Zum Ersten, zum Zweiten – verführt! - Jules Bennett - E-Book

Zum Ersten, zum Zweiten – verführt! E-Book

Jules Bennett

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Beschreibung

Zum begehrenswertesten Junggesellen in ganz Texas hat ihn die Presse gekürt! Darauf kann der attraktive Milliardär Matt Galloway gut verzichten. Denn insgeheim will er schon lange nur die wunderschöne Rachel Kincaid. Aber Rachel ist die Witwe seines besten Freundes und damit tabu. Doch dann macht sie ihm einen verführerischen Vorschlag: Er soll sich bei einer Junggesellen-Auktion für einen wohltätigen Zweck ersteigern lassen. Etwa von ihr? Es könnte alles zwischen ihnen ändern, wenn er ihr erst sinnlich ausgeliefert ist …

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Seitenzahl: 197

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2018 by Harlequin Books S. A. Originaltitel: „Most Eligible Texan“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 2081 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Peter Müller

Abbildungen: [email protected] / Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733725211

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Einfach lesen, was einem Spaß machte, den ganzen Morgen über, und dazu einen schönen Pumpkin Spice Latte mit Sahne darauf genießen. Wer konnte dazu schon Nein sagen?

Rachel Kincaid ging voller Vorfreude auf den Coffeeshop The Daily Grind zu. Zwei Wochen hatte sie noch Zeit, bis sie sich wieder dem Studium ihrer Lehrbücher widmen musste. Obendrein war sie zum ersten Mal allein unterwegs, seit sie vor elf Monaten ihr Kind bekommen hatte.

Leichte Schuldgefühle nagten an ihr, weil sie ihre süße kleine Ellie auf der Lone Wolf Ranch zurückgelassen hatte. Aber sie wusste, dass das Baby in besten Händen war, denn ihre gute Freundin Alexis Slade passte auf ihren Schatz auf. Und auch die Hausangestellten hatten ein Auge auf sie.

Alexis war so großzügig gewesen, sie mitsamt ihrem Baby auf die Ranch einzuladen, und Rachel hatte diese Mädelszeit bitter nötig. Alexis und ihr Großvater Gus gaben Rachel das Gefühl, Teil ihrer Familie zu sein.

Im Gehen zog Rachel ihr Handy aus der Handtasche und tippte eine kurze Textnachricht, um nachzufragen, ob mit Ellie alles in Ordnung war. Vielleicht war sie als Mutter ein bisschen überfürsorglich, aber sie war ja auch noch ziemlich neu in diesem Geschäft.

Rachel war so auf ihr Handy konzentriert, dass sie plötzlich gegen etwas prallte.

Nein, nicht gegen etwas. Gegen jemanden. Gegen einen Mann. Einen hochgewachsenen, muskulösen, sehr maskulinen Mann.

Kräftige Hände hielten sie fest, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor. Rachel blickte auf und in ein bekanntes Gesicht. Der Mann schien ebenso überrascht zu sein wie sie.

„Matt?“

„Rachel?“

Das letzte Mal hatte sie Matt Galloway bei der Beerdigung ihres Ehemannes Billy gesehen. Etwas mehr als ein Jahr war das jetzt her. Kurz danach hatte sie noch ein paar Nachrichten von ihm bekommen. Dann nichts mehr, obwohl Matt der beste Freund ihres verstorbenen Mannes gewesen war.

Auch sie hatte sich immer sehr gut mit ihm verstanden, deshalb hatte sie sich oft gefragt, wieso er nach Billys Tod so völlig abgetaucht war. „Was machst du denn hier in Royal?“ Das Letzte, was sie von ihm wusste, war, dass er in Dallas Millionen verdiente und die Damenwelt der Großstadt bezirzte.

„Ich verstecke mich in der Provinz“, antwortete er lachend. „Mal raus aus der Stadt, raus aus dem Rampenlicht.“

Rachel musste lächeln. „Ach ja, ich erinnere mich, du wurdest zum begehrenswertesten Junggesellen von ganz Texas gekürt. Und jetzt versteckst du dich? Was ist los mit dir, Matt? Bist du es leid, dass die Ladys hinter dir her sind?“

Bisher hatte Matt es durchaus genossen, von attraktiven Frauen umgarnt zu werden. Sogar sie war mal an ihm interessiert gewesen, aber dann war Billy gekommen. Sie hatte sich Hals über Kopf in Billy verliebt, und … na ja, das war nun Vergangenheit. Sie musste ihre Trauer überwinden und in die Zukunft blicken.

„Komm mit rein in den Coffeeshop, ich gebe dir einen Kaffee aus“, schlug Matt vor.

„Einen Kaffee trinken, einfach so? Als ob nichts gewesen wäre, als ob du nicht ein Jahr lang in der Versenkung verschwunden wärst?“

Der Vorwurf war ihr so herausgerutscht, aber er war begründet. Sie hätte seinen Trost, sein Mitgefühl gut brauchen können, doch Matt war abgetaucht. Dafür war er ihr zumindest eine Erklärung schuldig.

Andererseits wäre ein solches Gespräch am frühen Morgen zu schwere Kost. Sie hatte kaum geschlafen. Babys hielten sich nun mal nicht an die üblichen Schlafenszeiten. „Ach, lassen wir das“, sagte sie besänftigend. „Auf jeden Fall freue ich mich, dich wiederzusehen.“

Das meinte sie ernst. Seit sie Matt und Billy auf einer College-Party kennengelernt hatte, hatte er als Freund ihres Mannes irgendwie immer zu ihrem Leben gehört. Erst nach Billys Tod hatte sich alles geändert.

Auf jeden Fall würde es ihr guttun, mit ihm zu plaudern, denn ein wenig Ablenkung konnte sie wirklich brauchen. Er würde schon seine Gründe haben, warum er sich so lange nicht gemeldet hatte, und vielleicht verriet er sie ihr ja auch.

„Mit normalem Kaffee machst du mir allerdings keine Freude“, sagte sie, während sie den Coffeeshop betraten. „Aber wenn du willst, kannst du mir mein Lieblingsgetränk ausgeben.“

Matt legte ihr aus alter Gewohnheit eine Hand auf den Rücken. Eine vertraute Geste unter guten Freunden, nichts weiter, doch Rachel zuckte dabei innerlich zusammen. Nicht, weil es ihr unangenehm war, sondern weil diese Berührung etwas in ihr auslöste. Schon so lange hatte kein Mann sie mehr berührt.

Es hat nichts mit Matt zu tun, sagte sie sich, schließlich ist er bloß ein guter Freund, um Himmels willen. Es war nur, weil sie schon so lange allein war, weil sie niemanden hatte, der sie mal in den Arm nahm.

Eigentlich war es dumm, dass sie darüber überhaupt nachgrübelte. Es war eine leichte Berührung gewesen, nichts weiter.

„Soll ich raten? Du nimmst bestimmt dieses eklig süße Zeug mit Kürbiskuchengewürz und Schlagsahne, stimmt’s?“

Sie warf ihm einen bösen Blick zu. „Ich verurteile dich nicht für deine Schwächen, und dafür verurteilst du mich nicht für meine. Ist das klar, Mr. Begehrenswertester Junggeselle?“

„Wie du willst.“ Matt bestellte sich einen langweiligen schwarzen Kaffee.

Nachdem auch sie ihre Bestellung aufgegeben hatte, setzten sie sich auf eins der gemütlichen Ledersofas vor dem großen Schaufenster.

Rachel konnte es noch nicht richtig fassen, dass Matt hier in Royal war. Er sah nach wie vor verdammt gut aus, fand sie. Vermutlich hatte er, im Gegensatz zu ihr, ein gutes Jahr hinter sich. Sie hingegen sah garantiert genau so aus, wie sie sich fühlte: abgespannt, erschöpft, ausgelaugt.

Nervös strich sie sich mit einer Hand durchs Haar. Sie wusste nicht recht, was sie sagen sollte, nachdem sie so lange nichts voneinander gehört hatten. Ein merkwürdiges Gefühl. Dazu kam noch, dass ihr Körper sonderbare Signale sendete, wenn sie Matt ansah. Was konnte das nur zu bedeuten haben?

„Was treibst du denn hier in Royal?“, fragte Matt und sah sie forschend an. „Du bist ja nicht auf der Flucht vor den Medien wie ich, oder?“

Er benahm sich, als wäre nicht ein Jahr ohne Kontakt vergangen. Sie hatte vor, ihn zur Rede zu stellen und ihn zu fragen, wieso er so plötzlich von der Bildfläche verschwunden war – aber nicht jetzt. Jetzt wollte sie nur gemütlich plaudern.

„Nein, so interessant wie du bin ich nicht“, erklärte sie lächelnd. „Ich bin zu Besuch bei Alexis Slade, meiner alten Freundin aus dem College.“

„Ach ja, die Familie Slade kenne ich. Bist du alleine da oder …?“

„Wenn du fragen willst, ob es einen Mann in meinem Leben gibt – nein. Ich bin mit meiner kleinen Tochter hier.“

Matt blickte sie erstaunt an, aber bevor er etwas sagen konnte, wurden ihnen die Getränke serviert. Erst als die Bedienung wieder gegangen war, sagte er: „Ich wollte nicht neugierig sein. Ich finde, ich habe kein Recht mehr, dich über dein Privatleben auszufragen. Allerdings würde mich schon interessieren, wie es dir jetzt so geht.“

„Es geht mir gut, und du kannst mich ruhig alles fragen. Das empfinde ich nicht als unangenehm. Wir haben ja nicht mehr mitbekommen, was im Leben des anderen so abgelaufen ist.“ Sie nippte an ihrem Getränk, dann verzog sie das Gesicht. „Igitt, was ist denn das?“ Sie stellte den Porzellanbecher ab. „Das ist nie im Leben Pumpkin Spice Latte.“

Matt lachte. „Natürlich nicht. Das hast du ja auch nicht bestellt.“

„Habe ich wohl“, widersprach sie. „Das bestelle ich mir doch immer im Coffeeshop, vor allem im Herbst.“

„Ich weiß, wie gerne du Pumpkin Spice Latte trinkst. Aber ich war bei deiner Bestellung dabei. Du hast Muskatnuss-Kaffee mit Schlagsahne und Schuss geordert.“

Rachel schluckte. Wie hatte ihr denn das passieren können? Sie musste völlig in Gedanken versunken gewesen sein. Oder verwirrt. Wegen des unverhofften Wiedersehens mit Matt. Irgendwie beeindruckte er sie schon, stark und sexy, wie er war.

Aber er war nun mal der beste Freund ihres verstorbenen Mannes gewesen. Deswegen durfte sie nicht daran denken, dass sie ihn sexy fand.

Matt erhob sich. „Damit dir dieses kleine Missgeschick nicht den Tag verdirbt, hole ich dir das Richtige. Also einen großen Pumpkin Spice Latte, ja?“

„Ja, genau. Danke dir.“

Sie sah ihm nach. Warum machte er sie nur so nervös? Na ja, immerhin war er der begehrenswerteste Junggeselle von ganz Texas.

Matt entschloss sich, auf Rachels Getränk zu warten, statt schon zu ihr zurückzukehren und es von der Bedienung bringen zu lassen. Er brauchte dringend etwas Zeit für sich, um seine Gedanken zu ordnen, denn er musste zugeben, das überraschende Wiedersehen mit ihr warf ihn doch ein wenig aus der Bahn. Im vergangenen Jahr hatte er sehr oft an sie denken müssen. Sicher, er hatte den Kontakt zu ihr abgebrochen, aber er hatte keine andere Wahl gehabt.

Und nun würde sie wissen wollen, warum. Natürlich, sie verdiente eine Antwort. Er war jedoch nicht bereit, sie ihr zu geben.

Eigentlich hatte er fest damit gerechnet, dass er in der langen Zeit der Trennung seine Gefühle für Rachel wieder unter Kontrolle bekommen würde. Er hatte sich in die Arbeit gestürzt, in der Hoffnung, diese bezaubernde blonde Schönheit zu vergessen, von der zu träumen er nicht aufhören konnte.

Doch es hatte nicht geklappt. Er hatte sogar Erkundigungen über sie eingezogen. Nicht, weil er ein heimlicher Stalker war, sondern aus Sorge um sie. Um ihr notfalls helfen zu können. Aber soweit er es mitbekam, hatten Billys Eltern und auch dessen Bruder sich darum gekümmert, dass Rachel alles hatte, was sie brauchte. Das Geld aus der Lebensversicherung konnte nicht ewig reichen, doch Billy kam aus einer wohlhabenden Familie.

Allerdings hatte Rachel ihr Haus in Dallas verkauft. Sie war aus dem Anwesen ausgezogen – und jetzt war sie hier. Was sie wohl für die Zukunft plante? Ob sie vorhatte, nach Dallas zurückzukehren?

Wenn sie wegen des Kindes nicht arbeitete, wären ihre Geldreserven irgendwann aufgebraucht. Er war gerne bereit, ihr zu helfen, falls nötig – er wusste jedoch, sie wäre zu stolz, um ihn darum zu bitten. Umso wichtiger war es, dass er sie im Auge behielt.

Eigentlich hatte er nicht mehr das Recht, sie nach irgendetwas zu fragen. Er hatte schließlich den Kontakt abgebrochen. Er hatte es tun müssen. Einerseits aus Respekt vor Rachel, andererseits, um nicht verrückt zu werden.

Dass sie ein Kind hatte, wusste er schon. Bereits bei der Beerdigung ihres Mannes hatte er ihren Babybauch gesehen.

Aber dass sie nun plötzlich hier in Royal auftauchte – damit hatte er nicht gerechnet. Für ihn war das Zusammentreffen mit ihr wie ein Sechser im Lotto, und doch hatte er ein schlechtes Gewissen gegenüber seinem verstorbenen Freund Billy. Gegenüber Rachel müsste er zugeben, dass er sich absichtlich von ihr ferngehalten hatte. Er würde es damit begründen, dass er Zeit gebraucht hatte. Den wahren Grund – dass er sich so stark zu ihr hingezogen fühlte – würde er ihr natürlich nicht nennen. Nicht nennen können.

„So, ein Pumpkin Spice Latte“, sagte die Bedienung und stellte das Getränk vor ihn hin.

Matt nickte. „Dankeschön.“

Er machte sich auf den Weg zurück zu Rachel. Zu Rachel, die er immer noch heimlich begehrte. Die er vom ersten Moment an begehrt hatte.

Umso schwerer hatte es ihn damals getroffen, als sie seinen besten Freund geheiratet hatte. Einen Mann, der – er konnte es nicht anders sagen – eine so fantastische Frau wie sie nicht verdient hatte.

Rachel war seine Traumfrau. Aber sie würde niemals ihm gehören.

Matt wusste nicht, was schlimmer war: in Dallas zu bleiben und als sogenannter begehrenswertester Junggeselle von Texas ständig von Paparazzi verfolgt zu werden, oder in dieser Kleinstadt mit der Frau zusammenzusitzen, die er nicht haben konnte – und die ausgerechnet die einzige Frau war, die er wirklich haben wollte.

Er musste an die Party zurückdenken, auf der er Rachel zum ersten Mal begegnet war. Er hatte ein wenig mit ihr geflirtet und gerade beschlossen, sie um ein Date zu bitten, als Billy sich einmischte und sie ihm entführte.

Wenn er zu diesem Zeitpunkt nur geahnt hätte, wie sich die Geschichte zwischen Billy und Rachel entwickeln würde.

„Einen Pumpkin Spice Latte in der Luxusversion für die hübsche junge Dame“, sagte er, als er das Getränk vor sie hinstellte. Er deutete eine Verbeugung an wie der Kellner eines Luxusrestaurants.

Sie lachte, und es klang wie Musik in seinen Ohren. „Sehr freundlich. Ich fühle mich geschmeichelt.“

Er setzte sich wieder zu ihr.

Sie probierte ihr Getränk und seufzte verzückt. „Ah, das nenne ich einen Genuss!“

Ihr Seufzen elektrisierte ihn. Wahrscheinlich ahnte sie nicht einmal, wie sehr sie einen Mann durch so einen kleinen Laut verzaubern konnte. Wie viele Männer ihr wohl schon verfallen waren?

„Erzähl mir doch etwas mehr über deinen Ehrentitel“, forderte sie ihn lächelnd auf. „Müssen wir uns auf juchzende Groupies und übereifrige Fotoreporter einstellen?“

„Ich hoffe nicht.“ Matt nippte an seinem Kaffee. „Eigentlich möchte ich gar nicht darüber reden. Reden wir lieber über dich. Was treibst du hier in Royal? Davon abgesehen, dass du bei den Slades wohnst.“

Sie schlug die Beine übereinander. Fasziniert betrachtete Matt sie. Sie schien nicht ganz so ruhig und gelassen zu sein, wie sie sich nach außen hin gab.

„Ich will online meinen Abschluss in Marketing machen. Tja, und dann mal sehen, wie es weitergeht.“

Irgendwie spürte er, dass sie nicht glücklich war. Das tat ihm leid. Wenn es nach ihm ginge, hätte sie nur das Allerbeste verdient.

„Wie lange läuft dieses Online-Studium denn noch?“, fragte er.

„Noch ein Semester, dann bin ich damit durch. Ich kann’s kaum erwarten.“

Als alleinerziehende Mutter eines kleinen Kindes hatte sie wahrscheinlich auch ohne das Studium Stress genug. An Geld fehlte es ihr vermutlich nicht. Im Zweifelsfall würden ihre Schwiegereltern sie sicher unterstützen.

Sie hatte Marketing studiert, als er und sie sich kennenlernten, als Billy und sie dann heirateten, hatte Billy sie jedoch überredet, ihr Studium an den Nagel zu hängen.

Irgendwie war Matt stolz auf sie, dass sie jetzt doch noch ihren Abschluss machen wollte.

Am liebsten hätte er sie tausend Dinge gefragt, aber das schien ihm verfrüht. Eigentlich war zunächst er an der Reihe. Er war ihr Antworten schuldig, weil er sich so lange nicht gemeldet hatte.

Er schwor sich, er würde Royal nicht verlassen, ohne sicherzustellen, dass Rachel und ihre Tochter alles hatten, was sie brauchten.

War sie vielleicht doch in Schwierigkeiten? Wohnte sie möglicherweise bei den Slades, weil sie keine eigene Bleibe hatte? Wieso hatte sie sich von dem Haus getrennt, das Billy und sie zusammen besessen hatten?

„Wie lange hast du denn vor, dich vor deinem Fanclub zu verstecken?“, fragte sie ihn.

Er lächelte süßsauer. Dass er gewissermaßen auf der Flucht vor Paparazzi war, stimmte, doch das war nur die halbe Wahrheit. Er hatte noch andere Baustellen. Auseinandersetzungen mit seinem Geschäftspartner, Verhandlungen, bei denen er einfach nicht weiterkam. Eigentlich wollte er seine einundfünfzig Prozent des Geschäfts verkaufen und etwas Eigenes aufziehen. All das und mehr beschäftigte ihn, aber das wäre zu kompliziert zu erklären.

Es war ein unverhofftes Wiedersehen, und er wollte die Stimmung lieber locker halten, als Probleme zu wälzen. Jetzt, wo sie sich beide zeitweilig in Royal aufhielten, wollte er sich unbedingt öfter mit ihr treffen. Irgendwie konnte es kein Zufall sein. Vielleicht hatte das Schicksal noch etwas mit ihnen vor.

„Auf absehbare Zeit bleibe ich erst mal hier. Das alte Anwesen meines Großvaters liegt am Ortsrand. Es hat ein paar Jahre leer gestanden, und ich habe darüber nachgedacht, ob ich es renovieren lassen sollte und es danach vielleicht verkaufe. Im Moment wohne ich im Bellamy“, sagte er.

Das Bellamy war frisch renoviert und mit seinen fünf Sternen das beste Hotel am Platze. Als er sich entschlossen hatte, nach Royal zu kommen, hatte er sich gleich die Penthouse-Suite reservieren lassen. Finanziell war das kein Problem für ihn. Mit seinem Vermögen konnte er sich alles leisten, was er wollte. Dennoch spürte er eine gewisse unbestimmte Leere in sich. Irgendetwas fehlte ihm – er wusste nur nicht, was.

Rachel trank von ihrem Pumpkin Spice Latte und schloss verzückt die Augen. Einen ähnlichen Gesichtsausdruck würde sie wahrscheinlich auch beim Sex haben, schoss es ihm durch den Kopf. Ja, er begehrte sie nach wie vor, sehr sogar. Was wohl zwischen ihnen beiden geschehen wäre, wenn Billy damals nicht auf dieser Party aufgetaucht wäre?

Wenn er ehrlich war, stellte er sich diese Frage immer noch jeden Tag. Alle Frauen, die er seitdem kennengelernt hatte, waren eigentlich nur Lückenbüßerinnen gewesen, Lückenbüßerinnen für die Frau, die er wirklich wollte, aber nie bekommen hatte.

Matt stellte seinen Kaffeebecher ab und rückte näher an sie. „Hör mal, Rachel.“

„Nein.“ Entschlossen schüttelte sie den Kopf. „Lass uns nicht von den alten Zeiten anfangen. Jedenfalls jetzt noch nicht.“

Eigentlich hätte er am liebsten Klarheit geschaffen, aber vielleicht war es wirklich der falsche Zeitpunkt. Schließlich nickte er. „Okay, ist gut. Da wir nun beide eine Zeitlang hier in der Stadt sind, würde ich dich gerne heute Abend zum Essen einladen.“

Rachel lachte auf. „Ich bin nicht mehr die unbeschwerte junge Frau, die frei von allen Verpflichtungen ist, Matt. Ich bin alleinerziehende Mutter. Das bringt jede Menge Verantwortung mit sich.“

„Bring deine Tochter doch mit.“

Wieso war ihm das denn jetzt herausgerutscht? Noch nie hatte er eine Frau mit ihrem Kind auf ein Date gebeten. Hatte er überhaupt schon mal ein Date mit einer jungen Mutter gehabt?

Nein, hatte er nicht. Aber eigentlich spielte das keine Rolle, weil ohnehin keine Frau wie Rachel war. Außerdem wollte er Billys Tochter kennenlernen, wollte sehen, wie sie geraten war. Sein bester Freund war vielleicht nicht gerade der tollste Ehemann der Welt gewesen, doch er hatte ihn wirklich gemocht, und das Kind war gewissermaßen die letzte Verbindung zu ihm.

Rachel strahlte ihn an. „Gut, dann haben wir ein Date. Oder jedenfalls so was Ähnliches.“

„Freut mich“, gab Matt zurück. Im Stillen fragte er sich allerdings, ob er richtig gehandelt hatte. Je länger er in Rachels Nähe war, je mehr Umgang er mit ihr pflegte, desto gefährlicher würde es für ihn werden. Konnte er ihr widerstehen? Oder besser gesagt: Wollte er ihr widerstehen?

2. KAPITEL

„So gierig, wie du die Fotos anguckst, könnte man glauben, du willst selbst auf einen der Junggesellen bieten.“

Rachel blickte von den Fotografien auf, die auf dem großen Holztisch verteilt waren, und sah ihre Freundin Alexis an. „Ich tue nur meine Pflicht“, erwiderte sie scherzhaft.

Jedes der Fotos zeigte einen alleinstehenden Mann aus Royal, der sich bereiterklärt hatte, sich für einen guten Zweck versteigern zu lassen. Alle Einnahmen sollten der Forschung über Bauchspeicheldrüsenkrebs zugutekommen. Frauen konnten auf die Männer bieten, und die Gewinnerin bekam ein Traumdate.

Im Moment waren sie und Alexis dabei, die Kandidaten zu sichten. Sie brauchten einen besonders attraktiven Junggesellen, der gewissermaßen das Aushängeschild für die gesamte Aktion darstellte.

„Ich kümmere mich ums Marketing und die Arbeiten im Hintergrund“, sagte Rachel. „Mir selbst ein Traumdate zu sichern, daran habe ich noch gar nicht gedacht.“ Im Kopf rechnete sie schnell durch, was sie für den guten Zweck spenden könnte, ohne dass es ihr Budget in Gefahr brachte. Schließlich studierte sie momentan, und wann ihr das Studium einen Job einbringen würde, stand in den Sternen. „Also, ich spende auf jeden Fall was, auch wenn ich keinen Junggesellen ersteigere. Es sind so viele gute Typen, die sich zur Verfügung gestellt haben – da fällt es nicht leicht, zu entscheiden, wer unsere Galionsfigur sein soll. Unser Werbegesicht.“

Alexis setzte sich neben sie und nahm ein Bild nach dem anderen zur Hand. Die Auswahl fiel wirklich schwer. Ärzte waren dabei, Rechtsanwälte, Rancher und Piloten. Royal hatte ein beeindruckendes Angebot an attraktiven Männern. Wie konnte es nur angehen, dass all diese Prachtkerle noch Singles waren?

„Auf ihre Art wären sie fast alle geeignet“, stellte Alexis fest. „Aber unser Aushängeschild-Mann müsste etwas ganz Besonderes sein, jemand, für den die Ladys freiwillig jede Menge Geld raushauen.“

An jedem Bild war in der oberen rechten Ecke mit einer Büroklammer ein Zettelchen angeheftet, auf dem einige Eckdaten über den Junggesellen standen: Name, Alter, Beruf. Bei der reichen Auswahl würde sich die Forschungsstelle über Bauchspeicheldrüsenkrebs sicher über einen fetten Scheck freuen können.

Alexis und ihr Großvater Gus hatten alle Junggesellen rekrutiert, und jetzt war es Rachels Aufgabe, kräftig Werbung zu machen und dafür zu sorgen, dass die Frauenwelt von Royal möglichst hohe Gebote abgab.

„Am besten lassen wir die Fotos einrahmen“, murmelte Rachel vor sich hin. „Wir präsentieren sie dann alle im Gartenbereich des Texas Cattleman’s Club, damit die Frauen sich schon vorher aussuchen können, auf wen sie bieten möchten.“

Sie hatte bereits eine Art Auktionskatalog entworfen, in dem alle Junggesellen mit einem Foto vorgestellt wurden, und sie hatte bei allen Männern angefragt, ob sie einen kleinen Text – eine Anmerkung oder einen lustigen Kommentar – beisteuern würden.

„Für unseren Katalog habe ich mir mal eine Reihenfolge der Kandidaten zurechtgelegt“, sagte Rachel. „Vielleicht ist das nicht so wichtig, aber ich war gestern Abend noch lange auf, und plötzlich ist es über mich gekommen – ich musste sie durchnummerieren und …“

„Verstehe schon, es war wie ein Zwang, dass du sie in eine Reihenfolge bringen musstest.“ Alexis griff nach ihrer Hand und drückte sie. „Ich bin so froh, dass du mir bei der Sache hilfst. Dass du hier bist, versetzt mich sozusagen in alte Collegezeiten zurück. Na ja, es ist nicht ganz wie im College – wir feiern weniger Partys und müssen auf ein Baby aufpassen. Aber trotzdem ist es toll, dich hier auf der Ranch zu haben.“

Rachel freute sich sehr darüber, hier zu sein. Sie hatte sich einsam und verlassen gefühlt, doch dann war das Angebot von Alexis gekommen, sie in Royal zu besuchen. Eine willkommene Abwechslung – und vielleicht eine neue Chance. Möglicherweise würde Royal ja sogar ihr neues Zuhause werden. Sicher, Royal war keine Weltstadt, aber es war wiederum auch nicht zu provinziell. Und das Angenehme war, die Leute hier kannten einander und halfen sich gegenseitig. Eine wirklich schöne Atmosphäre.

Das Beste war natürlich, dass ihre Freundin hier wohnte. Die kleine Ellie schien Gus und Alexis ebenfalls schon liebgewonnen zu haben.

„Die Lone Wolf Ranch ist einfach großartig“, sagte Rachel strahlend. „Und ich bin so froh, dass du mich um Hilfe wegen der Auktion gebeten hast. Ich habe so das Gefühl, dass die Einnahmen deine Erwartungen übertreffen werden.“

„Das wäre schön“, sagte Alexis, „aber ich habe mir ein ziemlich hohes Ziel gesteckt. Diese Wohltätigkeitsveranstaltung bedeutet für mich viel mehr als nur eine Geldbeschaffungsmaßnahme. Ich möchte damit das Andenken an meine Großmutter ehren, und gleichzeitig möchte ich, dass mein Großvater stolz auf mich ist. Die beiden haben so viel für mich getan.“

Rachel kannte die Geschichte hinter diesem Wunsch. Alexis’ Großmutter war an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben, und alle Einnahmen der großen Junggesellenauktion würden der Forschung im Angedenken an Sarah Slade gespendet werden.