Worlds Apart - Anabelle Stehl - E-Book

Worlds Apart E-Book

Anabelle Stehl

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Beschreibung

Ihre Träume liegen Welten auseinander

Die zwanzigjährige Kaycee hat das Gefühl festzustecken. Seit dem Tod ihrer Mutter muss sie daheim die Verantwortung übernehmen und hat ihre eigenen Wünsche zurückgestellt. Aber dann ergibt sich die Chance, ihren großen Traum von einer eigenen Konditorei doch noch zu verwirklichen: Kaycee darf an der Realityshow Bake That Cake! teilnehmen. In der Jury sitzt zudem Schauspieler Leo Campbell, der in echt nicht nur noch attraktiver ist als auf dem Bildschirm, zwischen den beiden knistert es auch gewaltig. Doch Kaycee weiß: Nur ein Kuss könnte ihre Chancen auf den Sieg gefährden und ihren Traum für immer zerstören ...

"Mit WORLDS APART beweist Anabelle Stehl, dass sie mindestens genauso gut schreiben kann, wie Kaycee backen: tiefe Gefühle, authentische Charaktere und ein atmosphärisches Setting." LAURA KNEIDL, SPIEGEL-Bestseller-Autorin

Band 2 der WORLDS-Reihe rund um junge Influencer:innen in London von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Anabelle Stehl

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Seitenzahl: 597

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Leser:innenhinweis

Widmung

Playlist

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

Victoria Williams’ Lemon Drizzle Cake

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

Kaycees Caramel Apple Crumble Cheesecake

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

Fionas Rotweinkuchen

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

Apfel-Nuss-Muffins

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

Leos Bananenbrot

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

42. Kapitel

Kaycees Beauty-Cupcakes

43. Kapitel

44. Kapitel

45. Kapitel

Epilog

Danksagung

Die Autorin

Die Romane von Anabelle Stehl bei LYX

Impressum

ANABELLE STEHL

Worlds Apart

Roman

Zu diesem Buch

Kaycee Williams hat das Gefühl, dass sie in ihrem Leben feststeckt. Seit dem Tod ihrer Mutter hat die gerade einmal Zwanzigjährige daheim die Verantwortung für die Familie übernommen und kümmert sich um ihren Vater und die beiden Schwestern. Ihre eigenen Wünsche und Träume hat sie daher stets zurückgestellt. Als sie wegen zu häufiger Abwesenheit mal wieder ihren Job verliert, ist Kaycee am Ende. Doch dann erhält sie überraschend einen Anruf von Bake That Cake!, ihrer liebsten Backshow. Ihre Schwester hat heimlich Kaycees Bewerbung eingereicht, und nun darf sie an dem Realityformat teilnehmen. So hat sie die Chance, ihren großen Traum von einer eigenen Konditorei doch noch Wirklichkeit werden zu lassen. Schon am ersten Tag der Dreharbeiten stößt sie mit Leo Campbell zusammen, dem angesagten Schauspieler und Publikumsliebling aus der Hit-Serie The London League. Er sitzt neu in der Jury und sollte für sie eigentlich tabu sein, aber zwischen den beiden knistert es sofort. Kaycee weiß: Nur ein Kuss könnte ihre Chancen auf den Sieg gefährden und ihren Traum für immer zerstören. Doch je mehr Zeit sie mit Leo verbringt, desto stärker fühlt sie sich zu ihm hingezogen …

Liebe Leser:innen,

bitte beachtet, dass Worlds Apart Elemente enthält, die triggern können. Diese sind: Verlust eines Familienmitglieds, chronische Krankheit.

Wir wünschen uns für euch alle das bestmögliche Leseerlebnis.

Eure Anabelle und euer LYX-Verlag

Für Chris.

Der London so sehr liebt wie Kaycee

und seinen Weg geht, so wie Leo.

Playlist

Better Days – Dermot Kennedy

Light That Fire – Oh The Larceny

The City – Ed Sheeran

What’s Inside – Jessie Mueller

Young Lady, You’re Scaring Me – Ron Gallo

Addicted To You – Picture This

Melatonin – Birds of Bellwoods

Woman Like Me – Little Mix, Nicki Minaj

From the Dust – Joey Kidney, Shaun Redlake

What Baking Can Do – Jessie Mueller

Hell Of A Girl – SAYGRACE

Overthinking (Demo) – Orla Gartland

Just Do It – Rockstrong

Climb – ADONA

exile – Taylor Swift, Bon Iver

hope is a dangerous thing for a woman like me to have – Lana Del Rey

Breaking Out – The Protomen

Lady Like – Ingrid Andress

Close to the Top – Måneskin

Prolog

Kaycee

Kaycee,

mein kleines, besonderes Mädchen. Ich weiß, du hasst es, wenn ich dich klein nenne, aber du wirst für mich immer mein Baby bleiben.

Es tut mir so unendlich leid, dass ich dich verlassen muss.

Estutmirleid,dassichnichtsehenkann,wieduerwachsenwirst,deineTräumeerfüllst,deineeigeneKonditoreimitAdaeröffnest.Estutmirleid,dassichdeineHochzeitverpassenwerde –solltestduheiraten,geradebistdukeinallzugroßerFandavon.Estutmirleid,dassdumichnichtlängeralsAusredenutzenkannst,umdochDowntonAbbeyzugucken.Estutmirleid,dassichdich,Ada,ClaraunddeinenDadalleinlasse.

Doch auf der anderen Seite bin ich unendlich dankbar. Dankbar für die Zeit, die wir gemeinsam hatten, für die Ausflüge, die gemeinsamen Stunden beim Backen, dankbar, dass ich deine so unfassbar ansteckende Leidenschaft aus nächster Nähe erleben durfte. Dankbar für die Zeit, die mir seit der Diagnose geblieben ist. Wir haben das Beste daraus gemacht.

Es wird leichte und schwere Tage geben. Bitte lass all diese Tage zu. Weine, schreie, lache – erlaube dir, alles zu empfinden. Fühl dich nicht schlecht, wenn du einen Tag lang nicht aus dem Bett kommst. Fühle dich genauso wenig schlecht, wenn du wieder anfängst, über Witze zu lachen, Dinge zu unternehmen, einen Tag lang nicht mehr an mich und diese Krankheit zu denken. Ganz im Gegenteil: Zähle diese Tage. Sorge dafür, dass sie mehr werden. Denn nur das wünsche ich dir: dass die guten Tage immer überwiegen.

Ich muss dir keine klugen Ratschläge mit auf den Weg geben. Denn wenn ich eines weiß, dann das: Du trägst alles, was du brauchst, um diese Welt zu meistern, bereits in dir.

Lass nicht zu, dass irgendjemand dir etwas anderes erzählt, dich kleinhält oder dir einredet, dass du etwas nicht kannst oder nicht verdient hast. Du hast alles verdient. Ich bin unendlich stolz auf dich, und ich werde es immer sein.

Geh deinen Weg. Ich feuere dich von da oben an.

With all my love

Mum

Mit zitterndem Atem legte ich den Brief zur Seite. Obwohl ich ihn immer sorgsam faltete und in dem Umschlag aufbewahrte, auf den meine Mum meinen Namen geschrieben hatte, war er mittlerweile abgegriffen und das Papier am Rand, wo meine angespannten Finger es hielten, ausgedünnt. Hinter meinen Augen brannten ungeweinte Tränen, und ich blinzelte gegen sie an. Wenn ich jetzt nachgab, würde ich mich verlieren. Denn heute war einer der Tage, an denen ich sie so sehr vermisste, dass der Schmerz sich beinahe physisch in meine Brust grub. Mit dem Zeigefinger fuhr ich die filigrane Schrift auf der Innenseite meines Oberarms nach. With all my love. Ich hatte es mir letztes Jahr stechen lassen. Seitdem trug ich die Handschrift meiner Mum und ihre Liebe unter meiner Haut.

Vier Jahre waren vergangen, seit ich den Brief zum ersten Mal gelesen hatte. Ich nahm ihn zur Hand, wenn ich Mut brauchte, mich meiner Mum nah fühlen wollte oder, so wie heute, nicht weiterwusste. Normalerweise halfen ihre Worte. Heute jedoch fraßen sie mich auf, stülpten mein Inneres nach außen, zerrissen mich.

Du trägst alles, was du brauchst, um diese Welt zu meistern, bereits in dir.

Der Druck in meiner Brust wurde so groß, dass ich das Gefühl hatte, gleich zu platzen. Ich hatte ihr geglaubt, war der felsenfesten Überzeugung gewesen, dass diese Worte stimmten. Doch ich hatte die Rechnung ohne das Leben gemacht. Und dieses nahm und nahm und nahm, sodass ich mich nicht länger fühlte, als trüge ich irgendetwas in mir, das mir dabei helfen würde, es zu bestehen. Da war nichts mehr außer diesem unsäglichen Druck, der mir das Atmen schwer machte. Ich schlug mir mit der Faust auf den Brustkorb, als könnte ich so das Gefühl vertreiben, meine Lunge wieder zum Atmen bewegen, doch es nützte nichts. So wie alles andere nichts nützte. Nichts, was ich tat, machte einen Unterschied. Meine Mum würde mich nicht anfeuern, sie wäre enttäuscht. Denn ich ging meinen Weg nicht. Niemand musste mich kleinhalten. Ich war klein.

