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Tauchen Sie ein in den Wortschatz der österreichischen Alltagssprache! Hier werden mehr als 2.500 Wörter und Redewendungen vorgestellt: von "jemanden buckelkraxen tragen" bis "ein Sprung in der Marille", von "das Amtskappl aufhaben" bis "in den Guglhupf kommen". Mit amüsanten Beispielen aus Schlagertexten, Kabarettprogrammen und Reden von Politikern. Und wenn Sie wissen wollen, woher ein bestimmtes Wort kommt - auch darüber gibt dieses Wörterbuch Auskunft. So stammt "Kramadanzen" aus der Ritterzeit, "Tschusch" war ursprünglich gar kein Schimpfwort und "Nudelaug" ist von Mundl Sackbauer nicht erfunden, sondern nur verbreitet worden. Gleichermaßen sachlich wie unterhaltsam ist dieses Buch das ultimative Nachschlagewerk für Einheimische und "Zuagroaste" - schlichtweg für jeden, der die lebendige, authentische Sprache Österreichs kennenlernen will.
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Seitenzahl: 580
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HAYMON
© 2011
HAYMON verlag
Innsbruck-Wien
www.haymonverlag.at
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
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ISBN 978-3-7099-7649-4
Umschlag- und Buchgestaltung, Satz: hoeretzeder grafische gestaltung, Scheffau/TirolAutorenfoto: Willy Duschka
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Robert SedlaczekWörterbuchder AlltagsspracheÖsterreichs
In Zusammenarbeit mitMelita SedlaczekWissenschaftliche Betreuung:Univ.-Prof. Heinz-Dieter Pohl
Robert & Melita SedlaczekWörterbuch der Alltagssprache Österreichs
Schon wieder ein Wörterbuch! Wozu denn das? Es gibt ja ohnedies das Österreichische Wörterbuch, außerdem sind in letzter Zeit zahllose Mundartwörterbücher erschienen, das reicht vom Burgenländischen bis zum Alemannischen, vom Neusiedlersee bis zum Bodensee.
MELITA: Wir tun uns diese Arbeit an, weil sie uns Spaß macht. Es ist wie mit einem Kreuzworträtsel. Man muss nachdenken und kombinieren, um ein Stück weiterzukommen. Nach einiger Zeit fügen sich dann die einzelnen Bedeutungen eines Wortes zusammen und aus einzelnen Wörtern entstehen ansehnliche Wortgruppen. Oft merkt man erst auf den zweiten Blick, welche Wörter zusammengehören und eine gemeinsame Geschichte haben.
ROBERT: Man könnte die Recherche auch mit einer Trüffelsuche vergleichen. Wir haben ganz bewusst auch das Ausgefallene gesucht. Das Ergebnis ist ein Wörterbuch der neuen Art. Hier finden die Leserinnen und Leser nur jene Wörter, die zum österreichischen Sprachgebrauch gehören – von der Standardsprache über die Umgangssprache bis zur Mundart.
Kann man das denn trennen?
ROBERT: Die Übergänge sind fließend, eigentlich sind diese Kategorisierungen nur eine subjektive Einschätzung. Niemand kann exakt sagen, wo die Standardsprache aufhört und die Umgangssprache anfängt. Dasselbe gilt für die Grenzen zwischen Umgangssprache und Mundart. Außerdem konzentrieren wir uns auf jene Ausdrücke, die typisch für Österreich sind, manchmal auch zusätzlich für das Bairische oder für den Süden des Sprachraums insgesamt. Wenn hingegen ein Wort gesamtdeutsch ist, also überall verwendet wird, dann hat es in diesem Taschenbuch nichts verloren. Auch hier wird es manchmal kompliziert. So ist beispielsweise „brennen“ im Sinn von „in Flammen stehen“ gesamtdeutsch, im Sinn von „viel zahlen“ jedoch eine österreichische Spezialität.
Habe ich zuvor richtig gehört: Leserinnen und Leser? Ein Wörterbuch ist ja zum Nachschlagen da! Ihr müsstet doch eher von Nutzern sprechen. Wir lesen ja auch keine Telefonbücher …
ROBERT: Wer sich für die Sprache interessiert, der wird in unserem Buch schmökern, da bin ich mir sicher. Es geht ja nicht nur um die Schreibung der Wörter, wir zeigen auch, woher sie kommen, wie sie sich im Laufe der Zeit verändert haben. Wenn wir die Herkunft von Wörtern wie „Simandl“, „Piefke“ oder „siebensüß“ erklären, oder wenn wir von Wendungen wie „wo der Barthel den Most holt“ reden, dann artet das zwangsläufig in einen Lesetext aus. Etymologien sind ja immer etwas Spannendes. Freunde und Bekannte fragen uns immer wieder: Woher kommt dieses oder jenes Wort? Mit welchem anderen Wort ist es verwandt oder nicht verwandt? Oft sind das auch Gesprächsthemen an Stammtischen – landauf, landab …
Ihr seid wirklich der Meinung, ein Wörterbuch der neuen Art vorzulegen?
MELITA: Genau. Es ist ja auch nicht aufgebaut wie ein klassisches Wörterbuch. Wir orientieren uns an den Wortstämmen und zeigen, was die Sprecher daraus gemacht haben: Zum Wort „Mascherl“ gehört „sich aufmascherln“ und „aufgemascherlt“, ferner die Wendung „Geld hat kein Mascherl“. Das alles ist unter dem Buchstaben M zu finden. Unter dem Buchstaben B findet man „Bussibär“, „Zwickerbussi“, „Eskimobussi“ und „Kokosbusserl“.
Ist es da nicht schwer, ein bestimmtes Wort zu finden?
ROBERT: Überhaupt nicht. Man muss nur daran denken, dass man bei der Suche von Verben unter Umständen die Vorsilben weglassen muss, also „aufmascherln“ nicht nur unter A suchen, sondern auch unter M. Und „aufziegeln“ nicht nur unter A, sondern auch unter Z. Bei zusammengesetzten Wörtern gibt es zwei Möglichkeiten: das Wort kann beim Anfangsbuchstaben des 1. Bestandteils angeführt sein oder beim Anfangsbuchstaben des 2. Bestandteils. Bei umgangssprachlichen und ganz besonders bei mundartlichen Wörtern gibt es oft mehrere Schreibvarianten. Wenn wir da immer Querverweise gemacht hätten, würde das halbe Buch aus Querverweisen bestehen. Es wird also notwendig sein, ein bisschen zu blättern und gleichzeitig auch zu schmökern.
MELITA: Das Wort „Safaladischmäh“ ist sogar zweimal im Buch, unter „Safaladi“ und unter „Schmäh“, aber das ist eher die Ausnahme. Jedenfalls kommen bei beiden Eintragungen noch zusätzliche Wörter dazu, bei „Schmäh“ beispielsweise „schmähhalber“, „schmähstad“, „Anserschmäh“, „Eisenbahnerschmäh“, „einen Schmäh führen“, „der Schmäh rennt“ und vieles mehr.
ROBERT: Unsere Darstellungsform zeigt, wie die Sprache funktioniert, was aus einem Wortstamm oder einem Wort alles gemacht werden kann. Manche Wörter sind da unglaublich fleißig.
Wenn ich da so blättere – eine ziemlich subjektive Auswahl …
ROBERT: Jedes Wörterbuch ist eine subjektive Auswahl. Es geht immer um die persönlichen Vorstellungen des Redaktionsteams zum Thema Sprache. Aber meist sind die Teams um vieles größer und sie arbeiten jahrzehntelang an Verbesserungen. Wir stehen am Anfang, werden sicher da oder dort einen Fehler gemacht haben.
MELITA: Wenn man alles in einem Taschenbuch unterbringen will, muss man ja eine Auswahl treffen, das geht gar nicht anders. Wollte man den Anspruch auf Vollständigkeit erheben, so bräuchte man viel mehr Platz. Und manche Stichwörter sind deshalb ausführlicher, weil wir darüber lange diskutiert haben, so z. B. „Geld hat kein Mascherl“. Ich finde, dass man sehr wohl Geldbeträge mit einem Mascherl einem bestimmten Zweck zuordnen kann; das ist auch sinnvoll.
ROBERT: Finde ich nicht, aber ich verstehe, was du meinst.
Und wahrscheinlich gilt auch für dieses Buch: Was nicht unter B bzw. D zu finden ist, könnte auch unter P bzw. T stehen …
ROBERT: Genau! Ob man „Depp“ oder „Tepp“ schreibt, ist Geschmackssache. Bei der Schreibung „Tepp“ schillert die Wortherkunft, nämlich „tappen“, durch, aber „Depp“ ist häufiger. Wir unterscheiden in der mündlichen Alltagskommunikation ja kaum zwischen d und t, zwischen b und p. In der Schreibung gehen wir oft recht willkürlich vor, machen ein d zu einem t und ein b zu einem p. Was aus dem Wort „buttern“ geworden ist, kann man unter P nachlesen.
Ihr glaubt, dass die Leser vor allem solche Wörter suchen werden?
Robert: Glauben wir nicht. Daher ein anderes Beispiel: Es wäre vielleicht besser, „Kiberer“ statt „Kieberer“ zu schreiben, weil das Ursprungswort „Kübbe“ lautet, mit kurzem Vokal. Aber wenn wir das Wort aussprechen, dehnen wir den Vokal und schreiben daher meist „Kieberer“. Diese Vokaldehnung ist typisch für unseren Sprachraum. Das Wort „Kieberer“ wird übrigens in der Polizei selbst ganz anders verwendet als in der allgemeinen Umgangssprache. Im Polizeijargon ist ein „Kieberer“ ein Kriminalbeamter, in der Alltagskommunikation ein Polizist jeder Art, auch ein Verkehrspolizist. Und weil wir gerade bei diesem Beispiel sind: Betonte Länge wird durch Unterstreichung signalisiert, also Kieberer, betonte Kürze durch einen daruntergesetzten Punkt, das wäre dann Kịberer. Aber das ist ja die weniger gebräuchliche Variante.
Es geht also auch um verschiedene Sprachebenen …
MELITA: Ja. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, bei jedem einzelnen Wort anzugeben, ob es standardsprachlich, umgangssprachlich oder mundartlich zu verwenden ist. Die Kategorisierungen sind von unserem Sprachgefühl bestimmt; sie geben einen Hinweis, in welcher Situation man ein bestimmtes Wort gebrauchen kann und in welcher nicht. Wir haben übrigens nicht davor zurückgeschreckt, auch sogenannte unanständige Wörter aufzunehmen. Die Wörter können ja nichts dafür, entscheidend ist nur, was die Menschen im Gebrauch daraus machen. Manche Wörter, die heute als schmutzig empfunden werden, wie beispielsweise „brunzen“, waren irgendwann einmal, vor langer, langer Zeit, ganz normale, unbelastete Ausdrücke. Wenn man sich mit der Sprache beschäftigt, darf man nicht moralische Scheuklappen haben.
ROBERT: Uns war wichtig, dass alles selbsterklärend ist. Wir setzen beispielsweise ein Ringerl über den a-Laut, wenn dieser verdunkelt werden kann, wie in „Bånkert“ – jeder kennt dieses Zeichen aus den Mundarttexten. Wichtig ist eines: Fehlt das Ringerl, muss der a-Laut so ausgesprochen werden, wie er dasteht: „Palatschinke“ und „stad“ werden also mit hellem a gesprochen. Übrigens: Die verdunkelten a-Laute sind typisch für die meisten Mundartgebiete Österreichs.
Um zu begreifen, wo verdunkelt wird und wo nicht, muss man wohl ein in der Wolle gefärbter Österreicher sein …
ROBERT: Es gibt eine Faustregel. Die bei uns so beliebten Endungen mit -(e)l, -erl, -le, -li usw. drücken einerseits Kleinheit aus, andererseits eine emotionale Beziehung: Das Glaserl Wein ist genauso groß wie ein Glas Wein, aber wer Glaserl sagt, der bringt damit zum Ausdruck, dass ihm der Wein gut schmeckt oder viel bedeutet. Und den Inhalt kann er sogar als Weinderl bezeichnen! Da wird dann zwischen -n- und -erl als sogenannter Sprosskonsonant ein d eingefügt – um die Aussprache zu erleichtern, genauso in Hendl, Dirndl und einigen anderen Wörtern. Aber jetzt bin ich abgeschweift.
