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Teil 3 .. aus den Aufzeichnungen von Stefan H. (die H. Story) Ein biografischer Roman über meinen Freund Stefan H. danach gefragt, was er die letzte Zeit so gemacht hatte: Behörde um Millionen betrogen und das Geld dann wieder in der Karibik verpraßt. Warum hast du mir nichts abgegeben? Wollte dich da nicht mit reinziehen. Ich habe haufenweise Dinge erlebt, schreiben wir ein Buch. Ich schreibe keine Romane. Dann mach halt mal ne Ausnahme. Du bist der Einzige, dem ich dabei vertraue. Der Einzige, der schreiben kann, meinst du wohl. Das auch. Es handelt sich hier um eine wahre Geschichte, auch wenn es aus rechtlichen und privaten Gründen als Biografischer Roman verfaßt wurde. Lediglich Ereignisse, welche zu einer weiteren Strafverfolgung von im Buch beschriebenen Personen führen könnten oder noch lebende Personen betreffen, sind verändert worden. Ebenso sind einige Namen von beteiligten Personen, Orten etc. geändert worden. Eigentlich könnte alles, da es sich schlußendlich ja um einen Roman handelt, erfunden worden sein; ist es aber nicht!
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Seitenzahl: 65
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Einleitung
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Anhang
Impressum
Teil 3 .. aus den Aufzeichnungen von Stefan H. (die H. Story)
Ein biografischer Roman über meinen Freund Stefan H. danach gefragt, was er die letzte Zeit so gemacht hatte: Behörde um Millionen betrogen und das Geld dann wieder in der Karibik verpraßt.
Warum hast du mir nichts abgegeben? Wollte dich da nicht mit reinziehen. Ich habe haufenweise Dinge erlebt, schreiben wir ein Buch. Ich schreibe keine Romane. Dann mach halt mal ne Ausnahme. Du bist der Einzige, dem ich dabei vertraue. Der Einzige, der schreiben kann, meinst du wohl.
Das auch.
Es handelt sich hier um eine wahre Geschichte, auch wenn es aus rechtlichen und privaten Gründen als Biografischer Roman verfaßt wurde.
Lediglich Ereignisse, welche zu einer weiteren Strafverfolgung von im Buch beschriebenen Personen führen könnten oder noch lebende Personen betreffen, sind verändert worden. Ebenso sind einige Namen von beteiligten Personen, Orten etc. geändert worden. Eigentlich könnte alles, da es sich schlußendlich ja um einen Roman handelt, erfunden worden sein; ist es aber nicht!
dies ist der dritte und letzte Teil des Romans: Lebe jetzt, zahle später .. solltest du den ersten und zweiten Teil noch nicht kennen, ist es empfehlenswert ihn noch vor diesem hier zu lesen. Ansonsten viel Spaß und ein schönes Restleben.
Heute, ist es soweit. Es ist 6.00 Uhr und in drei Stunden werde ich mich für meine Taten vor dem Hamburger Amtsgericht verantworten müssen. Ich stehe auf, um mich fertig zu machen und einen Kaffee zu trinken. Ich bin nicht nervös - kein bißchen. Die Kleidung, die ich heute tragen will, habe ich mir schon gestern zurechtgelegt: Beiges Hemd, braune Wildlederjacke, blaue Jeans, schwarze Schuhe. Seriös, aber nicht gewollt seriös. Im übrigen ist es die gleiche Kleidung, die ich damals in der LZB getragen hatte, als ich das Geld abholte. Ich hatte sie die ganze Zeit über aufbewahrt, als ob ich unterbewußt gewußt hätte, daß ich genau diese Kleider noch einmal brauchen würde - der Kreis schließt sich.
