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Wissen Sie, was es bedeutet, wenn jemand auf Lepschi geht? In einem Tschecherl einen alten Haberer trifft? Sich mit ihm auf ein Packl haut? Kennen Sie Wörter wie Brandineser, Gauch und Mezzie? Was versteht man unter gluren, fipseln, schmaucheln, tschinageln? Robert Sedlaczek legt nach seinem erfolgreichen Wörterbuch der Alltagssprache Österreichs nun ein großes Wörterbuch des Wienerischen vor: Es enthält nicht nur die alten Ausdrücke, die schon beinahe in Vergessenheit geraten sind, sondern auch viele neue, erstmals dokumentierte Wörter wie Karottenballett, sich aufpudeln wie der Hustinettenbär, Armaturenschlecker, Schachtelwirt u.v.a. Das Buch zitiert amüsante Textbeispiele aus Wienerliedern, aus Austropop-Schlagern, aus beliebten abarettprogrammen und vielem mehr. Als Draufgabe gibt es Informationen über die Wortherkunft - nach dem neuesten Stand der Wissenschaft. So wird das Wörterbuch des Wienerischen mit seinen mehr als 3.000 Stichwörtern zu einem unentbehrlichen Nachschlagewerk, das zugleich Wissen vermittelt und köstlich unterhält.
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Seitenzahl: 693
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©2011
HAYMON verlag
Innsbruck-Wien
www.haymonverlag.at
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ISBN 978-3-7099-7650-0
Umschlag- und Buchgestaltung, Satz: hoeretzeder grafische gestaltung, Scheffau/Tirol
Autorenfoto: Willy Duschka
Lektorat: Gerhard Zeillinger
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Robert Sedlaczek
In Zusammenarbeit mitMelita Sedlaczek
Dieses Buch ist dem Andenkenan Maria Hornung (1920–2010) gewidmet.
Zurück zu den Wurzeln!
A
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D
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G
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I
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Abkürzungen
Fachbegriffe
Quellenverzeichnis
Verwendete Literatur
Musiktipps
DVD-Tipps
Die Autoren des Buches, das Sie gerade in Händen halten, sehen ihre Zusammenstellung als Arbeit gegen das Vergessen.
Wie geht es dem Wienerischen? Müssen wir uns Sorgen machen?
ROBERT: Wir müssen uns sogar große Sorgen machen. Das Wienerische befindet sich auf dem Rückzug, auch den meisten anderen Stadtmundarten geht es nicht gut. Während es eigentlich logisch wäre, dass die Menschen in der Familie und im Bekanntenkreis Mundart sprechen und im Beruf die Standardsprache, dringt die Standardsprache immer mehr auch ins Private ein.
Stopp, stopp, stopp! Warum ist es logisch, dass man in der Familie Mundart spricht?
ROBERT: Die Mundart ist schon vom Vokabular her für die tägliche Kommunikation besser geeignet als die Standardsprache, sie hat Ausdrücke, die viele Nuancierungen erlauben. In der Standardsprache heißt es „Ich liebe dich!“, in der Mundart kann man sagen „I mag di!“, „I steh auf di!“, „I foahr ab auf di!“ und vieles mehr. Es gibt auch Dutzende verschiedene Ausdrücke für „weinen“, Christine Nöstlinger sagt, sie ist auf nicht weniger als dreiundzwanzig gekommen. Oder denken wir nur an die zahlreichen Ausdrücke für einen Alkoholrausch: ein Spitz, ein Dullihä, ein Dusel, ein Gitsch, ein Flieger, ein Käfer, ein Mugel, ein Nebel oder ein Schwips, man hat einen Fetzen, einen Tippel, einen Patzen, einen Pemstl, einen Schwamm, einen Schwül, einen Schweigel, einen Zapfen, einen Ziegel, man ist in der Fetten, im Öl oder in der Gluat, und am nächsten Tag muss man dann mit einem Brand fertig werden.
Sind wir ein Volk der Trankler, der Fassltippler?
MELITA: Nein. Aber Alkohol ist bei uns seit alten Zeiten eine legalisierte Droge, deshalb gibt es viele Ausdrücke für die erwünschten und nicht erwünschten Nebenwirkungen. Ein Schwipserl ist beispielsweise ein ganz leichter Rausch, das lässt sich auch von einem Spitzerl sagen, ein Dusel ist ein stiller Rausch, der Schwül benebelt. Wer allerdings einen Fetzen oder einen Mugel hat, der wird am nächsten Tag eine beträchtliche Restfetten aufweisen.