Ein Schluchzen entwich meiner Kehle, und ich hielt mir im nächsten Moment die Hand vor den Mund. Doch es war, als hätte dieser eine Laut einen Staudamm zum Bersten gebracht, denn plötzlich konnte ich all das nicht mehr in mir behalten: den Schmerz, die Tränen, die Wut. Alles brach sich Bahn, und mein Körper krümmte sich unter den Schluchzern, schüttelte all die Gefühle, die ich so lange zurückgehalten hatte, aus mir hinaus. Ich weinte wie seit Ewigkeiten nicht mehr. Ich weinte für meine Mum, ich weinte für mich. Ich weinte, weil ich mich gefangen fühlte und nicht mehr weiterwusste. Weil die Verantwortung so schwer auf meinen Schultern wog, dass ich nicht mehr aufrecht gehen konnte. Weil ich den Weg, den meine Mum gesehen hatte, schon längst verlassen hatte. Schlimmer noch: Ich ging auf gar keinem Weg mehr, ich stand still. Und ich weinte, weil meine Mum mit Sicherheit nicht stolz auf mich wäre, wenn nicht einmal ich es sein konnte.

1. KAPITEL

Kaycee

Mein Handywecker riss mich unsanft aus dem Schlaf, und ich brauchte einen Moment, um mich zu orientieren. Nicht weil mir die vier Wände meines Kinderzimmers nicht vertraut waren, sondern weil ich mit Jeans und dem T-Shirt des Vortags im Bett lag. Die Bügel meines BHs drückten unbequem unter meiner Brust, und ich stand mit einem Stöhnen auf und ließ meinen Nacken kreisen, der ein Knacken von sich gab. Mein Zimmer mochte immer noch aussehen wie damals mit fünfzehn, ich hingegen fühlte mich gerade wesentlich älter, als ich es mit meinen zwanzig Jahren sollte.

Ich zog ein paar frische Sachen aus der Kommode neben dem Fenster und ging dann ins Bad, bevor eine meiner Schwestern die Dusche blockieren konnte. Beim Blick in den Spiegel sog ich die Luft ein.

»Oh shit.«

Meine Augen waren geschwollen und gerötet, und ich hatte es nicht nur nicht geschafft, mich umzuziehen, ich hatte auch vergessen, mich abzuschminken, sodass Spuren meiner Wimperntusche nun meine Wangen zierten. Ich sah schrecklich aus. Schlimmer als Samara Morgan in The Ring. Ich ließ das Wasser am Waschbecken laufen und wartete gar nicht, bis es warm wurde, sondern befeuchtete sofort mein Gesicht und rieb mit den Händen das restliche Make-up weg. Sehr viel besser war das Ergebnis zwar nicht, aber immerhin sah ich nicht mehr aus, als wäre ich einem meiner liebsten Horrorfilme entsprungen.

Die Dusche schaffte es, mich einigermaßen wach werden zu lassen, und als ich mich angezogen hatte, fühlte ich mich fast wieder menschlich.

»Reiß dich zusammen«, sagte ich meinem Spiegelbild und zwang es, mir entgegenzulächeln. Dank der nach wie vor geröteten Augen glückte das Ganze zwar nicht wirklich, aber sollten mich mein Dad, Ada oder Clara darauf ansprechen, würde mir schon eine Ausrede einfallen. Eine besonders emotionale Folge von Bake That Cake! oder so – wäre nicht das erste Mal, dass ich meine Lieblingsshow schon vor der Arbeit schaute.

Ich verließ das Bad und klopfte dann leise an die Tür gegenüber.

»Noch fünf Minuten!«, tönte es mir verschlafen entgegen. Trotzdem öffnete ich sie und trat ans Bett meiner kleinen Schwester. Sie zog sich die Decke über den Kopf, als hätte das warme Flurlicht, das durch den Spalt ins Zimmer fiel, sie verbrannt. »Nur noch fünf!«, sagte sie mit quengelndem Ton.

»Kannst du knicken. Ich bin gestern deinetwegen schon beinahe zu spät gekommen.« Ich setzte mich auf die Bettkante und zog die Decke hinunter – oder versuchte es zumindest, denn sie klammerte sich an den Saum und zog sie ihrerseits nach oben. Ich rollte mit den Augen, musste aber grinsen, weil sie mich so sehr an mich in dem Alter erinnerte. Ich hatte die Schule zwar nicht gehasst, aber das Einzige, was mich motiviert hatte, so früh aufzustehen, war Fiona gewesen.

Ich sollte sie anrufen.

Mein schlechtes Gewissen lenkte mich für einen Augenblick ab, sodass ich vergaß, die Decke festzuhalten. Clara nutzte die Chance und zog sie sich mit einem triumphierenden »Ha!« noch weiter über den Kopf, während sie sich näher an die Wandseite rollte.

Meine beste Freundin Fiona hatte mir etliche Nachrichten geschickt, dass ich sie in London besuchen sollte. Sie bewohnte ein Apartment in Paddington, in der Nähe des Hyde Parks, und wusste ganz genau, wie dringend ich eine Auszeit brauchte. Leider brauchte meine Familie mich hier genauso dringend, und so hatte ich ihre Angebote in letzter Zeit stets ausgeschlagen. Allerdings entschuldigte das nicht meine knappen Antworten. Ich vermisste sie, war jedoch die meisten Tage so müde und ausgebrannt, dass mir selbst die Energie für Textnachrichten, geschweige denn Telefonate, fehlte.

»Komm schon«, sagte ich mit einem Flehen in der Stimme, auch wenn ich Claras Unlust nachvollziehen konnte. Ich hätte mich auch am liebsten wieder im Bett verkrochen.

»Was krieg ich, wenn ich aufstehe?«

»Keinen Tritt in den Hintern«, erwiderte ich trocken.

Mit einem theatralischen Seufzen warf Clara die Decke von sich, und ihr blonder Haarschopf kam verstrubbelt darunter zum Vorschein. »Hast du es mal mit positiver Erziehung probiert?«

Nun musste ich widerwillig lachen. »Positive Erziehung? Wo hast du das denn wieder aufgeschnappt?«

»Ms Shuster, die neue Lehrerin«, sagte Clara und richtete sich endlich im Bett auf, nicht jedoch, ohne herzhaft zu gähnen.

»Hand vor den Mund.«

»Ne, ›Hand vor den Mund und du kriegst ’nen Cupcake‹, das wäre positive Erziehung.«

»Ziemlich sicher, dass man das Bestechung nennt«, gab ich zurück und zwickte sie in die Seite. »Und jetzt raus aus den Federn und ab ins Bad. Dann kann dir Ms Shuster weitere Dinge beibringen, die du mit deinen elf Jahren noch gar nicht wissen solltest.«

Ich warf Clara einen letzten mahnenden Blick zu und machte mich auf den Weg nach unten in die Küche. Zu meiner Überraschung saß Ada bereits am Tisch und hatte leise Musik laufen. Und der Geschirrspüler rumorte, was bedeutete, dass sie die Berge an Geschirr auf der Spüle eingeräumt hatte, für die ich gestern Abend zu müde gewesen war. Ich hätte sie am liebsten umarmt.

»Hey«, begrüßte meine ältere Schwester mich mit einem Lächeln.

»Hi«, sagte ich und ließ mich ihr gegenüber auf den Stuhl fallen, dessen Holz leicht knarzte. »Du bist früh auf. Was machst du da?« Mit einem Nicken deutete ich auf ihren Laptop.

Sie klappte das Display nach unten. »Nichts.«

Ich zog die Augenbrauen in die Höhe. Zum einen kannte ich Ada gut genug, um zu wissen, dass ihr beinahe schuldbewusster Blick das genaue Gegenteil von »nichts« bedeutete, zum anderen schlief sie für gewöhnlich viel länger. Aufgrund ihrer Krankheit war sie ohnehin dauermüde, und da sie sich ihre Arbeitszeit relativ flexibel einteilen konnte, fing sie meist später an.

»Magst du einen Kaffee?«

»Lenk nicht ab.« Unter dem Tisch stieß ich mit meinem Fuß gegen ihren. »Warum bist du schon wach? Willst du heute früher mit der Arbeit anfangen?«

Ada biss sich auf die Unterlippe, und in ihrem Blick lag Unsicherheit. Dann jedoch klappte sie ihren Laptop mit einem Seufzen wieder auf und drehte ihn zu mir herum. Stirnrunzelnd überflog ich die Seite. »Was ist das?«

»Das sind verschiedene geförderte Weiterbildungen«, sagte sie zögerlich. »Ich bin in einem der Narkolepsie-Foren darauf gestoßen …«

Ich überflog die Website und scrollte mit den Fingern auf dem Touchpad nach unten. Dort waren unterschiedliche Ausschreibungen von Angeboten im Grafikdesign bis hin zur Programmierung.

»Man kann sich dort mit Schwerbehindertenausweis bewerben, und jetzt, da ich den endlich habe, dachte ich …« Sie hob die Schultern und seufzte erneut.

Ich hasste, dass meine erste Reaktion der Stich war, den ich in der Brust fühlte. Ich hasste, dass ich nicht die aufrichtige Freude empfand, die Ada von mir, ihrer Schwester, verdient hatte. Ich hasste es, dass mein erster Gedanke nicht der war, dass Ada endlich vorankam, sondern der, dass ich weiterhin feststeckte.

»Das ist großartig«, sagte ich mit einem Lächeln. Denn das war es. Es war großartig. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass Ada glücklich war – und seit ihrer Diagnose hatte es mehr unglückliche als glückliche Tage gegeben. Ihr Job als Texterin erlaubte ihr zwar, ab und an von zu Hause aus zu arbeiten, und er war, was die Arbeitszeiten anging, ziemlich flexibel, doch ich wusste, dass Ada ihn hasste. Sie war viel zu leidenschaftlich, um Texte für irgendwelche Produkte und Firmen zu schreiben, hinter denen sie gar nicht stand.

»Was davon gefällt dir denn am besten?«

Ada fuhr sich durch die kurzen braunen Haare, als hätte sie sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass sie ihre lange Mähne vor wenigen Wochen abgeschnitten hatte.

»Du findest es nicht doof?«

»Nein!«, sagte ich und meinte es genauso. Was für eine Schwester war ich bitte, wenn Ada sich nicht getraut hatte, mit mir darüber zu reden? »Natürlich ist es nicht doof!«

»Ich würde mich natürlich nur auf Stellen bewerben, die entweder von zu Hause aus gehen oder in der Nähe sind, sodass ich keine langen Wege habe. Aber seit ich das Forum entdeckt habe …« Sie hob die Schultern. »Ich hab endlich wieder Motivation, verstehst du? Es tut mir nur unendlich leid, dass es nicht das ist, was wir uns ausgemalt haben. Wenn ich die Dinge ändern könnte, uns das Café kaufen könnte, ich würd es sofort tun.«

Ihr Blick suchte meinen und spiegelte die Traurigkeit wider, die ich gestern empfunden hatte. Die ich immer fühlte, wenn ich an unseren geplatzten Traum dachte: die Eröffnung unseres eigenen Cafés – natürlich mit Konditorei. So konnten die Rezepte unserer Mum und damit ein Stück von ihr – ein Stück der Familie, die wir einmal gewesen waren – weiterleben. Ich klammerte mich nach wie vor viel zu sehr an diesen Gedanken und lebte mehr in der Vergangenheit und meinen Träumen als in der Realität. Weil diese absoluter Mist war, um ehrlich zu sein. Aber vielleicht musste ich den Tatsachen ins Auge sehen, so wie Ada es tat, und mich damit arrangieren.

»Na, dann zeig mir mal deine Favoriten«, sagte ich und schob meinen Stuhl um die Tischkante herum, um Ada über die Schulter schauen zu können. »Ist doch super, dass wenigstens eine von uns einen neuen Traum gefunden hat.«

Ein Lächeln, das seltsam verschmitzt wirkte, trat auf Adas Gesicht. »Vielleicht ja nicht nur eine …«

Bevor ich nachhaken konnte, was sie damit meinte, hatte sie auch schon die erste Seite geöffnet und erzählte mir mehr über die Fortbildungen. Ihre Begeisterung schaffte es, meine negativen Gedanken langsam zu verdrängen. Sie hatte nichts als das Beste verdient, und wenn ich ihr dabei helfen konnte, würde ich das tun. Mein Traum mochte geplatzt sein, doch ich konnte ihr helfen, einen neuen zu finden.

»Nimm deine Jacke bitte noch von der Rückbank«, rief ich, als Clara die Tür öffnete und sich aus dem Kindersitz hievte. Sie schnappte sich die Regenjacke vom Rücksitz meines kleinen, in die Jahre gekommenen Corsas und winkte mir zu.

Sie hatte gerade das Tor zur Schule erreicht, als sie sich noch einmal umdrehte und zurück zum Auto lief. Ich zog die Handbremse wieder an und blickte ihr erwartungsvoll entgegen.

»Mir ist grad was eingefallen«, meinte sie, nachdem sie die Beifahrertür geöffnet hatte. »Mr Haffner will Dad sprechen.«

»Was? Wann und wieso?«

In Gedanken betete ich, dass wir nicht wieder einen Elternabend verpasst hatten wie im letzten Jahr.

»Heute um … warte.« Sie ging in die Knie und kramte ihr Hausaufgabenheft hervor. »Um fünf.«

»Heute?« Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange, um nicht laut zu werden. »Und seit wann weißt du das?«

»Seit Freitag?«, erwiderte Clara kleinlaut. »Ich hab’s am Wochenende vergessen, tut mir leid! Es ist auch nichts Schlimmes, ich glaub, es geht nur darum, dass ich meine Hausaufgaben in Englisch vergessen hab.«

»Wie oft?«

Als Clara meinen Gesichtsausdruck sah, duckte sie sich ein Stückchen mehr. »Dreimal? Vielleicht vier?«

Ich schluckte meine Wut hinunter, was jedoch dazu führte, dass nur die Schuldgefühle blieben. Ich konnte Clara nicht einmal böse sein. Als ich elf Jahre alt gewesen war, hatte ich unsere Mum gehabt, die mit mir über die Hausaufgaben schaute. Ich hätte meiner Schwester helfen, sie daran erinnern und die Texte Kontrolle lesen sollen.

»Okay. Ich klär das mit Dad«, sagte ich bloß, meine Stimme klang jedoch gepresst.

Clara nickte, packte ihr Heft wieder ein, schloss den Rucksack und winkte mir zaghaft zum Abschied. »Danke, Kaycee. Hab dich lieb, ciao!« Sie schlug die Tür hinter sich zu und rannte auf den Schulhof.

»Ich dich auch«, gab ich murmelnd zurück, obwohl sie es längst nicht mehr hören konnte.

Ich warf einen Blick auf die Uhr. Viel Zeit blieb mir nicht mehr, bevor ich auf der Arbeit sein musste, vor allem, nachdem ich mich letzte Woche erst verspätet hatte, als Ada eine Schlafattacke gehabt hatte und in ihrem Zimmer gestürzt war. Ich hatte sie nicht allein lassen wollen, nicht bevor ich nicht sicher war, dass sie sich nicht verletzt hatte, und war fast zwei Stunden zu spät bei meiner Schicht erschienen. Norbert, der Filialleiter, war nicht gerade erfreut über die Verspätung gewesen.

Ich wählte die Nummer meines Dads in der Hoffnung, dass er wach war, schaltete auf Lautsprecher und legte den ersten Gang ein. Er nahm erst ab, als ich die Straße der Primary School verlassen hatte.

»Ja?« Seine Stimme war rau, also hatte ich ihn vermutlich geweckt. Kein Wunder, er hatte gestern eine Nachtschicht gehabt und sicher schon geschlafen.

»Hey, sorry, dass ich störe, aber Clara hat heute um fünf einen Lehrertermin, den sie verschwitzt hat. Kannst du hin?«

»Heute?« Mein Dad klang erschöpft. »Das geht nicht, ich kann so kurzfristig nicht freimachen, ich hab die Nachmittagsschicht.«

Ich auch nicht.

Ich schluckte die Worte hinunter und atmete einmal tief durch, bevor ich antwortete. Ada konnte ich nicht darum bitten. Dass sie langsam wieder Dinge im Haushalt übernahm, war großartig, aber sie den Bus oder das Auto nehmen zu lassen, wäre zu viel. Zumal es ihr häufig noch schwerfiel, langen Gesprächen zu folgen. »Ich red mal mit Norbert und frage, ob ich die Stunden nachholen kann«, bot ich also an. »Ich schreib dir dann, ob es klappt.«

»Danke, Kaycee, das wäre super.«

»Kein Thema«, sagte ich und bemühte mich nicht einmal, die Müdigkeit aus meiner Stimme herauszufiltern. Doch anscheinend war das auch gar nicht nötig, denn kurz darauf hatte mein Dad bereits aufgelegt.

Danke, Kaycee.

Der Satz drehte sich in meinem Kopf, bis er zu einem undurchdringbaren Strudel anwuchs. Ich hörte ihn in Dads Stimme, in Adas Stimme, in Claras, sogar in Fionas. In der Stimme unserer Nachbarin, die einen Kuchen für ihren Geburtstag benötigte. In der Stimme meiner Kollegin, wenn ich eine ihrer Schichten übernahm, weil ich das Geld wirklich gebrauchen konnte.

Danke, Kaycee.

Natürlich war er nett gemeint, und natürlich freute ich mich, meiner Familie und meinen Freunden helfen zu können, doch mittlerweile traf er mich wie ein Peitschenhieb. Weil er so häufig kam. Weil er immer selbstverständlicher wurde. Und weil ich mir, wann immer ich ihn hörte, sicher sein konnte, dass ich gerade wieder einmal zurückgesteckt und klein beigegeben hatte.

Ich stellte den Wagen auf dem Parkplatz der Filiale ab und kontrollierte mein Äußeres im Rückspiegel. Immerhin waren meine Augen kaum noch gerötet. Eigentlich könnte ich die Strecke nach East Croydon bequem laufen, doch seit Dad seinen Zweitjob angenommen hatte, um die Familienkasse aufzubessern, und nun eine Schicht nach der anderen schob, war ich es, die Clara jeden Morgen zur Schule bringen musste, und da war es leichter zu fahren. Wege mit Kindern dauerten mindestens doppelt so lang wie ohne sie. Davon abgesehen fühlte ich mich mit dem Auto sicherer – sollte Ada Hilfe benötigen, könnte ich schneller bei ihr sein.

Ich ließ die Schultern einmal kreisen und setzte ein Lächeln auf. Besser, ich versprühte da drinnen vor den Kunden und Kundinnen gute Laune, dann hatte ich bei Norbert eher Chancen, eine Stunde früher gehen zu dürfen.

»Hey«, begrüßte mich Valentin. Er war Austauschstudent aus Frankreich und verdiente sich hier etwas dazu. Ich mochte ihn, und er war ein paarmal für mich eingesprungen, wenn ich nicht konnte – auch schon, ohne es im Dienstplan zu vermerken, was mich vor Norberts Kommentaren schützte.

»Hi«, grüßte ich zurück und winkte im Vorbeigehen, während ich mich auf den Weg zur Mitarbeiterkabine machte, wo mein auberginefarbenes Shirt und mein Namensschild auf mich warteten. Ich zog mich um, band die rosafarbenen Haare, die sich leider mit der Farbe des Shirts bissen, zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen und verstaute meine Sachen im Schließfach. Ich wollte es gerade schließen, als mein Smartphone in der Handtasche vibrierte. Eilig zog ich es hervor und checkte die eingegangene Nachricht – an der Kasse waren leider keine Handys erlaubt.

Fiona, 8.28 am:

Hey, Cupcake. Alles okay?

Lass mal hören, wie es dir geht. Und magst du am Wochenende vorbeikommen? Können einen Filmabend machen. Falls es zeitlich eng ist, kann ich auch bei dir vorbeischauen

Es war die dritte Nachricht, die Fiona mir geschrieben hatte. Gestern Abend hatte ich keine Kraft mehr gehabt zu antworten – und noch weniger, darüber zu reden, wie es mir ging. Eine Auszeit in der Stadt klang verlockend, allerdings hatte ich am Samstag eine Schicht, und ich glaubte kaum, dass ich schon wieder tauschen konnte.

Kaycee, 8.29 am:

Hey. Geht so, wenn ich ehrlich bin.

Muss jetzt arbeiten und melde mich nachher, ja? Treffen wäre toll, aber eher nächste Woche. Dienstplan wieder mal …

Ich drückte auf Senden und packte, als ich sah, dass die Uhr auf halb neun umsprang, mein Handy zurück in die Tasche, schloss das Schließfach und verließ den Mitarbeiterbereich. Während ich zur Kasse eilte, befestigte ich das magnetische Namensschild an meinem Shirt.

Ich nahm an der Kasse neben Valentin Platz, registrierte mich im System, und kaum dass das Schild über mir mit der großen Zwei darauf leuchtete, wechselte auch schon eine von Valentins Kundinnen an meine Kasse.

»Guten Morgen, wie geht es Ihnen?«, begrüßte ich die blonde Frau und begann, ihre Ware zu scannen. Einen Vorteil hatte die Arbeit hier: Ich war konzentriert, kam auf andere Gedanken und konnte sie nicht, so wie gestern Abend, kreisen lassen. Außerdem waren die Gespräche mit Valentin, wann immer keine Kundschaft da war, eine nette Abwechslung. Ihn von seinem Studium oder der WG erzählen zu hören war stets eine kleine Ausflucht aus meinem eigenen Alltag. Generell war der Job okay – er war nur nicht, was ich mir für mich erhofft hatte.

Knappe vier Stunden später stand ich auf, streckte mich, bis mein Rücken sich nicht länger verkrampft anfühlte, und meldete mich zur Mittagspause ab. Mary Ann übernahm meine Kasse, und ich scannte die Regale mit Blicken, anstatt direkt zum Mitarbeiterraum zu gehen und mir etwas in der Mikrowelle zu erwärmen. Eben hatte ich Norbert bei den Hygieneprodukten herumhuschen sehen, doch es war zu viel los gewesen, um zu ihm zu gehen. Davon abgesehen, dass er sicher nicht in Begeisterungssprünge ausgebrochen wäre, wenn ich ihn während meiner Schicht belagert hätte.

Ich fand ihn schließlich bei den Cerealien, wo er sich gerade von einem Teenager verabschiedete, dem er offensichtlich weitergeholfen hatte.

»Hi, Norbert«, sagte ich und trat langsam an ihn heran.

»Hallo«, antwortete er, und in seine Miene legte sich Skepsis, als ahnte er bereits, warum ich ihn ansprach.

Verdammt.

Verübeln konnte ich es ihm nicht. Letzte Woche war ich wegen Adas Anfall zwei Stunden zu spät erschienen, die Woche davor hatte ich zwei Schichten tauschen müssen, weil Clara krank gewesen war, und im Frühjahr hatte ich spontan eine gesamte Wochenendschicht absagen müssen – hier hatte ich ihm nicht einmal einen Grund geliefert, da »meine beste Freundin ist in einen YouTube-Skandal verwickelt und braucht mich« zwar der Wahrheit entsprochen hätte, jedoch nicht gerade die glaubwürdigste Ausrede war.

»Ich weiß, ich hab gesagt, ich ändere die nächsten Wochen erst mal nichts im Dienstplan, weil wir meinetwegen die letzten schon schieben mussten …«

Norbert zog die Augenbrauen nach oben, was genügte, um mein Herz zum Rasen zu bringen. Ich hasste es, so unzuverlässig zu wirken, insbesondere da ich es nur tat, weil ich meiner Familie gegenüber zuverlässig war.

»Aber?«, fragte Norbert und brachte mich zum Weitersprechen.

»Meine kleine Schwester hat heute einen wichtigen Termin an der Schule, zu dem ich muss. Ich müsste um halb fünf hier los.«

»Und das weißt du erst seit heute Morgen?«

Offensichtlich hatte Norbert keine Kinder, denn ich war froh, wenn ich überhaupt noch etwas aus Claras Schulalltag erfuhr. Er seufzte.

»Kaycee, du hast dich heute extra für die lange Schicht eingetragen, um deine Stunden nachzuholen. Du arbeitest hier gerade einmal ein paar Monate und hast schon mehr Ausfälle und Schiebungen als Mary Ann, die bereits seit Jahren bei uns ist.«

»Ich weiß«, erwiderte ich kleinlaut. »Ich hol das nach, versprochen.«

»Das sagst du seit Wochen. Weißt du eigentlich, wie viele Minusstunden du angesammelt hast? Und wer soll so kurzfristig für dich einspringen?«

»Vielleicht kann Mary Ann …« Ich wusste, dass das eine schlechte Idee war, noch bevor Norbert den Kopf schüttelte.

»Nein. Und das sage ich für sie, weil Mary Ann nicht Nein sagen kann. Sie hat sich schon vor zwei Wochen bei mir über dich beschwert.«

Ich schluckte. Hatte sie wirklich?

Norbert stieß einen Schwall Luft aus und trat zur Seite, als ein Kunde das Regal hinter ihm inspizierte.

»Komm bitte mal mit«, sagte Norbert. Seine Stimme klang resigniert, und mein Hals wurde trocken.

Nein, nein, nein.

Diesen Tonfall kannte ich. Nicht von Norbert, aber von Lilly, der Inhaberin des Plattenladens, in dem ich davor gearbeitet hatte. Ich wusste genau, wohin dieses Gespräch sich entwickelte. Dennoch widersprach ich nicht, sondern folgte Norbert in den Mitarbeiterbereich, aus dem uns Valentin mit gepackter Unitasche entgegentrat.

»Au revoir, bis morgen!« Er winkte fröhlich, und ich erwiderte die Geste mit einem matten Lächeln. Im Gegensatz zu ihm glaubte ich nicht daran, dass wir uns morgen sehen würden.

Ich nahm Norbert gegenüber Platz, der die Hände in der Mitte des Tischs verschränkte.

»Ich bin gefeuert, oder?«, fragte ich, bevor er etwas sagen konnte. Er schien beinahe erleichtert, dass ich diese Worte aussprach, denn seine Schultern entspannten sich. Norbert war kein schlechter Kerl. Vermutlich war er froh, mich nicht vor den Kopf stoßen zu müssen.

»Du bist noch in der Probezeit, Kaycee. Und wenn du ehrlich zu dir bist, siehst du doch selbst, dass es so nicht funktioniert, oder? Wir brauchen jemanden, auf den wir uns verlassen können, und gefühlt kommst und gehst du, wie es dir beliebt. Ich weiß, dass bei dir viel los ist, aber ich muss auch auf den Laden und die anderen hier achten. Mary Ann ist nicht die Einzige, die sich ungerecht behandelt fühlt. Sie alle reichen frühzeitig ihre Zeiten ein und verlassen sich darauf, dass der Dienstplan funktioniert. Sie haben auch Kinder, Termine und Verpflichtungen.«

Ich nickte bloß. Ich hatte nicht einmal die Kraft, wütend oder traurig zu sein. Norbert hatte natürlich recht. So wie Lilly aus dem Plattenladen Anfang des Jahres recht gehabt hatte. Ich war nicht gerade die Mitarbeiterin des Monats.