Beim Anziehen der Schuhe gehen mir eigenartige Gedanken durch den Kopf. Komisch, ist mir bis jetzt gar nicht aufgefallen aber jetzt wo ich daran dachte, wollte ich sie schon wieder ausziehen. Ich dachte verzweifelt über Alternativen nach - aber nein. Es waren nun einmal die passenden Schuhe für den Rest meines Outfits. Meine Mutter kommt um 7.00 Uhr mit ihrem neuen Mann. Sie wollte mich begleiten und ihr Mann soll auf Amy aufpassen. Wir versuchen zu frühstücken und uns zu unterhalten. Beides mißlingt. Niemand hatte Hunger, noch etwas zu sagen. Wir schweigen uns gegenseitig an. Alle sind im Kopf mit dem Prozeß beschäftigt. Jeder hat Angst, etwas Falsches zu sagen und ich kann mit so einer Situation schlecht umgehen. So bleibt es dann beim Schweigen. Alle Augen hängen an den Zeigern meiner Wanduhr. Zwischendurch unsicheres Lächeln. Bis es endlich 8.00 Uhr ist und Angella, meine Mutter und ich in das angeforderte Taxi steigen.
Während der Fahrt hoffte ich, daß die Presse nicht da sein würde. Ich hielt es jedoch für unwahrscheinlich. Zumindest ein oder zwei Reporter werden wohl da sein, dachte ich. Ich dachte an das, was mich erwarten würde. Wie ich da sitzen würde, während die Anklage verlesen wird und die Zeugen ihre Aussagen machen. Aus irgendwelchen Gründen sollte meine Verhandlung nicht wie üblich im Gebäude des Amts-gerichts, sondern im DAG-Haus stattfinden. Die ganze Umgebung hatte also wenig Gerichtscharakter und für einen kurzen Moment stellte ich mir vor, ich würde auf dem Weg zu einem Vorstellungs-gespräch oder Ähnlichem, sein.
Wir gingen erst einmal in die Kantine und tranken einen Kaffee. Meine Mutter fragte mich, ob ich nervös sei. Ich verneinte dies mit einem Kopfschütteln. Ich fühlte bis jetzt eigentlich gar nichts. Ich ging raus um eine Zigarette zu rauchen und sah die ersten Reporter und Kamera-leute. Also sind sie doch gekommen - Scheiße. Ich wollte gerade wieder hineingehen, als ich Chris unschlüssig auf das Gebäude zukom-men sah. Er ist ein alter Freund, der mir auch in der Zeit der Verhand-lungen beigestanden hat. Nach einer kurzen Begrüßung und einem Seitenblick auf die nahenden Reporter gingen wir gemeinsam hinein. Wir holten meine Mutter und Angella in der Kantine ab und fahren mit dem Aufzug in den vierten Stock. Dort warteten schon eine Menge Presseleute, die mich allerdings noch in Ruhe ließen. Ich ging innerlich in Abwehrhaltung, aber niemand erwartete etwas von mir. Es wurden zwar einige Fotos gemacht und wie beiläufig aus der Hüfte heraus gefilmt, aber niemand sprach mich an oder bedrängte mich. Langsam dämmert mir, was ich angerichtet hatte, als ich das Fernsehen in meinen Fall hineinzog. Ich begann mich unwohl zu fühlen. Um zwei Minuten vor 9.00 Uhr tauchte meine Anwältin auf und teilte mir mit, ich müßte gleich mein Geständnis wiederholen. Dies war die gesamte Vorbe-reitung auf meinen Prozeß. Kurz darauf wurden wir aufgerufen und gingen hinein. Die Presse begann sich zu rühren und einige Fotos wurden geschossen.
Man wies mir meinen Platz zu und der Anwältin ihren, nachdem sie fragen mußte, wo sie denn sitzen sollte. Ich bekam langsam Bedenken. Ich hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn schon wurde die Anklage verlesen: Text der Anklage in Kurzform ..
