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Durch ihre konzentrierte Form und Verständlichkeit ragen die Katechismen unter den Bekenntnisschriften heraus. Die Reformatoren sagten gern, sie seien eine "Laienbibel, in der alles zusammengefasst ist, von dem die Heilige Schrift ausführlich handelt". Eine solche Laienbibel will auch dieser Katechismus sein, indem er umfassend und lebensnah die Hauptpunkte des christlichen Glaubens darstellt. Das geschieht in zehn Themenkomplexen mit insgesamt 174 Fragen und Antworten. Die erste Frage "Worauf kommt es im Leben an?" holt die Menschen an dem Punkt ab, den alle aus eigenem Nachdenken kennen, und die letzte Antwort bestätigt, "worauf es ankommt". Der Katechismus ist für Erwachsene gedacht, die für sich selbst Klarheit gewinnen wollen, vor allem aber auch für Gemeinde- und Religionspädagogen in Kirche und Schule. Entsprechend wurde großer Wert auf die Gestaltung gelegt. Der eigentliche Text, der auf den rechten Seiten fortlaufend zu lesen ist, wird auf den linken Seiten durch illustrierendes Material – Bilder, Lieder, Gedichte, Gebete, Bibel- und Literaturzitate – ergänzt. Mit diesem Katechismus legt der für seine Begabung zur Elementarisierung bekannte Systematiker Wilfried Härle einen Grundlagentext vor, der in der gemeinde- und religionspädagogischen Arbeit ab sofort eine wichtige Rolle spielen wird.
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Seitenzahl: 84
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Ein Katechismus
Von Wilfried Härle
in Verbindung mit Klaus Engelhardt, Gottfried Gerner-Wolfhard und
Thomas Schalla
Mit einem Geleitwort von Christian Schad
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
3. Auflage 2019
© 2018 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH • Leipzig
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Gefördert durch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland
Covermotiv: pixabay.com
Gestaltung und Satz: Anja Haß
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2019
ISBN 978-3-374-05326-1
www.eva-leipzig.de
Cover
Titel
Impressum
I. |
Menschen fragen nach dem Sinn des Lebens
II. |
Gottes Gebote und unser menschliches Verhalten
III. |
Gott offenbart sein Wesen in Jesus Christus
IV. |
Gott ist in uns gegenwärtig durch seinen Heiligen Geist
V. |
Gott der Schöpfer
VI. |
Der christliche Glaube an den dreieinigen Gott
VII. |
Gottes Wirken in der Welt
VIII. |
Die Kirche als die Gemeinschaft des Glaubens
IX. |
Der Auftrag der Christen in der Welt
X. |
Christliche Hoffnung über den Tod hinaus
Anmerkungen
Bildnachweis
Der christliche Glaube vertraut der Botschaft, die Jesus Christus verkündet. Er sagt nicht nur Ja, sondern lebt existenziell das Ja-Wort, das Gott in Jesus Christus gesprochen hat. Glaube ist Vertrauen, aber kein blindes, sondern ein Vertrauen, das gehört und verstanden hat, das seine Gründe kennt und darüber Auskunft geben kann. Vertrauen ist persönlich. Es kann sich zwar anlehnen an das Vertrauen anderer, daraus entstehen und daran wachsen. Aber es kann dadurch nicht ersetzt werden: Wer als Christ glaubt, muss selbst die Botschaft von Jesus Christus hören, sie verstehen und von ihr Rechenschaft ablegen können.
Weil der Glaube im Mittelpunkt stand, der als Vertrauen in die Botschaft von Jesus Christus die Gnade Gottes empfängt, deshalb lag den Reformatoren so sehr am verstehenden Glauben – und an den Medien, die das Verstehen des Glaubens ermöglichen und stärken: an der Predigt, die das Evangelium im aktuellen Kontext zuspricht; an den Liedern, durch die sich, indem sie gesungen werden, der Glaube persönlich vertieft; am Katechismus, in dem das Wesentliche, was der Glaube aus dem Evangelium wissen kann und soll, in gut zu lernender und zu behaltender Form zusammengefasst ist.
Die geeignete Form, in der das Glaubenswissen gelernt und behalten werden konnte, war für die Reformatoren die Form von Frage und Antwort. Im Kleinen Katechismus Martin Luthers werden die sogenannten fünf „Hauptstücke“ – Zehn Gebote, Glaube (= das Apostolische Glaubensbekenntnis), Vaterunser, das Sakrament der Heiligen Taufe und das Sakrament des Altars oder das Heilige Abendmahl – durch ganz schlichte Fragen („Was ist das?“ „Wie geschieht das?“ usw.) und die elementare Beantwortung dieser Fragen erklärt. So wird ein sachgemäßes Verstehen des Evangeliums angeleitet und auf Dauer gestellt. Auch der reformierte Heidelberger Katechismus arbeitet in der Form von Frage und Antwort. Nachdem er mit der existenziellen Kernfrage „Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?“ eingesetzt und sie grundlegend mit der Zugehörigkeit zu Jesus Christus beantwortet hat („dass ich … nicht mein, sondern meines getreuen Heilands Jesu Christi eigen bin“), führen Frage und Antwort 2 auf das Design des Heidelberger Katechismus: „Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst? – Erstens: wie groß meine Sünde und mein Elend ist. Zweitens: wie ich von allen meinen Sünden und Elend erlöst werde. Drittens: wie ich Gott für solche Erlösung soll dankbar sein.“ In diesem Schema von Erlösungsbedürftigkeit, -vollzug und -wirklichkeit entfaltet der Heidelberger Katechismus in insgesamt 129 Fragen und Antworten das christliche Glaubenswissen und erklärt dabei auch die fünf Grundtexte, die bei Martin Luther „Hauptstücke“ heißen.
Frage und Antwort! Wer fragt hier, und wer antwortet? Ursprünglich ist es das neugierige Kind, das fragt, und es sind Mutter und Vater, die antworten – und die mit den Antworten die Wissbegier keineswegs stillen, sondern weitere Fragen provozieren. Oder es ist die wissbegierige Schülerin, die den Lehrer fragt, und es ist der wissbegierige Schüler, der sich mit der Antwort der Lehrerin nicht begnügt, sondern weiterfragt. So verhält es sich auch bei der Konstellation, aus der vor einigen Jahren die Kirchentagslosung gewonnen wurde: „Wenn dein Kind dich fragt …“ (vgl. 5. Mose 6,20). Ebenso riefen die „Antworten“ des zwölfjährigen Jesus im Tempel, über die sich „alle, die ihm zuhörten, verwunderten“ (Lukas 2,47), eindringliche Nachfragen hervor.
Bei den Katechismen nun sind die Rollen gegenüber der ursprünglichen Konstellation eigentümlich vertauscht. Hier sind es die Hausväter, die die Fragen stellen, und es sind die Kinder, die die möglichst auswendig zu lernenden Antworten geben. Die Lehrer hören die Schüler, die Pfarrer hören die „Katechumenen“ bzw. Konfirmanden ab. Die Frage- und Antwortform der Katechismen ist gegenüber der ursprünglichen Situation, die in der Wissbegier der Jungen wurzelt, eine sekundäre, eine pädagogisch stilisierte Form des Dialogs. Die Fragen sind die Fragen, die die Jungen nach dem Willen der Alten möglichst stellen sollten, und die Antworten enthalten das Wissen des christlichen Glaubens, das die Alten den Jungen, die Eltern ihren Kindern, die Lehrpersonen ihren Schülerinnen und Schülern, die Pfarrerinnen und Pfarrer ihren Konfirmandinnen und Konfirmanden weiterzugeben haben.
Das Wissen des christlichen Glaubens weitergeben! Von diesem Anliegen beseelt, haben der evangelische Theologieprofessor Wilfried Härle und einige Mitstreiter aus der Badischen Landeskirche einen neuen Katechismus verfasst und dabei die alte pädagogische Stilisierung von Frage und Antwort wiederaufleben lassen. In 180 Fragen, verteilt auf zehn Kapitel, legt dieser Katechismus dar, was der christliche Glaube, reformatorisch verstanden, zu verstehen gibt. Mit der Wahl der Frage-Antwort-Form wird die uralte gattungsgeschichtliche Erinnerung aufgerufen, dass der christliche Glaube – als das persönliche Vertrauen auf das Wort Gottes, das Jesus Christus in Person ist – ein Wissen einschließt, das erfragt und behaltbar dargelegt, das gelernt und in Situationen der Bewährung zur Verfügung stehen und abgerufen werden kann: Glaubenswissen als Katechismuswissen.
„Worauf es ankommt“ lautet der Titel dieses Katechismus. Die erste Frage nimmt den Titel programmatisch auf: „Worauf kommt es im Leben an?“ Die erste Antwort lautet: „Es kommt darauf an, unser Leben mit all seinen Höhen und Tiefen als Gabe zu verstehen und anzunehmen.“ Und die letzte, die 180. Frage, fragt im Rückbezug auf die paulinische Trias „Glaube, Hoffnung, Liebe“: „Kommt es im Leben und im Sterben also letztlich vor allem darauf an?“ Antwort: „Ja, darauf kommt es an.“ Aus der Frage, „worauf es ankommt“, erwächst wie aus einem Keim dieser Katechismus. Er fragt zunächst nicht explizit nach Gott, und in seinen Antworten ist von Gott sowohl ausdrücklich als auch eher implizit die Rede, indem sie, wie sich erst noch herausstellen wird, die Lebenseinstellung von Menschen beschreiben, die auf das Evangelium hin, das sie gehört haben, Gott vertrauen.
„Worauf kommt es im Leben an?“ Die so vorgegebene Ausgangsfrage des Katechismus darf den Anspruch erheben, dass alle Menschen heute so fragen könnten, d. h. dass sie, ob sie nun diese Frage so oder ähnlich tatsächlich stellen oder nicht, darauf ansprechbar sind – und eine Antwort, praktisch gelebt oder theoretisch reflektiert, immer schon gegeben haben. Diese Eigenschaft, eine existenzielle Grundfrage zu sein, erweist sie als eine moderne, von „Gott“ methodisch zunächst absehende Variante der Frage 1 des Heidelberger Katechismus oder auch der für Luthers Theologie grundlegenden Frage im Großen Katechismus: „Was heißt einen Gott haben oder was ist Gott?“
Dieser Katechismus stellt sich somit formal und inhaltlich in die Tradition reformatorischer Katechismen, genauer: in die Tradition unierter Katechismen. Er belegt mit großer Selbstverständlichkeit, dass das Wissen des reformatorisch verstandenen Glaubens auch ohne die binnenevangelische Differenzierung in „lutherisch“ und „reformiert“ zureichend dargelegt werden kann. In den Verständigungsbemühungen, die mit der Leuenberger Konkordie 1973 an einen segensreichen Zielpunkt gelangt sind, haben wir gelernt – und anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der preußischen Union 2017 wieder stark betont –, dass „Union“ nicht eine Fusion der Konfessionen bedeuten muss, sondern durchaus auch das lutherische oder reformierte Profil schärfen kann. Der vorliegende Katechismus, der im 200. Jubiläumsjahr der pfälzischen Union sowie im Vorblick auf das badische Unionsjubiläum 2021 erscheint, schmälert den Reichtum reformatorischer Vielfalt nicht, erinnert aber an den evangelischen Grundkonsens, der der konfessionellen Pluralität zugrunde liegt und der uns – mit dem Titel der Kundgebung der Vollkonferenz der UEK aus dem Jahr 2016 gesagt – „gemeinsam evangelisch“ sein lässt.
So wünsche ich diesem Katechismus interessierte Leserinnen und Leser. Er hat sein Ziel dann erreicht, wenn wir gern der Aufforderung nachkommen, die der 1. Petrusbrief in folgende Worte fasst: „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist“ (1. Petrus 3,15).
Kirchenpräsident Christian Schad
→Vorsitzender der Union Evangelischer Kirchen in der Evangelischen Kirche in Deutschland
Ohne die Bibel gäbe es kein Christentum. Aber ohne die Auslegung der Bibel in Predigten, Kirchenliedern, Kommentaren, Bekenntnisschriften und Glaubensgesprächen bliebe die Bibel für viele Menschen ein Buch mit sieben Siegeln. Unter den Bekenntnisschriften ragen die Katechismen durch ihre knappe, konzentrierte Form, Verständlichkeit und weite Verbreitung heraus. Von ihnen sagten die Reformatoren gern, sie seien eine „Laienbibel, in der alles zusammengefasst ist, von dem die Heilige Schrift ausführlich handelt und was ein Christ zu seiner Seligkeit wissen soll“. Eine solche Laienbibel will auch dieser Katechismus sein, indem er umfassend und lebensnah die Hauptpunkte des christlichen Glaubens und Lebens darstellt. Das geschieht in zehn Themenkomplexen mit insgesamt 180 Fragen und Antworten. Die erste Frage „Worauf kommt es im Leben an?“ holt die Menschen an dem Punkt ab, den alle aus eigenem Nachdenken kennen, und die letzte Antwort bestätigt, „worauf es ankommt“.
Dieser Katechismus entstand aus einer Initiative der Badischen Landeskirche, die durch einen Wettbewerb unter dem Titel „Katechismus heute“ prüfen wollte, ob es gelingt, „die dialogische Kommunikation über den Glauben durch Katechismen in veränderter Form fortzuschreiben“. Als Anlass für diesen Wettbewerb wurde das 450-jährige Jubiläum des