Wo es dem Verbrecher schmeckt - Friedrich Ani - E-Book

Wo es dem Verbrecher schmeckt E-Book

Friedrich Ani

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  • Herausgeber: Knaur eBook
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Drei feine Kurzgeschichten - zum Staunen, zum Lachen und zum Nachdenken! Friedrich Ani ist auch als Autor hintergründig-humorvoller und feinsinniger Erzählungen bekannt, die, wie es der Titel des Buches bereits sagt, einen hohen Unterhaltungswert haben. Ob er nun einen verzweifelten Stalker sprechen lässt oder die sehr unterschiedlichen Zukunftspläne eines Ehepaares offenlegt. Man lacht über seine scharfen Beobachtungen, um im nächsten Moment entsetzt zu sein; und umgekehrt. Auch hier zeigt Ani, dass er der Anwalt der Unsichtbaren ist, die sich vom Leben noch nie etwas erwartet haben. Und er kann wie kein Zweiter beschreiben, welche fatale Explosionskraft in dieser scheinbaren Genügsamkeit steckt. Dieses eBook enthält neben »Wo es dem Verbrecher schmeckt« auch die Geschichten »Der große Spaten« sowie »Der verzweifelte Erlöser«.

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Seitenzahl: 41

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Friedrich Ani

Wo es dem Verbrecher schmeckt

und 2 weitere Unterhaltungen

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Über dieses Buch

Inhaltsübersicht

ZitateWo es dem Verbrecher schmecktDer große SpatenDer verzweifelte Erlöser
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Personen, die versuchen, in dieser Erzählung ein Motiv zu finden, werden belangt.

Personen, die darin eine Moral finden wollen, werden verbannt.

Personen, die in ihr eine Handlung zu entdecken versuchen, werden erschossen.

Juan Carlos Onetti, »Wenn es nicht mehr wichtig ist«

 

»Isses wahr?«

Lt. Theo Kojak

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Wo es dem Verbrecher schmeckt

Er wollte nicht mehr zuhören. Seit einer Stunde hörte er ihr zu, jetzt hatte er keine Lust mehr. Er wollte still dasitzen, im Kicker lesen und sonst nichts. Aber sie hörte nicht auf zu sprechen.

Er sagte: »Ich habs verstanden.«

Sie sagte: »Scheint mir nicht so.«

Er sagte: »Ich mach so was nicht.«

Sie sagte: »Niemand kommt zu Schaden, und wir sind gerettet.«

Über diese Bemerkung dachte er eine Weile nach, dann schwappte ihre Stimme wieder über seine Gedanken. Er lehnte sich zurück und versuchte, sich an den Namen des Berliner Sponsors zu erinnern, der seit einer Woche seinen Verein, die Münchner Löwen, unterstützte. Er kam nicht drauf.

»Wenn du willst, erklär ich’s dir noch mal«, sagte Elisabeth Klier. »Aber eigentlich gibt’s da nichts zu erklären.« Sie trank einen Schluck Weißwein, stellte das Glas auf den Tresen, der als Küchenteiler fungierte, und wartete auf eine Antwort.

Am Anfang hatte der neunundfünfzigjährige Gideon Klier geglaubt, seine Frau habe den ganzen Tag getrunken und zu viel ferngesehen. Bis ihm klarwurde, dass sie es ernst meinte, verging fast eine Stunde. Inzwischen, so schien ihm, war sie tatsächlich betrunken. »Aha«, sagte er. Dann überlegte er, ob er noch ein alkoholfreies Bier trinken sollte. »Verstehe. Ja. Aha.« Er entschied sich gegen das Bier. »Wir bedrohen sie. Womit noch mal?«

»Hörst du nicht zu? Mit einer Pistole. Wir haben eine Pistole.«

»Wir haben keine Pistole«, sagte Klier.

»Nicht wir persönlich.« Elisabeth machte eine Pause, fuhr mit dem Zeigefinger über den Rand des Glases, und ihre Lippen zuckten, wie bei einem unauffälligen Lächeln. Das gefiel Klier nicht.

»Wer dann?«, sagte er.

»Manuel.«

Sofort fragte er sich, ob er den Namen bisher überhört hatte. Er wusste es nicht. Er bezweifelte es, aber er war sich nicht sicher. Er wollte seine Ruhe. Er wollte ins Wohnzimmer gehen und im Kicker lesen und sonst nichts. Morgen Mittag würde er noch eine Fahrstunde geben, dann war Pause bis Mitte September. Was danach kam, lag im Dunkeln. Aber er würde sich nicht kleinkriegen lassen, er würde seine Schulden abbezahlen, trotz aller finanziellen Probleme einen neuen Wagen anschaffen und vielleicht sogar das Büro streichen lassen. Seine Fahrschule hatte immer noch einen Namen in der Stadt, auch wenn er die Filialen in den anderen Stadtteilen hatte schließen müssen und nur noch eine in Giesing besaß. Fahrschule Klier.

Scheiß auf die Konkurrenz, dachte er, jetzt war Sommer.

»Es wär gescheiter, du würdst mir zuhören.« Elisabeth Klier schenkte sich ein neues Glas ein und prostete ihm zu, was er abseitig fand.

Aber er sagte: »Zum Wohl, Lise. Was hat Manuel damit zu tun?«

»Wo bist du denn mit deinen Gedanken? Ich hab ihn engagiert. Einer muss den Mund aufmachen.«

Kliers Unterkiefer klappte nach unten, er starrte seine Frau mit einem Gesichtsausdruck an, der Lise irgendwie behämmert vorkam. »Guck doch nicht so blöde«, sagte sie.

Er schloss den Mund und schüttelte den Kopf. Allmählich nahm der Plan, von dem Lise ihm erzählte, Konturen an, endlich begriff er, wovon sie redete und welche Konsequenzen ihnen damit drohten. Das, was sie vorhatte, könnte eine Lösung sein, dachte er plötzlich. Dann fielen ihm gleichzeitig eine Menge anderer Dinge ein, die er nicht zu Ende denken konnte, weil die eindringliche Stimme seiner Frau ihn zum Zuhören zwang.

»Wir sind morgen Abend bei den beiden eingeladen, das weißt du«, sagte sie.

Er hatte nicht mehr daran gedacht. Er wollte da nicht hingehen, wozu denn? Sie waren bloß Publikum, Paul erzählte von der bevorstehenden Reise und seinem Restaurant und seinem Auto, das er »Das Mobil« nannte, Anita servierte das Essen und den Wein und behandelte ihre Gäste wie Kinder.

»Ich weiß«, sagte Klier.

»Wir gehen hin, sitzen eine Stunde rum, dann klingelt’s, Paul geht zur Tür, öffnet, und Schlagzu.«

»Schlagzu? Was heißt Schlagzu?«

»Nur so ein Ausdruck von Manuel.« Lise trank und schwenkte das Glas. »Ich hab ihm von meiner Idee erzählt, er kennt sich aus, er war fünf Jahre im Gefängnis …«

»Drei.«

»Er kennt sich aus. Er hat zwei Waffen, zwei Pistolen. Oder Revolver, ich weiß nicht. Für den Notfall. Wir teilen durch drei, ich mein’, durch zwei natürlich. Manuel kriegt die Hälfte. Das ist gerecht.«