Sterben auch diese Wörter aus? Für sie scheint es ja einen Bedarf zu geben ...
MELITA: Wenn jemand die Hälfte der oben angeführten Wörter kennt, dann geben wir ihm im Wienerischen die Note „Sehr gut“. Wir haben ganz bewusst viele Wörter aufgenommen, die vielleicht schon beinahe ausgestorben sind. Wenn jemand ein Wort verwendet, das in diesem Buch steht, kann es also sein, dass selbst ein Urwiener ratlos ist. Aber vielleicht gibt es doch den einen oder anderen, der sagt: Das kenn ich.
ROBERT: Dass Wörter der Mundart aussterben, wird von vielen bedauert. Sie sagen dann beispielsweise: „Meine Großmutter hat den Ausdruck ‚auf Lepschi gehen‘ oft verwendet, heute können meine Freundinnen und Freunde damit nichts mehr anfangen.“ So gesehen ist unser Buch auch ein „Buch gegen das Vergessen“.
Gehen wir die Sache grundsätzlich an. Was ist denn typisch für das Wienerische?
ROBERT: In der Wortbildung die vielen Wörter mit der Vorsilbe Ge-: Gwirkst, Gstätten, Gspusi, auch Gramanzen. Dann die vielen Feminina, die im Wienerischen schon in der Einzahl ein -n haben: die Hutschen statt die Hutsche, die Ratschen statt die Ratsche. Im Anlaut wird oft ein f zu pf: Pfludern statt Fluder, pfuazen statt furzen etc. Ebenfalls im Anlaut mutiert manchmal ein sch zu einem tsch, ein sk zu einem schk. Auffällig sind auch die Verkleinerungsendungen mit -l. Ein kleiner Zeitabschnitt ist beispielsweise „ein Randl“. Aber wie ist das generell einzuschätzen? Oft gibt es zwei verschiedene Arten von Verkleinerungen. Darüber haben sich Sprachwissenschafter jahrzehntelang den Kopf zerbrochen. Was ist kleiner: Ein Glasl oder ein Glaserl? Ein Schnitzel oder ein Schnitzerl?
Wie lautet die Antwort?
ROBERT: In diesen Fällen sind das von der Bedeutung her gar keine Verkleinerungen. Die Endungen drücken vor allem eine emotionale Zuwendung und Wertschätzung aus. Ein Weinderl ist nicht ein kleiner, sondern ein „großer Wein“ – wie die Weinkenner sagen. Wenn wir einen besonders guten Wein trinken und ein zweites Glas einschenken, wird das Glas zum Glasl oder zum Glaserl – wegen des Inhalts. „Trink ma noch a Flascherl Wein“ heißt es in einem Wienerlied. Damit ist nicht ein Stifterl, nicht eine kleine Flasche gemeint, sondern eine normale Siebenzehntelflasche.
MELITA: Vielleicht sollten wir an dieser Stelle auch sagen: So wie in den anderen Mundarten gibt es auch im Wienerischen kein Präteritum (ich ging), sondern nur das Perfekt (i bin gangan). Auch Genitive (des Vaters Hut) existieren keine, stattdessen wird umschrieben (dem Vatern sei Huat). Wir haben trotzdem in den meisten Fällen die Endungen der Genitive angeführt, denn viele Ausdrücke sind auch standardsprachlich mit dem normalen Genitiv verwendbar.
Wir reden ja über das Sammeln von Wörtern ... Gibt es im Wienerischen neue Ausdrücke, solche, die man in den früheren Wörterbüchern des Wienerischen nicht findet?
ROBERT: Ja, das gibt es: Armaturenschlecker, Guckidrucki, Heizschwammerl, Karottenballett, Proloschlauch, Schachtelwirt, Tuttel-boxer usw. Es fällt auf, dass das alles Begriffe für Dinge sind, die es vor hundert oder hundertfünfzig Jahren noch nicht gegeben hat. Das gilt für die orangefarben gekleideten Mitarbeiter der MA 48 genauso wie für digitale Kompaktkameras, für die U-Bahn oder für McDonald’s. Da zeigt sich das kreative Potenzial der Wiener. Wenn es etwas Neues gibt, entwickeln sie neue Ausdrücke.
Wie findet ihr solche Wörter?
ROBERT: Zuhören und aufschreiben. Viele Freunde und Bekannte haben uns liebenswerterweise Wörter zugetragen. Oder im Internet surfen. Außerdem hat der ORF Wien im Jahr 2011 mit „Sprechen Sie Wienerisch!“ eine wertvolle Initiative gestartet. Die Wienerinnen und Wiener wurden aufgefordert, Wörter einzusenden. Ein Jahr lang gab es dann jeden Morgen im Radio ein Quiz, in dem nach der Bedeutung eines eingesendeten Wortes gefragt wurde. Wer unter drei vorgegebenen Antworten die richtige nannte, bekam einen Einkaufsgutschein der „Wiener Einkaufsstraßen“. Dieses Buch enthält auch jene Wörter, die bei der Aktion „Sprechen Sie Wienerisch!“ vorgestellt wurden. Dabei hat sich einmal mehr gezeigt: Der Wiener ist großzügig, wenn es darum geht, was zum Wienerischen gehört. Dass er auch bairische oder allgemein süddeutsche Ausdrücke als wienerisch klassifiziert, ist ja noch einzusehen. In manchen Wörterbüchern der Wiener Mundart findet man aber auch Ausdrücke, die gesamtdeutsch sind, also im gesamten Sprachraum verwendet werden: Techtelmechtel, Kuddelmuddel, Fisimatenten, Federwisch, Kulturstrick, langer Lulatsch – so nennen die Berliner ihren Fernsehturm – und verhohnepipeln: Dieses Wort ist aus dem Sächsischen in die deutsche Umgangssprache gelangt. Aber wir waren ja mit den Besonderheiten des Wienerischen noch nicht fertig ...
Gut, arbeiten wir das ab.
ROBERT: Es gibt ja nicht nur Besonderheiten im Wortschatz, sondern auch in der Aussprache. In Wien sprechen wir Wörter wie Stein nicht als Stoa aus, wie das in Österreich und Bayern an sich üblich ist, sondern als Staa. Die Sprachwissenschafter haben lange gerätselt, warum das so ist, bis einer von ihnen, Peter Wiesinger, eine plausible Lösung gefunden hat: Der Babenberger Leopold III. hat Agnes, die Tochter Heinrichs IV., geheiratet. Das Paar ist jedem Schüler bekannt, die Stichwörter sind „Stift Klosterneuburg“ und „Schleierlegende“. Agnes stammte aus dem salischen Herrscherhaus und brachte aus ihrer rheinfränkischen Heimat die Lautung Stää mit. Daraus ist Staa geworden. Eines Tages hat man nicht nur am Hof so gesprochen, sondern auch im gehobenen Bürgertum. Es hat dann nicht mehr lange gedauert, bis die ganze Stadtbevölkerung von Stoa auf Staa umgeschwenkt ist. Während Staa als nobel galt, bekam Stoa das Image des Bäuerlich-Tölpelhaften. Mit dem Ergebnis, dass sich Staa auch weit nach Niederösterreich hinein ausgebreitet hat.
MELITA: Eine ähnliche Entwicklung hat es in Kärnten gegeben. Auch dort hat eine Zeit lang ein rheinfränkisches Herrscherhaus regiert: die Sponheimer. Deshalb sagt man auch in weiten Teilen Kärntens Staa statt Stoa, allerdings nicht im Norden.
Mundartausdrücke gibt es ja auch in der Presse. „Das Gwirkst mit den Tschickpreisen!“ Solche Überschriften findet man sogar in Qualitätszeitungen. Sooo schlecht kann es also um die Mundart gar nicht bestellt sein!
ROBERT: Diese Wörter sind mundartliche Zitate in standardsprachlichen Texten, also bunte Farbtupfer. Viele machen das auch in der Alltagskommunikation so, sprechen eine von ihrer Herkunft her leicht gefärbte Umgangssprache – mit einigen klassischen Mundartausdrücken als Einsprengseln. Mundartliche Anklänge signalisieren eine informelle Kommunikation, also Nähe und Vertrautheit. Die Standardsprache signalisiert eine geschäftsähnliche Beziehung.
Wo findet ihr vergessene Wörter?
