XXL LESEPROBE - Rom im Untergang Band 2: Kampf in Germanien - Alexander Kronenheim - kostenlos E-Book

XXL LESEPROBE - Rom im Untergang Band 2: Kampf in Germanien E-Book

Alexander Kronenheim

0,0

Beschreibung

Historischer Roman zur Zeit Marc Aurels, geschildert aus römischer Sicht und durch die Augen eines germanischen Tribuns. In spannender Weise werden die aufkeimenden Konflikte mit neuen Mächten beschrieben, welche als Auslöser des Untergangs von Roms zu sehen sind. Auszug: Julius schaute unverwandt gegen die Berge; er beobachtete noch immer die blinkenden Lanzenspitzen, welche schier kein Ende nehmen wollten, während die Wälder von immer stärkerem Geschrei und Getöse widerhallten. Er winkte dem ältesten von den Standartenträgern zu und fragte ihn lispelnd: „Begreifst du, was da vorgeht?" „Ich weiß es.“ murmelte der Befragte. „Einen solchen Einfall von Germanen hat das Reich noch nie gesehen." „Du wirst dich unverzüglich nach Rom begeben! Du wirst weder dein Pferd noch dich selber schonen; du wirst nicht einen Tag volle sechs Stunden ruhen, bevor du nicht vor dem Präfekten der Prätorianer erschienen bist und ihm berichtet hast, was deine Ohren gehört und deine Augen bisher gesehen haben. Glückliche Reise!" „Du sollst zufrieden sein, Feldherr.“ sprach der Standartenträger und stieg schnell vom Turm herab. Das Getöse näherte sich immer mehr und bedrohlicher dem Lager. Mit seinem Widerhall überflutete es weit und breit die ganze Gegend, so dass es alles Tagesgeräusch des Lagers in sich verschlang. Da drangen durch den eintönigen Lärm hindurch helle Hornsignale, und fast gleichzeitig zeigte sich am Waldrand eine unübersehbare Kette von Reitern. Sie stürmten hervor, ritten schnell quer über den kahlen Grenzstreifen, beschossen die am anderen Ufer aufgestellten Bogenschützen und Schleuderer mit einer Wolke von Pfeilen, dann wichen sie ein wenig zurück, teilten sich in zwei Hälften und sprengten, die einen gegen Westen, die anderen ostwärts. Nun schwärmte Fußvolk aus den Wäldern hervor, bewaffnet mit Schwert, Schild und Lanze. Riesenwuchs, mächtiger Körperbau und blondes Haar verrieten dessen Abstammung; es waren Germanen. Sie schritten in solcher Ordnung einher, als ob nicht Barbaren dem Lager sich näherten, sondern gediente römische Truppen. Angeführt wurden sie von ehemaligen Legionären.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 60

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

XXL LESEPROBE - Rom im Untergang Band 2: Kampf in Germanien

Kapitel 1

An der Stelle, wo die Inn in die Donau mündet und mit dieser einen rechten Winkel bildet, befand sich ein befestigtes römisches Lager, das noch vom Kaiser Trajan zu Anfang des zweiten Jahrhunderts erbaut worden war. Die hohen Mauern bildeten ein längliches Viereck und waren mit großen und kleinen Türmen versehen. Sie schlossen eine große Fläche ein und waren von Wällen und Gräben umgeben, welche den Zutritt zum Lager verwehrten. In diesem Riesenraum lagerte ein ganzes Heer, Fußtruppteil und Reiterei. Einige hundert kleiner Häuser standen in regelmäßigen Abständen längs der Mauer, eine ununterbrochene Gasse bildend. In der Mitte des Lagers erhob sich, mit der Vorderseite dem Haupttor zugewendet, ein größeres Gebäude, das Quartier des Feldherrn, eines Obertribuns der Legionen.

‚Das Lager der Bataver‘ wurde diese gewaltige militärische Einsiedelei in der Sandebene der Donau genannt. Es war der äußerste kaiserliche Militärposten; denn jenseits des Stromes begann das Besitztum freier germanischer Völker. Dort waren die Quaden, die Markomannen, Hermunduren und Buren sesshaft welche, zehnmal von den Legionen Roms geschlagen, stets von neuem ihr aufrührerisches Schwert erhoben, wenn ein jüngeres Geschlecht die Niederlage des älteren vergessen hatte. Bezwungen, demütigten sie sich vor den goldenen Adlern der Imperatoren, nahmen auf den Händen dieser ihre Könige, Fürsten und Gesetze an und versprachen Tribut von Gut und Blut. Kaum aber waren die Wunden vernarbt, so vertrieben sie die von Rom ihnen aufgezwungenen Herren, verweigerten Steuern und Mannschaft, fielen in kaiserliches Land ein, nach Sklaven und anderer Beute gierig.

Hauptsächlich waren es die Quaden als die nächsten, welche unaufhörlich Raubzüge in die nachbarlichen Provinzen unternahmen und in Pannonien und Noricum fürchterlich hausten. Von Legaten und Tribunen zurückgeschlagen, flüchteten sie über die Donau und verschwanden im unzugänglichen Wirrsal ihrer Urwälder.

Von Augustus angefangen, dachten die Imperatoren stets daran, diese unbändigen Völkerschaften nachdrücklich zu züchtigen und endgültig zur Botmäßigkeit zu bringen; doch trat im gegebenen Augenblick regelmäßig irgend eine andere, dringendere Aufgabe an die bewaffnete Macht heran, und die Legionen, welche bestimmt waren, die Quaden und Markomannen niederzuwerfen, mussten nach Osten, nach Westen oder nach Afrika ziehen.

So kam es, dass die Völker am linken Donauufer, von Rom als abgabepflichtige Vasallen angesehen, nur scheinbar Roms Oberhoheit anerkannten, in der Tat sich sehr wenig um die Zufriedenheit oder den Zorn der Welthauptstadt kümmerten und nach eigenem Gutdünken ihre öffentlichen Angelegenheiten besorgten. Daher entzogen sich auch etwaige Kriegsvorbereitungen vollständig dem römischen Einfluss.

Schon seit längerer Zeit hatten sich die Quaden und Markomannen ruhig verhalten. Marc Aurels Vorgänger, Antonin der Fromme, ein Mann von hoch entwickeltem Gerechtigkeitssinn und großer Güte, gab niemand Anlass zur Klage. Wohlwollend und mild gegen alle, rücksichtsvoll auch gegen Barbaren, verstand er es, selbst mit den erregbarsten Nachbarn freundschaftliche Verhältnisse aufrecht zu erhalten. In die Angelegenheiten der Markomannen mischte er sich gar nicht ein; den Quaden gab er aus deren eigenes Verlangen hin einen Fürsten. So hatten die Insassen des römischen Bataverlagers schon eine lange Reihe von Jahren ein müßiges Leben führen können. Es war eine Grenzwache, welche lange Zeit nicht im geringsten bedroht war und niemals in Kämpfe verwickelt wurde, abgesehen von kleinen Gefechten mit Abenteurern, welche in jenen Gegenden etwas so Gewöhnliches waren, dass man nicht einmal darüber nach Rom berichtete.

Aber in neuester Zeit machte sich jenseits der Donau wieder eine Bewegung bemerkbar. Bald nach dem Tod des Imperators Antoninus Pius waren ohne bestimmten Anlass germanische Gruppen in kaiserliches Land eingefallen und hatten das Recht der Ansiedelung innerhalb der Grenzen des römischen Reiches verlangt. Von Tribunen und Präfekten zurückgeschlagen, erneuerten sie in kurzen Zwischenräumen ihre Einfälle und traten immer zahlreicher und bedrohlicher auf. Zum Statthalter in Pannonien kam sogar eine Gesandtschaft, an deren Spitze der markomannische Fürst Ballomarius stand, und verlangte ohne Umschweife Abtretung des rechten Donauufers an die Quaden. Schon waren die Legionen im Begriff, gegen Norden zu ziehen, als der Aufruhr der Parther im asiatischen Morgenland ihrem Marsch eine andere Richtung gab.

Die ganze Zeit dieses orientalischen Feldzugs hindurch war die Donaugrenze nur von den Batavern bewacht, in deren Lager Servius Claudius Calpurnius die Präfektenstelle bekleidete und seine Macht bis vor kurzem mit dem Tribunen Julius Quinctilius Varus geteilt hatte.

- o -

Vierzehn Tage nach jenem in der Hauptstadt auf die Vollstrecker der römischen Gerechtigkeit ausgeführten Überfall, bei dem zwei verurteilte Jungfrauen gewaltsam befreit wurden, schlief das Lager den tiefen Schlaf von Soldaten, welche den ganzen Tag über beunruhigt worden waren und in steter Bereitschaft gestanden hatten.

Am Tage vorher hatten sich nämlich jenseits der Donau wiederholt germanische Reiterscharen gezeigt, und obwohl sie sich vom Ufer fernhielten, mussten doch ihre Bewegungen fortgesetzt beobachtet werden, da ein Angriff nicht gerade außer aller Wahrscheinlichkeit lag. Gegen Abend aber waren Freiwillige, die als Kundschafter in das Land der Quaden hinübergegangen waren, mit der Meldung zurückgekehrt, dass sie nichts Verdächtiges wahrgenommen hatten; die Feinde hätten sich offenbar zurückgezogen und sogar ihre noch nicht erloschenen Feuer verlassen. Nun atmete das Lager auf, man legte die Rüstung ab und begab sich zur Ruhe. Allerdings wachten zahlreiche und verstärkte Posten über dessen Sicherheit.

Hart am Ufer der Donau standen zwei Reiter auf Posten, Auge und Ohr gegen die Berge jenseits des Stromes gerichtet. Sie trugen grobe Legionärsmäntel und darüber Bärenhäute, welche sie bis über den Kopf gezogen hatten. Schweigend lauschten sie. Nach jedem Atemzug entströmte ihrem Mund dichter Dampf, welcher sich sofort in Reif verwandelte und an ihren Bärten ansetzte. Es war eine klare Winternacht, und eine so tiefe Stille herrschte in der erstarrten Wüstenei, dass sie ihr eigenes Blut in den Schläfen pochen hörten. Die zugefrorene Donau schimmerte als breites Silberband, vor ihnen rings umher lag der glatte Spiegel eines Schneemeeres, welches im Mondschein glitzerte. Vom dunklen Himmelsblau funkelten Milliarden von Sternen vertraut herab, und nicht das leiseste Geräusch störte die geheimnisvolle Ruhe dieser Nacht.

Die vollkommene Stille war, nachdem die Germanen sich zurückgezogen hatten, in dieser Gegend ganz natürlich; denn infolge eines kaiserlichen Befehls musste auf der quadischen Seite ein fünf Meilen breiter Landstreifen von menschlichen Behausungen frei bleiben. Da durfte niemand eine Hütte bauen, Feuer anzünden, jagen oder fischen. Rom vertrug nicht die unmittelbare Nachbarschaft verdächtiger Völker; Verödung der Grenzen bildete die beste Befestigung derselben.

Von Zeit zu Zeit knarrte ein Tor des Lagers, wenn der wachhabende Zenturio hinaustritt, um die Wachtposten zu begehen. Diese riefen einander das Losungswort zu als Beweis, dass sie wachten. Ihre Zurufe hallten weit über den Schnee hinweg, dumpf und immer dumpfer, bis sie sich in den Wäldern verloren.

„Ein grässlicher Frost!" bemerkte einer der Reiter und schüttelte sich. „Das Blut erstarrt schon in mir."

„Ein nichtswürdiger Dienst!" brummte der andere Mann des Doppelpostens. „Wenn man doch wenigstens einen Schluck Wein hätte."

„Zu viel verlangt! Diene, Hund, für deinen elenden Sold, auch wenn er kaum fürs Essen reicht, und halte deinen Mund, denn der Zenturio könnte seinen Stock auf deinem Rücken tanzen lassen."

„Du übertreibst. So viel Geld, wie wir im Lager in einem Jahr bekommen, würden wir zu Hause im Leben nicht sehen."

„Ja, du bist mit allen zufrieden!"

„Und du musst fortwährend murren."

„Weil ich den Dienst in der Fremde satt habe."

„Auch zu Hause müsstest du irgendeinem Herrn dienen."

„Jawohl, aber meinem eigenen."

„Der ist dein Herr, welcher am besten zahlt."

„Eigen ist eigen, der Imperator ist mir ein fremder Herr."

Die zwei Legionäre unterhielten sich in germanischer Sprache; sie gehörten der Reiterei des Servius an.

Eine Zeitlang schwiegen sie, dann sagte wieder der erste: „Tummeln wir ein wenig herum, sonst erfrieren wir mitsamt den Pferden. Meine Stute zittert unter mir wie ein welkes Blatt im Herbst."

„Wenn aber der da ..." antwortete der andere, auf das Lagertor deutend.

„Es ist nichts zu befürchten. Der Zenturio hat ja soeben die Posten abgeritten."

Sie schlugen ihre Pferde mit den Fersen an den Bauch und trabten am Stromufer entlang. Nach kurzer Zeit kehrten sie auf ihren Posten zurück.