Dann begann der Richter mich nach meinen Personalien und nach dem Tathergang zu befragen. Die Fragen wurden immer persönlicher:
Ich bekam Angst. Gehörte das noch dazu? Ich fühlte mich unbeschreib-lich unwohl. Hinter mir saß meine Familie und ein gutes Dutzend Pressevertreter, die jedes Wort hören konnten und mitschrieben. So habe ich mir das nun wirklich nicht vorgestellt. Ich brachte zwar vollständige Sätze hervor, aber blieb so kurz angebunden wie ich nur konnte. Manche Fragen wollte ich gar nicht beantworten. Dann sah ich hilfesuchend zu meiner Anwältin hinüber, die schön nickte: alles in Ordnung, wollte sie mir weismachen. Ich zitterte vor Anstrengung und dem Widerwillen, meine persönlichsten Dinge hier zu Offenbaren. Dabei ging es gar nicht mal um die konkreten Einzelheiten, sondern eher um diesen öffentlichen Seelenstrip, ohne das ich mich hätte darauf vorbereiten oder mir einige Gedanken oder Worte zurechtlegen können - mir quasi eine Schutzhülle anzufertigen .. meine Rolle einzuüben.
Nach circa dreißig Minuten hatte der Richter wohl alles gehört, was er hören wollte und fing an, die Zeugen aufzurufen. Ich war völlig fertig. Ich hatte alles gesagt. Nichts verschönert, nichts weggelassen, nichts dazugegeben.
Nur im Hintergrund bekam ich mit, wie es weiterging: Der Richter rief als erste Zeugin Frau M., Volkers Vorgesetzte, auf. Der Gerichtsdiener teilte mit, daß sie im Urlaub sei. Jetzt wurde meine Anwältin zum Ersten Mal aktiv und ihr fiel nichts bessere ein, als einen Witz zu reißen: „Hoffentlich verschwindet dieses mal nicht auch wieder Geld.” Eine Katastrophe, niemand fand das witzig und der Richter strafte sie mit abwertenden Blicken. Als nächstes wurde der Amtsleiter als Zeuge aufgerufen und machte exakt die gleiche Aussage, die er auch gegen-über der Polizei vor zwei Jahren gemacht hatte. Zusammengefaßt wurde wieder überdeutlich, wie löchrig das System der Baubehörde war und wahrscheinlich heute noch ist.
Dann kam der BKA-Mann, der damals die Untersuchung geleitet hatte. Er konnte keine Auskunft darüber geben, wie Volker an das Paßwort gekommen war. Er fing an, sich über das Computersystem auszulassen, konnte sich aber kaum noch an andere Gegebenheiten, wie z. B. die Höhe der überwiesenen Summen usw. erinnern. War für ihn wohl zu lange her. Der hatte bis heute wohl zig ähnliche Fälle zu bearbeiten. Da verschwimmen die Einzelheiten. Er wollte, falls es nötig werden sollte, seine Aktennotizen zu Hilfe holen lassen. War vorerst nicht notwendig.
Nach jeder Befragung wurde meine Anwältin und auch ich gefragt, ob wir etwas fragen oder zu sagen hätten. Sie verneinte und ich dann natürlich auch, in Ermangelung besseren Wissens. Der Richter ordnete eine Pause an. Alle, außer meiner Anwältin und mir, verließen den Saal. Sie meinte, ich hätte das gut gemacht. Ich war da allerdings ganz anderer Meinung. Ich fühlte mich so betäubt, daß ich nicht wußte, ob ich heulen oder einfach auf sie losgehen sollte. Ich brauchte einige Minuten, bis ich mich wieder unter Kontrolle hatte. Ich traute mich wegen der Presse nicht raus - was gäbe ich für eine Zigarette. Ich teilte meiner Anwältin mit, daß ich kein Wort mit der Presse sprechen werde und sie dies auch unterlassen sollte. Sie stimmte zu.
Die Öffentlichkeit wurde wieder hereingebeten und die Pressevertreter kamen schlendernd in den Gerichtssaal. Sie schienen zufrieden mit dem, was sie gehört und wahrscheinlich in der Pause bereits an ihre Redaktionen weitergegeben hatten. Nachdem die Aufmerksamkeit wieder auf meinen Fall gerichtet war, wurde zu guter Letzt noch der Gutachter aufgerufen. Ich kannte das Gutachten bereits: