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Saskia Berwein

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Beschreibung

Ein Autounfall mit tödlichem Ausgang, im Kofferraum blutige Folterwerkzeuge: Der Mord an einer alten Frau und ihrem Enkel führt Jennifer Leitner und Oliver Grohmann ins Herz des organisierten Verbrechens - und auf die Spur eines geisterhaften Killers, um den sich zahlreiche Mythen und Legenden ranken. Ihre Ermittlungen bringen den Mörder bald in Bedrängnis. Mit fatalen Folgen ...

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Saskia Berwein

Wundmal

Die Autorin

Saskia Berwein ist das Pseudonym einer deutschen Autorin. Sie wurde 1981 in Egelsbach geboren. Ihre Liebe zum Lesen führte bereits im Alter von 17 zur Entstehung ihres ersten Romans. Sie lebt zusammen mit ihrem Lebensgefährten in Mühlheim am Main.

Mehr über die Autorin:

www.saskia-berwein.de

www.facebook.com/SaskiaBerweinAutorin

Saskia Berwein im Kuneli Verlag

Todeszeichen

Herzenskälte

Seelenweh

Wundmal

Zornesbrand

Saskia Berwein

Wundmal

Ein Fall für Leitner und Grohmann

Band 4

Thriller

Kuneli Verlag

Originalausgabe Dezember 2019

Kuneli Verlag, Forstweg 8, 63165 Mühlheim am Main

Copyright © 2019 Kuneli Verlag UG (haftungsbeschränkt)

Alle Rechte vorbehalten.

1. Auflage

Satz & Cover: Kuneli Verlag, 63165 Mühlheim am Main

Bilder unter Lizenz von Shutterstock.com verwendet.

ISBN 978-3-948194-10-9 (Epub)

www.kuneli-verlag.de

Prolog

Menschen sind verschieden. Sie gehen unterschiedlich mit erlittener Gewalt um, physischer wie psychischer.

Die einen sind schwach. Sie halten nicht viel aus, brechen zusammen, zerbrechen sogar. Manche richten sich selbst, andere kehren ihre Wut und ihren Hass nach außen. Sie werden auffällig, setzen sich zur Wehr, wenn auch nur selten gegen ihre Peiniger. Doch Rettung gibt es für sie in den seltensten Fällen. Sie bleiben gezeichnet, ein Leben lang.

Die anderen sind stark, manchmal zu stark. Sie leiden im Stillen, ertragen, halten aus. Zum Schutz errichten sie starke Mauern um ihre brüchigen Seelen. Sie gelten als angenehm, nett, umgänglich. Doch tief in ihrem Innern lagern sich die erduldeten Grausamkeiten ab, sammeln sich an und verschmelzen mit der Zeit zu einer brodelnden, giftigen Masse.

Es dauert lange, bis die Starken unter der Last zusammenbrechen. Ihre Mauern bekommen Risse, beginnen zu bröckeln und geben schließlich nach. Zum Vorschein kommt all das, was lange im Verborgenen vor sich hin geschwelt hat. Es entlädt sich, einem Vulkanausbruch oder einer Explosion gleich. Die Mauern und Dämme brechen.

Manchmal entladen sich Zorn und Hass nur gegen die Peiniger, manchmal aber laufen die Starken Amok. Sie hinterlassen eine Schneise der Verwüstung. Das über die Jahre geschluckte Gift und die erlittene Pein brechen sich Bahn, und die Gewalt trifft jeden, der ihren Weg kreuzt.

Meist endet ein Ausbruch mit dem Tod. Der Lebenswille der Gepeinigten erlischt mit dem Abebben der Flut.

Die Gefährlichsten unter den Starken aber wollen leben. Ihr Wunsch nach Rache hat sich heimlich in etwas Dunkles, Böses, Abartiges verwandelt. Sie sind es, vor denen die Menschen – alle Menschen – zittern müssen.

Es war eine Nacht im November, als Sasha herausfand, dass er zu den Stärksten und Gefährlichsten gehörte.

Es war die Nacht, in der er unter der Last all der erlittenen Demütigungen, Schmerzen und Grausamkeiten zerbrach.

Es war jene Nacht, in der tief in seinem Innern ein Verlangen geboren wurde, das sich mit dem Blut, den Schreien und dem Winseln seiner Zieheltern allein nicht befriedigen ließ …

1

Artur öffnete mit flatternden Lidern die Augen. Schmerz bohrte sich direkt in seinen Schädel und ließ ihn aufstöhnen. Das Licht im Raum blendete ihn, und doch sah er nichts als sich bewegende Schatten.

Er schmeckte Galle und Blut. Seine Nase schien verstopft zu sein. Er wollte den Mund öffnen, um einen hektischen Atemzug zu machen, doch es ging nicht. Klebeband verschloss seine Lippen. Ein unartikulierter Laut war alles, was er hervorbrachte.

Panik stieg in ihm hoch. Artur glaubte, ersticken zu müssen, und versuchte noch hektischer zu atmen. Irgendetwas Feuchtes, Schleimiges löste sich in seiner Nase und fand den Weg in seinen Rachen. Er verschluckte sich beinahe daran, doch nachdem der Blutklumpen fort war, strömte endlich wieder Luft in seine Lungen.

Er beruhigte sich ein wenig, gerade genug, um nicht mehr am Rande eines Nervenzusammenbruchs zu balancieren. Das Rot zog sich aus seinem Gesichtsfeld zurück, die tanzenden Punkte verschwanden, und endlich erkannte er das Wohnzimmer seiner Großmutter.

Er war an einen Stuhl mit Armlehnen gefesselt, der nicht in den Raum gehörte. Die Unterlage fühlte sich hart und kühl an, weit entfernt vom Komfort der gemütlichen dunkelroten Sessel, die seine Großmutter so sehr liebte, dass sie sie alle paar Jahre neu beziehen und aufpolstern ließ, anstatt sich von ihnen zu trennen.

Der Gedanke war absurd. Ebenso absurd wie der Anblick seiner Babuschka, die am anderen Ende des Raumes, ihm direkt gegenüber, an einen metallenen Liegestuhl gefesselt war. Ihr Mund war ebenfalls zugeklebt, allerdings schien sie unverletzt zu sein. Der Angreifer hatte die alte Frau offenbar überwältigt, ohne dass sie irgendeine Art von Gegenwehr hatte leisten können.

Im Gegensatz zu ihm selbst.

Artur war aus dem Garten gekommen, nachdem er die Fenster des Gewächshauses wegen des losbrechenden Gewittersturms geschlossen hatte. Er hatte beim Betreten des Hauses sofort gespürt, dass irgendetwas nicht stimmte. Aus den Augenwinkeln hatte er einen Schatten wahrgenommen und sich zur Seite gedreht. Als ihn zwei Hände packen wollten, hatte er um sich geschlagen und versucht, sich dem starken Griff zu entwinden.

Wenn er jetzt daran zurückdachte, hatte er das Gefühl, dass er mehrere Minuten mit dem Eindringling gerungen hatte, tatsächlich waren es aber wohl keine zwei Sekunden gewesen. Ein Schlag hatte ihn im Gesicht und ein weiterer schließlich am Hinterkopf getroffen. Er war in die Knie gegangen und ohnmächtig geworden.

Nun saß er auf diesem gottverdammten Stuhl.

Die Möbel im Zimmer waren verrückt worden, die Sessel verschwunden. Dort, wo vorher der Couchtisch gewesen war, befand sich nun eine freie Fläche. Vor dem Sideboard sah er einen Klapptisch, daneben zwei Infusionsständer. Weder das tragbare Soundsystem, noch die elektrischen Werkzeuge gehörten dorthin. Sie standen in Akkuladestationen, sauber und ordentlich aufgereiht, bereit für den Einsatz.

Zum ersten Mal sah Artur direkt zu seiner Großmutter hinüber, und ihre Blicke trafen sich. Obwohl sie bereits die Achtzig überschritten hatte, war sie eine gesunde, resolute Frau mit wachem und scharfem Verstand. Ihre blauen Augen blickten klar und ungetrübt. Der entschlossene Ausdruck konnte ihre Besorgnis jedoch nicht gänzlich verbergen.

Seine Großmutter wusste anscheinend, was vor sich ging. Artur hingegen hatte nur eine vage Ahnung. Und im Gegensatz zu seiner Oma konnte er die Situation nicht einfach akzeptieren und auf das warten, was auf sie zukam.

Er kämpfte gegen seine Fesseln an, wand sich auf dem Stuhl hin und her, in der Hoffnung, ihn zu Fall zu bringen. Liegestühle hielten normalerweise nichts aus, doch dieser hier war kein billiges Produkt, dessen Metall sich bei der leichtesten Belastung verbog. Er war stabil und bewegte sich keinen Millimeter, als wäre er mit dem Fußboden verschraubt.

Seine Großmutter schüttelte sanft den Kopf. Doch Artur gab seine Bemühungen erst auf, als der Angreifer in den Raum zurückkehrte. Der Kerl ließ nur einen kurzen Blick durch das Wohnzimmer schweifen, prüfte, ob noch alles an seinem Platz war, ohne seine beiden Opfer richtig anzusehen.

Selbst wenn Artur etwas hätte sagen können, er wäre in diesem Moment sprachlos gewesen. Er kannte den Typen, war ihm schon mal begegnet. Der Name wollte ihm nicht einfallen, aber es war auch eine dieser nichtssagenden Begegnungen gewesen, die man sofort wieder vergaß. Jemand, dem man vorgestellt wurde, dem man kurz Hallo sagte und mit dem man dann nie wieder ein Wort wechselte.

