auf mein Kopfkissen gesprüht, so bescheuert bin ich. So kann ich wenigstens auch nachts diesen Sklaventreiber nicht vergessen. Wobei er nachts nicht wirklich ein Sklaventreiber ist. Er spielt dann eine ganz andere Rolle, die sehr viel prickelnder ist.

„Eigentlich steht er bei Ihnen, ganz oben im Regal in der zweiten Reihe“, gebe ich brav Auskunft und erhebe mich flink von meinem Stuhl.

Eigentlich steht er bei Ihnen klingt im Nachhinein auch ein bisschen eigentümlich, wenn man das steht betont und nicht das Ihnen, wie mir gerade auffällt.

„Eigentlich, eigentlich“, ätzt Ben und seine grünen Augen lodern. „Da ist er aber nicht.“

„Warten Sie, ich schaue mal nach“, biete ich hilfsbereit an und stakse in sein Büro. Dieser Angeber hat natürlich das größte Büro weit und breit, obwohl er nur der Junior Chef ist. Sein Vater hält nach wie vor die Fäden der Immobilienfirma in der Hand und das ärgert ihn wohl mächtig. Aber das muss er nicht immer an mir auslassen.

„Glauben Sie, ich bin zu blöd, einen dusseligen Ordner zu finden?“, blökt er bösartig.

„Nein, das glaube ich nicht“, beantworte ich seine rhetorische Frage, was ihn noch mehr auf die Palme bringt.

„So kann ich nicht arbeiten“, nörgelt er weiter. „Meine Zeit ist kostbar. Ich kann nicht dauernd nach irgendwelchen Unterlagen suchen. Sie sind meine Sekretärin und haben dafür zu sorgen, dass sich die Sachen an ihrem rechtmäßigen Platz befinden.“

„Jawohl, Herr Berger“, sage ich artig und bin versucht, vor ihm zu salutieren, aber er würde den Witz sicher nicht lustig finden. Er scheint sowieso wenig Humor zu besitzen. Warum nur finde ich ihn so anziehend?

Ehrlich gesagt macht es mich manchmal richtiggehend an, wenn er so barsch zu mir ist. Ich stelle mir dann vor, wie es wohl wäre, wenn er mir im Bett auch solche schroffen Anweisungen geben würde.

„Auf die Knie, aber schnell! Wird’s bald! Ich halte es nicht mehr aus!“ oder „Runter mit dir! Ich will, dass du mir einen bläst. Mir platzt gleich die Hose.“

Ja, in diesen Situationen fände ich seinen brüsken Ton durchaus anregend, aber wenn es um einen blöden Ordner geht, nervt das echt. Am liebsten würde ich Beasty Boss Ben, wie ich ihn heimlich nenne, den Ordner um die Ohren hauen – wenn ich diesen Ordner finden würde. Leider steht er tatsächlich nicht da, wo er stehen sollte, nämlich in der obersten Reihe.

„Seltsam“, resümiere ich. „Er ist wirklich nicht da.“

Beasty Boss Ben blickt mich spöttisch an.

„Ach was. Habe ich das nicht gerade gesagt? Vielleicht sollten Sie Ihrem Chef einfach mal glauben.“

Warum sieht dieser Kerl nur so fantastisch aus? Er ist – woher auch immer – braun gebrannt, hat ein unglaublich männliches Gesicht, dunkle Haare und eine atemberaubend athletische Figur, die in einem sündhaft teuren Anzug steckt. Sein ganzer Habitus strahlt Macht und Wohlstand aus. Und vor allem: Sex. Ihm kriecht das Testosteron aus jeder Pore. Er ist ein umwerfender Mann. Bloß als Boss ist er ein Albtraum. Und leider ist er mein Boss und nicht mein Lover.

„Eigentlich gehört er da rein, wo jetzt das Loch klafft“, rede ich mich um Kopf und Kragen und werde rot.

„Also da, wo jetzt die Spalte ist“.

Oh Gott, das war jetzt auch nicht viel besser. Schaffe ich es nicht, einen einzigen Satz zu sagen, der nicht anzüglich ist? Warum muss die glänzende Hose meines Chefs auch im Schritt Falten werfen? Er macht mich echt ganz wuschig!

„Beschaffen Sie mir den Ordner, verdammt noch mal“, knirscht Ben zwischen den Zähnen, wirft mir einen hasserfüllten Blick zu und verlässt sein Büro. Dabei stößt er fast mit meiner Kollegin Leonie zusammen, die gerade zur Tür hereinkommt. Selbstverständlich entschuldigt er sich nicht, das wäre ja auch unter seiner Würde.

„Hui, der ist ja heute wieder gut drauf“, findet Leonie. „Hat der eigentlich auch mal gute Laune? Ich verstehe nicht, wie du es mit ihm aushältst.“

„Ich auch nicht“, stimme ich ihr zu. „Aber wenn ich ihn ansehe und mir ganz andere Dinge mit ihm vorstelle, geht es eigentlich.“

„Wenn er auch noch hässlich wäre, hätten wir seinen Kaffee sicher schon mit Arsen versetzt. Aber weil er so geil aussieht, verzeihen wir ihm alles. Ganz schön blöd, was? Wir sind echt total bescheuert“, resümiert Leonie.

