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…verlässliche Zeugen bestätigten kürzlich, die Fortführung der altehrwürdigen, lunetischen Tradition der Mondheirat unter Verwendung der, für lange Zeit verschollen geglaubten, berüchtigten Titanenringe bei der Zeremonie. Zabinae ist ein modernes x-over Märchen, welches direkten Bezug auf den Autor und dessen Hochzeit nimmt, um alle daran teilnehmen zu lassen, die er bis dato noch nicht kannte oder nicht persönlich dabei haben wollte. Das umfasst so ziemlich alle, die im Buch nicht erwähnt wurden, also sagen wir der Einfachheit halber 'Alle', außer sich selber und seiner damals Zukünftigen. Warum Sie dieses Buch lesen sollten? Weil es eigentlich kein Buch, sondern eher ein Büchlein ist und sich gut in einem Rutsch lesen lässt. Es ist auch gut für zwischendurch und macht nicht dick. Es ist eine gute Anleitung für alle, die heiraten möchten oder bei denen das erste Mal danebengegangen ist. Für Schaulustige, Piraten oder Abenteurer, die dabei gerne auf ihrem Sofa sitzen und Tee trinken. Es ist kurz, günstig und regional …und außerdem zum Wiederlesen geeignet.
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Seitenzahl: 45
Es war einmal, in einer längst vergangenen Zeit, eine wunderhübsche, supersmarte, hippe Sultanstochter Namens Zabinae. Diese lebte in einem großen Palast, in einem weit entfernten Land; wo auch sonst.
Eines schönen Abends stand Zabinae, wie beinahe jeden Abend, an der Brüstung ihres Balkons und sah hinauf zu den Sternen. Sie waren so weit entfernt und doch zum greifen nahe. Zabinae erinnerte sich wieder an die alten Mythen ihres Hauslehrers, als sie noch keine Frau war und noch mit Männern, wenn auch alten und in Begleitung ihrer Hofmädchen, Umgang pflegen durfte.
Damals durfte sie auch noch häufiger ausreiten und in dem kaum zugänglichen, gut versteckten Waldsee baden, den nur wenige, außer ihr selber und ihren Begleitern natürlich, kannten. Selbstverständlich stets unter den wachsamen Augen ihrer Leibwache. Diese waren aufmerksam wie die Lachse, doch wagten sie es oft nicht ihr zu widersprechen und so fanden sie sich wiederholt in für sie mulmigen Situationen wieder.
Würde die Prinzessin von einer Schlange gebissen oder würde sie ertrinken oder ihr irgendein anderes Leid widerfahren, so wären vermutlich alle Mannen der Leibwache des Todes. Darüber waren sie sich durchaus bewußt und doch ließen sie sie gewähren und wachten, in einem großen Abstand und mit den Gesichtern stets vom See abgewandt, über sie. Dabei achteten sie auch auf das kleinste Geräusch, ja auf den leisesten Furz eines Biebers und sprangen bei Bedarf geschwind aus den Büschen, um ihre Prinzessin mit ihrem Leben zu beschützen. Sie entwickelten über die Jahre sogar eine immer weiter verfeinerte Technik des um die Ecke luckens.
Hätten sie dabei das nackte Antlitz des Mädchens erblickt, wären sie, wenn dies bekannt geworden wäre, allesamt großer Schmach ausgesetzt. Ihre Familien würden vielleicht sogar mit Schimpf und Tamtam aus dem Reich verjagt werden, denn es gab kaum eine größere Schande für eine Palastwache des Sultans. Außer natürlich, wenn ihnen die Prinzessin abhanden kommen würde, aber daran wagte niemand zu denken. Die Prinzessin zu bewachen war somit, das war allseits bekannt, ein verdammter Drahtseilakt.
Es hieß, nicht mit anzusehen, wenn sie z.B. hüllenlos nackig im Teich badete, was sie gerne und so oft wie möglich tat, sie aber andererseits auf gar keinen Fall aus den 'Augen' zu verlieren, wie man landläufig so schön sagt.