Unscheinbar. Harmlos. Ein Mitläufer. Ein ganz kleines Licht. Dieser Kerl sollte geschickt worden sein, um … Nein! Er weigerte sich, den Gedanken zuzulassen. Es war einfach unmöglich, völlig absurd!

Artur beobachtete, wie der Typ eine schwere Sporttasche auf den Klapptisch wuchtete. Er öffnete den Reißverschluss, vergrößerte die entstandene Öffnung und hielt inne. Er wischte sich die Hände an seiner Jeans ab und dann mit dem Ärmel seines Shirts den Schweiß von der Stirn.

Er schwitzte stark. Er war nervös, wirkte beinahe schon ängstlich. Die ehrfürchtige Art, mit der er eine zusammengerollte Werkzeugtasche aus der Sporttasche nahm, sie öffnete und auf dem Tisch ausbreitete, sagte Artur, dass er dies zum allerersten Mal tat.

Es waren nicht seine eigenen Messer und Werkzeuge. Artur konzentrierte sich so sehr auf die Gefühlsregungen des Mannes, dass er über die Verwendung der Klingen und scharfkantigen Instrumente überhaupt nicht nachdachte.

Der Kerl beendete seine Vorbereitungen, schob die leere Sporttasche unter den Tisch und sah sich noch einmal um. Jeden Zentimeter und jedes Detail schien er doppelt und dreifach zu überprüfen, wobei er es tunlichst vermied, Artur oder seiner Großmutter ins Gesicht zu sehen.

Der Mann hatte mindestens ebenso viel Angst wie Artur, wenn nicht sogar mehr. Seine Hand zitterte leicht, als er sein Handy aus der Hosentasche zog. Er ging in den Flur, trotzdem konnte Artur hören, wie er auf Russisch bestätigte, dass alles bereit sei.

Artur verfolgte, wie er im Flur auf und ab ging, und manchmal erschien die dunkle Silhouette des Mannes in der Tür. Er wagte sich jedoch nicht mehr zu ihnen hinein.

Artur suchte erneut den Blick seiner Großmutter, doch er fand nur Gewissheit und Härte darin. Natürlich wusste er, dass sie nicht die alte, liebe Dame war, für die sie ihr Hausarzt, die Nachbarn und die Verkäufer in den nahen Geschäften hielten. Doch diesen Ausdruck hatte er noch nie in ihrem Gesicht gesehen.

Im Gegensatz zu ihm war sie auf das vorbereitet, was ihnen bevorstand. Sie war gewappnet.

Als er hörte, wie die Haustür geöffnet wurde, hatte er Mühe, die erneut aufsteigende Panik zu unterdrücken. Gemurmel drang zu ihnen herein, dann fiel die Haustür ins Schloss.

Ein Mann in einem dunklen Mantel betrat das Zimmer. Sein Gesicht lag im Schatten der Kapuze, trotzdem zeigte Arturs Großmutter zum ersten Mal eine wahrnehmbare Reaktion. Sie riss für den Bruchteil einer Sekunde die Augen auf, und ihr entfuhr ein Laut, als sie heftig einatmete. Dann war sie wieder ruhig und still.

Der Mann sah sich im Raum um, bevor er die Kapuze zurückschob.

Artur hatte ein markantes Gesicht und eiskalte, harte Augen erwartet, doch zum Vorschein kam ein vollkommen durchschnittlicher Kerl. Größe, Statur, Augenfarbe, Wangenknochen, Haare - nichts davon wirkte auf irgendeine Art außergewöhnlich.

Seine Ruhe war allerdings beängstigend. Keine Gefühlsregung verzog sein Gesicht, nicht einmal, als er zuerst Arturs Großmutter und anschließend Artur selbst musterte. Artur war sich nicht sicher, ob der Mann sie überhaupt als menschliche Wesen wahrnahm.

Er verschwand noch einmal im Flur, offensichtlich, um seinen Mantel abzulegen. Sein Anblick, als er zurückkam, war grotesk. Er trug eine Art Schutzanzug, der ihn von oben bis unten einhüllte, seine Schuhe wurden durch Überzüge geschützt, und seine Hände steckten in Latexhandschuhen.

Es fehlte nur noch Mundschutz oder Gasmaske, und der Typ hätte als Wissenschaftler oder Arzt in einem Seuchengebiet durchgehen können. Allerdings waren es wohl kaum Krankheitserreger, vor denen er sich schützen wollte. Der Kerl war auf den Kontakt mit Körperflüssigkeiten eingestellt. Auf den Kontakt mit Blut.

Artur schob den Gedanken beiseite.

Der Mann steckte einen USB-Stick in die Musikanlage. Das würfelförmige, schwarze Gerät gehörte ebenfalls nicht zu den Besitztümern seiner Oma.

Musik setzte ein. Ein klassisches Stück, das Artur unbekannt war, sich aber dunkel und bedrohlich anhörte. Der Kerl wandte sich ihnen zu und schien die Musik ein paar Sekunden lang mit geschlossenen Augen zu genießen. Dann verzerrte plötzlich ein unerbittlicher Ausdruck sein Gesicht.

Der Mann zog einen Holzstuhl heran, den der andere Typ aus der Küche geholt haben musste. Er setzte sich direkt vor seine Großmutter und versperrte Artur damit die Sicht. Nur ein Reißen verriet, dass sich der Mann vorgebeugt haben musste, um der alten Frau das Klebeband vom Mund zu zerren.

Mehrere Sekunden lang geschah nichts. Arturs Großmutter und der Mann schienen sich nur stumm anzustarren.

»Sie wissen, wer mich geschickt hat?« Seine Stimme war dunkel und klang sogar angenehm. Sie triefte förmlich vor Höflichkeit, die sich echt anhörte, sich aber nicht falscher hätte anfühlen können.

Seine Großmutter musste wohl genickt haben.

»Gut. Dann wissen Sie auch, warum ich hier bin. Was ich wissen will.« Wieder entstand eine Pause. »Werden Sie kooperieren, oder muss diese Begegnung unangenehm werden?«

»Ich werde Ihnen nichts sagen«, antwortete Arturs Großmutter ruhig. Ihre eisige, entschlossene Stimme erschreckte ihren Enkel. »Ganz gleich, was Sie mir antun werden.«

Der Mann neigte den Kopf leicht zur Seite. »Sie wissen, wer ich bin?«

»Myasnik.«

Das Wort hing für eine endlose Sekunde im Raum.

Myasnik. Der Schlächter.

Artur zuckte unwillkürlich zusammen. Nein. Unmöglich! Das konnte nicht sein … Er hatte Geschichten gehört, Gerüchte, Legenden … Es war nicht möglich, dass dieser Mann …

Schweiß brach ihm ungehindert aus allen Poren. Verleugnen brachte nichts. Die Gerüchte erzählten von unvorstellbarer Gewalt, grausamer Folter, unerträglichen Schmerzen.

Seine Babuschka blieb unbeeindruckt. »Wer Sie sind, ändert nichts daran, dass ich Ihnen nichts sagen werde.«

Der Schlächter nickte langsam, stand auf und schob den Stuhl beiseite. Er trat an den Klapptisch. Seine Finger glitten langsam über die Messer und Werkzeuge, ohne sie zu berühren. Sekunden vergingen, bevor er sich für ein Skalpell entschied.

Diesmal positionierte er sich neben der alten Frau. Artur hatte den Eindruck, dass er es bewusst darauf anlegte, ihm die Sicht möglichst nicht zu verstellen.

Seine Großmutter zuckte nur leicht zurück, als der Mann ihr mit dem Zeigefinger der linken Hand übers Ohr strich und ihren Ohrhänger ergriff.

Die Musikanlage spielte den nächsten Song an.

Die Klinge des Skalpells durchschnitt mühelos das Ohrläppchen der alten Frau.

Blut schoss hervor.

Artur schrie in das Klebeband.

2

Als Jennifer die Absperrung erreichte, trat ihr Jarik Fröhlich in der nächtlichen Dunkelheit entgegen. Der Leiter der Kriminaltechnik trug Jeans, ein schwarzes T-Shirt und verdreckte Stiefel. Abgesehen von seinen Haaren, die nicht ganz so ordentlich zu einem Zopf zusammengebunden waren wie sonst, machte er einen unverschämt wachen und aktiven Eindruck.

»Was zum Teufel ist hier los?«, fragte sie, bevor er überhaupt dazu kam, sie zu begrüßen. »Du zitierst mich nachts um halb drei hier raus, ohne mir zu sagen, was Sache ist!«

Ihre schlechte Laune entlockte ihm nur ein Grinsen. »Ein Autounfall mit tödlichem Ausgang.« Er deutete auf das von kräftigen Scheinwerfern beleuchtete Waldstück hinter ihm. Zwei Streifenwagen und der Transporter der Spurensicherung parkten am Straßenrand. »Jemand hat die Kurve nicht gekriegt.«

Sie standen gut fünfzig Meter von der engsten und gefährlichsten Kurve der Bundesstraße auf Lemanshainer Stadtgebiet entfernt. Die Straße verlief abschüssig auf einen steilen Hang zu, vor dem sie scharf abknickte.

Trotz einer beachtlichen Anzahl von Warnschildern trug es jedes Jahr einige Autofahrer aus der Kurve. Wenn sie Glück hatten, erwischten sie den Weg, der am Scheitelpunkt in den Wald führte. Die meisten hatten allerdings Pech. Tödlich endeten die Unfälle trotzdem nur selten.

»Und wieso brauchst du dafür einen Beamten der Kripo?«, fragte Jennifer. Für Verkehrsunfälle war sie nicht zuständig, es sei denn, jemand hatte das Fahrzeug manipuliert oder sein Auto gezielt als Waffe eingesetzt.

»Dazu komme ich noch. Lass uns erst einmal den Unfallort besichtigen.« Dass er nicht Tat- oder Fundort sagte, behagte ihr nicht. Wieso hatte er sie angerufen?

Jarik führte sie um ein paar gelbe Markierungen auf der Straße herum und deutete auf den nassen Asphalt. »Die Bremsspuren beginnen erst ziemlich spät. Der Regen in Verbindung mit dem Dreck, den die Forstarbeiten auf die Straße getragen haben, ergibt einen extrem rutschigen Untergrund. Möglich, dass er versucht hat, gegenzulenken, aber wohl eher erfolglos.«

»Er war also vermutlich zu schnell, hat zu spät gebremst und ist von der Straße abgekommen?«, versuchte Jennifer die Ausführungen des Spurenanalysten und Kriminaltechnikers geduldig zusammenzufassen.

Jarik nickte. »Das ist zumindest meine Theorie. Wir machen natürlich Fotos für die Unfallanalyse, aber meiner Meinung nach gibt es da nicht viel zu interpretieren.«

Sie ließen die Streifenwagen hinter sich und folgten der Schneise, die das Auto in den Wald geschlagen hatte. Die Steigung hatte den Wagen kaum abgebremst, als er frontal gegen eine massive Buche gekracht und dann seitlich gegen eine Eiche geschleudert worden war. Der rote Ford Fiesta hatte kaum noch Ähnlichkeit mit einem Auto, er wirkte eher wie ein abstraktes Kunstwerk aus Kunststoff und Metall. Nur der Kofferraum war einigermaßen verschont geblieben.

Jennifer kämpfte sich, gefolgt von Jarik, die rutschige Böschung zu den Überresten des Wagens hinauf. Ihr rechter Knöchel, der durch eine leichte Bandage gestützt wurde, protestierte schmerzhaft. Trotz Operation war der multiple Bänderriss noch immer nicht gänzlich ausgeheilt.

Sie begutachtete das Wrack, konnte aber weder eine Leiche noch Blutansammlungen entdecken. »Er war nicht angeschnallt?«

»Nein. Er ist beim Aufprall durch die Frontscheibe geflogen.« Jarik lenkte ihre Aufmerksamkeit auf eine Stelle gut zehn Meter weiter oben am Hang. Dort kauerte im Licht von zwei mobilen Scheinwerfern Professor Meurers Assistent. Der leitende Rechtsmediziner war augenscheinlich noch im Urlaub.

Jarik schien Jennifer weiter die Steigung hinaufführen zu wollen, doch ihre Geduld war inzwischen ebenso erschöpft wie ihr verletzter Knöchel. »Woran ist er gestorben?«

Der Techniker musterte kurz ihre vor der Brust verschränkten Arme. Er deutete die Geste offensichtlich richtig, zumindest blieb er stehen. »Er wurde gegen mehrere Bäume geschleudert. Die Blutspuren zeichnen ein aussagekräftiges Bild. Bei einem dieser Zusammenstöße ist sein Genick gebrochen.«

Jennifer unterdrückte ein genervtes Seufzen. Musste sie ihm denn heute Nacht jede Information einzeln aus der Nase ziehen? »Irgendwelche Beifahrer, die du bisher nicht erwähnt hast? Verletzungen, die ihm vor dem Unfall zugefügt worden sind? Irgendwelche Spuren oder Hinweise, die gegen einen Unfalltod aufgrund unangepasster Fahrweise sprechen?«

Er antwortete mit einem Kopfschütteln. »Nein. Meiner Meinung nach - falls die Untersuchung des Autos nicht noch irgendeine Überraschung zutage fördert - gibt es keinen Grund, nicht an ein Unfallgeschehen zu glauben.«

»Und was ist dann der Haken, Jarik?«

»Der Haken ist der Grund für seine überhöhte Geschwindigkeit. Der Mann hatte es eilig.« Er winkte ihr, ihm zu den Überresten des Wagens zu folgen. Während er sich dem Kofferraum näherte, zog er ein frisches Paar Latexhandschuhe über. »Und das eigentliche Problem ist seine Fracht.«

Jarik öffnete den Kofferraum. Noch bevor Jennifer näher herantrat, schlug ihr ein unverkennbarer Geruch entgegen.

Jetzt war ihr klar, warum Jarik Fröhlich sie angefordert hatte.

Sie trat einen weiteren Schritt vor und warf einen Blick in den deformierten Kofferraum.

Doch ihre Erwartung erfüllte sich nicht. Es war keine Leiche, die den Geruch von frischem Tod und teilweise bereits geronnenem Blut verströmte.

»Verdammte Scheiße«, fluchte sie.

Nachdem sie Handschuhe angezogen hatte, beugte sich Jennifer über den geöffneten Kofferraum und griff hinein.Sie schob vorsichtig die Sporttasche beiseite, deren Inhalt durch den Aufprall herausgeschleudert worden war und sich im gesamten zur Verfügung stehenden Raum verteilt hatte. Mit einer Mischung aus Unglauben und Faszination betrachtete sie die Sammlung unterschiedlichster Klingen und Werkzeuge, allesamt blutverschmiert.

»Hast du einen Schnelltest gemacht?«, fragte sie überflüssigerweise. Wenn Jarik das Blut nicht auf seine Herkunft getestet hätte und das Ergebnis nicht entsprechend ausgefallen wäre, stünde sie nun nicht hier.

»Menschliches Blut. Ich habe an mehreren Stellen getestet. Es ist ausschließlich menschliches Blut.«

»Scheiße.« Jennifer schüttelte den Kopf.

Wer auch immer mit diesen Messern und Werkzeugen Bekanntschaft gemacht hatte, lebte aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr. Die Qualen, die dem Opfer vor seinem Tod bereitet worden waren, mussten unerträglich gewesen sein. »Hat der Fahrer schon einen Namen?«

»Noch nicht. Die Jungs von der Schupo haben das Kennzeichen überprüft. Es passt nicht zum Wagen, vermutlich ist beides geklaut, Auto und Kennzeichen.«

»Irgendeine Ahnung, wo der Kerl herkam?« Sie mussten sein Opfer finden. So unwahrscheinlich es ihr auch erschien, die Person war womöglich noch am Leben.

»Der Fahrtrichtung nach zu urteilen aus Lemanshain. Er könnte unseren beschaulichen Ort allerdings auch einfach nur durchquert haben.«

Jennifer warf Jarik einen vielsagenden Blick zu. Sie kannten beide die Anziehungskraft, die die angeblich so friedliche Kleinstadt im hessischen Spessart seit knapp zwei Jahren auf gestörte Verbrecher ausübte.

»Ich hab hier vielleicht was!«

Jennifer hob beim Klang der Stimme überrascht den Kopf.

Der Anblick der jungen Frau, die zu ihnen getreten war und ein mit Erde verschmiertes Smartphone in der Hand hielt, versetzte ihr einen kleinen Schock. Sie wusste zwar, dass Charlotte Seydel ab Anfang August ein Praktikum bei der Kriminaltechnik absolvierte, trotzdem war sie auf die erste Begegnung mit ihr keinesfalls vorbereitet.

Erst recht nicht im aktiven Dienst, außerhalb des Präsidiums.

Sie musterte die junge Frau, die sie im letzten Jahr als Zeugin - und leider auch Opfer - während den Ermittlungen in ihrem ersten großen Fall in Lemanshain kennengelernt hatte. Die Studentin war damals nur knapp dem Tod entronnen.

Charlotte Seydel hatte sich kaum verändert. Sie war noch immer schlank und muskulös, trug die Haare aber länger, und ihre natürliche Haarfarbe war einer Mischung aus dunkelrot und blond gewichen. Der stets angriffslustige Ausdruck war aus ihren Augen verschwunden.

Sie begegnete Jennifers Blick vollkommen ruhig. Erst als die Kommissarin sie nur weiterhin wortlos anstarrte, machten sich erste Anzeichen von Unruhe bemerkbar.

Sie warf Jarik einen fragenden Blick zu.

Jennifer fing sich, bevor der Leiter der Kriminaltechnik sie ansprechen konnte. Ihr Gehirn hatte unwillkürlich das wohl schlimmste Bild heraufbeschworen, das sie mit Charlotte Seydel in Verbindung brachte. Sie schob es energisch beiseite.

»Ist das sein Handy?«

Charlotte nickte und reichte das Gerät an Jarik weiter. Jennifers Blick fiel auf die Latexhandschuhe, die sie vorschriftsmäßig trug. Gerade wollte sie Jarik fragen, ob er seine Praktikantin etwa allein auf Spurensuche geschickt habe, als sie Marisol García Cruz entdeckte. Die Technikerin lehnte etwas abseits an einem Baum, und offenbar begleitete Charlotte Seydel sie.