„Ja, das sind wir“, grinse ich.

Leonie ist in den zwei Jahren, in denen ich jetzt schon für Ben arbeite, eine enge Freundin geworden.

Leonie verdreht die Augen und senkt dann ihre Stimme.

„Aber im Bett ist er garantiert der totale Hengst. Jede aus dem Schreibbüro würde sofort mit ihm in die Kiste springen. Echt armselig, aber durchaus nachvollziehbar. Wenn er in dem Ton den Satz ‚Ich besorg es dir, du Luder‘ sagen würde, würde ich dahin schmelzen.“

„Er hat aber nicht ‚Ich besorg es dir, du Luder‘ gesagt, sondern ‚Beschaffen Sie mir den Ordner‘“, stelle ich klar.

„Und genau das muss ich jetzt schleunigst tun. Wo zum Henker kann er nur sein?“

Gelangweilt verzieht Leonie das Gesicht.

„Suchst du den Wellnesshotel Ordner? Den habe ich für den Senior geklaut. Bitchy Ben war nicht da und du auch nicht. Hier ist er.“

Sie knallt den vermissten Ordner auf meinen Schreibtisch.

„Wie wäre es mit einer freundlichen Info gewesen?“, tadele ich sie. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du dir den Ordner ausgeliehen hast?“

„Du liebe Güte, ich habe ihn nur ein paar Minuten gehabt“, stöhnt Leonie. „Ich konnte doch nicht wissen, dass Bad Boss Ben ihn ausgerechnet jetzt haben will. Wo ist er denn eigentlich hingelaufen? Ist er so verärgert, dass er sich aus lauter Wut einen runterholen muss, um sich zu entspannen?“

„Ich würde noch lauter schreien“, ermuntere ich sie.

„Außerdem glaube ich kaum, dass mein Boss sich einen runterholen muss. Dafür hat er zahlreiche Assistentinnen, die ihn dabei unterstützen.“

„Aber nicht in der Firma“, erwidert Leonie und schmatzt nervtötend laut auf ihrem Kaugummi herum.

„Obwohl sich alle weiblichen Angestellten liebend gern zur Verfügung stellen würden. Und die schwulen Männer gleich mit dazu. Das würde einen richtigen Menschenauflauf geben.“

Wir vernehmen energische Schritte und gleich darauf steht das Objekt unserer Begierde vor uns. Ob er eigentlich weiß, dass alle Frauen in seinem Unternehmen scharf auf ihn sind? Aber klar weiß er das. Bescheidenheit war noch nie seine Stärke.

„Welcome back. Hier ist der Ordner“, begrüße ich ihn, während er mich finster ansieht.

„Herzlichen Glückwunsch“, sagt er ironisch. „Meine Sekretärin hat einen Ordner gefunden. Soll ich Sie jetzt fürs Bundesverdienstkreuz vorschlagen oder möchten Sie einen Pokal haben?“

„Ein roter Teppich mit einer Blaskapelle würde mir vollauf reichen“, erwidere ich zuckersüß, obwohl ich genau weiß, dass er es nicht leiden kann, wenn ich sarkastisch werde. Das darf nur er. Aber einen kleinen Scherz dann und wann kann ich mir einfach nicht verkneifen. Zum Glück haben mir meine Eltern eine gehörige Portion Selbstbewusstsein mit auf den Weg gegeben. Ich lasse mir nicht den Mund verbieten. Auch nicht von ihm.

Meine Vorgängerin scheint ganz anders gewesen zu sein. Sie war offensichtlich ein verhuschtes Mäuschen, das erschrocken aufgesprungen ist, wenn er nur mit dem Finger geschnippt hat. Da beißt er bei mir natürlich auf Granit. So lasse ich mich nicht behandeln. Ich weiß, dass er sich oft über mein Verhalten ärgert und eigentlich wundere ich mich, dass er mich nicht schon längst rausgeschmissen hat. Immerhin arbeite ich bereits seit zwei Jahren für ihn und das ist länger, als es jede andere Sekretärin vor mir ausgehalten hat.

„In ihrer Mittagspause können Sie meinen Anzug aus der Reinigung holen“, weist er mich an.

„Ich hoffe, dass der Abholzettel nicht genauso verschwunden ist wie der Ordner.“

„In der Mittagspause mache ich Pause, wie der Begriff ja schon sagt“, erkläre ich. „Ich kann Ihren Anzug höchstens nach meiner Mittagspause abholen, wodurch sie sich dementsprechend verlängert.“

Ben sieht aus, als würde er mich im nächsten Moment aus dem geschlossenen Fenster werfen.

„Hätten Sie vielleicht die unendliche Güte, mir etwas für meine Mittagspause mitzubringen?“, erkundigt er sich honigsüß und verengt seine Augen zu Schlitzen.

„Oder ist das heute unter Ihrem Niveau? Das ist sehr tagesabhängig bei Ihnen.“

„Ich bringe Ihnen sehr gerne etwas mit“, behaupte ich betont freundlich.

Ja, das tue ich wirklich. Arsen oder Strychnin.

„Selbstverständlich verlängert sich dadurch meine Mittagspause abermals.“

So, wie Ben mich jetzt ansieht, bin ich es, die demnächst Arsen oder Strychnin in ihrem Essen vorfindet.

„Ich habe wirklich noch nie so eine renitente Assistentin gehabt wie Sie“, tadelt er mich. „Wenn Sie fachlich nicht so gut wären … Aber nun ja, lassen wir das. Sie sind fachlich gut. Seien Sie froh darüber.“

Ich grinse ihn frech an. Das ist in der Tat mein großer Bonus. Ich bin eine perfekte Sekretärin und das weiß ich auch. Ich erledige meine Aufgaben schnell, gewissenhaft und fehlerfrei. Immer. Daran gibt es nichts zu meckern. Eine bessere Assistentin als mich findet er nicht. Und eine, die es mit ihm aushält, schon gar nicht. Er soll gefälligst froh sein, dass er mich hat.

„Ein großes Selbstbewusstsein haben Sie ja“, gesteht er mir zu. „Und eine große Klappe ebenfalls. Aber manchmal nehmen Sie sich ein bisschen zu viel heraus und vergessen, dass ich der Boss bin und hier das Sagen habe, nicht Sie.“

„Wie könnte ich das jemals vergessen?“, säusele ich. „Was darf ich Ihnen denn aus meiner Mittagspause mitbringen, verehrter Boss?“

Ben seufzt tief auf und fixiert mich wieder aus seinen giftgrünen Augen. Ich stelle mir gerade vor, wie sie sich verschleiern, wenn er geil ist. Ob er laut stöhnt oder eher still genießt? Ich mag Kerle, denen man ihre Erregung anhört. Ich würde das zu gern herausfinden! Ob ich jemals eine Chance haben werde?

„Dasselbe wie immer. Da Sie die perfekte Sekretärin sind, wissen Sie, was gemeint ist“, antwortet er.

Ich nicke automatisch. Ja, das weiß ich. Einen extragroßen Caesar Salat ohne Brot und ohne Dressing, damit die gestählte Figur nicht leidet.

„Vielen Dank für diesen Liebesdienst“, ringt sich Ben mit größter Mühe ab und ich sehe ihn überrascht an. Hat er tatsächlich gerade Liebesdienst gesagt? Oh, da könnte ich mir aber noch ganz andere Liebesdienste vorstellen, die ich äußerst gern für ihn erledigen würde!

♥♥♥

„Du gehst ganz schön ruppig mit ihm um“, findet Leonie, mit der ich gemeinsam Mittagspause mache. Wir haben uns in einem indischen Restaurant ein günstiges Mittagsmenü bestellt und gehen unserer Lieblingsbeschäftigung nach: Wir lästern über unsere Chefs.

„Er lässt sich ganz schön viel von dir gefallen. Das würde sich keine andere Sekretärin trauen. Hast du keine Angst, dass du irgendwann in hohem Bogen rausfliegst?“

Ich schüttele den Kopf.

„Nein, dazu mache ich meinen Job zu gut. Wo will er denn eine neue Sekretärin herkriegen? Er weiß ganz genau, dass die nach ein paar Wochen flüchten. Bisher hat es noch keine bei ihm ausgehalten.“

„Das stimmt“, pflichtet Leonie mir bei. „Deine Vorgängerin, Julia, kam fast jeden Tag mit verweinten Augen zu mir, das habe ich dir schon oft erzählt. Sie war immer völlig fertig, weil er sie ständig angeschrien hat. Nach ein paar Monaten war sie nur noch ein seelisches Wrack. Sie musste kündigen, es blieb ihr gar keine andere Wahl. Sie wäre sonst echt eines Tages von der Brücke gesprungen, wahrscheinlich mit einem Ordner in der Hand.“

„Das passiert mir nicht“, erwidere ich fröhlich. „Ich weiß, dass seine cholerischen Ausbrüche nichts mit mir zu tun haben. Irgendwas läuft bei ihm gehörig schief. Ich meine, es muss doch einen Grund geben, warum er so unausstehlich ist.“

„Ich glaube, es liegt daran, dass er ein verdammt guter Unternehmer ist, sein Vater ihn aber wie einen kleinen Jungen behandelt“, vermutet Leonie.

„Er hat schon oft Vorschläge gemacht, die von seinem Vater abgeschmettert wurden, obwohl sie wirklich gut waren. Er steht immer noch unter der Fuchtel des Seniors und das wurmt ihn entsetzlich. Vorher war er in der Filiale in London und konnte viel selbständiger arbeiten.“

„Ich verstehe, dass das frustrierend für ihn sein muss“, habe ich ein Einsehen. „Aber das ist noch lange kein Grund, auf alle anderen Menschen einzudreschen. Wir können schließlich nichts dafür. Da muss er eben mal mit seinem Vater ein ernstes Gespräch führen. Aber er kann seinen Unmut nicht an allen anderen auslassen. Das ist einfach unmöglich.“

„Ja, das ist es“, stimmt Leonie mit zu. „Alle leiden darunter. Und trotzdem sind die Frauen total verrückt nach ihm. Svenja hat sich sein Bild sogar als Bildschirmschoner machen lassen und Ricarda hat seinen Kopf auf ein nacktes Model montiert. Die Frauen himmeln ihn ganz unverhohlen an. Irgendwie stehen wir auf diese Machomänner, die so schroff und barsch sind, oder?“

„Ja leider“, seufze ich. „Die Evolution ist wohl komplett an uns vorbeigegangen. Da sind wir so emanzipiert geworden und haben so sehr für unsere Rechte gekämpft – und dann kommt so ein Macho Arsch daher und wir mutieren zu willenlosen, triebgesteuerten Tussen.“

„So ist es“, bestätigt Leonie. „Im Grunde hat sich überhaupt nichts geändert. Auch, wenn sich heutzutage vorwiegend die Männer die Babys vor den Bauch binden und sie durch die Gegend tragen.“

Sie fängt an zu kichern.

„Kannst du dir das von Ben vorstellen? Dass er sich ein Baby vor den Bauch bindet oder es womöglich sogar wickelt?“

Wir lachen schallend los. Nein, das können wir uns natürlich nicht vorstellen. Das einzige, was wir uns vorstellen können, ist, wie Ben es einer Frau so richtig hart und fest besorgt. Da er so gut durchtrainiert ist, kann er das bestimmt ziemlich gut.

„Für den Alltag wünschen wir uns einen lieben, verständnisvollen, fürsorglichen Partner“, ergänze ich. „Aber im Bett darf es gerne einer dieser gemeinen und durchtriebenen Machomänner sein. Mit denen kann man zwar im Alltag nichts anfangen, aber das stört beim Sex ja nicht.“

„Im Grunde braucht man wirklich zwei Männer“, sinniert Leonie. „Oder am besten drei. Einen für den Alltag, einen für Sex und den dritten als Handwerker. Ob Ben ein guter Handwerker ist?“

„Kommt drauf an, wie du das auslegst“, sage ich anzüglich. „Ich glaube schon, dass er ganz gut mit seinen Händen umgehen kann.“

„Und mit seiner Zunge“, fügt Leonie grinsend hinzu. „Und natürlich mit seinem … tadaaa, was essen wir denn heute eigentlich?“

Der Kellner steht an unserem Tisch und lächelt uns an. Ob er unsere letzten Sätze gehört hat? Ach egal, er kann sich denken, was immer er will.

„Wusstest du eigentlich, dass die Inder einen total kleinen Schwanz haben?“, flüstert Leonie, als der Kellner unsere Bestellung aufgenommen hat

Ich schüttele den Kopf. Nein, das wusste ich natürlich nicht. Warum sollte es mich interessieren, wie ein Inder ausgestattet ist? Die Möglichkeit, dass ich jemals mit einem Inder ins Bett gehe, ist relativ gering.

Leonie nickt eifrig.

„Ich habe letztens gelesen, dass die Standard Kondome für sechs von zehn Indern zu groß sind. Bei den meisten sind sie drei Zentimeter zu groß, oft aber auch fünf Zentimeter. Ist das nicht Wahnsinn, was es da für Unterschiede gibt? Die müssen ja echt winzig sein. Was ist noch mal die Standardlänge? Sechzehn Zentimeter? Dann sind es bei den armen Kerlen ganze elf Zentimeter. Ach du liebe Güte, da spürt man doch gar nichts!“

„Es kommt nicht auf die Länge und Dicke an, sondern nur auf die Technik“, äffe ich den beliebtesten Spruch der Männer nach.

„Es würde mich ja mal interessieren, was das für eine Wahnsinnstechnik ist, von der ich noch nie was gehört habe.“

„Aber wenn sich ein Mann extrem blöd anstellt, nützen ihm auch seine zwanzig Zentimeter nichts“, findet Leonie.

„Generell macht es aber schon mehr Spaß, einen großen Schwanz anzufassen als einen kleinen, oder?“, sage ich etwas zu laut.

Zu meinem Unglück steht plötzlich der Kellner wieder an unserem Tisch und ich bin sicher, diesmal hat er die letzten Sätze gehört. Das muss für ihn mehr als deprimierend sein – wenn das mit der Größe bei den Indern stimmt. Oh je, hoffentlich bekomme ich als Rache jetzt nicht ein total versalzenes Essen …

Kapitel 2 - Ben

Die Kleine ist wirklich taff, das muss man ihr lassen. Sie lässt sich nicht so leicht in die Flucht schlagen wie ihre Vorgängerinnen. Wobei ich das auch gar nicht will – sie in die Flucht schlagen, meine ich. Denn sie ist eine fantastische Assistentin und entlastet mich enorm. Ich könnte ruhig etwas netter zu ihr sein.

Aber das gelingt mir einfach nicht, denn mein Alter macht mich verrückt. Solange ich für unsere Dependance in London gearbeitet habe und mein Vater relativ weit weg war, war alles in Ordnung. Doch dann hat er mich zu sich zitiert, weil er der Ansicht war, er könne seinem Prokuristen nicht mehr vertrauen und wolle seinen Sohn in seiner Nähe haben. Weiß der Teufel, warum ich mich überhaupt darauf eingelassen habe. Ich hätte von Anfang an wissen müssen, dass es nicht gut gehen kann mit uns. Es ist mit uns noch nie gut gegangen, von Anfang an. Mein Vater hat mir von jeher Vorschriften gemacht und wollte den perfekten Sohn aus mir machen, was ich aber nun mal nicht bin.

Trotzdem habe ich es nicht über mich gebracht, mich ihm zu widersetzen. Schließlich geht er mit strammen Schritten auf die 70 zu und will sich in naher Zukunft völlig aus dem Geschäftsleben zurückziehen. Bis dahin will er mir noch jede Menge über das Business beibringen, obwohl ich längst alles weiß. Die Dependance in London habe ich jedenfalls mit links geschmissen und sie lief fantastisch. Eigentlich brauche ich keine Belehrungen von meinem Vater. Aber in seiner Nähe schrumpfe ich immer wieder zu dem kleinen Jungen zusammen, der seinem Vater unbedingt gehorchen will, um doch noch ein bisschen Zuneigung zu bekommen. Bisher leider vergeblich. Ich sollte meine Zelte hier abbrechen und wieder nach London zurückkehren, wo ich mich nicht wie ein unmündiger Junge fühle, sondern als Boss ernst genommen werde. Hier in Berlin wissen alle ganz genau, dass mein Vater das Sagen hat und ich nur eine Marionette für ihn bin. Das stinkt mir gewaltig und deshalb bin ich so unausstehlich zu allen Leuten hier, obwohl sie nichts für diese Misere können. Ich hasse mich selbst dafür, aber ich kriege das einfach nicht in den Griff. Wenn mein Vater gerade mal wieder meine Arbeit von zwei Wochen mit einem unwilligen „Nein, so machen wir das auf keinen Fall“ zunichte gemacht hat, gelingt es mir einfach nicht, nett und freundlich zu meiner Assistentin zu sein, obwohl sie das wirklich verdient hätte.

Darum habe ich einen Entschluss gefasst: Noch heute werde ich meinem Vater mitteilen, dass ich nach London zurückkehren werde. Ich bin es leid, von ihm wie ein Hampelmann behandelt zu werden. Ich habe Zeit meines Lebens hart und viel gearbeitet und sehe nicht ein, dass ich von ihm zu einem Anfänger degradiert werde, der von nichts eine Ahnung hat. Das lasse ich mir nicht länger bieten. Ich weiß, dass ich in Berlin keine Chance habe. Mein Vater arbeitet seit fast 50 Jahren in diesem Büro und ist nicht gewillt, das Zepter abzugeben. Dann soll er es eben behalten. Es ist jetzt endgültig Schluss. Ich bin seit drei Jahren hier und werde immer unzufriedener, launischer und aggressiver. Das kann und will ich mir und meinem Umfeld nicht länger antun. In London war ich viel ausgeglichener und fröhlicher. Es ist schlimm, was die letzten drei Jahre aus mir gemacht haben. Vorher war ich ein ganz anderer Mensch und der will ich auch wieder werden. Es ist wirklich höchste Zeit, endlich aus diesem Gefängnis auszubrechen. Das hätte ich schon viel früher tun sollen.

Nur eine Sache tut mir leid: Ich werde Dana, meine Assistentin, zurücklassen müssen. Wenn ich es auch nicht gern vor mir selbst zugebe, aber ihre freche Art entlockt mir oft ein Schmunzeln und macht den Tag wenigstens ein bisschen erträglicher. Sie ist frech und vorlaut und genau das mag ich, wenn ich es ihr natürlich auch nicht zeige, sondern sie dauernd zurechtweise. Ich kann einfach nicht locker sein, weil ich ständig unter großer Anspannung stehe und das nächste Donnerwetter meines alten Herrn befürchte. Egal, was ich mache und vorschlage, es ist immer falsch. Es ist die reinste Sisyphusarbeit, ihn von irgendetwas überzeugen zu wollen, das nicht auf seinem Mist gewachsen ist. Ich habe den Eindruck, dass er alles, was von mir kommt, von vornherein ablehnt. Ich weiß überhaupt nicht, warum er so auf mich reagiert und auch schon immer reagiert hat, von Kindesbeinen an.

Warum steht er seinem eigenen Sohn so ablehnend gegenüber? Ich meine, ich bin doch sein Fleisch und Blut und heißt es nicht immer, Blut sei dicker als Wasser? Wie kann man sein eigenes Kind nicht mögen? Ich verstehe es einfach nicht. Aber mit ihm reden kann ich nicht. Er blockt jedes Mal ab und behauptet, ich würde mir das alles nur einbilden. Wenn ich etwas ganz genau weiß, dann auf jeden Fall, dass ich mir seine Aversion nicht einbilde.

„Kann ich sonst noch irgendetwas für Sie tun?“, reißt mich Dana aus meinen Gedanken.

Es ist 18:30 Uhr und eigentlich hat sie schon seit anderthalb Stunden Feierabend, doch wie immer, wenn es viel zu tun gibt, sagt sie keinen Mucks, wenn ich sie darum bitte, länger zu bleiben. Sie ist auch um diese Zeit noch hoch konzentriert und leistet sich keinen Fehler. Ich kann mich hundertprozentig auf sie verlassen. Am liebsten würde ich sie mit nach London nehmen, aber ich gehe davon aus, dass sie in ihrer Heimatstadt bleiben will. Obwohl … Es käme auf einen Versuch an. Fragen kann ich sie schließlich.