ROBERT: Es gibt alte Wörterbücher des Wienerischen, von Castelli, von Jakob, von Hügel. Etwas jünger, aber auch schon ziemlich alt sind die Bücher von Wehle und Teuschl. „Sprechen Sie Wienerisch“ ist 1980 erschienen, das „Wiener Dialekt-Lexikon“ 1990. Seither sind also mehr als 30 bzw. mehr als 20 Jahre vergangen. Ein Meilenstein in der wissenschaftlichen Mundartforschung, auch was die Etymologien anlangt, war das „Wörterbuch der Wiener Mundart“ von Maria Hornung, in einer zweiten Auflage durch Sigmar Grüner mit vielen gaunersprachlichen Ausdrücken ergänzt – ein Werk von unschätzbarem Wert.
Die Gaunersprache scheint eine große Faszination auszustrahlen ...
ROBERT: Viele Bildungsbürger gieren nach diesen Wörtern, das ist ein Sprachcode, der ihnen fremd ist. Man macht also eine Erkundungsreise in eine fremde Welt. Das Gleiche gilt für den Würstelstandjargon. „A Haaße mit an Gschissenen, a Bugl und a Sechzehnerblech ...“ Ich halte diesen viel zitierten Satz für eine gekünstelte Kuriosität, glaube nicht, dass viele Würstelstandbesucher so bestellen.
Könnt ihr andere Beispiele nennen?
ROBERT: „Mach a Säuln, i hau mi ins Gwurl und schwimm um die Wäsch!“ Wenn man diesen Satz in der Garderobe des Burgtheaters hört, dann heißt das nicht, dass da ein Besucher so spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Da übt sich jemand in einem fremden Sprachcode und will amüsant sein.
Viele Mundartausdrücke stammen auch aus einer Zeit, als die Political Correctness noch nicht erfunden war ...
MELITA: Genau. Man kann das als erfrischend oder als entsetzlich empfinden. Nichts und niemand wird verschont. Es gibt Unmengen an Ausdrücken für klein gewachsene Männer und allzu dick geratene Frauen, für Impotenz und für Demenz. Die frauenfeindlichen Ausdrücke sind in der Überzahl. Außerdem scheinen die Männer ein Bedürfnis zu verspüren, immer wieder neue Wörter für koitieren zu erfinden. Die meisten sind nicht sehr schmeichelhaft für Frauen.
Es heißt immer, dass das Wienerische ein Schmelztiegel ist: Lassen sich Einflüsse aus unseren slawischen Nachbarländern und aus Ungarn sowie aus Italien festmachen?
ROBERT: Ja. Allerdings sind gerade darunter viele Wörter, die allmählich vergessen werden. Wer von den Jungen weiß noch, was die Maschekseiten ist? Auch die jiddischen Ausdrücke gehen stark zurück. Weil Mezzie eigentlich nur im Raum Wien in Gebrauch war, verwendet die überregionale Werbung den Ausdruck Schnäppchen. Eines Tages wird niemand mehr wissen, was eine Mezzie ist.
Eine traurige Perspektive ...
ROBERT: Das alles ist Teil einer Nivellierung im gesamten deutschen Sprachraum. Viele hier in Wien beklagen das Eindringen norddeutscher Ausdrücke und englischer Lehnwörter. Da gibt es nur eine Gegenstrategie: Zurück zu den Wurzeln! Viele Wörter des Wienerischen sind älter als der entsprechende Ausdruck der Standardsprache. Das Wort trickern beispielsweise ist wesentlich älter als trocknen. Und es hat eine zusätzliche Bedeutung. Wenn man sich mit der Herkunft eines Wortes beschäftigt, versteht man besser, was gemeint ist.
Was können wir all jenen empfehlen, die das Wienerische erlernen oder ihre Kenntnisse auffrischen wollen?
MELITA: Wenn im Burgtheater ein Stück von Nestroy aufgeführt wird – unbedingt hingehen. Und hin und wieder im Auto eine CD mit einer Lesung von H. C. Artmann in den CD-Player einlegen. Oder eine CD mit Wolfgang Teuschls „Da Jesus und seine Hawara“.