Mit diesem Widerspruch waren sie alle gewohnt zu Leben und Jene, die bereits von Anfang oder zumindest schon sehr lange an dieser Bürde trugen, litten nach Jahren bereits an Bumsen, jeweils an den großen Zehen ihrer Linken Füße, so daß sie speziell für sie angefertigte Schuhe tragen mußten.
Aber schweifen wir nicht ab, sondern widmen uns wieder den Gedanken an die alten Mythen des Hauslehrers, an die die Prinzessin ja auch gerade dachte.. oder doch lieber nicht weil: langweilig, langweilig.
Sie kannten also mittlerweile jedes Geräusch von ihr, ahnten beinahe mit welchem ihrer jungfräulichen Füße sie gerade den Boden berührte.
Der Anführer ihrer Leibwache hieß Salin und war ein kluger und strenger Mann, der wußte, wo der Frosch die Locken hatte.
Es war nicht weniger als das Wohl des gesamten Reiches, welches hier auf dem Spiel stand, deren einziger Erbe Zabinae schließlich war, und der Sultan war auch schon alt.
Es gab Gerüchte, daß sie die letzte Frucht seiner Lenden gewesen sein sollte und das war nicht einmal unwahrscheinlich, denn er hatte es mittlerweile böse mit dem Rücken und anderen, wichtigen Körperteilen. So schickte Salin seine Männer vor ihrem Einsatz in eine spezielle Ausbildung, die auch beinhaltete, tagelang mit verbundenen Augen durch tiefe Höhlen zu stolpern und sich, nur durch Einsatz ihrer großen linken Zehen, in ihrer Umgebung zu orientieren und wieder hinauszufinden, ohne die Augenbinde dabei abzunehmen.
Das gelang bei weitem nicht allen und so mancher verließ die Höhle mit Beulen am Kopf, mit blauen Augen oder böse geprellten großen Onkels und mit der Schmach und oft auch Tränen in den Augen.
Nach dieser harten Auslese bekamen sie dann eine noch härtere Aufgabe, die viele Jahre in Anspruch nehmen sollte und eine große Ehre bedeutete, nämlich auf die Prinzessin höchstselbst aufpassen zu dürfen.
Salim legte besonderen Wert darauf, auch dann keine Routine im Dienst aufkommen zu lassen, wenn die Wache bereits seit Jahren diente und pflegte ihnen zusätzliche Schwierigkeiten zu bereiten. Manchmal indem er ihnen z.B. heimlich die Schuhbänder zusammenband, nachdem sie ihre Augenbinde bereits aufgesetzt hatten oder ähnliche Schikanen, wobei jedoch so mancher blaue Fleck auch den routiniertesten Wachmann wieder auf den harten Boden der Tatsachen brachte.
Es war bereits eine große Ehre, selbst für Stunden, über die Prinzessin wachen zu dürfen. Dabei konnte der kleinsten Fehler dazu führten, wochenlangen von dieser Tätigkeit ausgeschlossen zu werden.
Außerdem mußten die Wachen, die natürlich verheiratet und im besten Mannesalter waren, ihren erstgeborenen Sohn, so lange sie Wache taten, im Palast abgeben. Niemand weiß, ob es der Wahrheit entsprach, aber es hieß, daß bei einem groben Vergehen, der erste Sohn mit seinem Vater zusammen für dessen Missetat bestraft werden würde. So grimmig ernst nahm man die Sache hier.
Nix für Pussies also.
Salin wurde plötzlich aus seinen Gedanken aufgeschreckt. Er zuckte zusammen, denn Unruhe machte sich breit unter seinen Mannen, daß konnte er nahezu körperlich fühlen. Sie gaben sich gegenseitig Zeichen und wurden immer nervöser, denn sie konnten die Prinzessin nicht mehr hören. Selbst der so oft trainierte und einzig von der Palastwache beherrschte rasterfahndungs Radar-Fledermausblick versagte.