Ich schüttele innerlich den Kopf. Ich bin ein so unausstehlicher Chef geworden, dass ich mir diese Frage sparen kann. Ganz bestimmt folgt sie nicht einem Boss in eine fremde Stadt, der sie ständig herum kommandiert und sie immer nur anfaucht. Ich glaube, wenn sie mit Phyllis, meiner Assistentin in London, sprechen würde, würde sie wahrscheinlich denken, Phyllis spräche von jemand ganz anderem.

Als ich Phyllis‘ Vorgesetzter war, war ich nett, charmant, höflich und lustig. Phyllis hat mir oft gesagt, dass sie sich keinen besseren Boss vorstellen konnte. Das würde Dana ihr kaum glauben. Sie kann sich sicher keinen schlimmeren Boss vorstellen. Es ist erschreckend, wie ich mich durch den Einfluss meines Vaters verändert habe. Ich will wieder so werden, wie ich vor drei Jahren war. Ich will nicht mehr dieses Ekel sein, das alles und jeden anblafft. Ich will wieder ich selbst sein.

„Nein, es ist spät genug“, wehre ich ab. „Sie haben schon längst Feierabend. Sie können gehen. Danke, dass Sie so lange geblieben sind.“

Ich würde ihr gern noch so viel anderes sagen. Dass sie zu einer unentbehrlichen Hilfe für mich geworden ist und die beste Assistentin ist, die ich jemals hatte. Dass ich sie witzig und unterhaltsam finde und mir keine bessere Sekretärin an meiner Seite vorstellen kann. Dass es mir leid tut, dass ich immer so ruppig und unhöflich zu ihr bin, aber dass das mit ihr überhaupt nichts zu tun hat.

Ich seufze tief auf. All das werde ich ihr sagen, aber erst dann, wenn ich mit meinem Vater gesprochen habe und klar ist, dass ich Berlin verlassen werde. Ich möchte jetzt weder eine Abschieds- noch Dankesrede halten. Das hebe ich mir für später auf. Aber sagen werde ich es ihr auf jeden Fall, denn das bin ich ihr schuldig. Sie hat eine Menge mit mir ausgehalten und ich wundere mich, dass sie das schon seit zwei Jahren erträgt. Die anderen Assistentinnen haben viel früher das Handtuch geworfen. Es ringt mir einen gewissen Respekt ab. Sie ist eine starke Frau.

Dana nickt. „Gern geschehen. Ich komme morgen etwas früher, um das große Meeting vorzubereiten.“

„Konnten Sie das nicht delegieren?“, frage ich zurück, denn eigentlich ist Dana nicht dafür angestellt, um den Konferenzraum für fünfzig Personen zu decken.

„Doch, schon“, erwidert Dana. „Ich habe das natürlich delegiert, möchte mich aber selbst davon überzeugen, dass alles perfekt ist. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen habe, bleibt immer eine gewisse Unsicherheit. So weiß ich wenigstens, dass alles in Ordnung ist. Bleibt es dabei, dass der Ordner mit den Unterlagen herumgereicht wird und keine Kopien angefertigt werden sollen?“

Ich nicke. „Ja, es bleibt dabei. Wir haben den Beamer und können alle relevanten Unterlagen an die Wand werfen.“

Dana grinst. „Ich hoffe, dass Sie nicht wirklich die Unterlagen gegen die Wand schmeißen.“

Mich wundert es wirklich, dass sie nach einem harten, anstrengenden Tag mit dem fiesesten Boss der Welt immer noch so gut gelaunt und fröhlich ist.

Woran liegt das? Hat sie vielleicht einen Kerl, der sie jeden Abend ordentlich rannimmt und ihr die gute Laune ins Hirn vögelt? Ich weiß nicht mal das. Ich habe keine Ahnung, ob sie einen Freund hat.

Bestimmt hat sie einen. Sie ist sehr attraktiv, hat Kurven an den richtigen Stellen, wunderschöne, lange Haare und ein hübsches Gesicht. Die Männer stehen wahrscheinlich reihenweise bei ihr an und sie hat die freie Auswahl. Wenn ich nicht ihr Boss wäre, würde ich mich auch bei ihr anstellen.

„Ich werde mich bemühen, das nicht zu tun“, entgegne ich etwas abwesend und überlege, ob ich heute nach längerer Zeit auch mal wieder jemanden rannehmen sollte. Wenn ich morgen mit meinem Vater sprechen will, kann es nicht schaden, mir heute ein bisschen Spaß zu gönnen. Möglicherweise entspannt mich das so weit, dass ich morgen nicht unbeherrscht rumbrülle, denn das kann mein Alter überhaupt nicht leiden. Fatalerweise bringt er mich aber immer wieder dazu. Er ist der einzige Mensch, der mich innerhalb von drei Sekunden von Null auf 180 bringen kann. Ja, ein bisschen Entspannungssex ist eine gute Idee.

