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Verliebt wie noch nie, begleitet Amanda, Stieftochter des mächtigen Jonas Baron, den faszinierenden Scheich Rashid in sein Land. Aber nach einer zärtlichen Nacht in seinem Palast glaubt Amanda, einen Albtraum zu erleben: Sein Sekretär bringt sie in Rashids Harem ...
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Seitenzahl: 195
IMPRESSUM
Wie in 1001 Nacht erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© by Sandra Marton Originaltitel: „Mistress Of The Sheikh“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA, Band 1402
Umschlagsmotive: HayDmitriy / Depositphotos
Veröffentlicht im ePub Format in 08/2028
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751515016
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Scheich Nicholas al Rashid, der „Wüstenlöwe“ und Thronfolger von Quidar, trug eine Frau aus seinem Zelt. Er war in einen mit Gold besetzten weißen Burnus gekleidet. Seine silbergrauen Augen funkelten vor Leidenschaft. Die Frau hatte ihm die Arme um den Nacken gelegt und blickte den Scheich bittend an.
„Was ist los, Nic?“, hatte sie gefragt.
„Eine Kamera ist auf uns gerichtet“, hatte er erwidert.
Aber etwas so Einfaches würde niemand glauben, der die Titelseite der Zeitschrift Gossip sah. Er betrachtete die dicke Schlagzeile unter dem Foto.
Scheich Nicholas al Rashid trägt seine neueste Eroberung fort, die schöne Deanna Burgess. Oh, von diesem gut aussehenden, herrlichen Barbaren entführt zu werden …
„Nichtsnutzige, lügende, gemeine Mistkerle!“, schimpfte Nic.
„Ja, mein Gebieter“, sagte der kleine Mann, der auf der anderen Seite des Zimmers stand.
„Mich einen Barbaren zu nennen, als wäre ich irgendein Rohling. Hält man mich für unzivilisiert und bösartig?“
„Nein, Sir, natürlich nicht.“
„Niemand nennt mich so und kommt ungestraft davon.“ Nic runzelte die Stirn. Eine junge Frau hatte es sich früher einmal erlauben können. Sie sind nichts als ein Barbar, hatte sie zu ihm gesagt. Die flüchtige Erinnerung verschwand. „Dieses Foto wurde auf dem Fest aufgenommen. Es war ID al Baranda, Quidars Nationalfeiertag.“ Er kam um den großen Buchenholzschreibtisch herum und stellte sich an die Fensterfront, die auf eine von New Yorks Straßenschluchten hinausging. „Ich habe das Gewand getragen, weil es Brauch ist.“
Abdul nickte.
„Und das verdammte Zelt gehörte dem Partyservice“, sagte Nic mit zusammengebissenen Zähnen.
„Ich weiß, mein Gebieter.“
„Da drin war das Büfett aufgebaut!“
„Ja, Sir.“
Nic ging zurück zum Schreibtisch und riss die Zeitschrift hoch. „Sehen Sie sich das an!“
Abdul trat vorsichtig vor und blickte starr das Foto an. „Sir?“
„Sie haben das Meer durch Retusche verschwinden lassen. Es erweckt den Eindruck, als würde das Zelt mitten in der Wüste stehen.“
„Ja, Sir. Ich sehe es.“
„Ich habe Miss Burgess getragen, weil sie sich in den Fuß geschnitten hat. Und ich habe sie nicht aus dem Zelt, sondern ins Zelt getragen, damit ich die Wunde behandeln konnte.“ Nic atmete tief ein. „Ich werde mich nicht darüber aufregen. Das ist sinnlos.“ Er legte die Zeitschrift auf den Schreibtisch, schob die Hände in die Hosentaschen und lächelte kühl. „Stimmt’s, Abdul?“
„Völlig.“
„Sollen die Idioten doch ruhig ihre Nasen in mein Leben stecken. Und wenn die Leute so einen Unsinn lesen wollen, sollen sie doch.“
„Genau.“
„Was macht es mir denn aus, wenn ich als Barbar bezeichnet werde?“ Nics Gesichtszüge wurden maskenhaft starr. „Es hat ja nichts zu sagen, dass ich promovierter Jurist und ein Finanzgenie bin.“
„Hoheit …“
„Es hat ja nichts zu sagen, dass ich ein altes, ehrenvolles, hoch kultiviertes Volk repräsentiere.“
„Hoheit, bitte. Sie regen sich auf. Und Sie wollten sich nicht …“
„Der Idiot, der das geschrieben hat, sollte ausgeweidet und gevierteilt werden. Oder, noch besser, nackt in der Wüste angepflockt und mit Honig eingeschmiert werden, damit er die Feuerameisen anlockt.“
Abdul verbeugte sich und ging rückwärts zur Tür. „Ich werde es sofort veranlassen.“
„Sie sollen nichts tun, Abdul.“
„Nichts? Aber …“
„Glauben Sie mir, ich bin zur Hälfte Amerikaner und weiß, dass man in diesem Land zimperlich ist, was diese Dinge betrifft.“
„Dann werde ich einen Widerruf verlangen.“
„Nein. Es würde nur noch mehr Aufmerksamkeit auf mich und Quidar lenken.“
„Wie Sie wünschen, Hoheit.“
„Rufen Sie den Blumenhändler an. Er soll sofort sechs Dutzend rote Rosen an Miss Burgess schicken. Zusammen mit einer Karte: ‚Ich entschuldige mich dafür, dass wir auf der Titelseite einer überregionalen Zeitschrift sind.‘“
„Oh, ich bin sicher, Miss Burgess ist sehr unglücklich darüber, sich auf dieser Titelseite zu sehen“, sagte Abdul so sanft, dass Nic ihm einen Blick zuwarf. Der kleine Mann wurde rot. „Es ist höchst bedauerlich, dass Sie und Miss Burgess in diese Lage gebracht worden sind, mein Gebieter. Ich bin froh, dass Sie es ruhig hinnehmen.“
„Ich bin ganz ruhig, stimmt’s?“, fragte Nic. Und dann nahm er die Zeitschrift und schleuderte sie an die Wand. „Lügende Mistkerle!“, brüllte er. „Oh, was ich gern mit den Leuten machen würde, die meine Privatsphäre verletzen und solche Lügen drucken!“
„Es ist alles meine Schuld, Hoheit“, flüsterte Abdul.
„Haben Sie eine Kamera auf mich gerichtet?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Haben Sie das Foto an den Meistbietenden verkauft? Haben Sie den Text geschrieben, der mich als schlechte Reinkarnation von Rudolph Valentino hinstellt?“
Abdul lachte nervös. „Natürlich nicht.“
„Soviel ich weiß, war es nicht einmal ein Reporter. Es kann jeder gewesen sein, den ich für einen Freund halte.“ Nic fuhr sich durch das rabenschwarze Haar. „Wenn ich jemals einen der Mistkäfer erwische, die fett werden, indem sie die Privatsphäre anderer verletzen …“
Abdul fiel auf die Knie und faltete flehend die Hände. „Es ist trotzdem meine Schuld. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass Sie so eine Scheußlichkeit zu sehen bekommen. Ich hätte es vor Ihnen verbergen sollen.“
„Stehen Sie auf“, sagte Nic.
„Oh, mein Gebieter …“
Nic seufzte, bückte sich und hob den kleinen Mann auf die Füße. „Sie haben das Richtige getan. Ich musste diesen Dreck vor der Party heute Abend sehen. Irgendjemand wird das Foto erwähnen.“
„Niemand hätte den Mut, Sir.“
„Doch. Zumindest meine reizende Schwester. Wir beide wissen, wie gern sie mich aufzieht.“
Abdul lächelte. „Ah. Ja, das stimmt.“
„Deshalb ist es gut, dass Sie mir die Zeitschrift gebracht haben. Ich bin lieber vorbereitet.“
„Das war meine Überzeugung. Aber vielleicht habe ich mich geirrt. Vielleicht hätte ich besser nicht …“
„Was hätten Sie stattdessen getan?“ Nic lachte. „Alle Exemplare von allen Zeitungskiosken in Manhattan aufgekauft?“
Abdul nickte. „Genau. Ich hätte alle kaufen und sie verbrennen sollen.“
„Sie haben richtig gehandelt, und ich bin Ihnen dankbar. Stellen Sie sich die Schlagzeile vor, wenn ich den Wutanfall vor anderen Leuten bekommen hätte: ‚Der Barbar zeigt sich von seiner barbarischen Seite.‘ Und was würde wohl passieren, wenn ich heute Abend auf der Party beim Anschneiden der Torte fotografiert würde?“
„Jemand vom Partyservice wird das sicher übernehmen, Sir.“
Nic seufzte. „Ja. Die Sache ist die, dass alles möglich ist. Was meinen Sie, was die Journalisten der Schundblätter mit einem Foto von mir anfangen würden, auf dem ich ein Messer in der Hand halte?“
„Früher hätten Sie sie köpfen lassen können“, sagte Abdul streng.
„Die Zeiten sind vorbei“, erwiderte der Scheich lächelnd. „Wir haben das einundzwanzigste Jahrhundert.“
„Sie haben noch immer die Macht dazu, Hoheit.“
„Ich werde sie niemals ausüben.“
„Das haben Sie immer gesagt. Aber die Macht, das Leben eines Menschen zu schonen oder es ihm zu nehmen, stellt sicher, dass einen alle mit Ehrerbietung und Respekt behandeln.“
Nic dachte an die Reporter und all die sogenannten Freunde, die gut verdienten, indem sie ihn verrieten. Und er stellte sich vor, wie sie in dem schon lange nicht mehr benutzten Kerker unter dem Palast in Quidar um Gnade flehten, während der Henker sein Beil schärfte. „Ein angenehmer Gedanke“, gab er zu. „Doch so machen wir es nicht mehr.“
„Zumindest werden Ihnen heute Abend keine unerwünschten Gäste auflauern. Nur wer eine Einladung hat, wird von Ihren Leibwächtern eingelassen. Und ich habe die Einladungen selbst verschickt.“
„Zweihundertfünfzig meiner engsten und liebsten Freunde“, sagte Nic sarkastisch.
Sein Sekretär nickte. „Wäre das alles, Hoheit?“
„Ja. Danke, Abdul.“ Nic beobachtete, wie sich der alte Mann tief verbeugte und rückwärts hinausging. Sie sind alt genug, um mein Großvater zu sein, also lassen Sie das, wollte er rufen, aber er wusste, dass es sinnlos wäre. Es ist Brauch, würde Abdul erwidern. Und er hatte recht. Nic setzte sich seufzend an den Schreibtisch. Alles war „Brauch“. Wie er angesprochen wurde. Dass sich Quidarer und sogar viele Amerikaner in seiner Gegenwart verbeugten. Bei seinen Landsleuten störte es ihn nicht so sehr. Es war ihm unangenehm, er akzeptierte es jedoch als Zeichen von Respekt. Er vermutete, dass sich auch einige Amerikaner aus Respekt verbeugten. Andere gaben damit nur zu, dass sie ihn für einen Exoten hielten. Einen unzivilisierten Araber, der wallende Gewänder anzog, in einem Zelt wohnte und sich Frauen nahm, wann, wo und wie es ihm passte.
Nic presste die Lippen zusammen. Er hatte in seinem Leben vielleicht sechs Mal ein Gewand getragen, und das auch nur, um seinen Vater zufriedenzustellen. In einem Zelt hatte er öfter geschlafen, denn er liebte den Sternenhimmel über der Wüste. Was Frauen betraf … Der Brauch erlaubte ihm, jede in sein Bett zu holen, die ihm gefiel, aber er hatte noch nie eine Frau genommen, die nicht genommen werden wollte, oder eine im Harem gefangen gehalten.
Bescheidenheit war eine vom Volk seines Vaters gepriesene Tugend, und er war bescheiden. Nic lächelte. Das bedeutete nicht, sich selbst belügen zu müssen, wenn es um Frauen ging. Sie fielen in sein Bett, ohne dass er sich anstrengte. Das war schon in seiner Zeit an der Yale University so gewesen, als noch nicht so bekannt gewesen war, wer er war. Sogar in den Jahren davor schon. Er dachte an jenen Sommer, den er bei seiner Mutter in Los Angeles verbracht hatte. Damals hatte er wilden Sex mit ihrer Nachbarin gehabt, einer bildschönen Brünetten, die wie seine Mutter Schauspielerin gewesen war.
Nics Lächeln verschwand. Von den Frauen, die er jetzt kennenlernte, waren manche mehr daran interessiert, was es ihnen einbringen könnte, mit ihm zusammen gesehen zu werden. Andere meinten, eine Nacht mit ihm würde zu einem Leben an seiner Seite führen. Einige hofften, Einblick in sein Privatleben zu gewinnen und dann ihre Storys an die Boulevardpresse verkaufen zu können.
Nur ein dummer Mann würde sich mit solchen Frauen einlassen, und er war nicht …
Das Telefon klingelte. „Ja?“
„Wenn du noch duschen, dich rasieren und einen Smoking anziehen willst, solltest du dich besser beeilen, Euer Herrlichkeit“, sagte seine Halbschwester.
„Pass auf, wie du mit mir redest, kleine Schwester. Sonst lasse ich dich köpfen. Abdul findet, es sei die ideale Strafe für diejenigen, die mir nicht den gebührenden Respekt erweisen.“
„Nicht heute Abend. Eine Frau wird nur einmal fünfundzwanzig.“
„Ich habe auch Geburtstag.“
„Weiß ich doch. Ist es nicht großartig, dass wir denselben Vater und am selben Tag Geburtstag haben? Warum bist du nicht so aufgeregt wie ich?“
Nic lachte. „Weil ich meine besten Jahre schon hinter mir habe. Schließlich bin ich vierunddreißig.“
„Im Ernst, Nic, du bist doch rechtzeitig hier, stimmt’s?“
„Natürlich.“
„Aber nicht zu früh.“ Dawn kicherte. „Sonst verlangst du, dass ich mich umziehe.“
„Soll heißen, dein Kleid ist zu kurz, zu eng und zu tief ausgeschnitten.“
„Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, Euer Schönheit.“
„Nicht, wenn du dich auf quidarischem Staatsgebiet befindest. Und nenn mich nicht so.“
„Erstens bin ich in einem Penthouse in der Fifth Avenue …“
„Es ist quidarisches Staatsgebiet. Jedenfalls dann, wenn ich es betrete. Und zweitens?“
„Zweitens, wenn Gossip dich ‚Euer Schönheit‘ nennen kann, dann kann ich es auch.“ Dawn lachte. „Hast du den Artikel schon gelesen?“
„Ich habe die Titelseite gesehen. Das hat mir gereicht“, sagte Nic kurz angebunden.
„In dem Artikel steht, dass du und Deanna …“
„Kümmere dich besser darum, dass du anständig angezogen bist.“
„Ich bin anständig angezogen. Für New York.“
Nic seufzte. „Benimm dich, oder ich schicke dich nach Hause.“
„Ich soll mich benehmen?“ Dawn schnaufte verächtlich, drückte das Handy ans andere Ohr, ging durch das große Wohnzimmer ihres Bruders und nach draußen auf die Terrasse. „Du hast doch eine Affäre mit einer Frau, die alles will. Einen adligen Ehemann. Berühmt werden. Reichtum und Glamour.“
„Deanna ist nicht so“, sagte Nic schnell.
„Warum nicht?“
„Dawn. Ich will nicht darüber sprechen.“
„Musst du nicht. Ich kenne den Grund. Du hältst Deanna für vertrauenswürdig, weil sie selbst Geld hat und aus einer alten Familie stammt.“
„Ich weiß deine Besorgnis zu schätzen, aber …“
„Aber ich soll mich nicht einmischen.“
„So ungefähr, ja.“
Dawn sah die blonde Frau an, die mit dem Rücken an der Terrassenmauer lehnte. „Männer können so ahnungslos sein!“, flüsterte sie und verdrehte die Augen.
Amanda Benning rang sich ein Lächeln ab. „Hast du es ihm schon gesagt?“
„Noch nicht.“
„Dawn? Mit wem sprichst du?“
„Eine Mitarbeiterin des Partyservice hat gefragt, wo sie die kalten Horsd’œuvre hinstellen soll. Möchtest du nicht gern wissen, was du von mir zum Geburtstag bekommst?“
„Doch. Nur wäre es keine Überraschung mehr, wenn du es mir sagen würdest. Und Geburtstagsgeschenke sollen Überraschungen sein.“
„Ah. Tja, ich weiß schon, was ich bekomme.“
„Ja?“
„Den funkelnden Jaguar unten in der Garage.“
Nic stöhnte. „Dir kann man nichts verheimlichen.“
„Stimmt. Vielleicht errätst du ja, was ich dir schenke.“
„Du hast mir mal eine Puppe geschenkt, die du selbst haben wolltest“, sagte Nic trocken. „Ist es so etwas?“
„Ich war sieben!“ Dawn blickte Amanda an. „Ahnungslos“, flüsterte sie.
„Wie bitte?“
„Mir fällt gerade wieder auf, dass du keine Ahnung hast, wie man so eine Wohnung einrichten muss, Nicmy.“
„Ich habe keine Zeit für solche Dinge, deshalb habe ich sie möbliert gekauft.“
„Wie kann jemand nur zehn Millionen Dollar für ein Penthouse ausgeben und es dann aussehen lassen wie ein teures Bordell? Das geht über meinen Horizont.“
„Wenn du weißt, wie ein Bordell aussieht, ob teuer oder billig, schicke ich dich bestimmt nach Hause.“ Nic versuchte, beleidigt zu klingen, doch es gelang ihm nicht.
„Du weißt es auch nicht, liebster Bruder. Sonst hättest du niemals die Zeit und Kraft, mit all den Frauen ins Bett zu gehen, mit denen dich die Boulevardpresse in Verbindung bringt.“
„Dawn …“
„Ja, schon gut. Über so etwas willst du nicht mit mir sprechen. Ich bin nicht das kleine Mädchen, für das du mich hältst, Nicmy.“
„Vielleicht nicht. Aber es wird nicht schaden, wenn du mich mit einer Illusion weiterleben lässt.“
Dawn lachte. „Sobald du siehst, was ich dir zum Geburtstag gekauft habe, ist es mit dieser Illusion für immer vorbei.“
„Abwarten“, meinte Nic belustigt und legte auf.
Dawn blickte Amanda an. „Mein Bruder glaubt nicht, dass du seine Illusion zerstören wirst.“
„Tja, dann werde ich ihm eben beweisen müssen, dass er sich irrt“, erwiderte Amanda und sagte sich, sie sei eine intelligente, gebildete Frau von fünfundzwanzig Jahren und es sei einfach völlig lächerlich, mit schlotternden Knien dazustehen, weil sie das Geburtstagsgeschenk für einen Scheich sein würde.
Dawn schob das Handy in die Hosentasche. „So, das wäre erledigt. Ich habe das Fundament gelegt.“
„Ja. Für eine Katastrophe.“ Amanda lächelte gequält.
„Sei nicht albern. Oh, Nicmy wird sich wahrscheinlich sträuben, wenn er erkennt, dass ich dich gebeten habe, das Penthouse neu einzurichten. Er wird mit Mord und Verstümmelung drohen …“ Dawn zog die Augenbrauen hoch, als sie Amandas Gesichtsausdruck sah. „Ich mache Witze!“
„Dessen bin ich nicht so sicher.“ Amanda fröstelte trotz des heißen Sommernachmittags. „Dein Bruder und ich haben uns schon einmal gegenübergestanden.“
„Wie alt warst du da? Neunzehn?“
„Achtzehn.“
„Na also. Du warst ein junges Mädchen.“
„Ich war deine Zimmergenossin im Studentenwohnheim.“ Amanda biss sich auf die Lippe. „Auch bekannt als ‚Die Amerikanerin ohne Moral‘.“
Dawn lachte. „Hat er dich wirklich so genannt?“
„Jetzt mag es sich lustig anhören, aber wenn du dabei gewesen wärst …“
„Ich weiß, wie du dich gefühlt haben musst.“ Dawn wurde ernst. „Nachdem er mich aus dem Büro des Dekans geholt hatte, dachte ich wirklich, er würde mich nach Hause schicken und für den Rest meines Lebens im Palast einsperren.“
„Wenn sich dein Bruder an mich erinnert …“
„Sage ich ihm, dass er sich irrt. Hör auf, dir Sorgen zu machen. Er erinnert sich garantiert nicht an dich. Es war mitten in der Nacht. Du warst ungeschminkt und hattest damals langes Haar. Wenn alles schiefgeht und Nicmy wütend wird, dann auf mich.“
„Ich weiß. Trotzdem …“, sagte Amanda nervös, denn sie hatte ihre erste und einzige Begegnung mit Nicholas al Rashid niemals vergessen.
Dawn hatte von ihm gesprochen. Und Amanda hatte gelesen, was über ihn in den Zeitungen gestanden hatte. Die Reporter liebten den Scheich, sein unglaublich gutes Aussehen, sein Geld, seine Macht und seine Frauen. Normalerweise las Amanda damals solche Artikel nicht. Sie studierte im Hauptfach Englisch und las und schrieb Gedichte, die nur andere Englischstudenten verstanden, auch wenn sie darüber nachdachte, zu wechseln und Raumgestaltung als Hauptfach zu wählen. Jedenfalls interessierte sie sich nicht für Revolverblätter. Und dennoch griff sie an der Supermarktkasse nach diesen grässlichen Zeitungen, wann immer sie ein Foto von Dawns Bruder auf der Titelseite sah.
„Nicmy ist ein Schatz“, sagte Dawn immer. „Ich kann es kaum erwarten, dass du ihn kennenlernst.“
In der Woche der Klausuren im ersten Semester wollte Dawn zur Party einer Studentenverbindung gehen. Sie versuchte, ihre Zimmergenossin zu überreden, mitzukommen, doch Amanda hatte am nächsten Morgen eine Prüfung und blieb lieber im Wohnheim. Dawn ging allein zu der Party und trank unglücklicherweise ein Bier zu viel. Um zwei Uhr morgens schlichen sie und sechs Studenten in den Glockenturm und ließen das Glockenspiel erklingen. Campus-Polizisten holten Dawn und die Jungen herunter, brachten sie ins Sicherheitsbüro und verständigten die Familien.
Amanda war kurz nach Mitternacht ins Bett gegangen und schlief nichts ahnend, während all das passierte. Sie wachte auf, als jemand mit der Faust an die Tür schlug. Erschrocken schaltete sie die Nachttischlampe ein. „Wer ist da?“
„Machen Sie auf“, verlangte ein Mann.
Sie hatte die Tür nicht verriegelt, damit Dawn ins Zimmer konnte, ohne sie zu wecken. Amanda stand auf und hoffte, dass ihre weichen Knie sie so lange tragen würden, dass sie durchs Zimmer laufen und den Riegel vorschieben konnte.
Die Tür flog auf, und Amanda stieß einen schrillen Schrei aus.
„Ich bin Nicholas al Rashid“, brüllte der Mann. „Wo ist meine Schwester?“
Der große, breitschultrige, unrasierte Typ in Jeans und einem weißen T-Shirt war Dawns Bruder? Amanda lächelte. Zumindest hatte sie keinen wahnsinnigen Killer vor sich. Aber er hätte ebenso gut einer sein können.
Der Scheich kam herein und packte sie an ihrem weiten T-Shirt. „Ich habe Sie etwas gefragt. Wo ist meine Schwester?“
Amanda war gerade achtzehn, ein junges Mädchen, das in der behüteten Welt exklusiver Internate und Ferienlager aufgewachsen war. Und der Mann war groß, wütend und furchterregend. Sie war vor Angst wie gelähmt und brachte mühsam heraus, sie wisse es nicht.
„Sie wissen es nicht“, spottete er und zog Amanda am T-Shirt näher, bis sie mit der Nase fast seine Brust berührte.
„Dawn ist … ausgegangen.“
„Sie ist ausgegangen“, ahmte er sie wieder sarkastisch nach.
Amanda war klar, dass er sie einschüchtern wollte, und plötzlich kam sie darauf. Dass er in ihr Zimmer eingebrochen war. Dass dies ihr Territorium war und er sich aufführte, als wäre das kleine Stück Amerika sein Wüstenreich. „Jawohl, und selbst wenn ich wüsste, wo sie ist, würde ich es Ihnen nicht sagen, Sie kleiner Diktator!“
Er wurde blass. „Wie haben Sie mich genannt?“, fragte er drohend.