ROBERT: Wienerisches hören ist oft einfacher als Wienerisches lesen. Ich empfehle die alten Haudegen des Austropops: Ambros, Danzer und Fendrich. Oder die echten alten Wienerlieder, originalgetreu interpretiert von Rudi Koschelu, er ist auch ein ausgezeichneter Dudler. Oder die Balladen des Poeten Roland Neuwirth. Oder die mit internationalem Flair versehenen Wienerlied-Interpretationen des Schauspielers und Sängers Adi Hirschal. Oder die auf Wienerisch getrimmten Rocksongs von Ostbahnkurti. Oder die neuen, literarischen Wienerlieder des Krimi-Autors Stefan Slupetzky – er ist Kopf der Gruppe „Trio Lepschi“. Oder die Hardrockband Alkbottle. Oder das Kollegium Kalksburg, drei Jazzmusiker, die sich laut Eigendefinition „freiwillig der Wiener Gesangs- und Musiktradition verpflichtet haben“. Nicht zuletzt auch die Veranstaltungsserie „wean hean“ des Wiener Volksliedwerks ... Werfen Sie einen Blick in den Anhang dieses Buches! Wichtig ist es, für die Melodie des Wienerischen ein Gefühl zu bekommen.
Wir danken für dieses fingierte Interview. Es gefällt mir besser als die üblichen Vorwörter.
Wörter, die in der betonten Silbe einen Vokal a aufweisen, der auf den Diphtong ei oder au zurückgeht, werden in den meisten Liedtexten (und auch hier) mit aa geschrieben.
Aach|katzl|schwaaf, der; -s, -: Schweif des Eichhörnchens (die mundartl. Form wird oft dazu verwendet, um die Sprechgewandtheit und Auffassungsgabe von Touristen zu testen; siehe auch: anstellen, Besteck, dauni, derdürren, Zwirnknäuerl).
Aachl|kas, der; -, kein Pl.: Smegma (von den Talgdrüsen unter der Vorhaut abgesondertes Sekret).
aans:eins, einesauf aans, zwaa:schnelll|les ans:alles gleich. „Mir is s ålles ans“: „Wea r a Göd håt, der kånn ins Theater fåhrn / und wer kaans håt, måcht si zhaus an Nårrn. / Mia r is ållas ans, mia r is ållas ans, / ob i a Göd håb oder kaans.“
Aan|ser, der; -s, -: Einserbei jemandem an dicken Aanser håm:bei jemandem besondere Gunst genießen: Georg Danzer in „Ollas Leiwand“: „Du schåffst ån und i parier / ehrlich woa, i knia fua dir / Madl, weusd so leiwaund bist, / håst an dickn Aansa bei mia …“
Aan|ser|schmäh, der; -s, -(s): leicht durchschaubarer Schmäh: er kummt ma mit n Aanserschmäh.
åba: siehe åwa.
Åb|brand|ler, der; -s, - [zu abbrennen und Brand] (auch bair.) (abw.): Pleitier.
Åb|bro|che|ne, der; -n, -n, ein Abbrochener [zu abbrechen] (abw.): kleiner Mensch.
åb|draht (das b wird nicht gspr.) 〈Adj.〉 [eigtl.: abgedreht; laut Jakob aus der Sprache der Tischler: auf der Drehbank geglättet]: 1.schlau, gefinkelt, raffiniert2.durchtrieben.
Åb|drah|te, der; -n, -n, ein Abdrahter [zu abdraht]: ein schlauer, ein durchtriebener Kerl: des is ja a ganz a Åbdrahter.
Åbgång, der an Åbgång måchen:1.sich verabschieden und weggehen: I måch jetzt an Åbgång! 2.sterben: Roland Neuwirth in „Ein echtes Wienerlied“: „Er håt an Abgång gmåcht, er håt de Påtschn gstreckt, / er håt a Bankl grissn, håt si niederglegt, / er håt si d Erdäpfeln von unt ångschaut …“ (das Lied enthält mehr als ein Dutzend Wendungen oder Umschreibungen für sterben).
åbi: siehe åwi.
Ab|ra|hams Wụrst|kes|sel, der: [Judentum, Christentum und der Islam berufen sich auf Abraham als Stammvater] (auch bair.) (scherzh.): Abrahams Schoßdåmåls bist no in Abrahams Wurschtkessel gschwummen / dåmåls wårst no in Abrahams Wurschtkessel:damals warst du noch nicht auf der Welt.
Åb|zwick|te, der; -n, -n; ein Abgezwickter [zu abzwicken] (abw.): kleiner Mann.
ch|tel, das då dunnert ma r a Achtel in die Hosen / då geht ma r a Achtel in die Wäsch:Was für ein Hochgenuss! (wie ein Orgasmus).
ch|ter, der; -s, - [Zahlsubstantiv wie Einser, Zweier etc.]: 1.Ziffer Acht2. (auch süddt.): verbogenes Rad am Fahrrad3. (auch süddt.): Handschellen.