Die junge Frau spielte mit ihrem Unterlippenpiercing. Als sich alle Aufmerksamkeit nun auf sie richtete, wurde sie doch nervös. »Es sieht nicht so aus, als hätte es schon vor dem Gewitter hier gelegen. Das Display ist noch in Ordnung. Wenn es das Handy des Fahrers ist, könnte er es als Navi genutzt haben.«

Jarik klopfte ihr anerkennend auf die Schulter. »Gute Arbeit, Charlie. Mal sehen, ob das ein Fall für Morpheus ist.«

Jennifer hätte darauf gewettet, dass sie den IT-Fachmann hinzuziehen mussten. Als Jarik den Einschaltknopf drückte, erwachte das Mobiltelefon aber überraschenderweise zum Leben.

»Keine Sperre, das ist doch schon mal was.« Sie konnte nur das Leuchten der Anzeige sehen, während Jarik auf dem Display herumtippte. »Du hattest recht.« Er lächelte Charlie kurz zu, bevor er Jennifer das Telefon reichte. »Er ist von einer Lemanshainer Adresse aus gestartet.«

Jennifer unterdrückte ein Seufzen. »Sperr hier ab und pack zusammen. Meurers Assistent soll die Leiche zum Abtransport fertigmachen und dann die Segel streichen. Wir sehen uns bei dieser Adresse.«

Sie war bereits halb den Abhang hinunter und hatte ihr Handy am Ohr, als Jarik hinter ihr herrief. »Sein Name ist Cameron.«

Jennifer kam auf dem nassen Untergrund ins Schlittern, als sie versuchte, stehenzubleiben. »Was?«

»Meurers Assistent. Er heißt Jack Cameron.«

3

Jennifer fing Oliver an der Haustür ab. Sie sagte nichts, begegnete nur schweigend seinem Blick. Der Ausdruck in ihren Augen sprach Bände. Es war schlimmer, als sie vermutet hatte, und das nicht nur, weil sie mehr als eine Leiche gefunden hatten. Sie deutete ein Kopfschütteln an, riet ihm wortlos, sich die Begehung des Tatorts zu sparen.

Seine Gewohnheit, Tat- und Fundorte in möglichst unberührtem Zustand zu begehen, war für einen Staatsanwalt ungewöhnlich. Die meisten Kollegen verstanden nicht, warum er die Nähe zu den Taten suchte und sich dem Grauen bewusst aussetzte.

Oliver hatte sich schon mit dem Vorwurf konfrontiert gesehen, dass ihn der Anblick von Blut und entstellten Leichen reize, dass ihn der Tod zu sehr fasziniere, kurz, dass er ein Psychopath sei. Er war allerdings weit davon entfernt, irgendeine Befriedigung aus Tatortbegehungen zu ziehen.

Es fiel ihm nur schwer, anhand von Fotos einen Bezug zu einer Tat und den daran Beteiligten herzustellen. Bilder konnten ihn zwar berühren, doch er hatte bereits bei den ersten Gewaltverbrechen, mit denen er zu tun gehabt hatte, einen inneren Abstand zu den Opfern und ihren Leiden bei sich bemerkt. Andere mochten diese Distanz als gesunde Abgrenzung empfinden, Oliver hatte sie aber von Anfang an als Hürde wahrgenommen.

Sein Job mochte sich hauptsächlich auf der rationalen Ebene von Strafgesetzen und rechtlichen Beurteilungen abspielen, trotzdem wollte er nicht nur die Interessen des Staates vertreten, sondern auch ein gerechtes und angemessenes Strafmaß erlangen. Die Umstände zu berücksichtigen, die zu einem Verbrechen geführt hatten, war eine Sache, doch wie sollte er eine Straftat richtig einordnen, wenn er sich davor drückte, das ganze Ausmaß an sich heranzulassen?

Als er das Haus betrat, kamen ihm allerdings selbst Zweifel an seiner Vorgehensweise. Er hatte schon viele Leichen in allen erdenklichen Zuständen und die Auswirkungen jeglicher Art von Gewalt gesehen, doch dieser Tatort übertraf alles bisher Dagewesene.

Das Wohnzimmer glich einem Schlachthof. Wobei das Blut, das an die Wände gespritzt und in den Teppich getropft war, nur den äußeren Rahmen bildete.

Die Opfer waren, den Blutspuren nach zu urteilen, bei lebendigem Leib verstümmelt und gequält worden. Ihre Kleidung war zerfetzt. Beinahe jeder Zentimeter ihrer Körper schien mit dem einen oder anderen Folterinstrument Bekanntschaft gemacht zu haben. Selbst die Gesichter waren, mit Ausnahme der Mundpartien, entstellt. Oliver konnte nur erahnen, dass es sich bei den Toten um eine ältere Frau und einen jungen Mann handelte.

Er wollte sich abwenden, doch seine Augen blieben auf die beiden Leichen fixiert und sogen jedes noch so kleine Detail auf, während sein Gehirn sich auszumalen begann, welche Qualen die beiden erlitten haben mussten. Ihm wurde übel, der Druck auf seinen Magen wuchs mit jeder Sekunde.

Vermutlich wäre er nach draußen gegangen und hätte sich übergeben müssen, wenn ihn Jennifer nicht am Oberarm gepackt und mit sanfter Gewalt dazu gezwungen hätte, sich von den Toten abzuwenden und sie anzusehen. Selbst die Kommissarin war bleich.

Ihre Hautfarbe hatte, bis auf die beinahe verheilten Striemen in ihrem Gesicht, die noch immer an ihre Flucht durch den Wald vor wenigen Wochen erinnerten, einen gräulichen Schimmer. Ihre Lippen waren zu einer dünnen Linie zusammengepresst. Sogar das Braun ihrer Augen und ihrer Haare wirkte blasser als sonst.

»Gott verdammt ...« Mehr brachte er nicht hervor, nachdem er in den Flur zurückgewichen war.

Jennifer ließ ihm zwei Sekunden zum Durchatmen. Sein Magen beruhigte sich ein wenig. Er war dankbar, dass sie nicht dazu neigte, auf sich selbst oder andere besonders große Rücksicht zu nehmen. Wenn sie ihn gefragt hätte, ob er lieber draußen reden wollte, hätte er ihren Vorschlag sofort angenommen.

»Wahrscheinlich Galina Lasarew, die Eigentümerin des Hauses, und ihr Enkel Artur Lasarew. Er lebte zwar nicht hier, hat sich aber um die alte Dame gekümmert.«

»Wie alt?«

»Den Nachbarn zufolge dreiundachtzig Jahre.«

»Scheiße.«

Jennifer reagierte nicht auf die verbale Entgleisung. Sie hielt sich an die harten Fakten. Das war ihre Art, ihre Emotionen in Schach zu halten, wie er inzwischen nur allzu gut wusste. »Meurers Assistent sagt, sie sind noch nicht lange tot. Maximal zwei Stunden.«

Oliver riskierte einen weiteren Blick ins Wohnzimmer, konnte den Assistenten des Rechtsmediziners aber nicht entdecken. Nur Jarik Fröhlich hatte beim Fotografieren des Tatorts innegehalten und schien sich für eine würfelförmige Stereoanlage auf dem Sideboard zu interessieren. Eine zweite Technikerin bewegte sich vorsichtig durch den Raum, darauf bedacht, keine Spuren zu verwischen.

Der Mediziner hatte seine Arbeit vor Ort bereits beendet. Glücklicherweise, dachte Oliver, denn er hätte den morbiden Humor, den Meurers Assistent an Fundorten an den Tag legte, jetzt garantiert nicht ertragen.

Er sah wieder Jennifer an. »Der Kerl hat sie also auf bestialische Weise umgebracht, hat dann sein Werkzeug eingepackt und ist davongerast. Haben wir schon den Namen dieses ...« Er brach ab.

»Bisher gibt es keine Hinweise auf seine Identität.«

»Wenigstens müssen wir uns keine Sorgen mehr wegen zukünftiger Opfer machen.« Es war ein tröstlicher Gedanke. Allein die Vorbereitungen, die für dieses Gemetzel notwendig gewesen waren, sprachen dafür, dass es sich nicht um einen Anfänger handelte. Wahrscheinlich würden sie niemals erfahren, wie viele Menschenleben dieser Irre auf dem Gewissen hatte. »Er ist tot.«

»Ja, das ist er.«

Oliver bemerkte den feinen Unterton in Jennifers Stimme. Irgendetwas beschäftigte sie. Er sah sie fragend an. »Stimmt irgendwas nicht?«

Sie zuckte die Schultern. »Nur so ein Gefühl. Zweifel am allzu Offensichtlichen ...«

Er hatte gelernt, auf ihr Bauchgefühl zu hören. Ihre Intuition täuschte Jennifer nur selten. »Inwiefern?«

»Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätten die Morde dazu gedient, abartige Gewaltfantasien zu befriedigen. Aber irgendetwas passt nicht. Keine Ahnung ...«

Oliver spürte, dass das noch nicht alles war. Sie hatte irgendeine Theorie, die sie selbst nicht richtig fassen konnte, aber er wollte sie trotzdem hören.

Jarik Fröhlich kam ihm allerdings zuvor. »Das müsst ihr euch ansehen. Der Kerl hat seine abartigen Gewaltfantasien, wie du sie so treffend bezeichnet hast, ganz offensichtlich auch noch musikalisch untermalt.« Als der Leiter der Kriminaltechnik ihr Zögern bemerkte, winkte er ihnen. »Keine Sorge, der Bereich hier vorne ist bereits vollständig dokumentiert.«

Er deutete auf den kleinen Kasten, in dem Oliver eine kleine Stereoanlage erkannt hatte. »Dieser Würfel hier hat einen USB-Anschluss und dient als MP3-Player. Den Stick scheint er mitgenommen zu haben, aber dieses Baby lädt bis zu fünfzig abgespielte Songs automatisch herunter und speichert sie.«

Es war nicht verwunderlich, dass ausgerechnet Jarik Fröhlich sich mit dieser Technik auskannte. Wie auch Oliver verbrachte er einen Großteil seiner Freizeit mit Musik und hatte noch dazu einen ganz ähnlichen Geschmack wie der Staatsanwalt. Trotzdem hatte bisher keinerlei Austausch über das gemeinsame Hobby stattgefunden. Irgendetwas schien zwischen ihnen zu stehen, doch Oliver hatte bisher wenig Muße gehabt, sich Gedanken darüber zu machen.

Auf einem kleinen Display mit integriertem Touchscreen wurde eine Playlist angezeigt. Oliver kniff die Augen zusammen, konnte aber nichts erkennen. »Die Musik wurde heute runtergeladen und abgespielt?«

Der Techniker nickte. »Und ich halte seine Wahl für äußerst interessant. Da gibt es ein paar klassische Stücke, aber das hier hat er als Finale.mp3 abgespeichert.« Jarik berührte das Display.

Das Geräusch von wehendem Wind setzte ein, Sekunden später von düsteren Klavierklängen begleitet. Oliver erkannte das Stück sofort. »Her ghost in the fogvon Cradle of Filth. Ernsthaft?«

Er bemerkte, dass Jennifer die Stirn runzelte. Die Furchen wurden mit dem Einsetzen der Gitarren und des Gesangs nur noch tiefer. Sie konnte mit dieser Art von Musik ganz offensichtlich nichts anfangen.

»Und es wird noch besser.« Jarik bediente erneut den Touchscreen.

Auch dieses Mal brauchte Oliver keine drei Sekunden. »Apocalyptica. Unfassbar.«

Jennifer verlor die Geduld, sie fühlte sich vermutlich ausgeschlossen, und das nicht ganz ohne Grund. »Was ist daran unfassbar? Dass ihr beiden denselben kranken Musikgeschmack habt wie dieser Killer? Dein Konzert war schon heftig, aber das hier ...«

»Es geht nicht um die Art der Musik, sondern um den Text.« Oliver hielt inne, war sich allerdings nicht sicher, ob Jennifer richtig zuhörte, weshalb er zwei bedeutungsschwere Zeilen direkt wiederholte.»My demons are inside. I'll bring them all to light.Angesichts dieses Massakers braucht es da nicht mehr viel Interpretation.«

»Der Kerl hat die Musik also möglicherweise absichtlich zurückgelassen? Als eine Art Botschaft?«

Oliver zuckte die Schultern. Denkbar war es. Andererseits konnte er sich damit auch nur die richtige Atmosphäre geschaffen haben.

»Vielleicht metzelt er einfach nur gerne zu Musik.«

Oliver hatte gar nicht bemerkt, dass jemand hinter ihnen im Türrahmen erschienen war. Er konnte die junge Frau, die jetzt das Zimmer betrat und die Bescherung voller Interesse – und, wie er sofort feststellte, ohne Anzeichen von Schock - musterte, nur wortlos anstarren.

»Und er hat offensichtlich zu viel ferngesehen. ZumindestThe Cell.«

»Wie bitte?« Was zum Teufel tat Charlotte Seydel hier? Es lag bald ein Jahr zurück, dass er ihr zuletzt begegnet war. Obwohl sie letztlich zum Opfer geworden war, hatte er ihre vorlaute, wenig sympathische Art und ihre mangelnde Kooperation während der damaligen Ermittlungen noch gut im Gedächtnis.

»Die Sache mit dem Dünndarm könnte er sich beiThe Cellabgeschaut haben, einem Psychothriller. Das ist aber vermutlich nur eine von vielen möglichen Inspirationsquellen, falls er so was überhaupt brauchte.«

»Interessanter Gedanke«, erwiderte Fröhlich. Oliver entging nicht, dass weder er noch Jennifer von Charlottes Anwesenheit überrascht waren oder etwas dagegen einzuwenden hatten, dass sie ihre Theorien unaufgefordert zum Besten gab. »Hast du dir den Garten angesehen?«

Die junge Frau nickte. »Habe ich. Und ich war nicht die Erste. Dieser Typ hat sich offenbar auch für das Gewächshaus interessiert.« Sie streckte dem Leiter der Kriminaltechnik die Hand entgegen. Auf dem Latexhandschuh lag die abgebrochene Spitze einer Pflanze, an deren Stängel Harz klebte. Ganz eindeutig eine Hanfpflanze. »Die Plantage wurde komplett zerstört, allerdings scheint nichts mitgenommen worden zu sein. Was merkwürdig ist. Das sind hochwertige Pflanzen mit ziemlich hohem THC-Gehalt.«

Wollte Oliver überhaupt wissen, wie sie zu diesem Schluss gekommen war? Hatte Fröhlich sie tatsächlich alleine in den Garten geschickt? Und warum arbeitete sie überhaupt für ihn?

Der Kriminaltechniker zog eine Beweismitteltüte aus der Tasche, die er auf dem Sideboard abgestellt hatte, und sicherte die Pflanze. Er schien dabei weder Olivers noch Jennifers Blick begegnen zu wollen.

Offensichtlich war Oliver nicht der Einzige, der es vorzog, nicht in Charlotte Seydels Beisein über sie zu reden. Jennifer wartete, bis die junge Frau gegangen war und Jarik Fröhlich sich daran machte, die Musikanlage als Beweisstück zu sichern.

»Wir brauchen Katia und Frank«, stellte sie schließlich fest. »Es ging dem Täter wohl doch nicht nur um die Befriedigung seiner kranken Fantasien. Dafür ist seine Opferwahl ohnehin mehr als untypisch.«

Oliver hob eine Augenbraue. »Darauf stützen sich deine Zweifel? Auf seine Opferwahl?«

»Zwei Opfer sind ungewöhnlich, und dann gleich derart unterschiedliche ...« Sie hob die Schultern.

»Ungewöhnlich bedeutet noch nicht unmöglich«, wandte er ein.

»Das mag sein. Ich tippe trotzdem auf die Drogen als Motiv.«

Oliver wagte einen weiteren Blick auf die malträtierten Toten. Der Gedanke erschien ihm absurd. »Wer schlachtet zwei Menschen wegen einer kleinen Privatplantage ab?«

Jennifers Handy begann zu klingeln. »Hier ging es um mehr als diese Privatplantage«, erklärte sie. »Worum, kann ich dir sagen, wenn ich die Hintergründe der beiden Opfer beleuchtet habe.« Sie nahm das Telefonat entgegen und lauschte kurz. »Bring sie aufs Präsidium. Ich fahre hier in fünf Minuten los.« Sie unterbrach die Verbindung, bevor sie Oliver erneut ansah. »Und Artur Lasarews Lebensgefährtin wird mir dabei helfen.«

4

Oliver lief auf dem Flur vor den Vernehmungsräumen der Kripo auf und ab, während er der schneidenden Stimme von Ricarda Anstett am anderen Ende der Leitung lauschte. Die Oberstaatsanwältin war wie immer schlecht gelaunt. Die frühe Morgenstunde und die Tatsache, dass sein Anruf ihren Schönheitsschlaf unterbrochen hatte, verlieh ihrer Stimme etwas besonders Feindseliges.

»Und was genau ist jetzt mit der Lebensgefährtin? Ist sie eine Verdächtige?«, blaffte sie.

»Nein, eine Zeugin. Sie ist zwar am Tatort aufgetaucht, aber ...«

»Das heißt also, bisher sind weder Haftbefehle noch Durchsuchungsbeschlüsse vonnöten.«

Oliver blieb stehen und starrte auf das gerahmte Foto an der Wand, das eine blühende Sommerwiese und im Hintergrund verschneite Berge zeigte. Wieso fiel ihm dieses Bild gerade jetzt zum ersten Mal auf? Wer hatte es dort überhaupt aufgehängt? Irgendwie erschien es ihm unpassend. »Nein.«

»Und ich kann wohl davon ausgehen, dass Sie derartigen Anträgen bei Gericht gewachsen sind, falls überhaupt noch heute Nacht die Notwendigkeit dazu bestehen sollte.«

Er musste ein Zähneknirschen unterdrücken. »Sicher.«

»Ihr Anruf diente also der reinen Information.« Anstetts Tonfall drückte aus, was sie eigentlich sagen wollte: dass sie seinen Anruf für überflüssig und störend hielt.

Wenn ich dich dämliches Miststück nicht angerufen hätte, hättest du mir morgen früh einen Einlauf dafür verpasst, dass ich es versäumt habe, dich zeitnah zu informieren.Er sagte nichts.

Sie überging sein Schweigen glücklicherweise. »Na schön. Konferenz mit allen Beteiligten heute früh um neun. Dann wissen die Beamten der Kripo hoffentlich schon etwas mehr.«

Sie legte ohne ein Wort des Abschieds auf, womit sie ihm die Verantwortung übertrug, dafür zu sorgen, dass die »Konferenz«, wie sie Einsatzbesprechungen unter ihrer Leitung gerne nannte, wie gewünscht stattfand. Weil er ja nichts anderes zu tun hatte ... Wenn es nach Ricarda Anstett gegangen wäre, hätte das wohl auch zugetroffen. Sie hielt nämlich nichts von seiner Marotte, mit der Kripo zusammenzuarbeiten anstatt sich als leitender Ermittler aufzuspielen.

Oliver hatte das dringende Bedürfnis, irgendetwas brechen zu hören, lockerte den Griff um sein Smartphone aber, bevor das Display einen Sprung bekam. Es gab nicht viele Menschen, die durch ihre bloße Existenz den Wunsch in ihm aufkeimen ließen, ihnen wehzutun. Ricarda Anstett, vorübergehend Oberstaatsanwältin in Lemanshain, war derzeit alleinige Anwärterin auf den Spitzenplatz.

Jennifer schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, als sie keine Sekunde später den Flur durch die Eingangstür betrat. »Du siehst aus, als hättest du gerade einen halben Liter Brechmittel getrunken.« Normalerweise gelang es ihr, ihn durch einen lockeren Spruch aufzuheitern, es sei denn, es ging um seine direkte Vorgesetzte.

»So kann man sie auch nennen.«

Jennifer kommentierte diese Aussage nur mit einem Seufzer. Sie hasste Anstett genauso wie jeder andere Beamte in Lemanshain. Die Party zu ihrem Abschied, die Jarik Fröhlich bereits heimlich organisierte, würde vermutlich ausschweifend werden.

Oliver deutete auf die Laufmappe, die sich Jennifer unter den Arm geklemmt hatte. »Und? Fündig geworden?«

Sie hatte keine fünf Minuten gehabt, um sich auf die Befragung von Artur Lasarews Lebensgefährtin vorzubereiten. Mehr als eine kurze Überprüfung war deshalb nicht möglich gewesen.

»Keine laufenden Ermittlungen oder Verfahren gegen Galina oder Artur Lasarew. Keinerlei Vorstrafen. Auch seine Lebensgefährtin ist auf den ersten Blick sauber.«

Diese Information überraschte Oliver. Er hätte zumindest Ermittlungen wegen Drogenmissbrauchs gegen den Enkel erwartet. Züchter und Dealer stiegen meist über ihren eigenen Konsum ins Geschäft ein und hatten dann meist keine blütenreine Weste mehr.

»Frank ist auf dem Weg hierher. Vielleicht kann er etwas Licht ins Dunkel bringen, falls Francesca Galdino uns nichts zu sagen hat.« Jennifer öffnete die Tür, und sie betraten das hell gestrichene Vernehmungszimmer. Es war freundlicher gestaltet als der zweite für diesen Zweck reservierte Raum, doch die kalte Neonbeleuchtung und die abgestandene Luft machten alle Bemühungen wieder zunichte.

Die uniformierte Beamtin, die gemeinsam mit der Zeugin auf sie gewartet hatte, schien gar nicht schnell genug nicken und hinauseilen zu können.

Beim Anblick der Zeugin wusste Oliver sofort, warum. Francesca Galdino machte einen völlig verzweifelten Eindruck. Ihre Augen waren verquollen, das Gesicht vom Weinen gezeichnet. Sie schluchzte, frische Tränen rannen ungehindert über ihre Wangen. Vor ihr auf dem Tisch lag ein Berg zerknüllter Papiertaschentücher. Ihre Haut war bleich und sah etwas aufgedunsen aus, was aber offenbar weniger an der aktuellen Gefühlslage der jungen Frau lag, sondern eher an einer erheblichen Gewichtszunahme in den letzten Monaten.

Oliver zuckte innerlich zusammen, als er den riesigen Bauch sah, der zwischen ihr und dem Tisch eingeklemmt zu sein schien. Sie hatte eine zitternde Hand auf der beinahe kugelrunden Fläche abgelegt und streichelte unbewusst darüber, als müsste sie das ungeborene Leben beruhigen und trösten. Sie war hochschwanger, stand wahrscheinlich kurz vor der Geburt.

Letzte Nacht hatte sie nicht nur ihren Lebensgefährten verloren, sondern auch den Vater ihres ungeborenen Kindes. Und das Kind seinen Vater. Verdammt.

Selbst Jennifer schien für den Bruchteil einer Sekunde innezuhalten, fasste sich allerdings schneller als er. Sie riss das Fenster auf, bevor sie sich setzte. Kühle, feuchte Luft strömte in den Raum. Francesca Galdino schien das allerdings überhaupt nicht wahrzunehmen.

Jennifer stellte sich und Oliver vor. Anschließend belehrte sie Francesca Galdino routiniert als Zeugin und glich ihre Personalien mit ihr ab.

Diese Prozedur beruhigte die meisten Hinterbliebenen soweit, dass ein Gespräch möglich wurde, Francesca Galdino konnte sich allerdings kaum konzentrieren. Sie nickte nur hin und wieder. Direkte Fragen schienen sie zu überfordern.

Die beiden Beamten wechselten einen Blick. Es würde keine einfache Unterhaltung werden. Möglicherweise bekämen sie überhaupt keine Antworten.

Oliver entschied, die Befragung mit einer Standardphrase zu beginnen, die ihm verhasst war, obwohl er sie selten unehrlich meinte. »Frau Galdino, es tut uns sehr leid, was ...«

Sie hob den Kopf. Der Blick aus ihren blauen Augen ließ ihn verstummen. Sie schien ihre Gedanken endlich geordnet zu haben. »Kann ich ihn sehen?«, fragte sie mit belegter, jedoch fester Stimme. »Warum haben mich Ihre Kollegen nicht zu Artur gelassen?«

Es war eine Frage, die Angehörige immer wieder stellten. »Das Haus von Frau Lasarew ist ein Tatort, Frau Galdino«, erklärte Oliver sanft. »Das Haus ist noch nicht freigegeben, und ...«

»Das heißt, ich kann ihn später sehen?« Sie blickte hoffnungsvoll zwischen den beiden Beamten hin und her.

Oliver selbst hatte noch nie einen nahestehenden Angehörigen verloren, erst recht nicht durch eine Gewalttat. Er konnte den unbedingten Wunsch, den Toten zu sehen, nicht wirklich nachvollziehen.

Angehörige der Opfer von Gewaltverbrechen schienen diese visuelle Bestätigung aber zu benötigen. »Artur wird, während wir hier miteinander sprechen, in die Rechtsmedizin gebracht. Ich weiß nicht, ob ...«

Zuerst hatte sie auf kaum eine Frage reagiert, jetzt konnte Francesca Galdino ihn keinen Satz beenden lassen. »Ich will ihn sehen.«

»Das ist keine gute Idee, Frau Galdino«, schaltete sich Jennifer ein. Sie hätte diesen vorhersehbaren Teil des Gesprächs vermutlich ebenso gerne umgangen wie Oliver selbst. Das gelang nur leider selten.

Francesca runzelte zuerst die Stirn. Ihre Hand, die ununterbrochen über ihren Bauch gestrichen hatte, hielt inne und begann gleichzeitig mit ihren Lippen zu zittern. »Oh, Gott«, stieß sie hervor. »Ist es so schlimm?«

Oliver und Jennifer schwiegen.

»Sie haben ihm und seiner Babuschka sehr wehgetan, oder?«

»Sagen wir, sein Anblick ist nicht gerade angenehm.« Oliver war der Gehalt ihrer Aussage nicht entgangen, doch er wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen.

Im Gegensatz zu Jennifer. Jeder Anflug von Mitgefühl war aus ihrer Stimme verschwunden. »Wen genau meinen Sie mit ‚sie‘?«

Francesca zog geräuschvoll die Nase hoch. »Sie wissen doch genau, wen ich meine«, murmelte sie und sah aus dem Fenster. Das Dunkel der Nacht war noch immer undurchdringlich, die Morgendämmerung noch gut eine Stunde entfernt.

»Ehrlich gesagt, nein.« Es war keine Lüge. Sie hatten lediglich Vermutungen und waren weit von gesicherten Erkenntnissen entfernt. Vielleicht würde das Gespräch mit der jungen Frau doch nicht ganz so fruchtlos verlaufen wie befürchtet.

Francesca warf Oliver nur einen kurzen Blick zu. Ihr schien aufzugehen, dass sie möglicherweise zu viel gesagt hatte. Erneut begann sie, ihren Bauch zu streicheln. Die Bewegung schien sie zu beruhigen.

»Wen meinen Sie?«, wiederholte Jennifer.

Oliver gefiel die Art, wie sie die Frau anging, nicht unbedingt, doch er ließ ihrer direkten Taktik erst einmal den Vortritt. Es war nicht vorauszusehen, wie die Zeugin reagieren würde. In schätzungsweise fünfzig Prozent der Fälle versprach sie Erfolg.

»Niemanden ... ich ...« Francesca verstummte mit einem Kopfschütteln.

Oliver konnte die Mimik und Gestik der jungen Frau mühelos deuten. Sie hatte etwas zu verbergen, allerdings etwas, das ihr Angst machte. Sie wollte ihr Wissen nicht mit den Ermittlern teilen.

»Meinen Sie die Geschäftspartner Ihres Lebensgefährten?«, hakte Jennifer nach.

Francescas Kopf zuckte leicht nach oben, und sie presste ihre Lippen zu einem farblosen Strich zusammen.

»Arturs Plantage im Garten wurde vollständig zerstört«, fügte Jennifer hinzu.

Francesca schien nicht antworten zu wollen, doch der bohrende Blick der Kommissarin zwang sie schließlich zu einem angedeuteten Kopfschütteln. »Ich weiß nichts von einer Plantage.«

»Sie wissen also nicht, dass ihr Freund Artur im Garten seiner Großmutter Hanf in nicht unbeträchtlichen Mengen angepflanzt hat?«, fragte Jennifer mit gespielter Überraschung. Sie übertrieb maßlos. Oliver hatte, ebenso wie sie selbst, schon weitaus größere Anbauflächen gesehen. »Oder wollen Sie uns etwa sagen, dass Galina Lasarew Gras gezüchtet hat? Und dann vielleicht noch zum Eigenverbrauch?«

Francesca Galdino reagierte mit einem bösen Blick auf diesen Angriff, dann zog sie sich innerlich zurück. Sie starrte stumm auf die Tischplatte und schnäuzte sich in ein Taschentuch.

Jennifer bedeutete Oliver mit einem angedeuteten Nicken, dass sie aufgab. Die Böse-Bulle-Masche führte zu nichts.

Er ließ Francesca gut eine Minute Zeit, bevor er sanft fragte: »Das Baby ist von Ihrem Lebensgefährten?«

Die Frage irritierte sie etwas, schien ihr jedoch weitaus angenehmer zu sein als Jennifers Angriffe. »Ja, natürlich.«

»Junge oder Mädchen?«

Ihre Mundwinkel zuckten verräterisch. An ihr Baby zu denken, löste trotz allem positive Gefühle in ihr aus. »Mädchen.«

»Haben Sie schon einen Namen ausgesucht?«

»Ja ... Anna.«

»Anna. Ein schöner Name.«

Sie nickte, obwohl es dieser Bestätigung kaum bedurft hätte. Dank der neuen Gesprächsinhalte taute sie aber spürbar auf. »Wir ... wir wollten heiraten, wenn sie da ist und sich alles eingespielt hat.«

»Artur hat sich bestimmt sehr auf das Baby gefreut.«

Neue Tränen rannen ihr über die Wangen, doch sie blieb gefasst. »Ja, das hat er.«

Oliver startete einen weiteren Versuch. »Frau Galdino, uns ist bewusst, dass Sie Artur in Schutz nehmen wollen. Nicht zuletzt wegen Anna. Aber unsere Aufgabe ist es, herauszufinden, wer ihm und seiner Großmutter das angetan hat und weshalb.«

Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Das ist doch gar nicht mehr wichtig. Er ist tot. Sie sind beide tot.«

»Doch«, widersprach Oliver mit leichtem Nachdruck. »Es ist sehr wichtig, und zwar für den Fall, dass noch andere in Gefahr sind. Beispielsweise Sie selbst.«

Francesca Galdino sah auf, und zum ersten Mal hatte Oliver den Eindruck, dass ihre blauen Augen seinem Blick direkt begegneten. »Mit mir hatte das garantiert nichts zu tun.« Das war keine Lüge.

»Womit dann? Mit der Hanfplantage?«

Sie zögerte. Sie brauchte einen Moment, um ihren inneren Widerstand mit einem leisen Seufzen zu überwinden. »Die Plantage war Arturs Privatprojekt. Er hat zwei oder drei Apotheken vor Ort beliefert, keine Kunden direkt. Die Apotheker haben das Gras als Medizin weiterverkauft.«

»Die Abgabe von Cannabis als Arzneimittel ist streng reglementiert«, erwiderte Oliver, bevor Jennifer unsanft mit einer ähnlichen Feststellung herausplatzen konnte. Er spürte, dass die Naivität der jungen Frau ihre Geduld zu strapazieren begann, obwohl sie keine sichtbaren Anzeichen zeigte. »Das, was Artur getan hat, war keinesfalls legal.«

»Das weiß ich«, gestand Francesca mit einem Nicken, nur um direkt darauf den Kopf zu schütteln. »Er hatte da irgendeinen speziellen Kontakt. Die reichen Säcke hier in Lemanshain wollten unbedingt das beste Marihuana, wenn sie es verschrieben bekamen, und ihre Ärzte scheinen mit Rezepten nicht gespart zu haben. Artur hat es ihnen verkauft. Er hat die Samen aus Holland importiert. Irgendeine Spezialsorte, ich weiß aber nicht, wie oder über wen.«

Jennifer schrieb stumm Notizen. Oliver ließ Francesca reden. Sie war bereit, reinen Tisch zu machen.

»Ich bin nicht stolz darauf, aber wir sind auch nicht gerade reich. Artur mit seinem Job als Koch, ich bin gefeuert worden wegen meiner Schwangerschaft ... Wir brauchten Sachen für das Kind, es ist alles so wahnsinnig teuer. Artur wollte unbedingt, dass ich nach der Geburt meine abgebrochene Ausbildung wieder aufnehmen und fertig machen kann ... Meine Eltern haben nicht viel, womit sie uns unterstützen könnten. Artur wollte doch nur etwas für seine Familie tun ... Er hat ja keine harten Drogen an kleine Kinder verkauft ... Und Gras ist doch schon fast legalisiert.«

»Das dürfte wohl noch ein wenig dauern«, kommentierte Jennifer leise, ohne von ihrem Block aufzusehen.

Oliver kannte ihre Einstellung zu diesem Thema nicht. Er selbst war eigentlich immer recht liberal eingestellt und dem neuesten Stand der Wissenschaft gegenüber aufgeschlossen gewesen. Es gab schlimmere Drogen als Gras. Seit seine Tochter schlechte Erfahrungen mit Joints gemacht hatte, war er allerdings etwas zwiegespalten.

Trotzdem konnte er die meisten von Francesca Galdino aufgeführten Gründe nachvollziehen. Es hörte sich zumindest nicht so an, als wäre der junge Mann ein geldgeiler Dealer gewesen. Falls ihre Version stimmte.

Francesca atmete tief durch. Sie schien Kraft tanken zu müssen vor dem, was sie als Nächstes sagen wollte. »Das war jedenfalls alles besser als die andere Alternative. Artur wollte auf gar keinen Fall von seiner Großmutter Geld nehmen.«

»Sie hätte Geld gehabt?« Galina Lasarews Haus war abbezahlt. Es war ein kleines Einfamilienhaus mit für heutige Verhältnisse großzügigem Grundstück. Die Einrichtung schien allerdings noch aus den Siebzigern zu stammen, und das eine oder andere Zimmer hätte eine Renovierung nötig gehabt. Das Gebäude vermittelte den Eindruck bescheidener Lebensverhältnisse. Das musste allerdings nichts heißen. Viele alte Menschen scheuten Veränderungen in ihrer Umgebung und lehnten alles Moderne ab, ganz gleich, wie viel Geld sie auf dem Konto hatten.

»Geld aus ihren Geschäften. Das Geld, wegen dem sie jetzt wahrscheinlich beide tot sind.«

Diese Information ließ beide Ermittler aufhorchen.

Jennifer beugte sich interessiert vor. Glücklicherweise klang ihr Tonfall jetzt nicht mehr angriffslustig. »Was für Geschäfte?«

Francesca schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Jedenfalls waren sie illegal. Artur wollte damit nichts zu tun haben. Er hat es abgelehnt, Geld von ihr zu nehmen und sich in diese Familiengeschäfte reinziehen zu lassen. Er wollte ein anderes Leben. Seine Eltern sind gestorben, weil sie in die Lasarew-Dynastie verstrickt waren ... Mehr weiß ich wirklich nicht.«

Lasarew-Dynastie? Das hörte sich mehr als nur interessant an. Und was das Verständnis der Tat anging, wesentlich vielversprechender als die Geschichte von Artur, dem Kleindealer, der Gras als Medizin vertickte.

»Sind Sie sicher?« Konnte sie sicher sein, dass ihr Lebensgefährte ihr nicht nur eine spannende Geschichte aufgetischt hatte? Wusste sie tatsächlich nicht mehr?

»Ich war neugierig, aber Artur meinte, er wolle mich da auf keinen Fall mit reinziehen. Es sei gefährlich, sehr gefährlich ...«

»Und ihr Freund hatte mit all dem nichts zu tun?«

Oliver hätte Jennifer für den leicht provokanten Unterton in ihrer Stimme am liebsten gegen das Schienbein getreten. Francesca Galdino machte zwar inzwischen einen halbwegs gefassten Eindruck, er hätte sie aber lieber weiterhin wie ein rohes Ei behandelt.

Doch die junge Frau schenkte der Kommissarin nur ein müdes Lächeln. »Nein, hatte er nicht. Er musste es mir schwören, und ich weiß, dass er es definitiv nicht wollte. Seine Oma hat des Öfteren versucht, ihn umzustimmen, es gab ja nur noch ihn ... Aber er wollte auf gar keinen Fall irgendeines ihrer Geschäfte übernehmen.«

»Geschäfte im Sinne von Unternehmen?«, hakte Oliver nach.

Sie nickte. »Ich habe aus einigen Unterhaltungen herausgehört, dass sie anscheinend Eigentümerin irgendwelcher Unternehmen war. Das ist aber auch schon alles. Ich wollte es auch gar nicht wissen. Sie hätten Artur hören müssen, als er mich davor warnte, Genaueres in Erfahrung zu bringen ... Es war ihm so verdammt ernst.«

»Sie denken also, dass Artur und seine Großmutter wegen der wie auch immer gearteten Geschäfte von Galina Lasarew getötet wurden?«

Sie nickte. »Ganz sicher nicht wegen dem Gras, da gab es keinen Ärger. Davon hätte mir Artur erzählt.«

»Haben Sie denn etwas von irgendwelchem anderen Ärger mitbekommen?«

»Nein. Zumindest hat mir niemand was gesagt.«

Trotz seiner Versprechen Francesca gegenüber war nicht gesagt, dass Artur nicht irgendwann doch noch eingeknickt war. Er hatte sich regelmäßig um seine Großmutter gekümmert. Vielleicht hatte er seiner Verlobten nur nichts davon erzählt. »Gab es irgendwelche Anzeichen? War Artur öfter bei seiner Oma als sonst? Wirkte er beunruhigt?«

»Nein. Mir ist zumindest nichts aufgefallen. An keinem von beiden. Ich habe ihr, seitdem ich arbeitslos bin, regelmäßig Essen vorbeigebracht. Sie war dieselbe Frau wie immer: positiv, resolut, warmherzig ... Manchmal habe ich mich schon gefragt, ob Artur nicht vielleicht eine völlig falsche Vorstellung von ihr hatte. Aber ich hätte mich nie getraut, sie darauf anzusprechen.«

Jennifer stellte die Frage, die auch Oliver bereits im Kopf herumgeisterte. »Aber warum ist Artur ebenfalls tot, wenn er, wie Sie sagen, nichts mit den Geschäften seiner Großmutter zu tun hatte?«

»Keine Ahnung.« Francesca biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte sich das ganz offensichtlich schon selbst gefragt. »Vielleicht war er einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Er wollte wegen des Sturms nach Galina sehen ... Und als der Sturm vorbei war, ist er nicht zurückgekommen ...« Sie begann erneut zu schluchzen.

Diese Erklärung hörte sich für Oliver recht dünn an. Das, was Artur Lasarew angetan worden war, sah nicht unbedingt nach falscher Zeit und falschem Ort aus. Niemand hätte sich in diesem Fall mehr Arbeit als nötig gemacht. Artur wäre einfach erstochen oder niedergeschlagen worden, wenn er unvorhergesehen ins Geschehen geplatzt wäre. Artur war eingeplant gewesen. Definitiv. »Wir glauben nicht, dass er ein Zufallsopfer war ...«

Francescas Gesicht verdunkelte sich nicht. Sie hatte mit dem versteckten Vorwurf gerechnet. »Dann muss er als Druckmittel gegen Galina benutzt worden sein. Obwohl er von den Geschäften nichts wissen wollte, hat sie ihn abgöttisch geliebt.«

»Und Sie haben keine Idee, wer diese Leute sind oder was sie von Galina Lasarew gewollt haben könnten?«, fragte Jennifer.

Wieder ein Kopfschütteln. »Das sagte ich doch schon. Ich habe nicht die geringste Ahnung.«

Als sie Jennifers Büro betraten, begann sich der Himmel im Osten der Stadt gerade aufzuhellen. Es war Viertel vor sechs. Olivers Müdigkeit machte sich immer mehr als bleierne Schwere in seinem Kopf bemerkbar.

Auch Jennifer war anzumerken, dass sie erschöpft war. Sie fiel mehr in ihren Stuhl, als dass sie sich setzte. Anstatt ihren Rechner aus dem Energiesparmodus zu holen, rieb sie sich mit beiden Händen durchs Gesicht. Dann verschränkte sie die Finger unter dem Kinn und starrte nachdenklich auf den dunklen Bildschirm.

Oliver blieb in der Tür stehen. Wenn er sich hingesetzt hätte, hätte ihn das Bedürfnis nach Schlaf hinterrücks überfallen. »Glaubst du ihr?«, fragte er schließlich.

Sie ließ sich mit ihrer Antwort Zeit. Die Befragung hatte einige Ansätze für weiterführende Ermittlungen ergeben, und ein paar Antworten würden möglicherweise die Computersysteme liefern. Die Ehrlichkeit von Zeugen schätzte Oliver allerdings gerne ein, bevor irgendein Computer deren Aussagen widerlegte oder bestätigte. Es ging ihm um den ganz persönlichen, subjektiven Eindruck. Er wusste, dass Jennifer es ebenso hielt.

Sie nickte nach einigen Sekunden. »Ja, ich glaube ihr. Auch wenn ich noch nicht weiß, wie viel Wahrheit hinter den Geschichten über die kriminellen Machenschaften von Galina Lasarew steckt. Sie dürfte allein wegen ihres Alters bei einigen Ermittlungen durchs Raster gefallen sein. Wenn es tatsächlich etwas gibt, wird das eine aufwändige Recherche.«

»Du glaubst nicht an die Hanfplantage?«

»Diese Baustelle lasse ich Frank genauestens überprüfen, aber es macht Sinn. Wenn das wirklich so extrem gutes Gras ist, wie Francesca sagt, dann war es für den Durchschnittsverbraucher zu teuer. Dass die oberen Zehntausend nicht beim Straßendealer kaufen, sondern sich ihren Konsum möglichst legalisieren lassen, überrascht mich nicht wirklich. Es ist eine kleine Nische, die niemanden interessiert haben dürfte. Zu viele Vermittler, nicht genug zu verdienen. Niemand, der eine alte Frau und ihren Enkel so zurichtet, hätte das wegen einer derart mickrigen Gewinnspanne getan.«

Oliver stimmte ihr mit einem Nicken zu. Ihre Gedanken in Bezug auf das Gewächshaus in Galina Lasarews Garten waren so gut wie identisch. »Das sagte auch Charlotte Seydel.«

Jennifer runzelte die Stirn. »Was?«

»Dass das Gras von guter Qualität sei, einen hohen THC Gehalt habe.«

»Ja, das sagte sie.«

Oliver verschränkte unbewusst die Arme vor der Brust. »Es hörte sich nicht danach an, als hätte sie einen Schnelltest gemacht. EinengängigenSchnelltest, meine ich.«

Sie sah ihn nicht an. »Keine Ahnung. Ist mir egal.«

»Okay.« Das wollte sie also totschweigen. Ganz offensichtlich hatte er in diesem Punkt keine Verbündete in ihr. »Wann erklärt mir eigentlich mal jemand, was sie hier bei uns zu suchen hat?«

Jennifer drehte sich auf ihrem Bürostuhl und musterte ihn. Seine eindeutig ablehnende Reaktion schien sie nicht zu überraschen. »Sie macht ein Praktikum bei der Kriminaltechnik.«

»Ein Praktikum?« Er kannte Charlotte Seydels Vorstrafen. Allein schon deshalb konnte er nicht verstehen, wie sie an diese Stelle gekommen war. Von den Vorfällen im letzten Jahr ganz zu schweigen.

»Sie ist mit ihrem Bachelor in Biologie fertig und orientiert sich«, erklärte Jennifer. »Kriminaltechnik ist ihre Leidenschaft. Sie bringt einen Haufen Fachwissen mit, das sie sich bereits selbst angeeignet hat.«

Das war Oliver durchaus im Gedächtnis geblieben. Charlotte Seydel hatte sich ein Stipendium an der Privatuniversität in Lemanshain erarbeitet, ursprünglich mit dem Ziel, später Kriminalwissenschaften an der ESC in Lausanne zu studieren. Nach einer Verurteilung wegen Körperverletzung war sie aber gezwungen gewesen, ihr Studium in Würzburg an der öffentlichen Hochschule fortzusetzen.

Sie war nicht nur von Kriminaltechnik, sondern von allem, was irgendwie mit Verbrechen zu tun hatte, schon fast besessen. Ihre fachliche Eignung für das Praktikum zweifelte er nicht an, auch nicht, dass sie sich ernsthaft bemühen würde, doch er ging trotzdem davon aus, dass sie sich auch diese Chance verbauen würde. Und das mit möglicherweise verheerenden Folgen für die Ermittlungen in diesem Fall.

Jennifer schien wesentlich mehr Vertrauen in die junge Frau zu setzen. »Aus ihr könnte eine gute Technikerin werden, wenn sie ein bisschen Erfahrung sammelt und man ihr eine Chance gibt.«

Das wurde ja immer besser. »Es geht hier also nicht nur um ein Praktikum?«

»Nein, sie ist möglicherweise Kandidatin für einen Job.«

Oliver schüttelte den Kopf. Wie konnte Jarik Fröhlich das vertreten? Wie hatte er Möhring dazu gebracht, dem zuzustimmen? Er hoffte nur, dass Anstett von dieser Personalie nichts erfuhr. »Es erwartet hoffentlich niemand, dass ich davon begeistert bin.«

Jennifer lächelte ihm zu. »Entspann dich. Dass wir mehr über sie wissen als über andere Bewerber, die vielleicht noch schräger drauf sind, ist doch eher ein Vorteil.«

Es ging Oliver nicht darum, wie schräg sie drauf war. Die Leute von der Kriminaltechnik waren alle auf die eine oder andere Weise schräg drauf. »Du kannst das alles ignorieren? Ihre psychischen Probleme, die mangelnde Gesetzestreue?«

Jennifer zuckte die Schultern. »Ich versuche es. Und ich komme besser damit klar, als ich gedacht habe.«

Das sah er. Dass sie so entspannt reagierte, deutete daraufhin, dass sie es schon verdammt lange wusste.

---ENDE DER LESEPROBE---