»Okay«, sagte ich und erschrak selbst darüber, wie leer meine Stimme klang. »Also bin ich in zwei Wochen hier raus?«

»Ich glaube, es ist besser, wenn wir heute als deinen letzten Arbeitstag betrachten. Ungeachtet der Kündigungszeit. Deinen Lohn für die zwei Wochen erhältst du natürlich noch.« Norbert betrachtete mich mit nachdenklichem Blick. »Es tut mir leid, Kaycee. Ich weiß, du hast es nicht leicht.«

»Alles gut«, sagte ich und setzte ein Lächeln auf, das sich falscher nicht anfühlen könnte. Doch wenn ich eines gerade nicht wollte, dann war es Mitleid oder – noch schlimmer – über zu Hause reden zu müssen. Ich räusperte mich.

»Ich erlasse dir die Minusstunden, die verrechne ich dir nicht mit dem noch ausstehenden Lohn.«

Ich sollte dankbar sein. Das war nichts, was Norbert tun müsste, und vermutlich entgegenkommender, als ich es verdient hatte. Doch ich war zu leer, um irgendetwas zu fühlen. Als das Schweigen zwischen uns unangenehm wurde, nickte ich Norbert ein letztes Mal zu, stand langsam auf, nahm meine Tasche aus dem Schließfach und ging, ohne mich umzuziehen oder von Mary Ann zu verabschieden, aus dem Laden. Draußen angekommen setzte ich mich in meinen Wagen und ließ den Kopf auf das Lenkrad sinken. Einige zitternde Atemzüge lang saß ich bloß so da. Die Stirn an den Lenker gepresst, die Arme kraftlos nach unten hängend.

Dann holte ich mein Handy aus der Tasche und öffnete den Chat mit meinem Dad.

Kaycee, 12.55 pm:

Kann zu dem Termin mit Claras Lehrer.

Dad, 12.56 pm:

Danke, Kaycee.

2. KAPITEL

Leo

»Leo! Amy! Einmal hierher! Etwas näher beieinander bitte! Ja, so ist es perfekt!«

»Leo!«

»Amy, dreh dich einmal.«

Zahlreiche Stimmen brüllten uns Worte um die Ohren, und Amy und ich versuchten, den Bitten nachzukommen, jedoch war es schwer zuzuordnen, welcher Fotograf nun was von uns verlangte. Die gerufenen Anweisungen wurden von dem Gekreische der Fans immer wieder unterbrochen, und obwohl ich mich langsam daran gewöhnt haben sollte, wusste ich nicht, ab wann es in Ordnung war, das Posieren aufzugeben und mich den Menschen zuzuwenden, die die Serie überhaupt erst so populär hatten werden lassen.

»Dann mal auf ins Getümmel«, meinte meine Co-Darstellerin Amy mit einem Grinsen, posierte für ein paar weitere Fotos und ging dann zu den Gruppen von Fans zu unserer Rechten. Die begeisterten Rufe schwollen noch weiter an, und ich setzte mich ebenfalls in Bewegung. Es war unendlich warm in meinem Anzug, und ich hätte das Jackett am liebsten ausgezogen, wusste jedoch nicht, ob man auf den Fotos sehen würde, wie verschwitzt ich war.

»Hey, na?«, begrüßte ich die Gruppe vor uns, die überwiegend aus Frauen bestand. Einige gingen mit Sicherheit noch zur Schule, andere jedoch waren in etwa so alt wie meine Mum. Vermutlich war es das, was The London League, die Serie, in der ich seit fast drei Jahren mitspielte, so erfolgreich machte: Sie sprach alle Altersklassen gleichermaßen an. Die Fans hatten alles von Postern bis hin zu ausgedruckten Collagen dabei und streckten sie uns über die Absperrung entgegen.

»Seid ihr auch in echt zusammen?«, fragte eine brünette Frau Mitte zwanzig, als ich mich für ein Selfie mit ihr über die Absperrung lehnte. »Ihr seid so süß!«

»Sagen wir mal so: Wir sind auch fernab der Kamera ein Herz und eine Seele«, beantwortete Amy die Frage. Sie machte diese ganze PR-Sache sehr viel besser als ich. Ich persönlich hielt nichts von den fadenscheinigen Antworten, zu denen uns das Management aufgefordert hatte. Wir waren kein Paar und würden niemals eines werden, auch wenn wir auf dem Bildschirm gemeinsam romantische Szenen zum Besten gaben. Sie spielte Rose, die Freundin meines Seriencharakters Jordan. Aber das war nun mal unser Job. Wir waren gute Freunde und Kollegen, warum also konnten wir das nicht klar kommunizieren? Es nervte ohnehin, dass so viele Zuschauer und Zuschauerinnen unsere Rollen mit unserer echten Persönlichkeit vermischten. So wie bei mir alle davon ausgingen, dass ich der begnadetste Koch Londons war, nur weil mein Serien-Ich ein Restaurant führte. Dass alles fernab von Kartoffeln und Spaghetti Bolognese mich überforderte, interessierte keinen. Dennoch lächelte ich die junge Frau an und nickte.

»Da hat Amy recht.«

Die Frau schien mit der Antwort zufrieden zu sein, denn sie warf Amy ein wissendes Grinsen zu und ließ dann zwei andere Mädchen vor, die mir Poster aus irgendeiner Zeitschrift entgegenstreckten.

Wir signierten, machten Fotos, beantworteten Fragen und lächelten so breit, dass zumindest meine Mundwinkel zu zittern begannen. Ich hatte völlig das Zeitgefühl verloren, und der Ansturm war seit meinem letzten Auftritt auf einem roten Teppich ins Unüberschaubare gewachsen. Während wir heute den Auftakt der zweiten Staffel feierten, drehten Amy und ich bereits an der dritten, und der Erfolg der Show schien mit jeder einzelnen Folge zu wachsen.

Irgendwann berührte mich jemand leicht an der Schulter. »Kommt ihr? Drinnen könnt ihr einen Schluck trinken, euren Lieben Hallo sagen, es warten noch ein paar Interviews auf euch, und dann geht es auch schon los.« Isabella, die Regisseurin der Show, lächelte den Fans entschuldigend zu. »Tut mir leid, ich muss euch die beiden jetzt entführen, sonst kommen sie zu spät zu ihrer eigenen Staffelpremiere. Ihr verfolgt das Ganze doch sicher über den Livestream mit, oder?«

Anstelle einer Antwort jubelte die Menge Isabella zu, die ins Klatschen einfiel und uns dann sanft ein Stück nach hinten zog.

»Puh«, stieß Amy aus, und ich konnte ihr nur bekräftigend zunicken.

»Ich hab nicht mit so vielen Menschen gerechnet«, meinte ich mit einem letzten Blick über die Schulter. Wie viele von ihnen hatten stundenlang gewartet und nun doch kein Foto oder Autogramm erhalten?

Isabella grinste uns an. »Der Hammer, oder?«

»Ja«, erwiderte ich immer noch mit ungläubigem Kopfschütteln. Die meiste Zeit war ich so sehr in meinem eigenen Mikrokosmos gefangen, eilte von meiner kleinen Wohnung zum Set und wieder zurück, dass ich gar nicht mitbekam, wie die Fangemeinde immer weiter und weiter wuchs. Mittlerweile war die Serie sogar in mehrere Sprachen übersetzt worden, also würde der Hype in der nächsten Zeit wohl auch nicht abbrechen, ganz im Gegenteil.

Ich folgte Isabella und Amy in Richtung des festlich dekorierten Eingangs. Dass wir die Premiere im Gillian Lynne Theatre in der Nähe des Covent Garden abhielten, sprach schon für sich. Zum Serienauftakt im letzten Jahr hatten wir uns alle in einem Kino versammelt, und der Aufmarsch an Menschen hatte auch nicht für gesperrte Straßen gesorgt. Lächelnd trat ich vom roten Teppich in das Theater, in dem ich als Jugendlicher einmal eine Musicalaufführung von School of Rock mit meiner Mutter gesehen hatte. Diese empfing mich nun mit einem strahlenden Lächeln, kaum dass ich das Gebäude betreten hatte.

»Leonard!« Sie überbrückte die Distanz zwischen uns und zog mich in ihre Arme.

»Hey, Mum!«

»Hallo, Mrs Campbell«, begrüßte Isabella meine Mutter, und ich konnte das Lächeln aus ihrer Stimme heraushören. Kein Wunder, jeder am Set liebte meine Mum, seit sie damals mit Kuchen und Säften für alle vorbeigeschaut hatte. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie wünschte sich, ich wäre wieder sechzehn, damit sie mich zu den Castings und Drehs begleiten konnte. Sie liebte diese Welt.

»Ms Carter, wie schön, Sie mal wiederzusehen, es ist zu lange her!«

Isabella und meine Mum umarmten einander und tauschten ein paar Worte aus, dann erst schien meine Mum Amy zu bemerken, denn ihr Lächeln wurde noch breiter, und sie zog meine Kollegin in ihre Arme.

»Amy, du siehst großartig aus, das Kleid steht dir ganz ausgezeichnet. Wie schön, dass ihr den Rotton aufeinander abgestimmt habt.« Ihr Blick glitt von Amys dunkelrotem Kleid zu meiner farblich passenden Krawatte, bevor er auf mir ruhen blieb. In den Augen meiner Mum lag ein Funkeln, und ich hätte am liebsten mit meinen gerollt. Es war völlig egal, wie häufig ich ihr beteuerte, dass zwischen Amy und mir nichts lief, sie fragte dennoch jedes Mal nach – nur weil sie mich glücklich sehen wollte, laut ihren eigenen Worten. Entweder das oder ich war ein besserer Schauspieler, als ich dachte. Immerhin schienen die Fans sich kaum vorstellen zu können, dass es nicht auch außerhalb des Sets zwischen uns funkte. Dabei war dieser Funke, der in Serien und Filmen immer so hoch angepriesen wurde, etwas, was ich im realen Leben noch suchte.