ạch|terl|weis 〈Adv.〉: in der Bestellmenge von einem Achtelliter glasweise trinken.
Adaxl, das; -s, -n: Eidechse.
Åff, der [die Bed. Rausch ist gesamtdt.] wia r a Åff am Schleifstaa [Scherenschleifer hatten früher einen Affen bei sich, der Kunststücke machen konnte] (reg. auch in D.): unbeholfen dasitzen, eine unglückliche Figur machen (z. B. auf einem Motorrad) gselchter Åff:Dummkopfdes is der Moment, wo der Åff ins Wasser hupft:das ist der entscheidende Augenblick.
Åf|fen|brunz|lert, das, -s, kein Pl. (derb, scherzh.): abgestandenes Bier.
Åf|fen|poldl, der; -s, -n [zum Vornamen Leopold]: dummer Mensch.
Åf|fen|türkei, die, -, kein Pl. [in der Brigittenau wohnten früher Zuwanderer aus Böhmen, Mähren und Galizien unter menschenunwürdigen Bedingungen in Arbeiterquartieren; Wortbildung unter Einfluss von Affenpuff (= erbärmliches Quartier) und Hundetürkei (= erbärmliche Gegend); siehe Grüner/Sedlaczek] (abw.): Brigittenau.
Åg|rå|sel als 1. Bestandteil:drückt in Bildungen mit Substantiven aus, dass etwas besonders schlecht oder minderwertig ist: Ågråselmånnschaft, Ågråselschmäh, Ågråselverein etc.
Åg|rå|sel|tar|zan, der; -s, -e [hier kehrt Agrasel die Bed. von Tarzan ins Gegenteil]: dünner Mann mit unterentwickelter Muskulatur.
ah geh wusch ah geh wui 〈Interj.〉 [Kombination von verschiedenen, gleichbedeutenden Interjektionen; von G. Bronner und H. Qualtinger popularisiert] (scherzh.): Ausruf des Erstaunens, der Verwunderung: „Der Bundesbahnblues“: „Oh, I was travelling through this country, / travelling with the Bundesbahn / ah geh wusch, ah geh wui!“ – „Die Kinomodenschau“: „Und nun das entzückende Frühjahrsmodell ‚A geh wusch a geh wui‘, eine Kreation des Modesalons Bratwurstnockerl.“
Åhnl|spittl|spanl, das; -s, -n [laut Hornung eine Scherzbildung aus Ahnl (= Ahn), Spittel (= Splitter) und Span (= abgespaltenes Holzstück)]: schwächlicher, verhutzelter kleiner Mann.
alaa|nich 〈Adv.〉: allein, alleinstehend, einsam.
Al|fons (gespr. Äufons), der; -s, -e [männl Vorname]: Zuhälter.
Al|lee|brun|zer, der; -s, - (derb): 1.Mann, der sein Wasser an einemBaum abschlägt2.seniler Mann, der den Harn nicht halten kann3.vertrottelter Greis.
l|ler|weil,l|le|weil,ll|weil 〈Adv.〉: immer, stets, wiederholt: allerweil lustig sein; jemanden allerweil ärgern na ållerweil:na immerhinållerweil, … 〈am Anfang einer Feststellung mit Werturteil〉: schön wär’s, wenn …: Ållerweil das Essen in unserer Werkskuchl warat so guat wia då in unsan Stammbeisel.
Ål|pen|cham|pa|g|ner, der; -s, - (Kellnerspr., scherzh.): Wiener Hochquellwasser: No a Glasl Ålpenchampagner gefällig? (= Noch ein Glas Wasser zum Kaffee?)
ål|sa (gespr. oisa) [eigtl.: als ein; zur Umschreibung eines Adjektivs mithilfe eines Substantivs]: er geht ålsa Nackerter ins Café Hawelka (= er geht nackt ins Café Hawelka) ålsa Gånzer:im Ganzen.
åls|dånn, åls|dern 〈Adv.; als auffordernder Ausruf oder als Einleitung einer abschließenden Bemerkung〉 (auch süddt.): also dann; nun denn: Ålsdann, måchen wir uns auf den Weg! na ålsdånn:jetzt hätten wir’s; endlich hat er’s verstanden (auch als Floskel in „Wir sind Kaiser“ mit Robert Palfrader).
ålt|bå|chen (gespr. oid…) (auch bair.) 〈Adj.〉 1.nicht mehr frisch (von einer Mehlspeise) 2.nicht mehr jung aussehend (von Menschen) 3.abgedroschen: a åltbåchener Schmäh.