Als Dana verschwunden ist, greife ich zu meinem Handy und scrolle durch mein Telefonbuch. Meine Wahl fällt auf Shakira-Chayenne. Ja, sie heißt tatsächlich so. Der Nachname Meyer passt zwar nicht unbedingt dazu, aber Hauptsache, das Kind hat einen exotischen Vornamen. Es kann später immer noch einen Mann mit einem wohlklingenden Namen heiraten, sodass es dann wieder passt.

Ich nenne sie Shasha, weil mir Shakira-Chayenne echt zu albern ist. Meistens nenne ich sie sowieso nur Baby, da komme ich mit den Namen nicht durcheinander. Es ist nicht so, dass sie die einzige Frau wäre, mit der ich mich durch die Laken wälze, aber sie ist die Beständigste. Ich glaube, sie selbst bildet sich sogar ein, sie sei meine feste Freundin. Ich lasse sie in dem Glauben, denn warum soll ich sie unnötig aufregen?

Shakira-Chayenne kann fantastisch blasen und genau das brauche ich heute. Sie kann mich wirklich mit ihrer Zunge und ihrem Mund in den siebten Himmel katapultieren. Wenn ich nur daran denke, prickelt es zwischen meinen Beinen und mein Schwanz zuckt vor lauter Vorfreude. In der letzten Zeit habe ich ihn sträflich vernachlässigt, weil ich so viel gearbeitet habe. Auch das wird sich von nun an ändern. Man ist schließlich nur einmal jung.

„Hi, Benny“, meldet sich Shakira-Chayenne mit ihrer verführerischsten Stimme. „Na, bist du noch im Büro?“

„Ja, aber nicht mehr lange“, gebe ich bekannt. „Ich würde gern zu dir kommen. Hast du heute Abend Zeit für mich?“

Shakira-Chayenne gurrt.

„Du würdest gern zu mir kommen, bei mir kommen oder in mir?“

„Alles“, grinse ich und sehe im Geiste ihre prallen, festen Brüste vor mir. Sie sind zwar nicht echt, aber wir wollen mal nicht so kleinlich sein. Dasselbe gilt für Shakira-Chayennes Lippen, aber auch da hat es durchaus was, wenn mein Schwanz zwischen ihren Schlauchbootlippen verschwindet. Das ist einfach ein irre geiler Anblick. Wenn ich daran denke, wird meine Hose sofort eng. Ich glaube, ich sollte mich jetzt schleunigst ins Auto setzen und mich auf den Weg nach Schöneberg machen.

„Für dich habe ich immer Zeit“, findet Shakira-Chayenne genau die richtigen Worte und seufzt tief auf.

„Es ist lange her, seit du es mir besorgt hast, Benny.“

Ich hasse es, wenn sie mich Benny nennt, aber ich kann ihr das einfach nicht austreiben.

„Ich weiß“, erwidere ich. „Viel zu lange. Ich hatte viel zu arbeiten.“

„Umso mehr brauchst du etwas Entspannung“, spricht Shakira-Chayenne meine Gedanken aus. „Und natürlich werde ich dir die liebend gern geben. Wann bist du hier?“

Ich werfe einen Blick auf die Uhr.

„Wenn ich zuerst nach Hause fahre, um mich zu duschen, wird es 20:00 Uhr. Ich kann aber auch direkt vom Büro zu dir fahren und mich dort unter die Dusche stellen. Was ist dir lieber?“

„Ich würde mich vorher gerne rasieren und die Wohnung aufräumen“, erklärt Shakira-Chayenne, die immer im Chaos lebt und es nicht schafft, ihre Wohnung in Schuss zu halten. Aber so lange das Bett frisch bezogen ist, soll mir das egal sein.

„Sagen wir 20:30 Uhr?“

„Okay“, bin ich einverstanden. „Ich werde pünktlich bei dir sein, frisch geduscht und rasiert.“

Ich weiß, dass Shakira-Chayenne extrem darauf steht, wenn meine Genitalien frei von störenden Haaren sind. Und ich selbst spüre dann auch alles viel intensiver. Also werde ich mich dieser Prozedur jetzt auch noch hingeben, genauso wie sie. Und dann können wir endlich mit blanker Bikini-Zone loslegen.

♥♥♥

Zwei Stunden später empfängt Shakira-Chayenne mich in einem durchsichtigen Body, der ihre Brüste und ihre Scham frei lässt sowie High Heels, in denen man nur sitzen oder liegen kann. Aber Shakira-Chayenne schafft es tatsächlich, die paar Schritte von der Wohnungstür bis zum Bett zu gehen, ohne sich den Hals zu brechen, was ich sehr bewundernswert finde.

„Du siehst heiß aus“, begrüße ich sie und werfe mein Jackett achtlos auf die Kommode im Flur.

Shakira-Chayenne wirft ihre langen, blonden, unechten Haare in den Nacken und lacht.

„Du aber auch“, gibt sie zurück und fingert an meinem Hemd herum.

„Weißt du, was ich total scharf finde? Wenn du deine Anzughose anbehältst und ich dir einen blase. Am liebsten würde ich das mal in deinem Büro tun.“

„Besser nicht“, wehre ich ab und stelle mir vor, wie ausgerechnet in dem Moment mein Vater in mein Büro kommt. Das wäre es dann wohl endgültig gewesen.