„Einen kleinen Diktator“, wiederholte sie und wartete auf den Weltuntergang. Als er lächelte, wurde sie noch wütender. „Amüsiert Sie das, Mr. Rashid?“
„Sie werden mich mit Hoheit anreden. Und mich amüsiert der Gedanke, dass ich Ihnen für so eine Unverschämtheit in meinem Land die Zunge hätte herausschneiden lassen.“
Amanda zweifelte nicht daran, dass es ihm ernst damit war, doch inzwischen war sie darüber hinaus, sich zu sorgen, ob sie das Richtige sagte oder tat. Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie einen Menschen so verabscheut wie Nicholas al Rashid. „Wir sind aber nicht in Ihrem Land. Wir befinden uns in Amerika, und ich bin amerikanische Staatsbürgerin.“
„Außerdem sind Sie eine typische amerikanische Frau. Sie haben keine Moral.“
„Ach, und über amerikanische Frauen und Moral wissen Sie natürlich alles, stimmt’s?“
Er kniff die Augen zusammen. „Ich nehme an, die Bemerkung soll irgendeine tiefere Bedeutung haben.“
„Lassen Sie mich los!“
Er tat es so schnell und unerwartet, dass Amanda zurücktaumelte. Und dann stand sie einfach da. Zum ersten Mal sah er sie richtig an. Er betrachtete ihr vom Schlaf zerzaustes Haar, das dünne Baumwoll-T-Shirt, die langen, nackten Beine. Amanda brannte das Gesicht. Sie wollte die Arme über die Brüste legen, aber sie ahnte, dass es ihm nur noch mehr Vorteile verschaffen würde. „Verschwinden Sie“, verlangte sie zittrig.
Stattdessen ließ er wieder den Blick über sie gleiten, diesmal fast quälend langsam. „Sieh mal einer an“, sagte er leise.
Es klang spöttisch, doch Amanda sah seine Augen dunkler werden und wusste trotz ihrer Unerfahrenheit, dass die Worte nicht nur seine Verachtung amerikanischer Frauen und ihrer Moral ausdrückten, sondern auch ein rohes, primitives Verlangen.
Sie war um drei Uhr morgens mit einem Mann allein im Zimmer, dem sie gerade bis zur Schulter reichte und der seine Wut wie eine zweite Haut trug. Einem Mann, der attraktiver war als alle Männer, die sie bisher kennengelernt hatte. Zu ihrem Entsetzen spürte sie, wie ihre Brustspitzen hart wurden.
Er sah es.
Amanda schlug das Herz bis zum Hals, als der Scheich einen Schritt auf sie zu machte.
„Hoheit.“
Er blickte sie unverwandt an und kam auf sie zu. Hitze durchflutete Amanda.
„Hoheit!“
Amanda blinzelte. Ein kleiner Mann in einem schwarzen Anzug trippelte zum Scheich und legte ihm die Hand auf den muskulösen Unterarm.
„Mein Gebieter, ich habe Ihre Schwester gefunden.“
Der Scheich sah den Mann an, der schnell seine Hand zurückriss. „Wo ist sie, Abdul?“
„Verzeihen Sie mir. Ich wollte Sie nicht anfassen …“
„Ich habe Sie etwas gefragt.“
Abdul fiel auf die Knie und beugte sich vor, bis er mit der Stirn fast den Boden berührte. „Sie wartet im Büro des Dekans auf Ihren Befehl, Hoheit.“
Der Anblick des alten Mannes, der unterwürfig vor einem mürrischen Tyrannen kniete, und der Gedanke an Dawn, die auf den Befehl des brutalen Kerls wartete, brachten Amanda zur Besinnung. „Gehen Sie, oder ich lasse Sie hinauswerfen. Sie sind nichts als ein Barbar. Mir tut jede Frau leid, die etwas mit Ihnen zu tun hat.“
Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut.
„Hoheit“, flüsterte der kleine Mann, und Nicholas al Rashid verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.
Amanda hatte ihn nie wieder gesehen. Er hatte Dawn aus dem College genommen und in einem kleinen nur für Frauen eingeschrieben. Aber die beiden waren Freundinnen geblieben, und Dawn hatte Amandas Berufswechsel, ihre Ehe und Scheidung miterlebt. Im Lauf der Jahre hatte sie ihre Begegnung mit dem Scheich vergessen.
Fast. Noch immer wachte sie manchmal in der Nacht auf und meinte, seinen Blick zu spüren und seinen Duft wahrzunehmen …
„Mandy, dein Gesicht ist wie ein offenes Buch“, sagte Dawn.
Erschrocken sah Amanda auf.
Dawn lachte. „Du bist noch immer verärgert und verlegen, wenn du daran denkst, wie Nicmy vor all den Jahren auf der Suche nach mir in unser Zimmer gestürmt ist.“