Ja, ich wollte wissen, wo verdunkelt werden kann.
ROBERT: Die Herkunft dieser Endungen mit -l-, nämlich ein mittelhochdeutsches -elīn, verhindert die Verdunkelung. Ich kann also umgangssprachlich und mundartlich sagen: „a Glås Wein“, aber es heißt „ein Glaserl Wein“ – mit hellem a! Dasselbe gilt auch für die -l-Einschübe bei den Verben. Ist ein -l- da, wird nicht verdunkelt. Wenn zwei das Kartenspiel Schnapsen spielen (das Wort kommt von schnappen), dann sagt man: „Sie schnåpsen.“ Wenn sie gleichzeitig zur Schnapsflasche greifen, dann heißt es: „Sie schnapseln.“ – mit hellem a! Das -l- in „schnapseln“ macht also den Unterschied aus. Diese Regeln müsste man auch Thomas Gottschalk und Günther Jauch erklären. Die beiden machen sich ja gern über uns Österreicher lustig, imitieren unseren Sprachgebrauch. Aber sie verdunkeln auch jene a-Laute, die auf keinen Fall verdunkelt werden dürfen.
Wie stark wird eigentlich verdunkelt?
MELITA: Das ist regional verschieden. Außerdem hängt es davon ab, ob wir eher standardsprachlich oder eher mundartlich sprechen. Aber auch in der Standardsprache verdunkeln wir, allerdings nur ganz wenig. Wenn in diesem Wörterbuch ein å steht, so bedeutet das also: Hier kann verdunkelt werden. Die Betonung liegt auf kann.
Welche Eigenheiten haben wir noch?
ROBERT: Die Vorsilbe Ge- wird im gesamten Sprachraum dazu verwendet, um Kollektivbegriffe zu bilden: „Berg“ wird zu „Gebirge“. Außerdem dient diese Vorsilbe dazu, abwertende Ausdrücke zu schaffen: „Schrei“ wird zu „Geschrei“. Diese zweite Funktion hat es uns offensichtlich angetan. Um auszudrücken, dass etwas besonders nervt, verwenden wir die Vorsilbe Ge- bei vielen sich bietenden Gelegenheiten. Oft wird das vorangestellte Ge- zu einem G- verkürzt und das Verständnis, dass es sich um eine Vorsilbe handelt, geht manchmal sogar verloren: „Gfrast“, „Gfrieß“, „Gramuri“.
Sollen wir also „Gwirkst“ oder „Gewirkst“ schreiben?
ROBERT: Beides ist richtig, es ist eine Geschmackssache. Etwas anderes: Charakteristisch sind auch bei den auf -e endenden Feminina die Nebenformen mit einem auslautenden -n. Da stehen im Singular, also in der Einzahl, meist zwei Varianten nebeneinander: „eine Brinze“ und „eine Brinzen“; „eine Kappe“ und „eine Kappen“; „eine Watsche“ und „eine Watschen“. Die erste Variante, das ist jene ohne n, wird gern in der Schriftform verwendet; in der mündlichen Alltagskommunikation dominiert die zweite Variante, das ist jene mit -n.
MELITA: Es gibt natürlich auch Eigenheiten in der Grammatik. Darauf konnten wir nur ansatzweise eingehen. Hier ein Zitat aus dem Film „Silentium“: „Der Hund is ned zum Umbringen!“ Das ist ein substantivierter Infinitiv mit vorangestelltem „zum“. Standardsprachlich steht der normale Infinitiv: „Der Hund ist nicht umzubringen.“ In gleicher Weise fragen wir: „Was gibt es heute zum Essen?“
Ich hoffe, ein Wiener Schnitzel, denn das soll ja die Leibspeise der Österreicher sein. Aber wie hat sich die Wörterbucharbeit im Konkreten abgespielt?