»Sie sehen toll aus, Mrs Campbell«, gab Amy zurück und ließ ihren Blick mit einem Lächeln über den eleganten schwarzen Hosenanzug meiner Mum gleiten.

»Bitte sag Julia, das haben wir doch schon durch. Magst du mit an unseren Tisch?«

Amy drehte ihren Kopf von rechts nach links und scannte den Raum – mit Sicherheit nach ihren Eltern. Allerdings hatte Amy im Gegensatz zu mir nicht das Glück, dass ihre Eltern ihre Entscheidung, der Schauspielerei nachzugehen, guthießen. Allem Anschein nach waren sie auch nicht hier, denn nach einigen Sekunden richtete sie den Blick wieder auf meine Mum und nickte. »Das wäre toll, danke«, sagte sie mit einem Lächeln, das ihre Augen jedoch nicht erreichte.

Während meine Mum uns durch die Menge dirigierte, zog ich Amy an meine Seite und legte ihr einen Arm um die Schulter.

»Hey. Ihr Verlust, okay?«

Der Ausdruck in ihren Augen wirkte traurig, als sie zu mir aufsah, und ich merkte einmal mehr, was für ein Glück ich mit der Unterstützung meiner Familie hatte.

»Du hast es so weit gebracht, diesen Erfolg kann dir niemand nehmen oder ihn dir kleinreden. Wenn deine Eltern das nicht sehen, ist es ihr Pech.«

»Danke, Leo«, sagte sie leise. Dann wandelte sich ihre Mimik vollkommen, und die Traurigkeit war aus ihrem Gesicht verschwunden, als wir an einem Stehtisch zum Halt kamen. Mein Dad und mein kleiner Bruder Ed standen nebeneinander und strahlten uns an. Dad hielt ein Glas Sekt in der Hand, Ed eines mit Orangensaft, auch wenn er mit Sicherheit versucht hatte, sich für den besonderen Anlass einen Sekt herauszuhandeln.

»Hey, ihr beiden!« Ich umarmte erst Dad und zog dann Ed an meine Brust, der sich wehrte, dabei jedoch ein so breites Grinsen im Gesicht trug, dass klar war, dass das Ganze nur gespielt war.

»Ich hab dich auch vermisst«, sagte ich und knuffte ihn in den Oberarm.

Amy beobachtete die Szene mit einem Schmunzeln und wurde dann von meiner Mum in ein Gespräch verwickelt, während mein Dad mir auf die Schulter klopfte.

»Das sind eine Menge Menschen, die für euch da sind.«

»Kann man wohl so sagen«, entgegnete ich.

»Aufgeregt?«

Ich horchte in mich hinein. War ich das? Tatsächlich war die Aufregung wesentlich geringer als letztes Jahr bei der Premiere. Klar, mit Sicherheit lag das auch daran, dass ich mehr Erfahrung mitbrachte und mich mittlerweile einigermaßen an den Medienrummel gewöhnt hatte. Doch sollte ich nicht trotzdem ein Kribbeln spüren? Einen Nervenkitzel? Immerhin sah auch ich die Folge heute zum ersten Mal in ihrer vollen Länge. Während Jordan, der junge Koch, den ich spielte, in der ersten Staffel zwar relativ wenig Screentime erhalten hatte, war er doch schnell zum Publikumsliebling geworden. Somit hatten Amy und ich in Staffel zwei wesentlich tragendere Rollen erhalten.

Etwas, wovon wohl jeder Schauspieler träumte. Etwas, wofür ich dankbar sein sollte. Doch in mir, da war nichts. Dennoch nickte ich langsam, als mein Dad mich nach wie vor fragend ansah.

»Ja, total. Das wird bestimmt großartig heute.«

3. KAPITEL

Kaycee

Mit einem Seufzen parkte ich den alten Corsa in unserer Einfahrt. Ich war völlig gerädert. Nachdem Norbert mich rausgeworfen hatte, war ich ziellos durch Croydon gewandert, um die Zeit bis zu dem Termin mit Claras Lehrer totzuschlagen. Heimzugehen war keine Option gewesen, da mich meine Schwester dort abgefangen hätte und ich ihr hätte beichten müssen, was passiert war. Dazu war ich noch nicht bereit.

Clara neben mir hatte, so wie bereits die gesamte Fahrt über, die Arme vor der Brust verschränkt und schmollte. Warum auch immer, schließlich hatte ich die Ermahnungen ihres Lehrers abbekommen, nicht sie. Etwas, was ich eigentlich mit dem Schulabschluss hinter mir gelassen hatte, zumindest war ich davon bis heute ausgegangen.

»Du sagst es Dad, oder?«, fragte Clara, den Blick weiter stur geradeaus gerichtet.

»Was genau?«, erwiderte ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Die vergessenen Hausaufgaben, den Eintrag ins Klassenbuch, die gefälschte Unterschrift oder den Streich mit dem nassen Schwamm?«

Ernsthaft, wie konnte dieses Kind mit seinen hellblonden Haaren wie ein Engel aussehen und es dann so faustdick hinter den Ohren haben? Und wie hatte ich keinen blassen Schimmer haben können? Das belastete mich, wenn ich ehrlich war, am meisten: dass ich gedacht hatte, bei Clara wäre alles okay. Dabei war es das ganz offensichtlich nicht, und ich hatte rein gar nichts davon mitbekommen. Adas Krankheit und der Kampf um die Beantragung des Schwerbehindertenausweises hatten so viel meiner Energie und Zeit in Anspruch genommen, dass Clara dadurch unter meinen Radar gerutscht war. Dad war so in seiner Trauer versunken, dass auch er kein Auge dafür gehabt hatte – als er aus dieser hervorgekommen war, hatte er alles dafür getan, den finanziellen Verlust abzufangen, den die Situation zwangsläufig mit sich gebracht hatte.

Ich fuhr mir über das Gesicht und massierte meine Schläfen, als könnte ich so ein wenig der Müdigkeit vertreiben, die seit Tagen auf mir lastete und mein Gesicht fahl, meine Augen stumpf erscheinen ließ. Ich benötigte keinen Blick in den Rückspiegel, um zu wissen, dass das Unterfangen zwecklos war.

»Tut mir leid«, sagte ich schließlich, und endlich drehte Clara den Kopf zu mir. In ihren Augen lag Verblüffung, und ich fühlte mich gleich noch ein bisschen schlechter. Es war nicht ihre Schuld. Sie war gerade einmal elf Jahre alt.

»Wieso tut es dir denn jetzt leid?«

»Der Ton gerade war unnötig. Aber ja, ich sag es Dad.«

Nun wandte meine kleine Schwester sich ganz zu mir um. »Aber ich versprech, das kommt nicht mehr vor. Er muss es doch gar nicht wissen. Du bist auf dem neusten Stand, ich mach ab jetzt alle Hausaufgaben, nutz den Schwamm nur noch zum Tafelwischen – Kaycee, bitte!«

Clara sah mich aus großen blauen Augen an. Sie war die Einzige in der Familie, die die Augen unserer Mum geerbt hatte. Ada und ich hatten die hellbraunen Augen unseres Dads.

Ich schluckte. Es würde mit Sicherheit sowieso nur einen Streit zwischen Clara und Dad provozieren, wenn ich es ihm erzählte. Den wiederum würde ich schlichten müssen, und heute Abend lief endlich die zweite Staffel von The London League an, die ich auf keinen Fall verpassen wollte. Die Serie war mein einziger Lichtblick an beschissenen Tagen wie diesem.

»Du spielst deinen Lehrkräften nie wieder Streiche«, sagte ich und hob einen Finger. »Du machst deine Hausaufgaben ab jetzt direkt, wenn du aus der Schule kommst. Auch heute! Du holst die verpassten dieses Wochenende nach und zeigst sie am Montag nach dem Unterricht vor.« Ich hob einen zweiten und schließlich einen dritten Finger. »Und du fälschst nie, nie wieder eine Unterschrift, okay?«

Clara nickte, dann fiel sie mir um den Hals, so schnell, dass der Gurt sie ein Stückchen zurückzog.

»Danke, Kaycee, du bist die Beste!«

»Und du eine absolute Nervensäge. Ich hab dich lieb.«

»Ich dich auch«, nuschelte sie in meine Halsbeuge, und für einen kurzen, wunderbaren Moment, war alles okay. Ich versuchte, dieses Gefühl und die Wärme irgendwo tief in mir zu speichern. Spätestens wenn ich Dad meinen Rauswurf beichtete, konnte ich sie gebrauchen.

»Okay, genug Liebe«, sagte ich und löste mich aus Claras Umklammerung. »Ich hab richtig Hunger, und ich will pünktlich zu London League fertig mit dem Kochen sein.«

»Jaja«, gab Clara zurück, befreite sich von dem Gurt und sprang nach draußen. Kurz darauf fiel die Beifahrertür mal wieder viel zu heftig hinter ihr zu.

Ich schnallte mich ebenfalls ab, nahm meine Tasche vom Rücksitz und folgte meiner kleinen Schwester nach drinnen. Der Geruch von Bolognese empfing uns, und als ich den Kopf zur Küchentür hineinsteckte, stand Ada, einen Kochlöffel in der Hand, am Herd.

»Oh mein Gott, ich liebe dich.«

Mit einem Grinsen drehte sie sich um. »Mich oder die Soße?«

»Beides!« Ich umarmte sie kurz von hinten und holte mir dann eine Cola aus dem Kühlschrank.

»Ich dachte mir, du hattest heute bestimmt genug Stress mit dem Termin und allem, und da ich mehr als genug Zeit hatte …« Sie hob die Schultern. »Ist gleich fertig. Außerdem hab ich Snacks für später geholt.«

Ohne dass ich es wollte, schossen mir nun die Tränen in die Augen, die ich nach der Kündigung heute Mittag im Zaum gehalten hatte. Ich wandte den Kopf zur Seite, doch Ada hatte es dennoch bemerkt.

»Alles okay?« Sie ließ den Holzlöffel in die blubbernde Soße gleiten und trat zu mir. Ihr Arm berührte sanft meine Schulter, sodass ich ihr den Kopf zuwandte, nicht jedoch, ohne vorher die Tränen weggeblinzelt zu haben. Ich wollte ihr nicht von dem ganzen Desaster berichten – noch nicht.

»Ja, alles in Ordnung«, erwiderte ich. »Ich freu mich nur echt, dass du kochst, das ist total lieb.«

»Himmel, du brauchst dringend Urlaub«, gab Ada mit einem schiefen Lächeln zurück, und ich konnte nicht sagen, ob sie mir meine Worte abkaufte oder nicht.

»Du kochst!«, rief Clara mit Begeisterung, als sie zu uns in die Küche kam.

»Exakt. Und du deckst den Tisch. Für vier, Dad müsste auch bald kommen.«

Ausnahmsweise gab Clara keine Widerworte, sondern nahm mit einem Nicken vier Teller aus dem Hängeschrank und trug sie nach nebenan in den Wohn- und Essbereich. Mit erhobenen Augenbrauen sah Ada mich an.

»Wie schlimm war die Standpauke des Lehrers, wenn sie das einfach so macht?«

»Nicht so schlimm wie ihre Angst davor, dass ich Dad erzähle, was er zu sagen hatte.«

Mit einem Seufzen holte ich Besteck aus der Schublade, um Clara zu helfen. Ich tat das Richtige. Natürlich wäre es schön gewesen, die Auseinandersetzungen mit Claras Schulkram an Dad abzutreten. Diese eine Sache nicht länger in meinem ohnehin zu vollen Kopf haben zu müssen. Aber nun, da ich sowieso schon im Bilde war, war es so mit Sicherheit einfacher. Außerdem war unser Vater nach der Arbeit oft völlig ausgelaugt, und wenn ich eines heute nicht gebrauchen konnte, dann war das ein Streit, aus dem Clara weinend und Dad noch erschöpfter herausgehen würde. Denn diese Szenarien gab es leider viel zu häufig, und meist blieb das Schlichten an mir hängen.

»Superlecker!«

Clara grinste breit, kaum dass sie den ersten Bissen gegessen hatte, und machte sich nicht einmal die Mühe, vor dem Sprechen fertig zu kauen. Ich ersparte mir meine Ermahnung und schob mir stattdessen lieber ebenfalls eine Gabel Bolognese in den Mund. Beinahe hätte ich laut aufgeseufzt. Essen, gleich ein gemütlicher Abend vor dem Fernseher und vielleicht ein Telefonat mit meiner besten Freundin Fiona – dann würde ich das Job-Problem schon irgendwie gelöst bekommen.

»Das ist wirklich gut«, sagte Dad mit einem Lächeln in Adas Richtung. »Danke dir fürs Kochen.«

Ada erwiderte das Lächeln, und die fast normale familiäre Stimmung sorgte dafür, dass sich auch meine Mundwinkel ein wenig hoben.

»Wie war denn der Termin an der Schule?«

Ich hatte gehofft, dass er vergessen würde zu fragen. Ich hasste es zu lügen, jedoch hatte ich das in den letzten vier Jahren immer häufiger tun müssen. Es waren White Lies – kleine Ausflüchte und Halbwahrheiten, damit sich Dad und Ada nicht noch mehr sorgten, als sie es ohnehin taten. Clara fing meinen Blick auf, und in ihren Augen lag ein flehender Ausdruck. Ich schluckte.

»Gut.« Meine Stimme klang normal, nicht einmal im Ansatz, als hätte ich Mühe, die Worte auszusprechen – und das hasste ich mehr als alles andere. Wie alltäglich dieses Schauspiel geworden war. »Wir haben alles klären können, waren nur Kleinigkeiten.« Ich winkte ab. »Nicht der Rede wert.«

Der dankbare Ausdruck im Gesicht meiner Schwester schaffte es nur bedingt, mein schlechtes Gewissen zu mildern. Für einen kurzen Augenblick ruhte der Blick meines Vaters auf mir, als versuche er herauszufinden, ob ich die Wahrheit sagte. »Wieso wollte er dich dann sehen?«

»Einfach so.«

Dad legte das Besteck zur Seite und fuhr sich über den kurzen Bart. »Wenn es Probleme gibt, musst du mir das sagen, Kaycee. Ich bin Claras Dad.«

Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wangen, damit das grimmige Lächeln sich nicht Bahn brechen konnte. Er war Claras Dad, ja. Trotzdem blieb ein Großteil der elterlichen Pflichten an mir hängen.

»Ich hab den Job bei Sainsbury’s verloren.« Die Worte waren raus, bevor ich weiter nachdenken konnte. Zum einen, um von Clara und dem Thema abzulenken, zum anderen, weil ich es früher oder später ohnehin beichten musste.

Ich drehte eine Portion Spaghetti auf meine Gabel, ignorierte, wie schwer mir die Pasta, die eben noch so gut geschmeckt hatte, nun im Magen lag, und versuchte, Dads Blick auszuweichen.

»Wie bitte?«

Ich brauchte sein Gesicht gar nicht zu betrachten, die Fassungslosigkeit in seiner Stimme war völlig ausreichend.

»Bitte sag mir, dass das ein schlechter Scherz ist.«

»Dad«, zischte Ada.

»Was? Das ist der wievielte Job innerhalb eines Jahres? Kaycee, dir muss doch klar sein, wie das auf deinem Lebenslauf aussieht.«

Ich hielt die Gabel mit den aufgerollten Spaghetti in meiner Hand, führte sie jedoch nicht zu meinem Mund. Ganz so, als hoffte ich, dass das Gewitter vorüberzog, wenn ich mich nur nicht bewegte.

»Wie konnte das denn passieren?«

Es lag mir auf der Zunge, ihm die ganze Wahrheit entgegenzuschleudern. Dass ich gefeuert worden war, weil ich den Termin an Claras Schule hatte wahrnehmen müssen. Dass ich den letzten Job verloren hatte, weil mich Adas Schlafattacke aufgehalten hatte und ich wieder mal zu spät gekommen war. Dass ich all diese Jobs nicht hatte halten können, weil ich Dinge für unsere Familie tat, die eigentlich seine Aufgaben waren. Doch ich biss die Zähne zusammen und schuf den Worten somit ein undurchdringbares Gefängnis. Denn ich konnte ihm die Wahrheit nicht sagen. Als ich aufblickte und in Dads abgearbeitetes Gesicht blickte, verpuffte die Wut – wie so oft.

Mein Blick wanderte von seinen müden braunen Augen, die einst so hell geglänzt hatten, zu den Falten um den Mund bis hin zu dem Bartschatten, der ebenfalls eine Neuerung seit Mums Tod war, denn früher hatte er sich jeden Morgen penibel rasiert. Ich konnte ihm nicht böse sein, denn sein Blick spiegelte das Leid, das auch ich empfand. Und trotz der Fassungslosigkeit lagen auch Sorge und Liebe darin. Dahinter eine Wärme, die mich an meine Kindheit erinnerte und an all die Dinge, die mein Dad für mich getan hatte und immer noch tat. Also legte ich die Gabel zur Seite und atmete tief durch.

»Ich finde etwas Neues.«

Dads Blick wurde weicher, er legte seine Hand auf meine und drückte sie kurz. »Ich mach mir nur Sorgen.«

»Musst du nicht, ich regel das. So wie immer.«

»Kaycee war sowieso überqualifiziert für den Job«, warf Ada ein, und ich hätte am liebsten aufgelacht. Denn wirklich rosig sah mein Abschluss nicht aus. »Du bist viel zu talentiert dafür. Du solltest backen.«

»Ja!« Clara war Feuer und Flamme, wie immer, wenn Ada das Thema anschnitt. »So wie du es geplant hast!«

»So einfach ist das nicht«, warf ich mit müdem Lächeln ein. »Weißt du, wie viel so ein eigenes Café kostet?«

»Dann mach es so wie die anderen bei Bake That Cake!.« Claras Augen funkelten. »Bewirb dich!«

Ich lachte auf und schaufelte mir kopfschüttelnd die restliche Soße auf den Löffel.

»Wieso eigentlich nicht?«, fragte Ada zu meiner Überraschung. »Was spricht dagegen?«

»Ähm, alles?«

»Aber dann könnten wir dich hier anfeuern«, rief Clara begeistert. »Mach das! Du würdest gewinnen!«

Erneut entwich mir ein Lachen. »Würde ich nicht. Ich kann backen, und es mag für Sonntage und die gelegentliche Hochzeitsfeier reichen, aber ihr habt doch selbst gesehen, was für Torten sie dort auffahren. Was sie machen, ist Kunst!«

»Das könntest du genauso gut«, sagte Ada bestimmt. »Was du für Laurens Hochzeit gebacken hast, hätte man locker in einer Konditorei verkaufen können – für ein paar Hundert Pfund.«

»Ja, weil es eine Hochzeitstorte war. Die kosten immer ein halbes Vermögen. Aber für die Show bräuchte ich Talent.«

»Zum Backen braucht man kein Talent, das ist ein Handwerk.«

»Danke, dass du an mich glaubst, aber nein danke«, erwiderte ich mit Nachdruck. »Das ist nichts für mich.«

»Aber dann hättest du auch Zeit zum Backen!« Clara lehnte sich so weit über die Tischkante, dass ihre hellen Haare beinahe auf ihrem leeren Teller landeten. »Bitte, Kaycee.«

»Eben, du hast ewig nicht gebacken.«

»Stimmt doch gar nicht. Letzte Woche hab ich für Dads Kollegen gebacken.«

»Ja, aber ich meinte so für dich. Neue Kreationen. Das ist es doch, was du sonst so liebst.«

»Hatte halt keine Zeit«, gab ich zurück und versuchte, den Schmerz in meiner Brust zu ignorieren. Ada hatte recht. Normalerweise liebte ich es, Stunden in der Küche zu verbringen und neue Rezepte aus alten zu schaffen. Dass ich wenig Zeit hatte, stimmte zwar, war jedoch nicht der einzige Grund. Denn wofür sollte ich mir die Mühe noch machen? Es führte doch ohnehin zu nichts. Zu üben und mich kreativ auszutoben brachte mich nicht weiter. Und im Gegensatz zu früher machte es auch keinen Spaß mehr, sondern war nur eine mit Zuckerguss verzierte Erinnerung an mein Scheitern.

»Bitte, Kaycee!«

Clara zog meinen Namen bettelnd in die Länge. Es war derselbe Tonfall, den sie auch nutzte, wenn sie länger aufbleiben oder etwas Süßes wollte.

»Ich würde sowieso nicht gewinnen. Ich guck die Show seit Jahren, ich kenne die Ansprüche.«

»Aber …«, setzte Ada an, doch mein Dad kam ihr zuvor.

»Ich finde, Kaycees Einstellung ist mehr als vernünftig. Sie sollte sich einen anständigen, sicheren Job suchen, nicht bei dem Zirkus einer Realityshow mitmachen, bei der sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gewinnt. Das wäre leichtsinnig.«

»Genau«, sagte ich leise. Es kostete alles, was ich noch an Energie übrighatte, meine Mimik unter Kontrolle zu behalten. Dass Dad mich nicht ermutigte, an der Show teilzunehmen, tat weh. Dabei war dieser Gedanken albern. Genau dasselbe hatte ich doch auch gesagt. Es war absolut kindisch, von seinen Worten verletzt zu sein – dennoch bohrte ich meine Fingernägel so fest ins Holz des Stuhls, dass es wehtat. Ich hatte meinen Traum längst aufgegeben. Dass Dad es auch getan hatte, schmerzte mehr, als ich mir eingestehen wollte.

4. KAPITEL

Kaycee

»Ich bin so aufgeregt!«

»Weil du gleich wieder Leo Campbell anhimmeln kannst?«

»Auch«, gab Ada zu, »aber vor allem, weil die Pause seit Staffel eins viel zu lang war. Und komm schon, als ob du Leo weniger anschmachtest.«

Damit mochte meine Schwester zwar recht haben, denn Leo war mit seinen dunkelbraunen Haaren und Augen und der tiefen Stimme genau mein Typ – aber das würde ich ihr ganz sicher nicht auf die Nase binden. Immerhin hatte die Aussicht auf TheLondon League und einen entspannten Abend meine Laune ein wenig gebessert. Ich hatte es mir gerade unter der Decke gemütlich gemacht, als die Tür zum Wohnzimmer geöffnet wurde. In Erwartung, Clara zurück in ihr Bett schicken zu müssen, drehte ich mich mit strengem Blick um. Doch es war Dad, der den Raum betrat, und er brachte den himmlischen Geruch von frischem Popcorn mit sich.

»Ich störe euch nicht lang, aber ich dachte, für euren Serienabend könntet ihr noch etwas Verpflegung gebrauchen.« Er stellte den Eimer Popcorn, den er aus dem Kino geholt haben musste, vor uns auf dem Couchtisch ab.

»Oh mein Gott, du bist der Beste.«

»Danke«, sagte ich und musste lächeln, als Dad erst mir und dann Ada einen Kuss auf den Kopf drückte.

»Macht’s euch gemütlich. Ich hab euch lieb.«

»Wir dich auch«, riefen meine Schwester und ich unisono, und ich versuchte, die Gedanken an das Gespräch beim Abendessen zu verdrängen. Dad meinte es nur gut mit mir. Er sorgte sich bloß. Vor allem aber hatte er recht. Ich musste aufhören, meinen Wunschträumen hinterherzujagen.

Ada schnappte sich eine Handvoll Popcorn und hielt mir den Eimer dann entgegen. Bevor ich mich bedienen konnte, klingelte jedoch mein Handy.

»Hey, Ton aus. Du kennst die Regeln.«

»Ja, sorry! Bin sofort zurück. Ist bestimmt Fiona, wir wollten heute Abend noch telefonieren, vielleicht hat sie die Premiere vergessen.«

Ich schnappte mir mein Smartphone, ging in den Flur und registrierte verwundert, dass es eine unbekannte Nummer war.

»Kaycee Williams hier«, sagte ich mit fragendem Unterton.

»Kaycee, wie schön, dass ich dich so schnell erreiche! Entschuldige bitte den späten Anruf, aber ich hatte einige auf der Liste.«

Die Stimme am anderen Ende war energiegeladen, und ich hörte das Lächeln aus ihr heraus. Sie schien mich zu kennen. In meinem Hirn begann es zu arbeiten, doch ich konnte die Stimme beim besten Willen nicht zuordnen.

»Ich bin Martha und arbeite für Channel Y.«

Channel Y? Das war der Sender, den Ada und ich im Wohnzimmer gerade laufen hatten. Der Sender, auf dem TheLondon League lief. The London League und …

»Ich rufe wegen deiner Bewerbung an.«

»Meiner Bewerbung?«

»Genau! Du bist dabei!«

Ich war dabei? Wobei? Ich sah erneut aufs Display meines Handys, als könnte es mir irgendwelche Antworten liefern.

»Kaycee?«, erklang die Stimme, als ich es mir wieder ans Ohr hielt.

»Ähm, ja. Ich bin noch dran.«

»Normalerweise höre ich spätestens ab diesem Moment Jubelschreie durchs Telefon«, sagte Martha mit einem Lachen. »Du kannst es gar nicht fassen, was? Nun, deine Geschichte und dein Portfolio haben uns wirklich beeindruckt. Hättest du in dieser oder der nächsten Woche gleich Zeit für das Auswahlbacken?«

Meine Geschichte? Mein Portfolio?

Eine böse Vorahnung beschlich mich.

»Auswahlbacken?«, sprach ich das nach, was ich von all dem am allerwenigsten verstand.

»Ja, wir laden fünfundzwanzig Leute zum ersten Kennenlernen ein, in die Show kommen jedoch nur zehn. Aber mach dir keine Sorgen! Du musst dich auf das Casting nicht vorbereiten, nur backen. Wir erwarten keine Schauspielerin, sondern einen echten Menschen, also sei einfach du selbst. Wir machen bei all unseren Realityshows eine Art Screen Testing vorab, um zu sehen, ob die Teilnehmenden passen, weißt du? Also gib dich, wie du bist. Es ist natürlich keine kleine Herausforderung, aber ich bin mir sicher, dass du ihr gewachsen bist.« Martha stieß ein glockenhelles Lachen aus, und selbst wenn ihre Worte und das Geräusch nicht auswendig gelernt geklungen hätten, hätten sie nicht zu meiner Entspannung beigetragen. Denn so langsam begann es mir zu dämmern.

»Für welche Show arbeiten Sie?«, fragte ich. In meinem Hals kratzte es, so trocken war er mittlerweile.

»Na, für Bake That Cake!, Mädchen, bei wie vielen Sendern hast du dich denn beworben?«

Wieder lachte Martha. Und wieder war mir nicht nach Lachen zumute. Das konnte nicht sein.

»Ich bin bei Bake That Cake! dabei?« Meine Stimme zitterte leicht. Ich konnte nicht einmal sagen, weshalb, denn in mir wüteten alle möglichen Emotionen: Unglaube. Schock. Fassungslosigkeit. Wut. Und ein kleiner Hauch von Freude und Aufregung, den ich geflissentlich ignorierte. Denn zur Freude hatte ich keinen Anlass.