„Wieso denn nicht?“

Shakira-Chayenne klimpert mit ihren langen, falschen Wimpern. Wenn ich es mir recht überlege, ist an ihr nicht mehr viel echt. Brüste, Beine, Bauch, Po – alles ist vom Chirurgen. Von all dem Botox im Gesicht, dem Hyaluron in den Lippen und sonstwo und den künstlichen Haaren, Augenbrauen und Wimpern mal ganz zu schweigen. Sie ist ein echtes Kunstprodukt. Dabei war sie vorher total hübsch. Ich kannte sie zu dem Zeitpunkt zwar noch nicht, aber sie hat mir Fotos gezeigt. Ich verstehe nicht, warum sie so viel an sich machen lassen hat. Und das mit Ende 20! Das ist ganz schön verrückt.

„Weil in meinem Büro jederzeit irgendjemand hereinkommen könnte“, erkläre ich und fasse in ihre Mähne. Ich habe immer Angst, dass ich plötzlich eins ihrer Haarteile in der Hand halte, wenn es mal richtig zur Sache geht und ich sie etwas grober anfasse. Aber bisher ist das zum Glück noch nie passiert.

„Genau das ist doch das Geile“, teilt Shakira-Chayenne mir mit und fummelt an meiner Hose herum. Dann geht sie artig in die Knie und blickt mir lasziv in die Augen.

„Na, mein Lieber, ist es das, was du willst? Soll ich dir einen blasen und ihn ganz tief in meinen Mund nehmen?“

Sie leckt sich über ihre knallrot geschminkten Lippen und obwohl es mich an eine saublöde Szene aus einem Porno erinnert, merke ich, wie mein Schwanz anschwillt. Um geil zu werden, muss man keine hochtrabenden Gespräche führen. Mein Schwanz mag es eher primitiv und einfach. Wenn er diese roten Lippen sieht und weiß, dass er gleich zwischen ihnen verschwindet, reicht ihm das schon. Und mir auch.

Als sich weiche Lippen um meinen Harten schmiegen, fliegt mir sofort die Birne weg. Es ist einfach schon zu lange her und ich stehe total unter Strom. Oh mein Gott, es fühlt sich einfach gut an, so wahnsinnig gut … Und wie ich Shakira-Chayenne kenne, ist das erst der Anfang …

Eine Stunde später steige ich bestens gelaunt in meinem Wagen und bin restlos befriedigt. Shakira-Chayenne war heute besonders gut drauf und hat mir alles gegeben, was ich brauchte. Umgekehrt ist das nicht ganz so. Wenn ich eine Frau nicht liebe, mache ich bestimmte Dinge nicht, zum Beispiel lecken und küssen. Das scheint aber niemanden zu stören, jedenfalls hat es mir bis jetzt noch keine Frau gesagt. Und selbst wenn, würde ich es nicht ändern.

Mein SUV gleitet langsam durch die Straßen Berlins. Verdammt, wo ist eigentlich mein Handy? Habe ich das etwa bei Shakira-Chayenne liegen lassen? Ich fasse auf den Sitz neben mir. Nein, da ist es nicht. Habe ich es im Handschuhfach abgelegt? Ich öffne das Fach und krame dort herum, aber auch da ist es nicht. Ist es vielleicht auf den Boden gefallen? Ich weiß, ich sollte das nicht tun, aber ich beuge mich kurz nach unten, um auf dem Boden nachzusehen.

Als ich mich wieder aufrichte, sehe ich zwei gleißende Lichter auf mich zukommen. Verdammt, was macht der Wagen denn auf der falschen Spur? Oder bin ich es, der plötzlich auf die falsche Spur geraten ist?

Ich habe keine Zeit, um weiter darüber nachzudenken, denn die gleißenden Lichter verschlucken mich und es gibt einen ohrenbetäubenden Knall. Es ist so laut, dass es mir fast das Trommelfell zerfetzt. Und dann wird es dunkel um mich herum. Sehr dunkel.

Das ist wohl mein Ende.

Kapitel 3 - Ben

Als ich die Augen öffne, ist es gleißend hell. So hell, dass ich meine Augen sofort wieder schließe. Bin ich im Himmel? Oder bin ich in der Hölle gelandet und das Feuer blendet mich? Aber so ein schlechter Mensch war ich nicht und außerdem glaube ich nicht an Himmel und Hölle. Nein, ich muss woanders sein.

Mühsam öffne ich noch einmal meine Augen und blinzele. Mein Kopf fühlt sich an, als würde er jeden Moment platzen und mein Mund ist total trocken. Ich fühle mich völlig benommen und so, als hätte ich gestern die ganze Nacht gesoffen. Habe ich das? Ich versuche, mich zu erinnern, aber da ist nichts. Ich weiß nicht, was ich gestern getan habe. Und ich weiß immer noch nicht, wo ich eigentlich bin. Mich überfällt leichte Panik.

‚Eile mit Weile‘, versuche ich mich selbst zu beruhigen. ‚Jetzt werde erst mal richtig wach, dann wirst du dich schon erinnern.‘

Aber ich erinnere mich nicht und das Wachwerden fällt mir auch ziemlich schwer.

---ENDE DER LESEPROBE---