ROBERT: Man muss den Menschen zuhören – nicht nur im eigenen Heimatbundesland, sondern auch bei Erkundungsreisen in andere Bundesländer. Und dann gibt es ein oder zwei Dutzend Nachschlagwerke, wo man das eine oder andere Wort findet, manchmal auch mit Hinweisen zur Entstehungsgeschichte. Oft sind diese Hinweise ungenau oder widersprüchlich, dann muss man nach seinem Gefühl eine Entscheidung treffen oder einfach schreiben, dass es verschiedene Lehrmeinungen gibt.
MELITA: Mein Mann hat ja Germanistik studiert, weiß also recht gut Bescheid. Aber dass er in letzter Zeit bei jedem Urlaub einen Sack voller Bücher mitgeschleppt hat, war schon etwas nervig.
ROBERT: Dabei ist es heute einfacher als früher, denn das Grimm’sche Wörterbuch muss man nicht mehr mit sich herumschleppen, das gibt es im Internet, genauso das Wörterbuch von Adelung oder das mittelhochdeutsche Wörterbuch von Lexer. Was man zusätzlich in der Fachliteratur findet, kann man ohne große Mühe in eine allgemein verständliche Sprache zurückführen. Uns war es wichtig, dass jeder die Erläuterungen versteht, auch wenn er nicht Germanistik oder eine andere Sprache studiert hat. Wir verwenden auch nur solche Abkürzungen, die sich von selbst erklären. Ein Studium des Abkürzungsverzeichnisses wird gar nicht notwendig sein. In manchen Wörterbüchern muss man ja seitenlange Listen durchackern, um sich auszukennen. Das wollten wir Ihnen ersparen. Aber ich möchte meiner Frau ein Kompliment machen: Ihr Sprachgefühl hat mich oft auf die richtige Spur gebracht.
MELITA: Ganz wichtig für dieses Projekt, das muss ich ausdrücklich sagen, war die wissenschaftliche Beratung von Heinz-Dieter Pohl, ein Wiener, der nach Kärnten geheiratet hat und in Klagenfurt drei Jahrzehnte lang als Universitätsprofessor tätig war. Er hat sich in den Fachgebieten Sprachwissenschaft, Slawistik, Namenforschung und Mundartkunde einen Namen gemacht und auch selbst Mundartwörterbücher verfasst.
ROBERT: Es war immer eine Freude, mit ihm über strittige Etymologien zu diskutieren. Ohne seine Hilfe wäre dieses Buch nicht zustande gekommen. Ja, und für die Durchsicht des Manuskripts und für zahlreiche Hinweise zum Sprachgebrauch in ihrer Heimat danken wir Hubert Auer, Willy Duschka und Wolfgang Mayr – sie stehen gleichzeitig stellvertretend für viele andere, die uns bei einzelnen Wörtern geholfen haben.
Abschließend noch ein Wort zu den Zitaten. Nach welchen Kriterien habt ihr da eine Auswahl getroffen?
ROBERT: Wenn es darum geht, die Alltagssprache in einem Wörterbuch zu dokumentieren, muss man sich um mündliche Sprachdokumente bemühen, und da waren für uns Kabarettprogramme und Fernsehfilme, aber auch Schlagertexte nützliche Quellen: von Qualtinger und Bronner bis zu Niavarani, Vitasek und Gunkl, von Danzer, Fendrich, Ambros, STS bis zu Hubert von Goisern, Bluatschink und HBMC. Natürlich handelt es sich dabei um konstruierte Texte, aber sie sind ja mit der Absicht konstruiert worden, die sprachliche Wirklichkeit originalgetreu wiederzugeben. Wir haben uns bemüht, typische Zitate zu bringen. Wenn man das Wort „Tschuri“ präsentiert, dann muss man einfach das Lied von Georg Danzer zitieren, wenn man über „sudern“ schreibt, dann kommt man nicht darum herum, auf Alfred Gusenbauer zu verweisen, bei „Pompfüneberer“ muss Wolfgang Ambros genannt werden – ja und die Wörter „Trutschen, Pritschen und Mentscher“ sind ebenfalls mit einer Person verbunden, mit dem ehemaligen ORF-Generalintendanten Gerd Bacher.
MELITA: Wir haben uns bemüht, Belegstellen zu finden, die vergnüglich zu lesen sind und die gleichzeitig zeigen, in welchem Zusammenhang ein Wort oder eine Wendung benützt werden kann. Wenn man nach spezifisch österreichischen Ausdrücken in der Alltagskommunikation sucht, dann erweisen sich die Klassiker des Kabaretts als wahre Fundgrube. „Der gschupfte Ferdl“ gilt beispielsweise nicht nur als Ahnherr des Austropops, dort findet man auch viele Belege für Ausdrücke und Wendungen, die das österreichische Deutsch – oder in diesem Fall auch das Wienerische – ausmachen. Wer das eine oder andere im Original hören will, dem empfehlen wir das DVD-Angebot von Hoanzl auf der Website www.hoanzl.at. Dort sind viele großartige Kabarettisten mit ihren aktuellen Programmen vertreten. Und im Anhang dieses Taschenbuchs findet sich ein Quellenverzeichnis zu den von uns verwendeten Zitaten.
ROBERT: Auch auf den CDs der Liedermacher spielt die Mundart eine große Rolle. Wer das Lied „Drawig“ des Hubert von Goisern gehört hat, der weiß, was gemeint ist, auch wenn er kein Oberösterreicher ist. Daneben haben wir auch solche Mundartausdrücke ins Buch aufgenommen, die in ganz Österreich und auch im Bairischen verwendet werden, oft aber vom Aussterben bedroht sind. Ich denke da beispielsweise an „Pfoad“ oder an „Fürtuch“. Da variieren manchmal die Schreibungen von Region zu Region ganz gewaltig.
MELITA: Bei manchen Wörtern hat man zwar eine Lautform im Ohr, man muss aber lange nachdenken: Wie könnte man das eigentlich schreiben? Das sind sozusagen die ganz armen Wörter. Oft denkt man dann: Kann man das überhaupt schreiben? Zum Beispiel „geschalnt“ oder „gschalnt“ oder „gschoind“? Es kommt ja wohl von „Schale“, wird aber ganz anders ausgesprochen. Schreibt man „Lanzing“, „Lassing“, „Langsing“ oder „Längsing“? Oft müssen wir verschiedene Varianten anbieten und es unseren Lesern freistellen, wie sie so ein Wort schreiben, zum Beispiel in einem SMS, wo ja das Mundartliche heute sehr beliebt ist. Vor allem junge Leute schreiben oft so, wie sie reden, also wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Und wenn sie einen standardsprachlichen Text verfassen, dann schwindeln sie da und dort einen Mundartausdruck hinein, um dem Geschriebenen eine zusätzliche Würze zu verleihen. In Bereichen des täglichen Lebens ist ja die Mundart variantenreicher und ausdrucksstärker als die Standardsprache.
ROBERT: Aufs Erste sieht es so aus, als wäre die Mundart ein Unterschichtphänomen. Es gibt aber auch Gebildete, die privat Mundart sprechen, nicht nur in Vorarlberg, wo die Sprecher zwischen zwei verschiedenen Sprachcodes hin und her wechseln, sich einmal für die Mundart entscheiden, einmal für die Standardsprache – je nachdem, wo und mit wem sie gerade kommunizieren. Wir dürfen auch eines nicht übersehen: Man kann in der Mundart zwar besonders variantenreich schimpfen und es gibt eine Unmenge an Ausdrücken für Alkoholrausch und für Ohrfeige, die Mundart bietet uns aber auch unzählige Möglichkeiten, positive Gefühle auszudrücken – man denke nur an die Liebesgedichte von H.C. Artmann oder an die Liebeslieder des Austropops.
MELITA: Es ist auch eine Tatsache, dass sich Menschen mit hoher Bildung für den Würstelstandjargon oder für Gaunersprachliches besonders interessieren – also für Sprachcodes, die ihnen an sich fremd sind. Das erklärt den seinerzeitigen Erfolg von Herwig Seeböcks „Häfenelegie“ – im Grunde auch von Ernst Hinterbergers „Ein echter Wiener geht nicht unter“.
ROBERT: Auch Kabarettisten befriedigen diese Art von Wissensbegierde. Wenn auf der Bühne Wörter wie „ausgreifen“, „Schas“, „Fut“ oder „Beidl“ fallen, dann ist Gelächter garantiert. Auch wenn in einer Fernsehserie eine runzlige, aber agile Alte zu einem Strizzi sagt: „Jetzt kriegst eine in die Gågerln!“ In diesen Fällen geht es auch um Tabubruch – Freud schau åba!
Als Allerletztes: Für wen ist dieses Buch?
ROBERT: Es ist für sprachinteressierte Österreicher, besonders für jene, die mit der Sprache zu tun haben, von Journalisten bis zu Lehrern; aber auch für Touristen aus anderen deutschsprachigen Ländern. Nicht zuletzt auch für jene, die eine andere Sprache als Muttersprache haben und bei uns leben. Deshalb finden sich im Anhang auch einige Ausdrücke der Amtssprache, sofern sie für einen Österreichurlauber oder für einen frisch Zuagrasten von Nutzen sein könnten.
Dann bleibt mir wohl nur noch für das Gespräch zu danken...
MELITA: Nichts zu danken. Die Fragen waren ja von uns. Wir wollten kein klassisches Vorwort diesem Buch voranstellen. Die Einleitung soll auf jener Sprachebene angesiedelt sein, um die es hier hauptsächlich geht: die mündliche Alltagskommunikation. Da ist uns ein Frage-und-Antwort-Spiel als die ideale Form erschienen.
ROBERT: Übrigens: Weiterführende Informationen zu diesem Buch und zum österreichischen Deutsch mit all seinen Facetten gibt es auf www.das-österreichische-deutsch.at. Besuchen Sie uns! Sie sind herzlich willkommen!
ba, wa, we [eigtl. ein mundartl. abher, wo standardsprl. herab steht, doch ist das Verständnis für die Schriftform abher verloren gegangen; als Vorsilbe mit zahlreichen Verben kombinierbar, wobei die Bewegungsrichtung zum Sprecher und abwärts ist; oft wird zwischen åbi (= hinab, hinunter) und åba (= herab, herunter) nicht mehr unterschieden, åwe wird zur Einheitsform für beides] (mundartl.): herab, herunter: Kraxl åwa von da Lata! ba|klet|zeln:herunterkletzelnviel ba|neh|men:viel verdienenjemandem ’s Wüde ba|ra|ma (= jemandem das Wilde herunterräumen): jemanden gefügig machensich einen ba|rei|ßen (= herunterreißen): onanieren (vom Mann).
bend|es|sen〈nur Infinitiv und Partizip 2〉 (standardsprl.): zu Abend essen: Komm, wir gehen abendessen!
ạb|ge|dreht, draht ['ɒːdrad] 〈Adj.〉 [Partizip 2 zu abdrehen; viell. wegen der gesamtdt. Bed.: einen Film fertig drehen, eine Aktion abwürgen; genaue Herk. unklar]: 1. (umgangssprl.): raffiniert, gewieft, durchtrieben2. (jugendsprl.): ausgeflippt, verrückt: „Was meine Hobbys sind? Lachen, Musik hearn und alles machen, was ein bisschen abgedreht ist.“ (Internet) 3.〈intensivierend bei Adj. und Verben〉 (jugendsprl.): sehr: „Dieses Album is noch ned so abgedreht geil wie Kid A und Amnesiac, aber trotzdem auch noch weit weg vom Mainstream.“ (Intern.).
b|ge|hen〈ging ab, ist abgegangen; mit Dativ〉: (standardsprl., auch bair.): fehlen (oft inkludiert abgehen im Unterschied zu fehlen das Gewahrwerden des Fehlens und eine damit verbundene starke Empfindung): Mir gehen die Ausweispapiere ab, ich werde sie doch nicht verloren haben? – Helmut Qualtinger in „Der Herr Karl“: „Nå – dadurch, dass i Tschechisch kånn, – a bissel håb i immer Zugång g’funden zu der Mentalität von de Russen … Russki … Slawen … Asiaten … mir is nix å’gånga …“
bi, wi, we [eigtl. ein mundartl. abhin, wo standardsprl. hinab steht, doch ist das Verständnis für die Schriftform abhin verloren gegangen; als Vorsilbe mit zahlreichen Verben kombinierbar, wobei die Bewegungsrichtung vom Sprecher weg und abwärts ist; oft wird zwischen åbi (= hinab, hinunter) und åba (= herab, herunter) nicht mehr unterschieden, åwe wird zur Einheitsform für beides] (mundartl.): hinab, hinunter: Geh, hol einen Wein aus’n Keller! – I geh eh glei’ åbi! bi|buch|sen:rasch hinuntertrinkenbi|stes|sen:rasch hinuntertrinken: Helmut Qualtinger in „Der Herr Karl“ „… san mir g’sessen mit de Madln … Ribiselwein åbig’stessen …“ bi|hau|en:hinunterhauen, hastig essenjemanden åbi|hau|en:jemanden in betrügerischer Absicht aus einer Position verdrängenbi|zahn:absichtlich langsam arbeitenbi|zah|rer, der; -s, -: fauler, arbeitsscheuer Mensch.
ạb|kra|geln, kra|geln ['ɒːkraɡln] 〈hat〉 [zu Kragen in der früheren Bed. Hals] (umgangssprl., auch bair.): 1. (bes. von Geflügel): den Hals umdrehen, den Hals abschneiden, schlachten: das Hendl abkrageln 2. (derb von Menschen): umbringen: „Im wilden Kurdistan hätte man ihn ohne Weiteres abkrageln können, wen hätte es schon gestört?“ (Die Presse, 11. 10. 2009).
b|plan|ken〈hat〉 [eigtl.: mit Planken einzäunen, abgrenzen] (umgangssprl.): ablehnen, abwimmeln, bei einer Frage nicht mehr mitkommen: Ich habe ihn um einen Gefallen gebeten, aber er hat abgeplankt. b|plan|ken, sich〈hat〉: sich auf etwas nicht einlassen, sich abschotten.
Ạb|ra|hams Wụrst|kes|sel, der: [Judentum, Christentum und der Islam berufen sich auf Abraham als Stammvater; darum bezeichnet man alle drei auch als abrahamitische Religionen] (umgangssprl., bes. ostösterr., scherzh.): Abrahams Schoßdamals bist du noch in Abrahams Wurstkessel geschwommen / damals warst du noch in Abrahams Wurstkessel:damals warst du noch nicht auf der Welt.
b|trei|ben〈trieb ab, hat abgetrieben〉 [gesamtdt. sind heute die anderen Bed. von abtreiben, z. B.: eine Schwangerschaft abbrechen]: (Küchenspr., auch süddt.): etwas zu Schaum rühren: den Teig abtreiben Åb|trieb, der; -(e)s, -e: zu Schaum Gerührtes: geriebene Nüsse unter den Abtrieb mischen; einen Abtrieb machen.
ch|ter, der; -s, - [Zahlsubstantive werden in Ö und im Süddt. traditionell als Mask. mit der Endung -er gebildet; wie Einser] (standardsprl., auch süddt.): 1.Ziffer Acht2. (umgangssprl., auch süddt.): verbogenes Rad am Fahrrad: Maxi Böhm (gem. mit Karl Farkas) in „Föhn“: „Ich håb immer ein Pech im Leben: Wenn ein ånderer einen Zwölfer im Toto håt, håb ich an Åchter im Fåhrradl.“ 3. (umgangssprl., auch süddt.; auch: Achtereisen): Handschellen: Polycarp Trautmann (Wolfgang Böck) in „Trautmann – Lebenslänglich“: „Kollege, bist liab und nimmst ihr die Åchtereisen åb?“
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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