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Gütersloher Verlagshaus. Dem Leben vertrauen
Inschrift
Vorwort
EINLEITUNG: VERFALL ODER UMWERTUNG ALLER WERTE?
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Gütersloher Verlagshaus. Dem Leben vertrauen
Je genauer man diese Welt betrachtet, desto mehr Widersprüche und Inkonsequenzen entdeckt man in ihr.
(FRANÇOIS M. VOLTAIRE)
Man wird die Vermutung nicht los, dass hinter jeder Paranoia wie hinter jeder Macht dieselbe tiefere Tendenz steckt: Der Wunsch, die anderen aus dem Wege zu räumen, damit man der einzige sei, oder, in der milderen und häufig zugegebenen Form, der Wunsch, sich der anderen zu bedienen, dass man mit ihrer Hilfe der einzige werde.
(ELIAS CANETTI)
VORWORT
Derzeit wird vielerorts ein Werteverfall beklagt, und es hat den Anschein, dass diese Klage berechtigt sei und die Moral tatsächlich an Bedeutung verlöre. Die Finanzkrise hat die Skrupellosigkeit und Gier mancher Wirtschaftsbosse ans Tageslicht befördert, im Sport jagt ein Doping-Skandal den anderen und selbst in der hehren Wissenschaft gibt es nicht wenige, die, von ungebändigtem Ehrgeiz getrieben, mit unlauteren Mitteln wenn schon nicht zu Geld, so doch zumindest zu Ruhm und Ehre gelangen wollen. Nicht zu vergessen ist die katholische Kirche - eine Hüterin der Moral -, die derzeit wegen sexueller Übergriffe nicht weniger ihrer Würdenträger gebeutelt wird. Doch auch im familiären und beruflichen Alltag scheint Moral zunehmend in den Hintergrund zu treten, Lug und Trug scheinen eher die Regel als die Ausnahme zu sein. Aber Vorsicht! In praktisch allen Zeitaltern wurde ein Werteverlust diagnostiziert, und mahnende, auf mangelnde Moral weisende Zeigefinger begleiten unsere Geschichte seit der Antike. Die derzeitige Situation ist also nicht so neu, wie man glauben möchte. Es ist wohl nur natürlich, dass man das eigene Zeitalter etwas anders wahrnimmt als die Vergangenheit.
Haben wir uns mit unseren jeweiligen Moralansprüchen vielleicht zu viel vorgenommen? Vertragen wir möglicherweise weniger Moral, als wir uns mit unseren eigenen Moralsystemen vorschreiben?
Die Sichtweise der modernen Evolutionstheorie legt eine nüchterne Betrachtung der menschlichen Moralfähigkeit nahe und gibt zu bedenken, dass wir Menschen, wie alle anderen Arten von Lebewesen
➔ Egoisten sind,
➔ in erster Linie das Problem des Überlebens (= erfolgreiche Fortpflanzung) zu lösen haben,
➔ im Dienste des Überlebens Ressourcen benötigen und
➔ um diese im Wettbewerb miteinander stehen.
Von Natur aus ist der Mensch also weder gut, noch böse, sondern macht nur, was ihm sein biologischer Imperativ gebietet. Was soll ihm da noch »Moral«?
Als soziales Lebewesen ist der Mensch allerdings auf ein Miteinander mit Artgenossen angewiesen. Seine geistigen Fähigkeiten ermöglichen ihm obendrein, sein Verhalten und Handeln kritisch zu reflektieren. So hat er »Gut« und »Böse« erfunden, und es ist kein Zufall, dass Moralvorstellungen (Werte und Normen) in allen seinen Kulturen und Gesellschaften anzutreffen sind. Dabei sind Formen der Kooperation und gegenseitigen Hilfe - gleichsam als moralische Minimalforderungen - praktisch universell etabliert. Allerdings ist der Mensch von Natur aus ein Kleingruppenwesen und auf das Leben in anonymen Massengesellschaften seiner evolutionären Veranlagung gemäß nicht vorbereitet. Er ist sozusagen der geborene Nepotist, ausgestattet also mit der Neigung zur Vetternwirtschaft. Hier begegnen wir einem grundsätzlichen Problem: Ist eine Erweiterung der »Kleingruppenmoral« möglich? Ja, ist sie überhaupt wünschenswert, falls damit nur die Vetternwirtschaft ausgeweitet wird?
Im vorliegenden Buch gehe ich - nach einer kurzen Einleitung, die klären soll, was »Moral« eigentlich ist - zunächst auf die Fragen nach der Herkunft und dem Zweck moralischen Verhaltens ein, wobei der Verschränkung der biologischen mit der sozialen beziehungsweise soziokulturellen Evolution Rechnung getragen wird. Anschließend erörtere ich das Problem der Moral in Massengesellschaften, was zur zentralen Frage des Buches überleiten wird: Wie viel Moral verträgt der Mensch? Diese Kapitel werden konkrete (»praktische«) Beispiele vor allem aus den Bereichen Wirtschaft und Wissenschaft enthalten. Die Grundthese des Buches lautet: Unsere Moralfähigkeit ist begrenzt, jedes idealistische Werte- und Normensystem ist zum Scheitern verurteilt. Dennoch hat - wie im letzten Kapitel dargelegt wird - das »Gute« eine Chance, wenn wir unsere Gesellschaften an die Bedürfnisse des Individuums anpassen (und nicht umgekehrt). Es gilt, die uns von der Evolution sozusagen mitgegebenen Neigungen zur Kooperation und gegenseitigen Hilfe zu fördern. Wir Menschen sind keine Engel, aber auch keine geborenen Totschläger. Wenn das »Gute« in uns gegen das »Böse« obsiegen soll, müssen wir allerdings die derzeitigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen unseres Lebens ändern. Einige Vorschläge dazu werden in diesem Buch ausgebreitet - vor einer Diktatur der Moral aber wird gewarnt.
Das Buch wendet sich an einen breiten Leserkreis und will als Sachbuch informieren - und provozieren. Trotz des im Grunde ernsten Themas habe ich versucht, es so unterhaltsam wie möglich zu gestalten. Ich war auch bemüht, mich mit Fachterminologie zurückzuhalten. Manche mehr oder weniger spezielle Begriffe ließen sich allerdings nicht vermeiden. Hier mag das angehängte Glossar helfen, wo ich bei nicht eindeutig definierten Begriffen auch angebe, wie ich sie verwende. Und noch eins. Ich befasse mich in diesem Buch nicht mit den verschiedenen Strömungen beziehungsweise Positionen innerhalb der Ethik, der (philosophischen) Disziplin, die von Moral handelt. Darüber gibt es viele einschlägige Bücher, von denen einige im Literaturverzeichnis angeführt sind.
Franz M. Wuketits
Wien, im April 2010
EINLEITUNG: VERFALL ODER UMWERTUNG ALLER WERTE?
Ach, die Werte!
HARTMUT VON HENTIG
Lassen wir gleich einmal Friedrich Nietzsche (1844-1900) zu Wort kommen, jenen »aufwieglerischen« Philosophen, der nach wie vor ebenso viel Zustimmung wie Ablehnung erntet. In der Vorrede zu seiner Streitschrift Zur Genealogie der Moral lesen wir Folgendes:
Wir haben eine Kritik der moralischen Werte nötig, der Wert dieser Werte ist selbst erst einmal in Frage zu stellen - und dazu tut eine Kenntnis der Bedingungen und Umstände not, aus denen sie gewachsen, unter denen sie sich entwickelt und verschoben haben (Moral als Folge, als Symptom, als Maske …, als Krankheit, als Mißverständnis; aber auch Moral als Ursache, als Heilmittel, als Stimulans, als Hemmung, als Gift), wie eine solche Kenntnis weder bis jetzt da war, noch auch begehrt worden ist. Man nahm den Wert dieser »Werte« als gegeben, als tatsächlich …; man hat bisher nicht im entferntesten daran gezweifelt und geschwankt, »den Guten« für höherwertig als »den Bösen« anzusetzen, höherwertig im Sinne der Förderung, Nützlichkeit, Gedeihlichkeit in Hinsicht auf den Menschen überhaupt (die Zukunft des Menschen eingerechnet). Wie? Wenn das Umgekehrte die Wahrheit wäre? Wie? Wenn im »Guten« auch ein Rückgangssymptom läge, insgleichen eine Gefahr, eine Verführung, ein Gift, ein Narkotikum, durch das etwa die Gegenwart auf Kosten der Zukunft lebte? … So daß gerade die Moral die Gefahr der Gefahren wäre (vgl. Nietzsche 1983, S. 285).
Über die Herkunft der Moral und die Bedingungen, unter denen Werte entstanden sind, ist mittlerweile viel geschrieben worden; darüber bräuchte sich Nietzsche heute keine Sorgen zu machen. Die Behauptung aber, dass Moral ihre »giftigen« Seiten hat und überhaupt große Gefahren in sich birgt, erscheint immer noch manchem wohl als eine Ungeheuerlichkeit. Doch ich bitte um Geduld; darauf wie auch auf die Herkunft der Moral wird in diesem Buch noch ausführlich einzugehen sein.
Was aber ist Moral? Moral und Sitte, so entnehmen wir einem modernen Lexikon der Ethik, »stellen den für die Daseinsweise der Menschen konstitutiven (keineswegs auf Fragen der Sexualität beschränkten) normativen Grundrahmen für das Verhalten vor allem zu den Mitmenschen, aber auch zur Natur und zu sich selbst dar« (Höffe 1997, S. 204). Sie schreiben uns also vor, was wir tun sollen. Heerscharen von Philosophen haben sich seit der Antike den Kopf darüber zerbrochen, wie unser »Sollen«, also das moralisch richtige Handeln, begründet werden könne. Denn es geht ja, frei nach Sokrates (469-399 v. Chr.) gesagt, um nicht weniger als um die Frage, wie man leben soll. Sokrates war der erste Moralphilosoph des Abendlandes, und sein Lebensende verleiht schon dem Anfang dieser philosophischen Disziplin - also Moralphilosophie oder Ethik - eine Symbolik des Tragischen und des Doppelbödigen. Er wurde angeklagt, dass er nicht an die staatlichen Götter glaube und die Jugend verderbe, und zum Tode durch den Giftbecher verurteilt - dem er sich aus Achtung vor dem Gesetz nicht durch Flucht entziehen wollte (!). Ist es nicht aberwitzig, das eigene Leben freiwillig einem Gesetz zu opfern, von dem man selbst nicht überzeugt ist? Aber Sokrates sah das wohl anders …
Das bringt uns auch schon zu einer Definition von Moral, wie ich sie bereits in früheren Veröffentlichungen zum Thema (siehe Literaturverzeichnis) vorgetragen habe: Moral ist die Summe aller Regeln (Normen, Wertvorstellungen), die der Aufrechterhaltung beziehungsweise Stabilisierung einer Gesellschaft oder Sozietät dienen. Bei der jeweils betreffenden Sozietät kann es sich um eine Familie oder einen Familienverband handeln, eine Religionsgemeinschaft, einen Taubenzüchterverein, eine staatlich organisierte Gesellschaft, eine Verbrecherorganisation und vieles mehr. Ja, ganz richtig - auch kriminelle Vereinigungen werden von bestimmten Normen zusammengehalten, unabhängig davon, dass sie nach außen hin unmoralische Aktivitäten entfalten. Meine Definition von Moral ist also eine rein funktionale und sagt nichts darüber aus, ob - und, wenn ja, inwieweit - bestimmte Normen und Wertvorstellungen allgemeine Akzeptanz finden sollen. Diese Definition stützt sich aber auf die einfache empirische Tatsache, dass in allen Gesellschaften - welcher Form auch immer - irgendeine Moral gilt. Gänzlich ohne (moralische) Regeln kann anscheinend keine Sozietät existieren. Doch so wie es keine Gesellschaft ohne Moral gibt, existiert auch keine Moral, die für alle Gesellschaften verbindlich wäre. Es gibt also keine absoluten Werte.
Mit dieser Aussage habe ich bei manchen Vorträgen und Diskussionen schon irritiertes Kopfschütteln oder gar Empörung ausgelöst. »Ja, woran soll ich mich denn halten?« ist die häufig aufgeworfene Frage. Diese Frage kann freilich nur jemand stellen, der davon überzeugt ist, dass Normen und Werte gleichsam höheren Ursprungs und unwandelbar seien. Dabei müsste doch leicht einzusehen sein, dass Normen und Werte ihre Geschichte haben und einem dynamischen Wandel unterliegen. Während beispielsweise noch im England des 19. Jahrhunderts die Sklaverei auch in gebildeten Bevölkerungsschichten durchaus befürwortet und nicht als unmoralisch angesehen wurde, wird heute kaum ein Brite die Versklavung von Menschen als moralisch korrekt empfinden. Aber ich gehe noch einen Schritt weiter. Selbst im Laufe eines individuellen Lebens können sich Moralvorstellungen - zum Teil sehr stark - wandeln. Und wer ein bestimmtes Alter erreicht hat und von sich behauptet, er habe immer und ausnahmslos die gegebenen moralischen Regeln befolgt, dem glaube ich persönlich nicht. Der hat wahrscheinlich die sprichwörtliche - wenn nicht gar die buchstäbliche - Leiche im Keller und will nur davon ablenken. Wer hier bereits eine Provokation vermutet, dem muss ich entgegnen, dass ich das völlig ernst meine. Der Philosoph Bernulf Kanitscheider erinnert in der autobiographischen Einleitung zu seinem Buch Die Materie und ihre Schatten an »die alle moralischen Grundsätze überschreitenden Organisationsstrategien zur Gewinnung von Lebensmitteln« (2007, S. 11) in den Hungerjahren am Ende des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit. Dass dem Fressen gegenüber der Moral Priorität zukommt, wird aber wahrscheinlich niemand, der jene Jahre erlebt - und überlebt - hat, ernsthaft bezweifeln.
Zwar sind Vorstellungen von Moral beim Menschen universell - jede Gesellschaft hat ihre, wie auch immer gearteten, Werte und Normen -, aber es dürfte keine Gesellschaft geben, in der sich ausnahmslos alle immer an die jeweiligen Moralvorstellungen halten. Anders gesagt: Überall gibt es einige »Abweichler«, die sich nicht so verhalten, wie sie sich verhalten sollten, und zwar auch dann, wenn sie nicht aus der Not heraus agieren. Die Frage muss schon erlaubt sein, ob sich der Mensch vielleicht mit manchen seiner Moralprinzipien die Latte zu hoch gelegt hat und sich damit selbst überfordert. Schließlich sind nicht alle, die die jeweiligen Wertvorstellungen und Normen verletzen, automatisch Verbrecher. Im Gegenteil, die wahren Verbrechen begehen häufig die selbsternannten Hüter der Moral. Wir werden darauf noch zurückkommen.
Der heute oft beklagte Verfall von Werten ist jedenfalls zu relativieren. Man sollte vielleicht besser vom Verlust von Werten sprechen, an deren Stelle möglicherweise andere treten werden. Außerdem ist ja nicht gesagt, dass alles, was - zum Beispiel in unserer Kultur - bislang an Werten propagiert wurde, auch unsere Zustimmung finden muss. Wenn man etwa an »Vaterlandstreue« denkt, die mit dem Zwang verbunden ist, dem Land mit der Waffe zu dienen und sich unter Umständen erschießen zu lassen, dann kann man darauf wohl verzichten. Auf der anderen Seite ist heute nicht zu übersehen, dass allerorten, insbesondere in der Politik, wieder »Werte« propagiert werden. Dabei belässt man es aber meist beim Allgemeinen und sagt nicht, welche Werte wir denn überhaupt pflegen sollen. Von der Europäischen Union wird oft gesagt, dass sie eine Wertegemeinschaft sei. Noch aber konnte uns niemand schlüssig darlegen, welche Werte denn die 500 Millionen Menschen, die im politisch und wirtschaftlich konstruierten Raum der Europäischen Union leben, miteinander verbinden (oder verbinden sollen). Ein häufiger und inflationärer Gebrauch des Wertebegriffs lässt diesen zu einer bloßen Worthülse verkommen, in die alles Mögliche hineingestopft werden könnte.
Nicht zu leugnen jedoch ist, dass die Menschen im Allgemeinen ein gutes Leben anstreben; genug zu essen und zu trinken, ein stabiles Dach über dem Kopf, eine angenehme Arbeit, etwas Freizeit und ein paar Freunde haben und ansonsten in Ruhe gelassen werden wollen. Freilich, mancher kann nicht genug kriegen und ist mit dem jeweils Erreichten nie zufrieden - aber das ist schon ein anderes Thema (worauf allerdings noch zurückzukommen sein wird). Es wäre wohl zumindest für diejenigen von uns, die das Glück haben, hier im Herzen Europas (und nicht etwa im Sudan oder in Afghanistan) zu leben, vieles in Ordnung, gäbe es da nicht immer wieder Leute, die uns vorschreiben wollen, wie wir zu leben haben, und ihre Vorstellungen vom »richtigen« Leben mit Werten verbrämen, die vermeintlich höheren Ursprungs sind. Glaubt man jedoch, wie es der Philosoph Wilhelm Windelband (1848-1915) in seinen Aufsätzen und Reden tat, »das Ewige« käme »in der Gestalt des Wertbewußtseins zum Durchbruch« (1907, S. 462), dann leistet man auch schon, wenngleich ungewollt, einer »Entwertung der Werte« Vorschub. Was ist denn »das Ewige«? Welcher Werte soll man sich denn bewusst werden? So entwerten sich, wie Nietzsche meinte, gerade die obersten Werte gleichsam von selbst, gerade weil sie nur noch Werte sind. Und etwa dem Ausspruch »Ohne Werte sind wir wertlos« aus dem Munde eines österreichischen Politikers kann man den Charakter eines netten Wortspiels zubilligen, einen Inhalt vermittelt er allerdings nicht. Außerdem: Ein Mensch kann sich doch auch dann als wertvoll empfinden, wenn er sich keine Werte von Politikern einimpfen lässt. Es steht zu vermuten, dass so gut wie jedem Menschen irgendetwas wertvoll ist - sein eigenes Leben, seine Familie, sein Hund, seine Briefmarkensammlung, sein Garten oder was auch immer. Wozu soll er einer von oben diktierten Moral bedürfen?!
Moral ist ein strapazierter, ja eigentlich längst überstrapazierter Begriff. Meine Definition von Moral sollte diejenigen auf den Boden der Tatsachen zurückholen, die meinen, die eine und einzig richtige Moralvorstellung zu haben, die sich jedoch vielfach als Doppelmoral entpuppt, eine gefährliche noch dazu. Das ist ja gerade das Dilemma: Die Verteidiger bestimmter Werte treten »fremde« Werte oft mit Füßen; indem sie ihre eigenen Werte durchsetzen wollen, verletzen sie die Werte anderer. Daher wäre es ihnen natürlich sehr recht, wenn ihre Werte von einer höheren Instanz begründet wären oder sich auf eine oberste Autorität stützen könnten. Aber Werte kommen nicht von oben - sie kommen von unten. Wie das gemeint ist, möchte ich in der Folge zeigen.
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