Ål|te (gespr. Oide), der; -n, -n; ein Alter [zu alt; gesamtdt. sind heute die Bed.: alter Mann, Vater, Ehemann, Lebensgefährte, Freund etc.]: Wein aus einem vergangenen Jahr (im Gegensatz zum heurigen Wein).
Ål|ter (gespr. Oida): 1. 〈Anrede〉: Freund, Kamerad2. 〈Diskussionsmarker〉 signalisiert den Beginn eines Redebeitrags (in manchen Szenesprachen der Jugendlichen auch gegenüber weiblichen Personen): Hörst, Ålter, i såg da wås …
Ålt|spåtz (gespr. Oid…), der; -en, -en: älteres Mitglied einer Gruppe (auch scherzhafte Anrede; meist Pl.).
åmei|seln (gespr. aumasln) 〈håt〉: kribbeln in den Fingerspitzen (als wenn Ameisen herumlaufen würden).
Åmei|sen|wås|ser (gespr. Aumasn…), das; -s, kein Pl.: Cola-Getränk.
Åm|per, der; -s, - [zu griech. und lat. amphora]: Gefäß aus Blech zum Transport einer Flüssigkeit: Mülliåmper (= Milchkanne).
Åm|schel,Åmschl, die; -, -n: Amsel: H. C. Artmann: „aum eaxtn is s ma r one dia“: „… um fire in da frua / waun d easchtn aumschln schrein“ (Am schlimmsten ist es ohne dich … um vier Uhr in der Früh / wenn die ersten Amseln schreien.)
Åm|scherl, das; -s, -n: (kleine)Amsel.
Åmts|kappl, das; -s, -n: Engstirnigkeit und Sturheit eines Beamten (vor allem in Zusammensetzungen wie: Amtskapplmentalität) s Åmtskappl aufhåm (abw.): sich als Beamter engstirnig und stur verhalten.
Ana|nas, die; -, - (auch süddt.): große Gartenerdbeere (die großfruchtigen Zuchtformen werden als Ananas oder Ananaserdbeeren bezeichnet, um sie von den Walderdbeeren zu unterscheiden, während die richtige Ananas als Hawaii-Ananas firmiert).
ån|ders 〈Adv.〉 [eigtl.: auf andere Weise]: besonders: der is ånders deppert.
Ån|ker|pferd, das; -s, - (histor.): Fuhrwerkspferd der Brotfabrik Anker: ånzahn wia r Ånkerpferd; a Årsch wia r a Ånkerpferd.
Ån|ker|uhr, die; -, kein Pl.: Prunkuhr mit Figuren am Hohen Markt inWienpünktlich wia die Ånkeruhr:ganz pünktlich.
Ån|mäu|erln, das; -s, kein Pl. [zu Mauer]: ein Kinderspiel (Münzen zu einer Mauer werfen; diese sollen möglichst nahe der Mauer zum Liegen kommen).
An|na Ma|ria Brand|ne|rin [belegt bei Nestroy; Herk. unkl.], An|naMa|ria Fied|le|rin [belegt bei Teuschl; angeblich nach einer Wiener Prostituierten]: da kann man nichts machen: Beleg bei Nestroy („Der gefühlvolle Kerkermeister“): „Wie mein Schicksal will, ich bin still. Anna Maria Brandnerin“; Beleg bei Teuschl: „Futsch is futsch und hin is hin, Anna Maria Fiedlerin.“
Ån|pum|perer, der; -s, -: Angeber.
Ån|sprch, die; -, kein Pl.: Möglichkeit zur Unterhaltung: ka Ånspråch håm: in einer Gesellschaft keinen Gesprächspartner finden.
ån|stel|len, si (gespr. anstön) 〈håt〉 [in D oft anstehen]: sich in eine Reihe von Wartenden stellen: Da stön si a ån. / Da stön si aa a ån. / Da stön si eh aa a ån [dient oft dazu, um die Sprechgewandtheit von Touristen zu testen; beginnend mit dem letzten Satz]: Da stellen sich welche an. / Da stellen sich auch welche an. / Da stellen sich ohnehin auch welche an (vgl. ähnl. Wortspiel unter aa).
An|ten, die; -: 1.Ente2. [belegt bei Teuschl]: [belegt bei Teuschl]: (= wackelt einher) [belegt bei Teuschl]:
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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